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Paria

eyes002
******ace Mann
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Paria
Paria
© 2000 by Thomas R. Buntock




Mein Name ist Robert R. Trencks. Ich bin 34 Jahre alt und ein Mörder. Ich habe 434 Menschen „moralisch replaziert“ wie es bei uns im Büro hieß.

Missmutig betrete ich das unauffällige Gebäude im Süden des DKB- Metroplexes. Vor ca. 150 Jahren bestand der Metroplex aus den Städten Düsseldorf, Köln und Bonn. Aber im Laufe der Zeit wuchsen diese monströsen Städte immer mehr zusammen, so dass die Grenzen der einzelnen Städte verschwammen. Nach den Gen- Kriegen 2051 wurden die Städte strikt getrennt und nach den Sittenkriegen 2089 explodierten sowohl die Bevölkerung als auch der Drang, zu Sitte und Moral zurückzukehren. Die Städte wurden daraufhin zusammengelegt, weil ohnehin jeder die Orientierung verloren hatte. Das Ergebnis war ein Monster.
Nach dem Verfall der Sitten und des darauffolgenden Bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzung wurde eigens ein Ministerium gegründet, das unabhängig von der Judikative des Staates Zentraleuropa exekutive Vollmachten besaß.
Das Ministerium für Moral und Sitte, kurz: MfMS wurde im DKB- Metroplex ansässig, weil dort ein relativ zentraler Punkt in Zentraleuropa zur Verfügung stand. In diesem unauffälligen Gebäude residierte also mein direkter Vorgesetzter, Dr. phil. Monteleone Cassinari. Ich sah ihn nur selten, und das war gut so. Jedesmal, wenn wir uns sahen, glich auch die einfachste Frage gleich einem hochnotpeinlichen Verhör. Man fühlte sich in höchstem Maße unbehaglich in seiner Gegenwart. Aber nichts desto trotz gab er hier die Anweisungen und war allein dem Senatsvorsitzenden des Staates Zentraleuropa unterstellt. Nun, ich lief ihm ja nicht jeden Tag unter die Augen und das war gut so, denn ich mochte ihn eigentlich nicht.
Ich betrat mein kleines, karges Büro im 26ten Stockwerk und schloss die Tür hinter mir. Ein Stuhl, ein überladener Schreibtisch und ein mittelgroßer Aktenschrank, dann ein kleiner Spiegel und eine Kommode, die ich von zu Hause mitgebracht hatte, zierte das in grau gehaltene Büro. Auf dem Schreibtisch stand ein recht ordentlicher Computer, der an das zentrale Netzwerk angebunden war und ununterbrochen Daten sammelte.
Ich zog meine Jacke aus und hängte sie über den Stuhl. Ein kurzer, prüfender Blick in den Spiegel; alles klar, hager wie immer. Das Haar schon leicht schütter an den gewissen Stellen, kleine Augen und eine viel zu große Nase, wie ich meinte. Flugs wandte ich mich meiner Arbeit zu, weil allzu offensichtlich dargestellte Eitelkeit moralisch nicht opportun war. Und gerade ich als ausführende Instanz musste als Vorbild gelten. Ich wusste aus zuverlässiger Quelle, dass die neueste Generation Mikrominiaturkameras in jedem Büro angebracht war, sogar im Büro von Cassinari. Danach zu suchen war sinnlos, denn die Kamera bestand ausschließlich aus einem optronischen Energiefeld und war somit gänzlich unsichtbar. Man konnte in ganz seltenen Fällen das Auge sehen, und zwar wenn sich das Sonnenlicht durch das Fenster brach und direkt auf das komprimierte Energiefeld schien. Früher war das einfacher. Als es noch Menschen gab, die sich mit Nikotin bewusst vergifteten, die sogenannten Raucher (ich kenne sie nur aus Büchern und Infoclips).
Sie hatten sogenannten Tabak in feines Papier gerollt, zündeten ein Ende an und inhalierten den giftigen Qualm. Bei vollem Bewusstsein! Aber der ausgeatmete Rauch enthüllte das optronische Energiefeld, deswegen wurde diese Art Sucht nach den Sittenkriegen verboten. Meine Kollegen aus dieser Zeit hatten eine Menge Arbeit. Sie brauchten insgesamt 6 Jahre, um auch den letzten Raucher aufzuspüren und zu replazieren.
Ich sah auf den Monitor, klickte das Logfile an und sah, was der Rechner in der letzten Nacht alles gesammelt hatte. Insgesamt waren 26 moralisch anrüchige Worte in Emails aufgespürt worden, 3 Verstöße gegen das Sittliche Moralitäts- Statut und ein echtes Delikt, das der Verfolgung bedurfte. Innerlich freute ich mich ein wenig, denn das hieß Außendienst. Die 26 anrüchigen Worte waren altbekannt, ich regte mich nicht weiter darüber auf denn das kam jeden Tag vor. Doppeldeutigkeiten mit sexuellem Kontext. Die 3 Verstöße waren in hellblau hinterlegt. Ich klickte sie an und lud sie herunter, obwohl ich für die leichten Fälle eigentlich nicht zuständig war. Fall Eins zeigte eine Werbeseite mit eindeutig Menschenverachtendem Inhalt. Der Initiator dieser Kampagne würde mit ziemlicher Sicherheit vor Gericht landen, weil er in seiner Werbung ältere Menschen denunzierte. Skandalös! Wie können die behaupten, Alte Leute würden nicht Linienkonform sein, weil sie „die alten Zeiten“ noch kennen würden und demzufolge auf neue Produkte mit Ablehnung reagieren?? Wo doch jeder weiß, das mit Erscheinen einer neuen Werbung die alten Produkte aus den Regalen der Verteilercenter verschwanden? Infam, das ganze!
Fall Zwei zeigt eine verschlüsselte Email, in der eindeutig beschrieben wird, wie eine Frau ihre Nachbarin traktiert, in dem sie ihr kleine schmutzige Zettel unter die Tür schiebt und per Email ihrer Freundin davon erzählt. Dumm nur, dass sie sich wohl im Verschlüsselungs- Algorithmus vertan hat. Unser Netzwerk kennt sie alle. Das ist bekannt und irgendwie verstand ich nie, dass es immer noch Menschen gab, die es versuchten. Dumm... auch sie landet zumindest vor einem Anhörungsgremium. Dann wandte ich mich gespannt dem blinkenden roten Tag zu, der mich betraf.
Ein junger Mann hatte mit einer nichtlizensierten Spraydose: „Fickt Euch ALLE“ an die Wand eines Magnetbahnschachtes gesprüht! Mir wurde schlecht... da war es wieder, dieses Wort! Das F- Wort, wie wir es nannten. Wegen diesem Wort gab es 2089 den Sittenkrieg. Nicht zu fassen... meine Gedanken wurden wirr. Ich wusste, was das Wort beinhaltete. Nichtlizensierter Geschlechtsverkehr ohne schriftliches Einverständnis der Kirche und des Ministeriums für Familienplanung. Unglaublich.
Ich stand hastig auf und rannte durch die selbstöffnende Tür ins Bad. Ich wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser, weil ich eine hektische pulsierende Röte in meinen Wangen bemerkte. Nach der dritten Ladung kalten Wassers ging es mir ein wenig besser. Ich hasste meinen Job. Jeden verdammten Tag wurde man mit diesem Dreck bombardiert und konnte sich nicht dagegen wehren.
Ich ging zurück zum Büro und versuchte, mich zu sammeln. Dann sah ich mir das Bild an. Eine recht verschwommene Aufnahme eines ca. 30 jährigen Mannes in Jagdgrüner Jacke.
Ich startete das Bildbearbeitungsprogramm, lud das Bild und begann, das Gesicht herauszuzoomen. Dann Kanten glätten, schärfen und interpolieren. Heraus kam eine brauchbare Fotografie, die ich durch den Personenscanner laufen ließ. Das konnte ein wenig dauern und ich widmete mich den abgeschlossenen Fällen, um sie abzulegen.
Ein helles „Ping“ machte mich darauf aufmerksam, dass der Scan abgeschlossen war. Mal sehen...
Christian Kund, Kardinal- von- Röhmstrasse 2334... aha. Trefferwahrscheinlichkeit 84,2 %. Genug, um ihm einen Besuch abzustatten. Ich machte einen Fall daraus, in dem ich eine neue Akte anlegte. Dann informierte ich meinen Vorgesetzten und zog mich an; ging an den kleinen Schrank und legte eine Hand auf die Metallplatte, die in die Wand eingelassen war. Nachdem ein leises Schnarren erklungen war, nahm ich die Hand zurück. Die Metallplatte öffnete sich und ein Teleskoparm erschien, mit einer Retina- Abtasteinrichtung am Ende. Ich hielt ein Auge in Richtung Scanner und wartete. Die Abtasteinheit suchte mein Auge, scannte es und wartete auf die Authentifizierung.
„ Delta Alpha Drei Drei Null „ sagte ich laut. Wiederum ertönte ein leises Schnarren und links neben der Wand erlosch das Hologramm, das die Wand tarnte. Dahinter kam der Schrank mit der Waffe zum Vorschein. Da war sie... meine Waffe. Ein Sturm- Ruger Impulslader mit Lifesign- Signatur. Hass- Liebe. Das war es, was ich jedes Mal aufs neue empfand, wenn ich sie in Händen hielt. Einerseits spürte ich die enorme Macht, die sie ausstrahlte, andererseits die tödliche Kälte, die diese Waffe ausstrahlte. Da ich einer von 50 Fugatoren war, war ich berechtigt eine Waffe zu tragen. Und zu benutzen. Wir Fugatoren waren die einzigen Personen, die eine Waffe trugen. Das Militär war seit 23 Jahren weltweit abgeschafft, die Ordnungsinstanzen trugen nur Schockwaffen. Wir waren weltweit die einzigen, die tödliche Waffen trugen. Allein das machte uns zu etwas besonderem.
Langsam und bedächtig nahm ich die Waffe aus dem Halfter. Meine Fingerkuppen strichen beinahe zärtlich über das kühle Stahlplastik. Ich entnahm die Energiezelle und prüfte den Ladezustand. 92 %... mehr als ausreichend, um einen 30 jährigen wieder auf den rechten Weg zu bringen. Ich entnahm dem Schrank noch die Zieleinrichtung und wartete, bis sich das Holofeld wieder aufgebaut hatte. Dann legte ich das Halfter an und begab mich zum Lift.
Im Zwölften Stockwerk betrat ich die Vergabestelle für Individual- Fahrzeuge, füllte den Anforderungsbogen aus und wartete. 3 Minuten später teilte mir die sympathische Computerstimme mit, dass ich das Fahrzeug auf Rampe 4 in Empfang nehmen könne. Ich begab mich in aller Ruhe zu Rampe 4 und öffnete den Hangar. Dort stand er... der Schweber. Stromlinienf örmig und Pfeilschnell, ein Relikt aus der Zeit, wo Verurteilte tatsächlich noch versucht hatten, zu entkommen. Das alles war mir egal... er war einfach nur schön. Meine Blicke tasteten die silbergraue Oberfläche des Schwebers ab... welche makellose Hülle. Er strahlte Kraft und Eleganz zugleich aus. Ich näherte mich dem Schweber, trat seitlich an ihn heran und ließ meine Hand über die kühle Oberfläche streichen. Wie unglaublich glatt sie war. Dann trat ich vor das Fahrzeug und legte meine Hand auf den Öffnungs- Sensor. Die Frontseite teilte sich mittig und ermöglichte mir so den Zugang. Ich trat in den Schweber, setzte mich auf das Sitzfeld aus komprimierter Energie und wartete, bis die Bio-
Elektronik mich abgetastet hatte. Nach nicht ganz einer Minute ertönte die Stimme des Schwebers:
"Hallo Robert... wohin fliegen wir?" Ich nannte die Adresse des "Kunden" und lehnte mich zurück, um den Flug zu genießen. Es war immer wieder faszinierend zu beobachten, mit welch traumwandlerischer Sicherheit das Fahrzeug sich durch die engen Strassen der Stadt schlängelte. Die Bio- Elektronik des Schwebers funktionierte einfach perfekt. Besser als es jemals ein Mensch könnte.
Ich geriet ins träumen... dachte nach... schweifte ab. Die vorbeifliegenden Häuserschluchten taten ein übriges, um mich die Realität vergessen zu lassen.
Ich musste in letzter Zeit immer wieder daran denken, als ich das erste mal die Unmenge an Infoclips sichten musste, in denen erklärt wurde, was das schöne an unserer Gesellschaftsform war. Die "neue" Form, wie unser Instruktor es nannte, verneinte alles amoralische, sittenwidrige und für die Allgemeinheit negative. Und merzte diese Dinge in aller Konsequenz aus. Eigentlich begann alles mit den Gen- Kriegen 2051, als die Genetik-Labors ein Wundermittel gegen Krebs entdeckten. In der Folge, und vom Erfolg ihres Mittels angestachelt, entwarfen sie ein Medikament gegen die Bovine Spongiforme Enzephalopathie, kurz BSE. Diese Krankheit entstand aus übermäßigem Bedarf an Fleisch, dass damals aus lebendigen Tieren gewonnen wurde. Mich schauderte bei dem Gedanken, dass die Barbaren damals Tiere töteten, um sie zu essen. Dummerweise war das Mittel, das sie designten, bei regelmäßigem Gebrauch noch tödlicher als BSE. Die Menschen starben wie die Fliegen, und als man den Grund lokalisieren konnte, waren allein in Zentraleuropa fast 2 Millionen Menschen tot. Ihnen waren einfach die Gehirne geplatzt. Als bekannt wurde, wer diese Katastrophe ausgelöst hatte, gingen die Menschen auf die Strasse. Sie wollten protestieren, sich erheben gegen den Hochmut und die Fahrlässigkeit der Gen- Labors, hatten aber nicht mit deren Macht gerechnet. Die Manager der Labors schickten ihre privaten Wachleute, um den Mob zu stoppen. Dieser Konflikt eskalierte und die damaligen Ordnungshüter schritten ein. Man nannte sie damals Polizei. Die wollte den Mob auseinander treiben, hatte aber nicht mit der Wut der Masse gerechnet. Es kam zu einer Straßenschlacht, die über 300 Leben kostete. In den anderen Ländern brachen daraufhin ebensolche Kämpfe aus. Das führte so weit, dass das Militär hinzugezogen wurde. Die damalige Republik Frankreich wurde als erste in den Ausnahmezustand versetzt. In kurzer Folge kamen die anderen Europäischen Länder hinzu, dann China, Russland und schließlich auch der gesamte Amerikanische Kontinent.
Als sich die Unruhen nach 4 Monaten legten, lag die halbe Welt in Schutt und Asche. Man zählte 6 Millionen Opfer der Auseinandersetzungen. Der Sachschaden ging in die Trilliarden. Es dauerte über 12 Jahre, um die überlebenden Gesellschaftsformen einigermaßen wieder mit Lebensmitteln versorgen zu können. Die Zahl der an Hunger gestorbenen betrug mehr als die in den Auseinandersetzungen ums Leben gekommenen. Genaue Zahlen sind bis heute nicht bekannt. Als Folge der krankenden Industrie und dem Misstrauen der Menschen gegen jede Form der Chemo- Industrie und in Labors hergestellten Lebensmittel lehnten die Menschen alles ab, was irgendwie künstlich erzeugt worden ist. Da die damals entstandene Gesellschaft aufgrund der parallelen Geschehnisse sich konform entwickelte und sich zudem relativ schnell wieder aus den Wirren des Chaos befreite, kam man zu einer Art "neuen Freiheit" wie Historiker es beschreiben. Die Menschen wurden freier, offener und experimentierfreudiger. All das führte zu einem rasanten Verfall der Sitten. Die Historiker reden noch heute von der "Sodom und Gomorrha"- Periode. 2089 eskalierte auch diese Periode der Menschheit, als die sogenannten Sittenwächter das Dekret der Moralität erließen. Diese hatte als erstes Dokument
weltweite Gültigkeit. Aber es schien damals, als würden die Menschen sich den Teufel um die neue Moralität scheren. Wieder gingen sie auf die Strasse und protestierten. Aber die Oberen waren vorbereitet und schlugen mit aller Härte zu. Wieder Tausende von Opfern, Millionenverluste an Sachschäden.
Aber die Menschen wollten sich nicht so ohne weiteres gängeln lassen. Also wurde auf jedem Kontinent ein Organ geschaffen, um diesem entsetzlichen Treiben Einhalt zu gebieten. Dieses Organ war mein Ministerium. Das allein reichte nicht aus, um den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, also wurde eine globale Exekutive geschaffen, die dem Dekret zur Durchsetzung
verhelfen sollte. Die Senatsmitglieder der jeweiligen Kontinente einigten sich in Monatelangem Disput und schufen die Fugatoren, die den amoralischen einen Riegel vorschieben sollten. Seit 2089 sind Dinge wie Sex, Drogen, Waffen, Promiskuität, gleichgeschlechtliche Beziehungen, Fleisch und etliche Dinge mehr unter Androhung von Strafe verboten. Die damals allein in dem neugeschaffenen Zentraleuropa 6000 Fugatoren leisteten hervorragende Arbeit. Innerhalb kurzer Zeit wurden die amoralischen aus dem Verkehr gezogen und replaziert. Das heißt, sie bekamen die Chance, neu anzufangen. Ihr
gesamtes Leben neu aufzubauen und von vorn anzufangen, um diesmal alles richtig zu machen. Ja... sie konnten alles neu anfangen... im nächsten Leben... und die Fugatoren sorgten dafür, dass sie in die nächste Daseinsform kamen... Das ist heute meine Aufgabe. Das Ziel meiner Befreiungsaktion hatte ich unmittelbar vor Augen, als der Schweber landete. Ich schaltete die Systeme des Schwebers auf Stand by und stieg aus. Ging ein paar Schritte geradeaus und hörte hinter mir, wie die Bordelektronik das Schirmfeld aufbaute.
Ich sah mir diese monströse Stadt nur sehr ungern aus der Bodenperspektive an. Zuviel Dreck, zuviel Schatten, zuviel dunkle Ecken in denen das Elend lauerte. Das war die Schattenseite der unglaublich vielen Hochhäuser, die in den letzten 100 Jahren hier entstanden waren.
Aber all das interessierte mich wenig in diesem Moment und ich wandte mich in die Richtung, in der ich die Residenz des Verdächtigen vermutete. Denn Hausnummern und Namensschilder suchte man hier vergeblich. Vorsichtshalber zog ich die Interplex- Zielvorrichtung aus der Tasche und setzte sie auf. Sie sah aus, wie ein Stirnband mit einem kleinen Glasfenster vor dem rechten Auge. Im Inneren dieser Scheibe konnte ich allerdings wie auf einem Monitor alles sehen. Hausnummern, Infrarot- Signaturen, Persönliche Infos von den angezielten Menschen und ich konnte sogar durch dünne Wände sehen. Diese Zielvorrichtung in Verbindung mit meiner Signaturwaffe war ein mehr als tödliches Instrument, denn wenn ich eine bestimmte Person als Ziel eingegeben hatte, lenkte die Elektronik der Zielvorrichtung die vom Emitter der Waffe ausgesandte Ladung direkt ins Ziel. Auch wenn ich meterweit danebenzielen sollte, wurde ausschließlich die anvisierte Person getroffen. In völliger Übereinstimmung mit dem Moralitäts- Statut selbstverständlich.
Ich schaltete die Zielvorrichtung ein und bekam die ersten Informationen. Oh... zwei Häuser zu früh. Ich ging langsam weiter und betrat den Eingang eines sehr alten Hauses. Dann öffnete ich die Tür und rümpfte die Nase. Was für ein furchtbarer Gestank hier herrschte! Eine Mischung aus orientalischen Gewürzen und verbranntem Fleisch, schrecklich. Ich versuchte, flach zu atmen, um diesen Gestank nicht zu tief in meine Lungen dringen zu lassen, was mir aber nicht sonderlich gut gelang. Da musste ich durch, ob ich wollte oder nicht. Das war einer der Nachteile, wenn man im Außendienst ist. Ich ging direkt nach vorn zum vorsintflutlichen Lift und musste den Kopf schütteln. Die modernen Aufzüge bestanden aus mehrpoligen Prallfeldern und ich musste mich überwinden, mich dieser altertümlichen Technik aus mechanischen Komponenten anzuvertrauen. Christian Kund "residierte" im achten Stock und ich beschloss, die Treppen zu nehmen. Der Aufzug war mir doch zu suspekt.
Ich betrat das Treppenhaus. In den Ecken lag jede Menge Müll, der erbärmlich stank. Fassungslos hastete ich die Stufen hinauf, musste aber feststellen, dass ich dem Gestank nicht entrinnen konnte. Es war fast, als ob jemand diesen Dreck sorgsam im ganzen Haus verteilt hätte. Nach endlosen Minuten erreichte ich endlich den achten Stock. Ein Blick in mein Display... nach rechts in den Korridor. Vierter Eingang auf der linken Seite.
Dann stand ich endlich vor dem "Domizil" des Christian Kund, dem Mann mit der illegalen Spraydose. Ich schaltete die Zielvorrichtung auf IR- Scan und versuchte, ein Infrarot- Bild aus der Wohnzelle zu empfangen. Im Display erschien alles in rötlichen Farben, nur die Wärmequellen erschienen grün. Je wärmer die Quelle, desto intensiver das grün der Abbildung. Ich schwenkte den Kopf, um die gesamte Wohnzelle zu erfassen. Ja... er war zu Hause. Ein grünlich irisierender Körper schien in entspannter Haltung auf einem Bett zu liegen. Na ja... auch eine Methode, um 11:35 Uhr vormittags den Tag zu beginnen... schlafen.
Vorsichtig nahm ich meinen Phasenkoordinator in die Hand und öffnete geräuschlos die Tür. Dann schlich ich in die Wohnzelle und sah mich um. Der Korridor war seltsamerweise weder dreckig noch unaufgeräumt. Ganz im Gegensatz zum Rest des Hauses. Dann näherte ich mich dem Schlafraum... langsam und auf Zehenspitzen, um nur ja kein Geräusch zu verursachen. Das Schlafzimmer war, ebenso wie der Rest der Wohnzelle überaus sauber und aufgeräumt. Diese Diskrepanz zwischen der Wohnung und dem überaus dreckigen Haus verwirrte mich einen Moment, aber dann dachte ich an meinen Auftrag. Ich trat neben das Bett und schaltete das Zielgerät aus. Dann klappte ich das Visier hoch, damit ich beide Augen frei hatte, um Christian in die Augen sehen zu können, wenn er aufwachte, und mich sah.
Ich setzte mich vorsichtig auf den Bettrand und wartete. Im Dunkel des Schlafzimmers waren die Umrisse des Körpers mehr zu erahnen, denn ernsthaft zu erkennen. Da.. jetzt rührte sich etwas. Der Körper bewegte sich räkelnd... schlaftrunken schien Christian sich erheben zu wollen. "Du ahnungsloser Engel, Du" dachte ich bei mir, als die Person sich erheben wollte. Als er schon halb oben war, knallte ich ihm meine Hand auf die Brust und drückte ihn
unbarmherzig zurück in seine Laken.
"Licht!" rief ich laut und augenblicklich wurde das Schlafzimmer von diffusem Licht erhellt. Dann sah ich Christian das erste Mal von Angesicht zu Angesicht. Mein Mund klappte wahrscheinlich bis zu den Kniekehlen, als ich feststellen musste, dass es sich hier wohl um eine Christiane handelte...
:-)
Da war er wieder, der Kontrollwahn *g* *zig* da rauch ich doch gleich mal eine...,
Ist aber gut geschrieben, ehrlich *top*
Aber das weißt du sicherlich.
LG. Mario
eyes002
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Paria, Teil 2
Kapitel 2

Ich versuchte, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen und hielt sie weiterhin fest auf ihr Bett gepresst.
„Was soll das? Wer sind Sie? Und was zum Teufel machen Sie in meiner Wohnung?“ sagte sie mit einer Grabeskälte in ihrer Stimme. Seltsamerweise schien sie nicht ängstlich zu sein. Normalerweise erstarrten die Menschen, die ich zu besuchen pflegte, meist zu einer Salzsäule. Sie aber nicht, was mich sehr erstaunte.
„Mein Besuch gilt Christian. Wo ist er?“ sagte ich. Schneidend scharf und mit einem gnadenlos metallenem Unterton, der keinen Widerstand duldete.
„Welcher Christian? Ich kenne keinen Christian“ stieß sie trotzig hervor „Und wer bist du überhaupt, dass du hier eindringst und mich überfällst, he?“
„Mein Name tut nichts zur Sache. Ich bin Fugator ... „ ließ ich den Satz in der Luft hängen.
„Na und? Willst du jetzt, n Orden, oder was?“ Ihr Gesicht sprühte nur so vor Ekel. Sie sah mich an, wie eine Küchenschabe, die man normalerweise zertritt.
„Wenn ich nicht sofort erfahre, wo Christian ist, inhaftiere ich dich wegen Behinderung der Justiz!“ sagte ich, immer noch äußerlich ruhig.
„Ach? Du willst mich verhaften? Dann mal los...“ sagte sie und streckte mir ihre Hände entgegen. Dabei löste sich ihre Bettdecke und rutschte herunter. Ihre Brüste kamen zum Vorschein und ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick darüberstreifte. Ich holte scharf Luft und richtete meinen Blick wieder auf die Frau.
„Christian!“ sagte ich nur „Wo? Ich scherze nicht! Und was soll ich mit Ihren Händen?“
„Na wenn du mich verhaften willst, musst du mir Handschellen anlegen, oder?“
Ich grinste sie breit an. „Nein, diese antiquierten Methoden gibt es schon lange nicht mehr. Wir benutzen Stasisfelder“
„Oh..“ kam es, etwas enttäuscht, wie es schien.
„Wie heißen Sie?“ fragte ich.
„Christiane Kund“ kam es trotzig. Ich runzelte die Stirn...
„Also waren Sie die Person, die diesen Infamen und amoralischen Spruch gesprüht haben?“ sagte ich angewidert, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass eine so hübsche Frau solch einen Dreck illegal verbreitete.
„Und wenn? Was dann?“ fragte sie, diesmal allerdings weniger arrogant.
„Dann werde ich dich replazieren... müssen“ sagte ich eiskalt.
„Wirklich?“
„Ja!“
Ich sah den Schlag weder kommen, noch war ich vorbereitet. Das letzte was ich wahrnahm waren Millionen von Sternenkaskaden, die auf meiner Netzhaut tanzten, wann schwanden mir die Sinne.

Irgendwann später

Langsam tauchte ich durch den zähen Brei der Ohnmacht in die Realität empor. Mühsam öffnete ich die Augen und versuchte, etwas zu erkennen. Aber ich konnte nichts sehen. Ich fühlte nur, dass irgend etwas meine Augen bedeckte und daran hinderte, meine Umwelt bewusst wahrzunehmen. Ferner bemerkte ich, dass meine linke Kopfhälfte schmerzend pochte. Ich wollte mit einer Hand die Wunde ertasten, kam aber nicht weit. Irgendetwas hinderte mich daran, meinen Arm zu bewegen. Erstaunt erkannte ich, dass mich jemand angebunden haben musste. Sofort versuchte ich, meine anderen Gliedmassen zu bewegen, stellte aber fest, dass ich vollkommen fixiert war. Wut wallte in mir hoch. Wer wagte es, sich mir zu widersetzen? Wer wagte es, mich zu fesseln? Verdammt....
Ich versuchte, meine aufgewühlten Gedanken zu ordnen. Was war jetzt zu tun? Rational denken... ich musste mir zuerst überlegen, warum ich angebunden war. Wenn mich jemand hätte töten wollen, wäre dieser Aufwand unnötig, denn dann wäre ich schon tot. Aber was verdammt noch eins, sollte das? Es fielen mir spontan verschiedene Szenarien ein, aber ich verwarf sie alle wieder, weil sie einfach zu absurd waren. Was war jetzt zu tun? Zuerst einmal kühlen Kopf bewahren. Logisch denken... ich atmete langsam aus. Und bemerkte, wie die Wut in mir, die ich seit Kindesbeinen in mir trug, langsam abebbte. Dieser Zorn.. Jähzorn, der mich schon so oft an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte. Und wenn ich ihn nicht mit Hilfe meines Vaters in den Griff bekommen hätte, wäre ich jetzt mit Sicherheit selbst ein Kandidat für die Replazierung. Noch niemals hatte ich jemandem davon erzählt. Nur mein Vater wusste es, und der war vor 19 Jahren replaziert worden, weil er einer der letzten Raucher war. Ich hasste ihn damals dafür, dass er wegen seiner Sucht seine Familie im Stich ließ. Und ich hasste ihn noch mehr, als Mutter den Freitod wählte, weil er nicht mehr da war.
Plötzlich legte sich ein eiskalte Hand auf meinen Brustkorb. Eine relativ kleine Hand, wie ich fühlte. Eine weibliche Hand? Wahrscheinlich. Christiane...? Wer wohl sonst, dachte ich dann und versuchte, cool und überlegen zu wirken.
„Losbinden, sofort!“ herrschte ich sie an. Aber es kam keine Antwort. Nur die Hand auf meiner Brust, die sich langsam erwärmte, aber sich nicht rührte. Was sollte das bloß? Fragte ich mich. Aber zu einer schlüssigen Antwort kam ich wieder nicht. Dann, nach einer kleinen Ewigkeit, schien die Hand sich zu bewegen. Kaum fühlbar und gnadenlos langsam strich die Hand zu meinen Magnetverschlüssen und öffnete das Oberteil meines Anzuges. Mit leisem Knacken öffnete sich ein Verschluss nach dem anderen. Kurz vor meinem Schritt hörte sie auf und zog die beiden Seiten des Anzuges auseinander. „Tja ... Pech gehabt“, dachte ich bei mir, darunter trug ich grundsätzlich meine Duranium- Weste. Man weiß ja nie... allerdings ergab sich mir die Möglichkeit, sie anzugreifen, wenn sie versuchen sollte, sie zu entfernen. Denn dazu musste sie wenigstens eine Hand losbinden. Mein Körper spannte sich unmerklich, da ich damit rechnete, dass sie einen Arm befreien würde. Welche Enttäuschung, als ich plötzlich ein leises, intensives Summen hörte. Verdammt, das Geräusch kannte ich! Die ultrahohe Frequenz verriet mir, dass sie mein Vibrationsmesser aus meiner Tasche genommen hatte.
Nun zerrte sie mir unsanft die beiden Seiten des Anzuges auseinander und durchtrennte spielerisch leicht die beiden seitlich angebrachten Kevlar - Verschlüsse. Verdammter Mist, dachte ich. Die ist schlauer, als ich dachte. Es wird nicht einfach, aber es wird mir ein Vergnügen sein, sie zu replazieren.
Christiane hob den oberen Teil meiner Schutzweste ab, als ob es nie etwas leichteres gegeben hätte und ich ärgerte mich. Ich spürte wieder diese feuerrote Wand aus komprimierter Wut in mir hochsteigen. Die hielt allerdings nicht lange, als ich bemerkte, das mich Christianes Haare auf der Brust kitzelten, und einen Wimpernschlag später fühlte ich ihr Gesicht auf meiner Brust. Was sollte das nun wieder?
„Wie viele hast du schon replaziert?“ fragte sie leise und eindringlich.
„434 und du wirst 435, verlass dich drauf!“ gab ich eiskalt zurück.
„Warum?“
„Warum was ?“
„Warum hast du diese Menschen getötet?“ fragte sie, immer noch leise und beherrscht.
„Ich habe sie nicht getötet, ich habe ihnen durch das replazieren die Chance eröffnet, von vorn anzufangen!“ sagte ich trotzig. Wer stand denn hier unter Anklage? ICH vielleicht?
„Du hast diese Leute aus unserer Mitte entfernt, richtig?
„Genau“
„Wie hast du das gemacht?“ fragte sie, plötzlich mit einem schärferen Unterton.
„Was?“
„Wie... hast du ihnen den Übergang ermöglicht?“ fragte sie, nun wieder leider.
„Ich habe sie von ihrem Dasein als Parias befreit“
“Parias?“ fragte sie amüsiert und ich glaubte, sie würde dabei lächeln.
„Ja... Parias. Aussätzige.... außerhalb der Norm stehende, Perverse..“
„Kannst du dich an deinen ersten Auftrag erinnern?“ fragte sie, immer noch sanft, aber eindringlich.
„Natürlich erinnere ich mich“ sagte ich und bemühte mich, eiskalt zu sein.
„Was ist geschehen?“
„Das geht dich nichts an, außerdem unterliegt das der Schweigepflicht“
Pause. Lange Pause... Ihr heißes Gesicht lag auf meiner Brust und schien meinem Herzschlag zu lauschen.
„Denkst du nicht, dass ich das Recht habe, zu erfahren was passieren wird? Immerhin willst du mich auch töten“
„Ich töte dich nicht, ich befreie dich von deinem Dasein“ sagte ich trotzig. Begriff sie denn einfach nicht? Verstand sie nicht, dass sie ein Paria war? Jemand der von den allgemeingültigen Normen abwich? Den es galt, aus der Mitte der Rechtschaffenen Bürger zu entfernen? Konnte jemand so dumm sein?
„Komm schon, sags mir. Ich denke, du wirst dich früher oder später ohnehin befreien können. Dann ist meine Zeit hier vorbei und ich möchte vorbereitet sein. Verstehst du das?“
Nun, ich verstand sehr gut. Und ich war erstaunt zugleich, dass diese Christiane den Mumm hatte, ihrer Replazierung so tapfer entgegen zu treten. Allerdings war ich noch erstaunter, dass es überhaupt jemanden in unserer Mitte gab, der einem Fugator Widerstand leistete. Aus älteren Berichte wusste ich, das es das früher einmal gegeben hatte, aber mir war das noch nie passiert.
„Es ist besser, wenn du das nicht weißt“ sagte ich und staunte über mich selbst, dass ich einen Paria duzte. Bemerkte ich da etwa einen Anflug von Sentimentalität? Ich? Begann ich, Mitleid zu empfinden? Nein... nicht wirklich. Christiane war eine Aussätzige, die mit Illegalen Hilfsmitteln Wände mit verbotenen Worten beschmierte. Und sie musste entfernt werden, bevor andere es ihr nachtaten und so die Moral und Sittlichkeit, die wir uns im Laufe der Jahre erworben hatten, gefährdete.
„Robert...“ sagte sie, und ich wusste, dass sie mir meinen ID- Chip genommen hatte.
„Was!“ herrschte ich sie an. Eine Diebin war sie nun auch noch.
„denkst du, du bist ein... guter Mensch?“
„Natürlich!“ antwortete ich prompt.
„Aber ist es nicht.... moralisch mehr als denkwürdig, jemanden zu töten?“
„Töten ist verboten“
„Aber DU darfst Menschen töten?“
„Ich sagte doch schon...“
“Ja...ich weiß, du tötest nicht, du befreist. Ich sehe da aber keinen Unterschied“
Bevor ich darauf antworten konnte, öffnete sie mir die restlichen Magnetverschlüsse und legte mein Geheiligtes frei. „Oh mein Gott... ich bin entblößt!“ schrie es in mir. Scham... unendliche Scham wallte in mir hoch, dass eine Person, mit der ich keinen Lebensvertrag hatte, meine Genitalien betrachten konnte. Ohne Genehmigung des Vorgesetzten, ohne Erlaubnis der Kirche und gegen meinen Willen! Mein gesamtes Blut schoss mir in den Kopf und Hitzewallungen zogen wie kleine freche Krebse über meine Haut. Wie ... benutzt und entblößt ich mich fühlte. Angeekelt lag ich da und schämte mich nur noch...
Dann fühlte ich zu allem Überfluss auch noch, dass sie mich „dort“ mit einer Hand streichelte. Sie versuchte mich zu stimulieren! Ich konnte es nicht fassen und dachte darüber nach, ob ich mich nicht irgendwie dagegen wehren konnte. Ich bäumte mich auf... zog und zerrte an meinen Fesseln... wand und drehte mich, aber es half nichts. Ich kam nicht frei. Die Schnüre zogen sich nur noch fester in mein Fleisch. Aber immer noch besser, als missbraucht zu werden! Nach mehreren Minuten gab ich es auf. Etwas warmes lief mir den Arm herab und ich vermutete, dass es mein Blut war, dass da an mir herunterlief. Wieder wallte meine Wut in mir hoch... wieder diese dunkelrote Wolke, die mein gesamtes Denken außer Kraft setzte! DAS WIRST DU MIR BÜSSEN!!! Dachte ich. Wenn ich jetzt frei gewesen wäre, ich hätte meine Signaturwaffe nicht gebraucht, ich hätte sie eigenhändig erwürgt! Japsend und mühsam nach Luft schnappend lag ich da und versuchte mich zu beruhigen. Christianes Gesicht lag selbstverständlich nicht mehr auf meiner Brust, aber sehen konnte sie mich mit Sicherheit noch...
„Warum wehrst du dich? Ich tue doch nichts schlechtes?“
„Du perverse Schlampe, das wirst du büßen. DAS hat noch nie jemand gewagt!“
„Was willst du machen, mich zweimal erschießen? Mach dich nicht lächerlich, du solltest dich mal hören!“
“Wenn ich mit dir fertig bin, wird deine Qual sogar in der Hölle zur Legende werden du... du... du...“ schlagartig wurde mir bewusst, was ich gerade gesagt hatte. ICH, der Fugator, der die abnormen in die nächste Daseinsform führen sollte, hatte mich gerade Strafbar gemacht! Ich hatte jemandem Folter und Vergeltung angedroht. Das war nach §§ 453 des Allgemeinen Moralitäts- Statutes, Zeile 14, Absatz 3 verboten. Großer Vater, jetzt MUSSTE sie replaziert werden, denn wenn das jemand erführe, würde ich bald selbst Besuch von einem meiner Kollegen bekommen! Die Mischung aus Emotionen, die mich durchfluteten, war eine völlig neue Erfahrung für mich. Wut, gnadenlose, heiße, wallende Wut in Verbindung mit Scham und Verzweiflung warten mir bisher völlig unbekannt. Mein Atem, der sich schon beruhigen wollte, kam nun kurz und stoßweise. Mein ganzer Körper war mit einem klebrigen ekelhaften Schweißfilm bedeckt. Mein Gott... und das mir!
Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als ich zu allem Überfluss noch ihre Zunge bemerkte, die mir um den Bauchnabel herum den Schweiß vom Körper leckte. Angewidert verzog ich mein Gesicht, weil ich rein gar nichts dagegen tun konnte.
„Du schmeckst gut, Robert“ sagte sie. IHRE Stimme schien die Ruhe selbst zu sein und allmählich fühlte ich mich wie ein Versuchsobjekt in einem Forschungslabor. Wehrlos...
Ihre Zunge wanderte höher und höher... und begann, meine Brustwarzen zu umspielen. Zart knabberte sie daran herum... umkreiste sie... leckte an ihnen... saugte daran. Und ich bemerkte, wie mein Genital sich verhärtete und aufrichtete. Urplötzlich umfasste ihre Hand mein geheiligtes und drückte fest zu. Feuerräder drehten sich vor meinen Augen, aber es war keine Wut, keine Scham... es war... Lust! Mein Gott!
„Was ist das denn? Solltest du denn DOCH ein ganzer Mann sein? Hast du Heiliger Moralapostel dich nicht gerade strafbar gemacht? Und das wichtigste überhaupt: Musst du dich jetzt nicht selbst töten?“ Ätzend und voller Spott schwappte ihre Stimme in mein Hirn und am liebsten wäre ich tot umgefallen...

Kapitel 3

Ich verzweifelte fast an der Unfähigkeit, meine Emotionen zurückzunehmen, die sich in meinem weit aus dem Anzug ragenden Genital widerspiegelten. Aber... ich fühlte tatsächlich so etwas wie... Verlangen. Heiß und lodernd wallte die Lust in mir herauf und ich hasste mich dafür. „Denk an etwas anderes!“ schrie eine Stimme in mir...denn die Manipulationen von Christiane boten ihr einen erneuten Angriffspunkt. Wenn ich nur wüsste, wo meine Waffe war... mit der Sprachaktivierung konnte ich sie abfeuern und lief nicht einmal Gefahr, mich selbst zu treffen, da ja meine persönliche Signatur geladen war. Wenn ich aber jetzt, blind, die Waffe aktivierte, würde Christiane es hören...
Verdammt... wenn ich nur etwas sehen könnte! Wenn ich nur meine Hände befreien könnte!
„Denk nicht einmal darüber nach...“ flüsterte Christiane in mein Ohr und wieder wallte Wut in mir hoch. Wut über meine Lage, Wut über meine Bewegungslosigkeit und über die Tatsache, dass ich ganz einfach ausgetrickst worden bin. Und nun lag ich hier... Hilflos, Wehrlos und entblößt. Und zudem musste ich den Hohn der Delinquentin ertragen! Nun, all diese Überlegungen führten jedenfalls dazu, dass mein Genital erschlaffte und in den normalen Zustand zurückkehrte.
„Ich will etwas sehen... „ sagte ich und versuchte, meine Stimme weder bittend noch fordernd klingen zu lassen.
„Ach? Was sind das denn für Töne? Bittest du mich gerade um etwas?“
„Nein. Ich ertrage nur die Dunkelheit nicht...“ ließ ich den Satz offen. Eigentlich hatte ich nicht mit einer Reaktion gerechnet, aber umso erstaunter war ich, als Christiane mir den Sichtschutz entfernte. Ich schloss die Augen, um nicht vom grellen Licht geblendet zu werden, musste aber feststellen, dass in Christianes Wohnzelle ein angenehmes Dämmerlicht herrschte. Und ich fragte mich, wie sie das gemacht hatte, denn in den Standard- Wohnzellen konnte man das vorhandene Lumineszensplasma nicht verändern... Ich begann, mich umzusehen. Hier lag ich nun also, auf ihrem Bett, angebunden mit antiquierten Schnüren aus ... ich versuchte, mich zu erinnern, kam aber nicht drauf...
„Leder. Es heißt Leder...“ sagte Christiane. Im gleichen Moment wurde mit übel. Leder bestand aus Tierhaut! Ich musste wohl angeekelt das Gesicht verzogen haben und sah, dass Christiane amüsiert eine Augenbraue hochzog.
„Noch ein Verstoß gegen das Moralitäts- Statut...“ sagte ich, aber meine Stimme klang mir selbst fremd. Christiane lächelte nur... und hielt mir ein paar unbenutzte Schnüre unter die Nase. Ich wandte ruckartig meinen Kopf ab... nein, DAS wollte ich nicht. Eklig!
„Hey... ich habe dir einen Gefallen getan und dir die Binde abgenommen. Jetzt bist du dran, einverstanden?“ Ich dachte kurz darüber nach... und kam auf die Idee, sie in Sicherheit zu wiegen, denn letztendlich lief alles auf ein Psychoduell hinaus.
„In Ordnung... aber bitte ... langsam. Ich habe noch nie an einem Kadaver gerochen...“ sagte ich bewusst widerstrebend. Ich wandte meinen Kopf langsam wieder in Richtung der „Schnüre“ und sie hielt mir die Tierhaut unter die Nase. Ich versuchte krampfhaft, meinen Ekel zu unterdrücken. Dann sog ich langsam den Geruch des Kadavers in meine Nase. Und... erstaunlicherweise roch er nicht nach totem Tier, sondern... angenehm! So etwas hatte ich nie zuvor gerochen, aber in den alten Ausführungsbestimmungen zur 2ten überarbeiteten Sittenverordnung war eindeutig festgelegt, dass tote Tierhaut ganz schrecklich roch und meist zu Übelkeit und Erbrechen führte. Umso erstaunter war ich, dass es nicht so war! Ich sog den Geruch erneut tief in meine Nase und... genoss es!
„Gut?“ fragte Christiane nur.
„.... ja“ gab ich zögernd zu und war ganz ehrlich in diesem Moment. Weil ich die vielen Eindrücke erst einmal verarbeiten musste. Konnte sich der Senat, der die Sittenverordnung erlassen hatte, denn so irren? Fassungslos bemerkte ich, wie ich erneut diesen herb- süßen Geruch in meine Nase sog.
„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, dass so gut riecht wie Leder“ sagte Christiane und ich nickte nur.
„Ausgenommen einer einzigen Sache...“ führte sie den Satz weiter. Fragend schaute ich sie an. Sah ihr zum ersten Mal direkt ins Gesicht. Fand ihre Augen. Braun.. dunkel... unergründlich und geheimnisvoll sah sie mich an.
„Und die wäre?“ fragte ich, woraufhin sie laut loslachte. Wiederum war ich verwirrt. Worüber lachte sie? Was war so witzig, dass sie sich jetzt in einem Lachkrampf auf dem Boden wälzte? Ihr zugegebenermaßen ansteckendes Lachen, das so Glockenhell durch die Zelle klang, ebbte nur langsam ab...
Als sie sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett setzte, wischte sie sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
„Das kann doch nicht wahr sein... das glaube ich einfach nicht...“ sagte sie, immer noch schmunzelnd.
„Was denn, verdammt!“ sagte ich.
„Du bist... bist..“ wieder fing sie an zu lachen und bekam sich nur schwer unter Kontrolle.
„Was bin ich???“ herrschte ich sie ungehalten an.
„Du bist tatsächlich noch eine Jungfrau?“ prustete sie wiederum los „ Eine 8o Kg schwere Jungfrau?“
Ich verstand die Welt nicht mehr. Was war daran so lustig? Was war daran falsch? Unmutig verzog ich mein Gesicht und die altbekannte Wut wallte wieder in mir hoch. Sie lachte mich aus!
Christiane wurde schlagartig ernst, als sie meinen Gesichtsausdruck sah und legte mir ihre Hand auf die Brust. Dieses Gefühl war... neu und unbeschreiblich...
Wiederum sah ich sie an. Diesmal mit dem sezierenden Blick eines erfahrenen Jägers.
Sie hatte ein formschönes, ovales Gesicht, das von braunen Locken umrahmt wurde. Einen schön geformten Mund und diese dunklen Augen. Man konnte sagen, dass es sich um eine schöne Frau handelte. Aber auch um eine seltsame Frau. Schön und unergründlich. Geheimnisvoll und voller Überraschungen. Und ... sie war eine Verbrecherin. Ich musste mich fast zwingen, an meine Lage und an die Tatsache zu denken, dass ich sie replazieren musste.
Mein Gesichtssausdruck musste Bände gesprochen haben denn sie sah mich ernst an. Sezierend, wie ein Wissenschaftler, der sich gerade über das witzige Verhalten eines Affen amüsiert hatte, nun aber daran dachte, wie er das Versuchstier behandeln musste.
„Du... denkst, dass all das, was du bis jetzt erlebt und gelernt hast, das richtige ist, stimmts?“ fragte sie ernst.
„Ich denke es nicht... ich weiß es“ sagte ich bestimmt, war mir meiner Sache aber nicht mehr sicher.
„Das Leder... der Geruch hat dir doch gefallen?“
„Ja...“ gab ich zögerlich zu.
„Das heißt doch, dass sich ein paar Leute geirrt haben müssen, als sie festgelegt haben, dass das riechen an Leder zu Übelkeit führt. Richtig?“ Ich dachte einen Augenblick nach... ja, sicher, damit hatte sie wohl recht.
„Du brauchst nicht zu antworten... aber jetzt denk mal nach, in Ordnung?“ Ich nickte nur.
„Wenn mir der Ledergeruch gefällt... und dir auch... dann mag es einige geben, denen das NICHT gefällt, stimmts?“ Wiederum konnte ich nur nicken.
„Und wenn diese Leute, denen der Geruch nicht gefällt, in mächtigen Positionen sitzen, und zudem noch Gesetze erlassen können... dann kommt etwas dabei heraus wie die 2te Sittenverordnung“
„Moment mal... „ erwiderte ich „ willst du damit an den Fähigkeiten des Senates zweifeln?“
„Nein. Ich rede von individuellen Eindrücken und von Missbrauch“ Das saß! Ich begann, darüber nachzudenken, was sie gesagt hatte. Ihre Logik war faszinierend und ihre Argumente stichhaltig.
„Ich denke, du willst dich mit Pseudoargumenten und falscher Logik aus deiner Replazierung winden“ sagte ich schroff, obwohl ich sie in Sicherheit wiegen wollte.
Christiane stöhnte leise und schüttelte ihren Kopf. Dabei bewunderte ich, wie ihre Locken sich bewegten...
„Mann, du bist ne harte Nuß!“ sagte sie resignierend und ich erwartete irgendwie, dass sie nun aufgab und mich losmachte. Aber ich wurde eines besseren belehrt, als sie ihr schönes Gesicht ganz dicht über meines brachte und sagte, nein hauchte:
“Es gibt letztendlich nur einen Ausweg. Du oder ich... einer von uns beiden wird diesen Raum verlassen. Der andere wird auf der Strecke bleiben. Es kann nicht anders sein! Also richte dich darauf ein, dass das hier ultralange dauern kann. Denn ich werde nicht aufgeben. Ich werde nicht resignieren und ich werde dich nicht gehen lassen, ohne dass du dir mein Leben und dein Leben genau angesehen hast. Hast du verstanden?“
Verwundert und fassungslos nickte ich. Versuchte, zu verstehen was sie von mir wollte. Aber meine Gedanken waren wie blockiert. Klar denken konnte ich nicht in diesem Augenblick.
Christiane stand auf. Sie ging zu einem Schrank, der sich hinter mir befand und hantierte eine geraume Zeit herum. Anhand der Geräusche versuchte ich zu erraten, was sie da tat, kam aber nicht dahinter. Ich vermutete, dass sie sich umzog. Etwas bequemeres vielleicht, da sie ja sagte, es würde länger dauern.
Ich sah an mir herunter... meine entblößte Brust... mein entblößtes Genital... meine desolaten Klamotten. Ich schüttelte den Kopf. Wer hätte jemals gedacht, dass mir das einmal passieren könnte? Seltsamerweise empfand ich nicht mehr diese bodenlose Scham, als mein Blick auf meinem Genital ruhte...
Christianes Stimme tönte plötzlich durch den Raum:
“Robert....“
„Ja...“ erwiderte ich knapp und barsch.
„Was würdest du sagen, wenn du erfahren würdest, dass es eine Person gibt, die sich sogar mit Leder bekleidet? Und wenn diese Person weiterhin illegale Sex- Spielzeuge besitzt und auch benutzt? Wenn diese Person des weiteren Masturbiert und dabei nicht Scham sondern Lust empfindet? Wenn diese Person sogar andere dazu verleitet, es ihr nach zu tun? Was sagst du dann? Was, wenn diese Person sich sogar an der Tatsache aufgeilt, dass ihr andere dabei zusehen?“
„Nun, jeder dieser einzelnen Punkte reicht für eine Replazierung. Ich würde diese Person unter allen Umständen ausfindig machen und..“
„Töten?“
„Nein...replazieren“
„Verdammt noch mal Robert, wie kann man so borniert sein? Erkennst du nicht, das Replazieren nur ein Synonym für Töten ist? Kommt nicht dasselbe dabei heraus?“ Ihre Stimme war nun ärgerlich. Sehr ärgerlich. Gut so. Ich war auf dem richtigen Weg, denn wer sich aufregt, verliert den klaren Blick und macht Fehler. Den galt es zu nutzen. Ich war vorbereitet. War vorbereitet darauf, sie weiterhin zu reizen und die Fehlerquote in die Höhe zu treiben. Aber ich war nicht darauf vorbereitet, als Christiane wieder in mein Blickfeld kam. DARAUF konnte sich wohl niemand vorbereiten!
eyes002
******ace Mann
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Ups
danke für die Blumen, aber is doch noch nicht fertig *lol*

Ich weiß zwar, dass hier "Kurzgeschichten" dransteht, aber das ist meine kürzeste *rotwerd*

Tom
eyes002
******ace Mann
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Paria, Teil 3
Als Christiane wieder in mein Blickfeld kam, nein schritt...würdevoll und erhaben schritt sie... Königinnengleich und mit bewundernswert stolzer Haltung, klappte mir buchstäblich der Kiefer herunter. SO ETWAS hatte ich noch nie gesehen, außer auf Bildern von Replazierten. Christiane trug schwarze Sachen. Schwarze LEDERNE Sachen!
Einerseits erinnerte ich mich an den Geruch, andererseits wusste ich, dass das so illegal wie nur irgendetwas war. Und in irgendeinem weit entfernten Ort in meinem Kopf sagte eine Stimme: “Das ist ja ekelerregend“... doch meine bewussten Gedanken wiedersprachen und sagten: „Nein... lass den Ekel weg...“ und das war der überraschendste Moment in meinem bisherigen Leben! Niemals hätte ich gedacht, einmal so empfinden zu können. Niemals zuvor hätte ich mir ausgemalt, einmal wohlwollend auf einen Verstoß gegen das Moralitäts- Statut blicken zu können, um zu sagen: „Verdammt noch mal, das gefällt mir aber!“
Nur, und das war das eigentlich Dilemma, durfte ich ihr das auf gar keinen Fall zeigen, denn das verschaffte ihr einen entscheidenden Vorteil. Sie hätte dann den Kampf gegen mich gewonnen, und das wollte ich auf gar keinen Fall! Ich sah sie mir genauer an... aus den Augenwinkeln...schließlich sollte sie nicht bemerken, wie sehr mir das gefiel. Christiane trug eine... ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst schauen sollte... feuerrote Unterhose, sehr eng und knapp geschnitten (sie nannte es String) mit Rüschen an den Rändern. Ich musst einfach dorthin sehen, denn es war das einzige Teil ihrer Bekleidung, dass nicht schwarz war. Dazu trug sie lederne Hosen, die im Schritt offen waren. Sie sahen merkwürdig aus.
In irgendeinem Winkel meiner Erinnerungen kam eine Replazierung zum Vorschein, als ich Illegale Kristallspeicher konfiszierte. Auf denen waren sogenannte „Western“. Vollkommen unnütze Aufzeichnungen, die Gewalt verherrlichten und zudem noch aus einer wenig Ruhmreichen Periode des Geschichte stammten. Ich musste damals die Konfiszierten Kristallspeicher sichten und nun erinnerte ich mich daran. Sogenannte Cowboys trugen die gleichen Hosen wie jetzt Christiane, nur mit dem Unterschied, dass die Cowboys sie über ihren normalen Hosen trugen. Und ich musste mir schamerfüllt zugestehen, dass Christiane mir wesentlich besser gefiel.
Christianes Oberkörper war mit einem seltsamen Ding bekleidet, dass ich noch nie zuvor sah. Es war ebenfalls aus Leder und bedeckte nur ihre Front. Unten lief es spitz zu und ließ somit ein gutes Stück ihres nackten Bauches frei. An ihren Seiten war das Kleidungsstück mit zahlreichen Schnüren versehen, ähnlich denen, mit denen ich ans Bett gefesselt war. Der Ausschnitt oben war mehr als knapp bemessen und Christianes Brüste lagen praktisch in diesem Kleidungsstück. Widerwärtig- schön sah das aus! Die Frau war wie verwandelt, ihre Ausstrahlung schien sich zu potenzieren in diesem Outfit und ihre Präsenz erfüllte den Raum. Nahm mich gefangen... aber trotzdem stellte ich einen angewiderten Gesichtsausdruck zur Schau. Christiane hatte ihre Haare hochgesteckt, nur eine geringelte dünne Locke hing seitlich an ihrem Kopf herunter. Ihre Lippen strahlten in kirschrot. Lippenstift! Wieder ein Verstoß gegen die Sittenverordnung! Aber das war noch die kleinste am heutigen tage... in Gedanken führte ich alle Verstöße auf, weil ich bemerkte, dass mein Genital begann, sich zu erheben. Wie peinlich!
..... Verstoß gegen den Besitz und die Benutzung von illegal erworbenem Farbmaterial
..... nichtgenehmigtes Veröffentlichen rechtswidriger Parolen an öffentlichen Gebäuden
..... Angriff auf eine Person des öffentlichen Rechts in Tateinheit mit Körperverletzung
..... Widerrechtliche Freiheitsberaubung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Person im
öffentlichen Interesse handelt
..... Besitz von nichtgenehmigten Kosmetika
..... Benutzung derselben
..... Besitz von illegalen Tierhäuten
..... Benutzung dergleichen
..... Widerstand gegen die Staatsgewalt
..... Diebstahl
..... Verbreitung von illegalem Gedankengut
Die Liste hätte ich endlos weiterführen können. Aber ich konnte meine Augen nun nicht mehr von Christiane wenden, als sie sich an ihrem Wandterminal zu schaffen machte. Sie gab einen Zifferncode in den Zellenrechner ein, und vor ihr baute sich ein Holomatikbett auf. Weiß der Teufel, woher sie den Quellcode dafür hatte, denn diese Art Bett war für Standard- Wohnzellen nicht erlaubt. Nur Senatsmitglieder durften diese Betten benutzen, weil der Energiebedarf für ein Prallfeld dieser Art enorm hoch war. Sie hantierte abermals am Zellenrechner und aus den versteckt angebrachten Tonemittern drang eine leise, extatische Musik. Diese Art von Musik war in keinem der Listen aufgeführt, die der Senat freigegeben hatte. Nun, das spielte wohl keine Rolle im Moment, denn Christiane warf mit einer eleganten Bewegung ein sehr dünnes Laken über das Feld, zog es zurecht und ging nach nebenan. Nach wenigen Augenblicken kam sie zurück und verteilte ein paar Kissen auf dem Bett. Dann setzte sie ihr rechtes Bein auf das Bett und drehte sich zu mir, um mich geheimnisvoll anzulächeln. Nun konnte ich auch ihr Schuhwerk sehen. Lederne halbhohe Schuhe mit wenigstens 10 cm hohen Absätzen! An den winzig kleinen Sohlen waren Messingbeschläge angebracht, die im Dämmerlicht funkelten. Die Oberseite der Schuhe waren wiederum mit Lederschnüren versehen. In Gedanken fügte ich 2 weitere Punkte gegen die Sittenverordnung hinzu:
..... Verwendung von Schuhwerk, dass eine Gesamthöhe von 7 cm überschreitet
..... Benutzung und Besitz illegaler Tonträger

Christiane betrat nun das Luxusbett und legte sich verführerisch langsam hin, und zwar so, dass ihre Beine zu mir zeigten. Ich bemerkte, dass sie bemüht war, immer Augenkontakt zu halten. Sie legte sich aufreizend hin, schlug elegant die Beine übereinander und stützte sich mit den Armen seitlich ab. Mein Gott... unter anderen Umständen wäre das eine sehr schöne Position für einen begnadeten Bildhauer gewesen. Aber hier und jetzt verfolgte sie ein Ziel mit ihrer Aktion, das war mir bewusst. Ich konnte dennoch nicht anders, und sah ihrem Treiben zu. Sehr bemüht, meine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Christiane legte sich nun auf den Rücken. Ihre Hände wanderten über ihre Oberschenkel...streichelten sie.... fuhren über ihren Bauch, um sanft ihre Brüste zu umgreifen. Sie liebkoste ihre Brüste... streichelten sie durch das dicke Leder. Dann streichelte sie ihren gesamten Körper.... ihre Hände waren unablässig auf Wanderschaft. Nach einiger Zeit fokussierte sich ihr wirken auf ihren Genitalbereich und ich bemerkte, wie sich mein Genital ohne dass ich es bemerkt hatte, zur vollen Größe aufgerichtet hatte. Pochend und pulsieren stand es weit von meinem Körper ab.
Christiane war mittlerweile damit beschäftigt, ihren Genitalbereich durch den dünnen Stoff ihres „Strings“ zu streicheln. Ihr Mittelfinger wanderte unablässig über den Teil, wo sich ihre Schamlippen befinden mussten. Dann kam das, was kommen musste und irgendwie hatte ich mich vor genau dieser Aktion gefürchtet! Sie schob den dünnen roten Stoff einfach beiseite und gewährte mir den Blick auf ihre Scham! Mein Gott... und das mir...
Andererseits KONNTE ich nun nicht mehr wegsehen, denn der Anblick dieses weiblichen Geschlechtes erregte mich nur noch mehr. Mir fiel auf, dass Christiane auf den Schamlippen keine Behaarung trug, wie ich es aus meiner Kindheit von Mutter kannte. Erst oberhalb der Scham wuchs ein kleiner Bereich aus Schamhaaren, der, wie es aussah, sorgfältig bearbeitet war. Er war exakt zu einem schmalen Streifen zurechtrasiert worden, und die Behaarung an sich war auf die gleiche Länge gestutzt. Ich sah auf Christianes Scham wie die Maus in das Auge einer Klapperschlange.... hypnotisiert und überaus erregt.
Sie führte ihren Mittelfinger aufreizend langsam auf ihr Geschlechtsteil...rieb etwas daran... dann teilte der Finger ihre Schamlippen... und verschwand darin...ein unterdrücktes Stöhnen war zu hören, das die leise Musik übertönte. Christiane bewegte nun ihren Finger... ihr Becken bewegte sich ebenfalls... sie simulierte einen Geschlechtsakt. Und ich, ihr Richter, sah ihr dabei zu und konnte rein gar nichts machen. Ich sah zu, wie Christiane unverhohlen masturbierte und gestand mir ehrlich ein, dass ich, selbst wenn ich gewollt hätte, nicht hätte wegsehen können! Dazu kam noch mein Genital, dass so stark zu pochen schien, als hätte es ein Eigenleben. Es war recht schwer für mich, mir einzugestehen, dass ich Wollust empfand und merkwürdigerweise empfand ich keine Scham! Noch schwerer war es, nicht dieses Pochen und Jucken abstellen zu können dass in meinem ... Glied tobte. Alles in mir schrie förmlich danach, mich auf diese unglaubliche Frau zu stürzen und den Finger zu ersetzen. An diesem Punkt wäre mir alles egal gewesen!
Christianes Stöhnen wurde lauter und schneller... ihr Becken kreiste nun recht heftig um ihren Finger und ich bemerkte, wie ihre freie Hand sich unter ihr Gesäß geschoben hatte und ein weiterer Finger sich anschickte, in ihrem After zu verschwinden. Großer Gott, was für ein Anblick! Ihre Finger fuhren nun abwechselnd ein und aus, in perfektem Rhythmus mit den Bewegungen ihres Beckens. Dann hörte ich einen spitzen Schrei, der nur langsam abebbte; sie hatte den Gipfel der Lust erklommen; gleichzeitig wurden ihre Bewegungen ruhiger... langsamer... aber ihre Finger waren immer noch in ihr. Doch auch sie wurden stetig langsamer. Mein Genital allerdings war in Aufruhr. Es zuckte und pochte und gierte nach Erlösung... und wiederum konnte ich rein gar nichts machen.
Christiane war nun relativ ruhig... ihr Atem kam ruhiger und sie richtete sich auf. Wortlos kniete sie sich hin, den Kopf gesenkt und schien nachzudenken. Dann fuhr ein Ruck durch ihren Körper und sie stand auf. Sie sah mir weder in die Augen, noch machte sie Anstalten, mit mir zu reden. Sie stand einfach auf und löschte das Licht. Und ging hinaus. Sie übergab mich einfach der Dunkelheit und meinen aufgewühlten Gedanken. Und meinem zuckenden Glied....
Ich weiß nicht mehr, wie ich in den Schlaf gekommen war. Irgendwann, als sich mein erregter Zustand gelegt hatte, ergab ich mich der Dunkelheit. Unfähig, zu denken, gefangen in meinen Emotionen. Viel zu widersprüchlich waren meine Empfindungen, zu viele Informationen musste ich mit meinem Auftrag abgleichen, der im krassen Widerspruch zu meinen derzeitigen Emotionen stand.
Christiane war wunderschön. Eigensinnig. Starrköpfig, klug und intuitiv. Mit einem Wort, sie war eine Frau, der ich sicherlich einen Lebensvertrag vorgeschlagen hätte.
Aber... sie war kriminell. Hatte kein Unrechtsbewusstsein. Und mit jeder Tat, mit jedem
Argument verstrickte sie sich weiter in den Wirren der Gesetze. Was sollte ich tun? Sollte ich
sie replazieren, meinem Auftrag entsprechend? Ich weiß nicht, ob ich das noch konnte, denn ich war durch ihre Schuld nun auch kriminell geworden.
Nun lag ich hier in der Dunkelheit, konnte an nichts weiter denken als an Christianes Gesicht. Wie ein Traum erschien sie mir , ihr Gesicht schwebte über mir in der gnadenlosen Dunkelheit. Ich meinte, Sie lächeln zu sehen, dann wiederum dachte ich, sie würde zornig gucken, doch allmählich verschwand ihr Gesicht von meinen Augen, und ich fiel in einen Traumlosen Schlaf. Allerdings war der Traum sehr unruhig...
Immer wieder schreckte ich aus dem Schlaf hoch, und konnte in nichts weiter sehen als diese absolute Finsternis. Allerdings wollte ich auch nicht laut nach Hilfe rufen, denn das hätte Christiane einen weiteren Schwachpunkt offenbart. Das Problem war, dass ich, obwohl ich in dieser misslichen Lage war, die Oberhand gewinnen musste. Dies würde sehr schwer werden, dessen war ich mir niemals so bewusst die zu diesem Zeitpunkt. In meiner Verfassung versuchte ich alles mögliche, um mich aus dieser Lage zu befreien. Das Resultat meiner Bemühungen war, dass es sich die Leder- Streifen nur noch enger um meine Glieder zogen als vorher. Durch die abwechselnden Schlaf und Wach- Phasen verlor ich allmählich jegliches Zeitgefühl. Das, und die Tatsache, dass ich mich nicht bewegen konnte, führte dazu, dass ich in einer Art komatösen Zustand verfiel, und ich dachte, dass ich in einem endlosen Traum gefangen wäre. Innerlich schrie ich danach, dass Christiane endlich zurück kehren würde, um wenigstens das Licht einzuschalten. Ich sehnte mich wie niemals zuvor nach einem Menschen. Mir kamen alte Schulungen in Erinnerung.... Das Stockholm- Syndrom leuchtete mir wie ein flammendes Fanal vor Augen. Das Opfer, meistens eine gekidnappte Person, gepeinigt und von seinem Entführer aufs übelste malträtiert, gewinnt im Laufe der Zeit Sympathie für seinen Peiniger. Das führte damals schon oft dazu, dass sich das Opfer mit der Rolle des Entführers identifizierte und sich dann verliebte.
In einer Phase , in der ich einigermaßen logisch denken konnte, fragte ich mich, warum Christiane dieses Spiel mit mir spielt. Die Antwort die ich fand, war relativ einfach. Ich glaubte, dass Christiane mich zu ihrer Lebensweise bekehren wollte. Wie viele Emotionen überfielen mich, als ich einerseits darüber nach dachte, wie kriminell sie eigentlich war, aber andererseits dachte ich daran, wie sehr mir der Geruch des Leders gefallen hatte. Zwiespältig lag ich nun also in der Dunkelheit und versuchte nachzudenken. Das Ergebnis war einmal mehr Unverständnis, gepaart mit Fassungslosigkeit über meine Lage. Und ich musste es mir selbst eingestehen: Ich begann, Gefühle für diese Frau zu entwickeln. Zarte Bande der ... Sympathie waren es, die mich einfingen. Und ja... Bewunderung über ihre Konsequenz, ihren Starrsinn und ihr Festhalten an ihren eigenen Werten. Das alles machte sie zu diesem Zeitpunkt zu einer faszinierenden Person. Nicht nur, dass ich jetzt ihren nackten Körper kannte... etwas, das ich mir nie zuvor zu erhoffen gewagt hätte. Denn Zurschaustellung von Nacktheit war unter Strafe verboten, nein, es war... die Summe der Eindrücke, die ich von ihr hatte. Ich war innerlich zerrissen wie nie zuvor. Ich war immer schon ein Anhänger des geraden Wegs. Der Klarheit und der Einfachheit, aber hier schienen die Dinge doch ein wenig... komplizierter zu sein.
Ich wurde unsanft aus meinen Grübeleien gerissen, als sich die Tür öffnete. Vor Schreck zuckte ich zusammen, war aber Herr der Lage, als Christiane eintrat und das Licht einschaltete. Sie war nicht allein, das konnte ich hören. Zuviele Füße tappten über das karge Parkett. Ich versuchte, ruhig zu wirken, obschon ich sehr aufgeregt war, denn niemand konnte vorhersagen, was nun geschehen würde.
„Wie spät ist es?“ fragte ich ruhig, aber bestimmt.
„Oh, mach dir darüber keine Gedanken, es ist für dich hoffentlich nicht zu spät.“ Antwortete eine Stimme, die ich nicht kannte. Eine weibliche Stimme. Eine sehr weibliche Stimme, mit einem leicht amüsierten Unterton. Ich drehte meinen Kopf, soweit es ging, konnte aber niemanden ausmachen. Es wurde aber im Raum hantiert, dummerweise konnte ich die Geräusche in keinster Weise zuordnen. Dann, nach schier endloser Zeit des Wartens, wurde ein Tableau an meine Liegestatt geführt. Ein mit einem schwarzen Stoff bespanntes Tableau, das von einem Schwebefeld getragen wurde. Auf diesem lagen verschiedene Dinge, die ich aus meiner Lage nicht direkt erkennen konnte. Neugierig reckte ich den Kopf, aber ich sah rein gar nichts.
„Na na, wer wird denn so neugierig sein?“ fragte die „neue“ Stimme höhnisch. Hinter mir wurde offenbar ein Stuhl zurechtgerückt und jemand, von dem ich annahm, das es Christiane war, setzte sich darauf. Denn zugleich kam die „neue“ Stimme in mein Blickfeld. Eine Frau, unglaublich hager und mit feuerroten Haaren. Sie war bekleidet mit einem glänzenden, schwarzen Kostüm, anders konnte ich es nicht beschreiben, denn ich sah etwas wie das noch nie. Es war aber kein Leder, stellte ich fest, war aber ziemlich sicher, dass es auch auf der Liste der verbotenen Gegenstände war. Das schwarze Kleidungsstück bedeckte die ca. 25 jährige Frau gänzlich, bis auf die Brüste, die relativ groß und schwer aus dem Kleidungsstück ragten, und ihre Scham, die vollständig zu sehen war. Es schien, als wenn diese Frau allein aus ihren weiblichen Attributen bestand. Wieder einmal konnte ich nicht anders, als sie inständig zu mustern. Ihre dürre Figur und im Gegensatz dazu ihre schweren, vollen Brüste, die sich mir irgendwie lüstern entgegenreckten. Und ihr Schambereich, der fast wie gemalt aussah, denn kein einziges Haar war zu sehen. Verstöße gegen das Moralitäts- Statut ohne Ende und ich hörte auf, sie alle aufzuführen, denn nun war ich neugierig geworden. Viel zu neugierig für meinen Geschmack...
Aber es sollte etwas anderes folgen. Die Rothaarige nahm eine Art asynchron geformte Flasche zur Hand, mit einem ziemlich weiten Hals. Dann trat sie mit einem sardonischen Lächeln zwischen meine weit gespreizten Beine und nahm mein Genital in die Hand, woraufhin ich puterrot anlief. Ungläubig verfolgte ich, wie sie es in den Flaschenhals einführte, und nun begriff ich. Ich sollte hier vor beiden Frauen urinieren! Mein Gott, was musste ich noch alles ausstehen... erst diese entwürdigende Behandlung und jetzt das. Und das mir! Aber der Ruf des Körpers war stärker... schamrot und voller Wut begann ich, meine Schleusen zu öffnen...
„Na siehst du, das war doch nicht schwer, oder?“ höhnte die Rothaarige „nun zum abscheulichen Teil der heutigen Lektion“ Was? Der abscheuliche Teil kam noch? Was sollte das wohl sein? Zu meiner Verblüffung nahm sie einen Teller zur Hand, auf dem wahrscheinlich etwas zu essen war. Gut, also umbringen wollten sie mich wohl nicht. Noch nicht.
„Schließ die Augen, ich will sehen, ob dir schmeckt, was ich gekocht habe“ sagte Christiane und bestätigte damit meine Vermutung, dass sie die zweite Person im Raum war „ und wehe du schummelst!“ Ich schloss die Augen... die Versuchung war ziemlich groß, wenigstens ein Auge einen kleinen Spalt zu öffnen um zu sehen, was ich bekommen sollte, aber ich dachte mir, wenn ich Christiane in Sicherheit wiegen wollte, musste ich ihr Vertrauen gewinnen. Also schloss ich die Augen. Öffnete meinen Mund ein wenig und wartete. Dann spürte ich, wie etwas meine Lippen berührte. Etwas warmes. Es fühlte sich an, wie...wie... ich konnte es nicht zuordnen, aber der Geschmack war köstlich! Eine süß- herbe Mischung, ich vermutete, dass es sich um ein exotisches Gemüse handelte, denn es zerging fast auf der Zunge. Das Gemüse war dünn und ziemlich lang... ich vermutete, dass es sich um Spargel handelte. Aber der Geschmack.... nein Spargel schmeckt anders. Ich bekam noch zwei von den Pseudospargeln, und fand gefallen daran. Allerdings war etwas seltsam... wenn mir der Spargel angeboten wurde, roch ich einen herb- süßen Geruch, den ich nie zuvor gerochen hatte. Diesen Geruch konnte ich aber beim essen nicht wiedererkennen... merkwürdig! Und je weiter der Spargel in meinem Mund verschwand, desto intensiver wurde der Geruch. Dann verschwand er wieder, bis die nächste Portion kam. Dann kam etwas anderes. Ein sehr warmes, festes Stück, das nach Knoblauch und Fisch roch. Als ich es im Mund hatte, erkannte ich an der Form, dass es sich um eine verbotene Form der Schalentiere handeln musste. Ich kam nur auf den Namen nicht... doch! Gambas oder so ähnlich. Stand auch auf der Liste. Ich kaute das Stück und wunderte mich, gelinde gesagt, dass auch das sehr gut schmeckte, obwohl es zu den geächteten Lebensmitteln gehörte.
„Mach die Augen ruhig auf, du platzt ja gleich vor Neugier“ sagte die Rothaarige und ich konnte sie durch die geschlossenen Augen lächeln sehen. Also machte ich die Augen auf. Die Rothaarige kniete über mir und fütterte mich. Allerdings steckte das nächste Schalentier in ihrer Scham, die sie mir hautnah präsentierte. Ich riss die Augen auf und konnte nicht glauben, was ich da sah! Aus den Schamlippen der Frau ragte wie ein kleines, männliches Genital das weiß- rosa Schalentier. Sie kam mit ihrem Unterkörper näher und näher und ich Trottel öffnete bereitwillig meine Lippen, um es in Empfang zu nehmen! Ja, war ich denn von allen guten Geistern verlassen? Was tat ich da eigentlich? Es war fast, als stände ich neben mir und sah mir bei einer verbotenen Tätigkeit zu. Meine Blicke konnte ich beim Kauen nicht von den Schamlippen der Rothaarige lassen. Fasziniert beobachtete ich sie, wie sie einen ( ich wusste es!) Spargel nahm und ihn sich tief zwischen ihre Schamlippen schob. Wie in Zeitlupe sah ich, wie sich ihre Lippen teilten und zwei kleine Wülste um das Gemüse bildete. Dann nahm sie vom Schwebetableau ein halbes Ei, hielt es zwischen ihre Scham und meinen Mund, und dirigierte ihr Becken so geschickt, dass die Spargelspitze in dem Ei verschwand. Als sie es wieder herauszog, war die Spargelspitze mit flüssigem Eigelb bedeckt. A ha, daher also der merkwürdige Geschmack! Ich war... fasziniert, beeindruckt und ... lüstern zugleich. Auch wenn ich im Hinterkopf immer noch meinen Plan hatte, jetzt wollte ich es spielen, dieses Spiel! Ich streckte ihr meine Zunge entgegen und sie legte die Spargelspitze darauf. Dann sog ich das Gemüse mit dem wundervollen Geschmack aus ihrem Genital direkt in meinen Mund.
„Na... das gefällt dir, stimmts?“ fragte sie mit mittlerweile kehliger Stimme.
„Nun ja... ich habe noch nie Gemüse aus einem Genital gegessen“ antwortete ich, woraufhin sich die beiden wohl ansahen. Die Rothaarige schüttelte ihren Kopf und begann leise zu lachen.
„Was ist so witzig?“ fragte ich, als ich den Mund wieder leer hatte.
„Wie heißt deiner Meinung nach das da?“ fragte sie und deutete mit einer Hand auf ihr Genital.
„Genital“ antwortete ich knapp und wusste nicht, was diese Frage bezwecken sollte. Allerdings lachten beide Frauen nun laut auf.
„Pass mal auf. Ich erklärs dir nur einmal, also hör zu. Früher, ach was sag ich, so lange ist es noch gar nicht her, nannte man das anders. Nur weil es in irgendwelchen abartigen Gesetzestexten steht, gibt es doch für ein und dieselbe Sache mehrere Synonyme.“
„Ach, und welche?“ fragte ich neugierig.
„Nun, man nennt sie Muschi, Möse, Pflaume, Muschel, Dose, Vulva. Es gibt unendlich viele Bezeichnungen. Aber Genital nennt sie kaum jemand.“
„Kann ich dann bitte noch ein Stück Dosenspargel haben, bitte?“ fragte ich. Und diesmal war es an mir, zu lächeln, denn beide Frauen brachen in Gelächter aus. Die beiden Frauen sahen sich an( es musste so sein, denn der vielsagende Blick der Rothaarigen in Richtung Christiane sprach Bände) und wortlos entfernte sich die Rothaarige von mir. Statt dessen kam Christiane in mein Blickfeld. Sie war bekleidet mit einer weißen, wallenden Toga, die ihren Körper umhüllte und mehr erahnen ließ, als sie verbarg. Wie zuvor bewunderte ich ihren aufrechten, stolzen Gang, als sie das Schwebetableau umrundete. Ein wissendes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie auf das Bett stieg. Als sie über mir stand, bekleidet mit diesem halbtransparenten, weich fließenden Umhang, erinnerte ich mich an einen Traum, den ich irgendwann einmal hatte...
eyes002
******ace Mann
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Paria, Teil 4
Der Traum
Ich war auf See. Auf einem Fischkutter und war ein ganz normaler Fischer. Mein Leben war langweilig und stank nach Fisch, so wie alles, mit dem ich in Berührung kam. Es war eine stürmische Nacht, das Segel riss und das Steuer brach weg. Antriebslos und Steuerlos trieb ich also durch die Wellenberge und Täler.
Am ersten Tag brach der Mast weg. Ich weiß nicht mehr, warum. Der Sturm war längst vorbei, aber der Mast brach dennoch weg. Mitsamt allen Seilen und Tauen. Also blieb nur noch das nackte Boot und ich. Ganz allein auf weitem Meer. Weit und breit nichts außer Wellen und Gischtkronen. Ich sah mich wieder und wieder um, konnte aber kein Land ausmachen. Zu essen hatte ich auch nichts mehr und meine Netze waren auch weg. Der Hunger wurde schlimmer und schlimmer und irgendwann schlief ich ein.
Ich wachte wieder auf, mit einem bohrenden Hungergefühl im Magen, aber es war weit und breit nichts zu sehen, außer dem weiten Meer. Ich raffte mich auf und brach ein paar Planken aus dem Boot, um wenigstens ein Behelfsruder zu bauen. Ich schaffte es auch irgendwie. Nur ... wohin soll man steuern, wenn man die Richtung nicht kennt in die man sich halten muss? Der Himmel half nicht viel, er war Wolkenverhangen und die Position der Sonne war mehr zu erahnen als zu sehen. Irgendwann musste ich dann wieder vor Hunger eingeschlafen sein, und als ich aufwachte, war das Behelfsruder weg. Es war mir anscheinend aus den Fingern geglitten als ich schlief. Der Hunger wurde abermals stärker und ich konnte an nichts anderes mehr denken. Die folgenden Tage waren wie ein Wachtraum... ich sah manchmal Wale, die vorbeizogen, dann wiederum sah ich, wie monströse Haie mein Boot umkreisten. Offenbar rochen sie den herannahenden Tod und die damit verbundene Mahlzeit. Ich hatte aufgehört, die Tage zu zählen und irgendwann sah ich die erste Erscheinung. Eine weiß gewandete Frau schwebte transparent am Himmel. Ich sah ihr Gesicht nicht, sie war zu weit entfernt. Nur ihren langen, weißen wallenden Umhang sah ich. Ich lachte, denn ich hielt es für ein Produkt meiner ausgezehrten Phantasie. Und prompt verschwand sie wieder. Irgendwann erschien sie wieder, näher diesmal. Ihr Gesicht war immer noch verschwommen, aber ich konnte ihre Figur und ihren nackten Körper durch den fließenden Stoff sehen. Sie war wunderschön, das konnte ich noch sehen, bevor sie wieder verschwand. Und ich sehnte mich danach, dass sie wieder auftauchte Und sie tauchte wieder auf. Diesmal, als es schon dunkel war. Wie ein leuchtendes Fanal der Hoffnung schwebte sie wieder etwas näher am Himmel. „Stella di Mare“ ... das war ihr Name. Ich gab ihn ihr, als sie so unglaublich hell und strahlend am Himmel schwebte. Aber ihr Gesicht konnte ich immer noch nicht erkennen. Es war, als ob es ... fluktuierte, ständig in Bewegung war. Dann begann sie, mit mir zu reden. Leise, sanft und einschmeichelnd. Sie erzählte vom Wind, vom Meer und von den Geheimnissen, die es verbarg. Sie erzählte mir von der Welt, vom Leben, von den Geistern und von den Sternen. Und ich lauschte gebannt und vergaß den Hunger. Ich vergaß, wo ich war und wer ich war. Ich vergaß alles und wollte nur noch ihrer Stimme lauschen. Also lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. Hörte ihre Stimme, die mich umschmeichelte wie eine Geliebte. Irgendwann öffnete ich meine Augen und streckte meine Hand aus nach der Erscheinung, obwohl ich mir immer noch einbildete, dass ich auf dem Weg in den Wahnsinn war. Sie hörte auf zu erzählen und streckte mir ihren Arm aus. Erstaunt nahm ich wahr, dass sie näher zu kommen schien! Näher und näher kam sie, doch als ich sie fast schon berühren konnte, blitzte der erste Sonnenstrahl über das endlose Wasser, und sie verschwand. Mit ihrem verschwinden kam der Hunger und der Durst wieder, und ich wand mich in Krämpfen an Deck. Als der Schmerz nachgelassen hatte, versuchte ich, mit bloßen Händen etwas zu essen aus dem Meer zu fischen, aber es gelang mir nicht. Im Wachkoma dämmerte ich der Nacht entgegen, die mir hoffentlich „Stella di mare“ zurückbrachte. Der Tag verging relativ schnell, er war angefüllt mit Schmerzen und Durst und Hunger. Ich schrie meinen Schmerz über das Wasser. Wer sollte mich schon hören, außer den hungrigen Haien? Dann irgendwann dämmerte es, und ich suchte den Himmel ab. Aber sie erschien nicht. Enttäuscht legte ich mich auf den Rücken und starrte in den Himmel. Die Wolken peitschten über mich hinweg und ich sah ihnen hilflos zu. Dann, urplötzlich erklang ihre Stimme. Ich wollte mich ruckartig aufsetzen, aber sie sagte, ich solle ruhig liegen bleiben. Sie erzählte mir von sich, von ihren Problemen und Sehnsüchten. Von ihrem Leben, dass sie nicht sonderlich mochte. Und ich wurde traurig, weil sie offenbar die gleichen Probleme hatte, wie ich, aber sie war eine Erscheinung, eine Projektion meines wahnsinnigen Geistes. Dann setzte ich mich doch auf und zu meiner Überraschung saß sie vor mir auf den Planken. Sie saß da und ihr Schimmern hatte soweit nachgelassen, dass sie fast wie eine normale Frau aussah. Voller Zweifel näherte ich mich ihr ... streckte meine Hand aus, um sie zu berühren. Amüsiert verfolgte sie meine Bewegung und ließ es zu, dass ich sie berührte. Zu meiner Verwunderung konnte ich sie tatsächlich berühren. Meine Hand griff nicht durch ein Hirngespinst, sondern berührte ihre Wange, denn ich konnte zum ersten Mal ihr Gesicht sehen. Seltsamerweise war ich nicht im mindesten überrascht, denn sie hatte ein Gesicht, dass ich bereits kannte. Irgendwoher hatte ich es gewusst! Dann umarmte ich sie und es wurde die schönste Liebesnacht, die ich je hatte. Irgendwann dämmerte es wieder, und im Morgengrauen verschwand sie. Dann wachte ich langsam auf ... versuchte krampfhaft noch Fetzen des Traumes zurückzuholen, aber der Tag wurde übermächtig, und mein Traum verschwand...

Das wallende, weiße Gewand von Christiane erinnerte mich an diesen Traum und ich versuchte, rasend schnell zu eruieren, ob ich eventuell ein Deja Vù hatte oder ob es eine Art Präkognition war, der ich gerade aufsaß. Aber die Erinnerung wurde übermächtig, als ich sie so über mir stehen sah...
Deswegen war ich irgendwie nicht bei der Sache, als Christiane ihr Gewand hob und mir ihre Scham präsentierte. Sie holte vom Tableau eine der Spargelstangen, öffnete mit der freien Hand ihre Schamlippen, die auch ohne den Spargel schon feucht glänzten, und schob sich das dünne Gemüse soweit hinein, bis nur noch die Spitze herausschaute. Sie führte die Spitze in das halbe Ei und näherte sich mir. Ich allerdings schaute nur auf ihr Gesicht, weil ich an meinen Traum dachte. Automatisch öffnete ich meinen Mund, biss aber nicht hinein, sondern roch an Christianes Scham. Atmete tief ihren Geruch ein, um ihn nie wieder zu vergessen. Dann zog ich den Spargel aus ihr, doch ich hatte keinen Sinn für den Genuss, sondern schluckte ihn sofort herunter. Allerdings nicht, ohne zuvor meine Zunge über ihren Venushügel gleiten zu lassen. Ich bemerkte, wie Christiane erschauerte und ihrerseits die Augen schloss. Ich wurde mutiger und teilte mit meiner Zunge ihre Schamlippen. Ihre Nässe kroch auf meine Zunge und ich genoss ihren Geschmack. Ich hatte nun selbst gegen so viele Gesetze verstoßen, dass mir der Rest egal war. Für mich gab es nur noch das hier und jetzt. Ich wollte Christiane... egal was ich dafür tun musste. Aber sie ließ ihr Gewand fallen und zog sich zurück. Sie ging kurz zu der anderen Frau und tuschelte mit ihr. Daraufhin hörte ich, wie sich die Tür öffnete und kurz darauf wieder schloss. Dan kam Christiane zurück. Sie setzte sich zu mir auf das Bett und griff hinter meinen Kopf. Sie förderte mein Vibrationsmesser zu Tage.
„Du hättest jederzeit gehen können“ sagte sie mit einem Lächeln. Ich versuchte wieder einmal, Herr der Lage zu bleiben. §4 für Fugatoren: ...() egal, was auch immer passiert, du musst so tun, als ob du genau das in diesem Moment erwartet hast!
Nun, Christiane schaltete das Messer ein und durchtrennte mühelos die Lederschnüre an meinen Armen und Beinen. Dann entfernte sie die Schlingen und begann damit, die tiefen Eindrücke, die die Schnüre hinterlassen hatten, zu massieren. Ich genoss das sehr, dass sie sich um meine schmerzenden Gliedmaßen kümmerte. Christiane schaltete das Vibro- Messer ab, griff hinter sich und förderte einen Medi- Injektor hervor. Sie nahm meine Handgelenke, die von meinem Blut verkrustet waren und besprühte die Wunden mit dem Injektor. In Windeseile verschwanden die Krusten, dann veränderte sie die Einstellungen an dem Gerät und besprühte die Wunden abermals. Ich konnte zusehen, wie sich die Wunden innerhalb von Sekunden schlossen und sich eine neue Haut bildete, die sich in nichts von meiner anderen Haut unterschied. Es blieb nichts zurück, außer einem leicht tauben Gefühl an den Handgelenken. Aber auch das ließ Erfahrungsgemäß nach wenigen Sekunden nach.
Christiane streichelte mir über mein Gesicht; ich griff nach ihrer Hand und presste sie gegen meine Wange. Fühlte ihre Wärme... ihre zarte Haut... ihren Geruch. Und dabei dachte ich ununterbrochen darüber nach, was ich hier erlebt hatte. Ich hatte gelernt, meine Meinung zu überdenken. Meine Werte, die gar nicht meine waren, in Frage zu stellen. Hatte gelernt, dass die Wahrheit, die der Senat verbreitete, nicht die universelle Wahrheit sein konnte. Dass es Menschen gab, die anders dachten, und dass das völlig OK war. Aber all das brachte mich nicht weiter. Ich war immer noch Fugator. Und nun? Was sollte ich tun? Wie sollte ich mich verhalten, wie sollte ich weiterleben? Was würde nun passieren? Ich atmete tief ein und setzte mich auf. Lehnte mich an das hintere Ende des Bettes und sah Christiane an. Blickte ihr tief in die unergründlich dunklen Augen und versank darin. Versuchte zu ergründen, warum sie all das getan hatte.
Christiane legte das Messer auf das Bett, förderte die Waffe und die Zieleinrichtung unter dem Bett hervor und legte die Sachen ebenfalls auf das Bett. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie jetzt replazieren können, aber etwas hielt mich davon ab. Es war die ganze Situation, und vor allen Dingen war es Christiane. Sie hatte es geschafft, mich zu faszinieren. Mich dazu gebracht, nachzudenken. Und genau in diesem Augenblick empfand ich tiefe Scham, denn ich hatte schon 434 Menschen repl... getötet, die es wahrscheinlich nicht verdient hatten. All das stürzte auf mich ein in diesem Augenblick. Nun, ich konnte die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Aber ich konnte die Zukunft verändern. Aber sollte ich das tun? Sollte ich den Kampf aufnehmen gegen Millionen von Menschen?
Als ob Christiane meine Gedanken erraten hatte, sagte sie:
„Es gibt mehr von uns, als du vielleicht denkst. Die meisten Menschen sind nicht so dumme Schafe, wie der Senat annimmt. Irgendwann wird ein Aufstand losbrechen. Wieder einmal. Und ich möchte, dass du dann auf der richtigen Seite stehst.“ Ich konnte nur noch stumm nicken. Christiane strich noch ein letztes Mal sacht über mein Glied, dann schloss sie meinen Anzug. Sie bedeutete mir, jetzt zu gehen. Ich stand wortlos auf und ging zur Tür. Drehte mich
um... ging auf sie zu, nahm meine Sachen... küsste sie auf die Wange. Dann drehte ich mich um und ging hinaus.
Ich war nicht sonderlich überrascht, als mich draußen die Rothaarige erwartete. Mit einer entsicherten Photonenschleuder in der Hand. Der Laserpointer dieser etwas antiquierten Waffe hinterließ einen Stecknadelkopfgroßen Abdruck auf meiner Brust. Sie sah mit grimmigem, entschlossenem Blick in meine Augen, dann senkte sie ihre Waffe und entsicherte sie. Ich hörte das feine Geräusch des herunterfahrenden Energiekonverters, und der Pointer erlosch. Die Rothaarige deutete mit einem Nicken auf den Tisch, auf dem eine gelbliche Packung lag. Etwas verwundert sah ich sie an.
„Nimm sie, du wirst sie noch brauchen“ sagte sie und ich nahm das Päckchen an mich, ohne hineinzusehen. Dann ging ich ohne ein weiteres Wort hinaus. Mein Schweber stand immer noch da, wo ich ihn abgestellt hatte. Ich trat heran, nannte meine Authentifikation, und als das Schirmfeld erloschen war, stieg ich ein. Als erstes schaute ich auf den Chronometer. Und war wiederum nicht im mindesten erstaunt, als ich registrierte, dass ich 4 ganze Tage in Christianes Wohnzelle verbracht hatte. Ich lächelte still vor mich hin. Das einzige, was ich nun noch zu tun hatte, war Dr. Cassinari Bericht zu erstatten und das würde alles andere als leicht werden! Ich atmete tief durch und startete die Maschine. Dann hob ich ab und flog direkt zum Büro, ich wollte die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Als ich den Schweber schweren Herzens zurückgegeben hatte, schlich ich durch die Korridore des Ministeriums. Irgendwie schien mir alles anders als sonst. Es war mein Wissen, das meine Umwelt verändert hatte. Alles schien sonderbar fremd und.. falsch. Auf dem Weg ins Büro von Dr. Cassinari überlegte ich mir unzählige Szenarien, von der Replazierung der Delinquentin bis hin zu meiner Kündigung und meiner eigenen Replazierung. Aber ich verließ mich auf meinen Instinkt, im richtigen Moment das richtige zu sagen.
Als ich vor der Tür angelangt war, atmete ich tief ein und redete mit Mut zu. Die Unterhaltungen mit dem Chef des Ministeriums waren schon immer recht eigenartig. Ich hielt mein rechtes Auge vor den Retinascanner, der mich im Büro automatisch ankündigte. Die Tür öffnete sich nach dem Scan und ich betrat die heiligen Hallen der Obrigkeit. Ich war erstaunt, dass das Büro des Chefs nicht weniger karg eingerichtet war, als meines. Ich war zwar schon einmal hier, aber es war mir nicht so aufgefallen, wie jetzt. Dr. Cassinari saß hinter einem Tisch, der nur geringfügig größer war, als meiner.
„Nun Herr Trencks, was haben sie zu berichten? Immerhin waren sie ein paar Tage lang unterwegs, nicht wahr?“
„Ja...ääh... es war nicht leicht diesmal, denn einen Christian Kund gibt es nicht.“
„Ich weiß“ antwortete er. Was? Er wusste das? Was zum Kuckuck wusste er noch?
„Wissen sie, Herr Trencks, sie wissen doch, dass wir überall unsere kleinen Mikrokameras haben. Und die neueste Generation dieser kleinen Dinger ist nicht mehr zu übertreffen, denn sie sitzen im Haupthaar und zapfen via Gen- Link die Netzhaut an. Also können wir durch jeden Menschen mit seinen eigenen Augen sehen. Auch durch ihre.“ Er drückte eine für mich unsichtbare Taste, und ein Holoprojektor erschuf ein Bild. Ich erstarrte zur Salzsäule, als ich durch meine eigenen Augen Christiane sah, wie sie gerade meine Waffe auf das Bett legte! Mein Gott, ich war tot! Dr. Cassinari würde nicht dulden, dass ich am Leben blieb.
Unfähig, mich zu rühren, saß ich einfach nur da, und wartete, was nun geschehen würde.
Cassinari stand auf und ging in quälender Langsamkeit um den Tisch herum. Er hielt hinter mir an, legte seine Hände auf meine Schultern und beugte seinen Kopf herunter, um in mein Ohr zu flüstern:
„Das Päckchen der Rothaarigen... haben sie es noch?“ Verwirrt bejahte ich.
„Dann holen sie es heraus bitte“ flüsterte er. Ich gehorchte und holte das gelbliche Päckchen aus der Tasche, dann öffnete ich es und sah 5 ca. 15cm lang, bräunliche Gegenstände darin.
„Geben sie mir eine?“ fragte er. Ich hielt ihm die Packung hin, und er entnahm einen der Gegenstände. Er biss in ein Ende hinein und spuckte den abgebissenen Teil auf die Erde. Fassungslos und völlig verwirrt verfolgte ich sein tun. Er holte aus einer seiner Taschen ein kleines, buntes Päckchen und entnahm ihm ein kleines Holzstäbchen mit einem roten Kopf an einem Ende. Den rieb er an der Packung, und das Holz entzündete sich. Die kleine Flamme sollte eigentlich sofort den Internen Alarm auslösen, aber nichts dergleichen geschah. Er hatte wohl die Sicherheits- Systeme außer Kraft gesetzt. Aber warum nur?
Cassinari hielt die Flamme an den braunen Gegenstand und zog am anderen Ende. Als die ersten Qualmwolken aus seinem Mund waberten, verstand ich! Er hatte verbotenes Nikotin inhaliert! Und das vor meinen Augen. Ich entspannte mich etwas, denn was sollte mir nun noch passieren? Cassinari sah mich durchdringend an.
„Ich möchte ihnen danken, Herr Trencks.“
„Danken? Wofür?“ antwortete ich verwirrt.
„Dafür, dass sie meine Tochter nicht replaziert haben“


Epilog

Ich war wieder in meiner Wohnzelle. Ich hatte zwei Wochen gebraucht, um all das verarbeiten zu können, was ich in der letzten Zeit erlebt hatte. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass das, was ich in letzter Zeit gesehen und erlebt hatte, nur ein flüchtiger Hauch dessen war, was hinter der Fassade der Menschen um mich herum vorging. Ich hatte noch längst nicht den absoluten Durchblick, aber einen tiefen Einblick bekommen. Und, was viel wichtiger war, wir standen vor einem großen Sturm. Ein Sturm, der die Menschen wieder befreien sollte. Aber all die, die unter der Oberfläche daran arbeiteten, mussten wie die Luchse aufpassen, dass diesmal alles richtig gemacht wurde. Und ich wusste, dass auch viele der „Oberen“ dazugehörten. Das machte mir Mut.
Als ich so allein dasaß, an meinem kargen Tisch in meiner kargen Wohnzelle, dachte ich an Christiane. Wie so oft in letzter Zeit. Cassinari sagte mir, dass ich der letzte Test war. War ich jetzt für Christiane nur ein Studienobjekt? Von meiner Seite aus war da mehr. Ich mochte sie. Nein, ich denke, ich war verliebt. Aber gleichzeitig war ich voller Zweifel, denn ich musste ja annehmen, dass sie für mich nichts empfand. Das, und die Tatsache, dass ich sie nun schon so lange nicht mehr gesehen hatte, machten mir die Tage lang und die Nächte zur Qual. Ich hatte in meiner freien Zeit die Wohnzelle von Christiane aufgesucht. Aber nur, um festzustellen, dass sie verlassen war.
Nun saß ich hier in meiner Zelle, hörte mir Bachs „Toccata“ in voller Lautstärke an und versank in Grübelei und Trauer. Beinahe hätte ich die Stimme des Zellenrechners überhört, der mir Besuch ankündigte. Sofort befahl ich dem Rechner, die Musik abzuschalten und ging zur Tür. Ich sah durch die Holomatrix und war mehr als erstaunt, dass Christiane vor meiner Zelle stand! Mein Herz hüpfte vor Aufregung in meinem Brustkorb und ich bekam einen Schweißausbruch. Sofort entriegelte ich die Sperrelekronik. Die Tür öffnete sich und ich sah sie. Wie ich es schon kannte, stand sie Königinnengleich vor meiner Zelle. Hoch erhobenen Hauptes uns stolz. Ich trat zur Seite, um ihr Zugang zu gewähren. Dabei musterte ich sie eingehend. Sie trug einen langen, beigen Mantel aus Polysaccharose. Der neueste Schrei der Modebranche. Wenn man das Kleidungsstück nicht mehr brauchte, konnte man sich ein paar Zusatzstoffe besorgen und dann kochte man das Teil, um es dann zu essen.
„Schließ die Augen“ sagte sie lächelnd „ ich hab dir etwas mitgebracht“
„Schon wieder?“ entgegnete ich.
„Na gut, dann dreh dich halt herum“ lachte sie. Gott, war ich aufgeregt. Denn wenn ich eins gelernt hatte, dann dass Christiane immer für eine Überraschung gut war. Aus den Tonemittern klang mittlerweile „Gloria all Egitto“ von Verdi. Ein mehr als passender Rahmen für meinen Besuch.
„Jetzt dreh dich wieder herum, aber langsam“ sagte sie verführerisch. Und ich drehte mich herum. Langsam, mit hüpfende Herzen. Was ich dann sah, verschlug mir fast die Sprache! Christiane stand vor mir, in einem hautengen, feuerroten Catsuit, der transparent war. Ich konnte ihren verführerischen Körper sehen, der in makellosem weiß durch den Stoff schimmerte. Darüber hatte sie einen langen, dünnen Ledermantel, der natürlich vorn offen war. Um ihre Brust war eine große, rote Schleife gebunden.
„Ich habe ein Geschenk für dich“ gurrte sie „ willst du es nicht aufmachen?“
„Moment noch“ sagte ich „ ich habe auch etwas für dich“ Ich ging zu meinem Schrank und holte ein kleines Päckchen hervor. Es war nicht so aufregend verpackt wie Christiane, aber das war ihr, glaube ich, egal. Neugierig öffnete sie das Päckchen. Zuerst holte sie den Zettel heraus, auf den stand: Für die Frau, in die ich mich verliebt habe.
Sie sah mich strahlend an. In ihren Augen war noch nie soviel Ausdruck von Wärme, wie in diesem Augenblick. Dann nahm sie das Gerät heraus.
„Ein Biphasen- Nervenstimulator!“ sagte sie aufgeregt. Ein Instrument, dass schon lange verboten war. Christiane schaltete den Generator ein, streifte das Gerät über ihre Hand und führte es an ihre Wange. Dann hielt sie es an ihre Haut, und ich konnte die zahllosen kleinen Blitze sehen, die von dem Gerät ausgingen. Sie schloss verzückt die Augen, um sie dann wieder zu öffnen. Sie hielt mir das Gerät entgegen und sagte:
„Ich glaube, das wird eine aufregende Nacht“
„Eine?“ fragte ich nur.

Ende (?)
Dem Himmel sei Dank ...
daß ich das nicht mehr erleben muss!

Oder bin ich bereits mitten drin?

LG Tom
eyes002
******ace Mann
15.986 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Äh also
ich denke, wir sind kurz davor. Wenn die Telefongesellschaften und Internetprovider alles 6 Monate aufbewahren müssen... ist der Erste Stein geworfen.... wenn die Mautstellen ebenfalls alle (!) durchfahrenden Kennzeichen 6 Monate aufbewahren... sind wir am Beginn dessen, was eigentlich mit dem Überwachungsstaat DDR aufgehört haben sollte....

Tom +zutiefst besorgt+
Orange Session
*********katze Frau
8.077 Beiträge
Puuuhhh Tom.....
...ich hab, ehrlich gesagt, erst den ersten Teil intus. Und der lässt mich schon schwer schlucken!

Du schreibst einfach glänzend. Das hab ich Dir schon oft gesagt und das weisst Du auch!

Ich werd mich Teil für Teil durchlesen, aber ich schätze, bei Deinem Stil wird immer ein"suuuuupergeile Schreibe" rausspringen. Auch wenn das Thema mehr als bedrückend ist.

Bis nach dem zweiten Teil, Kuss, Christine
**********kubus Paar
1.252 Beiträge
mal wieder fassungslos
spannend, erregend, nachdenklich machend...

tom, der männliche "held" ist typisch für dich und deine geschichten lächel und auch die waffen dürfen nicht fehlen, aber du reduzierst deine geschichten nicht darauf und das ist gut so *g*

über den dosenspargel hab ich heftigst lachen müssen grinsel

liebe grüße
silke
Orange Session
*********katze Frau
8.077 Beiträge
Soooooo.
Ich bin ebenfalls froh, das nicht mehr erleben zu müssen. Tom, ich bin so froh, dass es ein Happy-End gibt! *kuss*

Über Deine Art zu schreiben muss ich mich, glaube ich, nicht mehr auslassen. Ich liebe sie!

LG
Christine
du hast mich lange zeit eben
in deinem Text mitgenommen und sozusagen gefesselt und jetzt am Ende frage ich mich ob ich weiter gefesselt sein mag oder ob ich froh bin über das Happy End..sehr gerne gelesen

LG
Robert
Puh, bin noch bei Teil 3.

Lese gleich weiter, der Rosenkohl will entblättert sein, die Kartoffeln geschält ...

Tom, es ist wie immer, Deine Geschichten ziehen mich in einen Bann, wie eine Verschwörung, man muss sich selber bremsen. Wohldosiert weiterlesen ...

Gleich.

Moritz
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