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Ein angekündigter Tod

Ein angekündigter Tod
Wichtiger Hinweis:

Diese Szene ist die Fortsetzung einer Liebesgeschichte, dich ich vor Kurzem gepostet habe. Wer sie gelesen hat und damit glücklich ist, möge bitte hier nicht weiterlesen. Hier wird gestorben. Das meine ich ernst.

Warum Schreibwerkstatt? Weil ich mir nicht sicher bin. Ich möchte diese Szene "kaltherzig" schreiben und auf jeden billigen Schockeffekt und jede Gefühlsduselei verzichten. Sie ist, was den Inhalt betrifft, grausam genug. Eigentlich das Grausamste, was ich mir vorstellen kann und es macht mir keinen Spaß, sie zu schreiben. Allerdings ist sie notwendig. Es ist die personale Perspektive, trotzdem will ich auf die Darstellung von Svens möglichen Gefühlen verzichten. Ich kann es einfach nicht. Naja, und ich will es auch nicht. Allerdings scheint mir genau deshalb, dass die Szene nicht "packt". Hat jemand eine Idee?


Der Text

Es war Mittag gewesen, als er sich mit einem Kuss von ihr verabschiedet hatte. Sie hatten nichts mehr zu trinken im Haus und wenn er abends mit seinem Vater sprechen wollte, würde nicht nur er ein paar Bier brauchen.

„Mach dir ein Pflaster drauf“, hatte Joanna lächelnd gesagt und war mit dem Finger über den kleinen Schnitt in seiner Brust, direkt über dem Herzen, gefahren. Er hatte nicht gemerkt, wie es geschehen war. Irgendwann, als ihre Körper sich gegeneinander gepresst hatten, musste er sich an ihrem Amulett verletzt haben. Es war ein schönes Stück an einer filigranen Halskette und leuchtete je nach Lichteinfall in schillernden Farben zwischen ihren Brüsten.

„Ich will, dass du lebst“, hatte sie gesagt, aus ihrer Stimme hatte der gleiche Ernst geklungen wie bei ihren Fragen ein paar Stunden zuvor und dann hatte sie ihm das Blut, das aus dem kleinen Kratzer auf seiner Brust hervorgequollen war, mit der Zunge abgeleckt.

Er sprang, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Oben angekommen stellte er seinen Einkauf ab, schloss die Tür auf und bückte sich, um seine Last wieder aufzunehmen. Ein Paar grobe braune Arbeitsschuhe in durchsichtigen Plastiktüten erschienen in seinem Blickfeld und Sven richtete sich auf. In seiner Wohnung stand ein Fremder und er war so groß und breit, dass er den Türrahmen komplett ausfüllte. Wortlos rammte er Sven eine Faust in den Magen und er klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Der Mann packte ihn am Kragen seines Parkas, schleifte ihn durch den Flur in die Küche, riss ihn dort wieder hoch, knallte ihn auf einen Stuhl und fesselte ihm die Hände auf dem Rücken.

Das Ganze hatte nur Sekunden gedauert, der brutale Hieb hatte mit absoluter Präzision Svens Sonnengeflecht getroffen und er hatte nicht die geringste Chance gehabt, sich zu wehren. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen.

„Na, na ...“, sagte jemand. „Das war doch erst der Anfang.“

Sven schüttelte den Kopf und sein Blick klärte sich. Ihm gegenüber saß ein Mann und hatte die Beine lässig übereinandergeschlagen. An den Füßen trug er braune Halbstiefel aus Wildleder, die ebenfalls in Plastiktüten steckten, ein helles Hemd über einer dunklen Tuchhose und ein gleichfarbiges Sakko, das er lässig geöffnet hatte. Er war schlank, hatte stahlblaue Augen und einen pechschwarzen Backenbart, der bis um sein Kinn herum wuchs und nur vorne zwei Zentimeter Haut frei ließ.

Hinter ihm saßen Joanna und Svens Vater auf dem Küchenboden. Sie waren mit Kabelbindern an den Heizkörper gefesselt und Roberts Gesicht war ein Sammelsurium von Blutergüssen, die Oberlippe war aufgeplatzt und sein Kopf hing mit geschlossenen Augen zur Seite. In seinem und auch in Joannas Mund steckten Lappen.

Sven zerrte an seinen Fesseln und der Mann lächelte. „Der Kabelbinder an ihren Handgelenken hat eine Zugfestigkeit von einhundertzehn Kilogramm. Nicht einmal Ansgar, der Sie eben hereinbegleitet hat, könnte sie zerreißen. Was ihn übrigens sehr betrübt. Er macht so gerne etwas kaputt. Wie ihren Vater. Ich musste ihn wirklich bremsen, damit er noch etwas für Sie übriglässt.“

Er sprach mit untadeliger Höflichkeit und gestikulierte mit seinen Händen, die in durchsichtigen Gummihandschuhen steckten, als spräche er zu einem Auditorium voller Zuhörer. Es dauerte einen Moment, bis Sven den Sinn der Worte verstand. „Für mich übriglässt?“

„Aber natürlich. Schließlich hassen Sie Ihren Vater. Er hat Sie so lange alleine gelassen, steht dann plötzlich vor der Tür mit seiner wirklich atemberaubend schönen Geliebten, die viel besser zu Ihnen passen würde, und benutzt Ihre Wohnung als Liebeshotel. Alle Welt wird verstehen, dass Sie ausrasten und ihn und sie umbringen. Ziemlich brutal übrigens. So wird es morgen in der Zeitung stehen.“

Sven starrte ihn an. „Sie sind verrückt. Ich liebe meinen Vater. Und für Joanna würde ich sterben.“

„Versprochen.“

Der Mann zwinkerte Sven zu, erhob sich und klappte ein Metallköfferchen auf. Weißer Dunst entwich ihm, ein Hauch von eisiger Kälte strich über Svens Wangen und ein bleistiftdünner Kupferzylinder kam zum Vorschein. Joanna stieß einen Schrei aus, der sogar durch den Lappen, der sie knebelte, zu hören war. Tränen liefen ihr die Wangen herunter, und wenn Sven je Entsetzen in den Augen eines Menschen gesehen hatte, war es in ihren. Sein Kopf wurde von hinten gepackt, der Mann setzte ihm den Kupferzylinder an den Hals und dann war Sven nur noch Schmerz. Er rann ihm durch die Adern, schien seinen Körper von innen zu verbrennen, stieg höher, immer höher und explodierte schließlich in seinem Kopf. Sven zerriss die Kabelbinder, die seine Hände hinter dem Rücken fesselten, als wären sie aus Papier und presste sich die Fäuste gegen die Schläfen. Sonnen rasten hinter seinen Augen ineinander, Welten starben, etwas von ihm mit ihnen und erst, als auf ihnen das letzte Leben erloschen war, war es vorbei. Der Schmerz war noch immer da, doch er war ein Teil von ihm geworden, etwas, was er zum Leben brauchte. Ohne ihn würde er sterben.

„Interessante Erfahrung, nicht? Es durchbricht die Blut-Hirn-Schranke.“

Die Worte waren unglaublich tief und langsam gewesen, Sven ließ die Hände sinken und starrte ihn an. „Was haben Sie mit mir gemacht?“

Die Antwort war ein Abwinken und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Hand sich hob und wieder senkte. „Geben Sie sich keine Mühe, ich kann sie nicht verstehen, dafür sprechen Sie jetzt zu schnell. Kleiner Nebeneffekt.“

Der Mann schloss den Koffer, knöpfte sein Sakko zu und ging zu Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. „Sie haben noch ungefähr ein bis zwei Stunden, in denen Sie darauf warten werden, dass ich Ihnen einen Befehl erteile, ohne den Sie sich nicht bewegen können. Was ich natürlich nicht tun werde, schließlich bin nicht ich der Mörder, sondern Sie. Ihnen wird es wie ein ganzes Leben vorkommen. Dann werden ihre beiden Augen anfangen zu bluten, und bevor Sie innerlich verbrennen und ihr Herz schlappmacht, werden Sie eine wahnsinnige Wut bekommen. Ich hatte schon Kandidaten, die haben ihren Opfern einfach die Köpfe abgerissen. Mit bloßen Händen.“

Er musterte Sven und zog die Mundwinkel nach unten. „Naja, das werden Sie halber Hahn kaum schaffen, nicht genug Muskelmasse da. Aber den beiden da an der Heizung das Genick zu brechen, dazu wird es allemal reichen. Ich wünsche fröhliches Sterben.“

Damit ging er.

Svens Vater hatte die Augen geöffnet. Er stemmte die Füße gegen den Heizkörper, zerrte wie ein Irrer an den Fesseln und Blut lief ihm über die Handgelenke. Joanna beugte sich vor und das Medaillon rutschte aus ihrem Bademantel. „Sternenherz“ hatte sie es genannt. Sie sah ihn an, dann auf ihr Medaillon, dann wieder ihn. Sie hörte nicht auf damit, die ganze Ewigkeit lang, die das Gift in Sven für seine finale Wirkung brauchte, der erste Blutstropfen aus seinem linken Augenwinkel rann und er sich wieder bewegen konnte.

Er spürte jeden Millimeter Weg, den sein Blut nahm. Es lief ihm über den Jochbogen, um das Kinn herum und verharrte dort. Mehr rann herab und schließlich, als genug Flüssigkeit beisammen war, fiel es nach unten. Er senkte den Kopf und folgte mit seinem Blick der Flugbahn. Es tropfte auf die Steinfliesen vor seinen Füßen, zerplatzte beim Aufprall und winzige Spritzer flogen nach allen Seiten. Der nächste Tropfen fiel, noch einer und dann noch einer, aber nur aus dem linken Auge und etwas in ihm wunderte sich darüber. Doch es hatte keine Bedeutung mehr, nicht mehr.

Sein Herz begann zu rasen, er hob seinen Kopf und fixierte Joannas Hals mit seinem Blick. Dann machte er den ersten Schritt, der Zweite war schon ein Sprung und noch in der Luft krümmte er seine Finger ...
Erste Idee
Die Erklärung für die Tötung erfolgt, bevor die Tötung stattfindet. Damit wird jede Spannung genommen. Der Leser weiß bereits, was geschehen wird, dadurch wird der Schlußakt vorhersehbar.

Ich empfehle: Erst die Tötung beschreiben (viel ausführlicher und mechanischer, übrigens), dann Rückblende in die Ursache.

Zweitens: Im ersten Teil auf die Zeitebene und die Hilfsverben achten. Bei Plusquamperfekt empfiehlt sich, einen "hatte-war-hatte"-Wechsel anzustreben. Du hast zuviel "hatte-hatte-hatte" hintereinander, das klingt schnell wie "geleiert".

Nur ein erstes Feedback *g*
Danke
Die ewige Frage nach der Verwendung des Plusquamperfekts :-). Hm, ich muss einmal schauen, was ich da machen kann, der Kommentar ist nicht unberechtigt.

Der wichtige Punkt - die Vorhersage des Geschehens - macht mir mehr Sorgen. Du hast das korrekt aufgedröselt. Allerdings habe ich das bewusst so gemacht, da ich die Informationen, die in dem vorhergehenden Dialog gegeben werden, sonst im Nachhinein untergebracht werden müssten. Ich müsste erklären und genau das will ich nicht.

Es geht mir nicht um Anbetung des Romanschreiber alleinseligmachenden Gottes "Spannung", und wenn doch, dann nur durch die sich aus der Handlung ergebenden Konsequenzen für den Fortgang des Romans. Wobei auch hier ein Dilemma vorhanden ist. Sven überlebt, taucht zwanzig Jahre später unter anderem Namen wieder auf und rächt diesen Mord. Das kann ich jedoch an dieser Stelle weder sagen noch zeigen, es würde dann tatsächlich die Spannung des nächsten Kapitels zerstören, die genau aus dieser Frage besteht: "Ist er es oder ist er es nicht?".

Obwohl er die Rache vollzieht, trägt er trotzdem die Schuld, seine Geliebte und seinen Vater mit eigenen Händen getötet zu haben, für den Rest seines Lebens.
Schwierig ... *g*

Nachtrag: Einen Vorschlag, der aus Sicht der heutigen Generation vielleicht nicht einmal der Rede wert ist, werde ich jedoch nicht umsetzen: die detaillierte Schilderung des Mordes. Ich lehne die Tötung von Menschen, egal aus welchem Grund, ab. Und auch als Autor werde ich mich nicht in einer detaillierten Schilderung eines solchen Vorgangs suhlen und ich habe für Menschen - sowohl Leser als auch Autoren - die danach gieren, nur Verachtung übrig. Sie gehören in die Klinik.
****en Frau
18.649 Beiträge
*******jan:
Und auch als Autor werde ich mich nicht in einer detaillierten Schilderung eines solchen Vorgangs suhlen und ich habe für Menschen - sowohl Leser als auch Autoren - die danach gieren, nur Verachtung übrig. Sie gehören in die Klinik.


Ich finde, die Information, dass du es nicht machst, hätte durchaus gereicht.
Der Satz mit der Klinik ist abwertend und beleidigend.
Alt und grau, aber noch nicht weise
Korrekt, liebe Coleen. Da sind die Pferde mit mir durchgegangen. Ich entschuldige mich dafür, es geäußert zu haben. Man muss nicht immer alles sagen, was man denkt ...
**********51597 Paar
559 Beiträge
Ein angekündigter Tod / Plusquamperfekt
Das Plus­quam­per­fekt dient in Erzäh­lun­gen zur Dar­stel­lung von Sach­ver­hal­ten, die bereits vor den erzäh­le­ri­schen Ereig­nis­sen abge­schlos­sen waren. Somit fun­giert es qua­si als „Ver­gan­gen­heit der Ver­gan­gen­heit“.
Diese Zeitform ist sprachlich einwandfrei aber vom Lesefluss her nicht fließend: „Er hatte gelacht.“, „Sie war die Treppe hinuntergegangen.“ usw. Das wird für den Leser mit der Zeit ziemlich anstrengend. Für ein, zwei Sätze ist das meistens noch okay – für ganze Szenen oder Kapitel eher überfordernd. Die Gegenwart ist für kurze Texte geeignet. Das liest sich anstrengend, wenn das Textvolumen zunimmt und wird deswegen auch kaum verwendet. Mit Imperfekt liegt man immer richtig. Aber ich kann nur raten, vergiss die Zeitformen benutze die Grammatik für dich und orientiere dich nicht an ihr sondern an der Wirkung deiner Worte und Sätze.
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Für das ....
... Zeitproblem ist mein Vorschlag, mit Zeitadverbien zu arbeiten. Für den Spannungsbogen habe ich keinen Tipp *snief* .
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Bei Rückblenden etc. ist es ein probates Mittel, das Plusquamperfekt strikt zu meiden und se einfach in der Gegenwart zu schreiben, etwa so, wie es Autoren von Krimis und Thrillern auch machen, wenn sie eine aktuell sehr spannende Passage schreiben.

Man wende einen kleinen Trick an und schreibe z. B.: "Er erinnerte sich noch genau, wie das damals gewesen war ..." und erzählt das damals Geschehene dann konsequent im Präsens. Das ist angenehmer zu lesen, erhöht vielleicht sogar die Spannung (wenn gewünscht) und vermeidet komplizierte und schwer zu lesende Formulierungen.

(Der Antaghar)
Schon klar
das mit dem PQF. Danke das ihr euch die Mühe gemacht habt. Drei Stunden Spaziergang mit dem Hund im Wald, mindestens zwei Stunden Badewanne und das Ergebnis ist: die Szene gehört in die Tonne, ersatzlos. Sie ist grottig und egal, wie ich sie auch schreibe, sie wird immer künstlich und aufgesetzt wirken. Nee, es muss eine bessere Lösung geben. Ich muss sie nur finden. Eine Idee habe ich schon, muss nur sehen, ob es passt.

Danke für eure Hilfe.
****duo Paar
96 Beiträge
Zuviele Verbindungen von Sätzen mit .... und...
Besser wäre ein neuer Satzanfang.
Text wirkt wie umgangssprachlich runterdiktiert.
Bereits der erste Satz ist so verschwurbelt, daß schon hier Lesewiderstand entsteht.
Typische Laienschriftstellerei.
Spanisch: Basura.
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