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Mansharing
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Geschichtenspiel Teil 44

„Du Affenarsch !“
Erschrocken blickte der so Angesprochene sich um. Es war zum Glück niemand in der Nähe den er kannte, oder doch?
Zwei Tische weiter sah er verschwommen ein Augenpaar, das ihn belustigt beobachtete.
Panik machte sich bei ihm bemerkbar, und er überlegte krampfhaft, wie er sich aus dieser Situation verabschieden konnte. Ihm war klar, dass er sich ungeschickt benommen hatte, aber ihn gleich so zu titulieren? Das stand in keinem Verhältnis, das ging zu weit. Er musste hier weg.

Und mit einem eleganten Sprung über den hölzernen Zaun lief er so schnell er konnte nachhause.
Zurück blieb eine vor Staunen stumme und rotangelaufene Frau. In ihrer Hand nun das leere Halsband ihres Hundes.

© Ev
*******day Frau
14.275 Beiträge
Ich fass es nicht *schock*

Damaris wird blutrünstig, Bruderherz pazifistisch und Ev liebt Doggystlye...

Sylvie *umfall*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Nun- wenn es denn ohnehin wider alle Gewohnheit geht, dann nötige ich euch eine weitere meiner Absonderlichkeiten zu:
1.) Sprung
2.) elegant
3.) verschwommen
4.) Panik
5.) stumm
6.) ungeschickt
7.) rot
8.) hölzern

Spätschicht

„Und sie wollen mir jetzt ernsthaft erzählen, sie wurden von einer Strickliesel vergewaltigt?“
Major Gründel stützte sein Gesicht auf die Hände und atmete durch. Die Stirnfalten wurde er in diesen Tagen als Wachhabender ohnehin nicht mehr los. Seit der Laufbahnreform und der Versetzung in den Innendienst musste er sich so ziemlich jeden Mist anhören. Der von leichter Panik durchsetzte Gesichtsausdruck seines Gegenübers entspannte sich ein wenig.
„Ich weiß. Und es ist mir auch unangenehm, sie damit zu behelligen.“
Mann, Mitte vierzig. Elegant gekleidet und offensichtlich von höherer gesellschaftlicher Stellung. Stilsicher, wenn auch angesichts seines doch etwas unüblichen Bekenntnisses ein wenig hölzern. Erst einmal den Kerl beruhigen, dachte sich Gründel.
„Mein Job bringt es mit sich zu erkennen, dass es Schrecken auch in verschiedenen Portionsgrößen gibt. Nicht so wie das aufgeregte Zusammenzucken in den Kindertagen.“
Ohne eine Regung im erstarrten Körper seines Gegenübers vernehmen zu können, verspürte Gründel ein leichtes Aufatmen im Maßanzug.
Gründel wandte sich stumm dem Aufnahmebericht des Unterpräfekten zu, welcher ihm über das holografische Display übermittelt wurde. Ungeschickt wischte er eine Gurkenscheibe vom Bildschirmrand und versuchte, das verschwommene Bild von den klebrigen Hinterlassenschaften seiner hektischen Zwischenmahlzeiten zu säubern.
„Sehen sie mir nach, dass ich mir zunächst ein Bild von der Gesamtsituation verschaffen muss.“
„Das ist mir durchaus klar“, lächelte sein Gegenüber. “Wir haben immerhin diesen Verfahrensablauf entwickelt“.
Gründel konzentrierte sich wieder auf das Projektionsinterface und musste aufstoßen. Seit der Schließung der Kantine wegen nebulöser Unregelmäßigkeiten ernährte er sich den ganzen Tag nur von eingelegten Gurken. Was für eine Sauerei.
Das Projektionsinterface wies sein Gegenüber in der Basisauskunft als gut reputierten Mitbürger aus. Geordnete Sozialisation. Förderschule, Studium mit anschließender Beförderung in den Staatsdienst. Stellvertretender Geschäftsführer des Instituts für homologische Gewissensfragen. Letzterer Eintrag rot unterlegt. Also war etwas Vorsicht geboten, wusste Gründel doch nur zu gut, dass diese Einrichtung direkt der Fachaufsicht des Innenministeriums unterstellt war. Außer zwei Ausflügen zum Weltraumbahnhof Baikonur fiel Gründel bei Abgleich der Personenstammdaten nichts ins Auge, was seinen kriminalistischen Instinkt aufhorchen ließ.
„Was führt sie nun zu mir? Wenn ich das so recht beurteile, wäre dieser Sachverhalt doch wohl eher etwas für den psychologischen Dienst. Ist das bei ihrer Stellung nicht ohnehin obligatorisch?“
„Nun. Selbstverständlich war ich bei einer Exploration. Ist ja ungeachtet dieses Vorfalles ohnehin Vorschrift. Die Ergebnisse sprachen für sich. Von dort hat man mich dann direkt zu Ihnen geschickt!“
Über den Rand seiner Brille schielend musterte Gründel sein Gegenüber. Der hatte bestimmt seinen eigenen Garten. Derzeit war es ganz groß in Mode, sich übergroße Stofftiere in den Vorgarten zu stellen, sofern es die credits zuließen. Davon hatte sein Gegenüber bestimmt ein Dutzend im Garten stehen. Seine Frau lag ihm schon seit Wochen in den Ohren, zumindest ein Einhorn für die häusliche Balkonnische anzuschaffen. Und so rieb sich Gründel auf in Überstunden. Mit Verdächtigen, die dann auf seinen Schreibtisch sprangen und undefinierbare Kehllaute absonderten. Letzte Woche erst ein stundenlanges Verhör eines Anhängers dieser Sekte, die ihr Ziel eines monogamen Lebens durch einen Ehebund besiegeln wollten. Seit der Strafrechtsreform im vorletzten Jahr zwar kein Verbrechen mehr, aber immerhin eine Ordnungswidrigkeit. Und wer wusste schon, wohin das noch führen sollte.
Gründel richtete sich langsam in seine Mitwisserschaft ein. Seit der Weltmeisterschaft im antiautoritären Topfschlagen häuften sich diese Vorfälle. Gründel nahm es seinerzeit auch eher beiläufig zur Kenntnis, als die vom Innenministerium zur Verfügung gestellten Zimmerpflanzen Wollmäuse ansetzten und die Luft mit einem zunehmend unangenehmen Duft verpesteten. Ganz abgesehen von diesem Weihnachtsbaum, der im letzten Dezember bereits nach zwei Wochen Rost ansetzte. Was war das für ein Theater zuhause…
Das Klingeln des Telefons unterbrach den Gedankengang. Statusmeldung von der Präfektur. Verstärkung wurde angefordert. Ein pakistanischer Rosenverkäufer zerkleinerte gerade die Einrichtung der Wachstube. Also Zeit für den „Krisenstab“. Gründel raffte eilig den länglichen Elektroschocker aus der rechten Schublade seines Schreibtisches, welcher für solche Fälle immer die Indikation der Wahl schien.
„Eine weitere Pflicht ruft. Sie warten hier!“
Beim Sprung durch die Sicherheitsschleuse seines Büros streifte sein Blick nochmals den leeren Gesichtsausdruck seines Gegenübers, welcher auf ein geöffnetes Gurkenglas stierte. Schon alles passiert, dachte sich Gründel...
(…)
Me 2
*********ld63 Frau
8.555 Beiträge
Einar_vonPhylen: *haumichwech* *bravo*

Ich weiß nicht genau, ob diese Geschichte kafkaesk ist oder ob sie mich eher an die groteske Eigenwilligkeit von Haruki erinnert... ist auch nicht wichtig. *zwinker* Großartige Unterhaltung!! *top*
******s23 Frau
12.725 Beiträge
Seine Frau lag ihm schon seit Wochen in den Ohren, zumindest ein Einhorn für die häusliche Balkonnische anzuschaffen

Wie ... es gibt kein Einhorn dort ? *schock* Nicht zu fassen ... *lach*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"Comeback im Ruhrpott"
Nach langen Monaten, stumm , aber angefüllt mit der Erinnerung an meine Geschichten "Mitten im Pott" und "Pott-Romantik" kehre ich mit den heutigen Zeilen zurück zu einer Region und einer Person die mein reges Interesse erweckt hat!

Klaus Wuttke, der dynamische Mittvierziger, Lorbaß und Lebemann. Eigentümer der stolzen Pott Kneipe "zur Esse" und charmanter Inhaber und Dirigent des daran angrenzenden Anbaus, in dessen plüschmöblierten Räumen leichte Mädchen, elegant und verführerisch zu gewissen Dienstleistungen bereitstehen.


Klaus Wuttke steht auf dem Sprung . Der Wandel des Ruhrgebietes von der Kohlehochburg zu neuen Strukturen geht auch an ihm nicht spurlos vorüber. Die ehemals etwas schmuddelig wirkende "Esse" hat sich piekfein gemacht. Von der Kumpel Kneipe zum Eventlokal.

Im Gelsenkirchener Ordnungsamt weht ein frischer Wind. Ein neuer Amtsleiter, der sich karrieregeil auf einem Sprungbrett wähnt und sirenenhaft neue und härtere Kontrollen propagiert. Vorbei sind verschwommene Winkelzüge, unklare, lasche Prüfungen und versteckte Geldgeschäfte. Bei dem ein oder anderen Kneipier breitet sich heftige Panik aus, ob dieser vollmundigen Ankündigungen.
Nicht bei Klaus Wuttke allerdings. Dank bester Beziehungen weiß er seinen Laden sauber und alle seine Angestellten haben wundersamerweise gültige Papiere.
Gelassen an seiner Zigarette ziehend, beobachtet Klaus das perlende Rot , welches in seinem Cocktailglas sinnverführend schimmert. Sein Blick schweift zufrieden durch die frisch renovierte "Esse". Der hölzerne Tresen glänzt in edler Eiche, blitzblank leuchtet dahinter die sehenswerte Batterie der Flaschen und der teuren Gläser. Das ganze Lokal erstrahlt in frischen Farben. Karmesinrot wechselt sich mit hellen Holztönen ab, edle Stoffe zieren blankgeputzte Fenster. Das Mobiliar präsentiert sich ansprechend im kieferfarbigen Landhausstil und der besagte Anbau nebenan hat fast jeden Hauch von Anrüchigkeit verloren. Aus Nutten wurden sinnliche Escort Damen.
Ungeschicktbezeichnet Klaus Wuttke das aufgeblasene Verhalten des neuen Amtsleiters und lächelt versonnen in den großen Barspiegel. Er, Wuttke, wird weiter seine Geschäfte machen und sich, trotz Niedergang der Bergmannskultur, hier eine goldene Nase verdienen. In Gedanken sieht der gewitzte Geschäftsmann die Scharen der Menschen die sich mit der Neugestaltung stillgelegter Zechen, der Sanierung toter Industriegelände, der Erschaffung von Technik Museen und der Begrünung der Brachlandschaften befassen. Und sie alle sieht er in seiner "Esse" einkehren, mit etlichen überflüssigen Scheinen in den Geldbörsen. Wuttkes Plan steht, die Felder sind bestellt. Nun kann die ersehnte Ernte eingefahren werden.
"Glückauf, alter Junge", prostet Klaus sich selber zu und das Klirren der Eiswürfel erinnert an klingende Münzen!

Kamasutra 13.06.2018
*******ens Frau
1.893 Beiträge
23 Grad und weiter
Vadim und Jukito. Jukito und Vadim. Stumm blickte ich von Einem zum Anderen und wieder zurück.
Versuche mir die Namen einzuprägen. Vadim Glowna und Jukito? Ne, der heißt doch Jukio? Oder doch Jukito?
Und was macht ein Russe, groß wie ein Bär, in einer Bar in Portugal, in einem japanischen Hotel?
Mit Flamingos im Seerosenteich und kopulierenden Wallabees im Garten.
Elegant geht anders, fand ich, als ich an die wippenden Körper dachte, ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.

'Ein russischer Bär in der Bar', kicherte ich in mich rein. Was mich zu meiner nächsten Erinnerungswelle brachte.
Mütterchen Russland und Väterchen Frost. Die Hexe Baba Jaga, die ich sooo liebte und Sto Gramm im Gläsern zum Frühstück. Babuschkas auf kleinen hölzernen Hockern sitzend, die bunt angemalte Puppen verkauften und in deren Bauch sich immer wieder eine neue Puppe versteckte. Matrjoschkas genannt.
Feinstes Konfekt in Pralinenart, Pelmeni und große weiße Schleifen in den Zöpfen der Mädchen und Jungs, so stark wie …. ja, wie Vadim? Verschwommen tauchte ein Name in mir auf. Nein!, ich schüttelte mich.

„Da!“, stellte mir Vadim unaufgefordert das 2. Glas hin.
„Danke!“ nuschelte ich und kippte den Drink wie Wasser herunter.
„Noch Einen!“ das leere Glas landete hart auf dem Holz.
Abrupt drehte ich mich meinem Gastgeber zu, dem ich durch die Drehung seinen Drink auf seinen Oberkörper kippte. Er versuchte noch sich mit einem eleganten Sprung zur Seite vor dem klebrigen Zeugs zu retten. Vergeblich.
'Wie peinlich!', stöhnte ich, während das Rot meines Kopfes in diesem Moment mit dem Rot meiner Bluse wetteiferte. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er so dicht hinter mir stand!

Und gerade in diesem Moment fiel mir der Name ein! Jukio Mishima, ein Japaner, der sich durch Harakiri das Leben nahm.

„Shit!“ rief ich laut, und tupfte mit eilig aus dem Ständer gerissenen Servietten auf seiner Kleidung rum.
'Hmmm, cooler Sixpack.', sinnierte ich solange, bis mir siedend heiß einfiel, dass man Japaner nicht unaufgefordert anfasst.

Shit, shit, shit. Panik kroch wie der Wodka durch meine Gedärme und in meinen Kopf. Die Servietten rieselten wie Schnee auf den Boden.
Was habe ich jetzt bloß wieder angestellt? Meine Augen blickten angsterfüllt in die Schlitze von Jukios Augen. Aber warum stand er auch so dicht hinter mir?
eyes002
******ace Mann
15.987 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sorry.....
ich muss von vorn anfangen zu lesen....
sich übergroße Stofftiere in den Vorgarten zu stellen
die Vorstellung von Gartenzwerg 4.0 ist einfach zu köstlich *haumichwech*

Tom
*****e_M Frau
8.538 Beiträge
Komplimente an alle 8-Wörter-Schreiber..... *bravo*

Mir wollte nichts Gescheites einfallen diesmal.
Es reichte gerade nur zum Verdichten von Erlebtem, aber im Urlaub ist das ja auch erlaubt *lach*
*******day Frau
14.275 Beiträge
Kinnerz...
Ihr macht mich färddisch. Ährlich...

Sylvie *sternchen*
eyes002
******ace Mann
15.987 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das Freibad
Das Freibad.

Hort der Unmöglichkeiten. Beginnend bei den hölzernen, rot lackierten Planken, von denen sich die Badegäste mal mit elegantem, mal mit ungeschicktem Sprung in stille, tiefe Wasser stürzen über ältliche, stumme Damen mit Gummiblümchen auf ihren über die Ohren gezogenen Badekappen, deren Badeanzüge Löcher im Kniebereich aufweisen bis hin zu panikerfüllten Bademeistern, deren amphetamisierte Muskelberge aus Eiweißdrinks und unauffälligen Spritzen nur noch einen verschwommenen Blick zulassen. Das übliche Freibadleben eben.
Verchlortes Wasser, Umkleidekabinen mit unplanmäßigen Gucklöchern, seifenglatte Fliesen und ein Babyplanschbecken mit dem Odeur eines 1984er Chateau de Trottoir. Dazu schlechtgelaunte Kassiererinnen, fettige Fritten, Bockwürstchen aus alten Maultaschen und ein Kiosk, der den Kindern Leckmuscheln und Ketten aus Süßzeugs verkauft. Ja, das hilft. Fett schwimmt oben und damit ist reiner Zucker quasi eine lebenserhaltende Maßnahme.
Und doch ist es malerisch. Das Freibad in Lingen, direkt neben dem Dortmund-Ems-Kanal. Manchmal hört man das tieffrequente Tuckern schwerer Dieselmaschinen, manchmal das Röhren eines Sportflugzeuges aber grundsätzlich und immer das quieken der Kinder, das juchzen und jauchzen, das Lachen und die grundsätzlich ausgelassene Laune. Letztere machen alle Unbilden und seltsamen Dinge wieder wett. Das Leben in einem Freibad im Hochsommer ist ein eigenes Biotop. Eine Welt für sich und Brutstätte aller Verschwörungstheorien und Dummgequatsche. Auf dem saftigen Grün hat sich, direkt neben dem Sprungturm, eine Kleinfamilie positioniert und sucht den besten Platz. Mann, Frau, Kind. Auf den ersten Blick unauffällig-typisch. Bulliger Mann mit seltsamer Frisur, magersüchtige, missgelaunte Frau, offensichtlich mehrfach gehupt worden, auch im Gesicht. Der 12jährige Bengel sieht aus wie sein vermeintlicher Vater, nur ohne den Biberskalp auf dem Kopf.
„There!“, krächzt der blonde Biber-zu-Ende-Träger und will die Schwanzflosse (immer die rechte Hand; auch bei linkshändigen Prostitätowierten) seiner Gattin schnappen, diese jedoch patscht seine fettige Klaue wie immer weg.
„Kit Chuta!“, ahmt sie einen Alien aus „Star Wars“ nach. Star Wars ist ab FSK 12, was auf den geistigen Horizont der Familie hinweist. Das intelligenteste, was die Familie zu bieten hat, ist der Bordcomputer des Cadillac vor dem Freibad. Unmöglicherweise ist Donalds Wunschplatz aber schon belegt. Ein asiatisch aussehender, dicklicher Mensch mir unbestimmbarem Alter, der verzweifelt versucht, ein Flutschi (ein Eis, das aussieht wie eine Rakete), auszupacken. Irgendwo zwischen 20 und 40 wird das Alter sein und das ist für Donald kein Grund, Alternativen zu suchen. Oder sich zu benehmen.
„Hey, little Rocket-Man, get off!“, poltert er los, legt seinen Kopf in eine stiernackenhaltige Position, sieht aber mit seinem tuntigen Mündchen und seinen Händen wie ein Eichhörnchen einfach nur blamabel aus.
„Tu ning man, quai dan sei lang quai lööh!“, antwortet der Asiate und befummelt weiter sein Raketeneis.
Der Bademeister mischt sich ein. „Towaritsch!“, sagt er respektvoll und weist mit seinem Arm auf einen freien Platz daneben. Plötzlich taucht ein hagerer mit Unterernährung versehener Mann mit Olivenhaut auf. „Abalabalabalaba“ kaudert er und keiner versteht ein Wort.
Sein Dolmetscher übersetzt: „Der ist Kurde, vernichtet ihn!“
„Just a Moment, give me a motherfuckin´ break“, poltert Donald, zückt sein Cellphone und twittert erst einmal die neueste Blamage.
Durch das Tohuwabohu wird ein weiterer Typ aufmerksam, der ebenfalls gerade einen guten Platz sucht, um dem Treiben auf dem 10-m Turm optimal zu huldigen. „Ützgü hüllegü Hühnerbrüh?“ sagt er in sonorem Ton, der auf eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, gepaart mit Übermut bis Größenwahn schließen lässt. Der arme Asiate weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Alles um ihn herum schwadroniert und er bekommt seine Rakete nicht aus der Verpackung. Ein Jammer…. Aber Hilfe ist unterwegs. Ein Hüne von mindestens einem Meter vierundachtzig stakst unbeholfen und hölzern mit einem schäbigen Lächeln im Gesicht herbei und öffnet den Sprungturm. „O-zapft is!“ murmelt er.
„Me, me, America first!“ ruft der mit dem toten Tier auf dem Kopf und drängelt sich als erster zum Sprungturm. Siegesgewiss und voller Selbstüberschätzung kraxelt er bis ganz nach oben.
„Donald, Donald, Donald!“, rufen unten alle im Chor. Donald sonnt sich in den bewundernden Rufen. Und er freut sich sehr, sehen diese kleinen, ameisengleichen Typen da unten irgendwie alle wie Maden aus, die man von hier oben sauber zerdrücken könnte. Der Olivenhäutige, der bayrische Silberrücken mit seinen schwulen Schatten, der russische Bademeister, der vor Kraft kaum laufen kann, der asiatische Knallfrosch, der syrische Depp… all diese Typen da unten könnten ihm, dem heiligen Donald niemals das Wasser reichen. Und so nimmt Donald Maß. Sechs schnelle Schritte. Abfedern, sich elfengleich vom Brett lösen, aus der Steigphase elegant in die Flugphase übergehen, die Arme strecken, Augen schließen, Kopf voraus….
Und wenn dort Wasser wäre, eintauchen. Die Typen, die er eben noch herablassend bestaunt hatte, konnten ihm nicht das Wasser reichen. Und genau das haben sie getan. Es war kein Wasser im Becken. Wäre Donald nicht so sehr mit sich und seinen „Freunden“ beschäftigt, hätte er das sehen können. „Bez tebja pisdez“, sagt der Bademeister ein wenig traurig und zitiert Beata herbei, die polnische Putzkraft, die die Sauerei wegmachen soll. Donalds Frau scheint wenig überrascht, neigt ihr Haupt, aber nicht zu sehr, sonst schwimmt das Botox einseitig auf, schnappt sich die Hand des Kindes und geht schweigend. Aufmerksame Beobachter hätten gesehen, dass ihr Hüftschwung weniger dezent, ihre Haltung aufrechter und ihre Laune weit besser war, als noch vor wenigen Augenblicken. Ja, insgesamt gesehen, schien die Sonne heller zu scheinen. Ein schöner Tag im Freibad.

(c)14-6-2018 by TRB
*****e_M Frau
8.538 Beiträge
Grossartig, die passende Ergänzung oder Weiterführung von Jelineks „Am Königsweg“. Dein Text auf der Bühne.... hach! Monatelang ausgebuchte Bühnen vermute ich als Folge....
Me 2
*********ld63 Frau
8.555 Beiträge
Inoffizielles Gipfeltreffen im Lingener Freibad mit happy end: *haumichwech*, Ghostface!! Polit-Kabarett at its best! *spitze*

*zugabe*
*******day Frau
14.275 Beiträge
Bruderherz ist doch kein Pazifist *puh*
mein Weltbild stimmt wieder *ja*

Sylvie *rotfl*
**********henke Mann
9.667 Beiträge
@Ghostface
Bis zum dritten Absatz dachte ich wirklich an eine Alltagsminiatur aus Deinem Lieblingsfreibad *haumichwech*. Das ist großes Kino!!!
*********ynter Frau
9.812 Beiträge
Schnappatmung
*bravo* *haumichwech*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
In Lingen mag´s gelingen...
*hutab*
Nach den Herdgeschichten nun ein Exzerpt zu den Badevergnügungen eines Großmeisters und einmal mehr die Erkenntnis, dass auch eine geübte Feder über eine scharfe Schneide verfügen kann...
Sprung
"Magst Du noch auf einen Sprung mit reinkommen?" Sie lächelte schüchtern.

Das Tier in mir grinste frech, blieb zum Glück stumm, aber dachte: "Wenns ein Bettensprung werden soll - dich bespränge ich gerne!"
Der Pastor wurde rot, wand sich und rieb sich ungeschickt die feuchten Hände an der Soutane ab.
"Wenn ich lebend wieder rauskomme?" flachste ich und wies den Pastor an, das Tier schon mal zu satteln.

Als sie dann eine Viertel Stunde später aus der Küche kam, mit einem eleganten Sprung über die Sofalehne sprang und mir mit einem auffordernden Lächeln auf den Pelz rückte, wurde es dem Tier seltsam mulmig und der arme Pfarrer bekam abermals feuchte Hände. In seiner Panik wurde der wilde Hengst augenblicklich zum hölzernen trojanischen Pferd. Zu meinem Glück öffnete sich eine Klappe und wilde Krieger stürmen die Burg. Mit heißen Küssen wurden sie vom Burgfräulein begrüßt.

An den Rest der Nacht erinnere ich mich nur noch verschwommen.

Ich erwachte jedenfalls ohne Soutane und das Tier schien sich über Nacht in einen Kuschelbär verwandelt zu haben. Neben mir hob und senkte sich ihre schöne Brust. Selbst im Schlaf war ihr entzückendes Lächeln geblieben. Und ob ihrs glaubt oder nicht: Sie war über Nacht mindestens nochmal so schön geworden!

Was bin ich doch für ein Glückspilz!
*******day Frau
14.275 Beiträge
Bär odr Bärin, das ist hier die Frage *gruebel*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Acht_ung
Nach den im Mai erfolgreich abgeschlossenen Beitrittsverhandlungen zur KG (KG-ta sozusagen) wurde mir nunmehr das Privileg der "Acht Worte" zuerkannt. Nachfolgend die -ohne jede gruppeninterne Systematik gewählten- Begriffe:

B aldachin
l eichtfertig
ü berwinden
h ysterisch
m ondphase
o bszön
n agen
d urststrecke

Mögen die Fantasien mit uns sein- animam indere!
**********Engel Frau
25.871 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Du bist etwas zu früh dran *zwinker*
Ich hätte Dir vielleicht nochmal die Uhrzeit schreiben sollen.

Da die Wörter wie immer erst um 20 Uhr gelten, dürfen bis dahin natürlich auch noch Geschichten mit den aktuellen Wörtern gepostet werden. *g*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Siehste...schon wieder versemmmelt...hach... *muede*
Nun ja, wie heißt es so schön: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben und wer zu früh kommt, den bestrafen die Frauen... *traurig*
**********Engel Frau
25.871 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
*ggg*
Ach, das ist noch kein Grund zur Bestrafung. *troest*
****Ffm Frau
4.878 Beiträge
8 Wörter
*******s65:
das Privileg der "Acht Worte"
Und nebenbei geht es hier um die acht WÖRTER. *lach*

Und immer an den Leerschritt zwischen Gedankenstrich und Wort - oder auch Wort und Gedankenstrich - denken. *grins*
*****div Frau
7.968 Beiträge
Rosenbogen
Zu spät für den Blühmond - dieser fast obszön schöne Baldachin der leichtfertig hochragenden Ramplerrose, die die Durststrecke vieler Mondphasen endlich überwunden hat, trotz etlicher nagender Untermieter.

@Einar_vonPhylen: Das waren auf Anhieb "rosige" Wörter für mich, dankeschön!

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