Det far falsch, Marktmann!
oder: Das falsche Huhn.
Ihr Lieben, manchmal muss ich grinsen und an das große, geheimnisvolle Dunkel am Ende der Galaxie denken. Oder an Bob Ross, mein Lieblingsmaler, der immer sagte: "We don´t make mistakes, we´re having happy accidents!"
Ja, so war das auf dem Markt. Ich sagte zu meinem Geflügelmann: "Mach ma Hahn, du!"
Er grinste sich eins und mich dööflich an und hob eine 650g Schwundhenne hoch! Entrüstet sagte ich im Mario Barth-Dialekt: "Det ist zu wenich!"
Er hob eine 980g Schwundhenne hoch. "Det ist zuwenisch!"
Dann hob er ein "Brathuhn" hoch, dass den Namen auch verdient. 3,8 Kg und der Mo war zufrieden und sagte: "Det is viiiiiel!" Und ick hab mir so jefreut, wa? War nüscht. Und det kam so: (ich klopf mir det Berlinerische ma ausm Kopp, wa?)
Also. Gestern war ja mütterlicher Frondienst. Der sich im Nachhinein als so schlecht net herausgestellt hatte, denn wir wollten mit Muttern essen gehen. Ja, man ahnt es bereits: Der Tom hat Ansprüche. Vor vielen Jahren gab es einen Jugoslawen, der war super. Lecker und nicht unbedingt preiswert, aber einen Besuch immer wert. Insbesondere das Amuse Guele bestand aus gebuttertem Knoblauch-Baguette mit Aioli und war köstlich. Dort kehrten wir gestern ein, bzw. versuchten es. Und flogen achtkantig raus. "Kennense nix läse? Habbe geschlosse!"
"Sperr doch die Tür zu, blöde Kuh oder häng ein Schild ins Fenster!" motzte ich beim Verlassen des Etablissements. Da gehen wir nicht mehr hin.
Da ich jetzt viele Jahre aus meiner Heimatstadt raus bin, kenne ich mich garnicht mehr aus. Also irgendwo parken. Potzblitz, was war das denn? La Vaquero! Da gehen wir rein. Zack Tiefgarage und ... geschlossen! Nee, oder? Leute, wenn ihr Hunger habt, meidet Lingen/Ems. Ihr geht drauf, ich schwöre. Alles zu! Ganz anders als hier in Osna. Spuck irgendwohin und du triffst einen Futterladen!
Blieb der Weihnachtsmarkt
bitte bitte nicht! Zu Tode gekocht Schimpagnons, schlabbrige Fritten, billigste Würstchen, Wuckerzatte, Schlaferheim und Hundedöner oder Chop Suey aus der Tüte.
im Leben nicht. Mutter sagte:
"Tom, da vorn ist ein Neuer, der heisst: La Vino."
"Du meinst: Il Vino?"
Aber draussen dran stand: La Vino. Garantiert keine Italiener, aber der einzige Laden, der auf hat. Oh verflixt noch eins. Innen aber recht neu, nicht abgerockt, adrett, modern aber nciht steril. So schlecht ned, würde Alfons sagen. Okay, ich gebe zu, die Bedienung war nicht der Hit.
"Haben sie Beaujolais Primeur?"
"Nee, was ist das?" sagte sie und mir blieb die Spucke weg. Ehrlich gesagt, ich wollte wieder gehen. Aber Cherie und Mutter hatten sich verbündet und die Mittagskarte entdeckt. Rumpsteak, Fritten und Salat für 12,90? Ich hatte die Maredo-Qualitäts-Abteilung entdeckt, da kostete ein Steak gleich 27,95. Natürlich nahm ich das für 31 Steine, weil ich Schabernack probieren wollte, ob die die Pfeffersauce aus der Tüte machen. Ja, ich wollte Krach machen nach der patzigen Antwort der gutaussehenden Bedien-(zensiert).
Okay. Also, die Steaks waren durch die Bank erstklassig. Die Pfeffersauce ehrlich, sämig und lecker. Die Fritten knusprig und nicht fettig und wenn ich jetzt schreibe, dass das Dressing am Salat ein bisserle wenig war, ist das Jammern auf Top-Niveau. Wir waren sehr zufrieden. Okay, der neue Laden muss sich noch einschleifen, aber das wird schon. 2 Euro Aufpreis, wenn man aus der Mittagskarte bestellt, ist frech und ich empfehle dringend, das Personal in eine Sommelier-Schule zu verbringen. Aber geschmacklich und qualitativ super. Seit langer Zeit einmal wieder.
Jaaaaaa.... das alles hat wenig bis garnichts mit dem Mittelalter zu tun, das ist wahr. Heute morgen nun, nachdem ich den Schock mit der Geschcihte meines geliebten Bruders verdaut hatte, holte ich das Monsterhuhn aus dem Kühlschrank. Brathuhn a la Middelerde? No Problemo. Petersilie, Salz, Pfeffer, Butter. Alles, was das mittlere Alter in Teutonien herbab. Ab in die Röhre und... Pustekuchen. Nach 3,5 Stunden (pro Kg 1 Stunde) anschneiden und: ZÄH wie Leder, der Vogel! Nee. Der hat mir doch nicht, nicht, nicht.... doch, er hat. Das war ein monströses Suppenhuhn, so ein Ärger. Also Wasser aufsetzen und das blöde Huhn in die Brühe werfen und kochen, bis der Arzt kommt. Schwachsinn, sowas. Dem Hühnermann müssen gestern ganz schön die Ohren geklingelt haben, echt. Aber je nun...
Ich hatte ja Plan B. Und der ging so: PUTENKEULE! Ich liebe es. Salzen, Pfeffern, Thymian, Knofelchen, Rosmarin, ein scharfes Schötchen und massenweise Butter druff und ab in die Röhre.
Und die Huhnsuppe ist auch gut geworden:
Also ich schätze, das geht auch im Mittelalter durch, oder?
Tom