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Geschichtenspiel Teil 45

**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Spätschicht (4.Abteilung)
Anne zuckte ein wenig zusammen, als sie sich die Frage stellen hörte. Sie glaubte nicht, dass sie errötete. Aber es fühlte sich so an und sie hielt für einen Moment die Luft an.

Es war schwer auszumachen, wie spät es war. Man konnte nur abschätzen, dass sie sich bis ins Morgengrauen geliebt hatten. Gründel genoss es, dass Anne darauf verzichtete, in nahezu jedem Raum ihrer Wohnung einen Chronographen aufzustellen. War es doch so allgegenwärtig in der Gesellschaft, dieser so abgeschmackten Mode zu frönen. Annes Aufbegehren gegen diese Konvention zeugte von Stil. Wenn ihm auch bewusst war, dass sie aufgrund der jahrzehntelangen Konditionierung in der Raumstation und ihrer phasenweisen Alkoholsucht eine strikte Abfolge von Ruhe- und Wachphasen derart in ihrem Biorhythmus internalisiert hatte, dass sie auf einen Wecker verzichten konnte.

Anne hatte wohl einmal mehr vergessen, die bioluminiszenten Fenster mit der thermischen Isolationstrennfuge abzuschirmen. In der Folge waren die lumineszierenden Algenpopulationen in der zwischen den Trennschichten liegenden Nährflüssigkeit ein Opfer der ersten Nachtfröste geworden, welche in den letzten Tagen vom Osten kommend über das Land zogen. Und so schimmerte nach dem Blau des Nachthimmels ein fast schmutzig schimmerndes Morgenlicht durch das Glas und überschüttete den Raum mit einem fahlen Gelbstich.
Durch den blassgelben Lichtschein war der Raum in ein fast goldenes Licht getaucht und lies den zarten Körper Annes auf den Kissen wie eine barocke Engelsdarstellung anmuten. Die Papillen Ihrer Brüste, Muttermale, selbst ihre Finger- und Fußnägel verschmolzen in einem nahtlosen Übergang mit der fließenden Substanz ihres vergoldeten Körpers. Der Schweiß auf Ihrer Haut erzeugte ein fluoreszierendes Glänzen, welches nur durchbrochen wurde durch ihre tiefen, langsam abebbenden Atemzüge.
Gründel faszinierte Annes zuweilen profane Sorglosigkeit in den Dingen des Alltäglichen. Erinnerte es ihn doch daran, welchen Widerspruch Anne in sich vereinte. Stand doch der Umstand, dass sie nach linearen Zeitmaßstäben gut 79 Jahre älter war als er in so elementarem Gegensatz zu der zuweilen jugendlichen Frische und Unbekümmertheit in ihrem Ausdruck und ihren Bewegungen.

Gründel ließ sich einen Moment Zeit mit seiner Antwort. Wenngleich ihm schon seit langem klar war, wie lange diese Frage in Annes Kopf herumschwirrte und irgendwann über ihre Lippen fahren würde. Ihm war zudem klar, dass sie sich angesichts der Ungeheuerlichkeit der Frage des Tabubruchs bewusste war. Und das nahezu jede offene Antwort neue Fragen aufwerfen würde.
„Es ist eine Reise auf Zeit.“
Seine Antwort überraschte sie nun dann doch und verwandelte das Zimmer in einen luftleeren Raum, der eine Kerze nicht zum Flackern hätte bringen können. Zog sie doch in Betracht, dass er ihrer Frage spielend hätte ausweichen können.
Gründel hatte allein aufgrund seiner Erfahrungen in den täglichen Verhören aufgegeben, sich vom ersten Gehalt einer Aussage beeindrucken oder gar provozieren zu lassen. Es ließ sich gut umgehen ohne die innere Beteiligung.
Fähigkeiten, die gefragt und gefördert wurden. Gerade in den Jahren der Regierungszeit der Zirkusclowns, welche die Unkalkulierbarkeit des Handelns als oberste Direktive des diplomatischen Tagesgeschäfts machten. Es dauerte doch seine Zeit und zwei Kriege, diese Geister in den Demenzstationen verlorener Lügen zu entsorgen. Es blieb nicht aus, diese Zeit mit einer gewissen Portion Opportunismus und dem Gestus einer fleißigen Arbeitsbiene zu überstehen. Ein Umstand, welcher ihm verhasster war und ihm mehr Probleme bereitete als die Umsetzung der zum Teil blutigen Abläufe in tagelangen Verhören Verdächtiger. Gründel lavierte da irgendwie durch und es lag auf der Hand, dass seine zum Teil unorthodoxe Vorgehensweise wenn nicht unbedingt erwünschte Ergebnisse, dann doch zumindest Aufsehen erregen würde. Spätestens seit seinen praxisnahen Ausarbeitungen über die linguistische Verpflanzung von Dystopien hagelte es Beförderungen. Bedeutungslos, bis auf die unangenehme Erfahrung des Neids von Kollegen, Mitstreitern, Vorgesetzten. Begleiterscheinungen, welche ihn angesichts der unruhigen Zeiten um so manche Nacht brachten.
Und so amüsierte ihn zum Teil seine beharrliche Weigerung, in der Hierarchie des Geheimdienstes aufzusteigen. Stand sie doch im Gegensatz zur üblichen Entwicklungen in Hierarchien und begünstigte, sich gerade wegen dieser Zurückhaltung für Höheres zu empfehlen und sich gegen die Neider durchzusetzen. Neider, die erst verstummten und auf dem Schrottplatzder Karrieren endeten, als Gründel in den Majorsrang befördert und allzu offene Obstruktion zu gefährlich wurde.

Anne schien es unangenehm, die Frage gestellt zu haben. Er spürte das Verlangen, ihr eine Brücke zu schlagen, strich über ihr Gesicht und lächelte sie an.
Anne setzte sich im Bett auf und musterte das von Gründel konfiszierte Notebook. Scheinbar achtlos auf dem neben dem Bett liegenden Nachtschrank geworfen, nachdem die beiden die holografische Projektion des Physikers vergeblich versucht hatten, über Stunden hinreichend zu entschlüsseln.
„Lass nochmal sehen“.
Gründel überwand mit einem Stoßseufzer die innere Weigerung, sich von der Aura des Moments zu lösen. Ihn ekelte die Vorstellung an, dass sich Anne wie eine billige Schrapnelle aus einem dieser wilden Puffbetriebe fühlte, die einem irgendwo in den Hinterzimmern der Vorstädte entgegen gähnten.

Sie spürte, dass er noch nicht genug hatte, von der Landnahme ihres Körpers in die so düstere Weite der Außenwelt zu segeln. Und so uferte sie ihren Rücken an seinem Körper, lehnte sich mit ihrem Kopf an seinen Schultern, während ihre flinken Hände auf der Notebooktastatur die einzelnen Sequenzen aus der dreidimensionalen Erzählung herausschälten.
Im Mittelteil einer chromosomal angeordneten Sequenz stockte sie. Schien es ihr so, dass sich hinter der Basissequenz noch eine weitere Subebene zu verbergen schien. Gründel spürte ihr Zaudern und merkte auf. Mit dem Finger tauchte er in eine tautologische Formel ein, sodass die Formel in einem farbigen Spektrum an der Zimmerdecke oszillierte.
„Was ist das? Michelangelo?“
Beide lachten angesichts der Vorstellung der Schöpfungsszene in der Sixtinischen Kapelle.
Anne blickte zu Gründel auf.
„Ich denke, hier komme ich so nicht weiter. Als wenn es da eine vierte Ebene geben würde.
Hast Du ein Problem damit, wenn ich das Hologramm im Labor untersuche?“
Gründel zögerte.
„Ich möchte, dass Du da kein unnötiges Risiko gehst. Es ist wohl besser, wenn ich dir den Datensatz direkt in das Labor bringe“.
Anne markierte die Sequenz und verzichtete darauf, ein backup zu fertigen. Nachdem beide die Projektion über Minuten wieder in die rechteckige Pandorabüchse regelrecht zurückschoben, schloss Gründel das Notebook mit einem leichten Durchatmen. Beide schwiegen.

Gründel lauschte noch für ein paar Minuten dem Plätschern des Wassers, als sie in der Dusche stand.
Sie drückte ihren bloßen Körper in seinen Rücken, als er ihr am Küchentresen stehend ein kleines Frühstück zusammenstellte. Im Surren des Kaffeeautomaten streckte er seinen Rücken und atmete durch.
„Ich muss los“, flüsterte er.

© Anchises65
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*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Olove
Das eigene Nachdenken über Käfige im besonderen und allgemeinen trefflich in Worte gekleidet ......... warum rattern jetzt bloß meine grauen Zellen im Dreivierteltakt? *hutab*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Anchises65
Einfach *spitze* dein Monsieur Gründel, hoffe er macht noch so einige Spätschichten.
****59 Frau
3.150 Beiträge
Alle Achtung @ all
*hutab*

Devi
alle warten...
auf die neuen Wörter um die Worte dazu zu finden...
und hier sind sie... :

Fenster
blutrot
Lokomotive
singen
Wasser
Kaffeesatz
Radio
ausziehen

… und los, bin gespannt!
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Halte durch!
Die junge Shirin Alhamadi sitzt zwischen unzähligen verzweifelten Menschen in dieser kleinen, völlig überfüllten Nussschale von Boot, ihre kleine Tochter Maria schützend an sich gepresst, unter ihrer Burka verborgen. Maria ist erst wenige Wochen alt. Tränen fließen der jungen Mutter unaufhaltsam über die Wangen, als sie an den schönsten und zugleich schrecklichsten Tag ihres Lebens denken muss.

Sie war mit ihrem Mann bei Freunden zu Besuch als sie plötzlich von heftigen Wehen überrascht wurde. Es war ihr erstes Kind und sie hatte große Angst. Hilflos und völlig überfordert stand ihr Mann Abdalgadir vor seiner sich vor Schmerzen krümmenden Frau. So hatte er sie noch nie gesehen. Er nahm ihre Hand und versprach ihr, ihre Mutter zu holen. Er küsste sie zärtlich auf die Stirn und verschwand mit einem letzten liebevollen Blick aus der Tür. Shirin ahnte nicht, dass es das letzte Mal sein sollte, dass sie ihren geliebten Mann sehen durfte. Das Haus, in dem sie mit Ihrer Familie gemeinsam lebte, war nur wenige Häuser entfernt. Während sie von heftigsten Wehen geschüttelt wurde, gab es plötzlich eine furchtbare Detonation. Fenster klirrten und Scheiben zerbarsten. Gleichzeitig nahm sie wie durch eine Wolke den ersten Schrei ihrer kleinen Tochter wahr. Der Mann ihrer Freundin stand kreidebleich in der Tür. „Eine Bombe …“ stammelt er. Tränen liefen über sein von Staub verschmutztes Gesicht. „Dein Mann, Deine Familie, Dein Haus …“ Er fand keine Worte mehr Aber Shirin verstand auch so die ganze Tragweite der Geschehnisse. Sie hatte von einer Sekunde auf die andere das größte Glück und die größte Not und Trauer gleichzeitig erfahren. Tränenblind und verzweifelt drückte sie dieses hilflose kleine Bündel Mensch an sich und schwor ihr, dass ihr niemals etwas passieren würde, solange sie lebt. Blutrot färbte sich der Abendhimmel. Ein wunderschöner Tag, der so ruhig und friedlich begonnen hatte, endete mit einer Tragödie.

Das kleine Boot schaukelt unruhig auf dem Wasser. Sie blickt in mutlose, angsterfüllte Gesichter um sich herum. Für die Überfahrt in eine friedvollere Zukunft für sich und ihre Tochter hat Shirin alles verkauft, was ihr noch geblieben war: Ihren Hochzeitsschmuck, den sie nach einer alten Tradition immer bei sich trug. Leise stimmt sie ein altes Lied aus ihrer Kindheit an, welches ihre Mutter ihr immer vorgesungen hat, wenn sie Angst hatte. Es wird ganz still auf dem Boot. Dann beginnen die Menschen zu singen ….

Aus der Ferne dringt ein Geräusch zu ihnen herüber. Ein immer lauter werdendes dumpfes Tuckern, ähnlich dem Motorengeräusch einer Lokomotive, die sich stetig nähert. Aus dem aufsteigenden Nebel erscheinen die Umrisse eines Schiffes. Schwach kann sie die Buchstaben „SOS“ auf dem großen Schornstein erkennen. Der orangefarbene Bug des Schiffes gleitet immer näher. Sie liest die Aufschrift „Aquarius“. Rettungsboote werden zu Wasser gelassen, um die verängstigten und vor Kälte zitternden Menschen an Bord zu holen. Dort werden sie mit warmen Decken und frischer Kleidung, sowie warmen Kaffee und Tee versorgt. Endlich kann sie ihre nassen, klammen Klamotten ausziehen. Die kleine Maria schläft friedlich an Mamas Brust und scheint von all den schrecklichen Geschehnissen der letzten Wochen nichts mitzubekommen. Nachdenklich und erschöpft blickt Shirin auf den schwarzen Kaffeesatz in ihrer Tasse. Aus dem Radio erklingt Xavier Naidoos Song „Halte durch“. Langsam spürt sie, wie ihre Kraft und ihr Kampfgeist in ihren Körper zurückkehrt. Sie wird es schaffen … für ihr Kind!
****59 Frau
3.150 Beiträge
Elfter September oder Nine Eleven
Elfter September oder Nine Eleven


Es war der Elfte September 2001. Ich erinnere mich noch genau. Ich hatte frei und freute mich auf relaxte Stunden.
Ausgeschlafen, ohne durch den Terror meines Weckers wach geworden, setzte ich Wasser für den ersten Kaffee am Morgen auf und spülte den Kaffeesatz vom vorher gehenden Abend aus meiner Tasse. Der Tag versprach wunderschön zu werden. Ich sah die Sonne blutrot hinter der Saalburg aufgehen, leichte Nebelschwaden wurden langsam von ihr verdrängt.
Es muss gegen 9 Uhr gewesen sein als ich das Radio anschaltete.
„Flugzeug-Unglück in New York! Maschine rast in World Trade Center!“
Mein Herz klopfte wie immer bei solchen Nachrichten bis zum Hals. Hastig schaltete ich den Nachrichtensender im TV an. Es dauerte nicht lange bis zur Life-Berichterstattung.
Es war ein Anblick unbeschreiblichen Grauens. Schwarzer Rauch, schreiende Fußgänger, die in grenzenloser Panik versuchten dem Unglück zu entkommen. Verkehrschaos und Sirenen.
Im Hintergrund die Zwillingstürme des WTC, wovon einer stark beschädigt war und aus welchem Rauch aufstieg. Der Reporter konnte das Geschehen nur mühsam zusammen stammeln.
Zu absurd war der Anblick.
Bis dahin ging man noch von einem Unglück aus.

Um 9:03 schlägt die zweite Maschine ein.

Wie Puppen sieht man aus vielen Fenster die verzweifelten Menschen springen.
Um 10:28 stürzt der erste Turm ein, um 17:20 folgt der Zweite.
Damals war es al Quaida, heute ist es der IS.

Der Terror ist nicht vorbei.

Während ich hier schreibe, geht mein Atem einer Lokomotive gleich, und mein Mund fühlt sich an, als hätte ich die letzten Stunden keinen Tropfen Wasser getrunken. Es fällt mir schwer dieses Massaker zu beschreiben. Keine Worte der Welt können das vermutlich.
Ich werde jetzt meine Hausschuhe ausziehen und einen Spaziergang zu meinem kleinen Garten machen.
Dort werde ich dem Singen der Vögel lauschen und den vielen Toten und deren Angehörigen gedenken.


Devi, 11.September 2018
**********Engel Frau
25.851 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ja, der 11. September 2001 ... ich erinnere mich noch genau, als wäre es gestern gewesen. Ich werde es niemals vergessen.
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich stand im Eislabor
meines Eiscafes. Als der erste Flieger einschlug (bei mir läuft grundsätzlich immer und überall ein TV), glaubte ich an einen unheimlichen Unfall. Als ich den Zweiten live einschlagen sah, wusste ich, dass dies ein Wendepunkt in der Geschichte ist. Auch ich werde das nie vergessen...

Tom
*****ree Frau
22.046 Beiträge
Meine Erinnerung...
Ich war in Hannover bei meinem Freund und hatte frei, meine Kinder waren auf einer Schulfreizeit.
Ich hatte mir Kaffee und Frühstück gemacht, das Radio lief. Als die Nachricht von dem Unglück kam, machte ich den Fernseher an und sah den qualmenden Turm . Ich dachte es ist Krieg und mir wurde ganz Elend.
Ich konnte gar nicht glauben was ich da sah und der Reporter sagte.
Mir ging immer wieder durch den Kopf, dass die 911 der amerikanische Emergency Ruf ist!

Ich rief meinen Freund an, er war bei der Polizei und redete mit ihm über meine Angst. Dort waren sie natürlich alle in erhöhter Alarmbereitschaft. Allerdings konnte er mich wegen des Krieges beruhigen.

Abend waren wir im Kino, ich musste abschalten und konnte die Bilder nicht mehr sehen. Wir waren in I Robot...

Meine Kinder konnte ich nicht erreichen, sie hatten damals noch kein Handy *snief*

Ich werde diesen Tag auch nie vergessen. Dieses grausame sterben der Menschen, so sinnlos!
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Ich konfigurierte gerade ...
... einen HP-Router in unserem Firmennetzwerk (wir hatten große Pläne mit Data-Mining und so), als mein Geschäftspartner in die Firma kam und sagte: "In New York ist ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen."

Ich antwortete: "1945 ist ein B-25-Bomber gegen das Empire State Buidling geprallt und auf die Straße gefallen." und arbeitete weiter, denn ich wollte rechtzeitig meine Kinder aus dem Kindergarten holen. Als ich dann am Nachmittag den Fernseher einschaltete, weil die Kinder irgendwas auf dem KiKa sehen durften, sah ich beim durchzappen die Sondersendungen und dachte erst an beladene B-52 und einen Militärputsch in den USA, bis ich die verwaschenen Bilder sah und zivile Flugzeuge erkannte.

Einige Wochen später mussten wir unsere Firmenidee aufgeben. Potentielle Kunden hatte uns gefragt, was mit ihren bei uns gehosteten Daten geschähe, wenn ein Flugzeug in unser Rechenzentrum flöge. Auf die Frage waren wir nicht vorbereitet.
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
UND ALS
George sofort im Anschluss den Krieg gegen Al Quaida ausrief, lief mein Verschwörerhirn auf Volllast...


Tom
****Ffm Frau
4.878 Beiträge
9-11
Ich hatte einen Layover in Punta Cana, in der Dom Rep (dieselbe Zeitzone wie NYC). Nach dem Frühstück trafen wir uns am Strand, eine Kollegin fehlte. So langsam machten wir uns Sorgen über ihre Abwesenheit. Endlich kam sie, blass, die blauen Augen weit aufgerissen, ganz außer Atem. Sie stammelte: "World Trade Center... Word Trade existiert... nicht mehr. Ist weg... Zwei Flugzeuge..." Obwohl wir ihr ansehen konnten, dass etwas nicht stimmt, konnten wir das eben vernommene dennoch nicht glauben. Es war einfach unfassbar. "N., was erzählst du für Unsinn? Hast du Vorschau für nen neuen Hollywood-Thriller gesehen?" Sie schüttelte den Kopf und wiederholte die Nachricht. Mir wurde es mulmig. Ein guter Freund von mir machte gerade mit seinem Partner Kurzurlaub in NYC. Wir fragten nach weiteren Einzelheiten, die es aber zu dem Zeitpunkt noch nicht gab.
Es war schon Mittagszeit, so gingen wir gemeinsam ins Beach-Restaurant, wo wir weitere Kollegen trafen, die noch ahnungslos waren. Auch sie wollten es zuerst gar nicht glauben. Kurz darauf erfuhren wir von unserem Airport-Agenten, dass der Flughafen in Punta Cana vorläufig für 24 Stunden geschlossen hat. Wir blieben den Rest des Tages zusammen und gingen abwechselnd aufs Zimmer, um nach aktuellen Nachrichten zu schauen.

Auf dem Rückflug zwei Tage später gedachten wir an Board vor dem Start den gestorbenen Kollegen, Passagieren und den Opfern des WTC mit einer Gedenkminute.

Dieser Tag brachte für meinen beruflichen Alltag sehr viele Änderungen mit. Auch mir wird er für immer in Erinnerung bleiben.

Mein Freund erzählte mir später, dass er 24 Stunden davor mit seinem Partner oben in einem der Tower gewesen war. Die Bilder des Attentats erreichten die beiden schon Zuhause.
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"Antoinette, das kleine Glück"
Bornheim-Widdig, die kleine Perle am Ufer des Rheins, schaut verschlafen auf das schnell dahinfließende Wasser des großen Stroms. Im Abendlicht des schwindenden Herbsttages sitzt Antoinette, Tochter eines kriegsgefangenen, französischen Poilus des ersten Weltkrieges und einer deutschen Krankenschwester aus Bonn, am Fenster . Antoinette ist vor einer Woche 22 Jahre alt geworden und vermisst ihre Familie fürchterlich. Ihre Mutter Marianne arbeitet in Köln im großen Wehrmachtskrankenhaus, selten hat sie Gelegenheit nachhause zu kommen.Ihr Vater Pierre und ihr Bruder Michael kämpfen an der zusammen brechenden Ostfront. Seit Wochen gibt es keine Nachricht von ihnen.

Wir schreiben den Oktober 1944 und das einst so mächtige und sieggewohnte Großdeutsche Reich steht kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch. Im Radio dröhnen Siegesfanfaren und Wehrmachtsmeldungen über große Verteidigungserfolge. Die Nazipropaganda läuft auf Hochtouren und zeichnet bewusst ein völlig falsches Bild. Tag und Nacht dröhnt den Menschen Kriegslärm in den gequälten Ohren, jede Familie ist gezeichnet von Verlusten und schlimmen Erfahrungen, die der große Weltenbrand in reichem Maße über den Nationen Europas und der Welt ausschüttet. Und noch ist es nicht zu Ende.
Immer wieder zeigt blutrot gefärbter Nachthimmel die schweren Luftangriffe auf Köln, 262 sollten es bis zum Ende des Krieges werden, manche mit über tausend Flugzeugen. 20000 tote Zivilisten alleine in der Domstadt, Verwüstung, Zerstörung und Leid ohne Ende. Und während auf den naheliegenden Rheinterrassen die letzten Angler ihre Gerätschaften einpacken, froh über jeden gefangenen Fisch, der den kargen Speiseplan aufbessert, dröhnen weit im Hinterland die Flakgeschütze ihren täglichen Salut, begleitet vom grellen Heulen der Luftschutzsirenen.
Lebensmittelkarten und Marken regeln eine mehr als schlechte Grundversorgung, der Schwarzmarkt blüht. Aber immer noch ziehen Gruppen von Verblendeten durch die Straßen und singen nationalsozialistische Lieder, faseln vom Endsieg. Volkssturmmänner mit alten Weltkrieg Eins Gewehren demonstrieren nicht vorhandene Stärke, in den großen Städten und deren Umland. Auf der am Ort vorbeilaufenden Bahnlinie zieht eine Lokomotive altersschwache Waggons von A nach B, am Führerstand die Wehrmachtsfahne. Die Gesichter der Soldaten des Flakregimentes 144, welches um die Stadt Brühl herum stationiert ist, sprechen jedoch eine andere Sprache. Eine Geschichte eines langen und leidvollen Weges. Die Story von Tod und Elend.
Antoinette blickt zur Kaffeekanne, Kriegsersatzkaffee und der Kaffeesatz wird eine Woche lang immer wieder neu aufgebrüht. Eine halbblinde Öllampe verbreitet schwaches Licht, der Rest des kleinen Hauses liegt im Dunkeln. "Ausziehen und ins Bett," denkt Antoinette traurig, als ein mehrfaches Maunzen ihr Ohr erreicht. Und mit einem Mal ist alles Leid wie weggeblasen. Sunny, ihre kleine, tapfere Katze hat ihren Wurf zur Welt gebracht. Sunny ist Antoinettes Sonnenschein und sie spürt wenn es ihrem Frauchen nicht gut geht, kuschelt sich dann liebevoll an sie. Und nun hat diese wunderbare Katze ihre Babys bekommen. Glücklich fällt Antoinettes Blick auf den alten Wäschekorb. Dort, auf einem Wust alter Tücher und Kleidungsstücke, tummelt sich neugeborenes Leben. Eng schmiegen sich neugeborene Kätzchen an ihre Mama. "Das Leben geht immer irgendwie weiter," sagt Antoinette leise und lächelt glücklich. Ein kleines Glück in einer mehr als schweren Zeit!



Kamasutra 12.09.2018
*****e_M Frau
8.532 Beiträge
WIEN
Die Tauben, immer wieder die Tauben. Ihr Gesang ist heute schrecklich. Gurr-gurr-gurr-nnn singen sie unaufhörlich. Der Himmel ist voller Wolken. Ob es heute noch Regen gibt?

Ich sitze wie meistens nachmittags am Fenster. Ein Kissen liegt unter meinen aufgestützten Unterarmen und ich beobachte. Gegenüber das blutrote Haus ist heute sehr ruhig. Sie sind wohl alle ausgeflogen. Die Hrdliceks und der alte Cohn. Möglicherweise sind sie sogar zusammen bei der Lokomotive. Ich hörte Cohn einmal sagen, er habe eine Lokomotive. Warum sollte er keine haben? Im Hintergrund schlägt die Kirchturmuhr von St. Stephan. Jetzt ist es gleich soweit. Ich rutsche vorsichtig nach hinten und drehe mich um. Ja, es ist 17 Uhr. Rechts hinter einer Topfpflanze, gleich neben dem Vorhang steht das Radio auf dem alten Schrank. Ich drehe am Knopf und lausche. Manchmal krächzt es zu Beginn ein wenig, aber dann habe ich ihn gefunden meinen Sender. Ich lausche dem Gebet des Priesters falte meine Hände und spüre das Wasser in meinen Augen. Er spricht zu mir und mit mir. Es lässt sich ein wenig leichter leben, wenn einmal am Tag eine warme Stimme mit mir spricht. Die schmerzlichen Gedanken an meine Kinder verblassen. Mit dem Löffel rühre ich den Kaffeesatz in der Kanne noch einmal auf. Gleich wird es an der Tür läuten und die Sozialbetreuerin wird kommen. „Schürze ausziehen, wenn es läutet“ steht vor mir auf einem Notizblock. Ach ja, das werde ich schon jetzt machen.
Erarmleuchtung
Schwips Schwadroner, Schwerenöter und Extremschwachmat zog sich gerade eine Line durch die verbliebene, an frühchristliches Pergament und Mumien erinnernde Nase ins Resthirn, als das Unerwartete geschah.

Er - ja, ER! - wurde erleuchtet!

Welch unbotmäßige Verschwendung, welch Schlag in den Nacken eines jeden ernsthaften Weisheitsadepten, mögen Sie denken. Welch Ironie des Schicksals und derbe Bestätigung, dass die Welt ungerecht ist.
Womit Sie völlig recht hätten! Doch was hilft Ihnen diese Erkenntnis? Welches Fenster in eine erfreulichere Zukunft können Sie damit öffnen?
Eben. Keine.

Deshalb lassen sie uns das Unerhörte doch einfach mit den blutrot unterlaufenen Augen von Schwips sehen. Vielleicht können wir uns dort etwas von dem Licht abzapfen, das den scheinbar Unverbesserlichen so unvorbereitet überflutet hat.
Schwips merkt aufgrund der puschenden Wirkung der Droge erst einmal gar nichts. Logo. Es ist wie immer. Sein Mund wird furztrocken, das Herz pumpt wie eine Lokomotive am Berg mit zwanzig Waggons hinter sich und in seinem Kopf dröhnen mehrere Radiosender gleichzeitig mit voller Lautstärke alle Hits sämlicher Genres gleichzeitig.
Also alles wie immer!

Normalerweise klärt sich nun sein Blick und wird so scharf, dass er an den Wicklungen der Fäden am Spitzenbesatz von Wuschi-Uschis Push-Up bis zu ihren schokobraunen Riesenhöfen hinabwandern kann. Dann ist die Wirkung und mit ihr die Schärfe auch schon wie Kaffeesatz im gurgelnden Abwasserrohr nach unten gewirbelt und seine Eier fühlen sich an, als wollten sie gleich platzen.

Weitere Details der bis dato folgenden Wahrnehmungen und Tätlichkeiten unseres Helden lasse ich hier unerwähnt, auch wenn ich der männlichen Leser Gier in den Augenwinkeln und den Spuckefaden im Winkel des offenstehenden Mundes durchaus erkennen kann.
Denn es geht hier ausnahmsweise einmal nicht um das Lieblingsthema (positiv beim dürstenden Manne, negativ bei der unholden Weiblichkeit) der Menschheit, auch nicht um die Ungerechtigkeit, die Sie nun wieder schmerzlich hinter der Schutzmauer der Vernunft hervorkriechen fühlen.

Nein! Es geht um Erleuchtung.
Speziell um die Wirkungen jener, die Schwips Schwadroner just in diesem Moment erfährt.
Sie ahnen es schon?
Stimmt!

Schwips hat kaum begonnen, der holden Maid den Mieder von den prallen Wülsten zu rollen, geschweigen denn das Hohelied der Liebe zu singen, kaum beim eiligen Ausziehen der Feinripp- Unterhose den peinlichen Bremsstreifen verdeckt, als er am Rande seines ohnehin nicht so weiten geistigen Horizonts das weiße Licht bemerkt.

Und statt sich ihm zu öffnen, was tut der Trottel?
Er erschrickt, stoppt alle seine Bewegungen - samt derer des Herzens und verstirbt, bevor er der Segnungen der ihm zuteil werdenden göttlichen Gunst auch nur ansatzweise begreifen oder gar nutzen könnte.

Und?
Was hat Ihnen Ihr Neid nun gebracht? Wohl in etwa genauso viel wie die Erleuchtung dem Feinrippträger!

Was lernen wir nun daraus?
1. Das Schicksal scheint wirklich gern mit der Ironie zusammen unterwegs zu sein.
2. Erleuchtung braucht einen vorbereiteten Boden, wenn sie Früchte tragen soll.
3. Neid führt wie Maßlosigkeit in eigentlich absehbare Abgründe.
5. Erwartungen ohne vorherige Entscheidungen sind selten zielführend.
6. Mensch kann auch ohne Erleuchtung Spaß haben.
7. Aller guten Dinge sind oft mehr als Drei.
@
@*******iva
Das Mitfühlende ist dir in die Feder gelegt! *ja*

@**vi
Dein Nachhall hat Wirkung! *hutab*

@******tra
Schön gezeigt, dass großes Leid kleines Glück braucht! *anbet*

@****te
Danke für das rührende Stilleben! *spitze*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Luminanz...
7. Aller guten Dinge sind oft mehr als Drei.
...und manchmal reichen auch zwei... (das Unterbewusste mal ausgeklammert)
Respekt für diese Daseinsbetrachtung *hutab*
*****e_M Frau
8.532 Beiträge
Apropos schokobraune Riesenhöfe, solche Art Körperkunst fand ich schon immer erstrebenswert, doch was soll man machen wenn man sie nicht hat? Vielleicht ein guter Tätowierer könnte da.... *autsch*

Tolles Werk Olove *bravo*
Hedonismus
Hedonismus, sie kannte das Wort, hätte wissen müssen, was es bedeutet. Ismus, Masoch-ismus. Relal-ismus. Fasch-ismus. Ein Ismus ist ein Zustand. Hedo-? mehr als Einer? Sie gab es auf. Ihr Gedächtnis war nicht mehr strukturell geordnet nach dem Taumel, den die Tangonacht in Ihr ausgelöst hatte .Taumel im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie hatte die Sehnsucht sich diesem Schweben, Werben und sich Hingeben anzuschließen in zuviel Rotwein ertränkt .Sie konnte nicht Tango tanzen. Sie konnte überhaupt nicht tanzen!
Die Melancholie dieser Erkenntnis lag wie ein erdrückender Mantel auf ihren dicken Schultern. Elegant, leicht, feenhaft wollte sie sein für Ihn.
Er konnte Tango tanzen und er tat es mit allen Frauen im Saal. Nur sie tangierte er mit keinem Blick.
Keine Konvergenz, dachte Sie. Es gibt einfach keine Konvergenz zwischenIihm und mir. Er ist ein Stern, ich bin eine Molluske.
Mit diesen schwermütigen Gedanken kehrte das Fremdwort in ihren Fokus zurück. Sie hatte es aufgeschnappt, als er mit dieser aufgedonnerten Ziege sprach, die Ihn nicht aus den wohlmanikürten Fängen ließ.Traurig blickte sie auf Ihre wunden Fingerkuppen und verließ endgültig das Afficionado, die Bar in der Er jeden Samstag tanzte.
Keine Konvergenz, es hatte keinen Zweck Ihn weiterhin anzustarren. Sie holte ihren Mantel und stolperte auf die Straße. Beim Licht der ersten Laterne fiel es ihr wieder ein: Hedonismus, das höchste ethische Prinzip ist das Streben nach Sinnenlust. Ich strebe, dachte sie, oder sterbe ich? Ich sterbe...
als sie fiel wurde sie von starken Armen aufgefangen.
Warum bist du erst jetzt gegangen Cara? Ich habe die ganze Nacht gewartet, dich endlich nach Hause begleiten zu dürfen, anstatt mit diesen Zuckerpüppchen zu tanzen, für die ich bezahlt werde. Lass uns nach Hause gehen Cara, lass uns endlich gehen.
red
*******tee Frau
7.203 Beiträge

Im Grunde reist man am besten, indem man fühlt, alles auf jegliche Weise fühlt, alles unmäßig fühlt, weil alle Dinge im Grunde unmäßig sind, und die ganze Wirklichkeit eine Ausschweifung ist, ein Gewaltakt, eine lichtscharfe Halluzination, wie wir gemeinsam im Rasen der Seelen erleben, im Mittelpunkt, wohin sich die seltsamen zentrifugalen Kräfte drängen, die menschlichen Psychen in ihrer Sinnentracht.
(Fernando Pessoa)



Spaziergang durch Lissabon (2)

In Lissabon gibt es viele schöne Plätze, die besuchenswert sind, einer davon ist der Platz in der Rua Garrett, im Stadtviertel Chiado, vor dem Jugendstil Café „A Brasileira“.
Dort sitzt seit einigen Jahren der berühmte portugiesische Schriftsteller „Fernando Pessoa“ Tag und Nacht, wie zu seinen Lebzeiten, Anfang des 20. Jahrhunderts.
Ich geselle mich gern zu ihm, bestelle „um Café e um Pastel de Nata“ und gebe mich dem Flair eines Hauchs von Belle Époque hin.
Das Beobachten von Menschen im Café ist spannend, ein Mann im grauen Anzug, Mitte vierzig, trinkt teilnahmslos seinen Kaffee und unterhält sich mit seinem Smart-telefon, eine elegante ältere Dame im blutroten Kleid, betüttelt ihren weißen Terrier und am Nebentisch sitzt ein junges, scheinbar verliebtes, Touristenpaar, das sich lachend gegenseitig aus dem Kaffeesatz liest.
Ich genieße diesen wunderbaren Augenblick der Ruhe und meinen duftenden „Café“ neben Fernando Pessoa. Um mich herum geschäftiges Treiben, in mir eine innere Unruhe, ob des Moments vor dem Treffen mit dem Geliebten.

Mein Glas Wasser austrinkend, bezahle ich und laufe, nein ich fliege, durch die engen Gassen von Lissabons Stadtteil „Bairro Alto“ dessen Häuser, meist aus dem 19. Jahrhundert, in Gelb, Rosa und Hellblau gestrichen sind und mit weißen Ornamenten und Stuckrahmung an den Fenstern dekoriert. An den eisernen französischen Balkonen hängen Blumentöpfe in allen Farben. Beim Vorbeilaufen, höre ich durch eine offene Balkontür Fadomusik aus einem Radio spielen und eine sonore männliche Stimme singt fröhlich mit. In diesem Fado schwingt diese Mischung aus Heiterkeit und Melancholie, die typisch für Portugiesen ist.
Auch mich erfasst diese Heiterkeit und Melancholie und vermischt sich mit meiner inneren Unruhe, die stärker wird, je näher ich mich dem Ort des Treffens mit ihm begebe.

Ein schwarz-grünes Taxi fährt hupend an mir vorbei. Meine Aufmerksamkeit ist kurz abgelenkt.
Ein atemberaubender Anblick präsentiert sich mir, als ich im Übergang von der engen Straße zum offenen Platz, über den Park an der Balustrade des Aussichtspunkts, ihn erblicke. Hinter ihm leuchtet, wie ein Gemälde, die Stadtseite von Gegenüber mit dem „Castelo de São Jorge“ auf dem Hügel, von einem hellblauen Himmel umrahmt. Die Sandsteinmauern des Castels werden vom rot goldenen Abendlicht beschienen und von der Altstadt Alfama umsäumt, welche sich bis zum Tejo hinunter an den Hügel schmiegt.
Die Weite, die sich dem Auge bietet, öffnet die Seele. Der Geliebte inmitten dieses traumhaften Panoramas öffnet mein Herz. Es klopft um die Wette wie eine Lokomotive im Endspurt.

Ich gehe langsam über den Park auf ihn zu, meine Hände sind klamm vom Schweiß der freudigen Erregung. Versuche meine Unruhe zu kontrollieren, meine Knie werden weich, meine Kehle trocken. Meine Gefühle sind von Freude und Sehnsucht erfüllt. Nur noch wenige Meter trennen uns voneinander, mich erfasst ein erwartungsvolles Beben. Ich spüre das Klopfen meines rasenden Herzens in jeder Zelle meines Seins. Dann bleibe ich nur eine Armlänge von ihm entfernt stehen und schaue ihm in die Augen, sein Blick ist so warm und tief. Er schaut mich leidenschaftlich an, als ob, er mich gleich auf der Stelle ausziehen wollte. Wir treten aufeinander zu, die erste Berührung ist, wie ein prickelnder Stromschlag, der durch meinen Körper geht, es knistert überall. Wir umarmen uns, er haucht mir einen Kuss auf die Wange, ich küsse ihn auch auf die Wange. In dieser engen Umarmung, bleibt die Zeit stehen, ich atme seine Wärme und den Duft von Sehnsucht ein. Tränen der Freude sind in meinem Blick, an ihm vorbei, auf das Panorama der Abenddämmerung.

Die Liebe, die als eine notwendige Empfindung für das Glück des Lebens gesucht wird, verliert mit der Zeit ihre berauschende Süße; aber die unerwartete Liebe, leidenschaftlich, impulsiv und fulminant, das ist eine Öffnung des Himmels, um alle menschlichen Freuden in die Brust des Menschen zu gießen, die nicht in Gefahr sind, mit denen der Erde in Berührung zu kommen.

© Aphroditee, 16.09.2018
*****e_M Frau
8.532 Beiträge
Wunderschön! Ich muss da unbedingt bald wieder hin......
*****ree Frau
22.046 Beiträge
Pünktlich um 20 Uhr :-)
Die neuen 8 Wörter

Milchkaffee
Mūllwerker
Entfallen
Röhre
Rufnummer
Pochieren
Angeklagt
Therapie

Vielen Dank für die Ehre und nun viel Spaß *g*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.044 Beiträge
Als der wegen zu heißem Pochieren von falschen Eiern angeklagte Müllwerker seinem Therapeuten in der Therapie von der Röhre erzählte, gab dieser ihm den Tipp, unter einer bestimmten Rufnummer nach einem guten Milchkaffee zu verlangen, doch leider entfiel ihm diese, so dass er dem Patienten einen guten Espresso kochte.
Röhren
Die gebrauchten Röhren suchte sie seit Monaten auf Flohmärkten und bei Ebay. Sie wollte damit Ihr Steampunkkostüm bestücken , aber sie waren immer zu teuer gewesen,Selbst im Rahmen Ihrer Therapie konnte sie von dem Thema nicht lassen und hatte ihren Therapeuten nach Lösungen gefragt. Ratschläge zu geben lehnte der kategorisch ab, doch diesmal riet er Ihr, auf dem Wertstoffhof zu suchen.
Es war kurz vor vier , dem Zeitpunkt an dem der Recyklinghof geschlossen wurde, also beeilte sie sich und wurde eine Minute vor Torschluss eingelassen. Der Müllwerker, der sie einließ war gut einen Kopf größer als sie, hatte eine breite Brust und sein Bizeps zeugte oin schwerer Arbeit. Er stank entsetzlich. Sie konnte seine Nhe kaum ertragen. Der Geruch nach Fäkalien löste fast einen Brechreiz bei Ihr aus. Wären da nicht diese blauen Augen gewesen, die sie direkt und freundlich anschauten hätte sie auf die Schilderung Ihres Anliegens verzichtet. So aber schilderte sie wonach sie suche und er versprach sich umzuschauen das könne aber eine Wiele dauern, ob er Ihr die Röhren vorbei bringen solle, wenn er welche fände? Nein, nein sagte sie, sie käme wieder vorbei.Eine Stunde später klingelte es an ihrer Haustüre und der Müllwerker stand davor, frisch geduscht, nach Deo duftend und mit einer Schachtel voller Radioröhren in der Hand.Wie er denn Ihre Adresse erfahren habe, wollte sie erschrocken wissen. E rhabe Feierabend gehabt und sei Ihr nachgefahren, sie solle entschuldigen , er habe nicht widerstehen können. Ob sie nun böse sei, fragte er mit einem verschmitzten Zwinkern seine strahlenden Augen. Nein, nein antwortete Sie, ob sie als Dankeschön einen Kaffee anbieten könne? Da sage er nicht nein, meinte er und trat ein
Die Geschichte Ihrer ersten Begegnung haben meine Eltern so oft erzählt, dass ich sie hier auswendig wiedergeben kann!
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