Eine wahre Geschichte
So... ich traue mich. Meine erste Geschichte.. gebt mir bitte eine Chance.. lach... und ich freue mich über Anregungen und Kritik...Eine wahre Geschichte
Hallo. Mein Name ist K und ich habe vor ein paar Tagen meinen 42. Geburtstag gefeiert. Ohne meinen Mann. Von diesem habe ich mich gerade getrennt – und habe vor, mindestens 3 Jahre keine Beziehung mehr anzufangen. Ich habe die Nase voll und bin enttäuscht – betrogen, verraten und ausspioniert. Nach so vielen Jahren.. An meinem Geburtstag aber habe ich etwas beschlossen: ich brauche Sex! Und zwar guten Sex! Seit über 3 Jahren haben wir nicht miteinander geschlafen – den letzten Versuch, kurz vor der endgültigen Trennung, will ich gar nicht zählen, das war nur.. überflüssig. Vielleicht liegt es ja wirklich an mir? Mag ich keinen Sex? Schließlich hat es mich fast 3 Jahre nicht gestört.. bin ich frigide, wie mein Mann behauptet? Das will ich herausfinden – und zwar unverbindlich!
Im Freundeskreis habe ich mich vorsichtig umgehört.. was ich nicht will, ist ein One-Night-Stand mit einem Kerl, der mich aus irgendeiner Kneipe oder so abschleppt.. nein, ich will eine Affäre. Am Besten mit einem Mann, der verheiratet ist und sich nicht trennen will. Nur keine Komplikationen! Gefallen soll er mir natürlich auch – und intelligent und humorvoll sein. Zumindest ausreichend.. verlieben will ich mich ja schließlich nicht!
Ein Tipp ist herausgekommen: eine Internetseite, auf der man nach genau diesen Dingen suchen kann.. ich bin heute besonders mutig (nach 2 Gläsern Campari-Orange) und melde mich sofort an. Mein Profil soll ich beschreiben... meine Vorlieben.. na, das wird doch schwerer, als ich dachte.. wie beschreibt man sich selbst? Welches Bild habe ich von mir? „42-jährige nicht mehr ganz taufrische vermutlich frigide Frau, die Sex möchte, aber nicht weiß, wie es geht und wie man dazu kommt“ – neeeeeee.
„42 Jahre, geil“ Örks...
Ich entscheide mich, dann doch etwas unmutig geworden, für eine sanfte Lösung – und bin ganz zufrieden mit mir.. Mit meinen sexuellen Vorlieben kann ich auch noch nicht so gut umgehen – was kenne ich denn schon? Biederen Hausfrauensex? Am Besten mit Licht aus? So, wie das in meiner Ehe nur möglich war – jegliche weitere Versuche zur Veränderung wurden mehr oder weniger angeekelt abgelehnt. Bin ich also auch noch pervers? DAS schreibe ich nun sicher nicht hin....
Es dauert nur ein paar Minuten, da hagelt es Antworten... uh. Von der fiesesten Sorte, üble Anmachen, peinliche Fotos.. aber auch ein oder zwei Männer, die ganz nett scheinen. Ich werde richtig mutig und lasse mich mit Kandidat eins auf einen Chat ein.. das war jedenfalls schon mal ein netter Abend.
Am nächsten Abend, ich sitze wieder alleine vor meinem Computer und bin online, wieder viele, viele Nachrichten – aber der nette Typ von gestern ist nicht mehr dabei.. dafür wieder eindeutige Angebote – als ich aus Spaß auf eines der Angebote eingehen möchte, macht er sofort einen Rückzieher.. ich muss lachen. Ist wohl doch nicht so einfach..
Im laufe der nächsten Wochen treffe ich viele nette Männer im Chat.. habe anregende, auch heiße Gespräche.. ich treffe mich auch mit zweien auf einen Kaffee .. aber der, mit dem ich eine unverbindliche Affäre anfangen könnte, ist nicht dabei.. Date Nr. 1 will seine langjährige Freundin betrügen, weil er unter der Woche alleine ist... aber letztendlich traut er sich doch nicht und macht einen Rückzieher.. ist nicht schade, ich hätte ihn auch nicht genommen.. Und Kandidat 2 kam angetrunken in die Bar, trank in der Zeit, die ich für einen Kaffee brauchte, 3 Wodka-Martinis, bezahlte großspurig und wurde dann sehr schnell sehr müde. Ich habe den armen Mann nach Hause gebracht und bin alleine zu mir zurückgefahren...
Nein, dieser Weg ist doch nicht der Richtige! Ich bin heute nur noch einmal online, um mich von meinen inzwischen lieb gewonnenen Chatpartnern zu verabschieden – viele nette Männer zum Unterhalten.. da poppt das Nachrichtenfenster auf. Mist, ich hatte das doch abstellen wollen! Aber ich bin ja neugierig.. wer traut sich, mich jetzt noch anzuschreiben!! Ich will nur noch weg hier! „Guten Abend, ich weiß nicht, ob man hier Sie oder Du sagt – darum: Ihr Profil hat mir gut gefallen – ich wollte Ihnen Grüße schicken und würde mich über eine Antwort sehr freuen! Ihr R.“
Mensch, wo gibt es denn so was? Ist das eine billige Masche – oder ist der Mann wirklich so höflich? Das will ich herausfinden! Ich glaube ja, dass das ein Fake ist... Aber gut: „Hallo R, ich glaube, Du ist hier angebrachter.. darum fange ich auch gleich an damit
Du klingst nett, melde Dich gerne wieder“Mal schauen, was passiert... Es dauert nicht lange, da habe ich eine Antwort in meinem Posteingang: „Danke für die nette Antwort – ich bin noch nicht lange hier und kenne mich nicht so aus..weiß nicht so genau, was richtig und was falsch ist. Dein Profil hat mich angesprochen – Du bist anders. Leider muss ich für heute weg – wann können wir uns hier wieder treffen?“ Wir verabreden uns für den nächsten Abend und ich vergesse ihn.
Fast.
Denn am Abend bin ich doch wieder online. Und er wartet schon auf mich.. Heute schaue ich mir mal sein Profil an – hui! Er ist Spanier! Dafür ist seine Ausdrucksweise aber doch besonders gut! Und – verheiratet. Na ja. Das wollte ich ja. Und er lebt in Spanien.. das ist nicht gut.. soll ich das abbrechen? Nein.. abwarten! Er sucht eine Frau für eine Affaire – seine Vorlieben sind nicht zu exotisch für mich, seine Art, sich zu beschreiben, klingt ganz nett. Heute chatten wir – und im Handumdrehen ist es ein Uhr morgens! Ich habe gar nicht gemerkt, wie müde ich bin.. und wir haben uns so wunderbar unterhalten – über alles Mögliche, über unsere Träume und Wünsche, Pläne, über Musik und Bücher – nur nicht über Sex. Irgendwie passt das nicht. Komisch – das wollten wir doch, oder?
Am nächsten Abend bin ich schon ganz kribbelig... ist er wieder da? Wir haben vor lauter Müdigkeit gar nichts verabredet – aber ja! Er ist da! Sobald ich online bin, kommt die erste Nachricht: „Was machst Du nur mit mir? Ich bin süchtig.. warte schon auf Dich!“
In den nächsten Tagen kommen wir uns immer näher – und merken, dass das Forum, in dem wir uns treffen, doch nicht so unser Ding ist.. wir tauschen lustige Geschichten aus über die Nachrichten, die wir erhalten haben.. und beschließen, uns eine andere Möglichkeit zu suchen. Wir entscheiden uns für MSN – und können endlich ungestört miteinander reden.
Schon seit einiger Zeit überlegen wir fieberhaft, wann und wie wir uns treffen können.. er sei beruflich ab und zu in Deutschland – das nächste Mal kommt er im Mai – ob wir dann einmal zusammen essen gehen wollen? Zum Glück ist es noch ein bisschen hin.. ich werde etwas unruhig beim Gedanken an ein Treffen. Sein Foto habe ich zwar inzwischen gesehen und er meines – aber wir kennen unsere Stimmen noch nicht, wissen nicht, ob uns das Gegenüber dann immer noch anspricht.. riecht er gut? Wie bewegt er sich? Hat er vielleicht eine Piepsstimme? So viele Fragen.. aber im Unterbewusstsein habe ich alle Antworten..
Unsere Gespräche sind inzwischen so vertraut.. wir wissen schon sehr viel voneinander.. und manchmal wagen wir uns auch etwas weiter vor.. ich schicke ihm ein Foto von meinen Füßen – er kann sich vor Begeisterung kaum beherrschen! „Woher weißt Du, dass ich Füße liebe?? Und Deine Füße sind wunderschön!! Darf ich sie bald berühren?“
Aber jedes Mal, wenn es zu heiß wird, mache ich einen Rückzieher.. ich kenne mich so nicht mehr. Nur Sex? Nur eine Affäre? Das rede ich mir immer und immer wieder ein.. aber er ist so süß, so passend, so intelligent, witzig, belesen, erotisch, mutig – er baut mich auf, macht mir dauernd Komplimente, verführt mich mit Worten. Aber er hat auch Probleme. Er ist zwar noch verheiratet, lebt aber seit 2 Jahren in der gemeinsamen Wohnung getrennt von seiner Frau. Sie leben nur wegen ihres Sohnes noch zusammen. Er hat nie darüber nachgedacht, sich von seiner Frau zu trennen – aber 2 Jahre ohne Sex – er ist der Meinung, kein anderer Mann auf dieser Welt hätte DIESE Tortour ausgehalten!! Ich muss lachen.. und sage ihm, dass es für ihn bestimmt furchtbar ist, das zu ertragen, dass es aber mit Sicherheit viele Männer gibt, denen es so geht – und viele Frauen... und ich erzähle ihm von meiner „Tortour“. Er ist fassungslos – kann nicht verstehen, dass ein Mann NICHT mit mir schlafen möchte.. und schon wird es wieder sehr heiß und wir beenden das Gespräch für heute.. nicht ohne liebe Worte und Küsse.
Am nächsten Tag geht es ihm nicht gut – seine Frau hat einen großen Streit provoziert und er leidet darunter. Und er erzählt mir, dass er merkt, dass er sie wohl nicht mehr liebt. Aber er hat Angst vor einer neuen Beziehung – seine Frau macht ihm Vorwürfe, er sei ein Macho, hätte sie nur verletzt, er sei wie ihr Vater (was er ganz energisch bestreitet!), würde den Sohn falsch erziehen und zu einem „Machoarsch“ werden lassen.. jetzt hat er Angst, mir auch wehzutun.. Jetzt ist der Moment, meinen ersten Versuch in der spanischen Sprache anzubringen.. ich habe in einem Spanischwörterbuch nachgelesen, was „ich mag Dich“ heißt – te quiero. Und das schreibe ich ihm. Sonst nichts. Daraufhin ist erst einmal für lange Sekunden Pause. Und die Antwort: „Yo te quiero tambien a tí“. Wir reden noch lange, zum Glück dauert es jetzt nicht mehr so lange, bis wir uns treffen – und ich gehe beunruhigt schlafen. Worauf habe ich mich eingelassen? Bin ich doch dabei, mich zu verlieben? In einen wildfremden Mann, den ich noch nie in Echt gesehen habe? Von dem ich nur das weiß, was er bereit ist, mir zu erzählen? Und die Antwort, die ich mir selbst geben muss, ist: Ja.
In dieser Nacht kann ich nicht schlafen.
Am nächsten Morgen telefoniere ich mit meiner besten Freundin und bringe sie auf den neuesten Stand. Als ich ihr jedoch erzählt habe, dass ich „te quiero“ geschrieben habe, schreit sie mich am Telefon an: „Bist Du verrückt??? Das heißt ‚Ich liebe dich’!!“ Autsch... ich schaue im Internet nach.. tatsächlich.. Jetzt weiß ich auch, warum er so lange gebraucht hat, um darauf zu reagieren... dafür ist seine Antwort noch viel schöner...
Dieser Tag hat es aber auch in sich! Meine ganze Terminplanung kommt durcheinander – unser Treffen ist in Gefahr! Am Abend erzähle ich ihm, dass die Woche, in der er kommen wollte, inzwischen etwas ungünstig aussieht – wir könnten uns nur zum Essen verabreden und vielleicht am Tag darauf noch einmal treffen- mehr gibt mein Terminplan nicht her! Sein Vorschlag: das Treffen um eine Woche zu verschieben! Das hört sich gut an – aber was ist mit seinen Terminen? Ich frage nach – und erfahre, dass der Geschäftstermin auf unbestimmte Zeit verschoben wurde – er kommt nur für mich! Ich muss schlucken – und freue mich wahnsinnig! Jetzt machen wir die Zeit fest und ich muss nur noch überlegen, wo wir uns am Besten treffen können.
Der Tag rückt immer näher... endlose Diskussionen mit dem Noch-Ehemann, der noch im Haus wohnt, viele geschäftliche Termine, Aktionen mit meinen Kindern, die zum Glück meine gute Laune genießen – das alles sorgt dafür, dass die Zeit verfliegt!
Wir haben aber immer noch keinen Treffpunkt! Am Liebsten würde ich ihn gleich vom Flughafen abholen- ich sage ihm, welche Vorteile das habe – wenn ich ihm nicht gefalle, brauche er gar nicht in ein Hotel und könne gleich wieder zurück.. er muss lachen.. lacht mich glatt aus! Gut, nicht der Flughafen! Ich überlege und überlege – letztendlich entscheide ich mich für den Stadtpark! Wir haben Mai, es ist Frühling – und Bänke zum Knutschen gibt es auch... Ich sage ihm aber nichts davon – er soll mich ansimsen, wenn er gelandet ist, dann gebe ich ihm den Treffpunkt durch. Er will dann kurz ins Hotel zum einchecken und frischmachen, dann steht der ersten Begegnung nichts mehr im Weg.
Endlich ist er da – der Donnerstag. Und ich schaue aus dem Fenster – Katastrophe! Es regnet wie aus Eimern, der Himmel ist dunkel und trübe.. meine ganzen Pläne fallen ins Wasser! Wenn ich nass wenigstens gut aussähe... aber ich sehe leider aus wie eine ertrunkene Katze, wenn ich nass bin. Nein, das geht so nicht... Ich stehe im Bad, rasiere meine Beine und meine Intimzone – wir haben ja alles offen gelassen.. – ziehe mir halterlose Strümpfe und meine Lieblingswäsche an.. dazu eine enge Jeans (gut, dass ich nach dem Ende meiner Ehe alle überflüssigen Pfunde losgeworden bin – einfach abgeschüttelt!) und eine Bluse, die ich etwas offen stehen lasse. Ich schminke mich und dabei überlege ich fieberhaft, wie wir unsere Pläne ändern können – da piepst mein Handy: „bin da!“ Mist – das ist doch fast eine Stunde zu früh!! Ich weiß noch gar nicht, wo wir uns treffen sollen?? Ich besprühe mich mit Parfum, kämme meine Haare – und denke mir – was solls? Und simse zurück: „Meine Pläne sind buchstäblich ins Wasser gefallen – soll ich ins Hotel kommen?“ Schlichte Antowort: „Ja! Bitte!“
Ich antworte, dass ich in 20 Minuten da bin.. wir verabreden uns in der Hotelbar.
So aufgeregt war ich noch nie. Wir werden uns treffen. Sehen. Riechen. Anfassen. Hören.
Ich ziehe meine Pumps an – nein, mit denen kann ich nicht Auto fahren.. also Pumps auf den Beifahrersitz und nicht ganz so hohe Schuhe an. Vor dem Hotel ist natürlich kein Parkplatz frei.. ich suche – und habe Glück. Jetzt aussteigen – halt! Ich habe noch die falschen Schuhe an! Ich bin so nervös.. schwitze.. hoffentlich rieche ich gut?? Ich kann kaum laufen vor Angst – was ist, wenn er mir nicht gefällt? Wenn ich ihm nicht gefalle? Am Liebsten würde ich davonlaufen – aber wie ferngesteuert gehe ich aufs Hotel zu, betrete das Foyer, gehe Richtung Bar. Der erste Mann, den ich sehe, schaut mich groß an – ist er das? Hoffentlich nicht – er sieht mich zwar an, als würde er mich am Liebsten gleich vernaschen – ist aber nicht mein Typ... bitte nicht.... Puh! Seine Frau kommt zurück und setzt sich neben ihn... ich habe völlig vergessen, wie sein Foto aussieht.. kann kaum schauen.... da steht hinten im Café ein Mann auf.. lächelt etwas unsicher, kommt auf mich zu.. sagt: „Hallo, ich bin R.. endlich sehe ich Dich!“ Ich brauche genau 2 Sekunden, um vom Schrecken zur absoluten Sicherheit zu gelangen: Ja, das ist er. Endlich.
Alles ist gut.
Nachtrag: Wir haben gleich an diesem Nachmittag miteinander geschlafen. Es war wie Nach-Hause-Kommen.. und wir sehen uns, so oft wir können.. er ist von zu Hause ausgezogen, unser Kinder mögen unsere neuen Partner und auch sich untereinander.. Wir haben noch viele Probleme zu bewältigen, aber wir sind uns sicher: das Warten hat sich gelohnt und wir werden unser Leben miteinander verbringen. Er ist der Eine, der es wert ist.
