„Die Geschichte der O“ von Pauline Réage
Kein zweites Buch der Erotikliteratur hat die Gemüter und Spekulationen mehr erhitzt als die „O“.
Als es Ende der 40. Jahre der vorigen Jahrhunderts erschien, galt es nicht nur als Skandal, sondern – noch schlimmer – man traute es keiner Frau zu, einen solchen Erotikroman geschrieben zu haben. Es wurde hartnäckig und vehement angenommen, ein Mann hätte dieses Buch unter dem Pseudonym einer Frau namens Pauline Réage geschrieben. Trotz zahlreicher intensiver Versuche gelang es zunächst nicht, das Pseudonym Pauline Réage zu lösen. Erst viele Jahre später bekannte sich die Autorin Dominique Aury zu diesem Werk, jedoch auch dieser Name war ein Pseudonym.
Erst 1995! – drei Jahre vor ihrem Tod – löste die Französin Anne Desclos ihr Geheimnis auf.
Wegen der Brisanz des Inhaltes stand „die Geschichte der O“ in vielen Ländern (auch in Deutschland) als jugendgefährdend auf dem Index.
Zum Inhalt (wahrscheinlich vielen bekannt):
Die erfolgreiche Modefotografin O wird von ihrem Freund René in das abgeschiedene Schloss Roissy gebracht, wo sie zu einer perfekten sub ausgebildet wird. Sie tut dies aus Liebe heraus zu ihm, verliert aber während all der Erlebnisse (Vorführung, Benutzung, Schmerz…) niemals ihren Stolz. Sie erkennt, dass sie auch in der Unterwerfung Macht über die Männer hat.
Doch damit nicht genug, gibt René sie als weiteren Liebesbeweis an seinen väterlichen Freund Sir Stephan zur weiteren Erziehung vorübergehend ab. Doch O verliebt sich in den wesentlich älteren, dominanteren und erfahreneren Mann und findet in ihm, bei ihm und mit ihm die Erfüllung ihrer Sehnsüchte. Sie bleibt bei ihm und nimmt sein Zeichen an.
Als ich dieses Buch zum ersten Mal als junger Mann heimlich las, war ich total fasziniert. Mich erregte, wozu eine Frau aus Liebe heraus in der Lage ist zu tun. Zu erdulden, zu ertragen, mitzumachen.
Schon damals hatte es mich jedoch unglaublich gestört, dass René sie dem Freund überlässt. Diesen weiteren Liebesbeweis der O hätte es nicht bedurft. Sie hatte alles für ihn getan. Vermutlich tat er es aus einer eigenen quälenden geringen Selbstwertschätzung.
Ansonsten ist selten über einen Roman so ausgiebig diskutiert worden wie über die O. Auch in BDSM Fachkreisen. Dort gilt das Buch als eine Art Meilenstein der Szene.