Asylum
Titel: AsylumThema: Linkin Park
Widmung: Für Adam, Jack, Erik, Massimo und der Rest der Clique.
Warnung: Umgangssprache, Beschreibung von Drogenmissbrauch, Angst
Disclaimer: Die Jungs sind entweder glücklich vergeben, verheiratet, single und allgemein heterosexuell. Alles hier ist lediglich im Ansatz an den real existierenden Personen orientiert!
Anmerkungen: Mir fehlt leider ein LP-Beta mit Blick für RS und Zeichensetzung. Falls es Jmnd gibt der sich dafür interessiert, soll er/sie mir einfach eine mail schicken.
(Diese Fortsetzungsgeschichte ist eigentlich als Fanfiktion gedacht [bei Fragen zu dem Begriff einfach Wikipedia fragen].)
Wirkung von Cannabis: Marihuana verstärkt vorhandene Gefühle (auch die latenten negativen!), und sorgt für Entspannung, Ruhe und Heiterkeit. Gelegentlich werden Halluzinationen beobachtet. Hunger- und Durstgefühle werden deutlich verstärkt. Es treten aber auch Konzentrationsstörungen, Antriebsminderung, Angst und Furcht vor Verselbständigung der Gedanken auf. Gelegentlich kann THC Psychosen begünstigen. [drogenlexikon.de]
Chester saß in seinem Zimmer.
Es war ein kleiner Raum, fast quadratisch, im Keller des renovierungsbedürftigen Einfamilienhauses. Nur zwei kleine Fenster, im oberen Drittel der Wand, sorgten dafür, dass hin und wieder ein seichter Luftzug den Geruch von Moder aufwirbelte, wenn nicht sogar teilweise nach draußen trug.
Dafür mussten sich die einzelnen Partikel aber erst einen Weg durch die Stoffbahnen erkämpfen, mit denen die einzigen Tageslichtquellen verhangen waren.
Er mochte es nicht, wenn irgendwelche Passanten oder kleine Kinder jederzeit von der Straße aus zu ihm hineinsehen konnten.
Die Schule hatte er heute ausfallen lassen.
Weder der nötige Antrieb, noch die Motivation waren, aus seiner Sicht vorhanden. Stattdessen saß er auf seiner Schlafcouch, die Musik laut aufgedreht, so dass er ungehört mitsingen konnte und wartete.
Seine Mutter war nicht da.
Wie jeden Tag um diese Uhrzeit, arbeitete sie auch heute im Krankenhaus, gut über eine Stunde Busfahrt von ihrem Haus entfernt, und kümmerte sich um Wildfremde die sich zumeist nicht einmal ihren Namen merkten.
Bis vor ein paar Monaten hatte er es sich nicht leisten können so luxuriös zu schwänzen. Denn dann hätte Cameron bereits hier auf ihn gewartet. Alarmiert von dem vorgeschriebenen Kontrollanruf des schulischen Sekretariats.
Cameron war der letzte Langzeitfreund seiner Mutter gewesen. Ein schmächtiger, hochgewachsener Mann mit herabhängenden Schultern und einer Brille. Er hatte ausgesehen wie ein ewiger Student oder Lehrer. In Wirklichkeit arbeitete er aber gar nicht. Angeblich wegen seines Rückens.
Chester hingegen war sich sicher dass Cams Probleme ganz woanders lagen.
Doch das hatte ihn nun nicht mehr zu interessieren.
Eines Tages war Cameron einfach nicht mehr da gewesen, als Chaz vom Unterricht zurückkam.
Und weder er, noch seine Mutter, hatten ein Wort darüber verloren.
Hier lebte Jeder sein eigenes Leben.
Nach einem ungeduldigen Blick auf die Uhr, drehte er die Lautstärke seines CD-Radios um fast die Hälfte runter und zog einen alten Schuhkarton unter einem Stapel Kleidung hervor.
Er öffnete ihn, um die darin enthaltenen Gegenstände in einer festgelegten Reihenfolge heraus zu holen. So machte er das immer. Jeden Tag. Manchmal mehrmals. Immer mit derselben Abfolge und Positionierung seiner Utensilien.
Vor ihm stand, das schwache Licht einer nackten Glühbirne reflektierend, eine kleine Glasbong. Kaum größer als ein Tennisball, vom Bauchumfang her.
Rechts befanden sich Tabak, eine Tupperdose, eine zum Stab verbogene Büroklammer und ein Feuerzeug.
Die andere Seite war lediglich durch einen Aluminiumaschenbecher belegt, den er irgendwann mal bei McDonalds entwendet hatte.
Routiniert, beinahe schon mechanisch, kippte er die graue Asche vom letzten Mal weg, um dann den Kopf mit süßlich riechendem Dope, aus der Dose, zu stopfen.
Er legte seine Lippen an die äussere Öffnung des schmalen Röhrchens, das aus dem Glaskörper herausragte, hielt eine Flamme an das Gras und atmete tief ein. Augenblicklich füllte sich die Wasserpfeife gluckernd mit weißen, wattig aussehendem Rauch, den er gierig einsaugte.
Die Augen schließend, ließ sich Chester zurückfallen und atmete erst aus, als sein Hinterkopf die weiche Textur des Polsters berührte. Seine Atemwege brannten und in seinem Mund vermischten sich ein bitterer und ein leicht süßlicher Geschmack. Auch ein wenig Würze, wie bei exotischem Gebäck.
Er genoss den langsam aufbauenden Rausch. Das Gefühl von schwindelerregender Leichtigkeit in seinem Kopf, verbunden mit der plötzlichen Schwere seiner Glieder. Ein bisschen wie der Zustand bleierner Müdigkeit in dem man sich als Kind so oft wieder gefunden hat.
Ein ungeduldiges Klopfen durchschnitt das zarte Gewebe seiner fließenden Gedankengänge.
Er stand auf, ging zum Fenster, um nachzusehen wer es war, und gab dann ein Zeichen zum Hereinkommen. Ihre Haustür war nie verschlossen, wenn jemand zu Hause war, so konnten Pakete, Briefe oder Sonstiges ohne Umstände auf dem großen Tisch, in der Küche, abgestellt werden, selbst wenn Chaz, aufgrund von zu lauter Musik, das Klingeln des Postboten nicht hörte.
Nur wenige Sekunden später, waren bereits schwere Schritte zu hören, die auf die Stufen der Holztreppe niederprasselten, die hinunter zu dem kleinen Raum führte.
„Na, Alter!?“, begrüßte ihn der Erste.
Sein Name war Jack, bereits Ende Zwanzig, schlaksig mit Koteletten und einer langsamen Art zu sprechen.
Er zog Chester mit einer Hand vom Polster hoch und umarmte ihn, wobei er ihm einen Kuss auf die dunklen Dreads drückte.
„Ganz gut. Und selbst?“, entgegnete der Jüngere, während sein Blick bereits zu dem zweiten Besucher wanderte.
„…gut, gut.“, murmelte Jack. Als er sich der Anwesenheit seines Begleiters wieder bewusst wurde, winkte er ihn heran.
„Das ist Spike.“, stellte er ihn vor.
„Eigentlich heisse ich Michael.“, nuschelte der Angesprochene und reichte Chester die Hand. „Aber Mike oder Spike ist auch okay.“
Durch seine dicken Brillengläser hindurch musterte Chaz ihn.
Mike war ein bisschen größer als er, aber ungefähr im selben Alter. Seine Haut hatte eine gesunde, leicht gebräunte Färbung. Diese Tatsache und die ungewöhnliche Form der AugenNasenPartie ließen ihn exotisch erscheinen.
Ansonsten unterschied er sich kaum von Chesters sonstigen Bekanntschaften.
Gekleidet in weiter Hose und passendem Shirt, dazu die gegelten Haare mit dem strengen Mittelscheitel, würde er in einer Gruppe von Jugendlichen kaum auffallen.
„Hi Mike.“, entgegnete Chaz leise und drückte die warme Hand des Anderen kurz, bevor er sie wieder los ließ und einen Schritt zurück trat. „Ich bin Chester.“
...