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Ein Klavier mit nackter Begleitung

**********el_sn Mann
150 Beiträge
Themenersteller 
Ein Klavier mit nackter Begleitung
Ein Klavier mit nackter Begleitung


Auf einem weißen Laken liegen weitgespreizte, nackte Mädchenbeine. Endlos lang, schlank und geschwungen, als hätte ein Künstler zwei muntere braune Bäche in eine Schneelandschaft modelliert. Die Magie der Ansicht liegt aber mehr an ihren oberen Enden, dort wo sie sich zu einem breiten Fluss vereinen. Das längliche Venusoval, mit seinem Einschnitt, ist durch ein kantiges Gesicht halb verdeckt. Ein leises Klavier und Orchesterbegleitung überziehen das Bett mit Klassikhintergrund. Manchmal unterbricht ein leichtes Seufzen die Musik.
„Ein Mix aus den Chopinsonaten.“ Nickend bestätigte Thomas sich selbst.
„Sauber gespielt und in Harmonik und Diktion absolut bildpassend.“
Er hatte die Szenen zusammengeschnitten, neu vertont und gebrannt. Keine Endlosschleife mit Perspektivwechsel, die teuere Pornos billig macht.
Lippen werden auf dem Bildschirm von oben nach unten und seitwärts gleitend aktiv. Dann fallen mal gespitzte, mal breitere Küsse in die Tiefe. Wieder der kleine Knubbel am Ende der Hautfalten zwischen den haarlos glatten welligen Erhebungen, der jetzt sanft durch eine Zunge umkreist wird. Ein Fingerspiel rieselt wie warmer Regen auf eine Knospe und lässt eine glänzende Perle erblühen. Eine Hand schert sacht rosa Innenseiten auf. Ein Mittelfinger schiebt sich sanft dazwischen, drückt, reibt, taucht ein und zieht sich wieder zurück. Wiederholungen dauern nicht lange, bis nur noch Enge ihn umschließt. Das Seufzen wird ein klein wenig lauter.
Thomas glaubte zwischen der Musik Worte wie: „Warte..., gleich..., du bist lieb...“, zu verstehen.
Der Rhythmus der Körperschwingungen wird merklich schneller. Genau an der Stelle unterhalb der Scham beginnend zieht der bewegte Leib die Gefühle in sich ein. Auf dem Bauch und die Brust hinauf wird daraus eine Welle. Von der Zunge, über die Lippen hinweg rollt sie dann, sich überschlagend, als Flut geräuschvoll aus. Ein Kopf gleitet nach oben. Der Mund berührt flüchtig den Bauchnabel. Etwas intensiver wird die linke Brustwarze bedacht. Ein langer, zärtlicher Kuss findet ein glückliches Gesicht. Eine Hand streichelt dort, wo eben noch die Lippen waren. Der Körper ist jugendlich glatt und schön. Streifenfrei gebräunte Bronzehaut im Kontrast zum lakenweiß.
Nicht die rasierte fremde Haut oder die sexuellen Handlungen machten Thomas so an. Erregender war für ihn deren sichtbares Resultat.
„Leider nur virtuell“, setzte ihm sein Grübeln zu und verdrängte das Gefühl.
„Was ist passiert, dass Siggy unterhalb ihres Bauchnabels für meine Lippen Stacheldrahtverhaue zieht? Natürlich habe ich bemerkt, dass sie seit geraumer Zeit mit ihrem Körper nicht nur wegen der Pfunde kämpft. Sie findet sich oben zu faltig, unten zu dick und was sonst noch für Makel.“
Nur, dass er das ganz anders sah.
„Wir sind älter geworden, na und?! Ich will sie so wie sie jetzt ist...mit ihren etwas breiteren Hüften, den Besenreißern an den Schenkeln oder ihren Falten auf der Stirn, die heute nicht nur bei Unwohlsein zu Tage treten!“
Ein wackliger Nachsatz bleibt da aber noch in seinem Hinterkopf.
„… das was im Bett mit ihr passiert will ich wieder in den neuen Tag nehmen können! Ich werde mit ihr reden. Sprechen, über das, was mich so bei den Bildern am Computer nicht nur im Kopf bewegt.“
„Reden?“
„Nein! Schreiben ist besser! Da gibt es kein Beruhigen oder Ausweichen. Mit eigener Hand einen Liebesbrief schreiben. Geschriebenes Wort lässt sich besser zwischen Ehrlichkeit, Unsicherheit und Verletzlichkeit auswiegen. Ich werde von mir erzählen... das ich sie riechen, schmecken und sehen muss, damit Sex nicht nur organisch bleibt.“
Neben diesen Eindeutigkeiten waren da noch seine Gefühle. Ob er hier die richtigen Worte finden wird, ist er sich nicht sicher.
„... so wie vor Jahren vielleicht… als durch Elton aus dem Autoradio die glücklichen Momente wieder so gegenwärtig wurden, dass an der Ampel erst ein Hupkonzert den ersten Gang einlegen ließ...“, ist fast sein Schlussstrich unter die Gedanken.
„Nächste Woche, nach der Dienstreise, habe ich Zeit.“
„Liebling, Bad ist frei!“ Siggys Worte, ganz nah hinter sich, ließen Thomas so erschrecken, dass
er den Computer einfach ausdrückte.


* * *

Ein kurzes Flimmern, dann nur die wackelnde Schrift „UNKNOWN ERROR “
Siggy entfuhr ein kräftiges „Scheiße“ und Unruhe stieg in ihr auf.
„Ich will nur schnell noch eine Überweisung...und nun das!“
Thomas in den wichtigen Besprechungen zu stören, verbat sie sich. Mitleidiges Grinsen und seine gereizten Gesten, die sie sonst in solchen Situationen vom Stuhl am Computer aufstehen ließen, spürte sie förmlich hinter sich.
„Aber tatsächlich sitzt er doch Hunderte Kilometer entfernt in dieser blöden Besprechung! Schnell den Knopf oben rechts... AUS? ... obwohl er mir doch eingeschärft hat sein Heiligtum immer schön herunterzufahren und auch sonst vorsichtig zu behandeln.“
Es flimmerte immer noch. Die CD -Lade öffnete sich. Ihr eigenes Lächeln, das Thomas als Desktophintergrund geladen hatte, zeigte, dass die Welt wieder in Ordnung war.
„Von wegen anrufen... wegen so einer Bagatelle. Und überhaupt, er ist doch schuld, lässt seinen Vortrag im PC“, erklärte sich Siggy den Fehlstart.
„Hat Thomas einen wichtigen Teil für die Besprechung vergessen?“
Lade zu... Und es läuft ein Film... und was für einer...
Auf einem Laken liegt ein nackter Unterleib. Weitgespreizte Beine lenken den Blick tief in seine Weiblichkeit. Ein Klavier klimpert Klassik.
Ihr Blick wandte sich abrupt vom Bildschirm ab und glitt nach unten. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Hand gleich nachfolgen würde. Musste sie nachspüren, ob sich dort die gleiche Stelle befand, die mit zärtlichen Bewegungen von Zunge und Mund vor ihren Augen gekost wurde? Siggy wusste genau, dass Thomas Sonnabendhand nach seiner Erfüllung genau dort in ihr ähnliche Erregungen hervorbrechen ließ. Oder war es die Mittwochhand von vor vierzehn Tagen? Aber länger war es auf keinen Fall her! Ihr Unterbewusstsein schenkte sich die Analyse der Aussage „ähnlich“. Ihr Kopf war mit ganz anderem Frust beschäftigt! Ihr Blick war ein Reflex. Ihre Finger waren ja nicht unten angekommen.
Nichts passiert - oder doch?
„Dieser Mistkerl schaut abends stundenlang Pornos… nennt das: - ich muss noch an dem Vortrag für morgen... - und ich ziehe mir zum x-ten Mal allein die langweilige Traumschiffserie rein!“
Die Lippen auf dem Bildschirm gleiten immer noch langsam, von oben nach unten und seitwärts. Das Sichtfeld ist starr auf den einen Punkt ausgerichtet und gerät durch langsam wachsende Größe in Bewegung. Der Knoten am Ende der Hautspalte zwischen dem geteilten Hügel springt auf. Zwei schlanke Finger drängen dazu und spreizen der Zunge mehr inneren Raum. Genau an der Stelle beginnend saugt der Körper die Gefühle in sich ein. Über den Nabel, die Brust hinauf wird daraus eine Woge. Sie bricht sich am anderen Mund und rollt dann als brüllende Flut aus.
„Das macht ihn also an...!“, erfüllte den Raum.
Siggys weitere Überlegungen waren weitaus versöhnlicher als noch vor einer Viertelstunde. Das war nicht so, wie vor Jahren mit dem alten Videorecorder, dessen Bilder eher Urologen oder Akrobaten zum Entzücken gebracht hätten. Diese Stöhndialoge, die in den Urwald gehörten, weil sie vermutlich mehr aus Brutalität entsprangen. Auch hier waren die Worte knapp und die Sprache dünn, denn zumindest ein Paar Lippen, von den Dreien, hatte etwas besseres zu tun als zu reden.
„Das lässt nicht die Neugier in Unbehagen umschlagen... das hier ist richtig schön!“
Die schwerelose Zartheit der Szenen nahm Siggy gefangen. Jetzt glaubte sie auch das Musikstück erkannt zu haben.
„Warum redet Thomas nicht mit mir, was ihn zu so etwas bewegt?“
„Ich werde ihm morgen abend, die CD einfach aufs Kopfkissen legen und sehen was passiert“, entschloss sie sich vom Grübeln zum Handeln. „Typisch Thomasmann, wenn’s heikel wird muss Siggy...!“, bildete vorläufigen Abschluss ihrer Erkenntnis. Meistens war es ja so.
Nachdem sie den Computer sorgsam heruntergefahren hatte, kam ihr eine noch viel bessere Idee. Die würde den notwendigen mündlichen Dialog zum Thema nicht ersetzen, aber im sprichwörtlichen Sinn als Wink mit dem Pfahl anregen. Indem sie sich der Doppeldeutigkeit ihrer Gedanken bewusst wurde, musste sie sogar schallend lachen und ging ins Bad. Sein sündhaft teueres Rasiergel war angenehm kühl auf der empfindlichen Haut. Ein Gemisch von Sandelholz mit Ambra erfüllte den Raum. Es duftete fast so, als stünde Thomas neben ihr. Nur ihre fettige Nachtcreme mit beruhigender Aloe Vera passte so gar nicht zu seiner Rasur. Fast zwanghaft und besonders intensiv fiel die cremige Nachbehandlung genau im Mittelpunkt des jetzt glatten Dreiecks aus.
Ihre Erregung über Thomas war ungewollt auf sie übergesprungen, hatte sich verwandelt und blieb nicht nur im Kopf. Immer wieder strichen ihre Hände abwechselnd die Scham hinab. Ihre Finger drückten, rieben und tauchten schließlich sanft ein. Etwas später wurden die Bewegungen schneller und der Druck ein wenig heftiger. Wohlige Wärme stieg aus dem Unterleib nach oben. Als Siggy ihre Augen einen Spalt breit öffnete sah sie im Spiegel, dass die Hitze in den Wangen rot angekommen war. Mit einem Zittern der Oberschenkel und unbeeinflussbarem Zucken und Ziehen im Inneren darüber entlud sich der gestraffte Körper.
Die fortschreitende Entspannung war ein wunderbares Gefühl und steigerte sich fast in Schweben. Als sie ihr Bild wieder deutlich sah, spiegelte sich kein Erschrecken, über das, was mit ihr abgelaufen war. Es war mehr Überraschung.
„...und das in meinem Alter“, entfuhr es ihr.
Das Gefühl der Leere danach, das sie in pubertärer Vorzeit so hasste, stellte sich nicht ein. Mit einem zufriedenen Schmunzeln verwarf sie die Absicht, die Klingen zu wechseln. Sie begann sich die neue glatte Konstellation auszumalen.
„Thomas ist so süß, wenn ihm die Gesichtszüge entgleisen!“
Die erahnte Komik vermischte sich mit Vorfreude, die sie immer fröhlicher werden ließ. Sie nahm sich fest vor am Nachmittag die Klavierkonzerte herauszusuchen.
„Soll ich doch lieber die CD, als Deckel auf das Glas mit seinem Lieblingsrotwein legen?
Das würde ihr ersparen, die kompakte Stereoanlage samt Klavierklassik, neben die Palme ins Schlafzimmer zu verpflanzen.
...das ist sehr sehr schön... habe dabei ein befreundetes Ehepaar vor meinem inneren Auge gesehen...
Lieben Gruß, kairi
****mas Frau
3.500 Beiträge
Wunderschön
Du hast die Szenen unglaublich gefühlvoll beschrieben. Man fühlt sich in die Situation versetzt, kann nachfühlen und verstehen.

...und wieder einmal ist zu erkennen, wie wichtig das "Miteinander reden" ist.

Liebe Grüße
Conny
****iko Mann
11.369 Beiträge
klasse story,


war gefesselt bis zum Schluss.......sehr Gefühlsbetont....


lg

dewinni
**********el_sn Mann
150 Beiträge
Themenersteller 
Hallo meine Lieben
Danke für Euere wohlmeinende Kritik. In meinem Komposter liegt noch mehr in der Art. Wenn ich mit diesem System besser zurechtkomme, durch die Beschränkung stilistischer Möglichkeiten und meine technische Unfertigkeit bedingt , wird es vielleicht besser.
Suche echt jemand, der aus der weiblichen Position meine Ergüsse bewertet und mich handwerklich an die Hand nimmt. Bin z.B. jetzt an einem tantrischen Thema dran ( literarisch und natürlich auch in
natura). Nochmals danke, bitte nicht nur inhaltlich was sagen, auch wie es ankommt, wo noch Unklarheiten, Mängel, Mißverständnisse, Fehler sind !
Gruß Grauschimmel !
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