ertappt
Er hatte sich zurück gezogen, in seinem Kellergewölbe.
Hierher kam er nur sehr selten, dann wenn er des Herrschens überdrüssig war.
Hier experimentierte er mit den Strafen, die er sich ausdachte, probierte sie vorher an sich selbst aus.
Ihm war es gelungen die Spinnen, die in den feuchten muffigen Kellerräume hausten, zu dressieren.
Geschwind spannen sie ein dichtes Netz um seinen Kopf, sodass ihm das Augenlicht genommen wurde.
Anfangs musste er eine Menge Energie aufbringen um nicht laut los zu lachen, sondern still zu halten .... es kitzelt doch sehr und erzeugt einen Gänseschauer, wenn die kleinen Achtbeiner ihre Runden drehen.
Plötzlich hielt er in seinen Gedanken inne und lauschte in die Dunkelheit.
Die vorübergehende Blindheit hatte seine anderen Sinne geschärft und so vernahm er die Schritte schon aus weiter Ferne.
Eine schnelle Entscheidung war gefordert und so entschloss er sich zu einer einigermaßen entspannten Haltung.
Die Tür wurde schwungvoll, ohne vorheriges Anklopfen, geöffnet.
Er hörte, wie sie abrupt in ihrer Bewegung erstarrte.
Durch das blickdichte gewobene Netz um seinen Kopf, könnte er förmlich ihren erstaunten Gesichtsausdruck sehen.
Zum Stummsein verbannt, gab er ihr ein Zeichen, auf das sie bis in alle Ewigkeit schweige.
Am Rascheln ihrer Kleider erkannte er, dass sie sich verstehend vor ihm verneigte.
Das Letzte, dass er von ihr hörte, war wie sie im Hinausgehen die Tür in Schloss zog.
© majberlin im Mai 2015