Mirko´s Welt
Mirko, der Trash-Hero.Ich lag im Bett und konnte nicht mehr schlafen. Meine Batman-Uhr zeigte auf Fünf. Seit meine Mama diesen Freund hatte, durfte ich nicht mehr einfach in ihr Bett kommen, wenn ich nicht mehr schlafen konnte.
Das Licht in meinem Zimmer war irgendwie gruselig. Blaulich war es. So blaulich eben, wie der Himmel, wenn die Sonne noch nicht über das Haus von gegenüber, wo der olle Zankl seinen Obstladen drin hat, drübergeklettert ist. Ich fragte mich, ob es denn vor dem Haus vom ollen Zankl schon hell war, da rumpelte es ordentlich im Hof. Schnell zog ich die Decke über den Kopf – man weiß ja nie – da hörte ich die Stimmen der Müllmänner. Lachend zogen sie die Tonnen durch die Einfahrt zum Müllauto. Auch die Braune, die so stinkt. Benno hat mir erzählt dass da Ratten drin sind. Deswegen hab ich sie lieber nicht aufgemacht und stinken tut sie eh wie ein Schweinestall.
Die Müllmänner habens ganz schön gut. Die müssen nur am Mittwoch arbeiten und da auch nur ganz kurz in der Früh wenn die Sonne noch nicht da ist. Das wäre ein prima Job, dachte ich mir. Aber was machen sie in dem ganzen Rest vom Tag? Und die ganzen anderen Tage lang? Ich grübelte ganz angestrengt und dabei fielen mir die Augen zu.
Mit wehendem, neonorangenem Cape stand Mirko, der Trash-Hero, auf dem Müllmobil. In der einen Hand einen Blechdeckel als Schild, in der Anderen einen Kehrbesen, der jedem Angreifer den Garaus machen würde.
Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass Agent Zankl versuchte, ihn mit fauligen Äpfeln zu erschiessen. Aber keine Chance. Mirko wehrte sie mit seinem Schild nicht nur ab, sondern donnerte sie direkt in das Schaufenster des Obstladens, das in millionen, wenn nicht sogar fünftausend Scherben zerbrach. Zankl lag wimmernd auf dem Boden.
Als das Müllmobil um die Ecke bog, stand da der Turnlehrer Herr Rossmann. Grimmig war er entschlossen, dem Trash-Hero die Weiterfahrt zu vereiteln. Dicke Medizinbälle hüpften um ihn herum und warteten nur auf seine Befehle. „Zehn Minuten Seilspringen. Sonst hetze ich die Bälle auf Dich, Du Hund!“ und warf ihm ein Springseil auf das Heldenauto. Aber Mirko piekte die Bälle ganz lässig mit seinem Besenstiel-Schwert kaputt. Rossmann kuckte ganz bedröppelt und lief seilspringend weg.
Da hörte er ein lautes Klappern. Aus einer müffeligen braunen Tonne kuckte eine riesengroße, fette Ratte heraus. „Hau bloß ab, du Rattenschwein, oder du kommst an den Spieß von dem Imbisstürken, wo´s immer so komisch riecht!“ Da versteckte sie sich schnell wieder. Er nahm das Springseil von Rossmann und knotete die Tonne ganz fest zu.
Frau Wolf aus dem ersten Stock rief begeistert: „Kuchen! Kuchen für unseren Helden!“ Und plötzlich schwebten um ihn herum Stücke verschiedenster Kuchen. Er musste nur seinen Kopf herumdrehen und hineinbeissen.
„Guten Morgen Mirko. Möchtest Du Kakao zum Frühstück?“ fragte Mamas Freund lächelnd, während er dem schlaftrunkenen Buben die verschwitzten Haarsträhnchen aus der Stirn strich.
Mirko blinzelte, rieb sich die Augen, sah ihn an und meinte: „Prima. Den kann ich jetzt brauchen!“