Leere - ein fast normaler Tag
(Sorry, falls es im falschen Thread gelandet ist)
Er hat gesehen, dass ich online bin. ‚Hast du heute frei…? … Dass du online bist?
Aber ja doch, dass hatte ich doch schon vergangene Woche gesagt, dass ich eine ganze Woche und zwei zusätzliche Tage, heute und morgen, frei habe – aber das schien untergegangen zu sein. ‚Ja, heute und morgen habe ich noch frei.’
Ob er wohl heute Zeit für mich hatte? Letzten Donnerstag klappte es nicht mehr. Ich war danach enttäuscht und gleichzeitig so überdreht, dass ich mich tage- und nächtelang in Chaträumen rumgetrieben habe, das virtuelle Abenteuer suchend – findend, abbrechend, wieder findend – mehr abgebrochene Chats als zu Ende geführte – immer mit einem unerfüllten Gefühl zurückbleibend, auch wenn ich mir den einen oder anderen Orgasmus hatte bescheren können – aber dazu wäre der Chat nicht nötig gewesen; wenigstens konnte der eine oder andere Chatpartner von meinem ‚Frust’ profitieren und sich mit meiner wortreichen Hilfe befriedigen. Ich verkomme zur Wixvorlage….
Ein neues Mail kommt rein. ‚Evtl heute abend?
‚Gerne!’
‚Schreib mir… … was perverses, versautes und geile mich auf… Vielleicht mit Bild?’
Und was mache ich, mit neu erwachter Hoffnung, schon die erste Feuchtigkeit zwischen den Beinen spürend? Ich zieh mir heisse Dessous an, mache das gewünschte Foto, in Ledercorsage, auf dem Rücken liegend, die Beine weit geöffnet fixiert, die mit Manschetten versehenen Hände zu den Seilen an den Bettecken gereckt, und schreibe danach die gewünschte Geschichte:
„Ich erwarte Dich in einer sexy Corsage (welche? blaue, schwarze, rotschwarze, schwarzes Leder, rotes Leder?) mit Strapsen und halterlosen Strümpfen an der Türe. Wir küssen uns ausgiebig und du umfasst fest meine Brüste, massierst und knetest sie. Dann drückst Du mich auf die Knie, und ich öffne Deine Hose, hole Deinen Schwanz heraus und beginne ihn liebevoll zu küssen, fahre mit der Zunge den Schaft entlang, nehme ihn zwischen meine Lippen, in den Mund, ganz tief....
Bevor es Dir zuviel wird, entziehst Du Dich mir. Ich helfe Dir aus Deinen Schuhen, Socken, Hosen, Du übernimmst den oberen Teil . Dann ziehst Du mich hoch und schiebst mich in Richtung Bett, auf das Du mich schubst.... Du bindest meine Hände an die Bettecken und fixierst meine Beine mit dem vorhandenen Fixiergurt, so dass ich mit weit geöffneten Beinen vor Dir liege.
Zart und hart küsst Du mich, versenkst Deine Zunge in meinem Mund, umfasst meine Brüste, presst sie fest, dann sucht sich eine Deiner Hände den Weg zwischen meine in Erwartung bereits klitschnassen Spalte. Nur hauchzart streifst Du meine Kli auf dem Weg zu meiner Grotte, in die Du zuerst nur einen Finger versenkst, dann zwei, mich auslotest, drei... haben auch vier Platz? Ich wurde noch nie gefistet - aber vielleicht möchtest zu versuchen, ob ich dafür offen genug bin....
Vielleicht findet ja auch ein Finger Deiner anderen Hand den Weg in den Hintereingang.... oder auch zwei (aber dort wird definitiv nicht gefistet )
Ich stelle es mir absolut geil vor, gleichzeitig deine Finger (oder Hand?) in meiner Grotte und Deinen Schwanz in meinem Hintereingang zu spüren!!!! Dich dazu zu bringen, dass Du in mir abspritzt.... (also nicht in der Grotte, denn es ist die 'gefährliche' Zeit )“
Schnell sind die Worte in den PC getippt und die Mail abgeschickt. Ich fiebere der Antwort entgegen. Es kommt ein ‚Geil!’
‚Nur ein Ausrufezeichen?
’ ; da hatte ich mir so Mühe gegeben….
Immerhin kommen dann noch ein paar weitere Ausrufezeichen zurück
…
Erwartungsfroh gehe ich unter die Dusche, wasche mich gründlich, spüle den Hintereingang gründlich durch, entnervt, dass auch nach dem sechsten Durchgang noch immer was rauskommt….
Inzwischen ist ein MMS eingetroffen. Ein undefinierbares Bild und der Text ‚im Auto. Beule in der Hose’
Aha! Hatte meine Phantasie doch Eindruck gemacht! Später ein SMS. ‚Bin geil. Mach dich mal zur sicherheit bereit. Ich hoffe es reicht heute’ – Aber das hoffe ich doch auch!!! Später will er noch weitere Bilder. Ich stelle ihm das ‚Original’ in Aussicht, wenn er es zu mir schafft…. Die Antwort ist ermutigend. ‚Ich komme bestimmt noch. Also zeig mir wie geil du bist’. Schicke dann doch noch ein zweites Foto, vornübergebeugt, die Brüste zeigend, einen Dildo im Mund und die Hand im Schritt….
Das scheint zu überzeugen, denn ein weiteres SMS kündigt die Ankunft an ‚Vergehe mich versaut in 15 Min an dir’ – Mein Puls schnellt nach oben. Ich muss zum gefühlten 354zigstenmal aufs Klo, nochmals kleine Reste rausdrücken, nochmals spülen, nochmals die eigentlich schon leere und doch nervöse Blase leeren, Zähne putzen, Zunge abbürsten, etwas Deo unter die schon wieder feuchten Achseln, ein Schluck trinken, ein erfrischendes Bonbon in den trockenen Mund – und immer wieder der Gang zum Fenster.
Dann fährt sein Wagen vor, und wenig später läutet die Türglocke…..
Das Treffen läuft fast genau so ab, wie in der Geschichte beschrieben. Aber irgendetwas fehlt, stimmt nicht. Ist es die ungewohnte Beinhaltung? Die Hand, die eindringen will, aber doch glaub doch nicht ganz Platz findet? Die Bemerkung, dass bei mir was ‚rausgekommen’ ist (klebrige Finger werden aufgestreckt – habe ich etwa zum ersten mal gesquirtet? Der gelesenen Beschreibung nach könnte es ‚passiert’ sein….)? – Mehrfach hatte ich das Gefühl, nahe am Abgrund zu stehen respektive kurz vor dem Gipfel zu sein – aber ganz erreicht habe ich ihn doch nicht…. War ich zu angespannt? Zu sehr auf die neuen Eindrücke fixiert?
Nachdem er gekommen ist, in mir und danach wieder zu Atem, fragt er, ob es für mich auch gestimmt hat. Aber sicher doch! Ein kurzer, intensiver Kuss. Er löst den Fixiergurt und die Handfessel und geht unter die Dusche.
Ich wische mit einem Kleenex etwas Nässe weg, streife die Manschetten ab, ziehe einen Kimono an, tigere durch das Zimmer, ins Wohnzimmer, trinke einen Schluck kalten Tee, streiche etwas Lippenpomade auf die trockenen Lippen. Nebenan rauscht die Dusche.
Ich warte im Schlafzimmer, versuche etwas Smalltalk, während er sich ankleidet. Wie immer scheint ihn nur noch danach zu drängen, wegzukommen…. Schnell ist er fertig angezogen, strebt zur Wohnungstüre. Noch ein Kuss – und weg ist er….
Und in mir ist fast noch die gleiche Unruhe wie zu Beginn des Nachmittags. Ja, es war schön – und doch hat etwas gefehlt. Die Position taugt wohl nichts, wird wohl nicht mehr verwendet…
Der Laptop wird gestartet. Mails gecheckt. Neue Besucher auf meinem Profil? Während meine geliebten TV-Serien über den TV-Bildschirm flimmern, sitze ich vor dem Laptop. Rufe den Chat auf. Schaue, welche Räume interessant sein könnten. Kurz rein – wieder raus. Der nächste. Ein paar Chatsätze – nein das wird nichts. Eine Einladung zum Privatchat – als das Bild kommt wedelt mir ein Schwanz entgegen, eine Zigarette wird angezündet – Nein, Danke, und tschüss…. Noch ein letzter Versuch. Alter stimmt, wow, toller Body! Mal schauen – die Webcam zeigt schonungslos einen gewölbten Bierbauch unter dem Feinripphemd – wo hat der denn das Bild geklaut…. Nach ein paar Zeilen wird auch dieser Chat beendet.
Nochmals die Mails gecheckt. Ah, der ‚Vertreter’ meldet sich (bis vorige Woche hatte ich, nach einem ONS, fünf Monate nichts mehr gehört) – ‚Hey-könnte evtl morgen Mittag….’ – ‚Sorry – bin verplant’
Bin endgültig deprimiert. Was mach ich hier eigentlich!?!? Die Frage stell ich mir nicht zum ersten mal….. Und finde nie eine Antwort. Vielleicht ist Frau, bin ich, doch nicht dazu geschaffen, echte Befriedigung ohne Liebe zu finden…. Und Liebe finde ich hier drin wohl nicht (will ich eigentlich auch nicht, nach 30 beziehungslosen Jahren), sondern nur Sex…. Vielleicht….