"Müllskandal in der Eifel"
Nach erfolgreicher Flucht vor der allgewaltigen Frau Schwiegermutter, gewonnener Wahl, der erfolgreichen Vertreibung der kürzlich aufgetauchten Wildschweinrudel und manch anderer Widrigkeiten, atmet unser Eifel Bürgermeister Manne Holzner auf. Der Politfürst über zwei kleine Eifeldörfer und einen eingemeindeten Weiler fläzt sich in seiner Amtsstube. Der Tag begann in huldvoller Ruhe, Mannes politische Welt erscheint wieder in Ordnung und eine Zeitspanne der friedvollen Ruhe deutet sich an. Der Herr aller Reußen und gewichtige Vertreter von 637 Seelen sitzt gelassen beim zweiten Frühstück und hört Radio. Gemütlich in seinen Amtssessel gekuschelt lauscht er den Neuigkeiten aus der großen, weiten Welt.
Milchkaffee , frisches Brot und
pochierte Eier bilden ein malerisches Stillleben auf der zerkratzten Schreibtischplatte. Doch ein winziges Detail ist Manne da wohl
entfallen , sein alter Widersacher übt sich in versteckter Aktivität. Das scheppernde Klingeln des alten Wählscheibentelefons löst sich mit hektischem Flackern auf dem Display von Mannes Handy ab. Die dort angezeigte
Rufnummer ist dem wackeren Manne allerdings völlig unbekannt und so sieht er keinen zwingenden Grund seine wichtige Tätigkeit, zur Stärkung der Amtskraft, zu unterbrechen und sich neuen, eventuellen Problemen zu widmen.
Unterschätzt Manne Holzner da etwa leichtsinnigerweise, die nach der Wildschweinkrise, wieder aufflackernde Wühlarbeit der politischen Opposition, unter einem wieder erstarktem Barnabas Wiedehopf? Nach wie vor ist Manne, von seinen politischen Gegenspielern,
angeklagt und der Untätigkeit beschuldigt. Auch die vorübergehende, notgedrungene Zusammenarbeit, in Sachen Wildschein, scheint da keine allgemein gültige
Therapie zu sein. Dauerhafte Abstellung dieser demokratischen Absurdität wäre mehr als wünschenswert, aber wohl eher ins Reich der Träume als in das Land der Realität zu verweisen. Und so posiert Manne nichtsahnend hinter seinem Schreibtisch, putzt sich die letzten Brotkrümel aus dem frischgewachsenen Schnurrbart und frönt der ereignislosen Ruhe ………..bis es energisch an seine Tür klopft. Auf Mannes leicht ungehaltenes "Herein bitte", schiebt sich die vierschrötige Gestalt des hiesigen
Müllwerkers , Klaus Opperdunk in den Raum und verbreitet Müll Mief und schlechte Laune. In der rechten Hand trägt Klaus ein Meterstück total verdreckter und verrosteter Metall
Röhre , deren Sinn und Zweck sich Manne voll und ganz verschließt. Wortreich, wenn auch ungeschickt, erklärt Opperdunk seinem Bürgermeister die unerhörten Tatbestände. Bunt leuchtende Müllsäcke in Feld und Flur, willkürlich abgelegt. Wild entsorgter Sperrmüll, herumfliegendes Altpapier, Plastikabfall aller Art und vor sich hin gammelnde Teppichreste. Alles wild und wahllos in der Landschaft verteilt, die schönsten Dorfflecken verschandelnd. Die pure Entrüstung steht dem biederen Müllmann ins Gesicht geschrieben.
Manne kombiniert zielsicher auf eine politisch motivierte Hinterfotzigkeit, eine geradezu terroristische Nacht und Nebel Aktion gegen seine fürsorgliche und bürgernahe Politik und schiebt Barnabas Wiedehopf auf den Spitzenplatz seiner persönlichen Täterliste. Behände schwingt sich unser Bürgermeister Manne auf sein frischpoliertes Dienstfahrrad und tritt kräftig in die Pedale. Während Klaus Opperdunk, mit seinem pferdebespannten Müllkarren die kleine Kolonne anführt radelt Manne, von heiliger Wut erfüllt, hinterher. Eine neue hochpolitische Aufgabe ist angesagt und eine ausgedehnte Tatortinspektion. Dabei hatte der Tag so ruhig begonnen!
Kamasutra 18.09.2018