Reine de la Nuit
Vorgabe:
Es war der Abend des 31. Oktobers - die Dunkelheit war bereits über die Stadt herein gebrochen. Ein Taxi brachte sie zu einem dunklen Gemäuer. Von außen konnte man durch die Scheiben gedämpftes Licht sehen. Stimmengewirr und leise Musik drangen nach draußen. Ein Fremder legte ihr eine schwarze Maske an und hauchte ihr ins Ohr: "Diese Nacht gehört uns." Und sie trat ein...
Es war der Abend des 31. Oktobers - die Dunkelheit war bereits über die Stadt herein gebrochen. Ein Taxi brachte sie zu einem dunklen Gemäuer. Von außen konnte man durch die Scheiben gedämpftes Licht sehen. Stimmengewirr und leise Musik drangen nach draußen. Ein Fremder legte ihr eine schwarze Maske an und hauchte ihr ins Ohr: "Diese Nacht gehört uns." Und sie trat ein...
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Die Welt wurde dunkel um mich herum. Auf was hatte ich mich da bloß eingelassen? Von Abenteuerlust getrieben war ich spontan auf das Angebot eingegangen, das mir dieser fremde, gut aussehende Mann im Café gemacht hat. Er hatte etwas an sich, dem ich nicht widerstehen konnte. Wie ein Magnet, der einfach ist wie er ist.
Jetzt war es soweit, das Flattern der Aufregung breitete sich in meinem Magen aus. Meine Sinne, um einen reduziert, schienen sich zu vervielfältigen. Das After Shave dieses Fremden aus dem Café stieg verführerisch in meine Nase. Es erinnerte mich an frisches, weiches Moos, leicht erdig, und erweckte den Wunsch in mir, mich auf diesem Naturteppich lang auszustrecken.
Die Bilder verschwammen, als er mich sanft, aber bestimmt am Unterarm ergriff und durch einen Raum dirigierte. Das Stimmengemurmel und die Musik wurden lauter, klangen aber immer noch gedämpft, als wenn eine dickere Wand uns trennte.
Eine Türe öffnete und schloss sich wieder. Stille um uns herum.
"Wie versprochen habe ich hier dein Kostüm. Bist du bereit?" Seine Stimme klang laut in meinen Ohren. Er wartete mein bestätigendes Nicken ab, bevor er mich auf eine Sitzgelegenheit schob.
"Gut, ich werde dich jetzt ankleiden. Danach gehen wir gemeinsam auf den 'Balle Nuit', der für dich unvergesslich bleiben wird." Seine Stimme wurde leiser, samtiger, fast schnurrend und schickte eine warme Welle durch meine unteren Regionen. Es herrschte eine angenehme Temperatur, trotzdem überzog ein Frösteln meine Haut, als er mir aus dem Mantel half. Darunter trug ich nur die schwarze Spitzenunterwäsche, die er verlangt hatte.
Ich konnte die Blicke spüren, die er über meinen Körper streifen ließ, und fragte mich, was er wohl dachte. Sah er mein innerliches Beben? Konnte er erkennen, dass der feine Flaum auf meinen Armen aufgerichtet war wie ein Grasmeer, durch das der Wind streift?
Er befreite meine Füße von den eleganten Heels. nahm dann meinen rechten Fuß, strich sanft darüber, als wolle er die Haut glätten, und begann, mir einen seidigen Strumpf überzuziehen. Gekonnt langsam rollte er den feinen Stoff an meinem Bein hoch und jedes Mal, wenn seine Fingerkuppen dabei die Haut berührten, funkten kleinste Stromstöße eindeutige Signale. Er wiederholte das Ganze ebenso langsam am linken Bein, zupfte abschließend akribisch den Spitzenrand in Form und strich imaginäre Fältchen glatt. Es kam mir vor, als bewegte er sich absichtlich in Zeitlupe. Die empfindliche Innenseite meiner Schenkel reagierte sofort und ich musste meinen Atem im Zaum behalten. 'Was für ein Gefühl, wenn ein Mann dir die Halterlosen anzieht', schwärmte ich, innerlich keuchend.
Unerwartet zog er mich auf die Füße und streckte meine Arme in die Höhe. Was kam jetzt? Meine Mundhöhle trocknete langsam aus und ich musste schlucken. Ich hörte ihn hantieren - ein ratschendes Geräusch, dann ein zartes Rascheln. Die halbe Minute dehnte sich aus, während ich dastand. Ein glatter, weicher, sehr leichter Stoff beendete meine wüsten Spekulationen, als er an mir hinunterglitt. Das war ein Hauch von Nichts, signalisierte mein Körper, aber äußerst angenehm auf der Haut.
Seine Hände machten sich jetzt am Verschluss meines BHs zu schaffen und befreiten meine Brüste, die sich keck seinen Händen entgegen streckten und sich sichtlich wohl fühlten unter dem Stoff. Er ignorierte die sichtbaren Beweise der Erregung, die sich immer mehr in mir breit machte. Stattdessen folgte ein weiteres Kleidungsstück. Kurz darauf fühlte ich, dass es eine Korsage war. Ewig lange fingerte er an den Schnüren herum, und zog sie plötzlich mit einem Ruck zu, so dass ich kurz nach Luft schnappte.
"Ist es so angenehm?" Sein Atem streifte heiß meinen Nacken.
"Ja ..." räusperte ich mich und nickte bekräftigend. Ich hörte ihn lachen, ein wissendes Lachen, und prompt stieg mir die Röte ins Gesicht. Was stellte dieser Mann mit mir an? Warum reagierte ich auf jede kleinste, noch so flüchtige Berührung? Meine Erregung konnte ihm unmöglich entgangen sein. Das war auch seinem Lachen anzumerken.
Nun machte er sich an meinen Haaren zu schaffen, die elegant hochgesteckt waren. Er zog ein paar lange Strähnen heraus, die mich nun im Nacken und auf dem Dekolleté kitzelten.Ich spürte seine Finger, die an dem Stoff unter der Korsage herumzupften. Jede Berührung glühte auf meiner Haut, formte sehnsüchtige Wellen der Hitze.
"Wir sind gleich fertig. Lass die Augen geschlossen, ich werde die Maske austauschen." Hörte ich da einen rauen Unterton in seiner Stimme? Er war also ebenso erregt wie ich, das gab mir etwas meiner Selbstsicherheit zurück, so dass ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen konnte. Ich konnte sein "Jetzt!" kaum erwarten, als er fertig war. Gespannt öffnete ich die Augen.
Warmes, gedämpftes Licht umhüllte die Gestalt, die sich vor mir im Spiegel zeigte. Riesig schauten mich meine türkisfarbigen Augen aus dieser wunderschönen Maske an, die nur den Mund frei ließ. Ein filigranes schwarzes Gebilde, gold und silber durchwirkt, das an den Karneval in Venedig erinnerte. Ich war wie verzaubert. Dann diese aus gleichem Material gefertigte Korsage, an der ein kleiner Rock aus Tüll und Spitze hing, der meine Taille aufregend betonte und knapp den Rand der Halterlosen verdeckte. Die Brust wurde verführerisch verhüllt von dem fast durchsichtigen Stoff des trägerlosen Hemdes, das sich dort eng an mich schmiegte.
Die lockigen blonden Strähnen kringelten sich aufreizend auf der Haut, die frei von Stoff war.
Automatisch schlüpfte ich in die dazu passenden Schuhe, die vor mir standen. Es schien, als wären sie mit dem gleichen Material überzogen. Schwarzgrundig mit schimmernden Gold-und Silberfäden.
Der Spiegel zeigte mein ganzes Ich in einem irgendwie fast magischen Licht.
"Bist du bereit?" fragte er mich wieder. Dieses Mal konnte ich sein Lächeln sehen und schaute diesen Fremden an, der mir plötzlich so vertraut war, auch wenn das völlig paradox klang. In der Tiefe dieses Blickes lag mehr als nur ein Versprechen - ein Knistern und Lodern, das fast sichtbar die Luft zwischen uns erfüllte und erahnen ließ, dass diese Nacht etwas ganz Besonderes werden würde.
*
Eine große Flügeltür öffnete sich lautlos, gab den Blick frei auf einen in goldenes Licht getauchten Saal, der gefüllt war mit lachenden, tanzenden Paaren. Die Musik konnte ich nicht wirklich zuordnen, sphärische Klänge, die einen mitnahmen, den Wunsch weckten, sich hinein fallen zu lassen.
Kaum hatte ich das gedacht, schwebte ich schon mit meinem Fremden über das blanke Parkett. Ich versuchte die Gesichter und Gestalten um mich herum zu erfassen, aber irgendwie schienen sie zu verschwimmen, wenn ich den Blick auf sie richtete.
Abgelenkt durch meinen Begleiter vergaß ich diese Gedanken gleich wieder. Wie im Rausch, mit unglaublicher Leichtigkeit, bewegten wir uns zu den Klängen. Dicht an dicht, jetzt seine Erregung auch fühlend, schwebten wir tanzend durch die Zeit. Seine Augen fixierten meinen Blick, so dass ich mich darin verlor, unfähig, selbstständig zu agieren.
Irgendwann wurde die Musik leiser, sein Blick intensiver. Er drückte mir etwas Kleines, Metallisches in die Hand. Kein Wimpernschlag war vergangen, als ein Gongschlag durch den großen Saal hallte. Mir war, als löste mein Begleiter sich auf, wurde durchsichtig, verblasste immer mehr. Das letzte, was ich wahrnahm, war eine zarte Berührung auf meinen Lippen, die ich festhalten wollte, und seine Stimme: "Nächstes Jahr, gleiche Zeit, gleicher Ort..."
*
Alleine, sehnsüchtig und unsagbar traurig stand ich im Dunkeln. Kein Haus, keine Menschen, einfach nichts war mehr zu sehen. Vor mir nur eine Mauer und ein Schild, das auf den örtlichen Friedhof verwies. Ich blickte an mir herunter und sah nur das, was ich bei der Ankunft getragen hatte.
Ich zweifelte an meinem Verstand und war verwirrt. Die Umgebung gruselte mich. Ängstlich angelte ich in der Manteltasche nach meinen Handy und bemerkte dabei, dass meine Hand krampfhaft etwas umschloss. Als ich sie öffnete, sah ich im Schein der Laterne einen kleinen goldenen Schlüssel in meiner Hand liegen...
©Damaris
31/10/16
Ich freue mich riesig, zusammen mit der wundervollen Geschichte von
anima_nyx
Schreibwettbewerb: Das perfekte Halloween k
den Preis für diesen schönen Wettbewerb bekommen zu haben.
Danke an das Team vom JOYclub sowie ein besonderer Dank an:
Antaghar, die Gruppe Kurzgeschichten und ebenso an meine Korrekturfee: http://www.joyclub.de/my/2845235.oralia94.html
• und an alle lieben Freunde für das positive Unterstützen und Anfeuern ... nicht zuletzt auch an die Gruppe Kopfkino für das Unterstützen bei den ersten Gehversuchen hier im Joy
Ihr alle seid die Größten DANKE!
Homepage "Reine de la Nuit" von Damaris23