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Ungeschickte Formulierungen

******nde Frau
362 Beiträge
Themenersteller 
Ungeschickte Formulierungen
Liebe Schreiberlinge!

Seit einiger Zeit sammle ich Formulierungen aus Büchern, die ich gerade lese. Es sind Wortgruppen oder Sätze, bei denen ich beim Lesen irgendwie ein komisches Gefühl habe, da holpert es. Manchmal ist objektiv nichts falsch und dennoch würde ich das, was da ausgesagt werden soll, anders ausdrücken. Manchmal erscheint mir der Inhalt auch sachlich falsch, obwohl er umgangssprachlich so ausgedrückt wird.

Hier einige Beispiele, bei denen mich eure Meinung interessiert:

Wenn ich an etwas arbeite, kann ich nicht aufhören, bevor es nicht perfekt ist.

Lässt man hier das Wörtchen "nicht" weg, wäre es sachlich richtiger, aber es klingt dann seltsam.

*

Dasselbe Thema bei folgendem Satz

Nur eins hielt sie davon ab, niemals auf »Senden« zu drücken: Geduld.


*

Der Altar – oder das, was ich dafür halte – befindet sich unmittelbar darunter: ein massiver runder Steinquader von etwa einem Meter fünfzig Durchmesser, der direkt im Zentrum der Kirche steht.

Hier stören mich "runder" und "...quader". Ein Quader ist doch nie rund, sondern eckig, oder?

*

Die Beamtin warf einen Blick in Richtung der knallroten Haustür, die im Farbton eines Feuerwehrautos gehalten war.

Das kommt mir wie eine Doppelung vor, denn knallrot ist doch sowieso die Farbe der Feuerwehr.

*

Emily Rodriguez, siebenundfünfzig Jahre alt, wohnte ein Haus nördlich von Tim und Angela Collins.

Hier scheint irgendwie ein Wort zu fehlen, auch wenn man sich umgangssprachlich durchaus so ausdrücken kann.
*******he77 Frau
599 Beiträge
Ich gebe dir in allen Beispielen Recht. Die ersten beiden sind schlichtweg falsch, so wie es da steht. Im ersten Beispiel muss das "nicht" vor perfekt weg und im zweiten muss das "niemals" durch eine "jemals" ersetzt werden.

Beim letzten Beispiel ist das Haus wohl als eine Art Maßeinheit zu sehen, "sie wohnte ein Haus nördllich", im Sinne von "sie wohnte einen Block nördlich" - ein schöner Stil ist es dennoch nicht.
****en Frau
18.649 Beiträge
Was mir oft bei den Menschen auffällt, im Gesprochenen und im Geschreibenen, sind Sätze mit immer nicht.

• Wenn Herr X in die Kanzlei kommt, hat er immer nicht seine Unterlagen dabei.
• Meine Frau hat immer keine Lust auf Sex.

Mehrfach schon gelesen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das passt alles wunderbar zu all den Threads hier, in welchen ich seit Jahren auf solche Formulierungen aufmerksam mache, um unser Sprachgefühl zu schärfen.

Ansonsten kann ich mich dem Beitrag von Sinnliche77 ohne Einschränkung anschließen.

Und dass so etwas immer wieder in Büchern vorkommt, zeigt leider deutlich, wie schlampig und hektisch mittlerweile in vielen Verlagen lektoriert wird (falls es überhaupt ein Lektorat gibt).

Ich bin auf weitere Beispiele gespannt ...

(Der Antaghar)
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Wobei..
... die Regeln der doppelten Verneinung sprach- und damit kulturspezifisch sind.
****en Frau
18.649 Beiträge
*oh*
Heisst das, das Wort "nie" ist somit vom Aussterben bedroht?


*zwinker*
*******he77 Frau
599 Beiträge
Wobei..
... die Regeln der doppelten Verneinung sprach- und damit kulturspezifisch sind.

Stimmt. Ich erinnere mich da an die Pensionswirtin im Bayerischen Wald, die über ihren Enkel sagte: "S schoa a lieber Bub, bloaß dass er net oane Nacht kaa Ruah net gibt."

Aber in der deutschen Hochsprache ist es dennoch falsch.
Sorry
wenn ich da mit einer Blutgrätsche dazwischen fahre - aber die letzten vier Beispiele halte ich einfach nur für Schrott. Übrigens einer, der auch in Verlagsbüchern vorkommen soll. Schade um die Zeit, sich damit zu beschäftigen.

Das erste Beispiel hingegen halte ich für durchaus interessant, weil es sehr schön einen viel gelebten Stilfehler demonstriert. Nämlich den Unterschied zwischen passiv und aktiv.

Wenn ich an etwas arbeite, kann ich nicht aufhören, bevor es nicht perfekt ist.

Der Satz ist ein Bummelzug. Ich genieße die vorbeikriechende Landschaft und plücke Blümchen dabei. "Wenn" ist eine Bremse, genau wie das so gerne falsch eingesetzte "als". Nehmen wir den Intercity:

Ich kann erst aufhören, wenn das Ergebnis perfekt ist.

Aber "können" ist auch so ein Wort, dass jeden Satz schwächer macht. Raus damit. Wir steigen um in den ICE:

Ich arbeite, bis das Ergebnis perfekt ist.

Allerdings stellt sich mir die Frage, ob dieses "wenn" gewollt war. Immerhin gibt es dem Satz ein gewisses Maß von Fragwürdigkeit, vielleicht auch Zwanghaftigkeit. Dann ist die vorhergehende Variante passender.
******nde Frau
362 Beiträge
Themenersteller 
CChristjan
Sorry, aber die Sätze sind natürlich aus dem Kontext gerissen. Also kann es hier nicht darum gehen, sie zu beschleunigen, sondern eher darum, solche Seltsamkeiten zu erkennen und durch minimale Änderung zu verbessern. Nicht sie grundsätzlich zu Tode zu optimieren. Denn dann hätten wir ein zwar sauberes, aber steriles Deutsch, dem jeder Charme abgeht. *g*
**al Paar
195.289 Beiträge
JOY-Team 
In diesem Fall
******nde:
Emily Rodriguez, siebenundfünfzig Jahre alt, wohnte ein Haus nördlich von Tim und Angela Collins.

fehlen nur zwei Buchstaben, ein einfaches "be" würden den Satz verständlich machen:

Emily Rodriguez, siebenundfünfzig Jahre alt, bewohnte ein Haus nördlich von Tim und Angela Collins.
Aber, aber ...
Wie kann ich denn "aus dem Zusammenhang gerissene Sätze" korrigieren, so dass sie so wirken, wie es dem Zusammenhang entspräche? *schmunzel*.
Auch wenn ich mich wiederhole - dann bleibt doch nur Korrektor von Rechtschreibung und Grammatik a la Schule. Schade um die Zeit. Zumindest hier.
******nde Frau
362 Beiträge
Themenersteller 
Es gibt da noch einen dritten Bereich, neben Rechtschreibung und Grammatik, den Ausdruck. Jedenfalls hieß der bei uns früher so. Und um den geht es mir hier.
Also den Satz sachlich richtig formulieren, ohne dass die Stimmung leidet. Aral hat ein gutes Beispiel genannt oben.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ungeschickte (oder auch richtig schlechte) Formulierungen kommen im Zusammenhang vor, aber auch aus dem Zusammenhang gerissen. Da muss keineswegs immer der Zusammenhang beachtet werden. Die Beispiele von Sanalande sind da durchaus treffend, wie ich meine.

Vor allem sind die Beispiele nicht nur ungeschickt, sondern schlicht widersprüchlich bzw. falsch formuliert.

(Der Antaghar)
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Immer öfter gibt es sprachlich ungeschickte Formulierungen, die man durchaus als witzig bezeichnen könnte.

Hier mal zwei Beispiele, das erste aus der Zeitung "Hannoversche Allgemeine":

Gestern ist in Moskau einer der letzten Kritiker von Präsident Wladimir Putin erschossen worden.

Es ist zwar klar, was gemeint ist, doch man kann es - es ist eben ungeschickt formuliert - auch so verstehen: Der Chef hat persönlich Hand angelegt.

Und aus der Schweriner Volkszeitung stammt diese Überschrift:

Sicherheitsbeamter von Gauck beklaut!

Hätte das jemand dem Bundespräsidenten zugetraut, dass er seinen Sicherheitsbeamten beklaut? Ich nicht.

(Der Antaghar)
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Dabei...
... wäre im Falle des Sicherheitsbeamten des Herrn Gauck der Genitiv durchaus hilfreich gewesen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
In der Zeitung "Friedberger Allgemeine" erschien der Titel

Eine Stuhlprobe reicht nicht aus

Da könnte man nun an so vieles denken, doch im Artikel wird davon berichtet, dass die Stadträte sich nach einem ausführlichen Probesitzen immer noch nicht für eine angemessenen Möblierung entscheiden konnten. Für mich ein Musterbeispiel für ungeschickte Formulierungen.

(Der Antaghar)
****en Frau
18.649 Beiträge
Grööööhl!

Hachtz. Herrlich. Wer druckt denn so was?
Egal. Herrlich.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Im Moment ...
... schreibe ich an einer Szene in der Schule. Und bin an einem Wort hängengeblieben ...

Würdet ihr sagen "Klassentür" oder "Klassenraumtür" oder "Klassenzimmertür"?

fragt sich (und euch)

Luccio *nachdenk*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Weder - noch!

Ich würde eindach schreiben: Die Tür zum Klassenzimmer. Oder so ähnlich.
Wozu verkünsteln, wenn' auch einfach geht? *zwinker*

(Der Antaghar)
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Dankeschön! *roseschenk*
******nde Frau
362 Beiträge
Themenersteller 
Mir fiel in dem Krimi, den ich gerade lese, und dessen knappen Schreibstil ich sehr mag, mehrmals folgende Formulierung auf:

Sie griff sich manchmal an die Seite, aber ihre Genesung hatte die letzten Tage Fortschritte gemacht.

Die letzten Tage hatte es geregnet, aber der Porsche sah aus, als wäre er frisch vom Produktionsband gerollt.

»Hat sich Herr Grein die letzten Tage seltsam verhalten? War er nervöser als sonst oder besonders gereizt?«


Wie ist das - kann man solche umgangssprachlichen Formulierungen durchgehen lassen, wenn das Lesen dadurch flüssiger vonstatten geht, oder wäre zu empfehlen, bei korrekter Ausdrucksweise zu bleiben, die da lauten würde: in den letzten Tagen?

*nixweiss*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
In wörtlicher Rede ist das kein Problem, liebe Sanalande. Doch wenn der Autor erzählt, würde ich als Lektor das immer korrigieren.

Kann es sein, dass es sich um ein übersetztes Buch handelt? Übersetzer sind häufig - leider! - miserable Autoren ...

(Der Antaghar)
******nde Frau
362 Beiträge
Themenersteller 
Danke, lieber Antaghar, das hilft mir weiter!

Nein, das ist kein übersetztes Werk.
Alexander Hartung - die 5 Jan-Tommen-Thriller, schön kurzweilig geschrieben...
eyes002
******ace Mann
15.986 Beiträge
Gruppen-Mod 
Tja...
meine Tochter hat sich beim Karate den Fuß gebrochen. Daher bin ich ziemlich eingespannt gerade. Gestern war die OP und währ4end des wartens stöberte ich, wie sollte es auch anders sein, in der Bücherecke herum.

Kennt ihr das, wenn ich in der Zeitung oder in Regalen voller Bücher Dinge nicht bewusst wahrnehmt, sich aber komische Dinge im Kopf tummeln und die Blicke auf sie richten? Es war ein Buch von Elizabeth Goudge. Beim Titel kräuselten sich meine Fußnägel und die Senkel wurden gelb. Titel: "Das Mädchen vom Meer"
Aua. Und ich bekomme unseren Roman nicht unters Volk......

Tom
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Apropos gebrochener Fuß (gute Besserung wünsche ich):

Viel ungeschickter kann man so etwas wohl kaum formulieren, wie es ein Journalist in der Schwäbsichen Zeitung geschafft hat. Er schrieb nämlich

Beim 0 : 1 im Testspiel gegen den FC Ingolstadt zog sich Matthias Zimmermann einen Kreuzbandriss zu, der eigentlich nach England wechseln wollte.

Nun kann der arme Kreuzbandriss nicht mehr nach England ...

(Der Antaghar)
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