Der neue Roman

Es wurde nach einem Lektor gerufen. Soll ich?

(Der Antaghar)

Lieber Antaghar,

ich danke dir, dass du dir die Mühe machen möchtest, meinen Text kritisch unter die Lupe zu nehmen. Das ist eine große Ehre für mich und wird Dinge ans Tageslicht bringen, die mich weiterbringen in meinem Lernprozess.

Doch bevor du mir deine Zeit und Aufmerksamkeits schenkst, möchte ich den letzten Stand posten, der sich nach den Anregungen und Diskussionen hier ergeben hat.

Herzliche Grüße
Tom (the Sun)

Der neue Roman



"Das ist wirklich eine spannende und mitreißende Geschichte, Herr Föbel. Ihre begnadete Art zu schreiben und wie Sie treffsicher passende Worte finden, begeistert meine Freundinnen und mich immer wieder aufs Neue. Meinem Mann darf ich gar nicht erzählen, wie sehr ich Sie verehre, geschweige denn, dass ich Sie inzwischen viel lieber mit in unser Ehebett nehme als ihn. Herr Föbel, wie gelingt es Ihnen bloß, uns so subtil und heftig in Ihren Bann zu ziehen?"

Ein leichtes Grinsen konnte ich mir in diesem Augenblick nicht verkneifen und stellte mir meine adrette Gesprächspartnerin in stilvoller Reizwäsche vor, während sie sich gierig sabbernd nach mir verzehrte. Ihr Lobgesang war Balsam für meine herrliche Seele, tat meinem grenzenlosen Ego unendlich gut und ließ mein Selbstvertrauen schnell wachsen, wie meine Gedanken es mit dem pulsierenden Inhalt meiner Bundfaltenhose taten.

"Wissen Sie, liebe Frau, der Erfolg meiner Geschichten beruht auf einem einfachen aber äußerst wirkungsvollen Prinzip. Es geht dabei ausschließlich um die Themen und deren Findung. Der Rest kommt dann von ganz alleine. Wirklich gute Geschichten haben nämlich eines gemein. Sie handeln allesamt von wichtigen Begebenheiten. Nur so gelingt es einem Autor, Sie als Leserin zu begeistern. Und zwar so sehr, dass Sie sich - mit Verlaub - an Ihr eigenes Bett gefesselt fühlen. Die Anregungen hierzu finde ich in der Ideenbörse, einer Internetplattform, auf der einfallslose Schriftsteller meistbietend um die Besten aller Themen ringen. Auf diese Weise entstanden auch meine Erfolgsromane "Lionel und der Aufstieg in die Götterliga" oder "Nimm mich, und du kannst das Nachdenken endgültig abschalten."

Ich konnte die Neugierde förmlich spüren, die in dieser hingebungsvoll anmutenden Frau emporstieg und kam ihrer Frage nach dem Titel meines nächsten Romans selbstbewusst zuvor.

"Vorausgesetzt, ich bekomme den Zuschlag, Gnädigste, garantiere ich für eine Erfolgsstory der Extraklasse. Ein Meisterwerk, einmalig und voll im heutigen Trend liegend. Sicherlich haben Sie Verständnis dafür, dass ich den Titel vor der Veröffentlichung des Romans nicht preisgeben möchte."

Der nun folgende Augenaufschlag war von der Sorte, der kein Mann zu widerstehen imstande war. Damit konnte sie einem mühelos den Hunger abgewöhnen und so kam ich nicht umhin, ihr mein streng gehütetes Geheimnis preiszugeben:

"Möchtegern Doms sind Pinguine"


Tomboy (30. März 2017)

das funzt. Ich kann jetzt nicht analysieren, was genau Du veränderst hast, aber jetzt hat die Geschichte einen Drive bekommen, der fast unheimlich wirkt.

Das, lieber TheHidden, ist das Geheimnis eines guten Lektorats. Meist sind es nur Kleinigkeiten, die kaum auffallen, aber große Wirkung erzielen ...



Und wenn man selbst so lange an seiner eigenen Geschichte feilt (etwa wie ein Bildhauer an seiner neuen Statue), bis sie "funzt" und auch ein Lektor nichts mehr zu verbessern findet, dann erst nenne ich das gute handwerkliche Arbeit. Alles andere ist einfach nur das Niederschreiben einer Geschichte, so wie sie eben raus will oder "muss" - doch dann beginnt erst die eigentliche schriftstellerische Arbeit.

Auf den ersten Blick wirklich erheblich verbessert, doch ich schau sie mir dennoch mal genauer an.

(Der Antaghar)

Ich hab nur noch ein paar winzige Satzzeichen-Fehler gefunden, ein oder zwei Rechtschreib-Fehler, zwei oder drei Formulierungen, die mir persönlich nicht präzise erscheinen und an denen man stilistisch vielleicht noch etwas feilen könnte, und keinen wirklich ernsthaften Lapsus in der Grammatik. Mein Kompliment!

Und wieder sieht man, dass Ungeduld jeder guten Geschichte schaden kann, wenn sie deshalb bereits eingestellt wird, obwohl sie noch der Überarbeitung bedarf. Während Geduld, nochmaliges Lesen (am besten laut!) und Überarbeiten sowie Gelassenheit (ähnlich wie bei einem guten Wein, der erst lange gelagert werden muss, bevor er die richtige Reife erlangt) im Normalfall allen Geschichten etc. gut tun.

Hier nun die von mir - zugegeben - auf die Schnelle leichthin lektorierte Fassung, wie ich sie dem Autor zur Diskussion vorlegen würde, wäre ich sein Lektor:

"Das ist eine wirklich spannende und mitreißende Geschichte, Herr Föbel. Ihre begnadete Art zu schreiben und wie treffsicher Sie die passenden Wörter finden, begeistert meine Freundinnen und mich immer wieder aufs Neue. Meinem Mann darf ich gar nicht erzählen, wie sehr ich Sie verehre, geschweige denn, dass ich Sie inzwischen viel lieber mit in unser Ehebett nehme als ihn. Herr Föbel, wie gelingt es Ihnen bloß, uns so subtil und heftig in Bann zu ziehen?"

Ein leichtes Grinsen konnte ich mir in diesem Augenblick nicht verkneifen und stellte mir meine adrette Gesprächspartnerin in stilvoller Reizwäsche vor, während sie sich gierig sabbernd nach mir verzehrte. Ihr Lobgesang war Balsam für meine Autorenseele, tat meinem ohnehin grenzenlosen Ego unendlich gut und ließ mein Selbstvertrauen noch schneller wachsen, als meine Gedanken es mit dem pulsierenden Inhalt meiner Bundfaltenhose taten.

"Wissen Sie, gnädige Frau, der Erfolg meiner Geschichten beruht auf einem einfachen, aber äußerst wirkungsvollen Prinzip. Es geht dabei ausschließlich um die Themen und deren Findung. Der Rest kommt dann von ganz alleine. Wirklich gute Geschichten haben nämlich eines gemein: Sie handeln allesamt von wichtigen Begebenheiten. Nur so gelingt es einem Autor, Sie als Leserin zu begeistern. Und zwar so sehr, dass Sie sich - mit Verlaub - an Ihr eigenes Bett gefesselt fühlen. Die Anregungen hierzu finde ich in der Ideenbörse, einer Internetplattform, auf der einfallslose Schriftsteller meistbietend um die besten aller Themen ringen. Auf diese Weise entstanden auch meine Erfolgsromane "Lionel und der Aufstieg in die Götterliga" oder "Nimm mich, und du kannst das Nachdenken endgültig abschalten."

Ich konnte die Neugierde förmlich spüren, welche nun in dieser hingebungsvoll anmutenden Frau emporstieg und kam ihrer Frage nach dem Titel meines nächsten Romans selbstbewusst zuvor.

"Vorausgesetzt, ich bekomme den Zuschlag, Gnädigste, garantiere ich für eine Erfolgsstory der Extraklasse. Ein Meisterwerk, einmalig und voll im heutigen Trend liegend. Sicherlich haben Sie Verständnis dafür, dass ich den Titel vor der Veröffentlichung des Romans nicht preisgeben möchte."

Ihr Augenaufschlag war von der Sorte, der kein Mann zu widerstehen imstande ist. Damit konnte sie einem mühelos den Hunger abgewöhnen. Und so kam ich nicht umhin, ihr mein streng gehütetes Geheimnis preiszugeben:

"Möchtegern-Doms sind Pinguine"

Wie gesagt, es war fast nichts mehr daran zu feilen.

(Der Antaghar)

Lieber Antaghar,

ich danke für deine Ausführungen.

Beim Lesen deiner Variation ist mir jede noch so kleine Veränderung sofort aufgefallen, so intensiv hatte ich mich mit dem Text beschäftigt.

Im mittleren Teil der Story warst du besonders gewinnbringend am Werk. Dafür danke ich dir, denn ich hätte die kleinen Ergänzungen nicht besser formulieren können.

Daher möchte ich sie gerne annehmen und auch so stehen lassen.

Herzliche Grüße und nochmals verbindlichsten Dank für deine Zeit und Aufmerksamkeit.

Tom (the Sun)

PS: Allgemeine Frage in die Runde:

Darf man als Autor in diesem Fall dann noch von einer eigenen Geschichte sprechen?

Ja, darf man.

(Der Antaghar)

Dann würde ich sie gerne überarbeitet aus der Schreibwerkstatt heraus an ihren ursprünglichen Ort zurückversetzen.

Tom (the Sun)

Kein Problem, stelle sie dort einfach neu ein.

Hätte der Autor den Autor Dödel benannt, hätte es diese ganze Verbesserei nicht gebraucht! Die Fehlerchen hätten so wunderbar zum aufgeblasenen Protagonisten gepasst ...
Als Frau hätte ich mein linkes Schamlumpenpiercing dafür geboten.

Mir hats Original gefallen laf

Vielen Dank für eure Anregungen, Unterstützung und das Lektorat.
Die Geschichte ist Dank eurer Mithilfe zu einer guten Geschichte geworden und hat nun hier

Kurzgeschichten: Der neue Roman

ein schönes Zuhause gefunden.

Tom (the Sun)