Ina lebt in der Überzeugung unmusikalisch zu sein-2
laChatte 12. April 2008
@*****ich
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Ähem.....räusper................ich bin ja so neugierig und hab nun doch schon mal gelesen.
Wo hast Du die Glaskugel her?
Oder wie ist es Dir gelungen, den Schalter im Kopf zu finden, der mich dazu bewegen würde, eine Einladung anzunehmen?
Sich immer wieder diese Fragen stellend sitzt sie neben diesem Mann.
Er schweigt; aber dieses Schweigen wirkt nicht bedrohlich, sondern eher beruhigend.
Nach einer Weile hält der Wagen, der Verschlag öffnet sich. Ein Diener hilft ihr beim Aussteigen.
Sie steht vor einem kleinen Palais, wunderschön gelegen, eingebettet in einem Park.
Sie folgt ihrem Unbekannten die Stufen hinauf und betritt das Gebäude.
Eine Dienerin wartet, nimmt sie und das Kleid in Empfang.
„Bitte mir zu folgen.“
Ina folgt ihr und gelangt in ein gediegen eingerichtetes Zimmer. Nebenan im Bad dampft schon das heiße Wasser. Die Sache beginnt ihr Spaß zu machen.
Sie steigt aus ihren Hosen und versinkt in warmem Schaum. Tut das guuuut.
Nacheiner Weile des Entspannens hört sie ein Klopfen. Es wird wohl Zeit…
Unter verschiedenen Düften und Ölen wählt sie aus und streift das Kleid über.
Sie sieht umwerfend aus. Ein Paar passende Schuhe stehen wundersamerweise auch bereit.
Sie schlüpft hinein und betrachtet sich im Spiegel:
„Dich mach ich fertig.“ Denkt Ina siegesgewiss an ihren schönen Unbekannten.
Die Dienerin bedeutet Ina, ihr zu folgen.
Sie folgt einen Flur entlang und betritt an dessen Ende einen kleinen mit Stuck verzierten Saal. Sanfte, schwungvolle Walzertöne schallen ihr entgegen.
„Strauss, passend zum Kleid.“ Denkt Ina.
Mr. Unbekannt wartet schon im schwarzen Anzug. Er sieht sie bewundernd und verliebt an.
Ina ist auf einmal verlegen.
Er aber geht selbstsicher auf sie zu und nimmt ihre Hand…
Drrrrrrrrrrrrrrrrr!!!!!!11…der Wecker klingelt schrill und gemein…
Morgens um halb sieben – mitten in der Nacht.
Aus der Traum…
Ina dreht sich auf die andere Seite, schließt die Augen und versucht ihn noch mal zurückzuholen… vergebens…Alltag.
Ihr Partner Paul ist schon emsig beschäftigt und steht voll unter Strom. Er hat die Chance zum Prokuristen aufzusteigen. Er will. Und alles in ihrem Leben ist diesem Ziel gleichgeschaltet – einschließlich sie selbst.
Er verspricht immer: „Später, wenn ich diesen Job habe holen wir alles nach, versprochen.“
Später. Ja, aber wann ist das: später?
Aber im Grunde braucht sie sich nicht über ihn zu beschweren: sie will ja auch nach ganz oben…
Ina schaut durchs Küchenfenster auf den Parkplatz, wo ihre beiden Autos nebeneinander parken. Ja, im Grunde ist unser Leben wie diese beiden Autos. Zuhause stehen wir nebeneinander, dann fahren wir jeder in eine andere Richtung; und abends, stehen wir wieder nebeneinander. Und wenn wir uns berühren gibt es Schrammen und Beulen…
Ina quält sich aus dem Bett. Sie muss sich eilen, sie ist durch diese Gefühlsduselei in Verzug.
Während sie nach Katzenwäsche und Magerkost die Strasse runterhastet um die Bahn noch zu bekommen.
Ein flüchtiger Seiten blick lässt sie erstarren: In einem Schaufenster hängt ihr Kleid, ihr Kleid aus dem Traum. Ihre Größe und…herabgesetzt.
„Wieso habe ich das nie gesehen?“
Sie drückt die Klinke runter: zu. Geöffnet erst in einer halben Stunde.
Sie hastet weiter und nimmt sich vor, dieses Kleid noch Heute zu kaufen.
Feierabend. Die Zeit verging heute so zäh wie selten.
Vor dem Laden hält sie kurz und erstarrt: das Kleid ist weg.
Ina hastet los und betritt die Boutique. Die Verkäuferin lächelt sie freundlich an.
„Wo ist das Kleid aus dem Schaufenster?“
„Oh, das tut mir leid. Es wurde verkauft.“
„Danke“. Traurig verlässt sie den Laden und geht nach Hause. Sie fühlt sich bestohlen.
„Es war doch mein Kleid, meine Größe, aus meinem Traum, das kann doch nicht sein.“
Gedankenverloren sitzt sie in der Küche und starrt ins Leere.
Plötzlich wird sie durch das Rasseln von Schlüsseln in die Gegenwart zurückgeholt.
Die Tür geht auf und Paul betritt die Küche. Ihre traurigen Augen und den lieblosen Kuss scheint er nicht zu bemerken. Egalweg erzählt er von seinem erfolgreichen Tag und verschwindet im Bad.
Sie schaut aus dem Küchenfenster und sieht die Autos nebeneinander stehen.
Plötzlich wird sie sanft an den Schultern gefasst und herumgedreht.
Paul steht vor ihr und sagt: „Bitte zieh das an.“
Es ist das Kleid. Sie starrt ihn an. Ihre Augen begegnen sich und sie erkennt: das sind die sanften, schönen Augen aus dem Traum…
„Woher wusstest du…?“
„Ich hatte was vergessen und als ich zurück kam, sah ich dich am Laden stehen, was du sonst nie machst. Dies hat mich neugierig gemacht.“
„Und jetzt komm. Mach dich fertig. Wir wollen tanzen gehen, auch Jetzt und Heute schön leben.“
Seit wann denn das?
…