Er sitzt in seinem Büro zuhause und ist genervt. Die Arbeit geht ihm nicht wirklich von der Hand, denn seine Gedanken schweifen ständig ab. Den Sommerregen draußen nimmt er nicht wahr. Im Moment könnte er dieses süße Luder wirklich auf den Mond schießen oder doch lieber an die x-förmig liegenden Gliederketten - unterhalb der Matratze – fesseln und sie nur ein klein wenig züchtigen?
Dafür, dass sie ihn schon den ganzen Tag mit ihren Fotos von nackten schlanken Schenkeln und einem verdammt hübschen Dekolleté verrückt macht. Dabei zeigt sie nichts wirklich von sich, also von den interessanten Körperteilen aus Männersicht, trotzdem explodiert sein Kopfkino bei jeder Zeile und jedem Bild von ihr.
Genussvoll schließt er seine Augen, stellt sich vor und malt sich in bunten Farben aus, was er - jetzt und auf der Stelle - alles mit ihr machen würde, wäre sie nur hier bei ihm. Dabei kennt er sie noch nicht einmal von Angesicht zu Angesicht. Und nein – das ist kein Widerspruch für ihn. Sie haben so viele Gemeinsamkeiten, dass es ihm schon unheimlich ist. Er weiß, wie ihre Stimme klingt und sie bringt ungeahnte Saiten in ihm zum Klingen. Reizvoll - ja, das ist sie, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie reizt ihn ohne Ende.
Schon fünf Minuten sind seit seiner letzten Nachricht an sie vergangen und noch immer starrt er auf das Handydisplay, wartend auf ihre kecke Reaktion. Die Sekunden werden zu schleimigen Schnecken, die seelenruhig und ohne jegliches schlechte Gewissen seine kostbare Zeit vertändeln. Schließlich hat er einen Abgabetermin einzuhalten.
Doch ehrlich, im Moment geht gar nichts, außer…genau. Er fühlt, wie seine Schwellkörper praller werden, wie sein Zepter gegen den geschlossenen Reißverschluss rebelliert. Soll er oder soll er nicht selbst Hand anlegen? Einfach den Druck ablassen, der ihn so sehr quält? In seinen Gedanken schweben ihre schön geschwungenen Lippen auf Höhe seiner Körpermitte, er stellt sich dabei diesen gewissen unwiderstehlichen Blick in ihren Augen vor. Unschuldig und geil zugleich, Engel und lüsternes Teufelchen. Was für eine Mischung.
Seine Hand rutscht tiefer, erfühlt die Wölbung, beginnt den Verschluss zu öffnen und…
Das Telefon klingelt.
Eine tobsüchtige Reaktion kann er gerade noch vermeiden. Käme nicht so toll, bei einem guten Kunden. Seine Erregung allerdings fällt sang und klanglos in sich zusammen. Schade drum.
Das Telefonat ist vorbei. Noch immer nichts von ihr. Warum reagiert sie nicht auf seine Nachricht? Schon wieder ist er völlig abgelenkt. Er hört zum wiederholten Mal ihre letzte Sprachnachricht ab. Komische Geräusche im Hintergrund fallen ihm erst jetzt auf. Wo war sie als sie das aufnahm? Doch dann steht wieder nur noch ihre Stimme im Vordergrund.
Diese Stimme, lasziv und mit erotischem Timbre, warm und weiblich. Sie schießt ihm direkt in den Unterleib. Und seine körperliche Reaktion ist heftiger als zuvor.
Dieses Weib macht ihn wahnsinnig – natürlich in positivem Sinne. Er muss sie einfach treffen. Schnellstens. Irgendwie muss er es schaffen, sich einen Tag freizuschaufeln. Ohne sie will er es nicht mehr aushalten. Sie sehen, riechen, spüren und sie lieben, nach allen Regeln der Kunst. Er will es endlich wissen, wie sich ihre Haut unter seinen Fingerspitzen anfühlt und das kann nicht mehr länger warten. Sein Herz wusste es schon lange. Eindringlich durchsucht er seinen Kalender.
Plötzlich und unerwartet – schließen sich Arme um ihn, sind Lippen und Küsse überall auf seinem Gesicht. Sie steht leibhaftig vor ihm, klatschnass ist sie. Das Regenwasser tropft von ihrem Haar und dem Sommerkleid, welches von ihrem Leib mehr preisgibt als verhüllt. Sie steht in einem Pfützchen und strahlt ihn einfach nur an. Die Haushälterin eilt hinfort, um ein Handtuch zu holen. Sein Kopf ist fassungslos, konfus. Sein Körper nicht, der in Sekundenbruchteilen auf sie reagiert. Sofort schließt er sie fest in seine Arme, presst sie an sich und ihr Kuss mag gar nicht enden. Sie erregt ihn in Echt noch sehr viel mehr als in seiner Erinnerung von den Fotos.
Natürlich wird er insistieren, dass sie auf der Stelle (nach diesem nicht enden wollenden Kuss) die nasse Kleidung ablegt. Ihr selbstverständlich sein Hemd anbieten, um ihre Blöße zu bedecken. Obwohl er nicht glaubt, dass sie darauf bestehen wird. Durch ihre monatelangen Gespräche glaubt er, sie richtig einschätzen zu können. Sie ist hier bei ihm, freiwillig und mit genau diesem Blick in ihren Augen, den er so erhofft hat.
Sie will ihn und „es“ auch. Sein Kopfkino stellt sich vor, dass sie auch an verborgener Stelle, dort, wo der Regen nicht hinkam, nass ist. Wie sehr wird er herausfinden.
Endlich ist es soweit, im Rosenmonat Juni.