Und.....weil man ja...
mit guten Beispiel voran gehen soll, hier eines aus meinem Fundus.
Une femme fatale
oder
"Die Liebe und die Schönheit begegnet dir dort, wo Du sie nicht erwartest, halte sie fest!"
Düster hängt der kalte Nebel in den Hängen des hügeligen Geländes. Es sieht ein wenig gespenstisch aus, wie in der Morgendämmerung des 2. Dezember 1805 der Generalmarsch der Trommeln und das Schmettern der Kavallerietrompeten erschallt. Die Wachtfeuer verlöschen und wie ein Heer von Ameisen, nehmen die verbündete österreichische und russische Armee Aufstellung.
In einer Landschaft, die gestern noch friedlich ruhte und sich wohl nur selten Menschen, nur Bauern und Handelsleute, auf der Straße zwischen Wien und Brünn, in dieser Jahreszeit begegneten, wimmeln nun tausende von Soldaten und Pferden, wie Ameisen durch die Landschaft. Hier Russen und Österreicher und auf der anderen Seite Franzosen, Badener, Württember, Italiener und Bayern.
Dazwischen die weite Fläche einer Landschaft, deren ruhender, fruchtbarer Schoß, vielleicht morgen schon die Gräber von Tausenden Soldaten bergen sollte.
Jetzt jedoch belauerten sie sich noch, wie Raubkatzen vor dem Sprung.
Nur hier und da stieß ein Pikett Eclaireurs auf den Gegner, dass versuchte, die Linien des Feindes und dessen Schwächen zu erforschen.
Das Knattern der Gewehrsalven und eine wilde Flucht in alle Richtungen, war die Folge bei deren Entdeckung.
Ansonsten jagte nur vereinzelt ein Reiter mit einer Nachricht über das weite Feld, des zukünftigen Treffens.
In den Linien, die sich hüben und drüben sammelten, suchte alles noch seine Ordnung. Marketenderinnen schenkten noch Branntwein aus, Pferde wurden noch gewechselt und Soldaten rauchten noch ihre Tonpfeife oder warfen ihre Würfel fort, die in einer Schlacht nur Unglück verhießen.
Johann ein junger österreichischer Leutnant, ist erst in der Nacht mit einem weiteren Kameraden bei seinem Regiment, dem Kürassierregiment Nr. 4 „Czartorsky“ angekommen.
Was für ein Weg, was für ein Abenteuer!
Vor kaum einem Monate hatten sie ihre Patente der Kaiserlich und Königlichen Militärakademie erhalten und nach tränenreichem Abschied von Vater und Mutter und später, einsam von seiner Luise, nun der Tag der ersten Bewährung auf dem Schlachtfeld.
Trotz der Anstrengung des Tagesrittes von Wien, hat er bis zum Morgen nicht geschlafen und in einer Strohschütte zusammengekauert an seinen Sattel gelehnt, in der Ferne die französischen Wachtfeuer beobachtet. Wenn er kurz mal dahindämmerte, wurde er gleich wieder wach vom Geknatter der nächtlichen Vorpostengefechte.
Die Franzosen sind nicht weit!
Gleich schräg gegenüber vor ihrem Berg, den man hier den Pratzen nennt, hinter einem langsam ansteigenden Hügel.
In der wolkenverhangenen Nacht, konnte man sie manchmal hören, wenn sie sangen und der leichte kalte Wind drehte.
Aber nun stehen sie vor ihm. Aufgereiht wie eine unendlich lange schwarze Linie, die sich über die Hügel zieht und in den nebeldurchfluteten Tälern verschwindet. Dahinter immer in größeren Abständen die Fahnen der Regimenter, die er bald aufhört zu zählen. Wenn die Sonne nur kurz wie ein Funken manchmal durch die Wolken brach, blitzten ihre Helme in der Sonne.
Deren Trompetensignale und eine „orientalische Musik“, sind leise in der Ferne zu vernehmen, wenn der Wind günstig steht.
„Dragoner und Napoleons Chasseurs“ rief ein anderer Offizier und setzte das Okular von den Augen. „Das wird leicht, schlechter Beritt und haben keinen Brustpanzer“ rief es aus dem jungen Leutnant, wie zur Beruhigung heraus.
Auch sein Pferd merkt, dass er angefüllt mit Unruhe ist und fing an, auf der Stelle zu tänzeln, so dass er es fester an den Zügel nehmen musste, bis es wieder in der Linie steht. Sein Blick ging dabei über die Köpfe der eigenen Linie hinweg, welche unendlich lang in zwei Treffen den Hügel hinan lief und dahinter wieder verschwand. Die Pferde, die ihre Köpfe auf und ab werfen und der Atem von Pferd und Reiter, der in der Kälte des Morgens dampft, tränken den ganzen Morgen vom Geruch der Menschen, Pferde und vom Lederzeug. Zu seiner Rechten das gleiche Bild. Das beruhigte ihn etwas, bis er das wettergegerbte schnauzbärtige Gesicht des neben ihm stehenden Korporals bemerkt, der ihn mitleidig staunend anschaute. Dessen Husarenzöpfe zeugen davon, dass dies nicht sein erster Tanz mit dem Tod ist und er ein alter Degen ist, der nun bei den Kürassiers seiner Majestät, etwas Schonung finden sollte.
„Mit Verlaub, dass sie der liebe Gott erhöre, Herr Leitnant“ sagt dieser nur, als er den fragenden Blick des jungen Mannes bemerkte.
Aber da sieht er auch schon hinter der eigenen Linie, die Feldhilfen heranpreschen, welche den Stabsoffizieren den Hut schwenkend, mit verhängtem Zügel den Angriffsbefehl überbringen.
Er spürt plötzlich die Spannung, welche ihm die Knie weich werden ließ, die Hände, die in den Stulpenhandschuhen kochen, die Kälte des Morgens und wie alle Sinne sich schärfen in der Erwartung des Unvermeidlichen.
Er spürt den Hunger!
Nur ein paar Stücken trockenes Brot, Äpfel und ein Viertel Roten hat er sich in der Nacht gegönnt. Das Pferd zuerst, heißt es in der Kavallerie!
Die Trompeter schmettern kurz das Angiffssignal und schon fliegen die Pallasche der Offiziere aus der Scheide und recken sich in den Morgenhimmel.
„Macht’s Euch feeeeertiiiig.“
Und tausendfach klirren wieder die Pallasche in der Stille des Morgens, in der vorher nur hier und da, leise Gespräche, der ferne Hufschlag eines Reiters oder das Schnauben eines Pferdes zu vernehmen war.
„Im Schritt vorwärts Maaaarsch“ und schon bewegt sich die ganze unendliche Linie von Reitern, wie ein sich seitwärts rollender Wurm. Johanns Blick geht wie von selbst, nur noch nach Vorn. Neben sich nimmt der junge Leutnant nur noch den Korporal und rechts von sich, einen einfachen Kürassier wahr.
„Was machen die“ fragt er sich.
Der Blick geht weit nach Vorn und er sieht, dass die Franzosen auch nicht mehr an der Stelle sind, wo er sie vorher entdeckte, sondern vielmehr den Hügel herab gekommen sind und sich ebenfalls auf sie zu bewegen. An dem rollenden Knattern von Musketen kann er hören, dass die Schlacht andernorts bereits begonnen hat und auch das bedrohliche Brummen von heranfliegenden Kanonenkugeln kann er jetzt hören.
Granaten platzen bereits ohrenbetäubend in ihren Reihen und reißen Lücken in die Escadrons. Pferde und Reiter bleiben liegen, brechen aus. Wiehern, Schreie, Gebete, er wagt den Blick nicht zu wenden.
„Schließt’s die Reihen“ hört er dann von den alten erfahrenen, gleichmütigen Korporals. Eine Granate brummt dumpf heran und klatscht nur wenige Schritte vor ihm in eine Pfütze. Noch bevor er sich rühren kann, ergießt sich ein Schwall von Schlamm über Pferd und Reiter und die weißen Uniformen der Kürassiere, sind im nächsten Augenblick schwarz vor Dreck.
Zwei Pferde scheuen, wollen kurz nicht mehr weiter, bringen die Linie in Aufruhr und gehorchen doch dem Druck der Kandarre und der Herde. Die Granate kugelt im Schlammloch umher, um dort endlich zischend zu erlöschen.
„Dem Herrgott sei Dank“ hört er wieder den alten Korporal.
„Für den Herrgott ist noch Zeit genug! Heut haben wir erst ein rendez-vous“ entgegnet er ihm.
Endlich wieder schnelleres Trompetenschmettern, wieder und wieder.
„Escadron, trabt’s an“ schallt es aus den Kehlen der Offiziere und alles fällt in den Trab. Erst leicht dann immer schneller. Jetzt kann er sie hören, tausende dröhnende Hufe seiner Reiter. Der schwere Atem der Pferde, Hufschlag, das Scheppern der Ausrüstung. Ein ohrenbetäubender Lärm. Sein Blick geht nur noch nach Vorn. Da kann er sie auch sehen. Die grasgrünen Uniformen der französischen Dragons die blinkenden kupfernen Helme die fliegenden Pferdeschweife daran und deren Säbel, welche sich längst in voller Karriere, ihnen funkelnd entgegenrecken. Nur kurz nimmt er eine im Prellschuss heranhüpfende Vollkugel wahr, welche schon im nächsten Moment in seinem Escadron krachend einschlägt.
Sind es Knochen oder Kürasse, die so laut knacken? Das Schreien und Wiehern nimmt er fast schon gar nicht mehr wahr.
Das Trompetensignal hört jetzt nicht mehr auf und schon gellt mit überschlagender Stimme, wie eine Erlösung, sein „Escadron voooorwääääääärts!“.
„Vive l’Empereur“ schallt es wie aus Tausenden Kehlen, von den Franzosen zurück, dass er wie aus einem Sekundenschlaf, plötzlich hellwach wird und ihm die Furcht in die Glieder fährt.
Ein Schauer jagt ihn, instinktiv spannt er sich, sitzt ein wenig im Sattel aus.
Jetzt läuft es in ihm mechanisch ab, wie er es so oft geübt hat. Raus aus dem Sattel, Oberkörper leicht nach Vorn, Arm mit dem Pallasch gerade, Hand in Kopfhöhe und die Spitze leicht nach Unten. Volle Karriere, sein Hengst unter ihm stampft und streckt sich raumgreifend, als ob er auch darauf gewartet hätte.
Aber kein Gedanke von Johann geht dahin. Er sieht alles nur noch wie durch einen Tunnel. Geräusche nimmt er nur noch wie aus der Ferne, durch einen Schleier wahr.
Die Bilder laufen wie von der Hand eines Zauberers verlangsamt, vor ihm ab: da ist neben ihm der Korporal, der den Mund weit aufgerissen, das „Vaterunser“ schreit. Die lange Linie der französischen Dragons, deren Gesichter er im nächsten Moment ganz klar erkennt. Alte, braunäugige Haudegen mit Schnauzbärten, junge Männer mit Narben quer über dem Gesicht. Ein stürzender alter Dragon, mit weit aufgerissenen Augen, dessen Pferd von einer Kanonenkugel voll getroffen und im nächsten Moment, von der eigenen Linie überritten wird. Die weit aufgerissenen Augen der Pferde, die auch in blanker Todesangst in ihre Reihen rennen.
UND DA! Alles läuft vor seinen Augen noch langsamer ab, bleibt sein Blick am Gesicht eines Dragon hängen, der ihm fast gegenüber in der französischen Linie entgegenkommt. Ein wunderschönes Gesicht unter dem kupferglänzenden Helm. Die ebenmäßige Haut, die vollen Lippen, diese markanten schöngezeichneten blauen Augen. Der Blick voller tödlicher Energie und scheinbar gelassener Konzentration. Völlig ohne Angst, wie eine Raubkatze im Sprung, die ihre Beute fixiert.
Das kann kein Mann sein!
Staunen, sein Blick ist gefesselt. Bilderfetzen von ihm und seiner Luise, der Apothekertochter der er im letzte Jahr seine Liebe gestand, blitzen ihm durch den Kopf. Seine Hand die den Pallasch hält, sinkt dabei wie im Staunen erlahmt.
Plötzlich wie die Erweckung aus einem Schlaf, das Krachen der ineinanderreitenden Kavallerielinien. Knochen knacken, blamker Stahl klirrt aufeinander, gellende Schreie, Stöhnen, Pferde wiehern und schnauben, ein erschreckender Lärm!
Ein brennender Schlag, wie von einem Schmiedehammer, an seiner rechten Schulter, holt ihn jäh aus seinem Traum. „Arm hoch“ dachte er noch im letzten Moment davor. Zu spät!
Kalter Schmerz, der ihm fast die Besinnung raubt! Ein Ruck dreht ihn im Sattel und reißt ihn aus den Steigbügeln. „Oh Gott sei mir gnädig“ denkt er noch, da spürt er den dumpfen Aufprall auf die Erde. Wie lautlose Schatten fliegen Mensch und Tier über seine in den Himmel starrenden, fassungslos blickenden Augen hinweg. Er hört gar nichts mehr. „Engel oder Teufel“ geht es ihm fragend durch den Kopf, da wird es Nacht um ihn.
In der Dunkelheit wacht er auf, weil er von jemandem auf die Seite gedreht wird. Da fühlt er, dass ihm jemand seine Stiefel genommen hat. Und bevor er feststellt, dass ihm gerade das Hemd geöffnet und die Kette, mit dem Kreuz seiner Mutter vom Hals gerissen wird, dämmert er schon wieder in den Schlaf, der ihm den Schmerz nimmt. „Das ist also der süße Tod auf dem Felde der Ehre“, denkt er noch. Bilder von seinen Eltern und Luise ziehen im Traum an ihm vorbei. Er sieht sich selbst mit ihr Scherzen und Lachen. Fühlt ihren warmen Blick, seine Sehnsucht und ihre weiche Haut. Ihre weichen Lippen.
Als er seine Augen öffnet, ist es wieder Morgen. Er friert, also lebt er. „Mein Gott schick mir einen Engel“ geht es ihm durch den Kopf.
Der Himmel ist voller Krähen. er fühlt vor Kälte fast seine nackten weißen Füße nicht mehr. Wie blutleer sehen sie aus, als er den Schmerz kurz überwindet und den Kopf hebt.
Französische Brancardiers, Wundärzte, gefangene Österreicher, welche Kameraden bergen, neugierige Zivilisten mit einem Pfarrer und französische Soldaten kommen und verschwinden wieder, wie Gespenster im sich langsam auflösenden Nebel des Morgens.
Krähen, die auf den Toten sitzen, erheben sich in ganzen Völkern, wenn Menschen herannahen.
"Aha, daran kann ich erkennen, wenn ich rufen muß", denkt er noch.
Er hört später Stimmen. Vieviel später, weiß er nicht. Zeit hat für ihn kein Maß mehr. Hier und da vernimmt er ferne Schüsse und das Rollen von Karren.
Wieder öffnet er die Augen. Neben ihm erblasste Hände, Totengeruch. Auf der anderen Seite ein Unterarm, der in seiner Faust noch den Pallasch hält, ohne Körper. Und da ein Lederhelm der kaiserlichen Kürassiere mit seiner üppigen gelben Wollraupe.
Er kann nicht sehen, dass darin noch ein Kopf ist. Aber die blutigen Zöpfe die daraus hervorschauen, geben ihm bitter Gewissheit, dass er dem alten Korporal gehörte.
Den weiteren Blick verdecken ihm, die wie aufgestapeltes Holz übereinanderliegenden Leiber von Mensch und Tier.
"Heilige Maria, Mutter Gottes..." stöhnt er.
Und plötzlich, das Knacken eines Steinschlosses ganz in seiner Nähe. Er hebt den Blick. Ein französischer Dragon steht nicht weit von ihm mit dem Rücken zugewandt, ohne Surtout und Helm vor einem leise röchelnden Pferd und schon kracht ein ohrenbetäubender Schuss.
Aaah, Aaaahh, Aaaahh krächzen die erschreckten Krähen und fliegen davon.
Dann Stille. Leises Flüstern, der Dragon kniet vor seinem Pferd und streicht ihm über den Kopf. War das ein Schluchzen? Er sieht blondes Haar, das im Nacken zu einem dicken Zopf verläuft.
Seine Wunde brennt. Er fühlt seinen rechten Arm nicht mehr und stöhnt leise, als er sieht, dass dieser leblos in seinem Ärmel hängt. Am Handgelenk noch in der Fangschnur sein Pallasch. Aus seiner rechten Schulter schaut noch ein Gefäß eines französischen Dragonersäbels. Ihm schwinden fast die Sinne. Kaum kann er seinen Kopf aufrecht halten, da bemerkt ihn der Dragon und wendet sich um. Mein Gott, wieder dieses Gesicht. Feingezeichnete gerade Nase, Sommersprossen und diese hellen blauen Augen. Ihre Blicke treffen sich. „Mon Dieu“ hört er, als sie schnell auf ihn zukommt.
„Sie, ja es ist eine Frau“ denkt er. Er kann nichts sagen. Schon schiebt sich eine feine aber feste Hand unter seinen Nacken. Sein Kopf liegt schon in ihrem Schoß und „ja, so riecht kein Mann!“ . So weich sind nicht die Schenkel eines Mannes. So ebenmäßig und so schön die Haut!
Staunen, Fassungslosigkeit ist in seinen Augen, als sie ihm die Wasserflasche an die Lippen setzt. Dieses feine, schöngezeichnete Gesicht mit den vollen Lippen! Ja Durst, jetzt spürt er erst dieses Brennen. „Ich habe unendlich Durst!“ Wieder öffnet er die Augen und über ihm, im krähendurchwirkten Himmel, zeigt sich ein Franzose in einem langen hellblauen Surtout mit Zweispitz und einer Ledertasche in der Hand.
Johanns Kopf ruht noch in ihrem Schoß und sie blickt zu ihm auf. „Aidez-lui“ hört er sie mit ihrer eindeutig weiblichen Stimme sagen und er ahnt, worüber beide sich unterhalten. Mit zweifelndem Blick und hin und her wiegendem Kopf, wird ihm der Kürass abgenommen und sein Arm untersucht. Nur am sich aufhellenden Blick der Dragonerin erkennt er, das es nicht so schlecht um ihn stehen kann. Gierig trinkt er nun aus einer ihm gereichten Korbflasche, schweren roten Wein.
Einige Zeit später, erscheinen auch zwei junge französische Grenadiers mit bedauernd schauenden Gesichtern. Sie fassen ihn an den Beinen und am Revers seines Rockes, heben ihn in eine Trage aus Stangen und Leinentüchern.
„Ich bin gerettet denkt er, als er nun etwas höherliegend, die vielen toten Menschen und Tiere, die Leichenberge sehen kann. Im Forttragen, zieht noch einmal das lächelnde Gesicht von „Ihr“ an ihm vorbei. Und wieder ist ihm, als ließe eine Zauberhand die Bilder langsam laufen. Nur der Schmerz erinnert ihn daran, dass er nicht träumt.
Diese wunderschönen Augen, die als er sie erstmals sah, so voller Todesmut, nun so weich und liebevoll strahlen. „Sie“ geht es ihm durch den Kopf. „Ich muss sie finden, was es mich auch koste!“
„Da hat Monsieur lieutenant aber Glück gehabt, dass ihn la brigadière gefunden hat“, hört er einen der Grenadiers im lothringischen Dialekt sagen. „Isch weeß nit“ sagt der Andere, wohl ein Saarländer. „Die janze Armee is in se verliebt. Lieber an 'ne verflixte österreichische Kugel verreckt, als an de jebrochene Herze jeschtorbe!“
„War das mein Engel“ fragt er sich, als er erschöpft aber selig einschläft.
© by Ina_la chatte / 2007