Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Fotomodelle 45+
519 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Geschichtenspiel Teil 45

@*******o13 Jo, no Kölle un en de Fastelovend passt einfach alles! Fein mit dem historischen Wink!
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
@*******o13 , ganz großes Kino *spitze*

@********erin , mit leichter Eleganz überzeugt *spitze*
@*******o13
Wenn die Tauben hätten, eigne Toiletten, in den Mauerklüften, braucht man sie nicht zu vergiften.... Kennst du noch Ingu Insreburg?
Oder gehen wir Tauben xergtften im Park? Für uns was zu naschen in der anderen Taschen?
**st
*zugabe*
Zitat von ********erin:
@*******o13
Wenn die Tauben hätten, eigne Toiletten, in den Mauerklüften, braucht man sie nicht zu vergiften.... Kennst du noch Ingu Insreburg?
Oder gehen wir Tauben xergtften im Park? Für uns was zu naschen in der anderen Taschen?

Du meinst gewiss Georg Kreisler mit
" ... Der Hansl geht gern mit der Mali
Denn die Mali, die zahlt's Zyankali
Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark
Beim Tauben vergiften im Park...
Nimm für uns was zu naschen -
In der anderen Taschen!
Gehn wir Tauben vergiften im Park!"

Ich liebe dieses Lied, es ist so herrlich schwarz! Ein schönes Frühlingslied:

@*******o13
Genau das meinte ich und natürlich Ingo Insterburg!
*********ynter Frau
9.825 Beiträge
@********erin: Tolle "Nicht"-Geschichte, grandios erzählt.

@*******o13: Ich weiß schon, warum ich dem Karneval oder dem Fasching (wie er in meinen Breitengraden heißt) nichts abgewinnen kann.
Sehr anschaulich und ich hab Tränen gelacht.

Beide: *bravo*
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Eliana, Tochter der Sonne
Eliana sitzt auf der großzügigen Holzveranda. Tief atmet sie die vom Regen gewürzte Morgenluft in ihre Lungen. Sie schließt die Augen und gibt sich komplett den Geräuschen der Natur hin. Voller Freude über den beginnenden Frühling jubilieren die Vögel. Bienen und bunte Schmetterlinge umkreisen tanzend das Blütenmeer in Elianas prächtigem Garten. In wildem Spiel jagen ihre beiden Katzen ausgelassen über die Wiese, die in sattem Grün die bunten Wiesenblumen wie Farbkleckse präsentiert. Vom nahen Wald begrüßen die Waldbewohner ihre Nachbarin und Freundin mit allerlei vertrauten Geräuschen. Vater Specht, der eifrig am Kinderzimmer seines zukünftigen Nachwuchses zimmert oder der röhrende Hirsch, der sich alle Mühe gibt, seine Herzdame für sich zu gewinnen. Gemäßigten und stolzen Schrittes schreitet ein Fasan am Waldesrand und präsentiert stolz sein schillerndes Gefieder vor seinen eher flohfarbenen Haremsdamen. Ein dunkler Schatten taucht am Waldrand auf. Erschrocken und laut flatternd startet die Fasanschar zur Flucht. Der Schatten jedoch steht regungslos am Waldesrand und scheint zu Eliana herüber zu starren. Eliana lächelt und hebt die Hand zum Gruß. Es ist Magena, die Wölfin, die sich seit kurzem hier angesiedelt hat. Eliana hat ihr diesen Namen gegeben. Er bedeutet, der aufgehende Mond. Elianas erste Begegnung mit Magena war, als sie eines Abends, bei aufgehendem Mond ihren Ruf vernahm. Der Ruf zog sie in den Bann. Sie folgte ihm, bis sie die Wölfin im silbernen Mondlicht auf einem Felsen sitzend antraf. Sie wird diesen Anblick niemals vergessen. Majestätisch und doch voll Vertrauen blickte Magena sie zu ihr herüber. Auch sie schien Elianas besondere Verbindung zur Natur und all ihren Geschöpfen zu spüren. Seither besucht Magena die Menschin jeden Morgen und singt sie des Abends in den Schlaf. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmt warm Elianas Körper. Sie fühlt sich reich beschenkt.

Das war nicht immer so. Eliana hat in ihrem Leben durchaus auch andere Zeiten gesehen.
Sie wurde als absolutes Wunschkind geboren. Für ihre Eltern war sie „die Tochter der Sonne“. Darum gaben sie ihr den Namen Eliana. Kurz nach ihrer Geburt jedoch machte sich eine bösartige Erbkrankheit bei ihr bemerkbar. Niederschmetternde Diagnose der Ärzte: Mukopolosaccharidosen, kurz MPS, eine unheilbare Zellstoffwechselerkrankung. Ihre Wirbelsäule begann sich zu verkrümmen. Ihr vorher zartes Gesicht wurde grob und unförmig, das seidige braune Haar stuppig und stumpf. Eine Schwellung ihrer Lippen tat ein Übriges dazu, ihr vorher liebliches mädchenhaftes Gesicht in eine fast groteske Maske zu verwandeln. Einzig aus ihren strahlenden Augen leuchtete die ganze Schönheit ihres Herzens und zog alle, die sie näher kannten in ihren Bann. wohlbehütet, fernab vom Trubel der Großstadt wuchs sie hier in diesem wunderbaren Flecken unberührter Natur auf, bis die Schulpflicht kam und sie im Alter von sechs Jahren das erste Mal die Dorfschule besuchte. Mit ganzer Wucht bekam sie Gemeinheit und Hass zu spüren. Tapfer kämpfte sie Tag für Tag gegen Beschimpfung und Beleidigungen der anderen Kinder. „Quasimodo“ war ihr Spitzname. Sie verfolgten sie und bewarfen sie mit faulen Eiern und Tomaten. Niemand wollte etwas mit ihr zu tun haben.
Dies alles hinterließ Narben auf ihrer Seele aber ihre Eltern stärkten sie und bauten sie immer wieder auf mit ihrer tiefen Liebe zu ihrem Kind. Jeden Morgen gab ihre Mama ihr einen süßen roten Saft zu trinken und erklärte ihr, dass sie nun Drachenblut getrunken hätte und ihr niemand auf dieser Welt mehr etwas anhaben könne. Ihr Papa stellte sich mit ihr vor den Spiegel und machte ihr immer wieder klar, dass sie das liebreizendste und wundervollste Geschöpf dieser Erde sei, aus ihren Augen die Sonne strahle und sie damit alle Menschen verzaubere. Eingebettet in diese Liebe wuchs sie zu einer selbstbewussten starken jungen Frau heran. Doch plötzlich war er da - der schwärzeste Tag in ihrem Leben. Es war der Tag ihrer Abiturprüfung. Sie wartete auf ihre Eltern, um sich mit Ihnen zum Essen bei ihrem Lieblingsitaliener zu treffen und ihre soeben bestandene Abiturprüfung zu feiern, aber sie kamen nicht. Stattdessen standen zwei Polizisten vor ihr und erzählten ihr etwas von Autounfall, einem betrunkenen Autofahrer … Sie hörte kaum zu. Nur eines verstand sie ganz klar und brutal, sie würde ihre geliebten Eltern nie wiedersehen, sich nicht einmal mehr von Ihnen verabschieden, ihnen nicht mehr sagen, wie lieb sie sie hat und wie unendlich dankbar sie ihnen für all ihre Liebe ist. Sie fiel in ein tiefes Loch.

Wochenlang lag sie in ihrem Zimmer und weinte sich die Seele aus ihrem Leib. Am absoluten Tiefpunkt angelangt, lief sie eines Nachts nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidet in den Wald und legte sich auf den kalten feuchten Waldboden. Sie wollte nur noch schlafen und nie mehr aufwachen, hier in der Natur ihren Frieden finden. Ermattet fiel sie in einen tiefen Schlaf. Irgendwann sah sie ein Licht, das immer heller und immer größer zu werden schien. Aus diesem Licht heraus traten Hand in Hand ihre Eltern. Ihre Mutter sprach mit sanfter warmer Stimme:

„Eliana, weißt Du nicht mehr? Das Drachenblut! Du bist stark und wirst Deinen Weg gehen!“

„Du bist die Tochter der Sonne, strahlend schön und voller Liebe!“ bekräftigte ihr Vater.

„Wir werden immer bei Dir sein! Lebe – für uns!“

Eliana erwachte unter Tränen aber entschlossen kämpfte sie sich zurück ins Leben. Sie studierte Journalismus und wurde bald zu einer der gefragtesten Berichterstatterin. Man schätzte ihre objektiven Reportagen, immer geprägt von Herz und Tiefgang.

Ihren Frieden jedoch findet sie nur hier, im Einklang mit der Natur und ihren Tieren. Mit einem Lächeln im Gesicht geht sie zu den Ställen. Dort wartet schon geduldig ihr Hengst in freudiger Erwartung auf einen wilden Ausritt. Zärtlich schnaubend drängt er seine warmen Nüstern in ihr leuchtendes Gesicht. Eliana halftert ihn auf und schwingt sich ohne Sattel auf seinen Rücken. Sie schmiegt sich vertrauensvoll an seinen Hals, fast als würden sie eins. Gemeinsam galoppieren sie der Sonne entgegen, im Schatten verschmolzen, fast wie ein Zentaur.

Katzendiva, 21.04.2020
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
@*******iva wieder einmal eine diese wunderbaren Seelengeschichten von dir und sehr schön das du dich wieder einmal hier zu Wort gemeldet hast. Ich denke mal sagen zu dürfen... wir haben dich vermisst *roseschenk* *herz*
Mein Gott wie schön, mir laufen die Tränen nur so runter! *love4*
*********ynter Frau
9.825 Beiträge
@*******iva
Was für eine wunderschöne Geschichte, liebe Katzendiva! Traumhaft!
*anbet*
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Dankeschön Ihr Lieben @*********2016, @*********rlan, @*********ynter 🙏

Ihr macht mich ganz verlegen *rotwerd* und gebt mir den Mut zurück, neben diesen großen Talenten hier auch ab und an eine meiner kleinen Herzensgeschichten zu präsentieren ... *anbet*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
“Am Ziel, vergebens”
Am Hof von Neapel Teil 04

Der eitle Narr einsam seine gefährlichen Wege geht, sich unbeobachtet wähnt, während im Thronsaal das königliche Bankett ausufert. Der neapolitanische Adel ungehemmt seinen Gelüsten frönt. Völlerei und Weinseligkeit ungeahnte Höhepunkte erreichen. In stillen Winkeln Gerüchte verbreitet werden oder zärtliche Tuschelei ihren Anfang nimmt. Kandiertes Naschwerk nicht nur in gierigen Mündern verschwindet. Manch pralle Adelsdame, flott wie eine emsige Biene den galanten Höfling ihrer Sehnsüchte umschwirrt. Nicht alle hier in Ferrantes Gefolgschaft nennen einen braven Charakter ihr Eigen. Einer derer welche zahllose schlechte Eigenschaften in sich vereint ist Giacomo Leclerc, der Hofnarr und engste Berater von König Ferdinand dem Ersten aus dem Hause Trastamara.

Der heimliche Machthaber des Königreiches eilt durch düstere Gänge, durchstreift auf dem Weg zu seinem Ziel verlassene Kellergewölbe und dringt in die tiefsten der geheimen Gewölbe ein. Manch dunkles Loch droht im unebenen Boden, manch klaffender Riss in roher Wand, allzeit bereit den vorschnell galoppierenden Fuß zu Fall zu bringen. Eine böse Schwellung wäre das kleinste Übel, ein Bruch der Gliedmaßen um so viel wahrscheinlicher. Darum verhält Leclerc seinen Schritt, tastet sich langsam im Schein seiner Fackel voran. Längst schon hat der raffinierte Schwindler, Gaukler und Narr den bekannten Bereich des Palastes und seiner Gewölbe verlassen. Hier in diesen düsteren, unheildrohenden Tiefen wird ihn niemand finden.

Beruhigend fühlt Giacomo Leclerc das Gewicht des scharfen Dolches im Waffengurt und den festen Druck des römischen Kurzschwertes an seiner rechten Hüfte. Der flohfarbene Umhang, welcher sein prächtiges Gewand schützend umhüllt, schenkt ihm kostbare Wärme in den kühlen Gängen. Immer wieder abwägend schaut Leclerc auf das Pergament in seiner Hand, vergleicht die Karte mit dem vor ihm liegenden Weg. Die Richtung stimmt, noch einige Dutzend Schritte dann hat er sein Ziel erreicht. Eine wuchtige Tür aus schweren Eichenbohlen trennt ihn als letztes Hindernis von der so heißersehnten siebten Schriftrolle. Nichtahnend das sein Schicksal ihn schon längst überholt hat und ein unscheinbarer Adeliger sowie die dunkle Schildwache ihn zornbebend erwarten. Giacomo erreicht die schwere Eichentür, sein mühsam nachgemachter Hacken Schlüssel passt, weitere Sicherungen scheinen nicht vorhanden. Ein Umstand, der bei etwas weniger Habgier, wohl den scharfen Verstand des Narren alarmiert hätte. So aber stolpert er eilig und nichtsahnend in die von einigen Fackeln erhellte geheime Kammer.

Dort steht sie, eine schwere Truhe, aus tiefschwarzem ölig glänzendem Holz. Den hölzernen Deckel beschlagen mit silbrigen Eisenbändern. Verziert mit kostbaren Intarsien aus Schildpatt, in der Mitte das Symbol der Templer aus blutroten Rubinen geformt. Brennend vor Gier ruht der Blick Leclercs auf der im schwachen Fackelschein bedrohlich glänzenden Truhe.

Die im düsteren Hintergrund unbeweglich lauernde Schildwache übersieht der Hofnarr völlig.
Ebenso die vierte Gestalt, der alte unscheinbare Höfling aus Ferrantes Gefolgschaft, welcher den jüngeren Leclerc auf geheimen Wegen überholte und nun triumphierend lächelnd in den Vordergrund tritt.

„Willkommen, edler Gaukler und Narr, du bist am Ziel angelangt, aber mehr auch nicht.“

Hart und gnadenlos klingt die Stimme des Höflings, reißt Giacomo Leclerc aus all seinen hochtrabenden Träumen. Zu Tode erschrocken schaut Leclerc auf die sich nach vorne drängenden dunklen Schildwachen.

Marvedes, der Zentaur, seinen Oberkörper in einen Lederharnisch gehüllt, tiefrot wie Drachenblut, in Händen einen schweren Hammer.

Die menschenähnliche Gestalt eines gedrungenen Wesens, mit muskelbepackten Armen und krallenbewehrten Pranken. Bewaffnet mit einer wuchtigen Keule und einem langen Messer. Die seltsame Mischkreatur hört auf den Namen Quasimodo Schlagetot.

Bartholomäus vom Runenfelsen, einen herkulischen gepanzerten Recken in nachtschwarzer Rüstung, bewaffnet mit einem schweren Bastardschwert. Seiner Ehre als Wachführer gewärtig.

Ein drohender Kreis umschließt den Hofnarren, ersticktes Stöhnen wird hörbar, Kampfgeräusche, das Klirren von Stahl. Ein lauter Schrei gellt durch das Kammergewölbe, dann sind da nur noch die Geräusche eines zu Boden fallenden Körpers.

Unberührt und sicher verwahrt die wertvolle siebente Schriftrolle. Blass und reglos im eigenen Blute liegend die Gestalt des Giacomo Leclerc. Eine mit sich zufriedene Schildwache welche ihrer hehren Aufgabe gerecht wurde und ein unscheinbarer Höfling der zufrieden zurück zum Bankett eilt. Am Hofe wird man Leclerc wohl bald vermissen, jedoch in der Tiefe der verzweigten Gewölbe wird der Leichnam ruhen unauffindbar und immerdar.

Fine

Kamasutra 22.04.2020
@*********2016
Anregend die Satzstellung, süß und bitter die Bilder wie das angepriesene Konfekt. Verdient und tragisch das Ende des Leclerc, den ein wenig lieb gewonnen zu haben ich mir nicht schmeichle. Lob und Anerkennung dem werten Barden!
*********ynter Frau
9.825 Beiträge
@*********2016

*angsthab* Was für eine Wortgewalt! *hutab* und *anbet*

Ihr Lieben - ich bin begeistert.
*spitze* *zugabe*
Biene!
Der Ruf kommt scharf. Die Mutter steht unten im Hausflur. Sabine kommt aus ihrem Zimmer. Eher eine Kammer. In die sie umgezogen war, weil sie das Kinderzimmer mit ihrem Bruder nicht mehr teilen wollte. Sie hasst ihren Bruder. Sie reizt ihn damit, dass sie ihn Quasimodo nennt. Nach dem irren Krüppel in dem Film. Der macht die dieselben Verrenkungen wie ihr Bruder, als er sich jeden Abend vor ihr seine Schwellung abwichste. Wenigstens kann sie jetzt die Türe zumachen. Aber das hilft nicht viel.

Biene!
Ihre Mutter schreit wieder. Sabine geht die Treppe hinunter und bleibt auf der untersten Stufe stehen. Ihre Mutter hebt die Hand. Wenn sie zuschlägt holt sie nicht weit aus. Sie schlägt mit einer wischenden Bewegung zu, von Ferne könnte man es fast als Liebkosung ansehen. Aber sie weiß, wie sie die Hand ansetzt um die knochigen Finger schmerzhaft spüren zu lassen.

Die Mutter fragt, wie spät haben wir? Sabine antwortet nicht. Sie weiß, es ist fast acht, seit drei Stunden hätte sie zuhause sein müssen. Sie sagt nur, ich heiße nicht Biene. Ich bin kein Tier. Die Mutter hebt noch einmal ihre Hand. Sie schlägt von unten nach oben, Sabine steht immer noch auf der untersten Treppenstufe, mit 15 fast so groß wie die Mutter.

Sabine schließt die Augen. Es sirrt in ihren Ohren. Sie wünscht sich in Drachenblut zu baden um unverletzlich zu sein. Und zu fliehen, raus aus diesem Loch. Davon galoppieren, auf einem Pferd, oder noch besser auf einem Zentaur. Einem dieser Menschtiere, Mann und Hengst, stark und schnell, und doch, durch sie auf dem Rücken, zu beherrschen. Dem sie befiehlt nach den Hunden auszuschlagen, die sie verfolgen und die sich unter dem Schlag seiner Hufe krümmen.

Als sie die Augen öffnet sieht sie die Mutter, wie sie sich wegdreht, und Blut aus ihrer Nase tropft, auf die mausgrau-flohfarbene Schürze. Seitdem schlug nur noch der Vater zu.
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Jetzt ist mir richtig übel geworden...

Unglaublich eindringlich geschrieben. Hammer!
prüfend
*********tMut Frau
2.123 Beiträge
Die Nonne

Quasimodo sah an sich herunter und erblickte seinen pochenden Zentaur, der eine üppige Schwellung annahm just in dem Moment, wo er die flotte Biene mit den flohfarbenen Augenbrauen erblickte.

Die Nonne, deren Haare unter der Tracht nicht zu sehen war, raffte ihre Tracht etwas zu hoch als sie ihr Bedürfnis unter dem Kirschbaum im Klostergarten erledigte, so dass der Glöckner für einen kurzen Augenblick ihr Loch erblickte, was sie wohlwollend bemerkte.

Sein Drachenblut geriet sofort in Wallung, er näherte sich der Holden galoppierenden Schrittes und stöhnend ritten sie in die endlose Weite ihrer Gelüste.


©strongSecretary
So ein Zufall
_
Als Heribert Anton Bremmelbart diesen letzten, ach so wichtigen Auftrag angenommen hatte, ging die Schwellung in seinen Lenden ein wenig zurück. Er hatte sich schon unter den Brücken gewähnt, jetzt, nachdem die Welt sich andersherum drehte und jedermann verrückt geworden zu sein schien.

Aber man hatte ihn noch einmal gebucht, ein letztes Mal, dies war ihm bewusst. Also stürmte, nein, galoppierte er auf die Bühne wie ein Zentaur, einhundertzehn Kilo geballte Manneskraft, im flohfarbenen Outfit, aufrecht stehend, so gar kein Quasimodo, sondern eine imposante Erscheinung, deren Drachenblut unter der Schale der Zivilisation pulsierte, die Loch für Loch anfeuchtete, allein durch seine Präsenz.

Und mit gewohnter Eloquenz sprudelten die Worte hinaus, surrend, beschwörend, einer Biene gleich, die den Stock verlässt. Niemand hörte ihm zu, denn Mundschutz und Versammlungsverbot wirkten sich irgendwie negativ auf die Form seiner Darbietung aus, doch hätte es ein Publikum gegeben, irgendwelche Zuhörer, sie hätten Folgendes vernommen:

„Was für ein Zufall! Und ich will niemanden durch den Kaffee ziehen, das möge man mir glauben! Vielmehr rufe ich euch zu: Friss Vogel und stirb – endlich. Da soll eine Anwältin angeblich Verfassungsklage erhoben haben, weil die Menschenrechte verletzt würden, aber im letzten Moment ist sie rechtzeitig verrückt geworden und in die Psychiatrie abgeschoben worden, wo sie ihr Fersengeld bezahlt hat und nun wieder ganz normal Schwachsinn absondert!

Nein, liebe Gemeine, was für ein Zufall! Wir alle müssen dran glauben, an die Wirksamkeit vom Mundschutz! Nicht reden und tief atmen, unser eigenes Kohlendioxid, immer rein in die Lunge, das wird uns schützen! Wir stecken alle in einem Boot, da haben sie uns reingesteckt und da kommen wir auch nicht raus, auf Geweih und Verderb.

Stimmvieh macht auch Mist, das ist eine alte Weisheit. Nun muss man sich spurten, um Anschluss zu halten. Man muss nichts über den Zaun brechen in diesen Zeiten, lieber abwarten und Kaffee trinken und nur nichts abstürzen, doch so ein Zufall ist doch auffällig und macht nachdenklich.

Diese Anwältin, die Verfassungsklage eingereicht hatte, wird zufällig drei Tage später verrückt. Wer mag da noch an Zufall glauben? Da lügt doch jemand, dass sich die Balken brechen. Da ist doch Feuer in der Not oder Holland auf dem Dach.

Irgendwie muss gerade gut Ding Eil haben, und dem einen sein Huhn ist dem anderen sein Nachtigall. Mir aber schlägt das Fass erneut die Krone ins Gesicht und ich stehe hier voller Efeu-Rie und kann nicht anders.“

Die wenigen Zuhörer an ihren backlighted Bildschirmen machen bald den obligatorischen Nachbereitungs-Chat auf. Herlinde Meier-Wohlfeil, ihres Zeichens die Ausrichterin des letztjährigen Firmenwichtelns, eröffnet die Runde. „Mir tut in den Ohren leid, was der Bremmelbart so von sich lässt.“

Beipflichtend chattet Gregor Kunze, der vormalige Betriebsrat, mitten rein: „Man muss das nicht über den Zaun brechen, aber langsam ist Schluss mit traurig. Bremmelbart hat es hinter sich.“

Obendrauf haut Cindy Wagenreich, Mitarbeiterin der Buchhaltung, die eigentlich nur zufällig in diesen Austausch gelandet ist: „Ich finde, wir sind schon auf den Hund in der Pfanne gekommen!“

Die neue Praktikantin Nadine, deren Nachname bisher niemanden interessiert hat, meldet sich per Whatsapp zu der Angelegenheit. „Ist das nicht blöd, diese Masken einen ganzen Tag zu tragen? Wegen Co2 und so. Das ist doch total ungesund. Und den Bremmelbart versteh ich nicht, der redet echt so’n Kauderwelsch.“

Die anderen drei können sich zwar nicht sehen, sind sich aber wie immer einig. Was bisher gut war, muss gut bleiben. Und die kleine Praktikanten-Schnepfe kriegen sie auch noch auf Spur.

© Wagner E. Stein, 04/2020
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.310 Beiträge
Wie man ein Bild malt
„Das ist es.“

Verlegen und doch aufgeregt verharrte Biene vor der Staffelei. Jetzt, in dem Augenblick, kurz bevor Drake das flohfarbene Tuch von der Leinwand nehmen würde, fragte sie sich, ob es eine gute Idee gewesen war, gerade ihn zu bitten, dieses Werk zu begutachten. Schön, er ist Künstler und er mag Bilder, in denen sich fantastische Wesen tummeln. Und er sollte ja auch eigentlich mehr die Technik, ihre Maltechnik auf den Prüfstand stellen.

„Irgendetwas fehlt“, hatte sie ihm erklärt. „Es ist angefüllt von all dem, was mir in meinen Träumen begegnet ist, eine surreale Szene voller Zentauren, die sich um ein Quasimodo gleichendes Wesen scharen. Es ist nicht ganz klar: Kämpfen sie für ihn oder bekämpfen sie ihn? Aber es wirkt auf mich eher wie ein Wimmelbild, nicht wie ein Gemälde. Die Aussage entzieht sich mir und ich weiß nicht, wie ich sie herüberbringen soll.“

Er hatte gelacht, auf seine leise, zurückhaltende Art. „Na, du hast ja Träume.“ Als sie errötete, wurde sein Grinsen breiter, aber auch weicher. „Schon in Ordnung. Wenn sie dich zu Bildern inspirieren, umso besser.“ Er hatte sich einverstanden erklärt, sich das Bild einmal anzusehen und nun war er hier, stand einfach so in Bienes Atelier.

Und sie traute sich nicht. Sie hatte einfach nicht den Mut, ihn dazu aufzufordern, doch endlich einen Blick auf ihr Bild zu werfen. Oh, sie konnte gut malen, das hatten ihr immer wieder alle versichert. Ihre Kommilitonen und ihre Professoren waren voller Lob und große Teile der hiesigen Kunstszene rissen sich seit ihrer ersten Vernissage darum, ein Bild von ihr zu ergattern.

Und sie hatte gemalt. Ein Bild nach dem anderen, fast wie am Fließband. Nur, dass Malerei eben keine Fließbandarbeit ist, nicht wahr? Die Inspiration riss nie ab. Fast fotorealistisch bannte sie ein Motiv nach dem anderen auf die Leinwand und selbst eine nichtssagende Sicherheitsnadel gewann, als Gemälde von ihr, an Bedeutung. Sie war der Star ihrer Heimatstadt. Kein Enfant terrible, im Gegenteil. Durch ihre unprätentiöse Lebensart, ihren Fleiß erhielt sie schließlich sogar ihren Spitznamen, Biene. Sie war sich nie sicher gewesen, ob sie ihn mochte, aber gut – er drückte in gewisser Weise die Zuneigung ihrer Fans aus, nicht wahr?

Und dann kam der Unfall. Nichts Großartiges, selbst hier vermied ihr Schicksal ein Drama. Sie war einfach nur gestolpert. Hatte versucht sich abzufangen, mit den Händen voraus. Dumm nur, dass sie sich gerade in einer Imkerei befand, inmitten eines Gefolges von Presseleuten, die es für einen guten Einfall gehalten hatten, sie inmitten ihrer „Kollegen“ abzulichten. Dumm nur, dass sie sich auf einem dieser Kästen abstützte, die überall auf der Wiese herumstanden. Dieser hielt der Wucht des Aufpralls nicht stand und kippte um. Spätestens in diesem Moment war ihr dann klar, dass es sich bei „diesen Kästen“ um Bienenstöcke handelte, denn das Volk schwärmte aus und bekämpfte den Angreifer. Bis der Imker die Lage wieder beruhigen konnte, hatte Biene schon so viele Stiche abbekommen, dass sie in ein Krankenhaus gebracht werden musste.

Nun, die Schwellungen klangen ab, aber mit ihnen auch die Inspiration. Die Muse hatte Biene verlassen und sie fiel in ein abgrundtiefes Loch.

Was folgte, waren Jahre, in denen Biene die Lorbeeren erntete, aber keine neuen Bäume pflanzte. Sie ließ sich herumreichen, von einer Talkshow zur anderen, besuchte die Vernissagen anderer Künstler und lächelte immer nur geheimnisvoll, wenn sie jemand fragte, was sie denn gerade mache.

Gerüchte kamen auf. Eine „kreative Schaffenspause“ war das netteste, was ihr unterstellt wurde. Andere vergaloppierten sich in Theorien über Depressionen oder andere psychische Erkrankungen und böse Zungen behaupteten, dass sie einfach kaputt sei und versuche, sich mit ihren Auftritten an dem bisschen Ruhm, das ihr noch geblieben war, festzuklammern.

Wie recht sie doch alle hatten.

Nur folgerichtig war, dass die Einladungen mit der Zeit immer seltener bei ihr eintrudelten und irgendwann blieben sie ganz aus. Biene versuchte mit allen Mitteln, ihre Inspiration wiederzufinden. Psychotherapie, Alkohol, Gras, also die üblichen Verdächtigen, halfen ihr nicht. Sie stieg auf stärkere Mittel um. Psychoaktive Substanzen, bizarre Sexorgien, Extremsportarten, Reisen in die entlegensten Winkel der Erde, um Schamanen, Yogameister und andere Scharlatane aufzusuchen – all das half nicht viel.

Sie probierte so viel aus, so schnell nacheinander, dass ihr gar nicht wirklich auffiel, wann die Träume tatsächlich begannen. Als sie endlich wahrnahm, dass es nur Variationen eines Grundthemas waren, packte sie der alte Schaffensdrang und zitierte sie zurück an die Staffelei. Die ersten Versuche waren grauenvoll. Der Fotorealismus, der ihre früheren Werke kennzeichnete, war hier völlig fehl am Platz und ihr wurde mit jedem Bild deutlicher vor Augen geführt, dass sie alles, was sie bisher über die Malerei gelernt hatte, über den Haufen werfen musste. Wie ein kleines Kind lernte sie, jeden einzelnen Strich neu zu setzen, musste sie lernen, die Farbe auf andere Art aufzutragen wie bisher. Vom Fließband war keine Rede mehr. Über ein Jahr arbeitete sie an diesem Bild, vor dem sie nun zusammen mit Drake stand.

Er sah sie fragend an. „Darf ich?“ sollte das heißen und zögernd nickte sie, beobachtete, wie er einen Schritt auf die Staffelei zu machte, eine Hand an das Tuch legte. Fast hätte sie aufgeschrien: „Warte!“

„Es ist noch nicht fertig, es ist noch lange nicht fertig“ stammelte etwas in ihr, aber sie sagte kein Wort. Sie wäre auch gar nicht fähig dazu gewesen.

Drake zog an dem Stoff, zog ihn zur Seite, bis er sacht auf den Boden fiel, enthüllte mit dieser Bewegung ihr innerstes Wesen.

Biene schloss die Augen. Sie wartete auf sein Urteil, ergeben, so als wisse sie jetzt schon, dass dies nur vernichtend ausfallen konnte.

Stille.

Eine dieser Arten der Stille, die lange anhielt, die alles und nichts bedeuten konnte. Eine dieser Arten der Stille, die zutiefst verunsichern, weil man auf etwas wartet, auf einen Laut, wie gering er auch sein mochte, gleich, ob er nun wertschätzte oder verachtete. Eine dieser Arten der Stille, die so lange dauerte, dass man sich noch nicht einmal mehr traute, sie mit einem gehauchten „Und?“ zu stören, obwohl man am liebsten laut geschrien hätte. „Jetzt sag doch endlich was!“ Aber man schweigt, denn in dem Augenblick, in dem man die Stille durchbricht, zerbricht auch etwas in dem, der die Stille zerbrochen hat.

Dann ein Räuspern. Biene öffnete die Augen, sah zu Drake. Der wiederum schaute sie an. Bleich war er geworden, kleine Schweißperlen begannen sich auf seiner Nase zu sammeln. Der verstörte Ausdruck auf seinem Gesicht wollte so gar nicht zu dem Anlass passen: Sie begutachteten doch nur ein Bild von ihr!

Drakes Blick wanderte immer wieder zwischen dem Bild und Biene hin und her. Gesagt hatte er immer noch nichts. Schließlich hielt sie das Schweigen nicht mehr aus.

„Was ist los, Drake?“

Sein Blick hielt inne, so als habe er einen Impuls von außen gebraucht, um diese unsinnige Wanderschaft zu beenden. Es erinnerte ein bisschen an jemanden, der in einem Zimmer auf und ab läuft, bis irgendjemand ihn darauf hinweist. Herumtigern nennt man das, weil es daran erinnert, wie sich ein Raubtier in seinem Käfig herumwirft, unruhig, getrieben.

Können Blicke herumtigern?

Drake holte tief Luft, fasste in seine Jackentasche und holte sein Smartphone heraus. Er schien etwas zu suchen, denn immer wieder tippte er darauf herum, wischte über den kleinen Bildschirm. Dann, völlig unvermittelt, hielt er ihr das Handy hin.

Eigentlich wollte Biene gar nicht zugreifen. Sie wollte dieses fremde Ding nicht in ihren Händen halten, nicht auf das Display schauen, denn sie war sich sicher, dass das, was sie dort zu sehen bekäme, ihr nicht gefallen würde. Doch sie sah hin. Und dann wurde auch sie bleich.

Das Bild auf dem Display wurde einen Tag eher aufgenommen, in Drakes Atelier, das war eindeutig. Es zeigte eine Staffelei, auf der ein Bild steht. Ein Bild, das dem hier, in Bienes Atelier, bis auf den letzten Punkt glich, einschließlich der Tatsache, dass irgendetwas zu fehlen schien, um es wahrhaft perfekt zu machen.

„Das kann nicht sein.“ Biene schüttelte den Kopf. „Das kann einfach nicht sein!“

„Und doch ist es so.“ Drakes Stimme klang tonlos. „Hast du, nachdem du mit dem Bild soweit fertig warst, weitergeträumt?“

Biene stutzte. „Warum fragst du?“

„Hast du?“ Drake ging gar nicht auf ihre Frage ein.

„Nein, eigentlich nicht.“

„Aber?“

Biene erinnerte sich. Sie hatte dem Bild nichts mehr hinzufügen können. Es sah fertig aus. Aber dennoch fehlte etwas. Irgendetwas, das sich ihr entzog, sorgte dafür, dass es immer noch wirkte, wie eines dieser Cartoonzeichnungen, die überall im Internet zu finden sind: Die Aussage dieser Bilder war zwar klar erkennbar, die Bilder an sich entbehrten jedwedem Charme, blieben seelenlos. Sie hatte beschlossen zu warten. Das Bild an die Seite zu stellen und es sich zu einem späteren Zeitpunkt anzusehen.

Von da an veränderten sich die Träume. Sie wurden übervölkert von Bienen. Bienen, in jeder Art und Weise: Gemalt, gezeichnet, modelliert, fotografiert, gefilmt. Mal hüpften sie als Cartoon-Bienchen über den Parkettboden, mal waren es Holzbienen, die als Mobile von der Altelierdecke baumelten, dann wieder flog ein ganzer Schwarm Bienen durch das Atelier – und alle zückten ihren Stachel, ließen einen Tropfen ihres Gifts auf ihre, Bienes, Malutensilien fallen. Auf die Pinsel, in die Farben, auf die Palette, die Spachtel, das Tuch, mit dem sie ihre Gerätschaften reinigte, nichts ließen sie aus. Am Ende der Träume flogen die mit Gift beträufelten Gegenstände auf ihre Staffelei zu, umkreisten sie, schüttelten sich und ließen dabei ihre Fracht auf das Bild, ihr Bild, fallen.

Die Botschaft erschien ihr ebenso klar wie verstörend. Doch wie sollte sie das Drake erklären? Sie sah ihn an und sein Gesichtsausdruck ließ ihre Zweifel verschwinden.

Sie erzählte es ihm, alles. Sie äußerte auch ihren Verdacht. „Anfangs dachte ich noch, dass da einfach noch Bienen auf dem Bild fehlen, und ich malte welche hinzu, wie du sehen kannst. Doch es änderte nichts. Das Bild sah immer noch so unfertig aus wie vorher. Deswegen kam mir der Gedanke, dass sie wollten, dass ich das Bild mit Bienengift überziehe. Doch wie komme ich daran?“ Biene seufzte, zeigte auf ihren Laptop. „Ich habe recherchiert, es ist höllisch teuer. Für ein paar Mililiter bezahlst du schon knapp 700 Euro. Dann veränderten sich die Träume. Die Bienen kamen über mich, und sie stachen mich in meine Fingerkuppen…“ Voller Grauen sah sie ihn an. „Aus meinen Fingerkuppen quoll Blut, Drake. Und jeder einzelne Tropfen flog auf die Leinwand zu.“

Drake nickte.

„Drachenblut“, sagte er. „Bei mir war es Drachenblut.“
Elenas Himmelsritt

Mit einem ohrenbetäubenden Knall ploppte der Korken aus dem Flaschenhals und flog hoch in die Lüfte. Immer höher stieg er hinauf, sogar höher als die Vögel kreisten. Er durchbrach die dichte Wolkendecke und düste durch sie hindurch wie eine glänzende Mondrakete. Die Flugzeugpiloten, an denen er vorüber raste, warfen ihm neidvolle Blicke zu, und selbst dem Sichtfeld der Astronauten, die verwundert in ihren Raumstationen saßen, entschwand er mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit. Er flog so weit hinaus ins Weltall, bis sich seine Spur in den Tiefen eines für uns Menschen unergründlichen schwarzen Loches verlor.

"Dahinter kommt das Nichts!", so hatte es auch Elena, die flohfarbene Dasselfliege, in der Bienenschule gelernt. Mit all ihrer Kraft hatte sie sich an dem Korken festgekrallt und den mörderischen Himmelsritt unbeschadet überstanden. Rührte diese enorme Energieleistung von dem zuletzt gezapften Drachenblut her? Vielleicht war ja auch der gezielte Stich in den Nacken des Zentauren ursächlich? Dieser hatte durch ihr gieriges Saugen eine solch gewaltige Schwellung davongetragen, dass er mit schmerzverzerrtem Gesicht laut aufschreiend davon galoppiert war. Elena wusste es nicht - und es war auch nicht wichtig. Sie hatte es geschafft und schwebte ganz sanft auf des Korkens Schultern durch das Ungewisse.

In weiter Ferne, am Rande des dunkelsten Schwarzes, glaubte Elena eine Lichtgestalt ausfindig zu machen, auf die sie geradewegs zusteuerte. Es wurde wärmer und heißer, bis die Hitze nahezu unerträglich war. Die Sonne war es nämlich, der sie - auf ihrem Korken hockend - entgegenschwebte. Schon begannen ihre flohfarbenen Flimmerhärchen zu versengen, als mit einem Schlag das Licht ausging. Elena war völlig orientierungslos und begann alsbald erbärmlich zu frieren. Ein Wolf heulte irgendwo in der Dunkelheit und sang ein trauriges Lied. Elena öffnete den Umschlag, den sie bei sich trug und rief zum Abschied lauthals die erleuchtenden Worte eines Dichters hinaus in die Unendlichkeit:

Ein jeder steht allein auf dem Herzen der Erde
getroffen von einem Sonnenstrahl
und schon ist es Abend.

(Salvatore Quasimodo)
*********ynter Frau
9.825 Beiträge
Großes Kino - eure Geschichten *bravo*
Ihr seid super-kreativ *top*

@******e_9
Bei deiner Geschichte bekam ich Gänsehaut.
Der reale Horror deiner Geschichte ist in diesem Tagen sicherlich noch schlimmer als zuvor. Schlimm, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die dies in der verletzlichsten Zeit ihres Lebens erfahren müssen.

Bei @**********etary geht es lustvoll zu. Man mag der Nonne körperliche und seelische Sattheit wünschen. *zwinker*

@*********Stein mag s lieber politisch.

@********elle lässt uns einen Blick in die tief- und abgründige Seelen-Leinwände von Künstlern werfen.

und

@**********heSun erzählt die fantastische Geschichte einer kleinen Dasselfliege, die sich ihren Weltraumtraum erfüllt.

Klasse Geschichten!
*zugabe*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Spätschicht 12.Abteilung
Biene-Drachenblut-flohfarben-galoppieren-Loch-Schwellung-Quasimodo-Zentaur

Schon seltsame Zeiten. Man fing irgendwann an zu sparen mit den Geistern. Bläulich und kalt wirkten die hochglanzpolierten Wahrheiten und wurden offeriert wie Sternenstaub. In Selbstbausätzen wurden daraus Steine geformt, mit denen vormals die Weisen erschlagen wurden.
Im Geheimdienstbüro war es relativ ruhig. Gründels Abteilung war den größten Teil des Tages damit beschäftigt, eine Leidensdruckerei auszuheben. Nahezu wöchentlich galoppierten die Außenteams los, um wieder einmal eine dieser Schwarzbrennereien des schlechten Geschmacks still zulegen. Die überall verstreuten Worthülsen dokumentierten eine überstürzte Flucht der Protagonisten. Der ganze Mist verteilte sich dann wie eine geplatzte Feuerkugel über die Werkstatt und das Außenteam hatte alle Mühe, den Kehricht irgendwie zusammenzutragen. Sodass die Bevölkerung in den angrenzenden Stadtteilen veranlasst wurde, über den ganzen Tag Türen und Fenster geschlossen zu halten. Vom Betreiber, einem gewissen Quasimodo Anaximander Rippentropf, fehlte jede Spur.

Gründel selbst war den ganzen Vormittag damit beschäftigt, Fadenscheine für die Absolventen der Geheimdienstakademie auszufüllen. Willkommene Ablenkung von der Anspannung, die ihn seit Tagen erfasste angesichts des heutigen Termins bei einer der Autoritäten der Zivilgesellschaft. Der auch von Anne verehrte Lord Cheiron lud. Da hatte man zu erscheinen.
Gründel war angesichts seines recht forschen Auftretens bei der seinerzeitigen Durchsuchungsaktion bei Asklepios Sturm, dem Schöpfer der dreidimensionalen Erzählung (->red. Zusatz: vgl. Spätschicht 2.Teil, m.w.N.) dann doch sichtlich überrascht, auf ausdrückliche Empfehlung des Physikers hin eine Einladung auf Lord Cheirons Anwesen zu erhalten. Der Vordenker des Aufstandes der Rosenblüten ging recht zurückgezogen seiner Wissenschaft nach und genoss nach unzähligen Jahren der Unrast Schutz und Reputation von höchster Stelle. Spätestens seit seiner Gründung der „Baumschulen des Respekts“ war Lord Cheiron zunächst jahrelangen Anfeindungen und Nachstellungen ausgesetzt, welche ihn zeitweise zum Untertauchen und in eine jahrzehntelange Isolation trieben. Nach der gut fünfzigjährigen Ära des Lochs der Erkenntnis hatte ein Großteil der Bevölkerung die Nase gestrichen voll und erlöste den brillanten Naturwissenschaftler aus seinem selbstgewählten Exil.
Notwendige Konsequenz, wo doch die jahrzehntelange Herrschaft der Brüllaffen nicht nur die heimische Volkswirtschaft, sondern nahezu den ganzen Planeten ausgelaugt hatte. Das Spiel ging zum unrühmlichen Ende hin dann soweit, dass selbst die größten Schreihälse sich nicht mehr die Tische leisten konnten, über die sie die anderen zu ziehen gedachten.

Der in einer flohfarbenen Livree dezent gekleidete Privatsekretär empfing Gründel recht kühl und geleitete ihn über diverse Wandelgänge zum Besuchersalon des Anwesens. Der Salon empfing Gründel mit einer recht eigentümlichen Einrichtung. Die Seitenportale waren gesäumt von riesigen Bienenkörben, deren Bewohner den ganzen Saal mit einem ständigen Schwirren und Surren erfüllten. Die frisch geschabte Rinde eines mittig platzierten Drachenblutbaums offenbarte eine rege Nutzung des roten Pflanzensaftes. Seine Lordschaft ließ zunächst auf sich warten, begrüßte dann Gründel indes mit einer für Wissenschaftler erfrischenden Unvoreingenommenheit.
Lord Cheiron war für seine 153 Lenze ein noch recht agiles Bürschchen. Nach einem eher belanglosen Austausch über die eigenen Befindlichkeiten und die allgemeine Sicherheitslage winkte er Gründel näher heran und öffnete eine mitgeführte Schachtel aus dunklem Wurzelholz. Eine Projektion eines holografischen Gebildes breitete sich bis zur hallenförmigen Decke des Salons aus. Bevor Lord Cheiron nach nur wenigen Minuten die Schachtel wieder schloss, vermochte Gründel in der Projektion eine nahezu deckungsgleiche Kopie der dreidimensionalen Erzählung zu erkennen.
„Lesen Sie Schelling!“ zwitscherte der alte Mann dem verdutzten Gründel mit einem Augenzwinkern zu und schritt, nein schwebte ohne weitere Abschiedsformeln der garten zugewandten Ausgangspforte entgegen.
Eine Schwellung über dem linken Auge offenbarte Gründel, dass er wohl etwas zu ungestüm auf die Annäherung einiger Bienenkorbbewohner reagiert hatte. Gedankenversunken nahm er zunächst nicht wahr, dass der Privatsekretär hinter seinem Rücken Stellung bezog und ihm nunmehr wortlos zwei Schachteln überreichte. Jede nummeriert, jeweils mit den Ziffern „1“ und „2“ sowie einem Begleitschreiben, welches Gründel auf ein bestimmendes Nicken des Privatsekretärs öffnete:
„Werter Freund,
mir ist ihre zwanghafte Vorliebe für saure Gurken zu Ohren gekommen. Zumal mir nicht verborgen blieb, dass meine geflügelten Mitbewohner zuweilen allzu menschliche Züge offenbaren. So wie diese bereit sind, im Drang um Nähe ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Sofern Sie den Trank aus Schachtel 1 zu sich nehmen, versichere ich Ihnen Linderung.
Vom Öffnen der Schachtel 2 bitte ich vorerst Abstand zu nehmen, sofern Sie sich nicht in der Obhut eines wissenschaftlichen Laboratoriums und der Unterstützung derjenigen versichern, die Antworten auf ihre Fragen wissen.
Bitte übermitteln Sie Anne Pfirsich meine Grüße.“

Der Blick auf eine leere Rückseite mahnte Gründel, anweisungsgemäß zu verfahren. Wenngleich die Bitternis des tiefroten Saftes leichte Übelkeit und nachfolgend eine unerklärliche Wehmut hervorrief.

Am Abend dann Wege durch eine nahezu menschenleere Stadt. Lediglich ein paar Nudisten trieben sich vor dem Nacktbriefkasten der örtlichen Liegenschaftsverwaltung herum.
Gründel verwarf den Plan, die nächstgelegene Traumwerkstatt aufzusuchen. Die Phenole des Bienenhonigs und des Baumsaftes entfalteten allmählich ihre Wirkung und lösten nicht nur die Augenschwellung, sondern auch ein animalisches Verlangen nach Annes Nähe aus.
Was soll´s- er hatte Grüße auszurichten. Nur noch zwei Straßenecken…

©Einar_VonPhylen 230420
*********ynter Frau
9.825 Beiträge
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Nach einer jahrzehntelangen Herrschaft der Brüllaffen schließe ich mich Cheirons Rat an: „Lesen Sie Schelling! Und versuchen Sie, Ihre ganz private Leidensdruckerei auszuhebe(l)n!“ *les*
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.