Teddys Wunderland
Das war es jetzt! Nichts mehr zu machen oder zu retten! Unwiederbringlich aus allen Nähten gerissen, aufgeplatzt und sogar die Augen fielen heraus. Die kleine Larissa stand vor ihrem Lieblingsteddy und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Da half es gar nichts, dass Papa ihr einen neuen schöneren Teddy versprach, oder Mama ihr anbot, ins „Spielzeug Land“ zu fahren. Larissa wollte nur eins, „ihren“ Teddy, sonst keinen!
Niklas, ihr großer Bruder, ein pubertärer Lümmel, wie fast alle Jungen in diesem Alter, überraschte alle mit einer großartigen Idee. Er hockte sich vor seine kleine Schwester und fing an, ihr davon zu erzählen, was man tun müsse, um Teddy zu retten.
Die immer noch langsam über die Wangen fließenden Tränen, fingen an zu versiegen und mit großen wundergläubigen Kinderaugen, schaute Larissa zu ihrem großen Bruder auf. Ihr Held und Retter. Gemeinsam suchten sie einem großen Karton, sowie weiches Füllmaterial, damit Teddy auf seiner langen Reise weich und bequem lag. Liebevoll wurde Teddy darauf vorbereitet. Kissen und eine kleine Decke, dazu ein Vorrat von Larissas Keksen.
Bevor Teddy nun seine Reise antreten könne, müsse man noch einen Brief dazulegen, erklärte Niklas, auch würde es ein wenig Zeit brauchen, bis er heil und gesund zurückkäme. Aufmerksam lauschte Larissa und nickte. Das konnte sie verstehen und wollte gerne darauf warten.
Niklas schrieb den Brief und legte ihn auf Teddys offenen Bauch. Behutsam wurde der Karton geschlossen, verklebt und mit einer Adresse und Absender versehen.
TEDDYS WUNDERLAND prangerte dick auf dem Adressschild.
Gemeinsam mit Niklas, brachte Larissa ihren Teddy am nächsten Tag zur Post. Der Beamte lächelte wissend und erzählte, dass schon viele Teddys zum Wunderland gereist wären und beruhigte Larissa, dass sie alle wieder heile von dort zurückgekommen wären.Nur etwas Geduld brauchte es.
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Erfreut und gespannt,öffnete Herr Fuchs das Paket, dass eben mit DHL geliefert worden war. Lächelnd betrachtete er zuerst, den äußert zerfledderten Teddy, der so lieb gebettet in dem Karton lag. Er machte sich einen Kaffee, setzte sich und las den Brief, den Teddy mitgebracht hatte. Das kleine Mädchen, hatte den Bären von der verstorbenen Oma bekommen und wollte keinen andern haben. Sehr berührt von der Geschichte, die der Bruder, der kleinen Larissa ihm dazu geschrieben hatte, schaute er sich nun Teddy genauer an. Nichts an dem desolaten Zustand des Kuschelbären, dass nicht wieder in Ordnung gebracht werden konnte. Er beschloss, sich gleich daran zu setzen, denn es war nicht mehr lange bis Weihnachten und die Kleine, würde sich bestimmt freuen, ihren Liebling zum Fest wieder knuddeln zu können.
Herr Fuchs stammte noch aus der Generation, die nichts einfach so wegwarf und Neues kaufte. Irgendwann, als der Rentenzustand ihn anfing zu langweilen, beschloss er seine alte Nähmaschine wieder zu aktivieren und seine Dienste als Kuscheltierretter anzubieten. Sein Enkel entwarf ihm eine kleine Homepage dazu. Bezahlung brauchte es keine. Nur die Portokosten, sowie die Geschichte des Kuscheltieres, mussten dabei liegen. Leider gab es nicht mehr so viele Kinder, die seine Fähigkeiten in Anspruch nahmen, aber einiges an Post, kam schon noch an.
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Am 23.Dezember, die all übliche Weihnachtshektik, war so gut wie überstanden und die Familie gerade beim Abendessen, als es an der Tür klingelte. Larissa, die schon fertig war, lief los um zu öffnen. Mit leuchtenden Augen und einem Strahlen im Gesicht, schaute sie auf den kleinen Mann, der vor ihr stand und IHREN Teddy auf dem Arm hatte.
„Bist du der Weihnachtsmann?“, fragte sie mit großen Augen
Larissas Mama, die dazugekommen war, lud den Herrn ein, etwas mit ihnen zu essen, was dieser gerne annahm, da er schon eine ganze Weile unterwegs gewesen war. Es wurde ein vergnüglicher Vorweihnachtsabend, denn Herr Fuchs, wusste so viele wunderbare Geschichten zu erzählen. Da es schon spät war, bot die Familie ihm das Gästezimmer an, denn Züge fuhren jetzt nicht mehr. Bevor Herr Fuchs nun zu Bett ging, wollte er aber noch eines wissen. Er fragte Niklas, wie er denn auf die Idee gekommen sei und vor allem warum?
Niklas wurde ein wenig rot. „Mein Nilpferd „Serval“, wurde vor Jahren entsorgt, als es kaputt war. Das hatte mich damals so traurig gemacht, aber ich bin ja ein Junge und habe daher nichts gesagt. Ich wollte nicht das es Larissa auch so geht und habe im Internet gesucht“
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