Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Dirtytalk & Kopfkino
453 Mitglieder
zum Thema
Verloren gegangene Liebe zurückgewinnen73
Ich würde gerne eure Tips oder Vorschläge hören, wenn man eurer…
zum Thema
LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK5
Ein leichtes Zittern ging durch meine Hände, als ich das schwere Holz…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Das Baumhaus in der Pappel

**********henke Mann
9.667 Beiträge
Themenersteller 
Das Baumhaus in der Pappel
Liebe KG-Gruppe, hier mal wieder was für die Werkstatt, mit dieser Skizze will ich "glückliche Kindheit" darstellen. Erste Frage: Kommt das rüber? Zweite Frage: Was kann prägnanter formuliert werden, was ist schwammig, was ist unklar?
Anmerkung: "Vater" im zweiten Absatz und anschließend immer "Vadder" ist Absicht, da innerer Monolog.


An der Grenze zwischen Hof und Garten stand eine Pappel. Drei Stämme strebten brüdergleich in die Höhe, blieben lange nahe beieinander und gingen erst in doppelter Übermannshöhe auf Abstand. Wir machten unsere ersten Kletterversuche in der Pappel, aber als sie älter wurde, verlor sie die unteren Äste und noch waren wir zu schwach, um uns mit einem Klimmzug in ihr Laub zu hieven.

Eines Tages – die Pappel hatte uns lange Jahre mit ihrem Schatten erfreut und mit ihren Samen geärgert, hieß mein Vater meinen Bruder und mich, die restlichen Bretter zu holen, die beim dielen des Dachbodens übrig geblieben waren, die große Bügelsäge und den alten Marmeladeneimer mit den 150er-Nägeln. Auf Hammer und Kneifzange kamen wir selbst und auf das kleine Zimmermannsbeil.

Ohne weitere Worte außer: „Halt mal!“ gingen wir ans Werk, oder besser, ging Vadder ans Werk und wir gingen ihm zur Hand. Erst sägte er aus zwei Dachlatten Stücken, die er dann als Leitersprossen quer von einem zum anderen Stamm annagelte, uns Brüdern nur das herausziehen der wenigen krummgeschlagenen Nägel überlassend. Vadder machte für uns die Pappel wieder besteigbar!

Als die Leitersprossen die untersten Äste erreichten, orderte er nicht das Bier, das für uns den Abschluss der Arbeit zeigte, sondern zündete sich eine weitere Juwel 72 an und nagelte, auf der Leiter stehend, Bretter an die Stämme. Er verband sie miteinander, und auf das entstehende Dreieck der verbundenen Stämme kamen Dielen aus anderen Brettern. Vadder baute ein Baumhaus für uns!

„Probier mal!“ Erst musste mein großer Bruder, dann durfte ich nach oben. Wir standen im Ausguck eines Piratenschiffes, wir waren Burgwächter und Indianer, aber jeder leichte Wind hätte uns umblasen können, so ohne Reling und Zinnen. Wir stiegen wieder ab, meine Mutter schaute vorbei und verkündete, die Kartoffeln aufgesetzt zu haben. Heute gab es Kotelett, dass panierte Vadder immer selbst, also war nicht mehr viel Zeit, denn nie hätte er M. und mich gebeten, die Arbeit zuende zu führen, obwohl wir es ohne weiteres gekonnt hätten.

Ohne Hast, aber geschwinder als vorher machten wir weiter. Vadder stand oben, maß aus und reichte uns den Zollstock mit Worten wie „einszwanzig“, „einsfuffzig“, „Brett“, „Dachlatte“ nach unten. Wir waren keine Zimmermannslehrlinge mehr, sondern Gesellen, frech schob ich mir den Bleistift hinter das Ohr, sägte, verkantete, fluchte. Bald dürfte auch ich ein Bier am Ende der Arbeiten trinken. Das Geländer war fertig, Vadder stieg wie ein junger Kerl die Sprossen nach unten und ging in die Küche. Das Baumhaus war nur ein Hochsitz geworden, aber hatte Vadder uns ein Baumhaus versprochen?
In dieser Geschichte sehe ich das, was mir immer vorgeworfen wird, nämlich eine reine Beschreibung.
Für die glückliche Kindheit fehlen mir die Emotionen.
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Themenersteller 
Das mit ...
... den Gefühlen muss mit meiner geografischen Herkunft zu tun haben. "Vadder" ist ganz viel Gefühl.
*****e_M Frau
8.538 Beiträge
Emotionen kann man transportieren, wenn die Innensicht Bestandteil der Erzählung wird.
Also nicht nur Aktionen und Handlungsabläufe im Aussen, sondern geschilderte Gedanken und Empfindungen.
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
Mir gefällt die Geschichte!

Aber es stimmt: Man muss schon sehr zwischen den Zeilen lesen, um die Freude und Aufregung der Kinder zu spüren, als sie begreifen, was ihr Vater eigentlich vorhat.

In diesem Absatz:
Ohne weitere Worte außer: „Halt mal!“ gingen wir ans Werk, oder besser, ging Vadder ans Werk und wir gingen ihm zur Hand. Erst sägte er aus zwei Dachlatten Stücken, die er dann als Leitersprossen quer von einem zum anderen Stamm annagelte, uns Brüdern nur das herausziehen der wenigen krummgeschlagenen Nägel überlassend. Vadder machte für uns die Pappel wieder besteigbar!

... geht das nur aus dem letzten Satz hervor. Das könntest du noch mit ein paar Sätzen über die Stimmung der beiden Brüder verdeutlichen.

Ausserdem noch als Anmerkung: Formulierungen wie
uns Brüdern nur das herausziehen der wenigen krummgeschlagenen Nägel überlassen
lesen sich immer besser aktiv formuliert:
"und er überliess es uns Brüdern, die krumm geschlagenen Nägel heraus zu ziehen."
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Themenersteller 
@IntoTheWild63
Danke!

Ja, in dieser Geschichte steht ganz viel zwischen den Zeilen, und ich habe konsequent versucht, viel zu zeigen und wenig zu erzählen.
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
Kamelienschenke:
Du könntest die Freude oder Aufregung auch durch Blicke oder Gesten der Brüder zeigen.

Dieser Satz hat mir gefallen, weil er das auch andeutet :
Wir standen im Ausguck eines Piratenschiffes, wir waren Burgwächter und Indianer, aber jeder leichte Wind hätte uns umblasen können, so ohne Reling und Zinnen.

Den hier wiederum finde ich erklärungsbedürftig:
Heute gab es Kotelett, dass panierte Vadder immer selbst, also war nicht mehr viel Zeit, denn nie hätte er M. und mich gebeten, die Arbeit zuende zu führen, obwohl wir es ohne weiteres gekonnt hätten.

Warum muss das Baumhaus noch vor dem Mittagessen fertig werden?
Und warum hat euer Vater nicht euch die restliche Arbeit zuende führen lassen...?

Und:
geschwinder
Gibt´s diese Steigerung? *ggg*

Insgesamt gefällt es mir besser, nachdem ich es ein paar Mal gelesen habe. *g*
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Themenersteller 
Mein Vater ist ein Schnellarbeiter, mit wenig Sorgfalt, ein Grobschmied - und er fühlt sich degradiert, wenn andere das tun, was er als sein Feld definiert hat.

Und ob es "geschwinder" gibt - gute Frage.
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
Okay, das wurde für mich aus dem Text heraus nicht klar.

Wenn diese Information dir wichtig für die Geschichte erscheint, würde ich sie in einem Nebensatz einbauen. Sonst nicht. *smile*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Und ob es "geschwinder" gibt - gute Frage.

Es gibt sogar "am geschwindesten". Die Steigerungen von "geschwind" sind heute kaum noch gebräuchlich und deshalb ungewohnt, letztlich aber korrekt.

Was die Schilderung betrifft, ist es Ansichts- und Empfindungssache, ob man Gefühle zwischen den Zeilen schreiben und lesen mag. Manche mögen gerade das, anderen ist es zu wenig. Mir persönlich wirkt einiges in dieser Schilderung auch eine Spur zu "trocken". Doch als emotionslos würde ich den Text nicht beschreiben.

(Der Antaghar)
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
Danke für die Info, Antaghar!

Ich hab das Wort in dieser Steigerung noch nie gehört! *ggg*
****en Frau
18.649 Beiträge
Eines Tages – die Pappel hatte uns lange Jahre mit ihrem Schatten erfreut und mit ihren Samen geärgert, hieß mein Vater meinen Bruder und mich, die restlichen Bretter zu holen, die beim dielen des Dachbodens übrig geblieben waren, die große Bügelsäge und den alten Marmeladeneimer mit den 150er-Nägeln.

Du machst hier einen Einschub mit Gedankenstrich, denke ich. Allerdings fehlt mir der zweite Gedankenstrich.

Beim Dielen. Groß, weil substantiviertes Verb.

Erst sägte er aus zwei Dachlatten Stücken, die er dann als Leitersprossen quer von einem zum anderen Stamm annagelte, uns Brüdern nur das herausziehen der wenigen krummgeschlagenen Nägel überlassend.

Mehrzahl von Stück ist Stücke. Ohne n.

Das Herausziehen. Groß, weil substantiviertes Verb.

Heute gab es Kotelett, dass panierte Vadder immer selbst...

Das mit einem S, da man es durch jenes oder welches ersetzen könnte.


Die Geschichte gefällt mir. Einen Innenmonolog finde ich zwar nicht, daher stört mich das Vadder mehr als dass er hilft, aber das ist mein persönliches Sprachempfinden.
Die glückliche Kindheit erspüre ich allerdings ebenfalls nicht. Ich spüre Wortkargheit, Respekt, vielleicht ein bißchen (Ehr-) Furcht vor dem Vater.

Mir fehlt ein wenig der Übergang an dieser Stelle:
Wir machten unsere ersten Kletterversuche in der Pappel, aber als sie älter wurde, verlor sie die unteren Äste und noch waren wir zu schwach, um uns mit einem Klimmzug in ihr Laub zu hieven.
Vielleicht wäre ein Halbsatz nett:
...und noch waren wir zu schwach, um uns mit einem Klimmzug in ihr Laub zu hieven, auch wenn wir es immer wieder einmal versuchten.
(Denn dann hat das der Vater vielleicht gesehen und den Wunsch der Jungs erkannt.)

Ansonsten bin ich bei
*********ld63:
Kamelienschenke:
Du könntest die Freude oder Aufregung auch durch Blicke oder Gesten der Brüder zeigen.

**********henke Mann
9.667 Beiträge
Themenersteller 
Da ...
... sind wir schnell bei der philosophischen Frage, was eine glückliche Kindheit ausmacht. Für mich war Glück, weniger hart arbeiten zu müssen als die Bauernkinder im Dorf.
****en Frau
18.649 Beiträge
Warum integrierst du diese Information dann nicht in deine Geschichte?
Im übrigen gehe ich nur auf das Glück ein, weil du es erfragt hast.
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Themenersteller 
Das...
... werde ich in der Überarbeitung dann mit einbauen, danke für den Tipp.
****en Frau
18.649 Beiträge
Vielleicht ist tatsächlich des Pudels Kern, dass du eine bestimmte Vorstellung bzw. Definition von einer glücklichen Kindheit (nämlich deiner eigenen) hast, die von der üblichen, nennen wir sie Bilderbuch-Vorstellung differenziert.
Daher brauchen wir, die Leser, mehr Infos. Denke ich.
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Themenersteller 
Ich danke...
... allen Beiträgern, auch denen, die mir persönlich geschrieben haben.

Ich werde die Geschichte überarbeiten und sie einigen von Euch per CM schicken. Ich stelle sie ein, wenn diejenigen finden, dass sie besser geworden ist *zwinker* .

Und: Das soll hier nicht heißen, dass ich keine Kritik mehr lesen möchte, ganz im Gegenteil.
Je nachdem
was man(n) für eine Kindheit (und einen Vater) erlebt hat, können diese kurzen, beschreibenden Passagen voller Emotionen sein.

Ich für meinen Teil kann diesen glücklichen Teil der Kindheit völlig nachvollziehen, wenn der "Vadder" selbst sich Zeit und Material nimmt und sogar die beiden Söhne einbindet, nur um ein Spielzeug zu bauen. In all seiner Wortkargheit, schnell vor sich hinmuckelnd, kaum Konversation betreibend, die Söhne das Notwendigste machen lassend, so dass sie zwar dran teilhaben, aber nichts Wichtiges kaputt machen können.

All das war schon was Besonderes, etwas Großes, da stand man daneben und wagte gar nicht zu atmen. Die "Alten" haben mal Zeit für die "Jungen", opfern neben der Zeit sogar Bretter und Nägel. Das kam bei uns einmal im Jahr vor... immer ein Fest für die Jugend.

Vielleicht fehlt den Lesern genau dieser Kontext, Kamelienschenke. Beschreib doch einfach in vier bis sechs einfachen Sätzen, wie das sonst so lief mit Vaddern, den Brettern und seiner Zeit *zwinker*

LG

The Hidden
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Wir standen im Ausguck eines Piratenschiffes, wir waren Burgwächter und Indianer, aber jeder leichte Wind hätte uns umblasen können, so ohne Reling und Zinnen.

Hat mir auch am besten gefallen.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.