Political / Social Correctness bei Hypersensitivität
Danke!
Ein virulentes Thema sprichst Du an,
https://www.joyclub.de/my/2300647.cchristjan.html, in den Aspekten „Generation Schneeflocke” und den „Hate Speeches” bzw. ihrer Verschärfung in strafrelevanten „Hate Crimes” und Du,
Bedouine, benennst in Messerschärfe die Dimensionen.
Erlaubt mir bitte, noch einmal auf den Grundimpuls und -gedanken zurückzukommen und Tamara Wernli, unter anderem Kolumnistin der Basler Zeitung, zu zitieren, die ihren Artikel
„Invasion der Memmen”
am 12. Januar 2017 publizierte
http://www.tamarawernli.ch/blog.php,
denn es lohnt sich meiner Ansicht nach:
Warnung: Dieser Text enthält möglicherweise verstörende Ansichten.
Im Handarbeitsunterricht flog mir als etwa vierzehnjährige einmal ein Wollknäuel um die Ohren. Präzise geworfen von der Lehrerin, der mein ständiges Getuschel mit der Tischnachbarin auf den Geist ging. Ich war kurz perplex, widmete mich dann aber artig meinem Kreuzstich.
Wäre ich heute Schülerin, wäre ich wahrscheinlich traumatisiert von dem Ereignis, würde flugs den Schulpsychologen aufsuchen und zur seelischen Genesung zwei Wochen zuhause bleiben. Eine Übertreibung? Nicht wirklich. Für die Generation Schneeflocke ist tatsächlich alles ganz unerträglich. Generation Schneeflocke ist die Bezeichnung für junge Menschen, die emotional sehr verletzlich sind, wenig belastbar und abweichende Meinungen als persönliche Herabwürdigung empfinden. Sie sehen es als ihr Grundrecht, von allen potentiell unangenehmen Dingen im Leben geschützt zu werden.
Hochschulen sind Förderer dieser "Ich bin das Zentrum des Universums"-Haltung.
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Die psychische Verfassung von Schneeflocken gerät auch ins Wanken, wenn jemand eine Ansicht vertritt, die ihrer eigenen Weltanschauung widerspricht.
...
Drei Aspekte möchte ich gerne laut denken und in jedem der drei rutsche ich tiefer, als die beiden Artikel es dankenswerterweise ins Feld führen. Das beschriebene Phänomen einer Hyperempfindsam- und -empfindlichkeit mit einhergehender Intoleranz als Resultat einer Verarbeitungsschwäche bis -störung von differenten Ansichten, zeigt eine tiefgreifende und generationsunabhängige, gesellschaftliche Entwicklung.
Stichworte sind Intoleranz, Abgrenzung, Distanzverlust, Weltfremdheit und Selbstbezüglichkeit.
Verstärkt durch die Globalisierung spielt einerseits die Wertediffusion eine Rolle.
Abgrenzungsstrategien, politische, kulturelle, soziale und allgemein psychologische sind die Folge. Der Aspekt der Intoleranz, der aus der Ablehnung oder wenigstens dem „Von-sich-Weisen” des Anderen, Fremden resultiert. Ohne jetzt noch weiter auszuholen, was an dieser Stelle sicher zu weitgehend wäre ... Es geht um das amerikanische Konzept der „Political Correctness”, die sich seit mindestens zwei Dekaden verbreitet wie ein Virus und in ihren jeweiligen blütentreibenden Auswirkungen den anglophilen Raum nur eben zuerst erreicht.
Wie der verlinkte Artikel von Peter Mühlbauer im Online-Magazin Telepolis
vom 16. Januar 2017 deutlich macht:
„Unfreundlichkeit” reicht für Anzeige
Nach Verschärfungen der Richtlinien zu "Hate Crimes", die (die britische Innenministerin) Rudd selbst befürwortete, ermitteln Polizisten in Großbritannien inzwischen sogar dann, wenn eine Anzeige lediglich auf der subjektiven Wahrnehmung des Anzeigeerstatters beruht und objektiv keine Diskriminierung oder Beleidigung erkennbar ist.
Der zweite Aspekt ist die Unabhängigkeit von einer Generationszuweisung für mich. An den Jungen merkt man sozialpsychologische, gesellschaftliche Veränderungen nur besonders gut und schnell. Dazu kommt, dass an Hochschulen, Schulen, überhaupt an allen Bildungsinsitutionen die Konzentration der Verhaltensbeobachter besonders hoch ist, die beobachtete Gruppe so homogen und die gesellschaftspolitischen Steuerinstrumente wiederum besonders schnell und gut ablesbar sind.
Die „Generation Schneeflocke”, die Jungen, ist mitnichten alleine. Die „Entscheider”, Planer und Hintergrundleger der Strukturen sind Altachtundsechziger ... wie wir so in etwa. Die politischen Entscheider (Gestaltgeber) sind wir, die heute 55 bis 70-jährigen. Die in der Dialektik und im Diskurs, fast der Zwangstoleranz sozialisierten, die sich sukzessive auf den Weg der sensitiven Ichbezüglichkeit gemacht haben. Ein weites Feld ... verzeiht, so in Kürze nur als Einwurf und Impuls brauchbar.
Der dritte Aspekt sind Entgrenzung und Distanz, vor allem in Bezug auf Erfahrung. Aufgewachsen im Frieden, nicht viel Leid am eigenen Leib erlebt, medial in jedem Krisengebiet zuhause, aber eben „nah und doch so fremd und fern” die Unbill des heterogenen Lebens. Rückt uns ein individuell empfundenes Leid, Missliebiges, Unverständliches, Fremdes zu nahe, wird es mal kompliziert und unangenehm, reagieren wir über und wie die Mimosen.
Wieso fallen mir jetzt nebenbei auch die Regeln in sozialen Netzwerken (auch der JOY ,-) ein? Keine Politik, keine Religion, keine Kritik, nichts Schwerverdauliches, Disparates ...
Ein.geworfen werden darf, natürlich. Wattebäusche ,-).
Das schneeflockige
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