Der Malers dämpft den Fisch
Der Malers dämpft den Fisch
Gestatten: Maurice. Ich bin der Koch des Malers und erzähle von meinen Beobachtungen in Giverny.
Sonntags gab es Fisch beim Maler.
Er liebt die einfachen Dinge im Leben und erfreut sich an deren Schlichtheit, wie an einem schönen Bild, von denen er reichlich malte.
So liebt er auch Gespräche, die berühren, oder eben den Fisch auf dem Sonntagstisch. Darin waren der Maler und ich uns einig. Und meine Aufgabe war es, für den Maler zu kochen.
Zuvor jedoch sollte es ein angenehmer Morgen in der Küche werden, denn der Maler wollte seinen Fisch immer pünktlich. Jeanette, die Küchenhilfe, und ich teilten uns in aller die Aufgaben.
Nun, der Maler hatte wie so oft zu Tisch geladen. Er liebte es, seinen wunderbaren Garten zu präsentieren und Gäste zu bewirten. Jeanette und ich mussten uns also sputen. Denn jede Minute die wir eher fertig wurden, verblieb mir wiederum, ihren Duft zu atmen. Doch noch wurde dieser von den opulenten Zutaten in der Küche überdeckt.
Barbue à la Dugléré – der Butt
Jeanette wählte eine schöne, feuerfeste Form für den Fisch. Feuerfest musste sie sein. Nicht nur die Form, sondern auch Jeanette, denn auch mein Feuer brannte in mir und es wärmte die Küche ebenso, wie der große, zentrale Ofen.
Jeanette kümmerte sich um das Feuerholz, so wie ich mich um das junge Gemüse und die scharfen Sachen kümmerte: Ich schälte und würfelte violette Zwiebel und kleine Schalotten, welche mir die Tränen in die Augen trieben. So fiel es mir immer schwerer, mich auf Jeanettes kleine Brüste zu konzentrieren. Ich sah sie kaum durch den Schleier der Tränen.
Jeanette brachte den Ofen und mich auf Temperatur, indem sie das Holz nutzte um das Feuer zu nähren. Das Mädchen brauchte kein Holz, um ein gleiches Feuer in mir zu entzünden. Es reichte aus, ihr zuzuschauen, wenn sie sich vorbeugte und die Scheite im Schlund des Ofens verschwinden ließ.
Ich stellte den Korb frischer Tomaten auf den alten hölzernen Tisch und begann eine nach der anderen in ebenso große Stücke wie zuvor die Zwiebel zu würfeln. Die Säfte der Frucht flossen langsam über den Tisch. Ich dachte an Jeanette, an ihre Säfte. Ob sie wohl auch fließen mögen?
Ein flüchtiges Lächeln erschien kurz auf meinem Gesicht. „Zumindest werden ihre Säfte keine Kerne wie die der Tomate enthalten.“ dachte ich. Ich fand dies irgendwie geistreich, doch war ich wohl albern. Ein alter, verliebter Narr!
Nicht allein, dass Jeanette auf Grund ihrer Anwesenheit genug Würze in die Küche bringt. Nein, sie zupfte den Thymian, den Lorbeer und die Petersilie auseinander. Anschließend wartete ich darauf, dass sie das Kräuter-bouquett grob hackte, was sie aber unterließ.
Hacken? Woran erinnert mich jetzt „hacken“?
Vielmehr nahm sie sanft die Kräuter und band diese zu einem kleinen Sträußlein zusammen, welches sie sanft bei Seite zu den Tomaten und Zwiebel legte.
Ihre Finger glitten durch die Form und fetteten diese mit Butter. Zu sehen, wie ihre triefenden Finger sanft die Form liebkosten, brachte mich fast um den Verstand.
Schwer atmend legte ich den bereits ausgenommenen und filettierten Butt in die Form, während sie das Kräuterbuquet, die Zwiebeln, Schalotten und Tomaten hinzugab. Der Schweiß stand mir auf der Stirn. Ich öffnete einen weißen Landwein und goss diesen zum Fisch, denn jener sollte ja schwimmen, bevor er in den Ofen kam.
Jeanette war mir nahe, öffnete die Hitze des Ofens, so dass ich nur noch einschieben musste ... den Fisch!
Nun hatten wir zwanzig Minuten für uns. Zwanzig kurze Minuten, in denen der Fisch und ich gahrten.
Ich schob Jeanette zum Tisch, hob sie hoch, spreizte ihre Beine und versenkte meinen Kopf in der Tiefe ihrer Röcke.
Nein, sie roch nicht nach Fisch. Diesen vergaßen wir im Ofen und servierten dem Maler und seinen Gästen kaltes Huhn.