Was für Meinungen... ich würde ehrlich davor zurückschrecken, eine Diskussion über Ernährung anzufangen, egal mit wem. Aber hier ist sie.
Es gibt ja so viele schöne mehr oder weniger "wissenschaftliche" oder "praktisch erprobte" Ernährungsansätze, und die funktionieren bei Herrn X und Frau Y, aber bei Herrn A und Frau B halt nicht usw.; ohne Fleisch, mit Fleisch, 7x am Tag, IF, CBL, WarriorDiet, Diät XY, Atkins, LC, HC, LF, HF..., und jedes Jahr kommt DIE neue Ernährungsform raus. Momentan ist es glaube ich Paleo, oder habe ich den letzten Trend verpasst? Alles Mist!
Ernährungswissenschaft ist deshalb so herrlich strittig, weil es keine Wissenschaft ist. Man probiert rum, überlegt sich Theorien, testet was, bei 3 Leuten funktioniert´s und schon muss das korrekt sein.
Fakt ist lediglich eines: wer unter Bedarf ist, nimmt ab, wer über Bedarf ist, nimmt zu. Exakten Bedarf +- 0 kcal kann niemand ermitteln, wie schon gesagt wurde, über hormonelle Körperfunktionen schwankt das ja auch ständig, aber hallo, nicht um 20-30% sondern im unteren einstelligen Bereich, also kann auch die noch so ausgeklügelte Ernährungsstrategie nur minimal was am Bedarf bewegen. Und klar kann man den Körper dazu bringen, mehr zu brauchen. Einfach mehr bewegen! Und man kann die Verbrennung auch auf andere Wege stärker ankurbeln, siehe Tabata, HIIT, Nachbrenneffekt etc., so steigern solche Aktivitäten den Bedarf, und so lange man nicht entsprechend mehr isst, nimmt man ab. Punkt. Nur wer will das exakt ausrechnen? Richtig, das kann tatsächlich keiner. Es gibt Tabellen, Formeln etc., und die sind alle am Durchschnitt einer Studiengruppe ausgerichtet. Wer von euch ist jetzt genau dieser Durchschnitt? Also ich bin einzigartig, kein Durchschnitt.
Carb Backloading ist etwas, was funktioniert. In der Diät. Langfristig zum Aufbau? Nein. Zumindest nicht unbedingt so wie hier beschrieben. IF war eine Zeit lang Hype, bis sich die Studienergebnisse selbst überholten und man bemerkt hat, dass damit, vor allem bei Frauen, mehr Schaden angerichtet wird, als es nutzt. Langfristig. Und langfristig ist immer das Zauberwort. Der Körper ist nämlich ein Anpassungstalent. Und von Natur aus will er fett werden und nicht unnötig kraftstoffzehrende Muskeln mit sich herumtragen.
Meine Antwort nachdem ich mich mit gefühlten 1000 solcher Ernährungsformen beschäftigt habe? Ausgewogen essen! Kein Mensch weiß genau, was der Körper exakt braucht. Wir sind es als Allesfresser gewohnt, alles zu essen, und so hat sich auch unser Körper im Bedarf angepasst. Vegan ist scheiße, LC ist scheiße, HC ist scheiße, alles was anders ist, als ausgewogen und umfassend zu essen, schadet uns auf Dauer. Man kann man, vor allem wenn man auf die Bühne will, radikale Ernährungsformen anwenden, aber wer sagt, dass ein Bühnen-BBler noch gesund ist? Alleine die Diät ist es nicht, der Weg bis dahin in 90% der Fälle auch nicht.
Reis-Pute-Diäten sind genauso Müll. Das hat mit ausgewogen nichts zu tun. Das ist reine Zweckerfüllung für manch einen BBler. Legitim, aber ungesund. Esst von allem etwas und nicht zu einseitig. Smoothies sind Quatsch, esst lieber Obst und Gemüse unverarbeitet. Esst viele tierische Produkte, Quark, Eier, auch Fleisch. Hier steckt das hochwertigste Protein drin. Kein Vielfraß? Nehmt halt Shakes. Gibt schlechteres.
Der Körper braucht viiiile kleine Subtanzen, die als Pille zugeführt schlicht wieder ausge...., werden. Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, und die in möglichst natürlicher, unverarbeiteter Form ohne Zusatzstoffe. Jeder, der sich die Hälfte des Tages Gedanken zu seiner Ernährung macht ist meines Erachtens essgestört.
Wer Muskeln aufbauen will, braucht Protein, logisch, ohne positive Stickstoffbilanz kein Aufbau, und was haben wir alle im Grundkurs Ernährung gelernt? Woraus bestehen alle 3 Grundnährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Proteine)? Richtig; Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff. Und was hat Protein, was die beiden anderen nicht haben? Korrekt, Stickstoff. Ohne Stickstoffüberschuss, kein Muskelaufbau, keine Resynthese von Protein im Muskelgewebe. Der Tipp, sich proteinarm zu ernähren ist, für Sportler aller Klassen daher Unfug. Und wer genug trinkt hat auch mit deutlich "zu viel" Protein kaum Probleme, außer sauren Urin. Der Körper selbst übersäuert sowieso nicht. Ich hab das mit meinem Urologen und Nephrologen durch, nachdem meine Niere (was allderdings v.a. mit Creatinkonsum zu tun hat) angeblich laut Blutwert geschädigt sei, nach einem aufwändigen Funktionstest aber der eines 30jährigen entspricht (ich bin 43). Ärzte haben auch manchmal keine Ahnung... Wieviel Protein? Da scheiden sich die Geister, je nach Aktivität reicht wohl 1-2 g/kg Körpergewicht. Im Zweifel ist mehr besser und lange nicht schädlich.
Ist der Proteinbarf gedeckt (der essenziel ist, also zumindest was die 7 essentiellen Aminosäuren angeht von außen zugeführt werden MUSS), kommt das nächste essenzielle Grundnährstoffchen: die Fette. Auch hier gibt es essenzielle, lebenswichtige und von außen zuzuführende Fettsäuren, also verschiedene Fette essen, und bloß nicht nur die tollen gesunden mehrfach ungesättigten, ruhig auch gesättigte, ruhig auch Schweinefleisch, hallo? Wenn das qualitativ gutes Fleisch ist, ist Muskelfleisch eines Schweines nicht schlechter als eines Rinds oder eines Huhns. Evtl. etwas mehr Fett, aber das macht ja nichts. Die Struktur und Aminosäurenzusammensetzung ist immer noch deutlich wertiger als pfanzliches Protein. Alles andere sind Horrorgeschichten, vielleicht von Leuten, die aufgrund ihrer Religion kein Schwein essen dürfen, ich weiß das nicht. 1g/kg KG dürfte ok sein, aber auch hier kann man trefflich diskutieren, ohne es wirklich zu wissen.
Was bleibt? Kohlenhydrate. Diese sind tatsächlich nicht essenziell. Theoretisch braucht das Hirn etwas Glucose am Tag, aber die kann der Körper auch anders herstellen, da die Bausteine ja in den anderen Nährstoffen vorhanden sind. Das heißt nicht, dass Kohlenhydrate schlecht sind. Im Gegenteil. Immerhin werden sie im Muskel gespeichert, den ganzen Tag für Körperfunktionen verstoffwechselt und nicht einfach nur böse ins Fettgewebe eingelagert. Und wer mit vollen Kohlenhydratspeichern und freien Kohlenhydraten im Blut ins Training startet hat einfach mehr Power. Ausnahmen bestätigen die Regel, ich kenne Leute, die mit IF und morgens no carb in den Tag starten und komplett drauf sind, aber normal und empfehlenswert für jeden ist das nicht. Und mittlerweile geht der Trend auch schon lange wieder dahin, Sport im Fastenzustand auszulachen. Unnötige Quälerei. Und solange die Gesamtkalorienbilanz nicht überschossen wird, können auch bedenkenlos Kohlenhydrate gegessen werden, morgens, abends, nachts, völlig wurscht. Nur sollte man vielleicht aufpassen, dass einfache KHs nunmal Insulin hochschießen etc., kennt man ja, Heißhungerattacken sind die Folge, sprich Spirale etc... da muss man sich im Griff haben und zwingen, eine Stunde lang nicht nachzuschieben. Dann geht der Hunger weg.
Mein Fazit: geht trainieren und gut ist! Wenn ihr nicht zunehmt, esst mehr, wenn ihr nicht abnehmt esst weniger. Fertig. Sorry, wenn ich das so lapidar dahersage, aber ich kann Dogma-Diskussionen zu Ernährung nicht mehr hören... genausowenig wie ich dünne Leute, die einem was von Kraftsporternährung erzählen wollen, hören kann. Dünn sein ist kein Problem. Ein Sixpack haben, weil man dünn ist auch nicht. Aber einen schön durch Muskulatur geformter Körper ist etwas anderes. Und das schafft man mit Dauerdiät etc. nicht so einfach. Ein "Lauch" sieht immer schön trainiert aus, weil er dünn ist, aber wenn der mal 150 kg heben soll, bricht er durch. Jo Bro, das Wort zum Sonntag