Luis oder Das Leben ist schön!
Hier noch etwas anderes vom Alben was er zusammen mit seiner besseren Hälfte ,auch bekannt als Kraeuterkexe, geschrieben hatt. Lange schon liegt es im Schrank und wird nicht fortgeführt ..... hoffen wir das es hier einen neuen Ansporn gibt.
Luis - Das Leben einer Maus
EPILOG
Niemand hatte die alte Frau wirklich gekannt und es fiel allen auch erst nach Tagen auf das sie nicht mehr da war.
Die welken Blumen im Garten um die sie sich sonst immer liebevoll kümmerte, die Zeitungen vor der Tür. Sieben Tage hatte sie niemand mehr gesehen und erst nach sieben Tagen fragten sich die Leute was wohl los sei.
Ihre Nachbarn riefen nach acht Tagen endlich die Polizei, die sie in ihrem alten Sessel sitzend fanden.
Genau so einsam wie sie gelebt hatte so einsam war sie auch gegangen.
Die Beamten stellten später fest dass ihr Herz einfach aufgehört hatte zu schlagen.
Zu ihrer Beerdigung kamen nur ihre Nachbarn, des Anstands halber, sie hatte nie großen Kontakt zu anderen Leuten in der Gegend gepflegt und auch die Nachbarn kannten sie nur von den kleinen Gesprächen am Gartenzaun. Sie legten ihre Blumen auf das Grab und gingen nach Hause, wenige Tage später hatten sie die alte Frau vergessen und kümmerten sich wieder um ihre eigenen Belange.
Da sie keinerlei Verwandte hatte kamen nach einer Woche Angestellte von der Stadt und begannen ihre wenigen Habseligkeiten auszuräumen und zu entsorgen.
Die Männer gingen ins Haus und schauten sich um.
Ein paar Schränke, ein Bett, ein Stuhl und ein Tisch.
Es würde schnell gehen, so viel zu tun gab es hier nicht.
Sie räumten die Schränke aus und stopften die alten Kleider in Säcke, die Möbel kamen in die Presse.
Als sie die wenigen Habseligkeiten der Frau entsorgt hatten und gerade gehen wollten, fiel ihnen im Flur eine kleine Tür auf.
Sie öffneten sie und dahinter führten staubige Stufen in die Tiefe.
“Scheiße” meinte Ling “ jetzt müssen wir den Keller auch noch entrümpeln, wer weiß was da alles so rum liegt.”
“Machen wir schnell, ich will Feierabend machen” sagte sein Kollege
Und missmutig machten sie sich auf den Weg hinunter.
Als sie unten angekommen waren sahen sie sich erstaunt um.
Der Keller war leer, zumindest fast leer.
In einer Ecke des recht kleinen Raumes stand ein Tisch mit vielen brennenden Kerzen und einem alten Teddybär. Über dem Tisch hing das Foto eines Kindes.
Die Männer schauten sich das Bild an, es war schon sehr alt, kaum noch etwas darauf zu erkennen, völlig vergilbt und voller Staub.
Ein kleiner europäisch aussehender Junge von vielleicht zehn Jahren war darauf zu erkennen.
“Was die Alte hier bloß gemacht hat” sagte Ling “ob das ihr Kind war? Was wird mit ihm geschehen sein?”
“Mir egal” meinte sein Kollege “ich will nach Hause, lass uns hinmachen”
Er ging zum Tisch und blies die Kerzen aus, schnappte sich den Tisch mit allem was darauf stand, warf das Bild obenauf und stapfte auf die Treppe zu.
“Kommst du?” fragte er Ling bevor er die Treppe hinauf ging.
Ling begann zu frieren, Hey es war doch Sommer; täuschte er sich oder war es kälter im Raum geworden seit die Kerzen verloschen waren?
“So ein Unsinn” dachte er sich und folgte seinem Kollegen.
Draußen warfen sie die Sachen zu den anderen und den Bär stopften sie mit zu den alten Kleidern in die Säcke.
Das Haus war jetzt sauber, ihr Chef würde sich freuen das alles so schnell ging, morgen würden die Handwerker kommen und nächste Woche würden schon die nächsten Bewohner in das Haus einziehen.
Sie freuten sich auf ihren Feierabend, stiegen in den Wagen und fuhren los.
Im Depot luden sie die Kleidersäcke auf einen anderen LKW, gingen duschen und fuhren nach Hause.
Zuhause bei ihren Familien hatten sie das Haus und ihre Arbeit wieder vergessen.
Ling erzählte seiner Frau kurz von dem Erlebten im Keller und dann gingen sie zum Alltag über.
Irgendwo im staubigen Süden Chinas rumpelte ein alter verrosteter Lastwagen über die Holprigen Straßen. Er war schon Stunden unterwegs und hatte auf den umliegenden Dörfern alte Stoffe abgeholt, die er jetzt in eine Reißerei in der nächsten Stadt brachte.
Dort sollten die Stoffreste in kleine Stücke zerrissen und zu neuen Stoffen weiterverarbeitet werden.
Nach langer Fahrt kamen sie endlich an der Fabrik an. Die großen eisernen Tore öffneten sich und der LKW fuhr auf den Hof, rangierte rückwärts an das Hallentor heran und begann seine Last abzukippen.
Fleißige Hände eilten aus der Halle und luden die Säcke und Kartons, voll von Stoffen und anderen reißbaren Zeug ab.
Die Säcke wurden auf Förderbänke gekippt die sie auf Tische beförderten wo die Arbeiter begannen sie zu sortieren.
Ang Mei war einer dieser Arbeiter, seit Jahren schon arbeitete er in dieser Fabrik und trennte gutes vom schlechten.
Alte Tücher, zerschlissene Hosen, kaputte Röcke und Hemden! Manches war gut und manches war schlecht. Das ganz schlechte sortierte er in den Behälter zum Wegwerfen und das gute warf er wieder auf das Förderband wo es zur Weiterverarbeitung in die Reißerei befördert wurde.
Er sortierte schon den zehnten Sack als ihm ein alter verschlissener Plüschbär in die Hände fiel.
Da er selbst Kinder hatte überlegte er erst ob er den Bär behalten sollte aber als er sich den Bär näher ansah bemerkte er wie alt und kaputt der Bär war, schon oft gestopft, geflickt, ziemlich schmutzig und er warf ihn wieder auf das Band.
Und so trug das Band den alten Bären in die Reißerei wo ihn scharfe Messer zerteilten und in kleine Stücke zerfetzten.
Die Reste wurden schließlich zu großen Ballen gepresst, gesammelt und schließlich wieder auf einen LKW verladen der sie über die holprigen staubigen Straßen zu der nächsten Fabrik transportierte wo aus den Ballen Kunstfell hergestellt wurde.
Ballen um Ballen wurde in Kunstfell verwandelt und auf große Rollen gewickelt, die zwei Tage später wieder auf einen LKW geladen wurden um über die Autobahn nach Hongkong transportiert zu werden.
Dort schließlich angekommen wurden sie in einer Fabrik für Kinderspielzeug abgeladen und zur weiteren Verwendung eingelagert.
Das Haus der alten Frau war inzwischen wieder bewohnt.
Eine junge Familie war eingezogen und fröhliches Kinderlachen hallte durchs Haus, alles war fröhlich und bunt nur den Garten hatten sie so gelassen.
Die frühere Bewohnerin des Hauses war vergessen.
Wochen später schließlich holten Arbeiterinnen die Fellrollen und begannen sie in eine Maschine einzuspannen wo aus der Rolle kleine Mäuse ausgeschnitten wurden.
Fleißige Hände nähten die Schnitte zusammen, füllten die Mäuse mit Schaumstoff, andere nähten kleine lustige Umhänge und am Ende des Tages waren unzählige Plüschmäuse fertig gestellt.
Diese wurden in Kartons verpackt und zur Verschiffung in den Hafen gebracht.
Das Containerschiff lud am nächsten Tag die Container auf das Deck des Schiffes und zwei Tage später legte das Schiff in Richtung Europa ab.
Sie waren zwei Tage unterwegs als der Sturm heraufzog, der Kapitän befahl seinen Männern die Container noch einmal festzuzurren und begann das Schiff in die Wellen zu drehen.
Dunkler und dunkler wurde der Himmel es regnete stark und die Wellen bauten sich turmhoch vor dem Schiff auf.
Die Schiffsdiesel ächzten als sich das Schiff durch die Wellenberge quälte aber sie brachten die “Mia”, so hieß das Schiff, sicher durch das Unwetter. Sie war alterprobt und ohne Probleme kamen sie durch das Unwetter. Bis……. Ja bis der Blitz ins Oberdeck einschlug, Sicherungen brannten durch und der Strom fiel auf dem gesamten Schiff aus. Die Matrosen brachen in Panik aus denn ohne Strom funktionierte nichts auf dem Schiff. Keine Steuerung ,kein Motor, keine Funkanlage. Sie waren dem Sturm hilflos ausgeliefert. Hektisch versuchten alle ihr bestes um das Schiff wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen.
“Macht Männer” rief der erste Offizier “wenn wir die Motoren nicht wieder zum laufen bringen, ist alles aus!”
Der Schiffsmechaniker überbrückte Sicherungen und tauschte schnell die verschmorten Leitungen aus.
Ein zweiter Blitz traf das Schiff.
Halteseile rissen und Stahltrossen rissen aus ihren Verankerungen und zwei der Container gingen über Bord.
Die Matrosen eilten herbei und sicherten die Leinen wieder.
Die Halteseile wurden verstärkt.
Im Bauch des Schiffes schwitzte der Techniker über den Leitungen überbrückte die verbrannten Stellen und versuchte dem Schiff das leben wiederzugeben.
Nach einer Stunde hilflosen dahin Treibens starteten die Maschinen wieder und die “Mia” konnte ihre Reise ungehindert fortsetzen.
Auf der Brücke stand der erste Offizier neben seinem Kapitän und sie bewunderten das Elms Feuer was sich über die Masten und Stahlseile zog, auf den Containern schimmerte und über die Geländer glitt.
Mit voller Kraft fuhren sie aus dem Sturm heraus.
Die Wolken lichteten sich, die Wellenberge wurden langsam kleiner und nach einer Weile kam sogar die Sonne durch.
Für die Menschen auf dem Schiff war die Welt wieder in Ordnung nicht aber für den Inhalt der Kisten.
Die Menschen konnten nicht ahnen dass die Blitze weit mehr angerichtet hatten als nur ihr Schiff fast versenkt. Sie ahnten nichts, er selber ahnte ja nicht einmal etwas.
Die “Mia” brachte ihre Fracht und ihre Besatzung sicher zu ihrem Zielhafen aber nicht nur ihre Besatzung auch etwas neues, etwas einzigartiges.