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Geschichtenspiel Teil 45

**st
Ein Traum an Weisheit und Schreibkunst! *anbet*
*****e_M Frau
8.566 Beiträge
Ja, wie auch sonst *lach* @*****ree
*****e_M Frau
8.566 Beiträge
**st
Dekainvestdenz
"Jean! Lass gut sein. Hast Du denn gar kein Mitgefühl für Miriams geplagte Seele?"

Frau Biedermann-Schlüpferweiß tupft sich den Mund mit der Serviette ab und sieht ihren Sohn scharf an.

"Wenig Ma, Tischmanieren sollte man wenigstens noch beibehalten. Auch wenn die vergoldete Stoßstange ihrer Seele in letzter Zeit ein paar Beulen abbekommen hat! Etwas Würde sollte mein holdes Schwesterlein sich dennoch bewahren, sonst kann sie gleich in die Gosse wechseln. Dort ist beifallheischendes, emotionstrunkenes Zaudern und Bocken vielleicht angesagt. Hier aber nicht!

Wer hier im Tendor-Ischgl speist oder Afterski macht, kann sich Vieles leisten. Schlüsselbein und Skistockbruch jederzeit. Nachts an eine der dorischen Säulen kotzen - wenns denn sein muss.
Doch den Stolz ganz verlieren, die Containance vergessen - in unseren Kreisen? Nie und nimmer, verdammt noch mal!
Schon gar nicht wegen dreißig Sekunden Verspätung der Seilbahn mit den Longdrinks.
Ist doch wahr, ey!"
Me 2
*********ld63 Frau
8.612 Beiträge
Wow, was für tolle Geschichten, liebe @*********ynter und @*****e_M!! *bravo*
Maccia

Diesmal würde sie ihm seine Verspätung nicht durchgehen lassen. Ihr war heiß, sie hatte Durst und wäre am liebsten ohne zu zaudern in ihr klimatisiertes Appartement gefahren.
Wider besseres Wissen hatte sie sich auf diese Reise eingelassen. Vielleicht weil sie sich damals sicher gefühlt hatte, als er mit diesen vibrierenden Untertönen in der Stimme: “Ainikmatios“ murmelte.
Ja enigmatisch, rätselhaft kam ihr die Einwilligung in die Reise nach Kreta vor, ohne wissenschaftlichen Auftrag, nur auf seine Einladung hin. Die wurde im Café der Bibliothek für Architektur in London ausgesprochen, wo sie um das kühle Regenwetter auszugleichen bei einem Earl Grey saßen.
Hier war sie ausgeliefert. Der Hitze, diesem sandbeladenen Wind, der in der Vertiefung unterhalb ihres Schlüsselbeins eine Art Kruste hinterließ, und dem trunkenen, nervenzehrenden Gesang der Zikaden.
Länger würde sie hier auf keinen Fall warten. Sie startete ihren kleinen Leihwagen und war nicht wirklich erstaunt, als der, statt anzuspringen zu bocken begann und sich mit der Stoßstange im dichten Gestrüpp der dornigen Maccia verfing. Wäre sie nicht Frau Dr. Julia Helmstätter, Doktorandin des archäologischen Instituts der Universität Hannover, hätte sie nun geweint.
Statt dessen begann sie, die verfilzten Äste aus dem Zwischenraum zwischen Stoßstange und Wagen zu zerren und bedauerte, nicht die feste Jeans, wie geplant, sondern ein leichtes Sommerkleid gewählt zu haben, dass sich, obwohl kurz, dauernd in den Dornen der Zweige verfing und sie erheblich in ihrer Arbeit behinderte. Ihre Haare klebten im Gesicht und ihre Beine waren zerkratzt, als sie auch noch von einem großen, zottigen Hund angebellt wurde, den sie nicht hatte kommen sehen und der ihr mit hoch gezogenen Lefzen und kehligem Knurren seine langen Reißzähne präsentierte.
Nur nicht bewegen, dachte sie, dabei wäre sie aus der Hecke sowieso nicht heraus gekommen. So hielt sie still, beobachte das Tier mit gesenktem Blick, um es nicht zu reizen, als ein gellender Pfiff die Stille des Hügels durchschnitt und der Hund abstrich.
Es dauerte nicht lange, da war sie von einer gemischten Herde aus Schafen und Ziegen umgeben, deren Leittier, ein imposanter Bock mit einem Gehörn von einem Meter Spannweite, begann, das Salz an ihren Beinen abzulecken.
„Kusch, Stavro, das schickt sich nicht bei einer so schönen Dame!“. Erstaunt, im kretischen Gebirge ein lupenreines Oxfordenglisch zu vernehmen, sah sie sich nach dem Hirten um und blickte in die grünen Augen von Herrn Professor Christos Janistanides, auf den sie seit einer Stunde gewartet hatte.
„Wenn ich zu Hause bin, lasse ich es mir nicht nehmen, zu meinen Wurzeln zurückzukehren und die Herde meines Vaters zu weiden. Deshalb bin ich zu spät. Stavro hat sich in seinem Liebeswerben verstiegen und ich musste ihn suchen. Bitte verzeihen Sie mir noch ein letztes Mal!“
Wären da nicht die grünen Augen, hätte sie ihn kaum wieder erkannt. Die schwarze Hose mit dem tiefen Schritt steckte in weichen, eng anliegenden Stiefeln. Nur die Taille war nicht mit der traditionellen Schärpe gegürtet, sondern das weiße Leinenhemd fiel lose über die schmalen Hüften.
Mit wenigen Handgriffen hatte er sie aus ihrer misslichen Lage befreit, nicht ohne ihre langen Beine, die durch die tiefen Kratzer so schutzbedürftig erschienen, ausgiebig zu betrachten.
Als er eine letzte Wurzel zwischen ihren Fesseln heraus zog, meinte sie, seine Wange mit dem Dreitagebart an ihrer Wade verharren zu fühlen, doch war sie zu verwirrt, um dem Bedeutung beizumessen.
Er band den Trinkbeutel aus Ziegenleder ab und sie war froh, dass er keinen Wein, sondern angenehm kühles Wasser enthielt, von dem sie sich auch etwas über das erhitzte Gesicht goß. Ihr entging nicht, dass sein Blick den Tropfen folgte, die sich am Hals entlang ihren Weg in das weit geschnittene Dekolletee suchten.
„Wir sind nicht weit von dem Tempel entfernt, den ich Ihnen versprochen hatte. Ich bin gespannt, ob Sie meine Einschätzung teilen, dass er Ionischen Ursprungs ist. Er war die letzten hundert Jahre ganz mit Dickicht umwuchert, und es ist meinem Stavro zu verdanken, dass er überhaupt gefunden wurde. Die Herde kann ich getrost meinem Hund überlassen. Kommen Sie!“ Als er sie mit etwas mehr Schwung als notwendig aus der Hocke zog , landete sie an seiner Schulter und das herbe Gemisch aus Schweiß, dem Geruch der Tiere und den Kräutern der Umgebung hätte sie gerne dort verweilen lassen. Doch er folgte bereits einem schmalen Pfad wischen den Felsen, der bald an einem Talkessel endete, in dem sich die Tempelanlage deutlich abzeichnete. Der Übergang von der ionischen zur dorischen Bauart war Thema ihrer Dissertation gewesen und sie sah auf den ersten Blick anhand der Entasis der Säulen, dass sie dorisch waren. Die Schwellung des Säulenschaftes war erst im siebten Jahrhundert von schlankeren Saulen mit lang gezogenen Gultae abgelöst worden.
Auch dass nur zwei Mutuli zu sehen waren, sprach eher für dorischen Ursprung. Ganz sicher war sie sich, als sie in den Talkessel hinab gestiegen war und 16 statt zwanzig Kanneluren zählte.
Sie drehte sich zu Christos um und sagte: „Herr Professor, Sie haben keine Ahnung!“
„Hätte ich Sie, ohne ihre Neugier zu wecken, hierher bekommen?“, fragte er, sie in den Arm nehmend. Und nun wollte sie nur noch die Säule erkunden, die sich da gegen ihr Becken schob.
Großartig! *zugabe*
Im Prinzip eine hübsche Geschichte, wenn da nicht ein paar Dinge wären, die mich mehrfach aus der Kurve schleuderten. Auf die nicht grade wenigen Kommafehler (und ich gehe grundsätzlich von der alten Kommasetzung aus) will ich gar nicht eingehen. Die Mängel von das und dass sollte man beim Korrekturlesen bereinigen.
Mir erschließt sich aber nun ganz und gar nicht, was eine promovierte Doktorandin ist. Doktorand/in ist jemand, der grade dabei ist, seinen Doktortitel zu erwerben. Als promovierter Akademiker hat man diesen Titel aber bereits erworben.

Ganz schlimm hat es mich bei der Überschrift erwischt. Maccia gibt es nirgends. Macchia ist die korsische Form der Vegetationszone aus immergrünen Gebüschformationen, mediterranen Hartlaubgewächsen, die in Griechenland eher als Phrygana bezeichnet wird.

Daneben sind noch eine Reihe von flüchtigen Rechtschreibfehlern vorhanden, die jeder Autor beim zweiten und dritten Lesen vor dem Posten erkennen sollte, um den Leser, der sich Zeit für mein Werk nimmt, auch den notwendigen Respekt entgegen zu bringen.
**st
Gemach, gemach! Im Geschichtenspiel sehen wir das nicht so eng! *ja*
Zitat von ***ve:
Gemach, gemach! Im Geschichtenspiel sehen wir das nicht so eng! *ja*

Dann ist ja gut. Man möge dann meinen obigen Beitrag löschen.
@*****oro
Wo du recht hast du Recht. Ich würde gerne berichtigen, komme aber nicht mehr rein. Sorry.
*******blau Mann
3.631 Beiträge
@*****oro
Eine promovierte Doktorandin ist eben eine fleißige und kluge Frau, die eine zweite Promotion anstrebt.

Und Phrygana passt nicht ganz. Das ist die Pluralform einer Pflanzengruppe zu der Salbei, Thymian und Spargel bspw. zählen. Eine Entsprechung zu Macchia gibt es auf griechisch nicht.
@*******blau Thymian und Salbei gibts, nur bei dem Spargel, den hab ich in der Macchia nicht gefunden.
*******blau Mann
3.631 Beiträge
Phrygana bezeichnet ja, wie gesagt, die Pflanzengruppe und ist keine Entsprechung zum Begriff Macchia. Gebräuchlicher ist tatsächlich das Wort Macchia als μακία., mit der Betonung auf dem I.
Monkey Mike & the Enigmas

"Tschuldigt die Verspätung, Leute!" Mike wirkte definitiv abgehetzt. Die anderen waren 'not amused' darüber, wie das jetzt auf Neudeutsch heißt. Schließlich kostete jede Minute im Studio ein Schweinegeld. Besonders Enigma Tischinger, die stimmgewaltige Leadsängerin der Gruppe, war sichtlich angepisst. "Langsam hab ich es satt!", bockte ... äh ... zickte sie. "Ständig bist du zu spät und scherst dich einen Scheiß um uns. Das kotzt mich echt an!"

Die restlichen Bandmitglieder nickten zustimmend. Natürlich wussten alle, dass sie ohne ihn nichts machen konnten. Den Song, den sie an diesem Tag aufnehmen wollten, hatte Mike alleine geschrieben. 'The lost Bumper' (Die verlorene Stoßstange) war einfach zu geil und sollte der Durchbruch werden. Selbst den Text dazu hatte Mike verfasst. Wie immer beinhaltete dieser zwar jede Menge Rechtschreibfehler, Mikes Legasthenie und sprachliche Entwicklungsstörung hatten jedoch zu keinem Zeitpunkt zur Debatte gestanden. Das war bekannt und man war sich einig, darüber nonchalant hinwegzugehen.

"Jedes Mal kommst du volltrunken und mit irgendeiner fadenscheinigen Ausrede hier an und laberst einen Müll", wetterte sie lauthals weiter. "Letzten Monat war es das gebrochene Schlüsselbein, vergangenen Mittwoch die verfickte Thunfischpizza und heute? Na, Sunnyboy, was ist heute der Grund deines Zuspätkommens?"

Mike zauderte einen Moment. Er war kurz davor, verbal zurückzuschlagen. Was bildete sich diese Provinzdrossel eigentlich ein? Wer glaubte sie, wer sie war, ihn vor den anderen so maßregeln zu können? Ja, er hatte es nicht besonders mit der Pünktlichkeit und gut, er trank gerne einen über den Durst. Das war aber noch lange kein Anlass, so ein riesiges Fass aufzumachen.

"Ich habs einfach verpennt Leute, okay! Kommt nicht wieder vor. Kein Grund zur Panik oder zu einem derartig eudorischen Ausbruch, Enigma."

Augenblicklich hielt eine gespenstische Stille Einzug im Tonstudio.

"Alles klar Leute, können wir endlich anfangen? Let's go!"

Tom (the Sun)
@**********heSun Tom, danke für einen Helden, mit dem ich mich identifizieren kann. Legasthenie , sprachliche Entwicklungsstörung, eine gute Stimme, nur zu spät komme ich selten.
Hach.......
Vielleicht probierst du das mal aus, schreibst einen Song und rockst die Bude, liebe @********erin.

*g*

Tom (the Sun)


@**********heSun :

Ich sitze hier am Pc und ich denk an den Song, den ich schon immer schreiben wollte
rockig und strong!
Die Füße hüpfen lassen und auch das Herz, da reimt sich abwärts , aufwärts
Schmerz und Kommerz
Doch hab ich keine Botschaft und das ich echt blöde,
Denn ohne Botschaft bleibt mein Song
langweilig und dröge
Zu allem Unglück fehlt mir auch noch die Melodie
ach Tom, das wird nix,
den Song schreib ich nie!
Zitat von ********erin:
@**********heSun :

Ich sitze hier am Pc und ich denk an den Song, den ich schon immer schreiben wollte
rockig und strong!
Die Füße hüpfen lassen und auch das Herz, da reimt sich abwärts , aufwärts
Schmerz und Kommerz
Doch hab ich keine Botschaft und das ich echt blöde,
Denn ohne Botschaft bleibt mein Song
langweilig und dröge
Zu allem Unglück fehlt mir auch noch die Melodie
ach Tom, das wird nix,
den Song schreib ich nie!

Also @********erin ich kenne soviele Song-Texte, die keine Botschaft haben, sondern nur sinnbefreit daherkommen …
Liebe @********erin,

das hört sich aber verdammt nochmal nach gutem Sprechgesang an. *g*

Tom (the Sun)


Wenn mir einer die Melodie für den Refrain schenkt sing ichs.
Änne, Chloe und die anderen

Änne und Chloe saßen im Studio. Sie warteten.
Frank kam herein: „Na, bocken eure Kollegen?“
Chloe zuckte nur mit der Schulter.
Änne mochte das, wenn Chloe die Schulter dabei so leicht nach vorne schob. Oder wenn sie den Gitarrengurt über die Schulter legte und sich dabei der Halsausschnitt ihres Tshirts verschob, so dass sie sah, wie sich oberhalb und unterhalb ihres Schlüsselbeins ein kleine Grube bildete. Sie würde gerne einmal ihre Finger in diese Gruben hineinlegen. Sie durfte beim Spielen gar nicht daran denken, sonst verspielte sie sich. Das passierte ihr sowieso oft genug. Sie stellte sich vor, mit ihr im Bett zu liegen und die ganze Nacht nur ihre Schlüsselbeingrube zu erforschen. Aber das würde wohl nie passieren.

Chloe stand auf. „Die kommen doch immer zu spät. Dann spielen wir ein bißchen“.
Sie nahm ihre Gitarre aus dem Ständer und Änne griff nach dem Bass.
Frank fragte: „Braucht ihr mich?“
Chloe schüttelte den Kopf. „Wir klimpern nur ein bißchen vor uns hin, nachher, wenn die beiden da sind“.
Sie schaltete den Verstärker ein, drehte den Ton etwas leiser, als der zu pfeifen anfing, und zupfte eine Tonfolge. Änne versuchte eine zweite Stimme dazu zu finden. „Was ist das?“
„Nur so, dorisch, Kirchentonart.“
Chloe zog wieder ihre Schulter hoch, Änne verging fast und griff einen Bund neben den Ton, den sie eigentlich spielen wollte. Chloe hielt inne. „Spiel das nochmal, klingt irgendwie schön, verspult, trunken, enigmatisch“. Änne wiederholte die Phrase mit dem falschen Ton.
Das sollten wir uns merken, Chloe nahm sich einen Zettel und notierte die Tonfolge.
Änne beneidete Chloe. Sie hatte Musik studiert, erkannte jeden Ton auf Anhieb. Aber sie, und die beiden anderen, Sebastian und Gaston, die auch sehr professionell waren, ließen das nicht raushängen – wenn sie sich verspielte sahen sie drüber hinweg, oder bauten, so wie Chloe, den Verspieler in eine Impro mit ein, so, als gehöre es so. Die, mit denen sie vorher zusammenspielte schimpften immer, wenn sie mal danebengriff, obwohl sie selbst kaum besser waren.
Sebastian hatte sie auf einem Konzert kennengelernt und erzählt, dass sie ein wenig Bass spiele, und er hatte sie eingeladen, mit ihnen zu spielen. Und so trafen sie sich zweimal die Woche in dem Tonstudio von Frank, einem Freund von Gaston.

Die Türe ging auf, Sebastian und Gaston kamen mit Schwung herein, Sebastian setzte sich gleich an das Schlagzeug, trat zweimal auf das Pedal der Basstrommel, rückte sich die Hi-Hat in die richtige Position und rief: „Nicht zaudern, los geht’s“.

„Na, na“ machte Gaston, „du warst schon mal zu schnell heute“.
„Ah bah“ machte Sebastian, und schlug mit einem Stick auf die Cow-Bells.
Chloe grinste, „immer dasselbe mit euch, was ist jetzt schon wieder passiert?“
Gaston klappte den Deckel vom Klavier hoch, schlug ein paar Töne an: „Sebastian hat nur ausgeparkt“.

„Und?“ fragte Änne, und wunderte sich über ihren Mut etwas zu fragen, sie musste sich immer noch überwinden, sich in Gespräche einzumischen.

„Ganz einfach, Bastian stößt zurück, die Anhängekupplung bleibt an der Stoßstange des Autos dahinter hängen, Bastian schaltet, der übliche Kavaliersstart und WHAMM! – Unser Schlagzeuger, ganz groß!“ Gaston schlug mit beiden Händen in die Tasten. Das Klavier dröhnte.

„Und deswegen die Verspätung, nur weil ihr so blöd wart auf die Polizei zu warten“, Chloe schüttelte den Kopf.
„Ging nicht anders, der Typ, dem die Karre gehörte stand daneben und sah zu“.

„Also“, unterbrach Sebastian, sah Änne an, wie um bei ihr Hilfe zu holen, „spielen wir jetzt?“
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"Der Truchsess"
Truchsess Jörg von Falkenwall sitzt nachdenklich an seinem, von unzähligen Papieren, übersätem Schreibtisch. Anträge, Formulare, Objektbeschreibungen, Beschwerden und alles mögliche, einiges davon absolut unnütze Bürokratismen. Aber das bringen halt die leidigen Amtsgeschäfte so mit sich.
Seit Jahrhunderten führt seine Familie diesen Titel und aus den ehemaligen Hofverwaltern vergangener Königshäuser wurden in den letzten Jahrzehnten Landräte , Bürgermeister und Amtmänner. Irgendwann wurde aus der Funktionsbezeichnung Truchsess ein Namenzuwachs und blieb bis heute als Adelstitel der Familie erhalten. Sorgsam achten die Herren der alten Familie auf Tradition und Fortführung des alten Stammbaums.

Auch Jörg von Falkenwall ist noch in einem durchaus respektablen Alter und durchaus noch in der Lage den ein oder anderen Stammhalter in die Welt zu setzen. Seine ihm angetraute Gattin wäre jedenfalls nicht abgeneigt und signalisiert im Geheimen, wie auch öffentlich begeisterte Vorfreude.
Aber will er das? Auch heute beschäftigen ihn aus aktuellem Anlass wieder diese Gedanken.
Nachwuchs in diese sich windende, sich immer schneller wandelnde, vielerorts gequälte Welt. In diese sich verdrehende Gesellschaft, bar vieler alt hergekommenen Werte, trunken von enigmatischen Traumblasen. In diese sich allem Anschein nach selbst zerstörende Republik. Zerrissen und gespalten zwischen den dorischen Säulen der Macht einerseits und den Ängsten, Befürchtungen und Sorgen von Millionen Bürgern andererseits.

Anhand der alten Familienaufzeichnungen, handgeschriebene Briefe, Tagebücher, Protokolle und sonstiger Aufzeichnungen aus den spitzen Federn seiner Ahnen weiß Jörg von Falkenwall wie oft sich seine Vorfahren in ähnlicher Lage befunden haben. Wohlverwahrt in einer alten, urwüchsigen Eichentruhe ruhen diese wertvollen Aufzeichnungen, allerdings hat Jörg dort schon des Öfteren in letzter Zeit nach Rat gesucht. Über vage Hinweise ging es jedoch nicht hinaus.

Zu entscheiden zwischen dem Machtgehabe von wenigen und den Bedürfnissen von vielen. Eine nicht leicht zu nehmende Entscheidung, eher ein langwieriger Prozess, zumindest für einen Mann von Ehrgefühl. Mit Sicherheit jedoch keine Lappalie die man einfach so ohne nachdenken, ohne zaudern oder gar ein wenig bocken abnicken kann. Gerade in den letzten Wochen und Monaten muss sich Jörg mit ganz vielen solcher Fragen beschäftigen, sowohl als Amtsträger wie auch als Mensch.

Seine Gemeinde ist genauso gespalten und geteilt wie die gesamte Republik. In tausend Gruppen und Grüppchen, alle gegen alle. Gerade so wie die Welt schon oft im Laufe ihrer Geschichte gespalten war. Die Fronten sind teilweise mehr als verhärtet und knallen häufig laut aufeinander wie die Stoßstangen zweier schwerer Lastkraftwagen bei einem Frontalzusammenstoß. Der politische Diskurs liegt am Boden. Schlagworte wie Hygieneregel, Abstand halten, Kontaktverbote und Maskenpflicht sind unverhandelbar.
Zu alledem steht Jörg genau in dieser Thematik noch ein schwieriges Gespräch bevor.

Sein Besucher den er mit mehr als gemischten Gefühlen erwartet, hat mittlerweile geraume Verspätung . Rainer sein alter Studienkollege hat seinen Besuch angekündigt, ein dringendes Anliegen wie er vermerkte. Rainer ein Aluhut, ein Querdenker, Verschwörungstheoretiker wie er im Buche steht, gar ein Regime Kritiker.
Allerdings auch ein Mann welcher über einen hellwachen Verstand, ausgesprochenen Scharfsinn verfügt. Sogar einen Professorentitel und zahlreiche internationale Auszeichnungen trägt. Eine Koryphäe wie man so schön sagt. Ein Mann welcher ihn, Jörg, noch niemals enttäuscht hat, weder als Mensch noch als Freund. Rainer möchte ein wichtiges Anliegen mit ihm besprechen, eine angemeldete große Demonstration ins Leben rufen, hier im Landkreis. Gegen alle offiziellen Regierungsdarstellungen und damit gegen die Ansichten die er als Amtsträger vertreten sollte. Sein schmerzendes Schlüsselbein erinnert Truchsess von Falkenwall an diese Zwickmühle. Immer schmerzt es bei solch delikaten Entschlüssen, ein stechendes Ziehen welches ihn seit fast zehn Jahren heimsucht.

Die Entscheidung jedoch steht unmittelbar bevor, zwischen Amtseid und Menschenverstand., zwischen Wohl und Wehe... ein entkommen ist nicht mehr möglich!

Und was verdammt ist jetzt mit der Nachwuchsfrage?

Wie hätten die Altvorderen entschieden, wohin wären ihre Würfel gerollt?

Feste Schritte und ein kräftiges Klopfen an der Tür reißen den Truchsess Jörg von Falkenwall aus seinen Gedanken... der Besucher ist da!

Kamasutra 19.06.2020
*********trone Frau
901 Beiträge
Der alte Grieche
Noch ein bisschen nach vorne, dann leg ich den Rückwärtsgang ein und setz nochmal vorsichtig zurück.
Erst als ich mit der Stoßstange dem Wagen hinter mir einen kleinen Schubser verpasse, steh ich endlich in einer engen Parklücke in der Kaiserstraße.

Eilig, mit einer Verspätung von guten 10 Minuten, betrete ich das Café „Ludwig & Otto“.
Schnurstracks gehe ich an der Bar vorbei ins Büro und verstaue dort meine Sachen. Ich lege hastig meine schwarze Kellner-Schürze an und werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel.

Autsch.

Die 4 Zentimeter lange Narbe über meinem Schlüsselbein verheilt, aber noch gut sichtbar.
Letzte Woche hatte ich mitten in der Nacht diesen blöden Unfall. Ich kam ich völlig ausgelaugt von der Arbeit. Als ich gegen 3 Uhr aufstand, um aufs Klo zu gehen, wurde mir schwarz vor Augen. Die Ikea-Kommode fing mich zwar auf, hinterließ dafür aber ein blutiges Denkmal. Eine böse Geschichte.

Ich verdecke die Narbe mit einem Seidenschal, ehe ich die Bar betrete und mich an der Kasse anmelde. Die große Uhr über der Eingangstür zeigt 17.15 und unser Stammgast, ein alter freundlicher Grieche, sitzt schon völlig trunken am Tresen.
„Darf's no a Helles sein?“, frag ich ihn freundlich. Er kommt ins Zaudern. Nach einer gefühlten Ewigkeit antwortet er mit griechischem Akzent: „Nein, meine Liebe, ich zahle.“ Während er umständlich sein Geld aus seiner Geldbörse kramt, fällt mir zum ersten Mal auf, dass unter der schweren Eichenholzplatte der Theke eine Unregelmäßigkeit im Mauerwerk zu erkennen ist.

Ich beuge mich runter und tatsächlich, es sind noch dorisch anmutende Säulen eingelassen. Sie erzählen, dass dieses Lokal vermutlich früher eine griechische Taverne war.

Mein Lieblingsstammgast bestätigt meine Annahme, und fängt an mir diese traurige Geschichte über die vorherige Gaststätte in diesen Räumen, zu erzählen.
Tatsächlich war dieses Café früher ein griechisches Restaurant, in dem er seit 1987 gekellnert hatte. Das „Afitos“ war jeden Abend ausgebucht, und es ging hier um einiges lockerer und lustiger zu als jetzt und hier.

Die Wirtin war gutherzig und als ihr Mann sie für eine andere verließ, musste sie alles allein stemmen. Irgendwann ging es nicht mehr. Die Mieten schossen nach oben, und sie konnte die Pacht nicht zahlen. Er verlor seine Arbeit und jetzt ist er längst zu alt, um noch eine neue Stelle zu bekommen.

Ein trauriges Ende.

Nun hat sich hier die Münchner Kaffeehauskette „Ludwig & Otto“ eingemietet. Ein Café gleicht dem anderen.
Er verabschiedet sich von mir und legt mir noch 2 Euro Trinkgeld auf den Bierdeckel. „Vergelt‘ s Gott!“, ruf ich hinter ihm her. Im Gehen antwortet er: „vergiss nicht dein Besteck zu polieren!“.

Er hat Recht, es ist Zeit das Besteck zu polieren. Der Behälter voll mit Messer, Löffel und Gabeln in heißem Essigwasser steht schon länger hinterm Tresen. Ich schnappe mir ein frisches Geschirrtuch und fische nach ein paar Messer.

Meine Kollegin Steffi zieht mich beiseite, als ich mich an die Arbeit mache. Ich solle zum Gast an Tisch 17 gehen. Er sitzt heute ausnahmsweise in meinem Servicebereich.
Dass muss sie maßlos ärgern, denke ich, als ich in mich hineinlächle.

Dieser Gast ist einer der bekanntesten Schauspieler hier in München, der für gewöhnlich immer an dem eher versteckt liegenden Tisch 20 sitzt.
Steffi erscheint mittwochs immer eine halbe Stunde früher, damit sie sich auch wirklich Tisch 20 einteilen kann. Meine junge Kollegin sieht in diesem illustren Mittwochs-Gast ein Karriere-Sprungbrett. Sie studiert Dokumentarfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen, und es ist lustig zu sehen, wie sehr sie sich jedes Mal anbiedert, während er pausenlos in sein Handy starrt.

Tisch 20 ist jedoch heute schon besetzt von einer Mutter und ihrem etwa achtjährigen Jungen. Er fängt an zu bocken, als er sein iPad weglegen soll. Steffi stellt ihm sichtlich genervt einen Teller mit Kinderschnitzel und Pommes vor die Nase.

Nachdem ich in aller Ruhe eine Handvoll Messer weg poliert habe, schnappe ich mir eine Speisekarte und steuere auf den „wichtigen“ Tisch zu. Steffi packt mich gerade noch am Handgelenk und möchte offensichtlich Schlimmeres verhindern. Im Flüsterton belehrt sie mich, dass dieser Gast ein wichtiger Promi sei. Quasi unser Aushängeschild, da er unser Stammgast ist. „Egal was er bestellt, er bekommt es!“.
„Natürlich“, antworte ich und gehe rüber zu ihm.
„Bittschön die Karte. Darf ich Ihnen schon was zum Trinken bringen?“ Ohne von seinem Handy aufzuschauen, nuschelt er „das Übliche“.
„Sehr gerne,“ antworte ich.

„Das Übliche für den Herrn an Tisch 17“, gebe ich an Steffi weiter. Das „Übliche“ kennt nur Steffi, und sie legt auch gleich los.

Eifrig bereitet sie einen Kaffee vor. Ganz so, als sei das ihr großes Geheimnis, dreht sie mir den Rücken zu, als sie mit einigen Spirituosenflaschen hantiert und die Tasse damit füllt. Das Ganze krönt sie noch mit einer ordentlichen Portion Milchschaum, ehe sie mir mit strenger Mine die Tasse auf einem kleinen Tablett in die Hände drückt.
Ich trage das enigmatische Heißgetränk mit viel zu viel Alkohol zu unserem Filmstar aus dem jüngsten Kinofilm.
„Bittschön, das Übliche.“
*****e_M Frau
8.566 Beiträge
Acht Neue!
Ich darf heute die neuen Wörter bekanntgeben.

Viel Spass und Inspiration wünsche ich allen Schreiberinnen und Schreibern!

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