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Geschichte der O
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Künstler, die man mag, zu einer Geschichte verweben ...

Künstler, die man mag, zu einer Geschichte verweben ...
die meisten Menschen haben wohl "ihre" Künstler, deren Kunst sie lieben, und immer wieder betrachten, hören, lesen...wollen und können.
Mir kam da mal der Gedanke, weil ich da ja auch so meine Lieben habe, daraus eine Geschichte zu machen. Ganz ohne Namen wirkt sie - für mich - etwas surreal, und ich glaube, das es so namenlos schwer ist auf den Künstler zu kommen. Weshalb ich die gleiche Geschichte um die Vornamen ergänzte - erstaunlicherweise wirkte sie allein durch die Namen vollkommen anders.
Nachdem hier nun so viele großartige, kreative Geister sind, dachte ich, vielleicht könnte euch das reizen? Eure Künsler zu offenbaren in einer Geschichte, mit, oder ohne Namen.
Ich stell mal meine Geschichte dazu ein - zuerst jene mit den Namen ( wer die Namen noch nicht wissen möchte, scrollt also etwas weiter) gefolgt von der namenlosen Geschichte.



Ich schreib Worte zurück an den Anfang der Träume, und segle mit dem Wind auf einem Wolkenschiff, das Leonardo malte, lange vor meiner Zeit. 
Ich hol den Anker ein, setz die Segel und sie blähen sich, wie die Nüstern der blauen Pferde, die Franz am Zügel hält „sch... noch nicht“ und er streicht fast zärtlich über die blauen Flanken seiner goldenen Träume. 
Der Kurs liegt hinter den blauen Bergen, vor dem Morgenrot, dort wo der Kuss immer golden ist und Gustav malt goldene Fische, die das Wolkenschiff geleiten, dazwischen eine Frau mit kupferrotem Haar und Alabaster haut. 
Sie taucht durch die Wolken, hinab in das Meer, flaschengrün, indigoblau, ultramarin. 
Ihr rotes Haar bricht die Wellen und leuchtet weit, und flicht ein Band mit der Sonne und Else meint, eines Tages, irgendwann, wird sie darüber schreiben, und sieht die blauen Pferde mit einem Seufzen an.
Das Schiff nimmt Fahrt auf, der Wind bläst hart ins Gesicht, und Wolfgang schließt die Augen und spinnt sich in sein Rauschen ein, und wir versuchen beide gut zu sein.
Nur Rainer hebt ganz langsam einen schwarzen Baum und stellt ihn vor den Himmel...und der Wind pfeift furios darum herum. Für einen Moment schweigen wir alle und ein kleines Herz ist ein kleines bisschen blind.
Es gibt kein erstarren, wir sehen genau hin und aus dem Schwarzen fließt die Nacht und Vincent sieht die Sterne darin und erschafft Bilder die Träume sind. 
Als Vincent Sonnenblumen vom Himmel pflückt, und sanft mit seiner Hand über goldene Ähren streicht, knackt Pjotr eine ganz besondere Nuss, und wir lauschen alle Pjotrs kleiner Melodie, die so groß ist, dass sich darauf segeln lässt - mit einem Wolkenschiff, laufen wir in den Hafen der Erinnerung, und in die Heimat der Sehnsucht ein und finden ein Lachen, das glockenhell klingt. 
Wir waren so grün – hinter den Ohren, sagt eine ganz alte Frau.
Der Glaube so groß, und ein kleiner Junge öffnet seine Arme weit „ von hier bis zum Mond – und noch weiter“
Die Träume waren ein Füllhorn, und ein uralter Mann mit einem weißen Bart, lächelt still vor sich hin und macht sich auf den Weg zu seinem Sternenkreuzer, um den Anker zu heben und die Segel zu setzen. 
Kurz bevor er seinen Sternenkreuzer erreicht, dreht er sich noch einmal um und winkt mir zu „bleib golden“ und ich winke zurück, weil ich weiß, dass ihm ein Traum mehr geblieben ist, als das Leben ihm genommen hat.

Leonardo – da Vinci
Franz – Marc
Gustav – Klimt
Else – Lasker Schüler
Wolfgang – Borchert
Rainer – Maria Rilke
Vincent – van Gogh
Pjotr – Iljitsch Tschaikowski


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Die namenlose Geschichte

Ich schreib Worte zurück an den Anfang der Träume, und segle mit dem Wind auf einem gemalten Wolkenschiff, mit vergilbten Farben, aus einer anderen Zeit. 
Ich hol den Anker ein, setz die Segel und sie blähen sich, wie die Nüstern der blauen Pferde, die einer am Zügel hält „sch... noch nicht“ und jener streicht fast zärtlich über die blauen Flanken seiner goldenen Träume. 
Der Kurs liegt hinter den blauen Bergen, vor dem Morgenrot, dort wo der Kuss immer golden ist, geleiten goldene Fische das Wolkenschiff, dazwischen eine Frau mit kupferrotem Haar und Alabasterhaut. 
Sie taucht durch die Wolken, hinab in das Meer, flaschengrün, indigoblau, ultramarin. 
Ihr rotes Haar bricht die Wellen und leuchtet weit, und flicht ein Band mit der Sonne und eine Frau meint, eines Tages, irgendwann, wird sie darüber schreiben, und sieht die blauen Pferde mit einem Seufzen an.
Das Schiff nimmt Fahrt auf, der Wind bläst hart ins Gesicht, und schließt man die Augen, spinnt man sich in sein Rauschen ein, und versucht gut zu sein.
Nur einen kann es geben, der hebt ganz langsam einen schwarzen Baum und stellt ihn vor den Himmel...und der Wind pfeift furios darum herum. Für einen Moment schweigen wir alle und ein kleines Herz ist ein kleines bisschen blind.
Es gibt kein erstarren, wir sehen genau hin und aus dem Schwarzen fließt die Nacht auf Leinen und der, der die Sterne darin sieht, erschafft Bilder die Träume sind und nur der, der die Sterne sieht, pflückt goldene Blumen und goldene Ähren vom Firmament.
Als eine Nuss knackt, und ihr Kern empfindsam offen liegt, lauschen wir alle einer kleinen Melodie, die so groß ist, dass sich darauf segeln lässt - mit einem Wolkenschiff, laufen wir in den Hafen der Erinnerung, und in die Heimat der Sehnsucht ein und finden ein Lachen, das glockenhell klingt. 
Wir waren so grün – hinter den Ohren, sagt eine ganz alte Frau.
Der Glaube so groß, und ein kleiner Junge öffnet seine Arme weit „ von hier bis zum Mond “
Die Träume waren ein Füllhorn, und ein uralter Mann mit einem weißen Bart, lächelt still vor sich hin und macht sich auf den Weg zu seinem Sternenkreuzer, um den Anker zu heben und die Segel zu setzen. 
Kurz bevor er seinen Sternenkreuzer erreicht, dreht er sich noch einmal um und winkt mir zu „bleib golden“ und ich winke zurück, weil ich weiß, dass ihm ein Traum mehr geblieben ist, als das Leben ihm genommen hat.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Noch bin ich etwas ratlos und weiß nicht so recht, wohin Du uns da wohl entführen willst. Also bleibe ich mal gespannt, warte ab und freue mich auf die nächsten Beiträge. Der Beginn liest sich ja schon mal ziemlich interessant.

Was ich jedoch schon mal anmerken möchte: Es ist aus meiner Sicht immer schade, wenn jemand sehr schön und vor allem auch überaus poetisch schreibt und ich beim Lesen dennoch über Rechtschreibprobleme wie z. B. "das" oder "dass" stolpere und zahlreiche falsche oder fehlende Kommas entdecke. Die Liebe zur Sprache, die ich bei Dir zu spüren glaube, sollte doch - so wie ich das sehe - auch einen sorgfältigen, gepflegten und liebevollen Umgang mit Rechtschreibung, Zeichensetzung etc. beinhalten.

(Der Antaghar)
worin besteht denn deine Ratlosigkeit, Antaghar?
Mitunter hab ich schon das Talent, dass ich zu viel verkuddel, statt klar zu stellen.
Aber ich entkuddel auch gerne...
Tscha und was die Kommas betrifft, da muss ich mich leider als totale Nulpe outen - ich bin diesbezüglich eine einzige Katastrophe, wobei das wahrscheinlich noch ein Euphemismus ist.
**********Engel Frau
25.859 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe momentan auch noch etwas Probleme mit dem Text - muss ihn vielleicht einfach später nochmal in Ruhe lesen. Im ersten Durchlauf war er mir etwas zu anstrengend.
Aber ich versuche es später gerne nochmal. *g*

Und ja ... die Kommas ...

Lächeln musste ich bei diesem lustigen Fehler:

dazwischen eine Frau mit kupferrotem Haar und Alabaster haut.

Wer ist denn dieser Alabaster und wen haut (schlägt) er? *zwinker*
Ha, Alabaster haut - das hat die automatische Rechtschreibprüfung verbockt, so was tät nicht mal ich verzapfen - hab das falsche Knöpfchen gedrückt.
eyes002
******ace Mann
15.986 Beiträge
Gruppen-Mod 
Püüüüh. Was nun?
fragte ich mich mehrfach. Wie sag ich es beziehungsweise schreibe ich, was mir auf der Seele brennt, ohne dass jemand fluchtartig die Gruppe verlässt?

Subsummiert auf ein Wort würde ich sagen: Overdone. Zu dick aufgetragen. Die Sätze wirken wirr, wie im Fiebertraum geschrieben und ich (!) wurde beim Lesen den Eindruck nicht los, als habe die Autorin mit aller Gewalt versucht, verdammt noch mal Poesie und "Wunderbares" zu schreiben. Das ist mit der Zeit extrem anstrengend - und da wäre weniger viel mehr.

Der Text ist übrigens aus meiner Sicht mit oder ohne die "Künstler" gleich schwierig. Das liegt wohl daran, dass ich bei Ortographie und Kommasetzung hängen bleibe. Das reißt mich komplett aus dem Fluss, der ohnehin wegen der Komplexität der Bilder schon schwer zu erreichen ist. Fazit: Ich würde gern eine fertige Version des Textes lesen. Mit strukturierten Sätzen, einem roten Faden und ohne Fehler. Und wenn ich eine Bitte äußern dürfte: Der Text würde sich aus meiner Sicht weniger befremdlich lesen, würdest du mich nicht um zahlreiche "e"s betrügen *rotfl*. "hol", "schieb", "stell", "schreib", "setz"... schreib die Worte einfach aus. *freu*

Tom

PS: Man kann ja durchaus eine Nulpe in Kommasetzung sein. Das waren viele hier, mich eingeschlossen. Aber willst du in dem Zustand bleiben? Also wenn mein Essen nicht schmeckt, kaufe ich mir ein Kochbuch. Oder buche einen VHS-Kurs. Oder frage Mutter. Oder oder oder... *zwinker*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
das hat die automatische Rechtschreibprüfung verbockt

Hat sie das? Die böse automatische Rechtschreibprüfung! Manchmal ist es hilfreich, einen Text vor dem Einstellen nochmal kritisch und prüfend zu lesen. *klugscheisser*

Damit meine ich nicht etwa, irgendwelche Beiträge (da mag es nicht wichtig sein), sondern Geschichten oder Texte, die so "hochtrabend" und geradezu übertrieben "poetisch" daherkommen wollen. Die haben es meist verdient, sorgfältig geschrieben, korrigiert und noch mal aufmerksam gelesen zu werden. Und dann kann die böse automatische Rechtschreibprüfung so etwas nicht mehr anstellen.


und was die Kommas betrifft, da muss ich mich leider als totale Nulpe outen - ich bin diesbezüglich eine einzige Katastrophe

Ja, das gibt es wohl. Aber wieso sich darauf ausruhen und sich selbst für "unfähig" erklären? Auch eine weitgehend korrekte Kommasetzung lässt sich lernen. Es gibt viele wie mich, denen durch eine miserable Zeichensetzung jegliche Lesefreude verloren geht. Und es gibt auch viele, denen die Satzzeichen völlig egal sind.

Mir scheint, die wahre Revolution in unserer Sprache ist es heute, wenn man auf korrekte Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung achtet. Aber vor allem zeugt es von der Liebe zur Sprache, und die sollte jemand, der gerne schreibt, dann doch haben, finde ich. Oder würdest Du Brötchen bei einem Bäcker kaufen, der nicht backen kann? Oder Dich in einen Bus setzen, dessen Fahrer meint, man müsse die Verkehrsregeln nicht kennen?

Was ist denn bloß so schwierig an einer einigermaßen korrekten Kommasetzung? Das interessiert mich schon lange, vielleicht kannst Du mir das ja erklären?

(Der Antaghar)
eyes002
******ace Mann
15.986 Beiträge
Gruppen-Mod 
Überdies
muss ich mir selbst an die Nase fassen. So ganz ohne eine Fehlerquote komme ich nicht aus. Und der (hier stand eben noch "das"; Pfui Teufel) Antaghar hat Recht, neuer Rechner hin, OpenOffice her, ich bin es, der die Fehler "durchlässt". Asche auf mein Haupt. ABER. Und das ist ein großes Aber: Hier in der Gruppe und ich lehne mich nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn ich das schreibe, sind wir alle mit der Zeit immer besser geworden. Lasst uns damit nicht aufhören *g*

Tom
Naja Antaghar wenn ich ein Alabster haut, rein stelle, hab ich es schon selbst verbockt, nur hätte ich eben nie im Leben so etwas aus der Alabasterhaut gemacht...da muss man ja erstmal drauf kommen.

Ich hab keine Ahnung von Kommaregeln - ich setz die rein nach Gefühl und es deucht ich bin da sehr kommatös und ansatzweise kann ich schon nachvollziehen, dass das für jemanden, dem Interpunktion wichtig ist, die Lesefreude mindert, bzw ganz abflachen lässt.
Deswegen kann ich jetzt aber nicht so hoppladihopp zur perfekten Kommasetzerin mutieren, bin ja auch nur ein Mensch, mit einem riesengroßen Kommamakel.
******fly:
Ich hab keine Ahnung von Kommaregeln - ich setz die rein nach Gefühl und es deucht ich bin da sehr kommatös und ansatzweise kann ich schon nachvollziehen, dass das für jemanden, dem Interpunktion wichtig ist, die Lesefreude mindert, bzw ganz abflachen lässt.

ABER:

man KANN ES LERNEN, und,
es ist NIE ZU SPÄT!!!


Ev
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Laut lesen
Mein Tipp ist, den Text laut zu lesen. Dann klappt es mit den meisten Komma und einige Adjektive verschwinden auch wie von selbst, flaschengrünes und indigoblaues Wasser ist zwar bunt, enthält aber ungesunde Substanzen ;-).

Ich bitte meine Kritik als konstruktiv anzunehmen.
aber sehr gerne doch, Kamelienschenke
Zum Wohl. Meine Hand mit Stulpe und Weinglas.
*****hvL Frau
287 Beiträge
Nun ja ...
Nun ja, Kommas kann man tatsächlich lernen, wenns auch mühsam ist. Mir ist es nicht schwergefallen, ich hatte es immer im Gefühl (kam wahrscheinlich durch exzessives Lesen und vor allem Vorlesen), das hat aber nicht jeder. Aber, da bin ich d'accord, wenn man ernstahft schreiben will, sollte man sich da UNBEDINGT reinhängen.

Dis Idee an sich finde ich aber toll - bekannte Personen in eine Story verweben. Drum setze ich jetzt auch einen Text rein zu diesem Thema (hoffentlich mit perfekten Satzzeichen und korrekter Rechtschreibung *nachdenk* ;o). Allerdings liefere ich die Lösung nicht gleich mit, das nähme die Spannung. Teils ist es leicht, teils nicht.

Hier also:

Die Verwerfung

Charlie, sagte er, nenne man ihn, sofern man sein Freund sei. Wirkliche Freunde habe er wenige, in Deutschland fast keine. Der beste sei ein Indianer, ein anderer Beduine. Zwei Engländer, beide von Adel, gehörten auch dazu, das sei es dann. Alles andere? Reisebekanntschaften, davon aber jede Menge.
„Welche Zeit haben wir denn?“, fragte er unvermittelt.
Wir saßen auf einem Bänkchen an Waldrand, ‚meinem’ Bänkchen wohlgemerkt. Er hatte sich ungefragt zu mir gesetzt, dabei machte der Herr einen gebildeten, distinguierten Eindruck. Aber ich bin nicht wirklich empfindlich, und der Mann begann mich zu interessieren
Ich schaute auf die Uhr.
„Vierzehn Uhr dreißig“, antwortete ich hilfsbereit.
Er schickte einen schnellen Blick zum Himmel, musterte kurz die Länge des Schattens, den die Eiche hinter uns warf und antwortete amüsiert:
„Das sehe ich ohne Uhr. Ich meinte …“, er musterte mich prüfend, „… nun … welches Jahr haben wir …hier, bei Ihnen?“
Jahr!??
Ich rückte vorsichtshalber etwas von ihm ab.
„Wieso? Wissen Sie denn nicht ...?“ Er unterbrach mich:
„Nein, nicht wirklich. Ich habe mich – sozusagen – verlaufen, verstehen Sie. Beschämend für jemanden wie mich, der gewohnt ist, in jeder Gegend den Weg zu finden. Aber … nun ja … Raum und Zeit sind zwar Geschwister, aber sie wohnen nicht im selben Haus.“
Der Mensch gab mir immer mehr Rätsel auf.
„Sie sind Sachse, nicht?“, startete ich den Versuch, meinen Banknachbarn auszuhorchen, der langsam begann, mir merkwürdig bekannt vorzukommen. Er musterte mich amüsiert.
„Das zu erkennen war wohl nicht schwer. Ein Sachse kann seine Herkunft schlecht verleugnen, egal welchen Idioms er sich bedient. Ich spreche viele Sprachen, aber sächseln tue ich in jeder“, er zwinkerte mir zu, „außerdem … doch halt, haben Sie das gehört?“
Er wandte sich um und spähte aufmerksam über die Banklehne zum Wald hinüber. Ein erleichtertes Lächeln erhellte sein sympathisches Gesicht.
„Ei verbibbsch“, murmelte er, „so nahe ist der Pfad.“
Er erhob sich und verneigte sich leicht vor mir
„Danke, mein Herr, es war schön, Sie kennengelernt zu haben. Sie sind nicht zufällig Schriftsteller?“
Erstaunt hob ich die Brauen.
„Doch! Ich schreibe Kriminalromane. Mordgeschichten und dergleichen.“
„Aha! Nun, das kann natürlich unangenehm werden. Aber zu ändern ist es ja nicht mehr. Sie müssen sich dann eben wappnen, so wie ich.“ Zu meinem Schrecken zog er einen altertümlichen Colt aus der Jackentasche, spannte den Hahn und wandte sich dem Wald zu.
„Wir sehen uns wieder, das nächste Mal – drüben, Herr Kollege, leben Sie wohl bis dahin“, rief er mir noch über die Schulter zu, dann tauchte er ins grüne Dunkel des Waldes ein, lautlos schleichend, als wäre er selbst ein Teil der Natur. Noch einmal erklang der merkwürdige Ruf aus dem Wald, den ich diesmal endlich verstand.
Und jetzt wusste ich auch, wer der Mann war.
„Ich komme“, hörte ich ihn noch in der Ferne antworten, dann war es still.
„Das muss ich geträumt haben“ murmelte ich, als ich mich umwandte, und dann erschrak ich bis ins Mark.
Vor mir stand ein Mann, dessen Gesicht mir fast ebenso vertraut war wie mein eigenes, so vertraut wie wohl jedem Deutschen, sofern er literarisch gebildet ist.
Ein junges, scheues Mädchen in einem züchtigen langen Kleid klammerte sich an seiner Hand fest und schaute mich ängstlich an. Ihre langen Flechten reichten fast bis zur Erde. Er verneigte sich grüßend, und sein unüberhörbares ‚Frankfroderisch’ bestätigte nur, was das Auge unzweifelhaft wahrnahm, wenngleich mein Verstand sich weigerte, das Offensichtliche zu akzeptieren.
„Verzeihe der Herr, wir haben uns verlaufen, die Zeitlinie verloren, gewissermaßen. Eine kleine Verwerfung wohl an dieser Stelle. Jedoch, es eilt, denn bald beginnt die Feier. Wo, bitte, ist der Pfad?“
„Pfad? Feier?“ Ich brachte schon diese beiden Worte kaum ohne Krächzen hervor. Ein feierliches Nicken.
„Gewiss! Einmal in hundert Jahren! Es ist ein großer Tag. Wie anders könnte unsereins all die Geschöpfe treffen, die er schuf?“
Ich riss die Augen auf.
„Aber“, stotterte ich, „Sie sind doch schon lange tot.“
„Zeit gehorcht ganz anderen Gesetzen als der Raum. Befragt die grüne Schlange, die deutet Euch mein Wort.“
Sein Kopf ruckte herum, und er fixierte scharf den Waldrand, hinter welchem jetzt ein geschäftiges Huschen und Wispern hörbar wurde, ohne dass ich jedoch erkennen konnte, woher genau es kam. Erleichtert neigte sich der Mann seiner Begleiterin zu.
„Dort drüben, meine Liebe, es ist ja gar nicht weit.“ Eine erneute Verbeugung in meine Richtung:
„Gehabt euch wohl, mein Herr.“ Damit wandten sich die beiden ab.
„Komm, Liebchen, meine Kleine“, klang es noch vom Waldrand herüber, „der Doktor wartet dein. Und meiner harrt der größte Freund, der mir im Leben wurde: mein Friedrich.“
Wie gelähmt starrte ich auf die Stelle, an der die zwei verschwunden waren, und ich würde wohl heute noch dort sitzen, hätte mich nicht ein anderes Ereignis nun vollends verstört.
Für einen Augenblick schob sich ein wahrhaft fürchterliches Gesicht durch die Blätter und blickte suchend umher. Das gab mir die Bewegung meiner Glieder wieder, und ich duckte mich geistesgegenwärtig hinter der Lehne der Bank nieder. Das Monster war riesig, wie eine Mischung zwischen Frankenstein und King Kong. Zum Glück zog das Wesen den Kopf zurück und verschwand raschelnd in die Richtung, in welcher dieser ominöse Pfad liegen musste.
„Ist er weg?“, wisperte es unter meiner Bank hervor. Ich sprang erschrocken empor, machte ein paar Schritte rückwärts und linste vorsichtig unter die Bank. Ein älterer Herr kauerte bleich wie der Tod dort unten und zitterte wie Espenlaub.
„Ist er weg?“, wiederholte er flehend.
„Ja … ja, sicher, Sie können hervorkommen.“
Der Herr erhob sich und sank erschöpft auf der Bank zusammen.
„Ach Gott, ach Gott, was hab ich nur getan. Wie konnte ich aber auch wissen …“ Er schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte hemmungslos. Ich setzte mich leise neben ihn.
„Was ist denn Ihr Problem, mein Herr?“, versuchte ich zu helfen, „es lässt sich doch sicher eine Lösung finden.“
Die Hände sanken herab und ein trostloser Blick traf mich.
„Nein, mein Freund, nein. Dafür gibt es keine Lösung. Wir entkommen unseren Schöpfungen nicht. Alle hundert Jahre ist das große Treffen. Sie glauben ja nicht, was sich da für Szenen abspielen. Und drücken kann man sich nicht. Es herrscht Anwesenheitspflicht. Ja, Hedwig, die Schmalztante, mit ihren Liebesschnulzen, die hat es gut. Aber ich …“, er schüttelte den Kopf. „Dabei war ich so stolz, als ich das Ungeheuer schuf, damals, in Erinnerung an meine Zeit in Prag. Und jetzt? Aber wie hätte ich wissen können …“ Er stand auf und wandte sich dem Wald zu.
„Nun ja“, seufzte er „es hilft ja nichts. Ich danke Ihnen, mein Herr, für Ihre Geduld. Ich wünschte, ich hätte nie anders geschrieben als für den Lieben Augustin und den Simplizissimus, dann bliebe mir das jetzt erspart. Obwohl …“
„Moment“, unterbrach ich ihn und schnellte empor, „jetzt weiß ich, wer Sie sind. Sie sind …“
Nun unterbrach er mich: „Geschenkt, geschenkt, es ist nicht von Belang. Sie schreiben auch, wie ich vermute?“
Ich nickte.
“Und was, wenn ich fragen darf?“
„Mordgeschichten.“
Erschrocken fuhr er zurück.
„Mein Gott, wie furchtbar. Kehren Sie um, mein Freund, kehren Sie um. Auch Sie entkommen nicht. Wir sehen uns in hundert Jahren dann. Überlegen Sie fürderhin gut, was Sie schreiben, ich kann Sie nicht eindringlich genug warnen. Liebesschnulzen sind nicht gar so schlecht. Ich hätte sie auch geschrieben, hätte ich damals schon geahnt …“ Den Rest des Satzes verschluckte der Wald.
Benommen schaute ich dem Geängstigten hinterher, dann sank ich langsam auf die Bank zurück. Die Haare standen mir zu Berge.
Ich hatte keine Fragen mehr.
****en Frau
18.649 Beiträge
Großartig.

Der mittlere ist, glaube ich, Goethe. Wegen der Schlange.
Und Prag - ein Golem?
Zum Wohl. Meine Hand mit Stulpe und Weinglas.
*****hvL Frau
287 Beiträge
Bis jetzt ...
Bis jetzt erstmal ... jawohl. *ja* Das ging ja schnell.
****en Frau
18.649 Beiträge
Gustav Meyrink? Also, der Dritte.
****en Frau
18.649 Beiträge
Und der erste ist Karl May.
Zum Wohl. Meine Hand mit Stulpe und Weinglas.
*****hvL Frau
287 Beiträge
Daumen hoch ...
... sowohl als auch.
Es gibt aber nicht nur die Personen an sich, sondern auch noch welche, von denen nur die Rede ist.

Übrigens ergänzend noch: Nicht EIN Golem, sondern DER Golem.
****en Frau
18.649 Beiträge
Vermutlich hatte Goethe Gretchen an der Hand.
Der Beduine war vielleicht der Ölscheich.
Oder nein, besser: Es ist Hadschi Halef Omar ben Hadschi Abul Abbas ibn Hadschi Dawuud al Gossarah. (Auswendig aufgeschrieben, Schreibweise nicht ganz klar... ;-))

Der Indianer ist Winneone bis Winnetwo. Hihi.

Und die zwei adligen Engländer: Sir David Lindsay und *nixweiss*.
Hedwig ...
Hedwig Courths-Mahler

Hedwig, die Schmalztante, mit ihren Liebesschnulzen, die hat es gut.

Zum Wohl. Meine Hand mit Stulpe und Weinglas.
*****hvL Frau
287 Beiträge
uiui
@****en: ... und "Emery Bothwell" und auch alles andere ... bingo
@**********kus69: Jawoll, genau die.

Jetzt seid ihr fast durch.
Zum Wohl. Meine Hand mit Stulpe und Weinglas.
*****hvL Frau
287 Beiträge
... und noch
Na, ich lös mal vollends auf:

Das ICH ist: Jeder Schriftsteller
Charlie ist Karl May
Der Rufer ist Hadschi Halef Omar Ben usw. oder Winnetou oder wer auch immer.
Erwähnt werden noch Sir David Lindsay und Emery Bothwell
Der Besucher mit dem bekannten Gesicht ist Goethe
Das junge Mädchen ist Gretchen aus dem Faust
Die grüne Schlange kommt in Goethes Märchen vor
Goethe erwähnt den Doktor -> Faust und seinen größten Freund Friedrich -> Schiller
Das fürchterliche Monster ist der Golem
Der ängstliche Typ unter der Bank ist Gustav Meyrinck
Meyrinck erwähnt die Schnulzendichterin Hedwig Courths-Mahler


Sodele, das sind sie.
Ihr seid richtg gut.
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
Und du erst, LilithvL! *blume*
Wunderschöne Rätselgeschichte! *top*

Ich hätte allerdings nicht mal die Hälfte der Schriftsteller und ihren Protas erraten... *tuete*
*hutab*, Coleen!
Zum Wohl. Meine Hand mit Stulpe und Weinglas.
*****hvL Frau
287 Beiträge
So what ...
Man kann ja nur auf alle kommen, wenn man sie kennt.
Meyrinck ist schon speziell, und Courths-Maler kennt man eigentlich nur, wenn man schon etwas älter ist, es sei denn, man ist Fan von sowas. Das ist dann alterslos.

Aber echt, ihr seid gut. Mir macht sowas auch Spaß, total.
Hedwig ...
habe ich als 15jährige verschlungen, genau so wie Karl May oder noch anderen Goldgräbergeschichten ...
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