Urlaub auf dem CP "A m a r i n"
Vorab-Bemerkung - Ich verbrachte nahezu alle Sommerferien meiner Kindheit in Istrien und war auch noch als Student von 1981-83 ein paar Mal zum Campen dort. Nun wollte ich diese Erfahrungen an den eigenen Sohn weitergeben. Nach langer Suche in diversen Internetforen entschied ich mich mangels brauchbarer Empfehlungen schließlich für einen Campingplatz in Istrien. Okay, das Grundproblem war offenbar, dass ich als Mann postete und angab, „nur“ mit meinem Sohnemann verreisen zu wollen und auch nicht unbedingt einen Fkk-Platz suchte. Dabei hatte ich teils fast schon den Eindruck, dass nur der Nudist ein richtiger, wahrer Camper sei. Nun, ich buchte dennoch mit der Campingcard ACSI, die für die Nebensaison nochmals günstigere Preise ermöglicht.Trotz einer sehr abfälligen Bewertung eines Forumteilnehmers bei ACSI fiel unsere Wahl auf den CP „Amarin“ bei Rovinj, der früher „Monsena“ hieß und seinerzeit auch ein Nudistenplatz war. Noch heute zeugen auf den Fels gesprühte Warnhinweise „No FKK“ davon....
Die Beschilderung in Rovinj ist ein wenig heikel, doch an der Bucht erscheint der große Wegweiser und trennt die Gäste von Amarin von den offenbar Millionen Besuchern des legendären Valalta (eine große Bucht weiter). Die 3 km lange Zufahrt stellt den ultimativen Stoßdämpfertest dar, dann hast du es geschafft.
Bei unserer Ankunft am Vormittag des 28. August 2009 mussten wir zunächst ein wenig warten, weil zahlreiche Abreisende abzufertigen waren. Dies geschah jedoch stressfrei und routiniert. Wir wurden sehr freundlich empfangen und erhielten eine Liste mit aktuell freien Stellplätzen- und das waren erfreulich viele!
Beim Rundgang (später erlebten wir leider, dass das einfach viele per Auto tun und endlose Schleifen mit ihren Wohnanhängern drehen) stellten wir jedoch fest, dass es sich bei diversen freien Plätze um Agenturzelte handelte. Immerhin fanden wir den im Internet vorher heruntergeladenen Wunschplatz nahe des Waschhauses 9 und in zweiter Zone zum Strand. Die Stellplätze sind erstaunlich groß geschnitten, und wir bekamen sogar einen mit prachtvollem Baum- bei 36 ° C sehr angenehm. Zudem stand ein Stromverteiler direkt auf unserer Grenze, den wir mit mitgebrachtem Adaptersystem sofort nutzen konnten. Jeder konnte sich nach Bedarf dort einklinken, individuelle Zähler gab es keine. Ein Meerblick war hingegen leider nicht möglich.
Eine sofortige Stranderkundung zeigte eher ernüchternde Zonen am Meer, davor jedoch eine große Liegewiese mit stark dezimiertem Grasbestand. Das Meer gefahrenlos zu betreten war im östlichen Areal angesichts der teils heftig veralgten Betonrampen gar nicht einfach. Der anschließende Mittelbereich mit der kleinen Marina wies große Rundkiesel auf, erst daran schloss sich eine aufgeschüttete Zone im Restaurantbereich an. Das Meer war warm und bot nach langer Nachtfahrt dennoch herrliche Erfrischung. Einfach zauberhaft war der Ausblick auf Rovinj, das sich wenige Seemeilen entfernt im täglichen Anblick präsentierte. Sehr empfehlenswert sind die im Kiosk bei der Rezeption angebotenen Badeschuhe- bezahlbar und effektiv (für einen Urlaub).
Unser Platz war im oberen Bereich leider leicht abschüssig (was bei Regen fatal ist), so dass wir unser recht großes Zelt bis an die angrenzende Fläche aufbauen mussten. Zwischen der asphaltierten Fahrstrasse und unserem Areal verlief noch ein Fußweg, den leider manche Urlauber als Abkürzungsrennstrecke nutzten und stets jede Menge roten Staub aufwirbelten. Diese Rücksichtslosigkeit ließ sich nur durch Abstellen des eigenen Autos versperren. Warum manche Deutsche sich daraufhin aufführten wie egozentrische Großgrundbesitzer, wird wohl für immer deren Geheimnis bleiben.
Das Areal von 12,5 Hektar empfanden wir recht groß (da kannten wir Valalta noch nicht), und die Fußwege zur Kühlfachstation und dem bestens sortierten kleinen Supermarkt waren nicht eben kurz. Das Personal war sehr freundlich und hilfsbereit, leckeres frisches Brot, Gebäck und eine reichhaltige Obstauswahl zu Preisen, die in der Stadt auch nicht günstiger waren. Nur die Fleischauswahl war –naja, sehr bescheiden- und bot regelmäßig längst abgelaufene Ware an. Immerhin war auch eine Kartenzahlung mit deutscher EC-Karte möglich, was angesichts der Gebühren aber nicht ratsam ist. In der Wechselstube an der Rezeption konnte man zu sehr gutem Kurs tauschen. Obst kann man allerdings noch viel preiswerter an den Ständen auf der Zufahrt von Rovinj kaufen.
Wir kauften überwiegend im großen Einkaufszentrum „Plodine“ ein (Mo-Sa von 07-21 Uhr, Sonntags von 07-14 Uhr geöffnet!), was eine überwältigende Fleisch-, Wurst und Käsetheke bietet. Allerdings sind die Preise höher als daheim, was sich erst dieses jahr durch den benachbarten neuen Lidl-Markt gleich nebenan etwas einpendelte. Vor allem die Meeresfrüchte und Fische waren hingegen sehr günstig. Das Ožujsko-Dosenbier war mit etwa 2 Euro pro 0,5l noch am preiswertesten. Selten aber haben wir so herrliche Čevaps gefunden, die roh wie gegrillt gigantisch schmeckten.
Erfreulich günstig waren die Preise im Restaurant. Für eine Portion Grillfleisch mit Pommes frites, eine Pizza oder die sehr empfehlenswerten Calamari vom Grill zahlt man nur ca. 8 Euro. Du sitzt draußen auf der wunderschönen Freiterrasse wenige Meter vom Meer in der Abendsonne und genießt ein kühles Bier vom Fass; dein Blick küsst das malerische Rovinj. Später werden dann Shows oder Tanzmusik geboten, womit das abendliche Programm in der Anlage aber auch weitgehend erschöpft ist.
Tagsüber schaut das ein wenig besser aus. Im täglichen Wechsel (außer Sonntag) wird kostenloses Bogen- oder Luftgewehrschießen angeboten. Die nachmittägliche Wassergymnastik nervte hingegen durch überlautes und endloses Zählen von „one, two, three four- and one more time“- das geht dann einige hundert Male so und ist bei richtiger Windrichtung leider bis in den letzten Winkel des Platzes zu hören. Für die Kids ist auch der Swimmingpool (Meerwasser) mit großer Wendelrutsche sehr attraktiv- allerdings musste er wegen Sturm und Laub immer wieder tageweise abgelassen und neu befüllt werden. Einmal pro Woche war Playstation-Turnier- Leute, da war was los.
Das kostenpflichtige Angebot umfasst Tretboote, Kajaks und auch Motorboote oder Jetski (35 Euro/15 min). Der Hit für die Kinder war ein großer aufblasbarer Eisberg, der durch Kletterschlaufen bestiegen werden konnte, sowie weitere schwimmende Gummianlagen wie Trampolins etc. Mit 40 Kuna die halbe Stunde (60 /1 h, 90/ 1 Tag) leider nicht ganz billig, und zu unserer Überraschung war eines Morgens ohne Vorankündigung alles abgebaut. Surfbretter konnten wir an der Geländegrenze, auf dem Grundstück des angrenzenden Campingplatzes Valdaliso mieten- für 90 Kuna/ 13 Euro die Stunde. Wenn du indes wegen starker Strömung angewiesen wirst möglichst nur im Hafenbecken zu surfen, holen dich auch dort die deutschen Herrenmenschen mit ihren Miniyachten schnell ein, die du in ihrer Freizeitskipperdarbietung tunlichst nicht zu stören hast.
Die sanitären Einrichtungen werden im Internet erstaunlich positiv beschrieben „Die Sanitäranlagen sind bestens gepflegt“. Sie sind faktisch zu wenig, viel zu klein und schlicht stark veraltet- in der ersten Woche hatten wir selten mal warm duschen können. Die Boiler sind viel zu klein, und alle gehen in der Folge immer früher duschen. Hey Leute- das ist wie im Kino- wenn die erste Reihe aufsteht um besser zu sehen, müssen alle aufstehen, und doch sieht keiner besser. Wenn dann Väter mittags ihren quengelnden und gelangweilten Kids sagen „Es gibt jetzt kein Eis- Geh halt ausgiebig duschen, jetzt gibt’s noch warmes Wasser“, brauchst du dich um 17 Uhr nicht zu wundern, wenn es für dich keins gibt... Unser Waschhaus wurde nach 6 Tagen ohnehin geschlossen- zumal der Warmwasserboiler eh defekt war. Wir mussten ins benachbarte Waschhaus ausweichen, wo das Abspülen an wackeligen Tischen erfolgte- immerhin mit separaten Boilern versorgt. Nur waren alle Einrichtungen eher für ziemlich kleine Menschen konzipiert. Die Putzfrauen wischten nahezu unentwegt die rote Erde von den Fliesen auf- weniger wäre eher mehr gewesen, denn man stört sie pausenlos bei der Arbeit und mag kaum mal die Toilette benutzen, wenn sie um dich herumwischen. Pro Waschhaus und Geschlecht gibt es meist 2 Duschen und 6 WC-Kabinen, davon aber nur 2 mit WC-Schüssel- der Rest muss im Hocken... naja..... Nicht wirklich lustig.
Die Müllentsorgung erfolgte jeden Morgen gründlich und problemlos. Nach baldigem Trinkgeld gab es stets einen zutreffenden Wetterbericht gratis! So gibt es auch keine Wespenplagen. Unsere Nachbarn mit Hunden beklagten sich bitter, dass man mit Hund nahezu unerwünscht sei- happige Geldstrafen für freilaufende Tiere in Strandnähe waren an der Tagesordnung.
Richtig empfehlenswert waren die Ausflüge nach Rovinj. An unserer kleinen Marina legte im (meist) Halbstundentakt das Taxiboot „Akvarij“ oder „Furia“ an, das dich für 20 Kuna pro Person einfacher und 15-minütiger Fahrt zur Perle Istriens übersetzt. Dort angekommen steigst du die engen, malerischen Gassen zur Altstadt empor, bis du auf dem Hügel die Kirche Sveti Eufemija erreichst. Okay, der Kirchturm kostet 10 weitere Kuna Eintritt, bietet aber nach dem Erklimmen beängstigender Holzstufen eine traumhafte Sicht- über die Altstadt, den malerischen Hafen oder das Meer. Und du siehst deinen Campingplatz mit der Mole und der Wasserrutsche am Horizont, wo das Meer schon beinahe bei Valalta in den Lim Fjord strömt. Gut, man muss weder an der Hauptstrasse noch am Hafenbecken essen gehen- in der Altstadt kosten die laut Bilder-Speisekarte identischen Gerichte deutlich weniger. Eine große Fischplatte kostete ganze 20 Euro für 2 Personen, das ist doch völlig okay! Wenn du dann spät Abends wieder auf der Akvarij über das Meer schaukelst und den gigantischen Sternenhimmel über dir funkeln siehst, weißt du, dass du wieder daheim bist- in Kroatien.
Insgesamt war es ein sehr preiswerter Urlaub. Für 14 Tage bezahlten wir incl. Kühlschrankfach (2 Euro/Tag) und Kurtaxe etc 230 Euro. Der Betrag relativiert sich freilich durch höhere Einkaufskosten.
Superbenzin kostete ca. 1,08 Euro und war auch klar billiger als daheim. Den Platz würde ich durchaus weiter empfehlen, nur sollte man mit realistischen Erwartungen hinfahren, sonst ist die Fallhöhe zu hoch. Anfang September wurde es täglich spürbar leerer, während andere besuchte Plätze wie Sirena in Novigrad oder das benachbarte Valalta noch proppevoll waren- und dort sind die Stellplätze überwiegend deutlich kleiner; oft nur halb so groß.
Mein Fazit: Ich fahre gerne wieder hin. Und Istrien ist noch immer wunderschön. Die Menschen sind nach wie vor herzlich, freundlich und hilfsbereit. Stören tun eigentlich nur manche deutsche Touristen. Äußerst erfreulich war das Vorhandensein fehlender Mücken- wir hatten nahezu Null Probleme damit.
Bei Rückfragen stehe ich Allen selbstverständlich gerne zur Verfügung.
Herzliche Grüße an alle: Martin
Sorry für die Auführlichkeit