Ach ja, das Universum...
hält es nicht das eine odere andere Mal Überraschungen für uns bereit, mit denen wir niemals hätten rechnen können? Logo, sonst wären es ja keine Überraschungen
Gestern schickte es auf verschlungenen Pfaden, die zu erläutern zu kompliziert wären, ein Pfund rote Johannisbeeren vorbei. Nun ist mein Magen für rohes Obst nahezu ungeeignet und so schaute ich mir den Kram misstrauisch an. Aber was da ist, muss weg. Und außerdem steht in meinem schlauen Buch, dass Johannisbeeren gut für mich sind. Ich zupfte also verhalten eine Beere ab und steckte sie beherzt in den Mund. Es war sauer. Sehr sauer. Also weder für Müsli noch als Salatbeigabe denkbar. Außerdem: wie lange sollte ich davon essen?
Zum Glück kam mein Organismus zügig auf eine
und die lautete: was mit Sauerkirschen oder Himbeeren geht, kann mit Johannisbeeren nicht schiefgehen. Gesagt, getan (sprich: die Pendenzen ignoriert) und los ging es mit zupfen, verlesen und sanft baden.
Dann den hohen Topf raus und Merlot und roten Balsamico im Mischugnsverhältnis 2:1 rein und kräftig einreduzieren. Obst dazu und ca. 20 Minuten kräftig köcheln, dann durchs Sieb passieren und im zweiten Topf weiter einreduzieren. Dann brauchen wir nur noch: Limettensaft samt Abrieb, Orangensaft, Honig, Chili extra hot, gemahlenen Ingwer, Bockshornklee, Kurkuma, Salz, schwarzen Pfeffer und einen Hauch Zimt. Das Resultat ist ein scharfes, süß-saures Chutney, quasi die Essenz der Essenz der Johannisbeere und füllt exakt zwei Gläschen, in denen ursprünglich mal Sahne-Meerrettich war. Flaschen sind ungeeignet, da die Masse beim Auskühlen angeliert und aus selbigen kaum noch herauszubringen ist.
So weit, so unspektakulär
Pur passt es als Dip zu dunklen Fleischgerichten oder Kartoffelspalten. Man kann es mit ungespüßter Sahne aufschlagen und kann damit wunderbar rosa Draperien auf was-auch-immer platzieren, sofern man seinen Spritzbeutel nicht verloren hat (was sagt Cherie eigentlich dazu?
) oder wie Sambal Olek und Co. zu beliebigen asiatischen Sößchen geben, die eine fruchtige Note bekommen sollen.
Auf geheimnisvolle Weise hat sogar mein beiges Hauskleidchen die Produktion unbespritzt überstanden, womit mal wieder bewiesen wäre, dass das Universum es gut mit mir meint. Ich hatte gerade den Abwasch erledigt, da kam eine Mail rein, dass ein vorbelegtes Buch aus der Bibliothek abholbar sei. Da die Pendenzen eh gerade auf "Ignor" standen, sprang ich flugs ins Auto, um das Buch einzufangen. Auf dem Rückweg überkam mich Heißhunger auf Rinderleber, der örtliche Fleischer hat allerdings montags Ruhetag. Also in den Rewe an die ominöse Fleischtheke, wo man mir mitteilte, so etwas hätten sie nicht, eine ganze Rinderleber sei einfach zu viel für ihre Belange, ich solle doch Schwein... was ich entrüstet ablehnte. Auf dem Weg nach draußen, also zurück durch die Gemüseabteilung, sprang mich ein Mini-Spitzkohl an und schrie "nimm mich, mich schaffst du in zwei Mal". Und da im schlauen Buch steht, dass Spitzkohl gut für mich ist, gab ich erst nach und dann 69 Cent an der Kasse ab, um missmutig meiner Wege zu ziehen. Auf dem Heimweg fiel mir dann ein, dass in Ötzi noch ein Rindersteak lauerte, zwar keine Leber, aber immerhin, und immer noch besser als am Dienstag erneut auf die Jagd zu gehen... Also eskamotierte ich das gute Stück nach meiner Heimkunft von der Eis- in die Kühlabteilung.
Heute morgen also widmete ich mich zunächst brav den liegengebliebenen Pendenzen, während mein Steak sich so langsam an die Raumtemperatur gewöhnen durfte. Der Rest war denkbar einfach:
Spitzkohl halbieren, eine Hälfte zurück ins Gemüsefach, die andere in schmale Streifen schneiden. Pfanne mit Rapsöl und Kurkuma aufstellen und Spitzkohl darin angehen lassen. Mit einem Hauch Sahne ablöschen und beherzt mit Buttermilch ablöschen. Einreduzieren lassen, für die Bekömmlichkeit etwas scharfen Senf dazu, dann reichen Salz, Pfeffer und Kreuzkümmel.
Pfanne mit Kokosöl aufstellen und Steak von beiden Seiten scharf anbraten. Platte aus. Fleisch von oben mit Honig glasieren und dann zum karamellisieren wenden. Andre Seite
Am Ende noch das gute Göttinger Salz drauf.
Nun alles miteinander anrichten und
nicht vergessen.
Zwei Teelöffelchen als Dip reichen für mein Steak völlig aus
Sylvie
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