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Geschichtenspiel Teil 45

Negligee und Sehnsucht
Gösse mir ein zartes Wesen in Negligee etwas Feenstaub übers - ach was - in Hirn, Herz und Schwanz, könnte ich vielleicht den elenden inneren Burgfrieden endlich überwinden. So jedenfalls, dauernd zwischen himmelhochjauchzend und Grauen ist es mehr als ungemütlich und das Leben nimmt immer wieder groteske Züge an. Es gelingt mir zwar immer öfter, die Stille hinter der Welt zu hören, doch fühle ich mich auch dort immer noch eher wie ein klitzekeines Treibholz im riesigen stürmischen Ozean. Zwar nicht dem Untergang geweiht, doch meilenweit entfernt von einem selbstbestimmten Wesen, das sich auf seinem Weg selbst dirigieren kann.

Schaffe ich es, Boden unter den Füßen zu spüren, die Illusion zu nähren, dass ich kurz das Ruder übernehmen kann, so ist es höchstens ein Haikutter, eine Nussschale, auf dessen morschen Planken ich durch sturmgepeitschte Wellen ohne Sicht auf den Horizont oder gar ein rettendes Ufer tanze.

Doch zum Glück tanze ich!

So verwandelt sich mitten im Sturm manchmal sogar das Treibholz in einen Delfin und ich springe frech und übermütig über all die Haiflossen, die mein morsches Boot umkreisen. Mir ist dann, als ob kein Feenstaub, kein Negligee mehr nötig seien. Mich begleiten alle Meerjungfrauen gleichzeitig und die Haie verwandeln sich in leuchtende Quallen, fliegende Fische und elegant dahinschwebende Rochen. Die Sonne blitz und blinkt bis in tiefste Tiefen, Möven erscheinen und alle Ufer rücken in greifbare Nähe.

In diesen Momenten liebe ich sogar das Treibholz, die Wellen und die schwarze drohende Tiefe. Deshalb übe ich tapfer weiter, die Stille hinter den Dingen zu hören. Denn in genau dieser verwunschenen Ecke des Bewusstseins wartet mein Tanzbein auf den Rhythmus des Lebens, spürt das Herz den Bass. So kann ich mitschwingen und den lebendigen Frieden ahnen, zu dem ich schon so lange unterwegs bin. Voller Staunen und Dankbarkeit!
@
@ oh dette
ist wieder ein märchenhaft Kleinod aus deiner feenstaubsprühenden Feder! *einhorn*

@*****tra,
du solltes die Texte der Prospekte für alle historischen Mauern der Republik schreiben dürfen. Dann wäre Geschichte so manchem Schüler Lieblingsfach! *musketiere*

@ev&markus
gelungensagittöse Blitzberichterstattung! *bravo*
red
*******tee Frau
7.203 Beiträge
Meinen Respekt *hutab* für alle die diese Woche ihre geistigen Ergüsse mit uns geteilt und uns die Zeit Kurzweilig gemacht haben. Ihr seid exquisit.

Odette deine Wortkreation ist fantastisch
*****e_M:
Maestro Haiku TT erschrak etwas

Olove, du virtuose der Wörter *anbet* *love*
Olove du bist o*love2* Meeresberauschend *love*

***ve:
Mich begleiten alle Meerjungfrauen gleichzeitig und die Haie verwandeln sich in leuchtende Quallen, fliegende Fische und elegant dahinschwebende Rochen.

*****e_M Frau
8.525 Beiträge
Danke an Olove und Aphroditee *blume*
****59 Frau
3.150 Beiträge
*megaphon*

Die neuen 8 Worte zum Sonntag:

Käfig
Sonne
Widerstand
Verfall
ausgedient
verschachtelt
schmelzen
aussuchen

*knicks*

Devi
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
☺☺☺☺
Irgend jemandem meiner Kolossalhelden wird etwas zu diesen Worten einfallen *freu*
BILD hat recherchiert:
Donald rannte wie im Käfig durch sein Büro. Seine Manu dachte nur noch: jetzt hat die Sonne sein Gehirn dem Verfall preisgegeben.
Sie war sehr froh darüber, denn nun musste sie nicht mehr den, ihr so zuwider war, schmelzenden Blick aushalten.
Über verschachtelte Umwege gelang es ihr, eine Kopie von sich zu finden bzw. auszusuchen.
Sie musste nur noch deren Widerstand zu brechen, sich als Manu auszugeben.

Und es gelang ihr.

So hatte sie als seine Frau endlich ausgedient und konnte tun und lassen was sie wollte.
****59 Frau
3.150 Beiträge
@ Ev und Markus
In der Kürze liegt die Würze. Da wird sich Donald wohl warm anziehen müssen, wobei... ihn scheint ja gar nichts zu jucken. Sozusagen multiresistent *fiesgrins* .
Dankeschön für eure "Verpackung" der 8 Worte *blumenschenk*

Devi
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Spätschicht (3.Abteilung)
Verkostung eines Schwanengesangs.
Anne schreckte auf aus ihren verschachtelten Gedanken. Das Surren ihres Kommunikators katapultierte sie zurück in eine von diesen endlosen Wissenschaftskonferenzen, in welchen sie aufgrund ihrer kosmologischen Erfahrungen ständig herumhocken musste. Irgend so ein Doktorandenknilch rezitierte nunmehr stundengreifend seine Theorien über die Wechselwirkung von Neuroplasmiden mit dem Neutrinoeinfall bei Sonnenstürmen. Immerhin so gekonnt, um das Schlafdefizit bei nahezu der Hälfte der versammelten Wissenschaftler auszugleichen. Bisher hatte man nur versucht, aus diesem Unfug Quersummen zu bilden. Wissen, ausgebreitet wie Meterware.
Nicht schon wieder dieser Schwachsinn, dachte sich Anne und erinnerte sich daran, wie oft man es ihr einfach machte, wieder in diesen einen sich immer wiederholenden Traum einzutauchen.
Immerhin schreckte das Blinken des Messengers auch den neben ihr sitzenden Linguisten aus dem Badischen auf. Die heitere Gelassenheit, mit der er unter anderem auch die oftmals über drei Tage andauernden kybernetischen Vorlesungen in der „Alten Försterei“ ertrug, machten ihn zu einem liebenswerten Teamkollegen. Immerhin konnte man es sich nicht aussuchen, wen der akademische Schicksalsakkumulator einem so ins Team loste. Verschmitzt lächelnd gähnte er ihr ein Zwinkern zu und lehnte sich in eine katatonische Position zurück, um sich wieder dem Gewäsch dieser medialen Selbstdarsteller im Plenum zuzuwenden.
Ihre Erinnerung streifte die Zeit, in der es noch solche Wissenschaftler gab wie Doc McLeash. Physiker und Philosophen in einem. Doc McLeash war vielleicht der letzte Westernheld der Quantenphysik. Was danach kam - naja. Für einen Moment starrte sie den jungen Referenten an, welcher in seiner Begeisterung über sein Referat kurz vor spontanem Stuhlabgang zu stehen schien. Ein erneuter Fließtext in fortlaufendem Erzeugen von Deutungen prasselte auf das Auditorium nieder. Gleichsam eines Apokryphs.

Ohne auf das Display ihres Kommunikators zu schauen, wusste sie, dass es Gründel war, der Kontakt zu ihr suchte. Und sie spürte, dass es bestimmt keine Belanglosigkeit war oder das alleinige Ansinnen, wieder mit ihr zu verschmelzen.
Sie löste sich von dieser luziden Gedankenwelt, welche sie immer wieder bei so endlos öden Symposien erfasste. Dieses Eintauchen in die Wirklichkeit der Rückreise von der Jupiterexpedition. Lange, quälende Wochen, Monate und Jahre gefüllt von schier endlosen Tagen unsäglicher Langeweile. Geprägt von der Allgegenwärtigkeit des Verfalls von Physis und Verstand. Ein gefangener Traum angesichts der zersetzenden Kraft der kosmischen Gammastrahlung und einem Käfig der Selbstgeworfenheit in den kryonischen Alkoven des Raumschiffs.
Es war dann auch eher ein Zufall, dass sie überlebte. Die eklatanten Auswirkungen der Rotverschiebung zerbrachen auf der Rückreise zur Erde den Widerstand der meisten Geister bereits schon in dieser endlosen Leere vor dem Asteroidengürtel. Der Wahnsinn breitete sich im Forscherteam aus und so war es eher ein Zufall, dass der Molekularbiologe kurz vor seinem Selbstmord sie und die beiden anderen Überlebenden der Expedition durch eine vollkommen unsinnige Spielerei an der Alkovenkühlung in ein tiefes Kältekoma und zugleich in eine Welt eines fortwährenden Alptraums der Selbstgeworfenheit versetzte.

Gründel lies bei der anschließenden offiziellen Untersuchung offen, ob diese in keinen Lehrbüchern vorgesehene Handlungsweise des Molekularbiologen als Mord- oder Rettungsversuch auszulegen war. Sie faszinierte von Anfang an seine Art und Herangehensweise bei der Untersuchung. War Gründel doch der Einzige, der es verstand, dass eine Aufklärung der Vorgänge in der Raumstation nicht mit ausgedienten Verhörmethoden möglich war. Und das trotz seines durchaus zweifelhaften Rufs in solchen Dingen.
Sie hasste ihn dafür, wie er Stück für Stück ihre Seele entblätterte. Gleichsam gelang es ihm, ihr in der Quarantäne durch eine so überraschende Vermittlung von Nähe diese so traumatische Erfahrung des Schlafs zu nehmen. Wenngleich sie sich darüber bewusst war, dass Gründel zunächst damit einen vordergründigen Zweck verfolgte, konnte sie sich der schließlich heilsamen Erfahrung von Körperlichkeit nicht entziehen. Eine Rückkehr zum Menschsein, welche scheinbar mühelos eingebettet war in die Unwirklichkeit tagelanger Verhöre.

Gründel entsprach mit seiner schon fast buchhalterischen Nüchternheit dabei so gar nicht Annes Lebensumfeld. Ihr zugeneigte Kollegen und Freunde befremdete die Nähe der beiden, hielten sie Gründel doch schlichtweg für ein Arschloch. Anne war bereits wenige Wochen nach der Internierung über den Punkt hinweg, den Grund und die Tiefe für die Seelenverwandtschaft zweier so grundverschiedener Lebensläufe zu hinterfragen. Zuneigung spiegelt sich auch in der Gewissheit, sich selbst zu erfahren.

Der Referent scheiterte im Plenum jämmerlich daran, eine seiner unzähligen Präsentationen über einen simplen Projektor an die Wand zu werfen. Offensichtlich ein kennzeichnendes Merkmal dieser deterministischen Jungwissenschaftler, über alle Kopfkunst nicht mehr imstande zu sein, selbsttätig eine Banane zu öffnen.
Anne nutze die aufkommende Heiterkeit im Auditorium, um sich dem Messenger zuzuwenden.
„Habe ein Problem. Wir müssen uns sehen“, stand in seiner Nachricht.
Sie war sich bewusst darüber, dass Gründel sie sicher nicht mit Lappalien behelligen würde und überging ihre innere Abwehr gegen den vordergründig fordernden Ton in seiner Nachricht.
Auf ihre hastig getippte Gegenfrage nach dem Wann kam postwendend die Antwort „Am besten sofort- es könnte auch für dich relevant sein“.

Sie raffte ihre Sachen emsig zusammen und drängte durch die engen Reihen des Auditoriums dem Ausgang zu. Der Mond stand erstaunlich tief am Abendhimmel.

Sie sah ihn schon von weitem aus sich zukommen. Mit einem Lächeln, welches irgendwie so gar nicht zu seiner Ausstrahlung zu passen schien. Sie erschrak nahezu jedes Mal, wenn sie bei Gründel aus der Distanz oder in scheinbar unbeobachteten Momenten diesen toten Ausdruck entdeckte, welcher in seinem Gesicht wohl über Jahre Heimatrecht erworben hatte.
Anne erwischte sich dabei, dass sich ein massiges Lächeln ihres Gesichts bemächtigte. Nur ganz kurz streifte ihr Blick Gründels Augen, um dieses erste Aufflackern von Lebendigkeit zu erhaschen. Wie jedes Mal umarmte sie ihn bei der Begrüßung mit geschlossenen Augen. Sie sog seinen Duft ein und vermied es, ihn anzuschauen.
Wusste sie doch um diesen schrecklichen Ausdruck von Abschied, der dann wieder in seinen Augen siedelte.

© Anchises65
_______________________________________________________________
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Gründel einfach mal wieder klasse, bin begeistert und bewundere Wortgewandtheit und Tiefgang *hutab*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Ausnahmsweise
gibt es diese Woche mal zwei Geschichten, eine heute aus einer momentanen Laune, die andere, bitte als Hauptgeschichte ansehen morgen oder am Freitag Abend. In der zweiten wird B.O.C mal wieder was zu meckern haben in der heutigen lernen wir jemand anders kennen.

Schönen Abend Euch allen *wink*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"Philipp"
Ein Mensch, in irgendeiner Stadt, in irgendeinem europäischen Land. Nennen wir ihn Philipp, ein Name ist so gut wie jeder andere, weil wir diesen Menschen überall finden können, oft genug auch in uns selbst.

Philipp fühlt sich gefangen, gefangen und eingesperrt im Käfig des Lebens. Bewegte Jahrzehnte liegen hinter ihm, geprägt von tausenden, bedeutenden Ereignissen und vielen Momenten voller Sorgen und Nöte. Ein Satz seines Vaters hat Philipp geprägt, ohne das er es wollte, ein Satz der sein Leben beeinflusste und einen lang andauernden Verfall in Bewegung setzte. "Du kannst dir dein Leben nicht aussuchen ." So sprach der Vater am Tage seiner Einschulung zu ihm und dieser Satz begleitete Philipp sein Leben lang. Verhängnisvolle Worte, obwohl vielleicht vom Vater nur gut gemeint, aber eher das Gegenteil bewirkend. Traurigkeit, Ängste, Pleiten, Pech und Pannen, verlorene Menschen, banale Alltagssorgen, all dies und noch das ein oder andere mehr ließ Philipps Widerstand schmelzen wie ein Stück Butter unter der brennenden Sonne . Oft saß Philipp gedankenschwer am Flussufer, beobachtete glucksende Wellen, tanzende Regentropfen auf der Wasseroberfläche ohne sie wirklich wahrzunehmen. Sein Leben, oft genug, ein ungehört verhallender Hilfeschrei. Verzweiflung und Mutlosigkeit umfangen ihn so manchen Tag wie ein böses Gespinst. Philipp fühlt sich ausgedient und überflüssig. Verschachtelt gestaltet sich sein Alltag und die Sorgen überwiegen deutlich die guten Zeiten. Und dann so oft dieses verdammte Looser Gefühl! Dieses ewige Denken, egal was ich mache, es ist zum Scheitern verurteilt. Eine Fernsehserie kam ihm in den Sinn, Gute Zeiten, Schlechte Zeiten.... Und aufseufzend wirft Philipp den Stein, den er schon lange in seiner Hand hielt ins Wasser. Langsam steht Philipp auf und geht nachhause, um sich wie so oft vor der Welt zu verstecken, in der letzten Bastion der Geborgenheit die ihm noch bleibt!

Kamasutra 29.08.2018
*****e_M Frau
8.525 Beiträge
AUS DIE MAUS
„Also der Horsti und sein Spezi der Grauländer... gemeinsam im Käfig, bei der Nicole! Das hat doch was!“

Sie erinnern sich? Damals war noch Tagträumen möglich. Heute indes, wo man täglich mit rechter Soße überschüttet wird, tröstet auch nicht der Gedanke an das Auspeitschen von devoten Politfratzen. Es stellt sich vielmehr die Frage ob überhaupt noch Trost möglich ist.

Also, ich habe da so meine eigene Methode, aber echt, ich finde sie zum Kotzen. Ignoranz ist es. Schlichte und stupide Ignoranz. Keine Tageszeitung, keine Tagesschau, kein politisches Magazin. Ich verweigere mich. Ignoranz statt Medientanz. Klingt bescheuert, ist aber hilfreich. Sollen sich doch die Bürger mit und ohne Wut die Köppe einhauen. Soll doch der Bouffi in Wiesbaden vor Mikrophonen weiter frisierte Statistiken verkünden. Oder noch viel besser, sollen doch 700 Mitarbeiter, die für den Flüchtlingsstrom 2015 eingestellt wurden, nun tagtäglich Bleistifte spitzen, Ärmelschoner bügeln und Stehpulte polieren. Wären Sie nicht finanziell so satt ausgestattet, man könnte es für einen Schildbürgerstreich halten.

Ausgedient hat dieses verschachtelte Gerüst, das sich Demokratie nennt. Kein Widerstand ist geeignet diesen Verfall zu stoppen. Und wenn dann die Mehrheiten am Wahltag vollends dahinschmelzen und nur noch eine schwarz-rot-grün-gelbe Regierung uns vor dem Untergang retten soll, dann hilft auch keine Gnadensonne mehr. Das war’s dann. Aus die Maus. Jeder kann sich jetzt schon sein Lieblingsszenario aussuchen, denn es wird die Stunde der Gaukler beginnen.

Schuld? Fragt jemand nach Schuld? Klar, die haben wir alle, besonders die bequemen Ignoranten wie ich einer bin. Bares für Rares gucken statt aufzustehen, Widerstand leisten und Parolen skandieren. Doch bringt´s das wirklich? Was, bitte schön, ist denn jetzt noch zielführend? Titanic lesen und zum Rock gegen Rechts-Konzert gehen? Wirklich?
Hinter dem Tor
Henri schob ein Eisentoror auf, das schief in den Angeln hing, es leistete Widerstand, schleifte am Boden, so dass auch er mit seiner Kraft es gerade soweit aufbrachte, dass wir durchschlüpfen konnten. Als wir uns durchgezwängt hatten schob er es wieder sorgfältig zu.
Nicht dass die kids uns da mal nachlaufen.
Das kannste nicht verhindern, meinte ich, oder, vor uns war doch damals auch nichts sicher.
Henri zuckte mit den Schultern, es soll jedenfalls nicht meine Schuld sein.
Wir gingen durch die Einfahrt zwischen zwei Brandmauern bis wir in einen Hinterhof kamen. Überall Verfall. Die Häuser standen weitgehend leer, eingeworfene Fensterscheiben. Nur hinter denen die mit Sperrholz verrammelt waren konnte man noch dunkles Leben vermuten. Henri führte mich durch die verschachtelten Hinterhöfe zu einer Mauer, die an einer Stelle durchbrochen war. Wir stiegen durch das Loch und standen auf einem Fabrikhof. Backsteingebäude, schmelzender, dreckiger Schnee auf zusammengeschobenen Schutthaufen, bizarre Maschinen, die ausgedient und aus ihrer Produktionslinie herausgerissen vor sich hin rosteten.
Ich wusste nicht was Henri hier wollte. Er kam für seine Verhältnisse früh bei mir vorbei. Wir tranken ein Bier. Sonst fiel uns nichts ein. Bis Henri sagte, ich zeig dir was, die Füße von meinem Couchtisch nahm, seine einsfünfunneunzig in die Luft schwang und sagt komm ma.
Hier, Henri stieg die Treppe zu einer Kellertüre hinunter, schob sie auf und wir standen in einem dunklen Souterrainraum mit hochgelegenen Fenstern, die so dreckig waren, das selbst bei Sonne kaum Licht durchdrang. Henri ging wieder voraus. Wir stießen auf ein Treppenhaus, das in ein tieferes Kellergeschoss führte. Henri hielt kurz an. Still. In der Stille hörte man Stimmen, Bellen, sehr gedämpft. Alles o.k.. Henri nickte und wir stiegen die Treppe hinunter in das untere Kellergeschoß. Henri stieß eine Türe auf. Dahinter war Licht. Man roch Zigarettenrauch und hörte die Stimmen lauter. Wir liefen einen Gang entlang. Mich wunderte dass er beleuchtet war. So wie das Gebäude oben aussah konnte hier nichts mehr funktionieren. Am Ende des Ganges eine weitere Türe. In einer Nische davor saß ein fetter Typ, der Henri zunickte und mit dem Finger auf mich zeigt, und der. Henri wendete den Kopf nur leicht, Kumpel, ist ok. Der Typ ließ uns durch.
Der Raum war voll, in der Mitte eine Menschenansammlung. Zigarettenrauch stand in der Luft. Die Leute , anscheinend alles Männer lachten und klopften sich auf die Schulter, mehrere Sprachen schwirrten durcheinander. Einige drehten sich nach uns um als wir eintraten. Einer legte zwei Finger zum Gruß an die Schläfe, Henri war offenbar bekannt. Ich wurde aus den Augenwinkeln beobachtet, aber als Henris Begleiter wohl toleriert. Ich fragte Henri leise, was los wäre, wenn ich hier alleine wäre. Henri schüttelte den Kopf, nichts, du wärst nicht hier, Dickie, und er deutete mit dem Kopf nach hinten zur Türe hätte dich schon längst kalt gemacht. Ich wusste noch nicht wie ernst das gemeint war und hielt es für einen von Henris makaberen Scherzen.
Als wir uns den Leuten näherten sah ich, dass sie um eine Brüstung standen, ich drängelte mich durch und sah in einen dunklen Schacht, der etwa 5x5 Meter groß war und vielleicht drei, vier Meter tief. Er war leer. Ich sah mich nach Henri um, um ihn zu fragen was das soll. Aber er war nicht bei mir, sondern zu einem Mann gegangen, der im Hintergrund stand und von der massigen Gestalt Henris ganz verdeckt wurde. Sie sprachen irgendetwas. Dann kam Henri zu mir , sah kurz in das Loch und sagte, pass auf. Die Leute formierten sich, irgendwo hinten ging eine Türe auf und zwei Käfige auf Rollen wurden hereingeschoben. In jedem saß ein Hund, einer brauner Pitbull, der mißtrauisch mit zusammengekniffenen Augen zur Seite sah. In der anderen ein Tier von undefinierbarer Rasse, mittellanges Fell, ganz schwarz. Beide Käfige wurden nebeneinander an das Stahlseil einer Laufkatze gehängt, die an einer Schiene unter der Decke lief, mit kurzem Ruck hochgezogen über die Grube gefahren und hinabgelassen. Die Leute drängten sich an der Brüstung, es wurde ganz still. Als die Käfige unten aufsetzten öffneten sich Klappen an der Schmalseite, der schwarze Hund sprang sofort heraus, der Pitbull erhob sich langsam und betrat die Arena, als ob er wüsste, dass er hier der Champion war, wie mir Henri leise ins Ohr flüsterte. Die Käfige wurden hochgezogen. Die Spannung stieg. Der Pitbull kümmerte sich scheinbar nicht um seinen Gegner. Der zog sich in eine Ecke zurück und begann zu knurren. Mit einem Satz aus dem Stand griff der Pitbull an, sprang gegen seinen Gegner, warf ihn fast um und sofort waren die beiden Hunde rasend ineinander verbissen. Der Kampf war leise, nur knurren, das Schnappen der Kiefer und das Scharren der Krallen auf dem Betonboden war zu hören. Die Männer fingen an ihre jeweiligen Favoriten anzufeuern und schrien und klatschten während die Hunde sich in ihrem tödlichen Gefängnis zerfleischten. Auf einmal konnte der Schwarze den Pitbull abschütteln und erwischten ihn am linken Hinterbein. Der Pitbull versuchte sich mit schleudernden Bewegungen zu befreien, erreicht aber nur dass sich die Zähen des Schwarzen noch stärker in ihn verbohrten. Schließlich schaffte er es sich loszureißen, aber irgendetwas in ihm war zerbrochen. Vielleicht die Wirbelsäule, er schleifte seine Hinterbeine nur noch nach und versuchte mit mühsamen Bewegungen der Vorderbeine aus dem Bereich des Schwarzen zu kommen. Ein Teil der Männer schrie auf, andere klatschten und johlten dem Schwarzen zu. Der nutzte die Chance, erwischte den Pitbull im Genick und schleuderte ihn mit nach dem Kampf noch erstaunlicher Kraft hin und her, bis dieser sichtlich keine eigene Bewegung mehr vollführte.
Einer der Käfige wurde wieder heruntergelassen, die Klappe geöffnet. Irgendein Lockfressen war darin und der Hund schlüpfte hinein. Als er hochgezogen wurde sah ich dass er aus vielen Wunden blutete, auch am Kopf verletzt war. Ich drehte mich zu Henri um der zog nur die Brauen hoch. Der Käfig wurde wieder auf den Rollwagen verladen und nach hinten geschoben, von wo das Bellen von etlichen weiteren Hunden kam. Die Männer, die um das Loch standen wandten sich nun dem Mann zu, mit dem Henri vorher gesprochen hatte. Ein eher gesetzt aussehender, älterer Mann, gut gekleidet im Gegensatz zu den meisten hier. Henri flüsterte mir zu, der Buchmacher. Die Männer umringten ihn schrien, diskutierten. Um wieviel ging es jetzt? Henri zuckte mit den Schulten, 50, 100 – tausend, so… aber das ist eher so die mittlere Liga. Was ist so Oberliega, schon mal ne Million oder so. Ein Mann, der unser Gespräch gehört hat und Henri mit Handschlag begrüßte, meinte bei den Hunden, ja, aber bei den Gladiatoren ist noch mehr Musik drin. Gladiatoren? Na, musst mal später kommen. Da kannste sehen wies im alten Rom war. Ich konnte es nicht fassen, da kämpfen auch Menschen drin? Nun meinte der, manche wollen das, wird ja keiner gezwungen hier. Sind meist illegale. Können es sich aussuchen, lebenslang für ein paar Cent malochen oder hier in zehn Minuten ein Vermögen machen. Oder sind tot, warf ich ein. Fityfifty, immerhin, einer kommt lebend raus. Aber das Preisgeld lockt, und wenn sie schlau sind machen sie das einmal und hauen dann ab nach Hause, da können sie dann für den Rest des Lebens locker davon leben. Aber meinte Henri, ich hab noch keinen erlebt, der schlau war, versaufen und verficken die Kohle dann in einer Nacht und nächste Woche sind sie wieder da.
Inzwischen beugte sich einer mit einer Art langem Enterhaken über die Brüstung schlug ihn in den Kadaver des Pitbull und zog ihn mit einiger Mühe hoch. Einer schob eine große zweirädrige Karre, die auch im hinteren Bereich des Raumes stand, heran und half dem mit dem Enterhaken, den Hund hineinzuhieven. In der Karre lagen bereits zwei tote Tiere und ich roch wie sie stanken.

Ich sah, glaube ich etwas blaß aus. Na, meinte Henri, du wolltest doch was erleben. Ja gut, ich habe schon davon gehört, aber ich habe es nicht geglaubt. Was glaubst du, was ich schon alles geglaubt habe. Henri zuckte mit den Schultern. Ich wollte gehen, mir reichte es. Wir gingen auf demselben Weg zurück, vorbei an Dickie der uns keine Beachtung mehr schenkte.
****59 Frau
3.150 Beiträge
@
Anchises65: deine story musste ich mehrmals lesen. Bis ich die 8 Worte gefunden hatte, hat es doch einige Zeit gedauert. Tipptopp eingebaut, vielen Dank *bravo*

Kamasutra: Schöne Studie über einen vermeintlichen loser, vielen Dank *top*

Odette: "Ignoranz statt Medientanz"... Manchmal muss man sich einfach der Medienflut entziehen, um nicht überzuschnappen. Demokratie?Wahrhaft sehr verschachtelt *g* Vielen Dank für den Denkanstoß *blumenschenk*

Malone_9: UI, spannend und kurzweilig geschrieben. Die Atmosphäre kann man förmlich riechen. Vielen Dank *top*

Devi
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"B.O.C sieht Rot"
.Bertram Otto Clasen, seines Zeichens Eigenbrötler par excellence, traut seinen Augen nicht. Frühzeitig, wie jeden Tag, hat er auch heute seinen geliebten Beobachtungsposten am Wohnzimmerfenster bezogen. Seine gewohnte Ausrüstung liegt im Konvolut griffbereit auf der breiten Fensterbank. Feldstecher, Kladde und Stift, Spitzer und Radiergummi, und natürlich seine Flasche Lebenselixier, sprich sein geliebter Grand Marnier. Ein Zirkus scheint in der Stadt zu sein. Die frühe Morgen Sonne scheint auf ein buntes Bild, welches just im Moment B.O.Cs Straße bevölkert. Ein Käfig voller Narren, denkt Bertram Otto als er die buntgekleideten Zirkusleute widerwillig beobachtet. Ein Elefant ist mit Werbeplakaten geschmückt, "Zirkus Aladin" steht darauf zu lesen. Ein Trupp Ponys trabt heran, geführt von zwei Zirkusleuten in Cowboykleidung, dicht gefolgt von drei Clowns die ihre Späße machen. Zirkusmusik ertönt aus den Lautsprechern des alten, ausgedient und schäbig, wirkenden Transporters. Kinder auf dem Schulweg bleiben begeistert stehen und ihre freudigen und erwartungsvollen Blicke lassen Elternherzen schmelzen . B.O.Cs gewohntes Straßenbild ist ruiniert, statt normaler Passanten, welche mit mehr oder weniger alltäglichen Dingen beschäftigt sind, diese wilde Ansammlung befremdlich aussehender Menschen. Verbitterter Widerstand regt sich im Herzen des ehemaligen Baggerführers. Freude und Spaß sind ein rotes Tuch für Bertram Otto Clasen geworden, seit sein Lebensfenster ausschließlich das Format seines Wohnzimmerfensters angenommen hat. Die erregt zitternde Hand des Ruheständlers schenkt sich den fünften Grand Marnier ein, während sich die eben noch leere Seite der berühmten Kladde mit krakeligen Schriftzügen füllt. Den endgültigen Rest von Ruhe und Vernunft fegt der Anblick der miteinander verschachtelt aufgebotenen Menschen Pyramide, junger, luftig bekleideter Akrobaten, die auf der Plattform eines Hängers ihre Künste darbieten, rücksichtslos beiseite. B.O.C sieht rot und prangert mit lauter, aufgeregt durch die Straße schallender Stimme, den Verfall von Sitte und Anstand an. Als dann noch aus dem Fenster über ihm, natürlich wieder der Prolet Rickmann, lautes Klatschen und Bravorufe ertönen, ist es um Bertrams Fassung geschehen.
Ein wütender Streit setzt ein und lässt selbst die vorbeiziehenden Zirkusleute einen Moment erstarren. B.O.C und Rickmann schenken sich nichts und ein Wort gibt das andere. Staunende Zuhörer verfolgen das Rede- oder vielmehr Schreiduell, welches gnadenlos, unter Missachtung jedweder Höflichkeit lautstark geführt wird. In Bertrams Kladde wird später zu lesen sein...… Rickmann, dem blöden Hund, ordentlich den Marsch geblasen!
Fürwahr, oftmals kann man sich seine Nachbarschaft nicht aussuchen !


Kamasutra 29.08.2018
****59 Frau
3.150 Beiträge
Gedankensalat
Kennen sie so etwas?
Ihr Gehirn zeichnet die wildesten Ereignisse, die in weiter Zukunft liegen. Vornehmlich vor dem Einschlafen. Das raubt Ihnen den wertvollen Schlaf. Unausgeruht und müde wachen Sie auf, die Gedankenschleifen von der Nacht wabern noch in Ihrem Kopf. Wie in einem Käfig. Dunkel und bedrohlich, nie die Sonne verspürend. Eingesperrt und verschachtelt, kein Ausweg in Sicht. Widerstand erscheint unmöglich; denn die Gedanken kreisen und kreisen in der Endlosschleife. Nehmen dort ihren Anfang, wo sie aufgehört haben.
Aber ich sage Ihnen: Sie können sich aussuchen, ob Sie sich quälen wollen, oder allem gelassen gegenüber treten. Können Sie mit Ihren Gedanken, die die Zukunft betreffen, heute und jetzt etwas ändern?
Sehen Sie.
Schicken Sie Ihre wilden Gedanken gen Sonne, lassen sie sie dort schmelzen, wie die berühmte Butter und geben Sie sie dem Verfall preis. Die Endlosschleifen haben ausgedient. Was zählt ist der Moment.
Hier und Jetzt.

9/2018 Devi
red
*******tee Frau
7.203 Beiträge
Umarmung eines Engels
Engel brauchen keine Flügel, um dich in der Seele zu berühren.
Es ist ihre Umarmung, bei der du die Magie spürst.
Wenn dich ein Engel umarmt, genieße diesen Augenblick,
nimm einen tiefen Atemzug, spüre seine sanfte Berührung,
und lass ihn wieder gehen.


Eintauchen in dieses Gefühl der Geborgenheit, es fühlt sich warm und weich an, eingebettet in einer Wolke voller Liebe.
Wenn du einen Engel umarmst, dann spürst du diese tiefe Herzumarmung.
Diese Wärme erfüllt dich völlig, umgibt dein Herz mit Liebe, dringt in jede Zelle deines Körpers ein. Ein stärkendes Gefühl, das von innen kommt, ein Kribbeln am ganzen Körper. Es ist etwas erhebendes, wie Fliegen, ganz weit oben. Nur den Wind spüren, der dein Haar streichelt. Und gleichzeitig wie im All schweben, frei von allen Zwängen und allen Schmerzen.

Als Sara Mitte 40 war, hatte sie als Bauingenieurin einen Zwölfstundentag und musste an den Wochenenden oft durcharbeiten. Widerstand war zwecklos, da sie sonst aus dem Projekt flog. Ihre Freizeit verbrachte sie am PC und zockte.
Ihre Arbeit und das PC-Spiel waren eine Flucht aus ihrem emotionalen Gefühlschaos. Vom Vater geschlagen, eine kühle Beziehung zur Mutter und Unverständnis vom Mann, gab es niemanden, dem sie sich zu öffnen traute. Dieses Entfliehen aus der Realität war ihr Schutzschild. Sie verkroch sich in ihr Schneckenhaus und nahm die Außenwelt nur noch wie durch Watte wahr. Bis eines Tages ihr Schutzschild Sprünge bekam.

Ihre Großmutter war immer ihr größter Halt gewesen, ein Zufluchtsort für sie. Einmal im Jahr besuchte sie ihre Oma, verbrachte viel Zeit mit ihr, tankte Sonne, Liebe und Geborgenheit bei ihr auf und nährte sich den Rest des Jahres von diesem Gefühl.

Dann stürzte ihre Großmutter und starb an den Folgen.

Sara stürzte mit ab. In diesem Moment, am Tag, als sie vom Tod ihrer Großmutter erfuhr, begegnete sie das erste Mal einem Engel.
Einem Bekannten, den sie nur wenige Tage vorher kennengelernt hatte, erzählte sie von ihrer Trauer. Er umarmte sie und gab ihr Trost, schützte sie vor dem Fall. Sie hielt sich an ihm fest, wie eine Ertrinkende sich an einem rettenden Ast festhält. Seine Umarmung gab ihr Geborgenheit und Schutz, den sie so dringend brauchte. Sie verschmolz mit diesem wohligen Gefühl.
Er hielt sie fest, gab ihr Halt, Geborgenheit und Liebe. Sie fühlte sich von ihm verstanden, auch ohne Worte. Er war für sie wie ein großer Bruder, den sie nie gehabt hatte. Er erkannte blind ihr Wesen, ihre tiefsten Sehnsüchte. Durch ihn erblühte ihr Innerstes wie eine Rosenblüte. Sie liebte ihn dafür, dass sie sich selbst sehen durfte.
Die Nähe und Geborgenheit, die er ihr schenkte, war heilsam für sie. Dank seiner Wertschätzung entdeckte sie ganz neue Seiten an sich.
Er half ihr über den Verlust hinweg, indem er eine Zeitlang jeden Tag für sie da war. Doch dann verschwand er genauso plötzlich wieder aus ihrem Leben.

Sara war noch nicht bereit für ein eigenständiges Leben, sie verlor völlig den Halt und rutschte in ein Burnout. Nichts ging mehr, sie funktionierte nicht mehr, sie hatte ausgedient. Das Korsett der Arbeit fiel in sich zusammen und damit ihr letzter Halt.
Sara fand sich im tiefen Loch der Depression wieder. Es war ein Verfall im Außen und im Innen, alles erschien ihr sinnlos und hoffnungslos. Sie hatte das Gefühl, in einem tiefen Tal zu sitzen, um sie herum hohe Berge, die ihr keine Möglichkeit ließen, herauszukommen. Ihre Gedanken und Gefühle waren so verschachtelt, dass sie nur schwer an ihren Ursprung herankam. Sie fühlte sich wie in einem Labyrinth, in dem sie immer wieder dieselben Wege geht und dieselben Kurven dreht. Verzweifelt ging sie wieder und wieder die gleichen Gedankengänge durch, Emotionen kamen hervor, doch fand sie keinen Ausweg aus ihrem Käfig.

Eins jedoch blieb ihr, dieses wohlige, warme Gefühl der Umarmung ihres Engels, das sie als Zufluchtsort im Inneren bewahrte. Sie klammerte sich an dieses Gefühl und zog daraus Kraft. Es war nur ein kleines Licht, das aus ihrem Herzen kam, aber es gab ihr Hoffnung. Immer, wenn sie daran dachte, lächelte sie und fühlte sich leichter.
Schließlich nahm sie sich eine Auszeit und ging für einige Monate in ein buddhistisches Kloster. Während der Meditationen begann sie, sich ihrer Selbst bewusster zu werden, sich Neuem zu öffnen, sich mehr zu zeigen, wie sie war. Ihr altes Leben nach dem fremden Takt der Außenwelt war vergangen.
Ihre innere Kraft, die sie immer wieder aus der Engelsumarmung schöpfte, half ihr, Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung aufzubauen, stärkte sie bei der Wahl neuer Möglichkeiten und Wege. Langsam veränderte sich ihre Einstellung zum Leben und sie begann, einen neuen Weg zu gehen.

Manchmal gibt dir dein Engel nur ein Schubs, um dich in eine neue Bahn zu lenken, um dir einen neuen Weg zu zeigen. Und immer, wenn du anhältst und in diesen Moment hinein spürst, kannst du den Engel erkennen, der dich hält, der dir eine herzliche Umarmung schenkt, die deine Seele berührt.

© Aphroditee 02.09.2018
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.040 Beiträge
Wäre ich Benjamin Blümchen, so würde ich nun tröten: "Törö, törö."
Ich habe die Ehre, die neuen 8 Wörter einzustellen. *knicks*

Wer nicht weiß, was eine Schrapnelle ist, der hebe bitte die Hand. Im Laufe meins Lebens habe ich einige kennen gelernt.

Schrapnelle
blau
Kerze
Puff
Kissen
Alkoholsucht
Biene
Schrottplatz
*********nd_69 Frau
7.515 Beiträge
Hey, geile Biene, leg dich aufs blaue Kissen, mach die Kerze an, ich bin gleich da. Und sauf nicht so viel, sonst wirst du alkoholsüchtig und landest wie deine Puffmutter, die olle Schrapnelle, auf dem Schrottplatz der Begehrlichkeiten.


Ist jetzt nicht so politisch korrekt, nä?
In den Ferien
Als Junge war ich in den Ferien oft bei Tante Hella. Sie und ihr Mann, Joost, wohnten in einem Dorf in der Marsch. Wobei das Dorf eher eine langgezogene Häuserreihe an einer Straße war. Es verdankte seine Existenz dem Torfwerk, in dem Joost Buchhalter war. Sie wohnten in einem Haus an der Straße auf einem sehr langen, schmalen Grundstück. Am Haus ein Gemüsegarten, mit Rasen gab man sich hier nicht ab, dahinter der Acker, der ihnen jedes Jahr von einem Bauern gepflügt wurde. Hier Baute Hella Gemüse und Kartoffeln an. Im Herbst stellte sie ein Schild an die Straße, Gemüse zu verkaufen. Manchmal kamen Leute und kauften ihr Kraut oder Bohnen ab. Ich genoß die Zeit bei Tante Hella. Ich hatte die totale Freiheit. Sie kümmerte sich um ihre Bohnen, ich half ihr manchmal, aber ich durfte auch einfach im Dorf und über die Felder streunen, wie es mir einfiel. Ich liebte diese Ferien. Abends sank ich jedesmal schön müde von der frischen Luft und dem Erlebten in die Kissen.

Am interessantesten war das Nachbargrundstück. Es war genauso lang wie Tante Hellas Acker, aber dort wuchs kein Kraut und keine Kartoffeln. Es war Herberts Schrottplatz. Herbert hatte fünf Kinder, drei Jungs, die waren älter und gaben sich natürlich nicht mit mir ab und zwei Mädchen, eine war noch klein, und eine genau so alt wie ich. Sie hieß Sabine, wurde aber nur Biene genannt. Sonst spielte ich ja nicht mit Mädchen, aber mit ihr war es anders. Sie war ein wildes Mädchen. Wir kletterten über die Schrotthaufen. Spielten Abenteuerspiele in den den alten Autos und in der ausgemusterten Dampflok der Torfbahn, die Herbert zum Verschrotten bekommen hatte. Und ich durfte ihr sogar beim Pinkeln zusehen.

Herberts Geschäfte gingen langsam, meistens war er ab Mittag blau. Er saß dann in seinem Schuppen, leerte einen Kasten Bier schweißte aus den Schrotteilen skurrile Figuren und stellte die vor seinem Haus auf. Seine Alkoholsucht war wohl der Grund warum seine Frau das Weite gesucht hatte und ihn mit den fünf Kindern auf dem Schrottplatz zurückgelassen hatte. Aber Herbert nahm das gelassen, wie alles. Auch als sie ihm den Strom abstellten weil er die Rechnung nicht bezahlte. Am Abend saßen alle in der Küche um eine Kerze und Biene und ich spielten Halma. Als ich Tante Hella erzählte, wie toll ich das fand meinte sie nur, na, Junge, dat vastehste noch nich, so fängts Elend an.

Ich verstand es nicht, für mich, aus der Großstadt, war das nur spannend. Vor allem das was Herbert so an Schrott anhäufte. Einmal lud er eine Ladung von mittelgroßen glänzenden Metallteilen ab. An einer Seite konisch zugespitzt. Ich kam gerade vorbei, Biene und ich wir spielten Versteck und ich suchte sie. Ich blieb stehen, das glänzende Metall faszinierte mich und fragte ihn was das sei.
Schrapnelle.
Was ist das?
Sowas wie Granaten, wird abgeschossen, explodiert in der Luft, machen Puff, und da fliegen dann lauter Kugeln raus und im Umkreis von hundert Metern ist alles tot.
Für mich war damals alles Abenteuer. Biene und ich spielten in der alten Lokomotive Panzer – irgendwo fuhren wir durch die Gegend und eroberten ferne Länder ratatat.. .
Ich schaute Herbert wohl etwas verstört an, und er sagte, tja Junge, das ist der Krieg. Und mir fiel zu ersten mal auf, dass er hinkte.
Und, fragte ich, explodieren die noch?
Nein, sind nur die Hülsen, noch ausm ersten Krieg, lagen noch im Keller einer alten Fabrik, keine Angst, tun nichts mehr, heute haben sie Atom.
Atom war mir auch nicht klar. Aber ich fragte nicht weiter, ich musste ja die Biene suchen.
Nachbemerkung
Für "Schrapnelle" in der intendierten Bedeutung muss ich leider die Hand heben, dafür habe ich sie in der mir geläufigen ursprünglichen Bedeutung eingebaut...
*****e_M Frau
8.525 Beiträge
BEIM BOXEN
Bitter schmeckte die Luft im Schuppen. Die Holztür quietschte in den Angeln und es zog wie Hechtsuppe. Ich tastete mich vorsichtig durch das Halbdunkel. Im hinteren Teil des Raumes wurde es heller. Und lauter, viel lauter. Alles was sich unter halbseiden subsummieren ließ, war geladen. Frankie die alte Schrapnelle mit Maya, seiner großen Liebe aus dem Blauen Sumpf, dem einzigen Puff weit und breit. Dann Biene mit ihrem Schrottplatz-Ede. Der Klassiker, ein Ede muss immer dabei sein.
Jojo, seit kurzem von der Alkoholsucht etwas verschattet, hatte wieder eines seiner entzückenden Pflegemäuschen dabei und trug ein Glitzerkissen unterm Arm.
Ich nickte rechts und links, machte ansonsten auf dicke Backe und schob mich mit vorgeschobenem Unterkörper dicht an die Absperrung des Boxrings. Und wie ich da so voller Testosteron zwischen den anderen Artgenossen lässig stehe, legt sich eine zarte Hand auf meine Schulter. "Hardy, ich bin es", flüsterte mir eine zarte Stimme ins Ohr. "Du, hast du Zeit später? Machen wir das nochmal, mit den Kerzen, du weißt schon?" Ich drehte mich bewusst gelangweilt zu ihr um und schaute in ihre verlebte Visage. "Kerzen sagst du?" Sie versuchte zu Grinsen, doch das machten ihre Falten nicht mit. Zuviel wurde schon an ihnen ohne Verstand rumgespritzt. Ich musste eine Ausrede erfinden. Ich suchte Gründe sofort zu verschwinden. Doch als ich mich ganz zu ihr umdrehen wollte, sah ich nur noch einen Schatten. Dann war alles dunkel.

"Können Sie sich erinnern wie die Person ausgesehen hat, die sie niederschlug?" Ich schaute den Kommissar an, der vor meinem Bett saß. Dann schüttelte ich nur den Kopf. "Gar nichts weiß ich, nur dass dieses Weibsbild mit der Kerze anfing und im Hintergrund genau in diesem Moment jemand begann <Highway to hell> zu grölen".

"Wirklich nicht viel" brummelte der Polizist in seinen Bart und rieb sich seine rechte Hand, die in einem dicken Verband steckte.
*********2016 Mann
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„Rotlichtzauber in der Anstalt“
Bodo Quentin von und zu Ratzeburg, selbsternannter Honorarkonsul von Hawaii, und Promiinsasse in der uns wohlbekannten Verwahranstalt für Höher- und Bessergestellte, arbeitet mit Feuereifer an einem neuen Projekt. Diesmal liegen unserem pfiffigen Neunmalklug soziale Problemstellungen am Herzen. Die erotischen Belange der Anstaltsinsassen, letztendlich natürlich auch die eigenen kommen Bodo Quentin viel zu kurz.

Das ist mit seinem Gewissen einfach nicht vereinbar, also muss da Abhilfe her. Ein kleiner, aber gepflegt geführter Puff, ausgestattet mit vielen Kuschelecken und weichen Kissen wo Mann dem geruhsam genossenen Austausch von Körper Liquides huldigen kann. Die Frage ist wo man die ein oder andere willige flotte Biene her organisiert, will unser Federboa tragender Bodo doch nicht auf die alten Schrapnelle zugreifen müssen, die bis dato die Anstalt bevölkern. Ein Rekrutierungsbesuch im Milieu der kleinen Stadt wäre wohl aussichtsreich. Aber halt, da kommt die Idee….. Am rückwärtigen Zaun befindet sich die Holzbaracke die früher dem Lesezirkel als Veranstaltungsraum diente. Daran anschließend der alte, aufgegebene Schrottplatz. Den Lesekreis gibt es schon lange nicht mehr, aber die Baracke ist noch recht gut im Schuss. Die ideale Location für geheimnisvoll, frivole Spielereien und ein stiller Zugang durch eine Lücke im Maschendrahtzaun wäre schnell zu schaffen. Bodo Quentin von und zu Ratzeburg ist in seinem Element. Zwei, oder drei leicht bekleidete Animierdamen, welche im Hauptraum den Gästen die Zeit vertreiben und den Appetit anheizen würden, Aperitifs und Salzstangen servieren, während in den seitlich gelegenen Arbeitsboxen willige Mädels zahlende Kundschaft mit weit geöffneten Armen empfangen würden. Eick van den Poop und Fidelius, das Anstalt Faktotum wären die idealen Handlanger für dieses eminent wichtige Sozialprojekt. Der kräftige Melchior gäbe einen guten Türsteher ab. Die still und schleichend immer weiter um sich greifende, aus der Not des Anstalt Alltags geborene, Alkoholsucht wäre zumindest eingedämmt, bzw. an einen festen Ort gebunden. Ein Projekt, welches selbst der völlig humorlosen Anstaltsleitung unter Direktor Lachvogel, ein ehrfürchtiges Staunen abringen müsste. Tanzende Stille erwacht vor Bodos innerem Auge und er sieht die Baracke schon festlich geschmückt, mit Plüschmöbeln ausgerüstet und heimelig erleuchtet durch eine Anzahl Windlaternen und die ein oder andere Kerze. Eifrig und vollkommen übereilt springt Bodo Quentin auf und eilt aus der Tür um seine getreuen Gehilfen von seiner grandiosen Idee zu informieren. Sein rechter Fuß verheddert sich dabei in dem unschuldigen blau der Fußmatte und nur mit Mühe kann Bodo einen Sturz vermeiden. Ein weiteres Attentat steht der geplagten Anstaltsleitung bevor und dem staunenden Leser bleibt nur abzuwarten ob das Innovativ Team rund um unseren Scheinadeligen Erfolg haben wird oder ob ein umsichtiger, allerdings auch vollkommen ahnungsloser, Direktor das herandrohende Chaos noch aufhalten kann.

Kamasutra 04.09.2018
Sechzehntung oder der Grund der Dankbarkeit
Bericht aus dem Käfig

Freiburg, 01.09.2018 Beckesepp Kartäuserstrasse
10.57 Uhr, vor meinem geliebten Tablet mit Extratastatur und großem wohlschmeckenden Cappucino - meine Söhne schlafen noch seelig


Zunächst: Die Nomenklatur Käfig bezieht sich ausschließlich auf die Welt, die ich mir selbst aus eigenen inneren und äußeren Wahrnehmungen zusammengebaut habe! Diese sind geprägt von den Umweltbedingungen meiner Wohnorte, kultureller Anpassung und der persönlicher Geschichte mit wichtigen Bezugspersonen. Wenn ich Personen sage, sind da eigentlich Wesen gemeint, denn ich gestehe auch Tieren und Pflanzen, ja selbst Dingen eine Art Persönlichkeit zu. Ich weiß, dass Wahrnehmung und Bewertungen der Spezies Mensch und in diesem Falle mir nur zu einer sehr verkürzten und damit ungenauen Interpretation der Wirklichkeit fähig sind. Mit diesem Wissen erweitert sich die Anzahl möglicher Wirklichkeiten um ein Vielfaches. Sie sind die Grundlagen meines ganz persönlichen Reichtums.

Nichtsdestotrotz (warum ich dieses Wort wohl so liebe?) sind es selbstdesignte und produzierte Gitterstäbe, die mich umgeben. Auch wenn ich mir das meistens nicht eingestehen will. Das mag daran liegen, dass der Teil von mir, der landläufig Ego genannt wird, trifftige Gründe hatte, Abwehrmechanismen zu meinem Schutz einzurichten; was durchaus als gesund bezeichnet werden kann.

Es ändert jedoch nichts an den Gegebenheiten und der damit unumstößlichen Tatsache: Ich lebe in einem Käfig!

Sicher, meine Gitterstäbe sind nicht die hässlichsten. Nein - sie sind fein ziseliert und haben spiralförmige Kanülen. Auch sind sie nicht gerade und plump, sondern wie schöne Villentore mit Ranken und Blüten, mit Durchbrüchen und alerlei Früchten und güldenem Zierrat geschmückt. Zum Teil sind da gar keine Eisenstäbe, sondern ein selbstgehäkeltes Netz, in dem ich mich vortrefflich verstricken kann, wenn ich dort auszubrechen versuche. Mancher würde dies Kunstwerk gar überladen nennen. Doch allem inneren Widerstand zum Trotze (oder besser zu dessen Unterstützung) bleiben es auch damit immer noch Gitterstäbe!



Baden-Baden, 06.09.2018 - Trinkhallencafe nach langen und anstrengenden Arbeitstagen

Auch hier noch, mittlerweile vier Tage später in Baden-Baden scheint die Sonne durch die Ritzen des Käfigs und vermag in meinen emotionalen Schrottplatz zwar helle Streifen zu schneiden, doch die Grunddüsternis und den Flair von heimlichem Verfall vermag sie nicht ganz zu überdecken. Dazu sind meine Gedankenschluchten zu verschachtelt und das weißblau gurgelnde Wildwasser in den tiefen Gefühlscanyons zu kalt. Flöge eine Biene durch diese Gefilde, vermächte sie deshalb dort nur selten nährende oder gar süße Blüten zu finden.

Lange habe ich mich standhaft gewehrt!

Niemand mag sich gerne eingestehen, dass er sich selbst einsperrt. Doch ich konnte mir die prägenden Augenblicke voll grellen Blitzen und nachhallendem Donner, derentwegen meine Seele sich in ein Reservat zurückzog nicht selbst aussuchen.

Ich erduldete sie und legte einen wirksamen Schutzwall vor sie. Meinen Käfig. Er schützt mich vor Euch und Euch vor mir. Zuverlässig seit Jahrzehnten und unbestechlich.

Ab und an verirren sich doch ein paar Schrappnellesplitter von den Schlachtfeldern meiner Mitmenschen bis hinein ins Allerheiligste. Diesen Schmerz kann ich mittlerweile willkommen heißen. Er weckt meine einsame Seele, entzündet eine Kerze in meinem vom ewigen Kampf müden Geist und hält, so widersprüchlich das scheint, die Sehnsucht nach Freiheit am Leben. Er ist sozusagen der Puffer des Schicksals, den irgendetwas Weises in mir am Rande der Klippen aufgestellt hat.

Absturz verboten!

Sei es nun in das einschläfernde Kissen der Bequemlichkeit oder das zerstörerische Selbstmitleid der Alkoholsucht.

So verwandeln sich langsam armdicke kalte Eisenstäbe in Ranken und manche davon umrahmen helle Öffnungen und dornige Durchbrüche. Auch wenn ich mich im Innen immer noch am sichersten fühle, wage ich mich Tag für Tag öfter durch sie hindurch. Auf die Seite, auf der die Trauben dank der Sonne reif werden.

Ein kleines, doch durchaus süßes Glück!
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