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Geschichtenspiel Teil 45

**st
@
@*******blau

Unter den Schürzen stinken manchmal auch die Fahnen von Fürzen. Die zu jagen, würde eher plagen...
Scherz beiseite: Extrem gut gebrüllt, Löwe! *spitze*

@******tra

Dich hätte ich gerne als Geschichtslehrer! Und das mit den gekonnten, gewaltigen Adjektiven sehe ich auch so! *ja*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
ETWAS VERWIRRT IM MUSEUM
So saßen sie nun schon seit vielen Jahren nebeneinander und sprachen kein Wort. Immer in der gleichen Haltung, die Beine übereinander, rostige Planken an ihren Füssen und im Hintergrund das Meer.

Vor einigen Jahrzehnten wollte ihnen ein Gönner neue Kleider schenken. Er sprach von Gold und Silber und dass es doch etwas mehr Glanz sein müsse. Doch fachkundige Berater vermochten dies zu verhindern. Fotografen, Historiker, Kunstsachverständige und auch oft ganze Schulklassen ließen sich an ihnen vorbeitreiben. Manche verharrten andächtig einen Moment, andere wiederum waren fast am dahinschmelzen mit ihren Blicken. Kam ein völliger Ignorant vorbei, der nur aus dem Augenwinkel ihre Größe wahrnahm und sich detaillierteres Interesse verkniff, so schien es als könnten die Sitzenden leise ein „geschenkt“ flüstern. Und wenn die Kuratorin auf ihren Runden mit Ehrengästen war, dann konnte man fast sehen wie sich die Figuren streckten und ihre Bedeutung mit würdiger Haltung zu unterstreichen wussten. Sie kannten ihren eigenen Wert und ihre Bedeutung, wenngleich sie sich nicht sicher waren ob jedermann ihre Einzigartigkeit und ihr immaterieller Wert bekannt war.

Überwiegend fühlten sie sich wohl in ihrem Ambiente. Die schlichte Holztür, die sie umrahmte, mit dem zierlichen Griff und den satten Farben des Meeres, in die sich ihre Schrauben hineinbohrten, war ihr Zuhause. Doch seit einigen Monaten verunsicherte etwas die Tatsache, dass bei den Menschen weder Nasen noch Mund sichtbar waren, wenn sie durch die Tür hindurchgingen. Auch traten immer nur Einzelne dicht an sie heran. Das machte sie traurig, denn sie konnten das Geschehen nicht einordnen und manchmal schien eine leichte Feuchte in ihre Augen zu sein.
Einmal sah dies ein Besucher erstaunt, der dann überrascht laut ausstieß: „Oh, Piktogramme können weinen!“ Worauf ihn ein Aufseher irritiert ansah.
**st
Genial! *bravo*
*****div Frau
7.968 Beiträge
Boah, sind da schöne Sachen herausgekommen!

Hab das Wochenende durchgearbeit, gerade Zeit zum Luftholen. So begleitet ist das angenehm.
*****div Frau
7.968 Beiträge
Die Zeit vergeht
Myriaden von Mauersegeln flogen über ihren Köpfen. Lilianes Blick blieb sofort von ihnen gefangen, als sie sie entdeckte.
"Wir können gerne hier draußen stehen bleiben und die Vögel beobachten."
Die charmante Stimme des älteren Herrn hinter ihr riss sie in die Wirklichkeit zurück. Ein Handschlag, wie seit Jahrzehnten zur Begrüßung üblich, musste ausfallen.

Lachend folgte sie dem Mann trotzdem in sein Geschäft. Seit ihrem letzten Aufenthalt hier hatten sich die Auslagen sichtbar geleert. Lilianes Gatte, der nach ihr eintrat, rief sie zu einem Schaukasten zurück.
"Siehst Du, die habe ich gemeint!"
Er wies auf eine alte griechische Münze, die von einer Fassung aus getriebenem Gold gehalten wurde. Ein zierlicher Delfin bildete die Schlaufe für eine fein gearbeitete Kette. Ein bisschen Wehmut klang in seiner Stimme. Der Grund dafür schien das kleine Schild in der Vitrine zu sein. Kein Preis war darauf zu lesen, nein, ein dickes "Verkauft" stand darauf.
Mit dem Schild war auch ihr Interesse auf null gesunken. Was es nicht zu kaufen gab, strich sie aus ihrem Gedächtnis. Auf der anderen Seite lagen zwei schlichte Ringe ausgelegt. Der eine aus historischem Elfenbein, der andere aus Gold, der Farbe nach zu urteilen in über 900er Legierung. Jeder einzelne Schlag des Schmiedehammers hatte sich darin verewigt. Vor knapp 30 Jahren hatte er es ihnen vorgeführt, bei ihren Eheringen. In der Schmelze war durch die Beigabe von anderen Metallen für ihn ein roséfarbener Rohring entstanden. Ihr Exemplar hatte genau die Farbe wie das Schmuckstück in der Auslage erhalten.
"Wollen Sie sehen, wie ich den Ring treibe?", hatte der Goldschmied gefragt.
Damals noch eine ganz junge Frau, hatte sie die gezielten Schläge fasziniert verfolgt. Aus der echten Ringform wurde außen ein angedeutetes Quadrat. Diese Ringe würden nur sie haben. Sie sollten dafür stehen, dass das gemeinsame Leben vollkommen werden sollte, auch wenn es Ecken oder Kanten geben würde.
War es so gekommen? Die letzten Jahre überwogen die Ecken und Stolpersteine bei weitem.

Beim letzten Besuch hatte der Goldschmied sein Designbuch mitgebracht, in dem er alle Aufträge festhielt. Er hatte zurückgeblättert in das Jahr 1990. Mit wenigen Strichen hatte er damals die zwei Ringe skizziert, die unterschiedlichen Farben angedeutet. An ihren jungen Händen fanden sie das richtige Maß. Heute wirkten sie viel unscheinbarer, obwohl sie vor ein paar Jahren nachträglich etwas verändert wurden. Der einzige Ring, den sie trug. Bis auf den an der Kette ihrer Mutter. Aber der hatte eine andere Symbolik.

Er bot ihnen die üblichen Plätze an und schnell fingen die Männer an, sich gegenseitig zu frotzeln. Lilianes Mann warf ein eingeschweißtes Goldstück auf den schmalen Tisch. Kurzes Schweigen. Sie mochte solche protzigen Gesten nicht. Der Goldschmied kannte das bereits und äußerte sich nur über ein feines Lächeln, dass um seine Mundwinkel spielte.
"Dann werde ich mal nach dem neuen Schatz suchen.", seufzte er und knobelte an den Einstellungen seines Tresors. Vier Versuche brauchte er, um die richtige Kombination zu finden. Liliane realisierte, das ein Abschied anstand, diesmal wirklich. Die einst kräftigen Hände des Mannes waren im letzten halben Jahr merklich schmäler geworden und auch einen Hauch zittrig. Vor 15 Jahren hatte er sein Geschäft bereits in die Hände einer jungen Berufskollegin geben wollen. Sie hielt dem Druck nicht stand. Seine Kundschaft war verwöhnt. Ungewöhnliche Formen handwerklich auf höchstem Niveau. Gleichzeitig kamen viele Kunden wegen seiner Art, nicht auf Halde zu produzieren, sondern zusammen mit dem möglichen Käufer ein passendes Schmuckstück zu erarbeiten. Dabei sprach er nicht viel. Zeichnete kurz etwas, holte ein Stück für einen anderen Kunden aus der hinten gelegenen Werkstatt und erläuterte anhand des fertigen Schmuckes, warum dieser für den ihm gegenüber Sitzenden nichts sein könne. Aber mit kleinen Änderungen in der Goldfarbe - Silber hätte er ihnen nie angeboten - vielleicht in Kombination mit einem oder mehreren Edelsteinen, könnte es sich auch für sie lohnen...

Gerade holte er ein Schmucktablett aus dem Tresor und stellte es neben das eingeschweißte Gold auf den Tisch. Liliane stockte etwas der Atem, als sie den Ring darauf wahrnahm.
Ihr Mann schaute den Goldschmied an, der nickte aufmunternd. Langsam griff er zu und streifte den Ring an seinen kleinen Finger. Das war kein eleganter Firlefanz, sondern Schmuck in Reinkultur. Liliane hatte noch nie ein großes Faible für eigenen Schmuck gehabt. Aber ein Faible für geglücktes Design und wenn es noch so minimalistisch war.

Die Männer beratschlagten über einen Edelstein als Zusatz. Allein der Gedanke ließ ihren Magen zusammenziehen. Eine scheinbar perfekte Arbeit wegen eines funkelnden Steines zu 'schädigen', verstand sie nicht.
Lieber ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Am Fenster stand schon seit Jahren ein weiblicher Akt aus Bronze auf der alten Schmuckwerkbank. Ein sehr weiblicher Akt, ihrer Figur nicht unähnlich. Breite weiche Hüften, im Verhältnis dafür kleine Brüste. Die Arme hochgereckt, vielleicht um wirklich den Busen vorteilhafter darzustellen. Sie hatte sich beim letzten Besuch hier erstmals getraut, nach dem Preis zu fragen - leider war die Skulptur unverkäuflich. Die Frau des Goldschmiedes hatte sie gestaltet und ihm irgendwann zu einem Hochzeitstag geschenkt. Eine charmante Geste, ein Wink, vielleicht ein Augenzwinkern an ihren Mann, da sie selbst mit Mitte 70 noch ihre knabenhafte Figur behalten hatte.

Auf der anderen Seite des Raumes blieb ihr Blick endlich hängen. Ein Armband und der passende Ring in etwas psychedelischen Look hatten Ehrenplätze ihr gegenüber in einer Vitrine gefunden. Ein Schild wies sie als Arbeit aus den 60ern aus. Liliane schluckte. Sollte sie fragen? Sie konnte diese Stücke nicht richtig einordnen. Silbern mit grünen Steinen, Turmalin? Das Armband aus fünf Silberreifen zusammengesetzt, verziert mit dünnen Ketten. Sie kramte in ihrem Gedächtnis. Südamerika - Van Däniken - die angeblichen Zeichen von Außerirdischen waren hier in Schmuck verarbeitet.

In diesem Moment erhob sich der Goldschmied, um einen schwarzen Diamanten in der Werkstatt zu suchen. Ihr Mann schob ihr den neuen goldenen Ring zu. Für sie viel zu groß, zu schwer, zu protzig. Trotzdem fand sie ihn tatsächlich goldrichtig.

"Hab alles gefunden."
Mit sich zufrieden kehrte der Goldschmied aus den hinteren Räumen zurück, in seinen Händen zwei kleine Behältnisse, in denen viele kleine Papierbriefchen steckten.

Sollte sie es wagen?
"Ich habe auch etwas gefunden...", entgegnete Liliane und zeigte auf den "Alien"-Schmuck. Diesmal erntete sie einen erstaunten Blick. Sie war ihm als Kaufbegleitung und -beratung bekannt, man war sich auch in ihrem Beruf fachlich begegnet, eigene Wünsche hatte sie noch nie geäußert.
"Das Armband?"
"Nein, der Ring."

Ein Griff in den Tresor und er hielt den Schlüssel für die Vitrine in der Hand.
"Die Dame, für die ich diese Kombination angefertigt habe, ist letztes Jahr gestorben. Die Erben haben mir den Schmuck zurückgebracht und geschenkt."
Während er sprach, versuchte der Goldschmied bereits ihr den Ring überzustreifen. Leider ohne Erfolg. Zumindest für drei Minuten. Mithilfe eines Ringstockes und zwei kleinen Schlägen saß der Ring, als ob er für Lilianes linken Ringfinger geschmiedet worden wäre. Ihr Mann konnte die Aktion nicht fassen.
"Was bin ich schuldig?", fragte sie entzückt.
"Den Ring zu tragen. Ich schenke ihn Ihnen."
Ruhige Worte, denen frau nicht widersprechen wollte und es doch tat.
"Ich kann den Ring unmöglich geschenkt annehmen!"

Er lächelte fein. "Sie können und Sie werden."
"Das hier...", er wies um sich, "...ist bald Geschichte. Solche Ringe mag heute niemand mehr. Ein bisschen habe ich Sie die letzten 30 Jahre kennengelernt. Sie mögen ihn und werden ihn in Ehren halten."
Etwas Wehmut lag in seiner Stimme.
Lilianes Mann hatte sich kurz zurückgenommen. Jetzt nahm er ihre Hand, zog seine Brille ab und betrachtete das Schmuckstück genau.
"Mach ein Foto!", meinte er schließlich. Sie machte. Sie machte oft, was er sagte.
"Sie wissen, dass die immateriellen Dinge uns alle überdauern?", drang die leise Stimme des Goldschmieds in ihr Ohr.
Sie schmunzelte. "Möglich, aber dies hier ist Materie pur."
Ihr linker Daumen berührte den Ring von innen, fuhr ihn entlang, wie sie es von der rechten Hand gewohnt war. Es war seltsam vertraut.

Sie mussten ein seltsames Bild abgeben. Ihr Mann mit dem Goldring, sie mit dem alten Silberring und der Goldschmid, der bereits über einem neuen Entwurf grübelte. Kein Gesicht sah weniger zufrieden aus, als eines der anderen.
Zusammen bildeten sie einen kleinen Kreis des Wohlbehagens oder eher Gedenkens? Kein Stonehenge, nicht verbunden, jeder versunken in seinen eigenen Gedanken.

Es würde ihr fehlen, das wusste Liliane. In den Augen und Bewegungen des Goldschmiedes hatte sie das Ende ihrer jährlichen Treffen gelesen.

© mariediv 2020
**st
Ein Traum! *spitze*
So, vielleicht beschweren einem von euch die Auseinandersetzung mit den folgenden acht Wörtern den Literatur-Nobelpreis *zwinker*

Apokalypse
Eukalyptus
Fahrenheit
feiern
geifern
klirren
unbändig
subkutan
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
@*********Stein

...bescheren, wolltest Du sagen, oder?
Jepp *g*
**st
Eren
Wenn Wörter sich beschweren
in Hirnwindungen gären
wie offne Wunden schwären
dann kann mans nicht verhehren
sie wollen sich vermehren
uns Hirnnahrung bescheren

Vielleicht gar noch bekehren
satirisch uns entehren
unser Vermögen gar begehren
die Börsen uns entleeren
ganz ohne sich zu scheren
um Sitten oder Ehren

So kann man sich doch wehren
den Sätzen Mores lehren
sie gar moralisch teeren
von ihrem Ruhme zehren
lässt man sich nur von hehren
Ziele leiten und tut seiner Fingerbeeren
ziehend Musentrieb erhören

Und so erwächst im Kreuz und Queren
Literatenbrot aus Satzbauähren
will uns die Seele geistvoll nähren
Me 2
*********ld63 Frau
8.584 Beiträge
Ach, @***ve! *love2* *bravo*
Das nennt man heute 'Poetry Slam' ... *top*
****en Frau
18.680 Beiträge
Die Glasregale meines Nachtischchens klirren leise, während sich meine Hände auf die Suche nach den Hustenbonbons machen, vorbei an der Taschentücherbox, den vollgerotzten Tüchern, der Nasentropfenflasche und den diversen Medikamentenschächtelchen, deren Inhalte ihren Weg auf verschiedenste Weisen in meinen Körper finden sollen, oral, rektal, opthtal, phänomenal, subkutan, semimembran oder was weiss ich nicht alles.

Mein Kopf schmerzt.

Die Bakterien und Viren feiern nun schon seit Tagen eine rauschende Ballnacht in meinem Körper und meine Stimmbänder geifern unbändig nach einer weiteren Eukalyptus-Apokalypse. Ich selbst hasse das scharfe Zeug, aber watt mutt dat mutt, wie meine ostfriesische Oma immer sagte. Bei Halsschmerzen viel Eukalytus lutschen, das brennt die Bakterien weg.

Gut.
Brennen sollen sie!
Egal, ob Grad Celsius oder Fahrenheit.
**st
Supi! Coleen schreibt wieder. Kurz aber trotz Virus so gar nicht hingerotzt. Gute Besserung! *bravo*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
SUBKUTAN
Eukalyptusöl subkutan, so steht es auf einem Zettel, der auf dem Esstisch liegt. Sie schüttelt den Kopf und versteht nichts. Es ist gerade wohl nicht die Zeit um vordergründig alles zu verstehen. Ihr Gemütszustand ist schwankend und von blitzenden apokalypsenartigen Phantasien bis hin zu nüchtern realer Gegenwartsbetrachtung ist alles möglich.

Vor einigen Tagen, erreichte sie bei ihrer Reise im Osten des Landes eine Reaktion auf einen ihrer Texte. Sie hatte diesen Text vor Wochen geschrieben, als sie sich intensiv mit Lebensveränderungen im Alter auseinandersetzte und über Verletzungen und deren Heilungschancen nachdachte. Verletzungen, wie sie sie auch oft in ihrem Leben erfahren hatte. Individuell verschieden ist der Umgang mit solchen Erfahrungen, das wusste sie wohl, dennoch stieg sie mit ihren Gedanken tief ein und versuchte Hintergründe zu verstehen, Heilungschancen aufzuzeigen und vor allem Mut zu machen. Mut und Neugier auf das Leben schienen ihr bei allen Überlegungen und Schreibereien unabdingbar wichtig.
So stand es auch in ihrem Text, der für sie Ausdruck dessen war, was sie immer wieder als unbändige Lebenslust betonte. Das Leben und die Lust feiern, fernab von allem Gegeifer und Geunke der Welt um sie herum. Manchmal, so dachte sie damals beim Schreiben, fühlte sie sich auch in ihrem Freundeskreis von fremdgesteuerten roboterartigen Kreaturen umgeben, die nur noch funktionierten und in deren Aura klirrende Minusgrade auf einer nach unten offenen Temperaturskala zu spüren sind. Fahrenheit natürlich, murmelte sie damals vor sich hin und grinste etwas bittersüß.


Sie setzt sich an den Esstisch, schiebt einen Zettel beiseite und öffnet ihr Notebook. Wieder und wieder liest sie den Text, der als Antwort auf ihre Zeilen eingegangen ist. Auch diesmal packt es sie emotional sehr. Der unbekannte Schreiber hat sich inhaltlich aber auch im Sprachduktus ganz auf ihren Text bezogen und obgleich sie entzückt ist, so erwischt es sie immer wieder eiskalt und Trauer flutet dann ihr ganzes Wesen.
Die Gewissheit, dass sich ihr eigener Text nicht an ein Gegenüber wendet, sondern alleine sie selbst betrifft, schickt sie förmlich durch Höllenqualen. Damit einher geht auch die Einsicht, dass es nicht entscheidend sein kann, wen man wo trifft und ob Gespräche tiefgründig sind oder an der Oberfläche bleiben.
Bevor dies betrachtet und gewertet werden kann, muss das Verhältnis zu sich selbst geklärt werden. Und das steht jetzt an, der Zeitpunkt ist perfekt.

Mit einer vollen Tasse Kaffee neben sich öffnet sie ein Textprogramm und schaut erwartungsvoll auf die noch weiße leere Seite. Und was es mit dem Eukalyptusöl auf sich hat wird sich sicher später auch noch klären lassen.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Götterdämmerung
• Apokalypse
• Eukalyptus
• Fahrenheit
• feiern
• geifern
• klirren
• unbändig
• subkutan


Götterdämmerung

Apokalyptika wälzte sich schlaflos in ihrem Träumerlefänger hin und her, und die Spinnfäden surrten, knurrten und murrten - bei jeder Drehung und Wendung ihrer Geschichte - gar sehr.
Sie hatte ihr Wissen aus den alten Büchern ihrer Großvaterkollegen erlangt, und deshalb auch so einen Bart am Kiefer ihres Schädels. Dieser bestand aus den beschriebenen Buchseiten ihrer Großväter.
Im Fänger-Äther roch es nach Eukalyptus. Das Fahrenheit lag bei ungefähr dreiundachtzig Grad und man konnte einen Träumerle-Blick auf die Galaxie Subkutan werfen, die Apokalyptika mittels ihrer Virulenz gerade heimsuchte.
Ihre Eierkopfuntertanen geiferten Galle, weil sie sich gegen ihre Missetaten mit Verstand unter die Haut impfen lassen sollten, und manche von ihnen feierten ohne Maske ungeniert ihre eigene Querulanz.
Doch das rächte sich alsbald. Denn Apokalyptikas unbändiger Kardial-Virus war in Wellenzyklen auf dem Vormarsch und konservierte die Herzmaschinen der Eierköpfe mittels der Aerosol-Not, die er als Damoklesschwert mit sich führte.
Apokalyptikas Kollegen klirrten mit den Schlüsseln zu ihren Gräbern. Denn niemand wollte mehr an sie glauben und ihre Liebe zu den Äonen ihres Daseins wurde von den Eierköpfen verlacht.
Stattdessen lagen die Eierköpfe wie Säuglinge an den Euterzitzen dieser gesellschaftlichen Apokalypse, plärrten nach Freiheit und soffen sich mit der Honigmilch der Urmutter an die Rockschöße ihrer Kindheit zurück.

Bis zum Urknall dieser Zeit …

Siebenunddreißig Jahre später verließ niemand mehr seine Kemenate. Die Highways-to-Hell-or-Paradise war leergefegt und die Ampelanlagen dieser Galaxie-Welt längst außer Betrieb. Der kluge Eierkopf dieser Tage arbeitete im Kemenaten-Office, und nur arme Schweine mussten im Außendienst den Betrieb der Welt aufrechterhalten.
Babys wurden in Embryonen-Zuchtanstalten gezeugt und zu Winzlingen herangezogen, damit sie dann – jedes in einer eigenen Kemenate – ihre Filterblasen beziehen konnten, um sich vom System des Mutterkonzerns zu ernähren, dessen Kemenaten-Schule zu besuchen und schließlich das System mit ihrer Arbeitskraft zu füttern.
Nur Querulanten fragten sich noch, wie es früher wohl gewesen war und ersehnten ihre Freiheit und die ungefilterte Luft zurück. Doch diese wurden schnell ausfindig gemacht und entweder ausgemerzt oder aber in Kemenaten-Umerziehungslager gesteckt, um sie mit Eiswasserduschen, automatischer Be- und Entlichtung sowie Endlosverhören via Befragungsdrohnen und Elektroschocks wieder in das System einzupassen.
Apokalyptika hatte gesiegt.

© CRK, Le, 07/2020


P.S. Kleine Anmerkung meinerseits: Ich bin für die Maskenpflicht + habe auch eine vernünftige Haltung zur evtl. Impfpflicht.
Entwurf zur Götterdämmerung - Work-in-Progress
**st
Wegen mir hätte es den Zusatz nicht gebraucht. Aber es ist wohl bezeichnend, dass Du ihn druntergesetzt hast. Aber keine Angst, dich wird jetzt nicht das Los von Salman Rushdi ereilen...

*bravo*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Apokalypse
Eukalyptus
Fahrenheit
feiern
geifern
klirren
unbändig
subkutan

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Das Kartenhaus

Eine Apokalypse ist eine Offenbarung und kein Weltuntergang, außer diese Offenbarung bedeutet einer Welt den Untergang; dann anders.

Das Missverständnis rührt daher, dass einmal ein Weltuntergang "offenbart" wurde von jemandem, der in einem griechischen Inselhafen seit Wochen auf eine, seit Monaten verspätete, Fähre wartete und zuerst die Fassung, dann die Nerven und schließlich sein Gemüt verlor, mit der Folge, die ganze Welt grauenvoll untergehen sehen zu wollen, was für jeden verständlich ist, der in einem griechischen Hafen schonmal in einer vergleichbaren Lage war. Hätte dieser Mann in einem griechischen Busbahnhof, auf einen Bus, sagen wir mal auf den KTEL von AlexPolis, gewartet, wäre sein erratisches Hauptwerk sicherlich auf ein einziges episches, unbändiges Blutbad hinausgelaufen, ohne Schnörkel und Posaunen. Und ohne Hoffnung.

Gesetz dem Fall die Offenbarung eines bestimmten Sachverhaltes könnte -warum nicht? - eine ungünstige Auswirkung auf das kümmerliche Fatum auch nur eines Individuums haben, darum dieses Fatum ab diesem Datum eine unvorhergesehene und sinistre Bahn nehmen würde, wäre es dann nicht schad drum und besser diese Offenbarung unterbliebe? Ja, wäre es. Lirum Larum.

Die Welt ist nichts anderes, als die Summe der Realitäten in denen wir leben zu einem bestimmten Zeitpunkt zwischen Wiege und Bahre. Jede Offenbarung, die zum Zusammenbruch des Kartenhauses führt, das wir großmäulig als "die bare Wirklichkeit" abfeiern, ist tatsächlich ein kleiner subkutaner Weltuntergang. Unter der Haut, unter der Decke, unter der Erde, unter dem Teppich, unter der Schwärze, unterm blauen Horizont. Und so ging am Montagmittag in der vor Kraft und Chuzpe strotzenden Weingartener Mittagssonne ein glorreiches Reich unter und eine kleine Welt aus Jeins und Warumnicht?s.

Es war ihr klirrender Schlüsselbund, der dem Judaskuss den Weg bereitete und das merkwürdige Bonbon in ihrem Mund, das nicht ins Bild passte, suspekt wirkte und schlechterdings den Ausschlag gab. Viel zu ungewohnt. Etwas zu verbergend. Alles zu verschleiernd. Ein Gschmäckle, das bleibt nach ausgelutschtem Eukalyptus. Der Schlüsselbund erklang zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort und alle Schlüsselbunde der Welt klingen ähnlich, aber halt nicht gleich und schon gar nicht deinem Hund. Ihr eigener Hund war es also, der sie für dreißig silberne Fleischkonserven preisgab; tragischerweise, der ansonsten stets treue Freund.

A hatte sie zur Rede gestellt und B hatte noch versucht dem zu entgehen, fand aber rasch einen Stand, machte den Stich, drehte den Spieß und zog die Karten aus dem Kartenhaus, eine nach der anderen, durch Fragen, die lieber nicht beantwortet werden sollten. Er, desillusioniert und deplatziert wie eine fremde Figur aus einem ganz andren Brettspiel, wich nur ungeschickt und dilletantisch aus, gestand letztlich eigene Schuld, die er nicht wirklich fand und stand schließlich mehr schlecht als recht als das Große Arschloch in der Geschichte da - in der prallen Sonne, angezogen und doch nackt in dem Moment, in dem Wolkenbrüche von Vorwürfen und Vorhaltungen ergingen, als sei eben der Staudamm der Eingefahrenheit und Harmoniesucht geborsten.

Seine Gesichtsfarbe war schon durch die Sonne von human auf hummerfarben gestellt worden. Jetzt aber entfachte der Nachhall von Verfall und Gram die Luft um seinen Kopf und schmorten diesen bei tausenden Grad. Vergangenheit und ihr Gegenteil wurden übereinandergelegt und so neu gefaltet, die Wahrheit neu gestaltet.

Ein Krankenhaus ist die Seele in Zeiten, wenn die Welt dann versinkt und seine Welt fiel von elysischen Höhen ins Abyssal. In modrigen Fluren lagen sieche Gedanken im Sterben neben jungen Hoffnungen. Alte Träume wurden im Hof in namenlosen Massengräbern beerdigt an diesem Tag und A, er stand nur da, geschunden und gerichtet, die Seele nackt und vor sich ausgebreitet, sich selbst und dem Selbstgetanem ausgeliefert, sowie ihren kalten und feindseligen kleinen Wörtern, die immer noch in geifernden Traufen ihm über den Kopf triefen und nicht an die Luft kommen lassen.

(c) 2020 Leo Himmelsblau
*******blau Mann
3.625 Beiträge
.
**st
@*******blau

Echt phantastisch faszienierende Melange! Saugut und dicht! *spitze*

@*****e_M
Auch deine Worte treffen! Meist mittenrein, doch mit Humor - und ob der nur noch mehr verdeckt oder den Spiegel eher sarkastisch poliert, liegt ganz in der Verantwortung des Betrachters. *victory*

@*********ose_K
Deine Apokalyptikemenatensonate resonanzt bei mir voll! *top2*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Die Schmugglerbucht“ Teil 02 auf Helgoland
Wenige Monate später, die Zeit bis zum Urlaubsbeginn ist überraschend schnell verflogen. Der Spätsommer lockt mit warmen, fast hochsommerlichen Temperaturen, ein Indian Summer wie er im Buche steht. Ein strahlend blauer Himmel spannt sich über dem Wasser und mit einem satten Klatschen schlägt der Seegang freundlich an die Bordwand des Fährschiffes. Gischt Wolken geifern am schnittigen Bug des Seebäderschiffs als es Kurs auf die Hafeneinfahrt des Südhafens nimmt. Voraus zeichnet sich die rote Insel ab, schon sind deutlich Einzelheiten mit bloßem Auge erkennbar. Die rote Felsenküste reckt sich etwas über 60 Meter in die Höhe, ein unübersehbares Wahrzeichen genau wie der massive Leuchtturm welcher seinen Standort auf dem Helgoländer Oberland hat. Im zweiten Weltkrieg als Flak Turm gebaut ist er nun das stärkste Leuchtfeuer der Republik. Die lange Anna das wohl typischste Wahrzeichen der Insel, ein 47 Meter hoher freistehender Brandungspfeiler im äußersten Nordwesten der Insel scheint sich wohlig in der wärmenden Sonne zu räkeln. Eine traumhafte Insel, Entschleunigung pur.

Der etwa dreißigjährige Mann welcher lässig an der Reling steht saugt all diese Anblicke und Eindrücke auf wie ein Schwamm. Salopp wirkt er, jedoch nicht gänzlich unbefangen. Seine Finger formen aus grünem Bonbonpapier eine kleine Kugel die er dann in einer gleichfarbigen Tüte mit der Aufschrift Eukalyptus – Bonbons verschwinden lässt, um gleich darauf das nächste Bonbon hervor zu ziehen. Jan – Ole Piepers ist eben nur nicht rein privat hier, sondern wandelt auch, vorbelastet durch seinen Beruf als Historiker und Bibliothekar sozusagen auf den Spuren seines Großvaters.

Kaum zu glauben das die Furie des Krieges und die Apokalypse gezielter Bombenangriffe einst über diese schöne Insel tobten. Der Leuchtturm war das einzige Gebäude welches den Krieg überstand, beschädigt ja, aber nicht zerstört. Das alte Foto des Großvaters fällt ihm wieder ein, die Zeilen auf dessen Rückseite, es knistert leise in seiner Hemdtasche. Ein Dreimastschoner ist darauf zu sehen, abgewrackt, aber einst war er wohl schwer bewaffnet. Die Saga vom geheimnisvollen Schwarzen, einem Seeräuber und Schmuggler welcher an den deutschen Küsten sein Unwesen trieb und dann spurlos verschwand. Ob da eine wie auch immer geartete Verbindung besteht? Was wird er hier finden… Empfindungen quellen in ihm auf, Gefühle dringen auf in ein, gehen subkutan unter die Haut, hervor gerufen vom Anblick der Insel im Glanz der nachmittäglichen Sonne.

Das Fahrgastschiff legt im beschaulichen Südhafen an. Leise reibt sich der Rumpf an den ausgebrachten Fendern. Jan – Ole geht gemächlich von Bord, atmet die Insel ein und vom ersten Augenblick an ist er ihrem Zauber verfallen.

Sein erster Weg führt ihn zu den Hummerbuden, seit dem Frühstück hat Jan – Ole nichts mehr gegessen und der Gedanke an frische Hummerknabbereien lässt ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die bunten Häuschen sehen einladend aus, genau wie das in fröhlichen Farben gehaltene Mobiliar. Schon bald steht eine leckere Mahlzeit vor ihm und ein großes Glas kaltes Bier. Der wunderschöne Ausblick über den kleinen Hafen, die Zoll Mole und den verträumten Streifen blau bringt seine Seele zu gemächlichen baumeln.

Unbändig feiern das geht hier gar nicht, es passt einfach nicht hierher. Von diesen Großstädten und Kneipenalleetouren ist hier gottseidank nichts zu spüren. Keine Hetze, keine Eile, die Inseluhren ticken merklich langsamer. Noch ein zweites Bier, danach ein kleiner Spaziergang über die Mole zum Nordseeplatz. Ein Inselmuseum gibt es hier auch, dort wird Jan – Ole morgen mit seinen Nachforschungen beginnen. Nachher wird er die Dünenfähre nehmen und hinüber zur Düne fahren. Dort befindet sich das Bungalowdorf wo Jan – Ole sich eingemietet hat. Treibholz Nummer 50, das ist sein Zuhause für die nächste Woche.

Der nächste Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück auf der kleinen Terrasse des gemieteten Bungalows. Die Morgensonne spiegelt sich im blauen Meer und lässt den Dünensand geheimnisvoll glitzern.

16 Grad zeigt das Außen Thermometer, also circa 61 Fahrenheit, wenn man diese, nach dem gleichnamigen Physiker benannte Maßeinheit anzieht. Den Kaffeebecher in der Hand haltend läuft Jan – Ole hinunter zum Strand. Endlos ist der Blick über die freie See, nur weit am Horizont, dort wo Himmel und Wasser sich treffen scheint einer der großen Schiffsriesen vorbei zu ziehen.

Die spärlichen Erkenntnisse zu dem geheimnisvollen Schwarzen gehen Jan – Ole durch den Kopf. Groß ist die Hoffnung nicht etwas zu erfahren, es gibt auch keine wissenschaftliche Notwendigkeit dazu. Es ist einfach nur persönliches Interesse.
Sein Weg führt ihn den wunderschönen Strand entlang, zur Anlegestelle der Dünenfähre. Im Hintergrund landet ein Sportflieger auf dem Inselflughafen. Jan – Ole will übersetzen nach zur Hauptinsel, das kleine Museum besuchen und den Hafenkapitän… vielleicht erfährt er ja doch etwas.

Auf der Hauptinsel angelangt führt der erste Weg in das kleine Amt des Hafenkapitäns, ein bärbeißig wirkender, allerdings sehr gutmütiger Mann welcher Jan – Ole aufmerksam zuhört, bedauernswerterweise allerdings nicht behilflich sein kann. Immerhin gab es einen guten Kaffee dort. Am Rathaus erkundigt sich Jan – Ole nach den Sprechzeiten, vielleicht gibt es hier ja Archivunterlagen oder ähnliches.

Ein wenig später öffnet Jan – Ole die Tür des idyllischen Inselmuseums, mit einem leisen klirren signalisiert der Tür Gong den Eintritt eines Besuchers. Das Leben früher ist hier sehr wirkungsvoll dargestellt, alte Trachten der Seefahrer und Fischersleute, Schiffsmodelle auf Holzgestellen, Häuser sind nachgebaut und eingerichtet. Ein originales Fischerboot beherrscht den Eingangsbereich, die über die Duchten beigelegten Ruder scheinen noch nass zu sein. Es ist als ob man in eine andere Welt eintritt. Eine freundliche Dame versieht heute den Dienst hier, aber auch sie kann nur eine kleine Sammlung alter Schriften zur Verfügung stellen wo von Piraten und Freibeutern die Rede ist. Dazu einen bequemen Sessel in einer stillen Ecke sodass Jan – Ole in Ruhe Einsicht nehmen kann. Allerdings kann auch das blendende Lächeln der sympathischen Museumsangestellten kein besseres Ergebnis hervor zaubern. Ein paar allgemeine Informationen über Störtebeker und die Vitalienbrüder, das war’s. Kein Wort über den Schwarzen. Ist der Geheimnisvolle doch nur ein Phantom gewesen, diese Frage stellt sich Jan – Ole als er mit einem freundlichen Gruß und in Gedanken versunken das Museum verlässt.

Den alten Mann bemerkt er nur aus den Augenwinkeln, aber war der nicht auch eben am Hafen und am Rathaus. Das kann doch kein Zufall sein, beobachtet der Alte ihn etwa?
Jan – Ole mustert den alten Mann. Er wirkt noch recht rüstig, obwohl er mit Sicherheit die 80 überschritten hat. Ein typischer Seemann, wettergegerbtes Gesicht, viel frische Luft und einen leicht wiegenden Gang. Ein perfekt gestutzter Bart umrahmt sein hageres Gesicht. Auf dem Kopf thront eine Schiffermütze mit dem Inselwappen.

„Fremd hier, min Jung?“

„Auf Urlaub und auf der Suche,“ antwortet Jan – Ole.

Der Alte flößt ihm Vertrauen ein, eine ehrliche Haut halt. Jan – Ole erzählt ihm seine Geschichte und irgendwann beginnt der Alte zu schmunzeln.

„Geister – Piet oder auch Der Schwarze, da kann ich dir was zu vertellen, min Jung.“
Jan – Oles Gesichtszüge drohen zu entgleisen und auf den Vorschlag des Alten sich morgen am Fuße der langen Anna zu treffen geht er gerne ein.

Der Alte wendet sich ab und Jan – Ole bleibt nachdenklich zurück. Erst viel später setzt er wieder zur Düne über und kehrt in seinen Bungalow zurück. Voll gespannter Erwartung auf den morgigen Tag.

Kamasutra 29.07.2020
**st
Jetzt weiß ichs! Ursprünglich hieß das Wart! bevor die Dösbatteln mit ihrem Dialekt Watt draus gemacht haben. Erstens weil da alle immer stundenlang warten mussten, bis sich das Scheiß Wasser bequemte zu kommen oder zu gehen und zweitens, weil unser Herr Geschichtslehrer VonundZu Kamasutra uns wieder mittenmang in der Geschichte hängen und auf die Fortsetzung warten lässt. Einfach so.Wattnweilchen.
Püh! *haumichwech*
Alles klar, Vadder
_
„Du, Vadder?“

„Jou, mien Jong?“

„Hier ist vonna ‚Eukalypse‘ die Rede. Was isn datt?“

„Du meinsne Apokalypse?“

„Nee, warte: ‚Eu-ka-lyp-tussi.“

„Datt gibtet nich. Entweder Eukalyptus oder Apokalypse.“

„Och, Vadder, Du kennst Dich echt aus. Wir fahren heit ja noch ans Meer, Lagerfeuer machen un feiern. Da kannste mir datt erklärn, oder?“

„Meinswegn. Du solls denn nur nich so unbändig saufen, mein Sohn. Nich, dass ich dir wieder Aspirin subkutan gebn muss. Du weis, Mudder tut dann geifern.“

„Alls klar, Vadder. Nich engsternig werden.“

„Engstirnig?“

„Auch das, meinswegn. Aber jetzt sach mir mal, was ne ‚Eukalyptussi‘ is. Hass dich ma mit eine getroffen?“

„Nu blök ma nich so rum! Wenn Mudder datt mitkricht, geifert se auch. Und denn hamwa wieda Apokalypse. Und vierzich unter Null, in Celsius und Fahrenheit. Dann ist Schluss mit Lustich und Ende Gelände, nix mit feiern. Dann ist der Eukalyptus gelutscht. Dann wirds unbändich subkutan, das geht dann unter de Haut.“

„Alles klar, Vadder. Bis doch eng.“

„Nee, stirnig. Gibma n Bier.“

„Alles klar, Vadder. Prost.“

„Prost.“

„Sauft ihr Männer schon wieder? Nur am Feiern, die Bande. Und die Küche sieht wie die reine Eukalypse aus.“

„Apokalypse, Mudder.“

„Eukalyptussi?“

„Halt den Rand, Sohn.“

„Alles klar, Vadder.“
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
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Übrigens: Das Bild zum Text ist gestern fertig geworden. *sonne*

Kurzgeschichten: Geschichtenspiel Teil 45
götterdämmerung
*******iva Frau
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Ronja und die Apokalypse
Ronja, ihres Zeichens verwöhnteste Maine Coon der Welt und absolute Prinzessin, frönt einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Sie genießt laut schnarchend ihren Schönheitsschlaf, lang ausgestreckt inmitten ihrer zahlreichen Kuschel- und Spielsachen, die gut die Hälfte von Frauchens überaus bequemen Bambusbett einnehmen. Seit einigen Tagen quälen sie seltsame Träume von flauschigen Wolken, die sich urplötzlich in wilde geifernde Monster verwandeln, die dann mit spitzen Krallen, einer Apokalypse gleich über sie hinwegrollen. Was das wohl zu bedeuten hat? Bislang verlief ihr Leben hier in trauter Zweisamkeit mit Frauchen in ruhigen und geregelten Bahnen; seit ihre Freundin, die große gelbe Hündin eines Tages nicht mehr nach Hause gekommen war, sogar eher manchmal etwas zu langweilig. Mit großer Geduld hat sie es wenigstens geschafft, Frauchen morgens und abends eine halbe Stunde das Spiel „Nachlaufen“ anzutrainieren, was auch leidlich gut funktioniert. Natürlich muss Ronja hier angesichts des fortgeschrittenen Alters ihrer Dosi einige Abstriche in Kauf nehmen bezüglich Schnelligkeit und Ausdauer, dafür hat sie Frauchens ungeteilte Aufmerksamkeit.

Zufrieden seufzend räkelt sich die Prinzessin, rückt ihre Krone zurecht und entschließt sich, ein Häppchen ihres Gourmetfutters zu sich zu nehmen und anschließen einige Tropfen Wasser aus dem exklusiven Edelsteinbrunnen, der ihrer Majestät zur Verfügung steht, zu schlecken. Vielleicht gönnt man sich danach noch ein Sonnenbad auf dem eigens für sie eingerichteten Balkon-Katzenparadies, bevor die Dosi wieder nach Hause kommt. Gesagt getan. Die Temperatur ist zwar schon auf über 100 Grad Fahrenheit in der Sonne angestiegen, aber ihre Bediensteten haben genügend Schattenplätze eingerichtet, von denen sie in aller Ruhe die Vögel, Eichhörnchen und sonstiges Getier, das sich im Park vor ihrem Balkon tummelt, beobachten kann. Eine Abkühlung verspricht auch das Bad in der ausdrücklich für sie angepflanzten Katzenminze, das sie sabbernd zu genießen weiß.

Heute ist ein ganz besonderer Tag! Wir feiern Frauchens Geburtstag. Zu diesem Anlass hat Ronja sie heute Morgen mit dem Eukalyptus-Papierchen aus der letzten Schnupfenwelle im Winter überrascht, das sie extra in ihrem Geheimversteck unter dem Bett gebunkert hat. Ihre geliebte Dosi wird ehrwürdige 60 Jahre alt. Sie hat Ronja ein sehr spezielles Geschenk versprochen, wenn sie von ihrem Ausflug, zu dem sie sich vor einer Stunde verabschiedet hat, zurückkommt.

Ronja ist sehr aufgeregt und grübelt schon seit Tagen, was das denn sein könnte … Ob das vielleicht mit den seltsam duftenden Flusen zusammenhängt, die Frauchen ihr in letzter Zeit des Öfteren mit nach Hause bringt? Ronja kann diesen Geruch nicht wirklich einordnen. Nach ihrem Hund riecht es eher nicht, mehr so ein bisschen wie sie selbst aber doch anders. Nun ja, sie wird es wohl jeden Moment erfahren, hört sie doch schon, wie sich der Schlüssel im Schloss der Wohnungstür dreht.

Frauchen erscheint auf der Bildfläche. Aber was ist das? Sie hat Ronjas Mobilheim dabei, sprich ihren Transportkorb. Wollen wir etwa einen Ausflug machen? Vielleicht sollte man sich doch lieber erst einmal verstecken … aber was ist das? Bewegt sich da nicht etwas im Korb? Neugierig schnüffelnd nähert sich Ronja als plötzlich ein flauschiges Fellbündel zum Vorschein kommt … ist das nicht … der Geruch kommt Ronja bekannt vor … die Flusen! Aber diese Flusen bewegen sich, haben vier dicke Pfoten und sehen ein wenig nach Katze aus, zumindest annähernd. Gut, die Geräusche, die von diesem Etwas ausgehen, ähneln eher dem Quietschen einer Maus. Vorsicht ist angebracht. Bevor sie sich zurückziehen kann, verzieht sich die grau-weisse Flusenkombination ängstlich in Ronjas Lieblingsversteck und ward erst mal nicht mehr zu sehen. Nun tut ihr das kleine Wesen fast schon leid. Geduldig wartet sie, bis es sich aus seinem Versteckt hervortraut. Doch das kann dauern! Vielleicht kann es ja ganz lustig werden mit dem Kleinen! Was Ronja mittlerweile nämlich verstanden hat, dieses Bündel möchte später einmal eine Katze werden. Also ein Spielkamerad ganz für sie allein!

Schon am nächsten Morgen hat sich Filou, so heißt ihr neuer kleiner Freund, an sein neues Zuhause gewöhnt und möchte nur noch eins: SPIELEN! Er ist kaum zu stoppen. Ganz in babyhafter Unbekümmertheit, rast dieses kleine Fellknäul unbändig durch die Wohnung. In allen Ecken klirrt es. Gott sei dank geht (noch*) nichts zu Bruch. Mit großen Augen bewundert Ronja, wie schnell man den mächtigen Kratzbaum rauf und runter klettern kann, bevor Filou sie entdeckt hat. Ronja will gerade flüchten, als sie eine Welle auf sich zukommen sieht. Dann spürt sie nur noch kleine Krallen, die sich subkutan in ihr Fell bohren.

„Na das kann ja heiter werden!“

Denkt sie sich nur noch, bevor sie sich voll Inbrunst dem wilden Spiel ergibt.


Katzendiva 30.07.2020

** näheres dazu in weiteren Folgen *zwinker*
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