Hab auch noch mal was anzumerken
Grunsätzlich hat "sylvie2day" das wunderbar und sehr einfühlsam beschrieben. Leider läuft es in der Realität nicht immer ganz so ideal ab, wie sie es für richtig empfindet (so wie ich auch), es gibt Lektoren und Verlage, die fachlich und sprachlich sicher sehr fähig sind, aber menschlich nicht gerade sonderlich einfühlsam sind bzw. über wenig emotionale Intelligenz verfügen. Und wer mit Leidenschaft zielstrebig Autor werden will, muss auch diese Hürde nehmen und nicht gleich aufgeben. Es ist letztlich eine gute Übung, wenn nicht gar eine Schulung (wie man ja auch durch jede Krise, jede Kritik - und sei sie noch so hart - sowie durch jeden Rückschlag dazulernt, kraftvoller wird, immer einen Schritt weiter kommen kann, wenn man will).
Lektorieren kann nämlich nicht nur für den Lektor ziemlich anstrengend und mühevoll sein, manchmal auch nervig - sondern noch mehr für den Autor (der sich ja auch noch meistens emotional bzw. persönlich angegangen fühlt, was allerdings Unsinn ist). Aber klar - wenn für einen der Beteiligten die Freude an der Arbeit dabei verloren geht, ist etwas ziemlich falsch gelaufen. Nur - das kommt leider manchmal vor, denn Lektoren sind auch nur Menschen und somit nicht fehlerfrei.
Klar ist es erstmal nicht einfach, seinen Text einem Lektor zu präsentieren und sich möglicher Kritik ausgesetzt zu sehen. Man hat mühe- und liebevoll an seinen Texten gefeilt, und dann kommt da jemand daher und mäkelt womöglich auch noch an den Passagen herum, die einem besonders am Herzen liegen.
Aber bitte niemals vergessen: Das wird noch weit schlimmer, wenn ein Buch mal veröffentlicht ist. Da gibt es möglicherweise Hunderte von Lesern, die sich zu Kritikern berufen fühlen, ganz zu schweigen von den Kritikern bei Lesungen (die es auf fast jeder Lesung geben wird, die nicht nur vor Freunden oder Verwandten stattfindet) oder gar von den Feuilletons der Medien, wo alle die sitzen, die zwar alles besser wissen, es aber selbst nicht besser können und deshalb oft mit großen Scheuklappen gesegnet sind: die Rezensenten.
Ich muss mir nur mal die Reaktionen auf meine Bücher z. B. bei amazon.de durchlesen: Das reicht von übertriebenen Lobeshymnen bis zu fürchterlichen Verrissen, die teilweise alles andere als sachlich und teilweise unter der Gürtelllinie sind.
Und auch damit muss man eines Tages fertig werden (wenn man denn wirklich veröffentlichen will)!
So besehen ist es eine gute Übung, sich der Kritik eines Lektorats zu stellen. Meistens ist das wenigstens eine in der Sache weitgehend fundierte Kritik, ganz anders als später in der Öffentlichkeit: da kommen dann auch ähnliche Rekationen wie hier im Forum des JC, dass man völlig unsachlich von der Seite "angepisst" wird von jemandem, der sich aus irgendwelchen Gründen getroffen fühlt und damit nicht sachlich oder gelassen umgehen kann. Das tut dann erst richtig weh!
Ich bin der Meinung, diesen Aspekt sollten wir nicht übersehen. Hier in dieser Gruppe und in diesem Thread bemühen wir uns meistens noch um einen respektvollen und achtsamen Umgang miteinander - irgendwann da draußen hat keiner mehr Achtung oder Respekt vor uns! Und dazu kommen dann auch noch all die Neider, die von der Sache nichts verstehen, aber draufhauen, weil sie glauben, da fühle sich einer größer als andere, nur weil er was veröffentlicht hat. Und obwohl er das gar nicht tut (sondern in all seiner Verletzlichkeit eher schüchtern oder gar zähneklappernd vor der Öffentlichkeit steht), brät man ihm schon mal vorsorglich eins über.
Wer von Euch (und ich wünsche das vielen hier) eines Tages veröffentlicht, wird noch oft an diese Zeilen von mir erinnert werden.
(Der Antaghar)