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Wenn ich weiß, dass der Partner eine Praktik nur für mich macht, aber…
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Geschichtenspiel Teil 45

äh ... psst: 32! *rotwerd*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Das war mit Mehrwerts Steuer *rotfl*
Me 2
*********ld63 Frau
8.552 Beiträge
*wow* lieber @***ve, schon nach den ersten Absätzen begannen meine Ohren zu flattern...! *bravo* Ich heb gleich ab! Was für ein herrlicher Motivationsschub! *zugabe*
*****ree Frau
22.066 Beiträge
Ich muss nochmal lesen .... dürftefleissig ... was für ein Wort ... grandios ...

*hutab*
*********trone Frau
901 Beiträge
Die Schiffahrt

Tante Berta hatte ich es schon so lange versprochen, sie wieder auf eine Schifffahrt zu begleiten. Der Ausflug wurde zwar von ihrem Seniorenheim organisiert, aber sie hätte mich so gerne um sich. Wie jedes Jahr. Wie früher als ich noch klein war.

Ich mach das immer wieder gerne. Jährlich bringt uns ein Bus zum Starnberger See. Der Ablauf ist immer der Gleiche und am Ende sitzen wir bei einem Gläschen Wein an Deck und lauschen zu Andrea Berg. Ein absolutes Highlight für meine geliebte Tante.

Also betreten wir, ihre Clique aus Station 3, einer Pflegerin und einer jungen und hochmotivierten Altenpflegeschülerin das Schiff.
Herr Maier, der Hahn im Korb, muss ein wenig gestützt werden, Frau Iberle zeigt unter ihrem Blümchen Shirt wieder stolz ihr Dekolleté und ihre Zimmernachbarin Heidi schaut schwermütig zurück zum Reisebus. Sicher wurde sie wieder von Frau Iberle nach aller Kunst überredet.

Die Praktikantin wollte eigentlich vor Betreten des Schiffes noch auf der naheliegenden Wiese einen Kreis bilden und die älteren Herrschaften zu einer runde Gymnastik animieren. Diese Idee war nicht ganz ausgegoren, denn sie hatte in ihrer Planung die letzte im Bunde vergessen, oder aber noch nicht richtig kennengelernt. Frau Beierle stürmte zur Kioskbude und betrachtet die Auslage. Gern möchte sie sich ein Fläschchen „Hirschkuss“ kaufen, oder zwei Postkarten, oder vielleicht doch diese Schneekugel. Könne man da am Preis noch was machen? Es ist alles so teuer.
Ich lächle still in mich hinein, als die Schülerin ihr zunächst beratend zur Seite steht. Bald wird sie versuchen Frau Beierle zu einem finalen Kauf zu bewegen, damit wir das Schiff betreten können. Dann wird sie die Geduld verlieren, und nervös auf sie einreden.
„Jährlich grüßt das Murmeltier“ flüstere ich zu meiner Tante. Sie schüttelt lachend den Kopf. Frau Beierle ist, was ihre Kaufgewohnheiten angeht, stigmatisiert. Wer sie kennt, umschifft jegliche Kioskbuden großräumig.

Meistens bricht dann Frau Beierle in Tränen aus, weil sie sich nicht entscheiden kann. Entweder der Verkäufer hat dann Mitleid und schenkt ihr etwas, und sie geht zufrieden weiter. Oder aber, der oder die Auszubildende wird dort warten müssen, weil Frau Beierle sich stur weigert auch nur einen Schritt weiter zu gehen.

Als das Schiff dann anlegte und die Rampe an Land ging, reichte ich dem Verkäufer unauffällig einen Fünf Euro Schein und deutete ihm mit Blicken an Frau Beierle den rosaroten Traumfänger zu „schenken“.

Der Tag war gerettet.

Als wir auf dem Schiff sind, nehmen wir an Deck unseren Platz ein. Sofort packt Herr Meier seine Brotzeit und sein Bierchen aus. Ich begleite Frau Iberle zur Toilette, bevor es los geht. Vorbei am Maschinenraum sehe ich ein Bullauge mit einem Fliegengitter. Millionen von verunglückten Mücken kleben an diesem gigantischen Flusensieb.

Igitt.

Zurück an unserem Platz genießen wir die Schifffahrt und den kühlen Wind der uns entgegenschlägt. Entspannt setze ich meine Sonnenbrille auf. Gleich werden wir von Andrea Berg aus den Lautsprechern beschallert. Die einzige die nicht entspannt ist, ist die Altenpflegeschülerin. Sie redet pausenlos auf die Heimbewohner ein, anstatt sich einfach mal zurück zu lehnen.

Sie meint es ja nur gut.

Heidi lacht Tränen als sie den Naßhornkäfer bemerkt, der sich an Frau Iberles Po festgehaftet hat. Vermutlich hat sie ihn von Zuhause als Blinden Passagier in ihrer mit Kätzchen bestickten Handtasche mit genommen. Ihr Balkon im Heim ist voll von den Käferchen. Keiner kann sich erklären warum. Frau Iberle lehnt an der Rehling und genießt die Aussicht und bekommt die allgemeine Belustigung über den Käfer gar nicht mit, bis die Pflegerin behutsam den Käfer nimmt und ihr zeigt. Beide lachen. Das Wetter ist traumhaft.

Frau Beierle freut sich noch immer über ihre Ausbeute. Herr Meier ist auf der Bank eingenickt.

Meine Tante schaut suchend auf den Starnberger See.

„Wann sehen wir die Lorelei?“

„Wir sind schon dran vorbei gefahren, ich zeig dir später die Fotos, ja?“

Ich wisch mir eine kleine Träne aus den Augen und halte ihre Hand fest.
*********trone Frau
901 Beiträge
...mein 100.er Beitrag auf Joy 🥳
*******ush Frau
1.264 Beiträge
Liebste DS!
(Fortsetzung zu der Geschichte "Mein Lieber QC!" aus der letzten Woche)

Ich habe eine Weile über den Plan nachgedacht, den du mir neulich Abend unterbreitet hast. Ich bin nicht sicher, ob er schon so ganz ausgegoren ist, aber lass uns trotzdem damit anfangen, ihn in die Tat umzusetzen. Der Moltke-Spruch trifft ja sowieso auch hier zu: "Kein Plan überlebt die erste Feindberührung." Wir werden ihn sowieso immer wieder anpassen müssen. Und dass sie der Feind ist, sollte klar sein.

Bist du sicher, dass es für den Bruder deiner Freundin - nennen wir ihn ab jetzt TT - in Ordnung geht, wenn wir es ihr heimzahlen? Er wirkte doch recht schwermütig auf mich, als wir mit ihm zusammen saßen, und schließlich ist er noch immer ganz offiziell mit ihr liiert. Was ich erstaunlich finde, unter den gegebenen Umständen. Wie hält er das nur aus? Er weiß doch, dass sie die Lorelei ist, die sich das güldene Haar nur kämmt, damit er Schiffbruch erleidet! Und wenn ihn das nicht dazu bewegen kann, sie in den Wind zu schießen, liebt er sie dann nicht zu sehr, um unseren Plan zu billigen?

Ich weiß, auch ich habe seine Worte gehört, er hat sich einverstanden erklärt - aber ich habe auch seine Reaktion gesehen: Er leidet. Es ist mehr bei ihm als nur die Schwärmerei für ein hübsches Lärvchen und ein sexy Dekolleté. Das war es bei mir auch, und ich habe mich schwergetan, mich aus ihrem Treibsand wieder heraus zu kämpfen. Doch ich habe es inzwischen geschafft. Er noch nicht. Für mich war es einfacher, weil ich zwar auch wohlhabend bin, aber unbekannt. Anders als TT.

Zudem: Kann es nicht doch sein, dass er Sorge hat, als Hahnrei stigmatisiert zu werden? Schließlich ist er berühmt, viele neiden ihm seine angenehmen Lebensumstände, und ich kann mir vorstellen, dass es durch den Blätterwald rauschen wird, wenn sie ihn wegen eines anderen Mannes fallen lässt. Das, was wir für sie anschließend planen, wird laut und hässlich werden, und auch auf ihn wird es abfärben, obwohl er zu dem Zeitpunkt schon von ihr verlassen worden sein wird. Du weißt doch, wie das ist: Im Flusensieb der Boulevard-Presse bleibt immer etwas hängen, und die Klatschreporter werden es jedesmal wieder ausgraben, wenn sein Name fällt.

Nur wenn du dir ganz sicher bist, meine liebe DS, dann leite die ersten Schritte des Planes in die Wege. Du hattest erwähnt, dass du den richtigen Kandidaten hast, der ihr das nächste Opfer vorspielt. Nachdem sie bei mir die Femme Fatale gegeben hat und bei TT das süße Mädel, mit dem man Pferde stehlen kann, wie wäre es denn jetzt mit der perfekten Frau für einen Esoteriker, inklusive Tarot-Karten, Reiki-Ausbildung und Traumfänger am Schlafzimmerfenster? Ein Mann, der sich auf einem Futon am wohlsten fühlt? Das alleine würde mir schon diebische Freude bereiten: Unser verwöhntes Kind liebt hochwertige Boxspring-Betten, und ein Futon ist für sie nicht weit weg von einer Folterbank.

Ich habe mir auch Gedanken um den Köder gemacht. Es müsste etwas sein, dessen Wert sie sofort erkennt. Bei dem sie sofort sieht, dass es sogar teurer ist als der Platinring mit dem diamantenen Nashornkäfer, den ich ihr geschenkt habe. Ich könnte mich jetzt noch dafür ohrfeigen. Es ist ein Familienerbstück! Aber gut, diesen Ring wieder zurück zu gewinnen, ist schließlich ein Teil unserer Zielsetzung. Wir benötigen einen Köder, bei dem sie sofort erkennt, dass es sich für sie lohnen wird, den Ring als Einsatz zu benutzen. Ich will aber nicht noch ein Erbstück opfern - nur für den Fall, dass sie uns doch mit ihrer Beute entwischt. Hast du schon eine Idee? Sobald wir etwas gefunden haben, sollte das der Startschuss fallen.

Es grüßt Dich, meine liebe DS, Dein treuer Freund
QC
Schön! Es bleibt spannend. Die Raffinesse hat was von: "Es muss nicht immer Kaviar sein". Zumindest fände Thomas Lieven hier einen Bruder auf Augenhöhe! *top2*
Der Sonntag Achte:
Farn
vage
Makula
Spatz
Lupe
Lippe
Aas
mürbe

Möge die Muse zum Kusse bereit sein und euer Grabschhändchen geschickt kuppig Enden locken, weit ab der Lenden zu der Tasten, deren Druck tät ungetan noch lang auf eurer Seele lasten. Oder so, lala!
Der Fisch
Ein derartiges Schauspiel hatte sich noch nie vor aller Augen abgespielt. In furiosem Wechselspiel formierten sich wahre Welten aus den von Sturm und Hagelschlag getriebenen Wolken, in denen jeder etwas anderes gesehen haben wollte.
„Da, Hitler!“, schrie Herr Santroph, den alle ob seiner mitunter bärbeißigen, griesgrämigen Art wortspielerisch nur „Mi“ nannten, wobei Frau Makula, seine in aller Augen als leicht degeniert geltende Lebensgefährtin, die Sekunden der Wahrnehmung als schlechte, weil leicht unscharfe Kopie einer Filmszene mit Charlie-Chaplin deutete. Noch ehe sich das Paar einigen konnte, waren längst Goethe, Willy Brandt und Franz Beckenbauer über und durch den Himmel gestoben, darin waren sich alle einig, während einige das Ganze eher abstrakt als vage Andeutung eines in Bälde bevorstehenden apokalyptischen Ereignisses deuten mochten. „Das ist“, sagte Herr Poll mit bedächtig-sonorem Akzent, der unschwer seine Abstammung aus dem ostmünsterländischen Teil der Lippe erkennen ließ, „die ungewisse Gegenwart des Kommenden.“
Viel sagte Herr Poll nie, aber wenn er etwas sagte, dann hielten alle inne, ja, selbst der Donner versagte für einen Moment den am Horizont tanzenden Blitzen die Gefolgschaft.
„Die ungewisse Gegenwart des Kommenden.“ – Ja, das hatte Herr Poll gesagt, an diesem Abend, als alle dieses grandios-schauerliche Himmelsschauspiel beobachteten und sich mit ihren unterschiedlichen Wahrnehmungen nachgerade zu übertrumpfen suchten. „Besser ein Fisch in der Pfanne als ein Spatz in der Hand“, scherzte Frau Makula, die leicht degenerierte, wohl auch, weil sie Herrn Polls von ihrem Lebensgefährten stets als tief philosophisch gepriesenen Betrachtungen nie so recht verstand.
„Wir erwarten etwas, von dem wir nicht wissen, was es sein wird“, ergänzte Herr Poll seine Aussage von vorhin, wohl sehend, dass sein Postulat eine gewisse Verunsicherung in Frau Makulas Gesichtszügen hinterlassen hatte. „Die Welt ist aus den Fugen.“ – Damit hatte er sich fast ausufernder Geschwätzigkeit hingegeben, beinahe so, wie ein hundertjähriges Hochwasserereignis an der Lippe.
Als der Sturm noch weiter zunahm, wollten einige sogar Trump und Johnson an ihren Frisuren erkannt haben, ignorierend, dass der junge Herr Bell dieses Phänomen den unbändigen Höhenwinden zuschrieb, wie auch das etwas wirre Haupthaar Beethovens, der gerade „Für Elise“ spielte, aber dem erneut aufkommenden Groll des Donners wenig entgegenzusetzen hatte.
Gigantische Papyri entrollten sich aus den mittlerweile giftig-gelben Wolken, die fern am Horizont zunehmend die nur noch sporadisch von Blitzen durchzuckte Kulisse dominierten, Schriftrollen aus dem alten Ägypten mit Zeichen, die Frau Makula selbst mit einer Lupe nicht hätte lesen können.
„Das Königreich des vollkommenen Friedens“, sinnierte Frau Hübsch, dieses Aas aus der Parallelstraße, nachdem sie Herrn Santroph – unbeabsichtigt, wie sie beteuerte – beim Zurückweichen vor dieser Lichtgestalt Beckenbauer auf die Füße gestiegen war. Und das mit ihren hochhackigen Stöckelschuhen, deren Pfennigabsätze selbst altes Leder mürbe zu wirken vermögen. Herr Santroph versagte seinem Schmerz die Artikulation, wohl meinend, dass nicht er derartige Pein verdient hätte, sondern alle anderen in dieser tumben Masse, die ihm seine Wahrnehmung, ja Gewissheit, Hitler erkannt zu haben, in Abrede stellen wollten.
Wie war das? Ja, Nacht und Tag, Finsternis und Licht, Krieg und Frieden, Geburt und Tod folgten in dieser Welt, die sie alle kannten, endlos aufeinander, bedingten einander, obwohl sie doch miteinander vollkommen unvereinbar waren. Das hatte bereits im 13. Jahrhundert der berühmte persische Dichter und Mystiker Dschalal ad-Din Rumi erkannt und in seiner Allegorie vom Hasen und vom Löwen zum Ausdruck gebracht. Königreich des vollkommenen Friedens nannte Rumi diese seine göttliche Welt – genau, wie vorhin Frau Hübsch, deren Schuhe nun so ganz und gar nicht in die Welt der mittelalterlichen Mystik zu passen schienen.
Doch diesmal geriet alles anders. Kein Löwe zeigte sich am Himmel, kein Ohr eines Hasens lugte aus dem gerade sprießenden Farn des allmählich auch wieder als solchen erkennbaren nahen Waldsaums. Saftig grüner Farn, der sich in seiner Trichterstruktur zu wahrer Größe entrollte, gleichsam als Gegenentwurf zu den verblassenden Schriftrollen, den altägyptischen Papyri, deren Botschaft beim besten Willen nicht zu erfassen war. Kein Löwe und kein Hase in Sicht, nicht einmal ein Igel, der als heimisches Säugetier sicherlich die Rolle des Löwen gerne übernommen hätte … Nein!
Wie aus dem Nichts erhob er sich aus dem Wald, bedrohlich in seiner gigantischen Gestalt, doch so vulnerabel in seinem Ausdruck, ja tief verletzt, traurig, Herrn Polls Orakel bestätigend.
Der Fisch!
Der Fisch, der aus den Wäldern stieg, hoch hinauf, um dann - den Menschen einen letzten waidwunden Blick widmend – hinter dem Meer zu versinken. Ja, hinter dem Meer, dort, wo seinerzeit Rumis Zeitgenossen des Abendlandes die Ozeane in die Tiefe stürzen sahen, das Ende der Welt.
Fasziniert und schockiert zugleich und dabei einträchtig stumm verfolgten sie den Lauf des Fisches.
Der Fisch, der seinen Lebensraum verlassen hatte.
Der Fisch, der ohne Wasser nicht leben kann.

Später, erst viel später, würden sie sich gegenseitig in Schuldzuweisungen ergehen, würden sich gegenseitig bezichtigen, das Verschwinden des Fisches verantworten zu müssen.
„Ja, die Welt ist aus den Fugen“, sagte Herr Poll.
Wenigstens hatten sie den Fisch alle noch gesehen. Hatten dieses einzigartige Schauspiel erlebt, das sich niemals wiederholen würde.

© Mercurio13
Der Fisch (Ausschnitt, Öl auf Hartfaser)
Welch grandios sprachlich Feuerwerk! *feuerwerk*
Zitat von ***ve:
Welch grandios sprachlich Feuerwerk! *feuerwerk*

Herzlichen Dank. *rotwerd*
Das war heute mein Vergnügen des späten Nachmittags, obwohl die acht Begriffe mich zunächst auf eine ganz andere Fährte führen wollten.
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Wow. Großartige Sprache und so leicht und flüssig. Und so voller feiner Ideen! Ich bin beeindruckt.
Was mir besonders gefallen hat war Frau Makula, die in aller Augen Degenerierte.
Bravo Mercurio ! *bravo*
******ich Frau
247 Beiträge
Fernerkundung

Hubert Wintersteins Ellenbogen schmerzten. Seine Füße waren eingeschlafen und die Outdoorweste sog mehr und mehr die Feuchtigkeit des Morgennebels auf. Er konnte den kalten Stoffstreifen bereits im Nacken spüren. Ein modriger Geruch, fast süßlich, wie von Aas hing in der kalten Morgenluft. Vage erinnerte sich an die Zeiten, als ihm dies alles nichts ausmachte. Aber er war eben kein zwanzigjähriger Student mehr, den die Aussicht auf ein seltenes Exemplar der Braunellen lange Stunden verdeckt von Gestrüpp und Farnen in regloser Position auf dem Boden liegend verharren ließ.

Er hatte nahezu alle Vögel des europäischen Kontinents in ihrem natürlichen Habitat beobachtet. Nur eben diesen einen nicht. Es wurde hinter vorgehaltener Hand von gelegentlichen Sichtungen in Sumpfgebieten berichtet. Diese musste man jedoch mit der Lupe auf der Landkarte suchen. Selbst unter den gewieftesten Ornithologen war die Graue Zwergdoppelschnepfe eine Entdeckung von größter Seltenheit – und wer sie zu Gesicht bekam, dessen Lippen waren versiegelt. Ohne Frage stand sie auf der Roten Liste und man durfte ihrem Brutgebiet auf vierhundert Meter nicht zu nahe kommen, aber wenn sie einem direkt vor die Linse flog...

Langsam begann ihn das Warten zu zermürben. Das andauernde Starren durch das Fernglas bewirkte, dass sich das Bild des Geästes der umliegenden Sträucher in seine Makula einzubrennen begann. Er hörte die verschiedensten Schnurr- und Trillerlaute. Hin und wieder flog die dazu gehörende Art vorbei. Aber wo blieb nur diese kleine, graue, hinterhältige... Bevor den Satz zu Ende denken konnte geschah es. Eine ganze Schar Spatzen stob in weiter Ferne in den Himmel. Das konnte nur eines bedeuten: Die alte Erna Lampert und die noch ältere Louise Werft waren getrieben von seniler Bettflucht zu ihrem Morgenspaziergang aufgebrochen. Oh nein, das hatte Heinzharald beim Stammtisch mit ´grauem Zwergschnepfendoppel´ gemeint – und Hubert hatte es nach dem fünften Obstler gründlich missverstanden.

(c) liebl_ich
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Hast mich graue Zwergschnepfe zu einem Doppelschmunzeln gebracht. *smile*
Geniale Story *haumichwech*
*****e_M Frau
8.538 Beiträge
ENDLICH WIEDER ROM
Ich gehe durch die Farnesischen Gärten leichtfüssig und beschwingt, voller Glück, dass mein geliebtes Rom wieder erreichbar ist nach all den trüben Zeiten.
Hier auf dem nordwestlichen Teil des Palatins, einem der sieben Hügel Roms, will ich einige Stunden verbringen, bevor ich mich meinen Geschäften widme und die Menschen und das Stimmengewirr wieder allgegenwärtig sein würden.
Ich setze mich auf eines dieser kleinen Mäuerchen gleich hinter der Wiese mit den Lippenblütlern. Ab 1542 bis in das 17. Jahrhundert ließ die Familie Farnese eine sich über mehrere Terrassen erstreckende Gartenanlage anlegen und reich ausstatten. Dazu überbauten sie antike Grundmauern der Domus Tiberiana, die auf den Kaiser Tiberius zurückgehende Palastanlage.

Es ist ein wunderschöner Tag, die Sonne hat sich schon recht dominant in ihren Zenit geschoben und ihr huldigen Pflanzen- und Tierwelt. Ein Gesumme, Gepiepse und Geflirre ist ringsum, dass es eine Lust ist zu lauschen und zu staunen. Bienen an Blüten, Libellen am nahen Teich mit Springbrunnen, dort auch die Wasserläufer mit ihren dünnen Beinchen und ganz im Hintergrund in den hohen Bäumen Vögel, Amseln, Finken, Stare. Die typischen römischen Stadtspatzen allerdings fehlen.
Verstohlen schiebt eine Krähe ein Stück Aas aus einer Heckennische und verliert es sogleich wieder. Die Sonne hat die tote Maus schon kräftig mürbe getrocknet, so dass der schwarze Krächzer enttäuscht davonfliegt. Vage im Hintergrund sind weitere Lebewesen, doch zu Gesicht bekomme ich sie nicht.

Um der Mittagshitze etwas zu entgehen suche ich mir einen Platz am Rande eines Bambushaines, schlage das mitgebrachte Lieblingsbuch auf und versinke in seinem Bann bis mir die Augen zufallen. Noch im Schlaf höre ich die Uhr am Palazzo vier Mal schlagen und weiß, jetzt würden die dortigen Angestellten den Park bald füllen.
Ich nehme meine Sachen, gehe zum künstlichen Wasserfall mit dem lupenrein sprudelnden Wasser unter einer antiken Statue und verlasse den Garten.

Auf dem Weg zu Giolitti, meinem Lieblings-Eiscafe in der Via degli Uffici del Vicario, in der Nähe der Fontana di Trevi, habe ich Zeit mich an die zunehmende Anzahl von Passanten und Stimmen zu gewöhnen. Oh, wie ich das genießen kann. Endlich wieder Gesichter ohne Masken, Freunde, die sich in den Armen liegen, Liebespärchen beim Küssen, unbeschwert lärmende und spielende Bambinis. Ich sehe Paolo Giolitti und falle ihm um den Hals. „Einmal Cassata, wie immer?“ fragt er mit sinnlich tiefer Stimme. „Si, Cassata, per favore“, sage ich strahlend.
Sodo-Fortsetzung: Der General
Obwohl das Licht im Raum gedämpft ist und nur noch eine Ahnung des sonnigen Herbsttages durch die zugezogenen Vorhänge scheint, taucht die Anwesenheit des Generals die Situation in ein grelles Licht unterwürfiger Angst. Man kann es an den hektischen Bewegungen der zwei Ärzte sehen und, so man ein etwas empfindlicheres Riechorgan wie der General besitzt, sogar riechen. Zumindest wirkt es so, als ob General Miroseyev es riecht, denn seine Nasenflügel weiten sich immer wieder und ein feines Lächeln kräuselt seine linke Gesichtshälfte um den noch vorhandenen Rest der Lippe. Die andere Seite zeigt währenddessen den gewohnten brutalen Ausdruck.

Die Chirurgie war zur Zeit seiner Splitterverletzung noch nicht so weit wie sie es heute ist.
Sicher hätte er sich noch einmal operieren lassen können. Die immensen Kosten einer so umfangreichen kosmetischen Operation sind für einen Mann seines Ranges kein Problem mehr. Doch mittlerweile genießt er die Wirkung seines Aussehens einfach zu sehr. Er hat gelernt, sie durch den harten, bellenden Klang der ihm eigenen tiefen Stimme sogar zu verstärken. Dass er dabei das jeweilig angesprochene Gegenüber schrumpfen sehen kann, lässt sein Selbstbewusstsein jedesmal in unendliche Höhen schießen.

Die Abscheu, die er sicherlich auch in deren Blick wahrnehmen könnte, blendet er gekonnt aus. Jahrelange Übung haben aus dem einst sensiblen Jüngling einen Mann gemacht. Einem harten, auch zu sich selbst unerbittlichen Hund. Bei den Frauen, die ihm regelmäßig näher zu Diensten sein dürfen, steigert es sogar anfänglich den Reiz, doch schon nach kurzer Zeit fürchte keine mehr seinen Anblick, sondern die höllischen Schmerzen danach in ihrem Unterleib. Die Weicheier, die ihm aus Mitleid immer wieder die schönsten Weiber entziehen und durch neue ersetzen, würde er am liebsten zur Strafe in ein Arbeitslager versetzen lassen. Doch da keine anderen nachkommen würden, genießt er nun die Abwechslung, die ihm deren feiges Vorgehen beschert.


Wie sagt man unter Soldaten so schön? Lieber den Spatz im Bett, als eine Taube im höheren Rang! Lieber ein geiles Aas, als eine furztrockene Heilige an der Seite des Mannes! Und wären diese Hirnis nicht mit im Raum, dürfte ihm die eindeutig nach Moschus riechende Krankenschwester diese gerade wachsende Schwellung unter dem Laken wegmassieren.



Dragomir Miroseyev thront auf seinem Krankenbett. Die Verpflanzung des künstlichen Auges mit der vernetzten Makula war höchstwahrscheinlich erfolgreich. Wie erfolgreich, wird sich die nächsten Stunden zeigen. Im Moment sind seine Augen verbunden und die Ärzte überwachen die Werte, während die IT-Spezialisten ihm schon die ersten Bilder über NETcomm einspeisen. Noch sind die Bilder vage, doch mit den gleichzeitig übertragenen Tönen, kann er schon das Ein oder Andere erkennen.

Die Schmerzen direkt nach der OP machten ihm nichts aus. Nur dieses sinnlose Rumliegen macht ihn mürbe. Dass er zur Abwechslung mal gehorchen muss, gerade solchen läppischen Männchen, die die fehlende Männlichkeit hinter der Autorität eines weißen Kittels verstecken, wurmt ihn auch mächtig. Wenn er sie anschauen könnte, würden sie sich garantiert am liebsten hinter dem Farn im weit entfernten Zimmereck verstecken. Diese elenden Würmer!

Einzig die Aussicht auf die erweiterten Fähigkeiten seines Implantats samt Lupe und Fernsicht, automatischer Einblendungen von Informationen über seine Gesprächspartner und die mikroskopisch kleine Spritze im Augenwinkel, mit der er später das Gegenüber mit Überwachungs- und Stoffwechsekontrollbots infizieren kann, lässt ihn diese demütigenden Stunden aushalten.

Es kommen wieder bessere Zeiten.
Mareike und die Detektive

"Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Peter Matula, ich bin Privatdetektiv. Man hat mich damit beauftragt, Sie etwas genauer unter die Lupe zu nehmen."

Mareike wirkte weder überrascht noch machte sie den Eindruck, es sei ihr unangenehm, bespitzelt worden zu sein. Im Gegenteil, in ihren Augen entfachte unverzüglich ein animalisches Feuer. Hatte Robert ihr doch tatsächlich einen weiteren Privatschnüffler auf den Hals geschickt! Wie geil war das denn? Dieser Makula, äh Matula, kam gerade zum rechten Zeitpunkt. Bereits in diesem Moment zeichnete sich in den mürben Windungen ihrer Lustzentrale eine vage Vorstellung dessen ab, was sie mit ihm anzustellen gedachte.

Peter Matula hatte sie sehr gründlich observiert. Bei seinen Nachforschungen war ihm schnell bewusst geworden, dass seine Zielperson kein Kind von Traurigkeit war. Kein Partytisch, auf dem sie nicht getanzt hätte, keine Matratze weit und breit, die nicht eine schleimige Spur ihrer offenherzigen Lippen aufwies, mit denen sie auf dem Rücken liegend das wiedergutzumachen versuchte, was sie zuvor mit ihrem zweiten Paar angerichtet hatte. In der Tat, sie hatte ein großes Mundwerk.

"Matula, aha, Privatdetektivchen also, lecker!" Verführerisch wiegte sie ihren Kopf hin und her. "Und welcher Dreckspatz schickt dich, schnüffel schnüffel Schnuffi? Es ist Robert, der kranke Aasgeier, nicht wahr!"

"Der kranke Aasgeier", wie sie Robert inzwischen zu nennen pflegte, war ihr eifersüchtiger Ehemann, der nach all den Jahren noch immer keinen Beweis für ihre chronische Untreue in den Händen hielt.

Mareike war zwar allzeit bereit, aber bei weitem nicht dumm. Ständig und ohne erkennbares Muster wechselte sie die Orte, an denen sie geschehen ließ, was Robert in den Wahnsinn trieb. Seinen Recherchen nach, musste das Ganze vor ziemlich genau 17 Jahren in Rom -während einer ihrer angeblichen Studienreisen- begonnen haben. Nach ihrer Rückkehr konfrontierte er sie mit den beiden Eintrittskarten, die er zufällig in ihrer Handtasche gefunden hatte. Mareike allerdings stritt den entsprechenden Besuch der farnesichen Gärten vehement ab. Im Verlauf der Jahre folgte eine Lüge der anderen. So ging das Spiel, ihr Spiel. Sie agierte, Robert verdächtigte, sie dementierte.

"Weißt du, Matula, du bist jetzt der Zwölfte!" Mareike griff beherzt und ohne Vorwarnung zu. Gierig öffnete sie den Verschlag an Peters Hose, bis ihr das Brett entgegenschnellte, das sich darin verbarg.

"Da schau an, da ist es ja, Matula, was für ein feines und hartes Brett!"

Es waren einzig und alleine diese Art von Brettern, die für Mareike die Welt bedeuteten und denen sie grundsätzlich auf Knien begegnete.

"Was denkst du, Matula, was deine Vorgänger über mich herausgefunden haben?"

Mareike schloss unterwürfig die Augen, öffnete weit ihren Mund und biss kräftig zu.

Tom (the Sun)
*****e_M Frau
8.538 Beiträge
Großartig @**********heSun *top*

Jetzt stellt sich für mich die Frage, ob Makula, äh Matula vielleicht auch die Protagonistin meiner Geschichte in Rom observierte und was sich da nun noch im Verborgenen befindet...... und was Monica Lewinsky dazu sagen würde ... Fragen über Fragen...

*haumichwech*
@*****e_M

Als ich deinem erfrischenden, wundervollen Spaziergang durch Rom gefolgt bin, hatte ich ganz ähnliche Gedanken. *g*

Was so eine Pflanze doch alles anrichten kann!

Tom (the Sun)
Zitat von *******blau:

Was mir besonders gefallen hat war Frau Makula, die in aller Augen Degenerierte.
*bravo*

Ja, komisch: Schon beim Lesen des Begriffs Makula kam mir unweigerlich die Assoziation zur Makuladegeneration in den Sinn und schon war die Partnerin von Herrn Mi.Santroph geboren ...
@
@ liebl-ich

Wenn Doppelkorn auf Doppelschnepfe trifft, enstehen Mythen! *bravo*

@ Odette_M

Die Hoffnungsschürerin! Ich will da auch hin! *spitze*

@ Herecomesthesun

Darf ich Mareike den General schicken? *top2*
*****e_M Frau
8.538 Beiträge
Danke @***ve wir fahren da alle gemeinsam hin *lach*
Ein Affe namens Makula

Ein Affe namens Makula, der konnte nicht mehr laufen.
Seht her, frohlockte Ursula, das kommt vom vielen Saufen!
Er ist nicht krank, ihm tut nichts weh, da braucht man keine Lupe!
Der sieht und fühlt und hört nichts mehr, da hilft auch keine Hupe.

Was denkt ihr, wie der morgen guckt, wenn er am Tag erwacht?
Wenn ihm vom Suff der 'Hirnfarn' juckt, ein jeder von uns lacht!
Das erste, das er fragt, wird sein, mit einer mürben Lippe,
Wo bin ich denn, ey Ursula, sag, haste mal ne Kippe?

Kaum zieht er sich den Tabak rein, vermute ich jetzt vage,
Kotzt er seine Gedärme aus, das ist wohl keine Frage.
Zum Vorschein kommt dann all der Fraß, der in ihm drin gesteckt.
So stinkt es bald nach faulem Aas, das nur den Hunden schmeckt.

Ein Affe namens Makula, der konnte nicht mehr laufen.
Seht her, frohlockte Ursula, das kommt vom vielen Saufen!
Drum sage ich euch ganz zum Schluss nur diesen einen Satz,
Im Vollrausch geh'n die Lichter aus, das pfeift vom Dach der Spatz.

Tom (the Sun)
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