Aaaaaaaaalsoooooooooooooooo...
gestern war ich mal wieder im Offland. Das bedeutete: zwei Hinfahrt im strömenden Regen über kurvige Landstraßen, sieben Stunden Aufenthalt und zwei Stunden Rückfahrt im strömenden Regen über kurvige Landstraßen.
Das beruhigende Ergebnis dieser Inspektionsreise besteht aus der Erkenntnis, dass sich im Offland alles im grünen Bereich befindet. Details über den zu Mittag gereichten Nudelauflauf lasse ich aus Schicklichkeitsgründen unerwähnt. Er wurde tapfer verspeist, denn schließlich mochte ich ihn als Kind ja auch.
Auf der Rückfahrt dachte ich nun über Bruderherzens bayerische Woche nach. Ich fragte mich ob ich mich wohl mit Sauerkraut und Co. einbringen könnte oder wollte. Anfangs noch wohlgemut plante ich einen Zwischenstopp in einem der am Wegesrand liegenden kleinstädtischen Supermärkte, doch der Dauerregen ließ es wenig verlockend erscheinen, im Dreivierteldunkel über klattschnasse, unbekannte Parkplatzflächen zu laufen, um in einem ebenso unbekannten Etablissement nach den Zutaten zu fahnden.
Später kamen noch Nebelbänke dazu, so dass ich gegen Ende einfach nur noch heilfroh gen Heimat strebte und auch den heimischen Rewe als Zwischenstopp verwarf. Statt dessen entstand Plan B: die bayerische Woche kann mich mal!
Mit letzter Kraft robbte ich gestern abend in die Küche, zerrte ein Stück Fleisch aus dem Gefrierschrank und platzierte es zum schonenden Auftauen eine Etage weiter oben im Kühlschrank. Heute morgen, acht Schlafstunden und einen Liter Kaffee später überkam mich dann eine Vision. Wir nehmen (ob das Seehofers Traum ist) einfach
in den topographischen Grenzen von
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_IV._(HRR) und orientieren uns nicht zu eng an den zeitlichen Dimensionen seines in dieser Form nicht mehr existierenden Reiches.
Oder anders ausgedrückt: Zu seiner Zeit war ich ja Hofkoch in Paris bei Philip VI. und hätte es damals schon Kartoffeln gegeben, ich hätte sie sicherlich mit Begeisterung verwendet, denn die Herren liebten seinerzeit (also Anno 1341 bei den Bündnisverhandlungen) alles, was sie mit den Fingern in den Mund stecken konnten. Damals galt die Gabel bekanntlich noch als Werkzeug des Teufels und hatte bei Tisch nichts zu suchen. Als handliches Fleischstück galt damals, was weniger als ein Kilogramm wog, wir aber portionierten vornehm bei ca. 300 Gramm pro Stück. Die Sache mit den mit Wachteln gefüllten Poularden als Fasasenfüllung kommt deutlich später und war seinerzeit jenseits aller Vorstellungskraft.
Philip war ein Fan süß-saurer Genüsse und völlig verrückt nach allem, was mit dem aus Süditalien importierten Orangeat verarbeitet war. Ludwig hingegen, typisch Bayer eben, fand eine Mahlzeit ohne Zwiebeln einfach undenkbar. Um nun die Bündnispolitik diskret zu befördern, verband ich die Geschmäcker der Herren zu einem harmonischen Kompromiss der kulinarischen Art. Das Ergebnis ging als Boeuf d'Egbert in die Kochbücher ein und erfüllte seinen Zweck in jeder Hinsicht.
Die Basis ist ein Stück gut gewachsenes Hüftsteak vom Rind, sanft gebraten in einer Mischung aus südfranzösischem Olivenöl und nordfranzösischer Butter, die mit einem Hauch Bärlauch aromatisiert wurde. In einer zweiten Pfanne werden in reinem Olivenöl rote Zwiebeln geschmort und dann mit Rotwein aus dem Langudoc abgelöscht. Hübsch einreduzieren lassen und um einen Schluck Sahne ergänzen. Nun noch ein Schuss Buttermilch dazu und geduldig weiterreduzieren. Eigentlich muss das Ganze dann noch mit einreduzierter Dattelbrühe und darin aufgelöstem Orangeat aromatisiert werden. Dazu fehlt mir heute allerdings beides, aber ein Löffel französischer Orangenmarmelade tut es auch. Nun noch Salz und Pfeffer dazu und anschließend das eine auf dem anderen anrichten. Bon appetit.
Sylvie
Und die komplizierte Angelegenheit mit der versehentlich männlichen Inkarnation erkläre ich ein andermal.