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Ich bin nun seid 1,5 Jahren von meinem Mann getrennt, die Scheidung…
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Geschichtenspiel_Teil_41

**********Engel Frau
25.851 Beiträge
Gruppen-Mod 
@**al
Oh, mir würde taubenblau auch viel besser gefallen, als ein blasses Lila! *lol*
Eine sehr nette Geschichte, die mich an eine wundervolle Zeit vor ... oh my God! ... gut 20 Jahren erinnert. Aber nur wegen des Mustangs! *zwinker*
Damals fuhr ich mit einer meiner großen Lieben dieses Lebens durch Las Vegas mit einem Mustang. Verdeck natürlich offen, aber die Klima an - klar, bei 40 Grad Außentemperatur. *lol*
Danke für die Erinnerung daran. *roseschenk*

Und ... bei Stress mit dem Partner ist das Herumdüsen mit so einem geilen Auto die allerbeste Entspannung. *g*

@****ris
Gerade erst gesehen ... *lol* wie herrlich!!
Vielleicht fühlt man sich schlanker, wenn man so ein Michelinmännchen zuhause aufstellt? Hm ... wo kriegt man das? *zwinker*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
*haumichwech*

Ihr schlimmen, flinken Finger *top*!

Zieh' mir die lilablassblaue Brille tiefer ...
Die Tussi besorgt sich vermutlich über Ebay einen Schlüsselanhänger mit Michelinmännchen und trällert an der ARAL(*anmach*)-Tanke:

„Fährt der alte Lord fort, fährt mit seinem Ford fort ...”
(Mustangs in Lila sehen wirklich verboten aus, außer sie sind Requisite für „Pulp Fiction”) ...
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Die Ansichtssache
Diesmal brachten mich die acht vorgegebenen Begriffe – Autobahngaststätte, rasant, Kurzschluss, Michelinmännchen, enervierend, Heidelbeereis, taubenblau und Frauengespräch – dazu, eine Liebe und eine Eiswaffel zerbrechen zu sehen.

Danke Dir, Into (mache Dich allerdings verantwortlich, wenn ich bei der nächsten Schleckattacke „Heidelbeer” bestelle und es fliegen kann ,-)
*schleck*




Die Ansichtssache

Es fühlt sich richtig an. Ab dem Moment zumindest, als ich dir das Heidelbeereis ins Gesicht schleudere. Ich sehe es in deinen Augen, aber du irrst dich gewaltig. Es ist mitnichten eine Kurzschlusshandlung. Ich empfinde eine tiefe Befriedigung.

Liebe es, ein Stückchen Waffel über deine schön geschwungene Nase durch die Schlagsahne rutschen zu sehen. Mein Blick folgt dieser Spur, die sich mit einem Klecks Eis zu einem taubenblauen Rinnsal vereinigt. Spüre den Impuls, dich zu küssen. Genau dann deine Lippen zu berühren, wenn die klebrige Süße zwischen uns geriete. Absurd! Dabei habe ich dich satt! Deine ausladenden Gebärden. Deinen technischen Sachverstand, der jede Reifenpanne mit einem Monolog begleitet. Wie du herumgehst, wenn du banalste Dinge tust. Den Tankrüssel mit der Breitbeinigkeit eines Michelinmännchens, das Benzin riecht, einhängst und mit Kennerblick auf die Anzeige siehst, als läsest du einen Beweis für die Weisheit der Welt darin ab. Deine enervierende Art, dir in der Autobahngaststätte gedankenlos eine Pommes nach der anderen hineinzustopfen als seist du ein Futterautomat. Wann hast du begonnen, zuhause bei offener Tür zu pissen?

Ich schäme mich. Mache mir Vorwürfe.

Auch ohne jedwede Frauengespräche frage ich mich, wann ich es habe kippen lassen. Wann hat er begonnen, der rasante Verfall? Wann habe ich zugelassen, dass es sich so dreht mein Gefühl? Ich habe zu dir aufgesehen. Dich begehrt. Dich groß gefunden, dich angestachelt. Habe ich dich so werden lassen? Liegt das Problem ...

in meinen Augen?


6.2017©nyx

.
Me 2
*********ld63 Frau
8.544 Beiträge
Bittersüß...
... ist der Nachgeschmack deiner Worte, liebe anima_nyx!, und ich mag´s auch mal kurz und knackig und auf den Punkt von dir! *blume*

Vor allem, wenn so herrliche Sätze dabei hervorsprudeln wie dieser:
Den Tankrüssel mit der Breitbeinigkeit eines Michelinmännchens, das Benzin riecht, einhängst und mit Kennerblick auf die Anzeige siehst, als läsest du einen Beweis für die Weisheit der Welt darin ab.

*spitze* *bravo* Into
Me 2
*********ld63 Frau
8.544 Beiträge
Und wow...
... was seid ihr schnell, Damaris23 und aral! *bravo*

Superinteressant, was sich da alles abspielt auf den Autobahnen! *lol*

Bin begeistert! *top*
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Kommissar Grange III
Sie schloss die Tür von außen hinter sich, Grange schaute sich in seinem Keller um. An der Wand stand ein einfaches Metallbett, mit Matratze und Bettzeug, in der hintersten Ecke ein Eimer mit Deckel und neben der Tür eine Duschkabine. Tisch oder Stuhl suchte er vergeblich. Sein Magen knurrte, und er hätte ein Ohrläppchen oder einen kleinen Finger für ein fettiges Essen von der Autobahngaststätte gegeben. Wenn er die Augen schloss, dann tanzte ein Heidelbeereis Salsa mit Eisbein. Wie enervierend!

Schlimmer als der Hunger war der Durst, Granges Lippen begannen spröde zu werden, doch wie, als ob eine höhere Macht sein stilles Flehen gehört hätte, wurde die Klappe in der Tür geöffnet und ein Tablett erschien, darauf lag eine große Flasche stilles Wasser ein zweites, kleineres Tablett mit einem Inflight-Meal von Air France.

So rasant hatte Grange noch nie die Folien von den Speisen abgerissen. Er stopfte sich zuerst den kleinen Kuchen rein und stürzte sich dann auf das Hühnchen mit Reis, den Lachs auf Salat naschte er nebenbei und am Schluss putzte er Käse und Brötchen sauber weg. Es knackte laut, als er den Schraubverschluss der kleinen Rotweinflasche aufdrehte und in einem Zug leerte Grange die Spende aus Bordeaux. Er fühlte sich wie ein Michelinmännchen. Nach einem halben Liter Wasser war er wieder ein Mensch. Auf dem Tablett sah er erst jetzt einen kleinen, gefalteten Zettel.

Grange öffnete das Briefchen, und in einer Frauenhandschrift las er:

„Wenn es an Deiner Tür klopft, dann hast Du Dich in der Mitte des Raumes, mit dem Rücken zur Tür, hinzuknien. Halte den Kopf gesenkt und die Hände auf dem Rücken!“

Er drehte und wendete das Blatt, hielt es gegen das Licht der schwachen Glühbirne und fand nichts weiter als diese Anweisung. Auf dem Kellerflur näherten sich Schritte, er lauschte angestrengt und meinte, ein Frauengespräch zu vernehmen. Es klopfte an die Tür, und er beeilte sich, so zu knien, wie er meinte, dass es richtig sei. Die Kellertür öffnete sich leise quietschend und das Klacken von Absätzen näherte sich Grange. Im Blickfeld seiner gesenkten Augen erschienen schwarze Damenschuhe mit riesigen Absätzen und der Saum eines taubenblauen Kleides. Ohne Worte spürte er das Leder des Halsbandes an seiner Haut über den Adern und er wünschte sich, dass sie es eng anziehen möge.

„Das hast Du fein gemacht, ich bin stolz auf Dich!“

Grange wusste nicht, ob sie sein knien oder das leergeputzte Tablett meinte, auf jeden Fall aber ließen in diese wenigen Worte wünschen, dass sie mehr zu ihm sagen möge, damit er sich an ihrer Stimme erregen könne.

Sie trat hinter ihn und befahl:

„Steh auf und geh im Kellergang nach rechts bis zur Tür an dessen Ende.“

Grange folgte, und er stellte sich so, dass sie die Tür an ihm vorbei öffnen konnte. Er sah eine schlanke Hand mit schwarzen Fingernägeln und einem großen Schlüssel, die Hand schloss die Tür auf und die Herrin im taubenblauen Kleid sagte mit ihrer erregenden Stimme:

„Geh hinein, schau Dir alles an und dann warte auf mich!“

Der Kommissar drückte die Klinke und trat in den Raum, als ein Kurzschluss alles in Dunkel tauchte.
****ka Frau
96 Beiträge
Die Gutenachtgeschichte
Die Gutenachtgeschichte

Der Tag war nun schon fast um und er musste nur noch eine Gutenachtgeschichte erzählen. Er war heute seinen väterlichen Pflichten nachgekommen und hatte zuerst Kevin Marcel die Pinguine in Hellabrunn gezeigt, dann ihm Heidelbeereis spendiert und zum Abschluss Pizza aufgetischt. Morgen würde seine ehemalige Freundin den vierjährigen nach dem Frühstück abholen. Sie würde die freie Zeit für ihre blöden Frauengespräche mit ihren unzähligen besten und allerbesten enervierenden Freundinnen genutzt haben. Er hatte nie Kinder gewollt, aber manche Dinge ließen sich wohl nicht verhindern. Natürlich liebte er seinen Sohn, würde allen Schaden von ihm abwenden - nur mit mehr Abstand fiel ihm das eindeutig leichter.

Nun lag also der Junge - frisch gebadet glücklich schon zugedeckt im Bett und erwartete die Gutenachtgeschichte, die unbedingt von Drachen handeln sollte. Er zermarterte sich das Hirn, die Gedanken kreisten rasant und ihm fiel nicht ein klitzekleines Stückchen von einer brauchbaren Geschichte ein. Noch länger zögern konnte er nicht bei dem Blick in die gespannten Augen seines Sohnes. Er setzte sich an den Bettrand:

Es war einmal ein kleiner taubenblauer Drache.

Nagut - ein Anfang. Eigentlich mochte er keine Drachen. In seinem Kopf stellte sich das Bild von einem Michelinmännchen mit Echsenschwanz ein und er hätte viel lieber der hübschen Blondine, die er letztens in der Autobahngasstätte fast kennengelernt hatte, hinterher geträumt. Stattdessen musste er nun eine Drachengeschichte erfinden. Er sah, wie der Junge auf die Fortsetzung wartete, sich kein Wort entgehen lassen wollte.

Er hauste in dem Turm einer von Moos überwucherten Ritterburg. Tagsüber schlief er in der Sonne und träumte davon, groß und stark zu werden. Nachts stellte er sich auf die Steine ganz oben auf dem Turm und übte Feuer spucken. Jede Nacht wurden die Flammen ein Stückchen größer und sein Gebrüll ein bisschen lauter. Die Fledermäuse flohen Nacht für Nacht vor ihm. Heute saß er wieder auf dem Turm fauchte und brüllte und stieß die erste Flamme in dieser Nacht aus.

Aber eigentlich war der kleine Drache sehr einsam und hätte gerne einen Freund. In dem Dorf unterhalb der Ritterburg, in dem Häuschen mit dem kaputten Schornstein lebte seit drei Tagen ein Junge mit Namen Hans. Jede Nacht wachte er von dem schrecklichen Gebrüll auf. Es war nun die dritte Nacht. Es konnte so nicht weiter gehen. Der Donner und die Blitze wurden lauter und greller - aber er sah keinen Regen. Angst umklammerte sein Herz und er zog die Decke über den Kopf - aber das Gefauche wurde noch lauter. Er musste wissen was das war. Ganz vorsichtig schob er die Bettdecke zur Seite, schlüpfte in seine Hose, zog die Sandalen an und kletterte durch das Loch in der Wand, das früher mal ein Fenster war.

Er drückte sich an die Hauswand. Da ertönte wieder der Krach. Oben auf der Burg sah er kleine Flammen. Sein Herz klopfte so heftig, dass er meinte seine Mutter im Haus müsste davon aufwachen. Einen Fuß vor den andern setzend, ohne auf kleine Stöcke zu treten schlich er im Schatten den Weg aus dem Dorf hinaus. Und dann ging es langsam Stufe für Stufe den Berg hinauf. Abwärts würde nachher der Weg wegen der vielen Löcher gefährlicher sein. Das nächste Gebrüll war noch lauter. Es waren nicht nur tiefe Töne, sondern dazwischen ein helleres Kreischen.

Und nun machte ihm das Erzählen Spaß. Er sah die Spannung in den Augen, die aufgeregten Hände, die Furcht wegen dem Abenteuer und das Mitfiebern mit seinem Helden.

Hans lief es kalt den Nacken herunter. Angekommen an dem Burgturm stieg er über die Absperrung, öffnete die laut quietschende Holztür, zuckte von dem Geräusch zusammen, drückte sich an die Wand, lauschte, schlich vorsichtig weiter. Er hatte schon soviel Mut aufgebracht, jetzt konnte ihn nichts mehr abhalten. Er schlich auf die Holztreppe zu, tastete sich Stufe für Stufe hoch, überwand die Löcher, stolperte, fing sich wieder und näherte sich der Plattform. Er hielt keuchend an, linste vorsichtig hinaus und erstarrte vor Entsetzen.

Da oben neben dem Ende der Treppe war ein Fuß mit Krallen, die jede einzeln größer als seine Hand war. Dann kam das nächste Gebrüll, der Turm wackelte, aus der Treppe löste sich ein Brett und knallte nach unten, ganz dicht neben dem Jungen entlang. Doch er musste nach oben. Ganz langsam kroch er auf das Loch zu, schob sich hinaus auf die Plattform. Und nun sahen sich beide an. Der Drache hüpfte erschrocken ein Stück nach hinten und steckte den Kopf unter einen Flügel und schaute ängstlich zu dem Jungen. Eine Weile schauten sich beide nur an. Vorsichtig beugte de Drache den Kopf und fragte: „Was suchst Du hier?“ „Ich wollte wissen, wer hier nachts so schrecklich brüllt und Blitze in den Himmel schickt, so dass kein Mensch mehr schlafen kann.“
Da richtete der Drache sich auf - er war glücklich. Endlich war er ein großer schrecklicher furchteinflößender Drache.


Und nun ging es ganz schnell. Der Drache zeigte noch einmal wie schöne Flammen er spucken konnte und brüllte noch lauter. Hans fragte ihn, ob er auch fliegen könne. Der Junge stieg auf den Drachenrücken und beide flogen über die Burg und die Dörfer. Danach brachte der Drache seinen neuen Freund nach Hause und es begann eine wundervolle glückliche Freundschaft zwischen dem taubenblauen Drachen und dem tapferen Jungen.

Er hatte es geschafft - die Geschichte zu einem brauchbaren Ende geführt. Sein Sohn legte sich in die Kissen zurück und sagte ihm, dass er von dem wunderschönen Drachen träumen würde. Er war froh, dass nur noch Gute Nacht sagen dran war und er sich nicht noch im Schlaflied singen üben musste.

Später, er hatte sich es mit einer Flasche Bier vor dem Fernseher gemütlich gemacht, gab es einen lauten Knall und es war stockfinster. Vermutlich nur ein Kurzschluss. Aus dem Kinderzimmer kam Geschrei. Schnell war er mit einer Taschenlampe bei seinem Sohn. „Papa, war das ein Drache?“ „Ich weiß es nicht, schlaf mal schön weiter. Ich beschütze Dich.“ Der Junge machte die Augen zu und flüsterte „Papa, wenn mir morgen den Drachen suchen, will ich auch fliegen.“ Und entschwand in seine Träume.
Nächtliche Gelüste
Autobahngaststätte
rasant
Kurzschluss
Michelinmännchen
enervierend
Heidelbeereis
taubenblau
Frauengespräch

Nur noch fünf Kilometer bis zur Autobahngaststätte. Er tritt das Gas noch weiter herunter, holt alles raus aus seinem Wagen. Da sieht er sie auch schon. Rasant fährt er auf den Parkplatz. Es stehen nur vereinzelte LKWs da. Alles ist dunkel, nur die Gaststätte ist hell erleuchtet.

Wie ein Licht der Hoffnung kommt es ihm vor. Hoffentlich können sie ihm helfen. Hoffentlich können sie das nahezu Unmögliche möglich machen. Er braucht dringend Heidelbeereis. An sich kein Problem, nur nachts um 2:00 Uhr nicht so einfach zu finden. Er hat schon sämtliche Tankstellen der Umgebung abgeklappert, erfolglos. Schließlich ist ihm die Raststätte in den Sinn gekommen. Inbrünstig betet er, dass er hier endlich das Gesuchte findet. Hastig spurtet er auf den Eingang zu. Ohne das Eis kann er nicht nach Hause kommen.

Natürlich weiß er, dass das wieder mal einer der Kurzschlüsse seiner Frau ist, einer von vielen in den letzten Monaten. Was soll er machen? Er liebt sie nun mal, jetzt mehr denn je. Auch wenn er fast täglich ihre stundenlangen Telefonate mit ihren Freundinnen ertragen muss. Das sind Frauengespräche, die er nicht versteht. Sie interessieren ihn auch nicht, wenn er ehrlich ist. Aber solange es seine Frau glücklich macht, soll es ihm recht sein. Er würde alles für sie tun. Er hat sogar das kleine Zimmer neben ihrem Schlafzimmer neu gestrichen, in taubenblau. Obwohl er die Farbe schrecklich findet. Aber es ist der Wunsch seiner Frau gewesen und ihre Wünsche sind für ihn Gesetz.

Er liebt sie einfach. Für ihn ist sie die Schönste von allen, auch wenn sie mittlerweile aussieht wie ein Michelinmännchen. Natürlich würde er ihr das niemals sagen, denn sie ist eh schon frustriert wegen ihrer ständig wachsenden Leibesfülle. Er dagegen liebt jedes einzelne Gramm davon. Nun ist es nicht mehr lange hin, bis das enervierend lange Warten ein Ende hat. Keine Minute zu früh, wenn man ihn fragt. Nur noch wenige Tage, dann kann er endlich seinen Sohn im Arm halten. Mit einem Lächeln im Gesicht stürmt er zur Tiefkühltruhe, schaut hinein...Heidelbeereis. Gott sei Dank. Die Nacht ist gerettet.
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
ALTER!
was geht denn hier ab??????
Ich denke noch über die Worte nach und hier geht ein Feuerwerk ab. Ich bin echt beeindruckt!


Tom
Me 2
*********ld63 Frau
8.544 Beiträge
Ich auch! *freu2*

Und das alles nur, weil mir im letzten Moment auf der Autobahn noch einfiel, dass ich Engelchen auf keinen Fall enttäuschen will/kann/darf... *ja*
**al Paar
195.289 Beiträge
JOY-Team 
Alib Aba
Autobahngaststätte
rasant
Kurzschluss
Michelinmännchen
enervierend
Heidelbeereis
taubenblau
Frauengespräch


Mit einem trockenen Seidentuch rieb Alib Aba den Bauch der kleinen goldenen Öllampe mit den taubenblauen Punkten. Erst langsam, dann etwas stärker; kreisend, von links nach rechts und letztlich rasant rund um das glänzende Stück. Nichts passierte.

Was war mit ihm, seinem großen Flaschengeist? Erst vor wenigen Tagen hatte er ihn rufen können. Weiß, groß, mächtig und sehr voluminös erinnerte er ihn entfernt an das kleine Männchen, das er vorne an der Einfahrt zur Tankstelle gesehen hatte. Michelin stand darüber. Erneut rieb Alib mit aller Kraft. Keine Reaktion. Hatte seine Lampe einen Kurzschluss?

Enttäuschten Blickes ließ Alib von seiner Öllampe ab und griff zum langstieligen Löffel. Er hatte sich im Biergarten des Bärenhofs, einer Gaststätte neben der Autobahn niedergelassen, da es hier den besten Nachtisch geben sollte. Vor ihm stand ein großer Eisbecher "Mixta orientale", gefüllt mit Vanilleeis, geraspelter Schokolade, eine gesunde Portion Schlagsahne, nach seinen Wünschen verziert mit Erdbeeren, Birnen, Pfirsichstücken und als Krönung obenauf eine Heidelbeere. "Is das gut..." murmelte er vor sich hin...

Die drei Frauen am Tisch neben ihm nahm er erst jetzt wahr. Vor wenigen Minuten noch waren sie vertieft in Gespräche, die Frauen nun einmal haben. Monoton schwirrten Silben an sein Ohr, niemand schien ihn zu registrieren. Plötzlich war es ruhig geworden. Alib fühlte sich beobachtet und richtig: die drei Frauen schauten ihn durchdringend an. Die absolute Stille empfand Alib als enervierend, kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.

Sofort ließ er von seinem Eisbecher, griff zu seinem Tuch und rieb intensiv seine Öllampe. "Lieber Geist zeig dich, ich brauche deine Hilfe, damit ich zahlen kann..."

aral *wink*
******s23 Frau
12.725 Beiträge
😂 wie herrlich ..und so wurde Alib Tellerwäscher *zwinker*
👍🏻
*********ynter Frau
9.809 Beiträge
Ich döste mit aufgestützten Armen vor meiner sicher bereits erkalteten Tasse Kaffee. Es war mitten in der Nacht und ich war mit Ausnahme, der schon bei meinem Eintritt gelangweilt wirkenden Servicekraft am Tresen, allein in der abgelegenen Autobahngaststätte. Es wunderte mich nicht wirklich, dass keine LKW-Fahrer oder Urlaubsreisenden hier eine kurze Rast einlegten. Hier - in der Provinz - in the middle of nowhere, kein Ort, an dem man wirklich verweilen wollte.
Vieles ging mir durch den Kopf, doch kein einziger Gedanke ließ sich greifen und eigentlich war dies genau die Zeit und der Ort, welche ich am liebsten mochte. Die fast stofflich wirkende Dunkelheit und die gehirnbetäubende Stille versetzten mich in diesen seltsamen Zustand einer selten erreichten Leichtigkeit. Mein Blick fiel ohne bestimmtes Ziel auf die schwarze Fensterfront, mein Spiegelbild starrte mich teilnahmslos an. Ich sah verdammt müde aus. Die Augen tief in ihren Höhlen und die schon fast unnatürlich wirkende Blässe meines Teints ließen sich nicht allein auf die Schuld des kalten Neonlichts schieben.
Wann war die Gruppe Menschen hier angekommen, die sich um einen großen runden Tisch versammelt hatte?

Sie wirkte wie ein Querschnitt durch die Gesellschaft, Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters und ethnischer Gruppen. Alle friedlich, aber ohne Worte. Selbst in meinem annähernd komatösen Zustand hätte ich ihr Kommen doch bemerken müssen. Warum redeten sie nicht miteinander?
Wie konnte eine so große Ansammlung von Menschen so lange so ruhig sein?
Einige starrten mit leerem Blick auf die helle Tischplatte, andere rutschten wie ungeduldig auf ihren Stühlen hin und her. Ich konnte mir nicht helfen, aber das Ganze war ziemlich enervierend. Die Zeiger einer nicht sichtbaren und offenbar noch analogen Uhr tickten laut, jede Sekunde einmal.
Die gelangweilte Servicekraft servierte dem jüngsten Gast ein Heidelbeereis, welches sich aber unangerührt, in einem taubenblauen wässrigen Rinnsal über den Becherrand auf das makellose Plastik verströmte. In diesem Moment wäre mir sogar ein intimes Frauengespräch mit meiner ärgsten Feindin lieber gewesen als dieses bedrückende Schweigen.
Zäh tropfte die Zeit dahin. Warum stand ich nicht endlich auf und ging? Etwas hielt mich fest. Was?

Endlich schlug eine blonde Frau mit ihrer Faust auf den Tisch. Das Geräusch glich einem Donnerhall und das Echo hallte durch den hohen Raum. „Warum?“, flüsterte sie und sah ihr Gegenüber eindringlich an. Er schwieg und wirkte gleichermaßen erregt wie auch enttäuscht. Doch dies war der Startschuss zu mehr und alle redeten plötzlich rasant durcheinander. Ich verstand nur noch einzelne Sätze, jedoch erschloss sich mir der Zusammenhang nicht. Anklagen, Belangloses, Dinge, die ich im Moment des Hörens sofort wieder vergaß, weil es mir so unwichtig erschien - radikal aussortiert von meinem Gehirn. Das aber änderte sich.
Ein Mädchen, vielleicht acht Jahre alt, richtete ihr Wort an ihn: „Niemals werde ich groß werden, nie meine große Liebe treffen, nie selbst Kinder haben. Da ich das einzige Kind meiner Eltern war, die ohne Geschwister sind, habt ihr nicht nur mich ausgelöscht. sondern auch meine ganze Familie seit Anbeginn der Zeit. Alle haben umsonst gelebt, alle sind mit mir dahin gemordet. Für nichts haben sie sich geplagt und gekämpft, alles vergebens.“ Sie verstummte und blickte auf den geschmolzenen blauen Matsch vor sich auf dem Tisch. In diesem Moment wandelten sich ihr Gesicht und Körper in eine breiige Masse. Einzig eine Strähne ihres langen Haares blieb perfekt – gelockt wie bei einem Engel und ebenso rein.

Ich erschrak zu Tode und wollte schreien, fühlte mich wie in einem schlechten Horrorfilm gefangen. Ein Mann mit Glatze und ruhiger Stimme warf ein: „ Irgendwie sind wir selbst schuld! Also nicht wir, die wir hier sitzen, sondern Wir als Gesellschaft, denn wir werten sie unnatürlich auf.“
Nun wand er den Kopf und sah mir direkt in die Augen. Anklagend und voller Wut. Sein bis eben pralles Gesicht verwandelte sich in eine, in Fetzen hängende, Fratze und der lippenlose Mund mit dem tadellosen Wohlstands-Gebiss fragte „ Warum bieten wir ihnen auch dieses Medium? Diese Macht! Jedes Bild sagt mehr als tausend Worte, das wissen wir doch seit Vietnam.“
Alle am Tisch wandten sich nun mir zu und ich sah das gesamte Spektrum ihrer Gefühle von Resignation über Wut und Hass bis zu einer schier unendlichen Trauer.
Sie hielten mich für schuldig an ihrem Dilemma? Mich?

Ein junger Mann mit Bart und sanften Rehaugen erwiderte stolz: „Warum zeigt ihr auch unsere Gesichter und nennt unsere Namen? Wir sind und werden berühmt. Dank dir. Die ganze Welt weiß, wer wir sind. Was gibt es Besseres, wenn man sonst nichts hat, wofür es sich zu leben lohnt?
Für diesen einen Moment brennen wir, wenn wir uns aus der Masse über euch erheben. Bei den anderen Selbstmördern, wie denen, die sich zum Beispiel vor den Zug werfen, tut ihr es ja auch nicht. Ihr erwähnt es gar nicht. Frag dich mal warum!
Es begann damals mit den Türmen aus einer Kurzschlussreaktion heraus, einer verrückten Idee. Doch inzwischen ist es eiskaltes Kalkül. Wir wissen, wie ihr tickt und wo wir euch am besten erwischen. Wir versetzen euch in Todesangst, zerstören eure Leichtigkeit und spielen mit euch. Wir nutzen euer System, besser als ihr. Überhaupt sind wir besser als ihr. Bessere Menschen, bessere Märtyrer. Wir wissen, wie man ehrenhaft für den einzig wahren Gott stirbt, dem wir auf diese Art huldigen – ihr nicht. Ihr seid viel zu feige und hängt zu sehr an eurem kleinen unbedeutenden Leben für solche Heldentaten!“ Grinsend lehnte er sich zurück und blickte sich beifallheischend um.
Irgendetwas fehlte noch. Einige Obststücke in einem Bastkörbchen erschienen wie von Geisterhand vor ihm und er lachte in Verzweiflung auf. So laut, dass es bebte. Ein fassungsloses Erstaunen lag in seinen Zügen. „Und dafür hab ich…“, er konnte den Satz nicht vollenden, denn ein riesenhafter Schatten in der Gestalt eines dämonischen Michelinmännchens hatte sich aus dem grellen Neonlicht gelöst und ihn sich einverleibt. Sein Röcheln verklang. Den anderen ramponierten Gestalten am Tisch dagegen reichte die Gestalt, nun in weiß, nach und nach freundschaftlich die Hand und sie erstrahltem in einem blendendem und sie auflösenden Licht. Ihre Stimmen verschmolzen zu einem Singsang. "Erinnere dich an das und an deine Sensationsgier! Unternimm etwas dagegen!"

Das Geräusch zerspringenden Prozellans auf Steinboden riss mich aus meinem Traum und mein Herz klopfte wie wild. Auf meinem Monitor liefen die Breaking News der Welt über das neueste Attentat einer feigen Mörderbande im Namen einer archaischen Religion. Gleichzeitig fippte mein Handy und befahl mich per WApp auf der Stelle in die Redaktion um darüber betroffen und wortgewandt im Frühstücksfernsehen zu berichten. Das Display zeigte mir mein übernächtigtes Gesicht und einen konturenlosen dunklen Schatten hinter mir, der nach mir griff.
Me 2
*********ld63 Frau
8.544 Beiträge
Uff...
... liebe Nina_de_Wynter, was für eine Horrorvision!! *panik*

Dein eindrücklich geschilderter Alptraum ging mir jetzt direkt unter die Haut... *angsthab* Brilliant geschrieben! *top*

Und überhaupt: Was für ein Kaleidoskop an Geschichten, die ihr uns hier zaubert: von aral´s Wunderlampe, die zu wünschen übrig läßt *zwinker* über https://www.joyclub.de/my/3918059.cd1971.html´s nächtliche Gelüste *anmach* bis hin zu Lanika´s taubenblauen Baby-Drachen, der das Feuer speien noch üben muss! *love4*

Ich bin begeistert, was ihr dieses Mal aus den acht Wörtern fabuliert und ver-dichtet! *bravo*
Ihr fantasievollen Geschichtenweber,

der Bitte, 8 neue Wörter in den Schreibpool zu werfen, komme ich gerne nach und habe meine Buchstabensuppe ein wenig aufkochen lassen:

• Bordsteinschwalbe
• Destillation
• geschmacksneutral
• Missionar
• Heiligenschein
• Weizenmehl
• konkludent
• Jodeldiplom

Ich wünsche viel Vergnügen! *mrgreen*
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Welch wundervolle...
... acht Worte und eine ganze Nacht zum fabulieren *zwinker*
nach
zweimal 778 Km Jugoslaw... äh, Kroazjen hin und zurück bin ich einfach froh, keine Wörter mehr zu hören. Oder zu lesen. Oder setzen zu müssen. Urlaub ist echt anstrengend. Guten Abend.
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.045 Beiträge
Na ja, der Beitrag gehört dann eher in die Plaiderecke, da er keine Kurzgeschichte zu den 8 Worten darstellt.
Danke
für die Belehrung *g*
******s23 Frau
12.725 Beiträge
Das Beichtgeheimnis
• Bordsteinschwalbe•
• Destillation•
• geschmacksneutral•
• Missionar•
• Heiligenschein•
• Weizenmehl•
• konkludent•
• Jodeldiplom•

Die Bordsteinschwalbe gurgelt und würgt dermaßen, dass man vermuten könnte, sie probt für ihr Jodeldiplom. Den Missionar hingegen, lässt das völlig kalt. Er poliert lieber an seinem Heiligenschein.
Er fordert sogar, dass sie sich beeilen und zum Ende kommen solle, denn schließlich muss er noch die geschmacksneutralen Oblaten herstellen!
Die Destillation, des speziellen Messweines läuft bereits auf Hochtouren, so dass der morgigen Messe nichts mehr im Weg steht.
Er fasst ihr in die Haare, die noch voll mit Weizenmehl sind und ist ihr behilflich bei ihren kläglichen Bemühungen um ihr Seelenheil.
Eine Sünderin muss schließlich büßen und die Art der Buße erscheint ihm konkludent, zu den Verfehlungen zu sein.

"Jaaaaaa ... " ein tiefer Seufzer entweicht den Lippen des Gottesmannes und direkt erteilt er ihr volle Absolution!
"Nun geh wieder in die Backstube, du Engel, und hilf mir die Oblaten fertigstellen. Im Anschluss kannst du wieder deinem Gewerbe nachkommen!" versprach er mit großer Geste.

"Aber vergiss nur nicht die Beichte, kommende Woche!"


@****ris
12/6/17
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Grange - Die Mission
Ein Schatten trat an ihm vorbei und er hörte das Ratschen einer Reibfläche. Ein Streichholz flammte auf und der Schatten entzündete eine große Kerze, die am Boden stand.

„Mach weiter!“ Es war die Stimme seiner Gebieterin, und er musste nicht fragen, womit. Hurtig ging er, entzündete eine kleine Kerze, die einzeln in einem Leuchter stand und brannte mit dieser die andern Kerzen im Raum an. Bei zwanzig hörte er auf zu zählen, und als er fertig war, erstrahlte der Raum im Licht eines Ballsaales.

Das hier war keine billiges Studio einer zur Domina konvertierten Bordsteinschwalbe, alles war edel, vom Feinsten, Zucker. Die Spreizstange hier war aus Edelstahl, kein verchromter Baustahl, das Andreaskreuz dort aus Mahagoni und die einzelnen Pranger waren mit echtem Leder bezogen, auf den Sitzflächen der Schemel, Stühle und Sessel spannte Samt.

„Du darfst Dich auf den Schemel dort setzen!“ Sie wies auf ein Louis-XV-Möbel und setzte sich selbst auf den größten Sessel im Raum, einen wahren Thron.

„Sitz aufrecht und schau mich an!“ Grange drückte den Rücken durch und betrachtete die Frau, die ihm Gänsehaut bereitete. Sie war groß, schwarzhaarig, dunkeläugig und hatte die helle Haut der Sonnenflüchter. Sie trug wieder ein taubenblaues Kleid, Lichtreflexe an der Wand zeichneten ihr einen Heiligenschein.

„Wir machen hier kein Jodeldiplom! Ich erkenne großes Potenzial, die Aufgabe mit den Kerzen hast Du bravourös gelöst. Ich mag Diener, die mitdenken und ich hasse Menschen, denen man alles sagen muss. Was ich gleichermaßen liebe, ist, dass meine Untergebenen mir konkludent zu verstehen geben, was sie wünschen – ob ich diese Wünsche erfülle, steht auf einem anderen Blatt. Du bist für Großes auserwählt. Erledigst Du Deine Aufgaben gut, dann werde ich Dich belohnen, machst Du Deine Sache schlecht, dann bist Du wieder der kleine Kommissar aus dem Betrugsdezernat, der jeden Abend geschmacksneutrale Weizenmehl-Tortillas in sich reinstopft!“

Grange staunte still. Was sie alles über ihn wusste! Und sie hatte ihm eine Destillation seines Lebens präsentiert. Oder hieß es „Destillat“? Für diese Frau würde er alles tun, wenn sie nur mit ihm spielte, er würde für sie morden, wenn es sein müsste. Er war verrückt danach, ihre Zuneigung zu erfahren, ihr Pony zu sein.

Als wenn sie Gedanken lesen könne, spottete sie halblaut: „Die Pferdchenspiele sind eine Winzigkeit, gemessen an dem, was ich Dir noch abverlangen werde. Oder besser gesagt: Womit ich Dich belohne. Bist Du bereit, Deine erste Aufgabe zu erfahren?“

Grange stammelte ein heiseres „Ja.“ und schob ein „ich bin bereit!“ hinterher, damit sie ihn nicht wegen einer unvollständigen Antwort züchtigen musste.

„Du, Pierre-Marie Grange wirst ein Missionar des Todes sein! Deine erste Aufgabe ist einfach: Töte den Programmierer von „WannaCry“! Der „Q“ unserer Organisation stellt Dir alles Notwendige zur Verfügung. Wichtig ist, dass der Tod dieses Typen publik werden muss, aber lass Dich nicht erwischen, ich möchte doch zum Lohn mit Dir spielen! Geh jetzt und warte in Deinem Zimmer, bis Q Dich holt.“

Grange konnte nicht anders. Er fiel vor seiner Herrin auf die Knie und beugte den Nacken. Hoheitsvoll stand sie auf und hielt ihn die Stiefelspitze hin. Der Kommissar küsste sie und entfernte sich rückwärts, ohne seinen Blick wieder zu heben.
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

*********ynter Frau
9.809 Beiträge
Die Herren des Feuers
Schlappe 35 Grad im Schatten, die Sonne brennt vom Himmel. Und wieder ist es soweit!
Es schreit nach …? Richtig!
Die Nachbarn ahnen Schreckliches als die Herren des Feuers samt Kühltaschen, Bierkästen und Einweggeschirr den sonst so idyllischen Garten des ruhigen Wohngebiets stürmen.
Erste Grill-Regel: In craticula assare, ergo sum! (Grillen, also bin ich! Vermutlich als eine Art Daseins-Berechtigung gedacht).
Einen konkreten Anlass braucht es nicht, nur einen Rundruf des Hausherren mit einem einzigen Wort: Grillen? Unterlegt von einem gutturalen archaischen Grunzen. Erst, wenn das Wasser vor Hitze im Popöchen kocht, macht das offene Feuer richtig Sinn. Hardcore Fans grillen zwar auch im Winter oder bei strömenden Regen. Da kommt die zweite Grill-Regel ins Spiel: Schlechtes Wetter gibt es nicht!
Zu beneiden ist, wer einen großen, ausrangierten Sonnenschirm sein Eigen nennt. Das Silvestergrillen wird u.a. auch dazu genutzt, die neue Grillsaison als Allererster zu eröffnen. Nach dem Motto: Ätsch – ich bin schneller als ihr! Und übrigens ist mein Schw…(zensiert) auch länger!
Dritte Grill-Regel: Grillen ist ein Menschen- ähm. Männerrecht!
Fast so wie guter Sex. Je öfter, desto besser, damit man stets in guter Form ist, wenn der Ruf des Feuers erschallt. Gesunde Konkurrenz belebt die Nachbarschaft! Atmen im Grilldunst wird überschätzt. Außerdem kann sich der erfolgreich Erste der Saison schon fast der herbstlichen Grillkrone, verliehen vom Ober-Guru der Bruderschaft des Feuers, sicher sein.

Die Frage nach dem „ob“ ist stets rhetorisch, die Willenserklärung konkludent. Fürs Fleischrösten über dem offenen Feuer haben die Herr-lichkeiten immer Zeit, da können sich die Ehefrauen noch so beschweren oder die Augen verdrehen, die Bordsteinschwalben mit noch so lasziven Blick und absoluten Tiefstpreisen locken – gegen eine perfekt gegrillte scharfe Choritzo oder zarte Lammlachse mit natürlich selbsthergestellter Kräuterbutter (und um die Steigerung zu vollenden – mit Kräutern aus eigener Zucht), stinken sie gnadenlos ab.
Immer raffinierter werden die Rezepte, immer ausgefeilter die Grilltechnik. Es wird sich überboten mit den neusten Methoden und Grills. Weber sei Dank! Niedertemperatur-Grillen ist mittlerweile auch bei den feueranbetenden Männern salonfähig. Dann bleibt mehr Zeit, um den knurrenden Magen mit Getränken oder Häppchen anzufüttern, sich der Bundesliga zu widmen oder unter Loriots Anleitung ein Jodeldiplom zu erwerben. Denn später soll dem Genuss schließlich ehrerbietend und lautstark gehuldigt werden. Einen Almdudler darauf!
Vierte Grill-Regel: Du sollst dem Grillmeister huldigen und ihn loben, außer er produziert statt zarten Steaks Kohle - formally known as meat.

Die Missionare unter den Herren des Feuers predigen den Absolutismus der Holzkohle als der einzig wahren Religion des Grillens, gleich dem Hohelied des Königs Salomon. Ausnahmen werden nicht gestattet. Auf die weicheierischen Gas-Griller blicken sie mit Verachtung herab.
Wie unwürdig – eine Schande für die Innung! Wie gehen die denn mit dem kostbaren Erbe der Neandertaler um? Tztztz!
Um die Marinaden, in denen Steaks und Co einige Stunden baden dürfen, ranken sich Legenden. Nur flüsternd und mit verschwörerischen Blick werden sie unter dem absoluten Siegel der Verschwiegenheit vom Vater auf den Sohn weitergegeben. Verrat mit Ächtung und dem Ausschluss aus der Gemeinschaft des Feuers bestraft. Sicher ist dabei nur, dass geschmacksneutrales Öl bei der geheimen Mischung, die der Zubereitung eines Zaubertranks gleicht, verpönt ist.
Das Geheimnis des Geschmacks durch Destillation der Zutaten vielleicht? Was fragen Sie mich das? Keine Ahnung! Ich bin eine Frau und kein Mitglied dieses erlauchten Zirkels, kein Zutritt ähnlich wie in englischen Gentlemen-Clubs. Wo ist eigentlich die Gleichstellungsbeauftragte beim Grillen?

Unerwünscht sind bei den Herren des Feuers auch Weizenmehl in der Beilage oder sonstige Kohlehydrate, denn heutzutage lebt man streng Low Karb oder macht auf Paleo. Schließlich will „Mann“ sich den im Fitnessstudio hart erarbeitenden Body nicht mit vermeintlichen Dickmachern verhunzen. Die weiblichen Küchenhilfen sind da knallhart angewiesen und zum Glück flexibel. Gemüse und Salat kommen auch ihrem strengen Modediktat gelegen. Da geht mit den gesparten Kalorien mindestens ein Erdbeer-Margarita oder Aperol Sprizz mehr. Vielleicht sogar ein fettfreier Latte ohne Zucker als Dessert. Wohlbekomms!

Liegt das Steak oder die Bratwurst dann perfekt und auf den Punkt gegart auf den Tellern, ist der erste Bissen voller Vorfreude zwischen den Lippen verschwunden und tanzt mit den Geschmacksknospen im Mund einen Tango Argentino, dann erheben wir die Gläser und stimmen einen Lobgesang an. Auf die Herren des Feuers, die uns dieses köstliche Mahl kredenzt haben.
Obwohl – strenggenommen haben sie das Fleisch nur auf den Rost gelegt und ein paarmal gewendet. Eingekauft haben wir Mädels es, in der Schlange vor der Kasse haben wir gestanden und auch alles mühsam heimgeschleppt. Früher haben die Herrlichkeiten zumindest noch das Mammut selbst erlegt und die Berge an Fleisch in die Höhle geschafft.
Wir Frauen haben das zukünftige Grillgut aus der Verpackung genommen und appetitlich auf Tabletts angerichtet, die unentbehrliche und verschwundene Grillzange gefunden und bereitgelegt, die Wohnung für den Grillabend geputzt, den Tisch gedeckt und dekoriert, die zahlreichen Beilagen, Grillsoßen und Chutneys hergestellt, ohne die das tollste Grillgut nur Makulatur wäre. Die Getränke kalt gestellt und die mehr oder wenigen zickigen Angetrauten der Kumpels unseres Liebsten ertragen, inklusive der unsterblichen Blondinnenwitze. Hinterher haben wir stundenlang gespült, aufgeräumt und uns am verkohlten Rost die Finger wundgescheuert.

Ein Hoch auf die Herren des Feuers! Ich meine das absolut ehrlich! Was wären wir armen Weibchen ohne die Grillkünste unserer Männer? Des Events, dass uns unser hartes Dasein in der Küche so erleichtert, denn wir haben wir ja gar keine Arbeit damit. Schließlich stehen die Herren des Feuers am schweißtreibenden Grill.
Schnippen! Nochmal. Na? Geht doch – mein Heiligenschein ist gerade angesprungen. *zwinker*
Letzte Grill-Regel: Ehret die Frauen hinter dem Aufwand der „spontanen“ Grillfeiern und lasst ihnen die Anerkennung zukommen, die sie verdienen.
Me 2
*********ld63 Frau
8.544 Beiträge
Ein Hoch auf dich...
... liebste Nina_de_Wynter! *bravo*

Erste Grill-Regel: In craticula assare, ergo sum!
und:
Schnippen! Nochmal. Na? Geht doch – mein Heiligenschein ist gerade angesprungen.


You made my day! *lol*
*roseschenk*
*********ynter Frau
9.809 Beiträge
@Into
Danke! *freu2*, leider ist mein Latein ziemlich eingerostet und ich habe keine Ahnung, ob die erste Grill-Regel grammatikalisch korrekt ist *zwinker*, aber mein Heiligenschein funktioniert nach einem Stupser. *g*
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