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Geschichtenspiel Teil 45

Zitat von ******e_9:
gute Frage, wer man ist, damit beschäftigt man sich mitunter das ganze Leben... , und ob man es rausbekommt...

...aber dann bist Du hier ja wohl ganz richtig *g*

Hat mir sehr Spaß gemacht, Deine kleine Geschichte, daher die Nachfrage. Also: Alles wohlwollend *zwinker*
Der fragende Esel

Die Tiere haben sich auf der großen Waldlichtung versammelt. Fast alle sind erschienen, um die Lage zu besprechen. Diese ist sehr ernst, denn die Läuse sind in das Reich der Fellnasen und der Gefiederten eingefallen.

Zuerst spricht das Trampeltier. Wie immer hat es zu tief ins Horn geschaut. "Brüder und Schwestern", lallt es volltrunken, "ich alleine beherberge tausende dieser Plagegeister in meinem Pelz, aber so sehr ich mich auch anstrenge, ich werde sie nicht los!" Ein entsetztes Raunen geht durch die Menge.

"Nicht sie, sondern dich selbst, wirst du eines Tages tot saufen! Genau, du wirst dich tot saufen!", blöken die Schafe im Chor. "Unsere Wolle ist vom Ungeziefer zerfressen, die Milch, die wir geben, hat einen quecksilbrigen Stich und ist schon sauer, bevor sie aus unseren Eutern rinnt. Unser ganzer Besitz ist somit nichts mehr wert." Ihr Wehklagen übertönt die mitleidsvollen Rufe der geschockten Schar um ein Vielfaches.

"Seht nur!" Der Steinadler breitet seine zerfetzten Flügel aus und schlägt einige Male kraftlos in die Luft. "Meine Flugfedern sind zerfressen. Mit so vielen Löchern in meinem Gefieder kann ich noch nicht einmal mehr von Ast zu Ast hüpfen." Sein Anblick gleicht einem aufgescheuchten, flatternden Huhn.

Das Stinktier tritt aus der Mitte nach vorne, dreht sich um und bauscht seinen Schwanz imposant vor der zurückschnellenden Tierschar auf. "Schaut nur genau hin! Bis in den hintersten Winkel meiner duftgetränkten Drüse sind sie vorgedrungen, diese Biester!" Ein ängstliches Zittern geht durch seinen Schweif. "Oh Zeiten, oh Sitten!", heult der Wolf - vom Gedanken an einen Blütenregen weit entfernt. "Wahrlich, es müssen hemmungslose Bestien sein, wenn sie einem Stinktier in den Arsch kriechen." Er kratzt sich kräftig mit seiner Hinterpfote an seinem Ohr. "Es hat den Anschein, als wären sie sakrosankt, unantastbar sozusagen und gegen jeglichen Versuch, sie loszuwerden, gefeit. Wir brauchen dringend ein Gegenmittel, sonst sind wir alle verloren", fügt er hinzu. Ein zustimmendes Nicken geht durch die Gesichter auf der übervölkerten Waldlichtung.

"Welches sollte das sein?", fragt der Esel, "gegen Dummheit und Läuse wächst bekanntlich kein Kraut!" Erneut geben die verzweifelten Tiere Zeichen ihrer Zustimmung.

"Wir sollten es wie die Menschen halten und tun, womit sie seinerzeit ihre große Krise besiegten." Selbstgefällig blickt das Schwein in die Runde. "Und wie soll das gehen?", fragt der Esel erneut.

"Ganz sicher nicht, indem wir dieses Übel in unserem Selbstmitleid ertränken!"


Tom (the Sun)
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
"Wahrlich, es müssen hemmungslose Bestien sein, wenn sie einem Stinktier in den Arsch kriechen."

Wahrhaft wahrlich!
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.040 Beiträge
Schöne Geschichte. Ich mag sie. *top*
Vielleicht sollten sie sich alle einen Affen zulegen? Vor dem Kater. Und sich lausen lassen! *bravo*
**********henke Mann
9.666 Beiträge
@**********heSun - ein schönes Gleichnis.
Vielleicht sollten sie sich alle einen Affen zulegen? Vor dem Kater. Und sich lausen lassen!

*haumichwech*

Wie ich dich kenne, lieber @***ve, hast du bestimmt schon eine Idee, wie die Tiere dem Affen die Läuse schmackhaft machen, die sich in den Tiefen des Stinktieres verbergen?

Tom (the Sun)
Aber klar doch:
Die stecken vorher eine vergorene Mango rein. Die Mischung gibt dann Stinky Mary. *haumichwech*
Du bist und bleibst einfach der beste aller Bartender im Wortemixen!

*bravo*

Tom (the Sun)
Tolle Geschichte, lieber Tom! *bravo*
Bei dieser Thematik fällt mir ... das sind so Automatismen ... doch gleich eine der derberen Balladen von Hannes Wader ein:

Amen 🙏

Tom (the Sun)
@*******o13
Vielen Dank, das hatte ich vergessen!
Der Pfeil
Da ritt sie dahin, auf ihrem weißen, blumengeschmückten Esel. Sakrosankt, unangreifbar als Braut des Paten.
Ihren Rivalinnen blieb gar nichts anderes übrig, als einen Blütenregen über ihr nieder gehen zu lassen, in der Gasse durch die sie ritt. Sie hatte viel dafür getan, hier zu sitzen. Ihren gesamten Besitz wendete sie auf, um so quecksilbrig funkelnd zu erscheinen, dass er seinen Blick nicht abwenden konnte von Ihr.

Am schwersten war es Ihr gefallen, Ihre Freundin Mara zu verleumden, die vor Ihr mit Ihm verlobt war.
Mit Andeutungen, falschen Fährten und geschickt gestreuten Gerüchten sorgte sie dafür, dass er glauben musste, sie sei ihm untreu mit dem schönen Ignatio, dem Fischer.
Sie richtete es so ein, dass er sie beide gleichzeitig antraf in der Hütte am Meer. Dass sie Ignatio volltrunken dort abgelegt hatte, war gar nicht aufgefallen. Sie überlebten das nur eine Woche. Ihn fand man an der Seite seines Bootes in den Netzen verfangen. Sie stürzte an einem regnerischen Tag von der Klippe.
Heute würde sie das alles vergessen. Ihre Kleider waren duftgetränkt und übertünchten den fauligen Ruch der Vergangenheit. Ihr Bräutigam wartete mit strahlendem Lächeln an der Pforte der kleinen Dorfkirche auf sie, als sie der Pfeil ins Herz traf, schnellend vom Bogen Sebastians, Maras Bruder.

Niemand ist unangreifbar.
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Die Nachtschmiede“
Jahrhunderte vom Heute entfernt, in uralten archaischen Zeiten begaben sich schreckliche Geschehnisse, begeben wir uns zurück in diese Zeit voller Grauen und Wirren!

Wir schreiben die Jahre 58 bis 50 vor Christus. Römische Legionen stoßen auf Geheiß des Julius Cäsar in die germanischen Stammesgebiete vor. Der Weg über den Rhein, der Marsch in die germanischen Wälder ist mehr als schwierig. Die Kämpfe zwischen den eindringenden römischen Legionen und den rohen, barbarischen Germanenhorden gestalten sich verlustreich und gnadenlos für beide Seiten. Zumal die germanischen Ratsversammlungen in ihren Things den Widerstand immer wieder neu ausrufen.

Grausame und seltsame Dinge geschehen in den Tiefen der germanischen Wälder. Eine wichtige Rolle dabei spielt die legendäre Nachtschmiede.
Ein mächtiger Berg erhebt sich am Rande des endlosen Dunkelwaldes. Durchzogen von einem ausgeweiteten, natürlichen Höhlensystem. Ein unheimliches Labyrinth welches selbst von den unerschrockensten germanischen Kriegern weitgehend gemieden wird.

Dort lebt zu dieser Zeit Narashim, der garstige Betreiber der mehr als gruseligen Nachtschmiede. Nur einige wenige der germanischen Druiden wissen von ihm und verknüpfen den düsteren Gesellen in ihre unheiligen, okkulten Bande.

Dank der Macht dieser Druiden erhebt sich Narashim vom volltrunkenen Schmied zum Garant des Bösen und sein Status in den germanischen Landen ist sakrosant. Unantastbar für das gemeine Volk, für die römischen Truppen, nur unterworfen der Huld der barbarischen Götter. Im Besitz von unheiligen, geradezu dämonischen Gaben betreibt er sein grausames Handwerk.

In den düsteren Nächten des Dunkelmondes, sowie unter dem geisterhaft wachenden Licht des Vollmondes glühen die ewigen Schmiedefeuer. Werwölfe, Nachtmaare und grausige Chimären streifen durch die Wälder und riegeln den Berg ab. Tödliches Unheil webt einen schützenden Schleier.

Einem gigantischen Blütenregen gleich stieben Millionen glühenden Funken, entstanden aus den Schmiedefeuern, durch die natürlich gewachsenen Felsschlote, zaubern unheimliche Lichteffekte an das nächtliche Firmament. Das Geräusch der schweren Schmiedehämmer dröhnt durch die Nacht.

Quecksilbrig ergießt sich glühende Masse in die Schmiedeformen, gemischt aus den kostbaren Erzen des Berges, beigemengt das Knochenmehl gefallener Recken und von den Druiden beschworener Seelenstaub. Duft getränkt, nach Schweiß und Blut stinkend ist die Luft in dem großen Höhlengewölbe. Monströse Fledermäuse, wachsam von einem zum anderen Felsvorsprung schnellend scheinen das tödliche Handwerk zu überwachen. Im Hintergrund plätschert eine dunkle Quelle, schwarze ölige Flüssigkeit tritt aus einer klaffenden Felsspalte.

Narashims muskulöser Körper ist nur mit einer schmutzigen Lederhose bekleidet. Schweiß überströmt glänzt die grobporige Haut, zumindest dort wo nicht dichter Haarpelz selbige bedeckt. Geschickt, voll wuchtiger Kraft erfolgen die Hammerschläge welche aus unheiliger Masse tödliche Waffen formen. Narashims mächtige Pranken fertigen Äxte, Beile, Schwerter, Dolche sowie Pfeil- und Speerspitzen. Alles was die germanischen Horden benötigen um den römischen Legionen die Stirn zu bieten.



Eine Schar wilder Esel hält sich der Nachtschmied, willige Lasttiere im Alltag, oft auch Zuhörer von seinen brabbelnden Selbstgesprächen. Die graubraunen Gesellen hören ausschließlich auf Narashim. Jedwedem anderen würden sie ihre Dienste strikt verweigern. Oft jedoch weiß Narashim selbst nicht mehr wer oder was er ist. Ob noch Mensch oder schön Dämon, wer weiß das schon! Die Nachtschmiede fordert den ihr zustehenden Tribut. Die Arbeit eines Nachtschmiedes ist an gewisse Bedingungen gebunden.

Sollte Narashim jemals über ein Gewissen verfügt haben so ist es der Trunksucht der Jugend und später dem eitlen Stolz auf sein mehr als zweifelhaftes Gewerbe zum Opfer gefallen. Sein Stolz und seine Habgier hält ihn fest im Bann der Druiden. Die Entlohnung ist gut aber der zu zahlende Preis dafür ist hoch.

Und so betreibt die Nachtschmiede ihr mörderisches Schaffen auch heutzutage noch, wo es doch schon seit langer Zeit weder germanische Horden noch römische Legionen gibt.
Vielleicht betreibt sie es in alle Ewigkeit, zumindest aber solange wie es noch Kriege gibt!


Kamasutra 16.04.2020
Es wird wohl immer eine Nachtschmiede geben. Sie ist dem Menschen so immanent wie die Fähigkeit zu Frieden und Versöhnung
Welch gewaltige Sprache, Mordor steht mir in düsteren Farben grausam vor Augen! *schock*
Hirnbrennen


Ich kann fliegen! Ich wußte nicht, daß ich fliegen kann! Wie das im Magen kitzelt - nur nicht nach unten sehen ... Leute ich fliege!!!

Eigentlich ist es ganz einfach. Immer der Nase nach. Und meine ist groß genug, da kann man nicht fehlgehen. Ähm, fehlfliegen.

Hatte ich mich schon vorgestellt? Manchmal bin ich ein bissl zerstreut, aber das bin ich schon immer gewesen, man gewöhnt sich daran. Macrophelia heiß ich. Nein, das ist nicht die, die sich volltrunken durch duftgetränkten Blütenregen wankend im Schlamm ertränkte. Klingt nur so ähnlich und führt oft zu Verwechslungen.

Wegen eines Mannes würd ich mich niemals umbringen, Männer sind Esel. Störrische, verfressene und stets begattungsbereite Esel. Wegen sowas bringt sich keine Frau um die was auf sich hält. Bei mir war's ein Unfall. Leider.

Eigentlich hatte ich schon noch ein Weilchen weiterleben wollen, auch wenn es in der letzten Zeit zunehmend ungemütlich geworden war auf der Erde. Aber vielleicht grad deswegen. Da wird man dann wenigstens mal gebraucht und vegetiert nicht so nutzlos in der Gegend umeinander. Wenn fast alles verboten ist, dann freuen sich die Leute auch wieder über Kleinigkeiten. Aber soweit sind wir dann doch nicht gekommen, die Leute und ich.

Ich mach einen romantischen Spaziergang im Mondlicht, neulich, so zwischen Stadtrand und Autobahn, in der sicheren Gewißheit, daß um die Zeit sicher niemand dort rumstreunt außer mir ... und whaaam ... auf einmal seh ich ein Moped vor mir aus dem Gebüsch schnellend herbeisausen und bevor ich noch auf die Seite springen kann macht's einen DUSCHER und das Ding geht in die Luft. Der Fahrer und ich natürlich mit. Blöd gelaufen.

Scheiß Bandenkriege. Münchner Norden halt. Erst drei Wochen zuvor hatte wer seinen Dealer in dessen Auto erschossen. Einfach so. Puffn raus und Bumm. Der Dealer muß aber auch ein fester Trottel gewesen sein, wenn er geglaubt hat, er kriegt einfach so sein Geld. Völlig freiwillig. Auf einmal. Naja Arroganz kommt vor dem Fall.

A propos Fall, ich muß ein bisserl aufpassen wo ich hinflieg. Sehr neblig heute. Aber hey, ich kann die Gedanken der Leute sehen! Ja krass. Die kleine verkniffene Frau da drinnen will die Polizei anrufen, weil es sie stört, daß da hinten am See zwei Jugendliche sitzen und Alkohol trinken? Weil sie schließlich auch keine Freude mehr haben darf im Leben und dann sollen sich die anderen gefälligst ebenfalls freudlos an die Gesetze halten? Ja hör mal alte Frau, wer sagt denn, daß du keine Freude mehr haben darfst??? Frag doch die Nachbarin, ob sie nicht mal ein Stück Kuchen mitessen mag, kleine Rebellion in Bayern! Sich einfach gegenseitig besuchen! Geht das? Ah, sie hält inne, offenbar kann sie mich hören wenn ich ihr dazwischendenke. Cool!

Nachbarin Zettel schreiben! Kuchen! Nix junge Leute vernadern!

Da, die Hand legt den Hörer wieder auf! Langsam schlurft die Frau in die Küche und ... jetzt seh ich nix mehr. Vielleicht blättert sie im Kochbuch? Stehen da auch Backrezepte drin? Ich kenn mich mit sowas nicht aus, ich glaub nicht daß ich jemals 'ne Hausfrau gewesen bin. In keinem meiner Leben.

So, das ist ja nochmal gut gegangen. Vielleicht sollte ich den Burschen da unten aber auch klarmachen, daß heutzutage bereits der Besitz einer Bierflasche ein Verbrechen darstellt, wenn man sie auf einem Bankerl im Freien trinkt, vor allem wenn noch wer dabeihockt.

Oh nein, die Kieberei ist schon da. Hat Oma doch angerufen? Nee, so schnell sind die nicht ... wahrscheinlich hat jemand anders ... die Deutschen sind wirklich so voll arg! Kein Stück aus der Übung gekommen seit damals.

Behäbig kommt der Polizist aus seinem Auto gekrochen, der Kollege bleibt drin, der Funk blökt, der Polizist denkt: 'Oh Mann, lernen die's nie? Sorglos andere Leute gefährden weil sie nix als Party im Kopf haben ... andererseits, warum soll man nicht auch ein bissl Spaß haben im Leben?'

Angststarr sitzen die beiden Jungs auf der Bank, blicken dem Polizisten entgegen, dieser lacht auf einmal freundlich und fragt: 'Na Kameraden, habt's für mich auch noch ein Bierchen übrig?'

Die beiden gucken erst ihn an, dann sich, dann wieder ihn. Fühlen sich veräppelt, fürchten einen Ausbruch. Der nicht kommt. Der Kollege bleibt im Wagen, brummelt ins Telefon: 'Hör mal Mama, ich arbeite! Nein, ich hab keine Ahnung wie das mit dem Guglhupfrezept von der Tante Anni war. Guck halt in der Truhe nach bei den alten Sachen, ja genau, am Dachboden!'

Der Polizist sitzt jetzt mit den Burschen auf der Bank und trinkt ein Bier. Aus Bayern. Weil's guad is. Und weil sich das so gehört. Buy local. Da sind sich alle drei einig. Ich freue mich und fliege weiter.

Haha, das macht Spaß! Die mit ihren Vorschriften, sakrosankt und unantastbar, die das tapfere Söderlein jeden Tag frisch erfindet, grad wie es ihm Freude macht. Sieben auf einen Streich, oder auch mal mehr. Na, dem werd ich in die Suppe spucken!

Quecksilbrig drehe ich ein paar lustige Salti und fege weiter, auf der Suche nach Vernaderern und Polizistenhirnen, die dringend bekehrt werden müssen. Kann schon sein, daß ich eines nicht allzufernen Tages dafür zur Rechenschaft gezogen werde. Ziemlich sicher sogar. Aber das ist es mir wert. So bin ich wenigstens nicht umsonst gestorben. Die Menschen können sehr wohl gut sein, wenn sie wollen. Davon bin ich überzeugt. Nur haben die meisten vergessen, was wirklich wichtig ist im Leben. Und ich werde sie erinnern. Weil ich es kann. Damit am Ende doch noch alles gut ausgeht. Glaube, Hoffnung, Liebe. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen!
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Das tapfere Söderlein! Selten so gelacht! *haumichwech*
Klasse! *top2*
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
20:00 Uhr
Frisch gewaschen und desinfiziert - die neuen Wörter:

Biene
Drachenblut
flohfarben
galoppieren
Loch
Schwellung
Quasimodo
Zentaur

Möge euch die Muse umarmen *knuddel* und küssen *kuss2*.
Zitat von *********rlan:
Oh nein, die Kieberei ist schon da. Hat Oma doch angerufen? Nee, so schnell sind die nicht ... wahrscheinlich hat jemand anders ... die Deutschen sind wirklich so voll arg! Kein Stück aus der Übung gekommen seit damals.

Wow, @*********rlan , ein Klasse-Stück *top* ... echt einfach original, hintergründig und doch so leicht *g*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Eine tolle Geschichte @*********rlan 👍👍👍👍⚘
Schmierpapier

Mir ist das Schmierpapier ausgegangen. Keine Rechnungen, überflüssige Amtsschreiben oder überholte Bewerbungen mehr, auf deren Rückseiten ich meine Entwürfe festhalten könnte, bevor ich sie mühsam, ungeschickt und umständlich in den Computer transferiere. Das heißt, dass ich in Coronazeiten viel geschrieben habe. Viel bedeutet nicht gut. Es geht mir beim Schreiben wie beim Zeichnen. Wenn der erste Entwurf nicht gelungen ist, kann ich beim Nacharbeiten nur verschlimmern. Das ist das Gegenteil ernsthafter Arbeit. Mein Bildhauerfreund Hubert Klinkel arbeitet manchmal noch nach 50 Jahren an einer Skulptur und schafft den erhofften Durchbruch. Aber der ist auch ein Künstler.
Sagen mir die Worte der Woche was? Drachenblut und Zentaur rufen nach einem Fantasymärchen, in dem der Letztgenannte galoppieren könnte. Loch und Schwellung können erotisch, oder in Verbindung mit der Biene medizinisch betrachtet werden. Flohfarben habe ich zuletzt bei ETA Hoffmann gelesen, bei dem die Weste des Anselmus diese Farbe aufwies. Es handelt sich dabei übrigens nicht um die Farbe der Flöhe, ein leicht angeschmuddeltes Orange, sondern um Schwarz-Braun.
Aber wie passt da Viktor Hugos Quasimodo hinein?
Schon die Namen des Romans verlangen Ehrfurcht. Fleur de Lys, Phoebus und Esmeralda. Quasimodo mit wildem , lustvollen Schrei von einer Glocke zur anderen schwingend. Da kann ich nicht mithalten.
Außerdem ist die Notre Dame kaputt und als sie noch heil war habe ich sie nicht besucht.
Das Thema der Schönen und des Biests ist ja oft genug verfilmt worden, wobei ich die Lolobridgida für eine Fehlbesetzung gehalten habe und Antony Quinn, der meinem Vater so ähnlich gesehen hat eigentlich auch.
Neulich hat mir eine sehr schöne Frau erzählt, dass sie einem Metzgermeister dabei geholfen hat, seine Schlachterphantasien in Bilder um zu setzen.
Sie ist mit einer Schweinemaske in einem Koben herum gekrochen, hat sich einen Bolzenschussapparat an den Kopf halten lassen und mit gespreizten Beinen kopfunter an Haken vor weiß gefliesten Wänden aufhängen lassen. Es ist kein Tropfen Blut geflossen und der Metzgermeister ist freundlicher Vater dreier Kinder. Warum tun Menschen so was? Weil Grauen und Hässlichkeit vor allem im Kontrast mit Schönheit faszinieren.

Das ist nun immer noch keine Geschichte. Also der flohfarbene Zentaur, Mischwesen zwischen Arzt und Pferd, galoppiert über die Steppe, gejagt von einem Bienenschwarm, die Schwellung vieler Stiche schon am Leib, jedwedes Loch krampfhaft verschließend, um sich von Quasimodo mit Drachenblut kurieren zu lassen. Was für ein Blödsinn!

Drachenblut ist der Name eines Weines, kredenzt von Quasimodo, dem schönsten Mann im Reitverein Zentaur, den seine Mutter in einem Anfall von schwarzem Humor nach dem Buckligen genannt hat.
Quasimodo ist sehr damit beschäftigt die Schwellung seines sweet parts of the body dekorativ in Stellung zu bringen vor der heran galoppierenden süßen Biene, mit dem von ihm am meisten begehrten Loch.
Billig und pornös!
Ich versuche es einfach in ein paar Tagen nochmal, wenn mir wirklich etwas einfällt.
@********erin *bravo* ... DAS nenne ich Leichtigkeit *top*
Viva Colonia
Bei mir haben alleine die drei Begriffe Schwellung, Loch und Quasimodo Assoziationen zu der im Rheinland durchaus beliebten fünften Jahreszeit geweckt und mich über das aktuelle Kontaktverbot nachdenken lassen, na ja, lest doch selbst:

Viva Colonia …

… Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust …

Volltreffer! - Wir sind in Köln, mitten in der fünften Jahreszeit.
Kölsche Fasteleer!
Immis (die Zugezogenen) diskreditieren dieses rheinische Lebensgefühl gerne und Nase rümpfend als profanen Karneval.
Die haben doch keine Ahnung … die Zugezogenen.
Die fünfte Jahreszeit hat nicht im Geringsten etwas mit profanem Karneval zu tun.
Die rheinische fünfte Jahreszeit, die nicht einmal Vivaldi zu komponieren imstande war, ist ein Lebensgefühl, „e Jeföhl“, wie wir meinen.
Und solch ein „Jeföhl“ von Jahreslauf beginnt natürlich nicht am 1. Januar und endet mit dem 31. Dezember, nein, für uns Kölsche beginnt das Jahr am 11. November, dem Elften im Elften, und … es nimmt einfach kein Ende.
Wir Kölsche haben immer Fasteleer, 475 Tage im Jahr.

Oho, jetzt denkt ihr, der Alte spinnt und kann nicht rechnen …

Sorry, ich muss grad mal den Refrain mitsingen: Viiivaa Colonia …
Okay …

Zurück zum mathematischen, statistisch belegten Beweis: Unser 1. FC Köln, also der Eff Zeh, hat sechs Spiele absolviert, alle verloren und null Punkte. Natürlich kann das nicht sein, denn aus dem statistischen Mittel aller Bundesligapartien seit 1964 folgerichtig abgeleitet, müsste er mindestens elf Punkte nach der alten Zwei-Punkte-Regelung haben, laut aktueller Drei-Punkte-Regel sogar schon 16. Egal.
Wissen wir doch, dass das Multiplizieren und Dividieren von Nullen außerhalb Kölns unzulässig ist.

„Drei mol Null es Null es Null, denn mir woren en der Kaijass in der Schull, en der Schull“ … und so weiter. Ach ja, ich war ganz vom Thema abgewichen, zu dumm aber auch, dass mir beim Thema Karnevalstruppe immer gleich der 1. FC Köln in den Sinn kommt. Andererseits sind wir Kölsche ja auch durch unsere, dem Rest der Republik weit überlegene, sozusagen „sprunghafte Intelligenz“ berühmt.

Uns haben immerhin die Römer gegründet, wobei sie damals, als es das verfeindete Düsseldorf eigentlich noch gar nicht gab, dort nur mit ihrem Varus im Schweinsgalopp vorbei gerannt sind, um sich dann im Teutoburger Wald von diesem komischen Hermann … aber nee, lassen wir das … zum geschichtlichen Hintergrund ist es einfach nur wichtig zu wissen, dass Köln nach der denkwürdigen Varus-Schlacht plötzlich im Mittelalter war und – bis auf läppische 200 - fast 1000 Jahre Zeit hatte, Stein auf Stein zu setzen, um den Dom zu errichten.
Ihr habt richtig gelesen, 800 Jahre Bauzeit, und damals gab es die Gewerkschaft Bau, Steine, Erden noch gar nicht, die haben wir quasi ebenfalls erfunden, obwohl wir noch gar nichts von den neuzeitlichen Heuschrecken wussten, wissen konnten.
Okay, die Kölner Heuschrecken waren schon immer die Tauben, und die kacken uns irgendwann noch mal den ganzen Dom kaputt.

„Mir losse der Dom in Kölle, denn do jehürt er hin ...“ - Auch komisch, dass mir gerade bei diesem Schlager der Bläck Fööss unweigerlich jener Heinrich Institoris in den Sinn kommt, der seinerzeit mit seinem Hexenhammer die in Köln und dessen Umland exquisit zelebrierte Hexenverfolgung legitimiert hat. Naja, wenigstens wurde das Pulver verbrannter Hexen als Heilmittel verwendet, so gesehen haben wir in Köln sogar die moderne Homöopathie erfunden.

Jetzt habe ich aber genug über altbewährte Bräuche und innovative Errungenschaften schwadroniert … doch dass uns die Kurie mit diesem, aus der Ostzone stammenden, Kardinal Meisner zur Strafe für unsere bereits frühzeitlich organisierte, gewerkschaftliche Ordnung auch noch die sieben biblischen Plagen … nee, das geht zu weit.

Ich will nix gesagt haben, immerhin sind die Foltermethoden seit Einführung der Homöopathie durchaus verfeinert worden.

Doch genug der Vorrede, ich habe etwas zu gestehen!
Ich gebe zu, ich selbst habe gefoltert.
Jawohl, ich war ein Folterknecht.
Nicht, dass ich unbedingt Heilmittel hätte herstellen wollen … nein, vorsätzlich war es nicht, eher unbewusst, gleichsam ein Reflex, eine Laune, ein bösartiger Teufel, der mich dazu … sagen wir mal … „genötigt“ hat, die Eiszeit der ganz und gar unheiligen Inquisition mitten in die heiße Glut der rheinischen, der fünften Jahreszeit zu tragen.
Aber meist sind es ja die Zufälle, diese unglücklichen Begleitumstände rheinischen Frohsinns, die einen vom Opfer zum Täter machen.

Kneipenkarneval in Köln. (Beginn der Aufzeichnung)
Viva Colonia …
In Dreierreihen vor dem Tresen schunkelnde, saufende und ausgelassen fröhlich feiernde Menschen. Männlein und Weiblein - Clowns, Piraten, Gespenster, Maikäfer, Prinzessinnen, Pappnasen, Vampire … das ganze Programm.
Hände an den pikantesten Stellen, „he, Mädcher, stell dich nit esu ahn, so jung kummer nie widder zesamme ...“
Schunkelnd, tänzelnd, mich wie ein Aal windend, hatte ich mich bis zum Fenster vorgekämpft, Bützchen hier und Bützchen da, meine komplette Maskerade,¬ je ein mit Kajal umrandetes Herzchen aus kirschrotem Lippenstift auf Wangen und Stirn – war dank saunaartiger Temperaturen und sabbernder Jecken binnen weniger Minuten enttarnt, zum Glück hatte ich noch eine Perücke aus langem, brünetten Haar, mit bunt gepunkteten Schleifen neckisch zu zwei seitlichen Zöpfchen geflochten.
Blond oder rot hätte sicher besser ausgesehen. Brünett musste albern wirken.

Doch ich hatte es geschafft.

„Viiiivaaa Colonia …“
Der Frohsinn eskalierte zu überschwänglicher Fröhlichkeit. Ich war dankbar, dass ich – ohne überhaupt daran genippt zu haben – zumindest ein halbvolles Glas Kölsch hatte retten können, ließ meinen Po, unter dem Drängen und Schubsen der tanzenden, hüpfenden Meute, schwer auf den einzig freien Platz der ausladend breiten Fensterbank plumpsen.

„He, mach' dich nicht so fett, pass' doch auf, du blöder Hund!“
„Sorry, hab' ich nicht gewollt ...“
Hatte ich wirklich nicht. Warum auch sollte ich so heftig mit meiner Hüfte gegen die ihre stoßen, dass ihr fast das Glas aus der Hand gefallen wäre?
„Ist ja schon gut!“ - Dabei schaute sie mich nicht einmal an, stierte stattdessen Gedanken verloren in die johlende Menge.
Ich schenkte ihr weiter keine Beachtung, unsere zwangsweise eng aneinander gepressten Oberschenkel erreichten allerdings eine Temperatur, die mir eher unangenehm war.
Tief durchatmen, ein kleiner Schluck … bäh, pisswarm die Plörre!

„Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust ...“

Die links von mir und rechts von ihr wie Dicke Sauerländer vor dem Konservieren aufgereihten Jecken versuchten, uns zum Schunkeln zu bewegen, was den rechts von mir Aufgereihten gelang, denen zu ihrer Linken aber nicht. Ja, sie entzog sich sogar meinem Versuch, sie einzuhaken, indem sie ihren Oberkörper einfach nach vorne neigte.
Holla.
Erst frech, und dann auch noch arrogant.
Während mich die Dicken Sauerländer zur Rechten immer wieder unsanft im Takt des Frohsinns gegen ihre Flanke stießen, hatte ich ein wenig Muße, die Unnahbare ein bisschen genauer zu betrachten.
Genau genommen sah ich nicht viel mehr, als dass sie ihre schwarzen Haare mit zahllosen bunten Perlen zu Dreadlocks geflochten hatte, einen rosa, nein, eher flohfarbenen Bustier trug und … wow … eine Hüfthose, die aufgrund ihrer etwas angespannten Sitzsituation extrem tiefe Einblicke gewährte.
He, die trug ja nicht mal 'nen Slip.
Wenn doch, (vielleicht einen Panty) war der reichlich tief gerutscht.
Ich kenne solche Situationen.
Ältere Modelle, da ist der Gummi vielleicht ein bisschen ausgeleiert, und schon suchst du den Schutz des nächsthöheren Regals im Kaufhaus, um das Ding unbemerkt wieder über die Backen zu ziehen.
Offensichtlich hatte sie von derartiger Scham noch nichts gehört, vielleicht auch gar keinen Sinn dafür. Oder gar keinen Slip an ... Mein Glück, dass sie die Schwellung nicht bemerkte, derer ich in diesem Moment nicht Herr zu sein vermochte.

Was soll ich sagen: das war der Moment, der mich zum Täter werden ließ. „Nein, tu's nicht!“ schrie mein Gewissen, „holla!“, skandierten die Teufel. Dieses pisswarme Bier schmeckte ohnehin nicht … und … schwupps, hatte sich der Rest des Obergärigen einen Weg in die Ritze ihrer – zugegeben – einladend schönen Backen gebahnt, ohne dabei den Bund ihrer Jeans im Mindesten zu benetzen.
Faszinierend.

„Viiiiiiivaaaa Coloooniaaa ...“

Vorausschickend muss ich sagen, dass die Hitze des Frohsinns uns alle auf der Fensterbank Sitzenden wie eine Saunawelle ergriff, doch die Fenster selbst waren nicht ganz dicht. Und … in diesem kalten Februar … hätte sie doch um jede warme Gabe …
Aber nein. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf, schrie hysterisch, tobte dabei wie Rumpelstilzchen: „Welche Sau war das?!“

Ups.
Wie peinlich.
Die Teufel rumorten.
Der unmittelbar vor uns stehende … okay: durch starken innerlichen Seegang im ganz eigenen Rhythmus der Wogen schwankende … Seemann war mir gleich aufgefallen. Einen halben Liter Weizenbier in der Hand, blau und weiß, quer gestreift, und das mitten in Köln …

Diese verfluchten, rumorenden Teufel.
„Der da, der war's!“

Noch ehe ich begreifen konnte, was meine kleinen Teufelchen gerade gesagt hatten, riss sie ihm das Glas aus der Hand, beschimpfte ihn als „dreckiges, perverses Schwein“, und … auweia … kippte ihm den gesamten Inhalt über den Schädel. Die Matrosenmütze hatte sie ihm zuvor entrissen, und die meisten Haare gab es darunter auch nicht mehr, die diesen Sturzbach hätten aufhalten können.
Wie konnte ich denn auch ahnen, dass sich dieser arme Leichtmatrose nach dem Duschen in eine urgewaltige, bayerische Krachlederne verwandeln würde? Und noch dazu derart vulgär!
„Du Schlamperte, du elendige …“
Er hatte bereits ausgeholt, als ihn Umstehende - eine etwas arg pummelige Biene, und ein Zähne fletschender und aus irgendeinem zerkauten Beutel Drachenblut sabbernder Vampir - gerade noch vor dem finalen Schlag bremsen konnten, ihn sogar überwältigen und unsanft zu Boden werfen mussten, ehe den zappelnden, tobenden und derbste Flüche Ausstoßenden gleich sechs kräftige Männer aus dem Lokal zerrten.

Was hatte ich da nur wieder angerichtet?
Das Schlimmste aber war, dass der als Quasimodo kostümierte Wirt unmittelbar nach dem Schweine-Schrei meines unbekannten Hüfthosen-Opfers den CD-Player abgestellt hatte, was gefühlte zehn Minuten später auch der letzte Gast - ein mit seinem aufgrund der Turbulenzen leicht derangierten Hinterteil kämpfender Zentaur - bemerkte.
„Wer hier Stunk macht, der fliegt raus!“, schrie der Wirt und kündigte an, dass die Party erst weiter gehe, wenn auch der letzte der Streithähne „sing Weetschaff“ verlassen hätte.

Dass Stille so quälend sein kann!
Gedankenverloren schaute ich der Unbekannten hinterher, die dem Wirt wutentbrannt einen sorgsam gefalteten Geldschein, den sie umständlich aus ihrer engen Hosentasche fingerte, ins Gesicht schnippte.
Nun ja. Temperamentvolle und konsequente Frauen mag ich, und für einen kurzen Moment hatte ich sogar ihr ebenmäßiges Gesicht gesehen, diese feurig funkelnden, braunen Augen, das energische Kinn … Wie blanker Hass doch die schönsten Menschen entstellen kann!

Waren das meine Gedanken?

„Heidewitzka, der Kapitän, mi`m Müllemer Böötche fahren mir su jähn ...“
Der nun galoppierende Frohsinn nahm seinen finalen Lauf, und ich musste die ganze Kraft meiner Ellenbogen einsetzen, um bis zur Tür, hinaus aus diesem Loch, zu gelangen.
Erst mal tief durchatmen.
Puh.
Damals waren die Kneipen ja noch nicht rauchfrei, so dass ich erst einmal meine tränenden Augen reiben musste, um die Unbekannte gerade noch am Ende der Häuserzeile entdecken zu können.
„He, warte! Bitte!“
Sie machte keine Anstalten, sich nach mir umzudrehen, dennoch hatte ich das Gefühl, dass sich ihre Schritte verlangsamten.
Ich hätte nur ein kleines bisschen schneller gehen müssen, um sie in weniger als einer Minute einzuholen.

„So warte doch ...“
Ich hatte erhebliche Mühe, die uns Kölschen trotz besten Willens angeborene Distanz zu wahren … sie blieb fast stehen, während ich gerade mit dem Humpeln begonnen hatte. „Autsch. Mein Fuß, umgeknickt!“
Ups.
Das war jetzt ganz blöd.
Denn sie hielt inne, drehte sich zu mir … und kam zurück.
Während ich einsah, dass die mich stützende Laterne nicht davor bewahren konnte, meinen zunächst (vielleicht etwas voreilig) gefassten, mutigen Entschluss einer Entschuldigung zu revidieren, stand sie bereits vor mir. „Hast du dich verletzt?“
Der Blick ihrer schönen braunen Augen drang tief in meine Seele, so tief, so klar, so voller Wärme, dass ich gar nicht mehr anders konnte: „Ich, ich, m.. muss, ww... will … das mit dem … mit dem B.. Bier, das war ich.“
„Weiß ich doch.“
Alles hatte ich erwartet, nur nicht …
„Ich hab's gleich geahnt, aber ich bin halt ein bisschen ausgerastet. Tut mir echt leid für den armen Kerl.“
Noch ehe ich etwas erwidern konnte, machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte davon, ließ mich einfach stehen … nein, laufen … doch sie war schneller, verschwand im Dunkel der Nacht.

© Mercurio13
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