Petri heil
Meine schönsten Kindheitserinnerungen sind fast zwangsläufig immer mit meinem Großvater verbunden. Diesen Mann habe ich aus tiefstem Herzen geliebt. Auch wenn ich immer wieder festgestellt habe: „Der Opa kratzt.“ Für meine zarte Kinderhaut war sein starker Bartwuchs jedes mal wie eine Bürstenmassage.
Mein Großvater war ein leidenschaftlicher Angler und genauso leidenschaftlich habe ich ihn dabei begleitet, was für ihn bestimmt nicht immer das reine Vergnügen war. Er hat es sich jedoch nie anmerken lassen, wenn ihn mein Rumgehopse am Ufer genervt hat.
Eines schönen Tages hat er mir, wahrscheinlich um mich für ein Weilchen ruhig zu stellen, seine Köderangel in die Hände gedrückt. Wow, ich mit meinen damals vielleicht 5 oder 6 Jahren fühlte mich wie Graf Knox. Ich durfte richtig angeln, wie mein Opa!
Er zog mir noch einen Wurm auf den Haken und dann setzte ich mich ganz brav ans Ufer. Großvater hat bestimmt ein Dankgebet gen Himmel geschickt. Er konnte ja nicht ahnen, was da noch auf ihn zukommen sollte.
So saß ich denn da und starrte auf den Schwimmer. Das gute Stück wurde von mir regelrecht hypnotisiert. Für meine Begriffe, habe ich auch eine recht lange Zeit eisern ausgeharrt. Aber irgendwann wurde ich ungeduldig und es begann langweilig zu werden. Enttäuscht wollte ich schon aufgeben, als ich just in diesem Augenblick bemerkte, dass sich der Schwimmer bewegte. Erst ein wenig hin und her, dann begann er leicht auf und ab zu hopsen und plötzlich war er verschwunden.
Ganz aufgeregt hüpfte ich von einem Bein auf das andere.
„Opa, Opa, ich hab was gefangen!“
Ich war ja so was von stolz und hielt eisern meine Angel fest, als ob ich Angst hätte, der Fisch könnte mitsamt meiner Angel ausbüxen. Mein Großvater zog dann meinen Fang heraus und zeigte ihn mir. Ein wenig enttäuscht war ich ja schon – hatte ich mir doch ein etwas größeres Exemplar erhofft. Aber egal, es war mein erster Fisch!
„Den bringen wir jetzt der Oma und die soll ihn dann braten.“ Meine Begeisterung kannte keine Grenzen.
„Nun mal langsam, junge Dame“ bremste mich Großvater. „Schau mal, der Fisch ist noch viel zu klein und außerdem hat der ganz viele Gräten. Den kann man nicht braten. Den werfen wir jetzt wieder ins Wasser, damit er noch ein bisschen wachsen kann, nicht?“ Da kam er bei mir an die Richtige. Trotzig erklärte ich ihm, dass dies mein erster Fisch sei und ich diesen auf jeden Fall und egal wie auch verspeisen wolle. Kein gutes Zureden half. Mit den Füßen aufstampfend beharrte ich auf meinem Willen.
Es half alles nichts. Der Fisch bekam seine Freiheit wieder geschenkt. Mein armer Großvater wurde dafür von mir mit Missachtung gestraft und musste sich fortan meine Sticheleien anhören.
Wieder zu hause, beschwerte ich mich natürlich sofort ausführlich bei meiner Großmutter. Sie hörte sich alles geduldig an und fragte anschließend meinen Großvater, was das denn für ein Fisch gewesen sei.
„Ein etwa 15 Zentimeter langes Rotauge!“
Immer noch ein kleiner Trotzkopf, aber ich stampfe nicht nehr mit den Füßen.
Liebe Grüße Conny