Hexentanz
Bin nun schon eine Weile hier angemeldet,habe aber erst jetzt Zeit gefunden,
eine "passende" Geschichte (zum 30.04.)
einzustellen.
Ich wünsche rundrum Lese-Vergnügen -
und freue mich über "Reaktionen" ...
"LeoScorpio"
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Eine Gruppe von Parapsychologie-Interessierten Leuten
haben sich in den Praxis-Räumen einer Heilpraktikerin
versammelt. Es findet ein Hypnose-Experiment statt.
Das "Medium" ist eine Frau von 32 Jahren, die an die
Wiedergeburt glaubt und sich eine "Rückführung" in ein
früheres Leben gewünscht hat.
Nach dem üblichem Prozedere der Hypnose-Einleitung
entwickelt sich zwischen dem "Medium" und mir
(dem Hypnotiseur) folgender Dialog ...
Ich: "Wo befindest Du Dich?"
Sie: "Im Hexenturm - im Kerker (sie wimmert) ...
es ist dunkel hier, es stinkt, ich habe Schmerzen."
Ich: "Wie bist Du hier her gekommen?"
Sie: "Sie haben mich vor einer Woche ergriffen -
und mich hier eingesperrt."
Ich: "Was haben sie mit Dir gemacht?"
Sie: "Sie haben mich beschimpft, geschlagen, mit Füßen getreten.
Einer hat mich umgeworfen und sich auf mich gelegt."
Ich: "Was hat er gemacht?"
Sie: "Er hat meine Beine auseinandergezwungen ... und ...
nach einer Weile hat er gegrunzt wie eine Sau -
und die anderen haben laut gelacht."
Ich: "Warum wurdest Du hier eingekerkert?"
Sie: "Jemand hat mich verraten" (sie zittert)
Ich: "Was hast Du so Schlimmes getan?"
Sie: "Ich war beim Hexentanz im Wald"
Ich: "Bist Du eine Hexe?"
Sie: "Ich will eine werden ..."
Ich: "Was geschah bei dem Hexentanz?"
Sie: "Mir wurde gezeigt, wie ich fliegen kann"
Ich: "Und ... konntest Du fliegen?"
Sie: "Ja - es war wunderschön!" (sie lächelt)
Ich: "Wohin bist Du geflogen?"
Sie: "Ich weiß es nicht genau -
ich bin mit den anderen zusammen geflogen."
Ich: "Hattest Du Flügel wie ein Vogel?"
Sie: "Nein (lächelt nachsichtig) die brauche ich nicht -
ich hatte doch einen Stecken!"
Ich: "Wie hast Du das Fliegen gelernt?"
Sie: "Die Alte hat mir einen kleinen Baum gezeigt.
Den habe ich abgeschnitten."
Ich: "Was war das für ein Baum?"
Sie: "Das war eine junge Buche, doppelt so groß wie ich."
Ich: "Und was hast Du damit gemacht?"
Sie: "Die Alte hat mir gesagt, ich soll die obere Hälfte
abschneiden und alle Zweige ganz abmachen,
bis ein Stecken draus wird.
Nur einen einzigen Zweig in der Mitte
sollte ich dran lassen - als Stumpf, eine Hand breit ..."
Ich: "Hast Du alles richtig gemacht?"
Sie: "Ja - ich wollte doch fliegen."
Ich: "Und was geschah dort im Wald?"
Sie: "Die anderen hatten schon einen fertigen Stecken.
In der Lichtung wurden faustgroße Steine zu einem
großen Kreis gelegt. In der Mitte war Holz für ein
Feuer aufgeschichtet."
Ich: "Und was geschah dann?"
Sie: "Die Alte hat den Stecken angeschaut -
Sie war mit meiner Arbeit sehr zufrieden."
Ich: "Und dann bist Du damit geflogen?"
Sie: "Nein (lächelt nachsichtig) - das geht doch nur nackt!"
Ich: "Du hast Dich ausgezogen?"
Sie: "Ja, die Alte kam mit einem Tiegel. Darin war der Brei."
Ich: "Was war das für ein Brei?"
Sie: "Aus verschiedenen Pflanzen und Pilzen.
Die hatte ich vorher gesammelt.
Die Alte hat mir gezeigt, welche ich nehmen soll.
Die Planzen haben wir zerstoßen und gekocht."
Ich: "Hast Du den Brei gegessen?"
Sie: "Nein (lächelt wieder nachsichtig) - der Brei wird auf
die Brust geschmiert."
Ich: "Und was geschah dann?"
Sie: "Ich habe mich nackt auf den Boden gelegt -
und die Alte hat den Brei auf meiner Brust verteilt."
Ich: "Zu was ist der Brei nötig?"
Sie: "Der macht leicht ... dann kann man fliegen."
Ich: "Hast Du gespürt, wie Du leichter geworden bist?"
Sie: "Nein - das dauert eine Weile ..."
Ich: "Wie ging es dann weiter?"
Sie: "Das Feuer wurde angezündet.
Die anderen waren auch alle nackt,
haben sich den Brei selber auf die Brust geschmiert."
Ich: "Und dann bist Du geflogen?"
Sie: "Später - erst haben wir uns alle um das Feuer
versammelt und gesungen."
Ich: "Und wie ging es dann weiter?"
Sie: "Wir haben uns breit hingestellt und den Stecken
zwischen die Beine genommen.
Das dicke Ende muss hinten den Boden berühren.
Der Zweig-Stumpf muss innen rein ...
Am oberen Teil vom Stecken muss man sich festhalten,
damit man beim Flug nicht herabfällt."
Ich: "Und dann seid ihr weggeflogen?"
Sie: "Wir haben weiter gesungen ...
und mit dem Stecken zwischen den Beinen
um das Feuer herum getanzt."
Ich: "Und dann ...?"
Sie: "Beim tanzen wurde mir heiß, immer heißer.
Ich habe gezittert ... Der Brei hat meine Sinne vernebelt.
Ich konnte nicht mehr richtig sehen,
konnte nicht mehr richtig tanzen, bin öfter gestolpert ...
Ich habe Lust gespürt.
Dann bin ich ganz leicht geworden - und geflogen."
Ich: "Und die anderen sind auch geflogen?"
Sie: "Ja - die hatten ja auch den Flug-Brei und den Stecken".
Ich: "Und - konntest Du beim Fliegen nach unten sehen?
Sie: "Es war alles undeutlich - aber es war so schön!"
(gelöster, glücklicher Gesichtsausdruck)
Ich: "Wo bist Du gelandet?"
Sie: "Das weiß ich nicht. Als ich wach geworden bin,
lag ich im Gras, der Stecken neben mir.
Es war heller Tag."
Ich: "Dann bist Du nach Hause gegangen?"
Sie: "Ja - und als ich daheim ankam,
hat einer auf der Strasse geschrien ...
Die war auch dabei!
Dann haben sie mich ergriffen und hier herein gezerrt."
(Sie wimmert wieder).
Ich spreche beruhigende Suggestionen, beende die Hypnose
fachgerecht und schalte das Tonband aus.