Das Burgfräulein
Der Prinz rückt an, er lässt sich blicken,
„Kommt, holde Maid, ich will euch f…“,
ruft er hinauf zur Kemenate.
Dort haust das Burgfräulein Renate.
„Was habt ihr mir denn mitgebracht“,
fragt sie, „ich hab heut‘, in der Nacht
von einem Ring geträumt, aus Gold!“
„Das ist es also, was ihr wollt?“
So meint der Prinz, er ist entrüstet.
Er hat den Stall grad ausgemistet.
Dabei fand er nur ein Geschirr.
„Ich glaube ihr seid doch wohl irr!“
Das ruft Renate laut und kreischt:
„Ihr seid mir geizig – eingefleischt“.
Da komm ich jetzt nicht sehr viel weiter,
denkt sich der ach so edle Reiter.
„Ich geb euch meinen schönen Leib,
zum sexuellen Zeitvertreib
und ihr speist mich mit Blödsinn ab –
ich bring euch schon noch auf den Trab!“
belehrt das Burgfräulein den Herrn,
doch dieses Weib – sein Augenstern –
veranlasst ihn sich zu besinnen.
Was könnte er denn jetzt beginnen?
Er träumt und zieht ins Morgenland,
zu finden an die schmale Hand,
den Ring von Gold und für die Huld
macht er sich auf, voll Ungeduld.
Bald kehrt er heim mit schweren Taschen.
Nun geht sie mir nicht durch die Maschen,
mutmaßt er und triumphiert dabei.
Renate ist das einerlei!
Sie war inzwischen auch nicht faul –
ein and‘rer Prinz auf and’rem Gaul,
tat sich an ihrer Unschuld gütlich.
Er machte sich’s bei ihr gemütlich.
Und die Moral von der Geschicht‘:
Trau keinem edlen Fräulein nicht.
Was sie verlangt kannst du nicht bringen,
sie foppt dich nur, vor allen Dingen!
©Sur_real