Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Fotomodelle 45+
518 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Geschichtenspiel Teil 45

*********2016 Mann
2.250 Beiträge
@*******iva , eines der großen Talente hier hat sich nach einer kleinen Pause zurück gemeldet *blume2* *knuddel* *freu2*

Eine wunderbare Geschichte über Ronja und ihren neuen Hausgenossen Filou. Da ich das Vergnügen hatte der Live-Vorstellung beizuwohnen..... sowie ca. !000 anderen witzigen, kätzischen und menschlichen Situationen in Folge ist das Verweisen auf Folgegeschichten der zarte Hinweis auf eine schier unerschöpfliche Quelle.

Psst.... Filou heißt Filou.... weil er eben einer ist *traenenlach* und wahnsinnig süß dabei.

Also meinen herzlichen Dank *herz* und das war *spitze* an meine ungekrönte Meisterin der Catsstorys *herz*
**st
Codewort: Eukalyptus

"Unser Informant sagt, dass die Fledermaus nicht mehr sendet!"

"Ist der Chip defekt? Das wäre dann der Dritte im letzten Monat. Bin ich denn nur von Dilettanten umgeben? Oder liegt es daran, dass wir von den Schlitzaugen die letzte Zeit nur noch Müll bekommen - verdammt noch Mal!" Das Gesicht des Generals bekommt eine gefährlich dunkle Färbung, was den Überbringer der Nachricht erbleichen und unwillkürlich einen Schritt zurückweichen lässt.

"Nein, er ist online, doch er sendet einfach keine venünftigen Daten mehr. Und wir kommen einfach nicht ins System. Sollen wir einen neuen Spion rüberschicken?" In seiner leisen Stimme ist mit jedem Wort steigende Unsicherheit zu hören. Angstschweiß kann man riechen. Er tritt nervös von einem Fuß auf den anderen, als ob er sich auf eine schnelle Flucht vorbereitet. " Wir hätten da noch ein paar Ratten im ..."

"Machen sie! Aber zackig! Ohne das Wissen, wie nah die Eukans am Schlüssel sind, könnten wir zu spät kommen. Das darf auf keinen Fall passieren. Nehmen sie unauffällige Exemplare, dass Karhupatja keinen Verdacht schöpft und gehen sie mir aus den Augen, bevor ich auf die Idee komme, sie zu degradieren! Außerdem: Nochmal so ein bescheuertes Codewort wie Eukalyptus und wir erleben hier noch eine ganz andere Apokalypse. Dann lasse ich sie und ihren ganzen Stab zu Ratten umoperieren..."

Die Stimme Miroseyevs klingt eisig - mindestens 50 Grad Fahrenheit unter Null. Auch sein Blick ist kalt. Fast sieht man schon Eiskristalle an den Fensterscheiben des Raumes wachsen. Obwohl es gerade Sommer ist. Und sie klirren mit jedem Wort des wütenden Vorgesetzten, als ob sie gleich zerspringen wollten.

Gegenüber am Petersdom geifern die Harpyen als ob sie mitmischen wollten und gleich von ihren Sockeln springen, um den Gescholtenen zu zerfleischen, bevor er von dem Unbändigen flüchten kann. Sie hatten schon ewig nichts Richtiges mehr zu feiern. Als Bestätigung fährt unten ein Krankenwagen mit Sirene durch und das Blaulicht lässt sie gespenstisch lebendig wirken.
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
Sehr schöne Szene @***ve , lebendig, einsaugend, *bravo*
**********Engel Frau
25.897 Beiträge
Gruppen-Mod 
Die heutige Kandidatin für die neuen acht Wörter verspätet sich wohl etwas ... habt einfach noch ein wenig Geduld. *g*
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Ups, ja. Entschuldigt bitte. Ich bin noch am arbeiten. Hier also die 8 Worte für die nächste Woche:


• Bonbonpapier
• Glasperle
• Leim
• honigsüß
• beamen
• wünschen
• kleinlaut
• farbenfroh
Farbenfroh
_
Ich bin ja bekanntermaßen kein Freund von honigsüßem Smalltalk. Eher liegt mir ja, die Dinge brachial auf den Punkt zu bringen, auch wenn sich dann ein Pickelgesicht oder eine Dickmadame kleinlaut in ihr Schneckenhaus zurückziehen.

Jede Konversation in ein Bonbonpapier zu wickeln, widerstrebt mir einfach. Um den heißen Brei reden, oder gute Miene zum bösen Spiel machen – alles nicht mein Ding. Ich sag normalerweise geradeaus, was ich denke, immer und überall.

Nun war da neulich diese Demo. Irgendwie Anti-Corona – es gibt ja inzwischen eine stattliche Anzahl von Leuten, die den Virus und all das Bohei, was darum gemacht wird, inzwischen zum Mond wünschen. Farbenfrohes Volk jedenfalls, was da in den Abendstunden am Dorfbrunnen randalierte, einige kotzen sich im wahrste Sinne des Wortes auf’s heilige Pflaster aus, die lokalen Ordnungsbehörden – bei uns im Jargon einfach ‚Bullen‘ genannt – standen wie festgeleimt vorm Rathaus, doch der Leim hielt nicht lange, weil man kannte sich ja und dann wird auch der kantigste Bulle irgendwann jovial, jedenfalls nach der dritten Mass.

Da tritt so eine Schwester an mich heran, dunkelgrüne Dreadlocks, keine Dreißig, Alternativi-Klamotten, schwer verlebt und ziemlich high – schätze, sie hatte sich mit irgend nem gestreckten Grass aus Tschechien weggebeamt – greift mir in den Schritt und grölt in mein Ohr: „Willse ma an meiner Glasperle spieln?“

Leute, echt: Da hab ich Tacheles geredet. War Schluss mit honigsüß. Dass ich sie danach mit heimgenommen hab und bis in die Morgenstunden an ihrer Glasperle rumgemacht – ist ne andere Baustelle.

Der bin ich auf den Leim gegangen in nullkommanix, selbst beamen hätt mich nicht gerettet, und kleinlaut wünschte ich nur, dass die farbenfrohe Mamsell nicht alles austratscht, was ich mit ihr angestellt hab.

Ach ja: Und dass sie das nächste Mal nicht überall ihr Bonbonpapier liegen lässt.
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
SEHNSUCHTSORT
Sie sind die ganze Nacht gefahren und am Morgen können sie nun endlich das Meer sehen.
Beiden ist das wirkliche Ziel der Reise unklar. Sie bringen ihre Taschen ins farbenfrohe Hotelzimmer und treten auf den Balkon hoch über dem Meer. Sie schweigen. Jeder geht für sich seinen Gedanken nach.

Einige Tage zuvor hatten sie sich zufällig vor einem Theater getroffen. Jeder wartete auf eine andere Person und da diese nicht erschien, beschloss man gegenüber beim Mexikaner ein Bier zu trinken.
Sehr schnell kam man ins Gespräch und ebenso schnell kam man auf erotische Themen. Die selbstbewusst auftretende Frau versuchte ihr Gegenüber honigsüß zu verunsichern. Doch dieser, ein Kommunikationsprofi, ging ihr nicht auf den Leim, vielmehr wickelte er den einen oder anderen Aspekt scheinbar in ein glitzerndes Bonbonpapier und schaute genüsslich zu wie ihre Finger kunstfertig begannen den Inhalt zu finden. Doch dieser war nicht so leicht greifbar. Immer wenn sie dachte den Kern erkannt zu haben, dann gab es weitere Nebenaspekte, die ihr gleichsam wie eine glitschige Glaskugel entglitten. Doch kleinlaut zu sein war ihre Sache nicht. So ging es einige Zeit und die Unterhaltung regte beide immer mehr an. Dass sich beide Berührungen wünschten ließ sich leicht an ihrer sehr zugewandten Haltung erkennen. „Man müsste sich jetzt sofort ans Meer beamen können“, sagte die Frau grinsend und nahm einen Schluck Bier aus der Flasche. Er seufzte leise, „ja, das Meer wäre schön“.
Und sie beschlossen ganz gegen alle Vernunft am nächsten Wochenende gemeinsam zu verreisen.

So sind sie also nun gemeinsam auf einem Balkon und saugen schweigend Meeresluft und überwältigende Bilder ein. Noch immer haben sie sich nicht berührt, doch ihre Gedanken kreisen seit dem zufälligen Treffen oft um diesen einen Punkt. Was würde passieren, wie würde etwas passieren? Im Zimmer steht eine Flasche Wein mit zwei Gläsern. Er holt diese und entkorkt sie gekonnt. Die Kirchturmuhr der Chiesa dei corallini schlägt zwölfmal, sie heben ihre Gläser und trinken sich zu.
**st
Mantralltag
Ich wünschte mir dringend eine Zeit, in der ich nicht zuerst in alle Richtungen wittern muß, bevor ich mich zeige. Wo ich, um nicht dauernd anzuecken, die richtigen Momente abpasse, um mit gutem Gefühl das zu sagen, was ich nun mal sagen muss. Ohne es in Bonbonpapiere zu packen und dann zu bemerken, dass ich wieder einmal kleinlaut wirke. Deshalb nicht ernst genommen werde. Gar respektlos abgewürgt und übergangen. Dass ich zwar damit leben kann und weiter an meinem Ausdruck arbeite, doch nichts daran ändern, das sich auf die Zehen getreten fühlen, Menschen kurzfristig in grausame Monster verwandelt.

Deshalb bin ich jetzt auf diesem farbenfrohen Celestinecamp. Verbringe hier meinen Erholungsurlaub. Was soll ich sagen?

Hier gibt es klasse Leute. Doch auch die musste ich erst finden. Denn hier menschelt es genauso wie Draußen. Nur eben zuerst honigsüß und erst dann herb oder sogar rabiat.Für mich ist dies sogar schlimmer!

Nicht das Menscheln. Nicht, dass auch hier Profis abgehoben sind oder werden. So nicht aus eigenem Antrieb, dann entweder um ihre eigenen Komplexe zu überdecken oder eben, weil die gemeinen Schafe nur weiterlaufen, wenn ein Schäfer mit Stab oder ein bellender, nach ihnen schnappender Hund sie vorantreiben.
Für diese Krankheit braucht es überhaupt keine bösen Viren. Die docken an die damit Infizierten nur richtig gerne an.

Da kann ich mir mündige Bürger so heftig wünschen, wie ich nur will. Die Masse will sich auch in dieser Umgebung, dieser Blase nicht selbst bewegen, sondern von Gurus schmerzlos ins Paradies beamen lassen. Sie geht gerne selbsternannten Autoritäten auf den oben schon erwähnten honigsüßen Leim. Macht hier nur den Bückling freiwillig. Nennt es Yoga. Und gluabt fest daran, dass man in einer Yogaposition von den Bösen nicht hinterrücks in den Arsch gefickt wird. Und wenn doch, ist es eine dringend notwendige Übung zum lustvollen Stöhnen-Üben.
Auch eine Art, sich selbst zu verarschen! Leider.
Gut. Hier meckern sie wenigstens nicht, dass sie kein einzig Hälmelein und Gräselein fanden. Sie mampfen genüßlich altes Heu und bezeichnen es als wohlschmeckendes, gar göttliches Manna. Etwas Gemecker weniger.

Die mit Mantren gesegnete Glasperle stört meinen Schlaf jedenfalls mehr, als ein ganzer Sack getrockneter Erbsen unter dem Futon.

Doch mit den klasse Leuten im Rücken ertrage ich auch diesen Spiegel. Denn hinter unserem Kopfschütteln wartet schon ein breites diabolisches Grinsen. Das entschädigt für Alles! Und feinfühlig bleiben kann ich so zum Glück auch.
**st
@*********Stein
Nimm den Saugstauber mit kleiner Düse. Da wuppen die Bonbonpapiere so herrlich! *top2*

@*****e_M
Keine Bange, der Korken wird schon noch flutschen! Rotweinflecken kriegt man aus Bettwäsche schon wieder raus ... *spitze*
Me 2
*********ld63 Frau
8.571 Beiträge
Ach du heiliger Strohsack, @***ve, wo hast du denn deinen Urlaub verbracht?! *huch* *haumichwech* *bravo*

So schön, @*****e_M, auch, weil soviel Raum bleibt für die Fantasie! *spitze*
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Wunderbare Geschichten *diegroessten*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Obdachlos?“
Schon mehrfach war er mir aufgefallen. Die letzten Wochen an für sich bei jedem Einkauf. Immer Samstagnachmittag bin ich da, die Uhrzeiten schwanken schon mal, aber er ist immer zugegen. Sitzt da, eher unauffällig und doch einem aufmerksamen Beobachter fällt er ins Auge.

Den Mann mit dem fast militärisch kurzgeschnittenen Haar, silbergrau leuchtet es in der Sonne und dem perfekt gestutzten Bart. Die farbenfroh karierte Jacke die er mit sich führt, liegt neben ihm, es ist warm heute. Ein Handy besitzt er auch und ein kleines Radio. Gekleidet in Jeans und T-Shirt, beides nicht ganz sauber, aber auch weit weg von schmutzig. Ein markantes, leicht gebräuntes Gesicht mit einem freundlichen Lächeln geschmückt. Beim ersten oder zweiten Sehen dachte ich noch, er wartet vielleicht auf seine Frau und hat wegen der Maskenpflicht keine Lust den Aldi – Markt zu betreten. Aber der unbekannte Mann saß da ganz friedlich, auf der breiten Fensterbank, wenige Schritte neben dem Eingang. Rauchte genussvoll eine Zigarette und schaute sich gelassen um. Sein kleines Radio spielte leise Musik, englische wenn ich es richtig verstanden habe.

Immer wieder sehe ich ihn da, jedes Mal, vor dem gleichen Markt und fast an der gleichen Stelle sitzend. Manchmal trinkt er einen Kaffee, aus einem dieser Pappbecher, diese Dinger welche Umweltfanatiker zur Hölle wünschen. Ein anderer Samstag sah ich ihn dort friedlich sitzen und in einem Buch lesen, ein anspruchsvolles, ich kenne es selbst. Ein Buch welches verstanden werden will, keine simple Unterhaltungslektüre. Der mir Unbekannte scheint ein Deutscher zu sein, vom Aussehen und auch von den wenigen Worten die er mit dem ein oder anderen Passanten wechselt. Er wirkt nicht verzweifelt, niedergeschlagen oder kleinlaut, sondern nüchtern, gelassen, ja sogar ein wenig weise. Er führt auch kein Gepäck mit sich, allerdings scheint er ein Fahrrad zu besitzen, es steht immer in seiner Nähe. Wie er wohl heißen mag. Knut würde passen, aber auch Wolfgang oder Frank.

Manch Lächeln trifft ihn, honigsüß von der ein oder anderen Kundin, welche den Markt betritt oder schwer beladen wieder verlässt. Verständlich, der Bursche sieht recht gut aus und verfügt über eine Figur die den Sportler verrät. Das Alter, schwer zu schätzen, um die fünfzig vielleicht.

Wer er wohl ist, schießt es mir immer öfter durch den Kopf. Auch jetzt beim Schreiben dieser Geschichte. Ich sehe ihn mit meinem geistigen Auge an seinem Platz sitzen, im Rücken die große Glasscheibe des Marktes. Ich frage mich welcher Leim ihn an dieser Stelle hält oder ob er sich nicht lieber ganz woanders hin beamen würde, wenn es denn ginge.

Ein anderes Mal beobachtete ich das Menschen ihm etwas in den leeren Kaffeebecher stecken, ich hoffe, dass es ein Euro ist, oder zwei und keine Glasperlen oder ähnliches.

Der Mann wirkt immer sehr souverän, nie irgendwie bedrückt oder traurig. Wie jemand, der alles irgendwie im Griff hat. Aber warum sitzt er dann immer da, es geben wesentlich schönere Plätze als der Eingangsbereich eines Supermarktes. Ob er jeden Tag dort ist, oder immer nur am Samstag.

Letzten Samstag war er auch wieder da, rauchte und schaute interessiert, aber nicht aufdringlich auf die Menschen die kreuz und quer über den Parkplatz flitzten. Das übliche kleine Lächeln auf dem Gesicht. Manchmal habe ich das Gefühl das er auch mich anschaut, vielleicht denkt er das gleiche von mir. Beim zurückbringen des Einkaufswagens ging ich ganz nahe an ihm vorbei. Er sammelte buntes Bonbonpapier vom Boden auf und Kassenzettel die irgendwer achtlos weggeworfen hatte. So als ob er sagen wollte, dies ist mein Platz und den möchte ich sauber haben.

Unsere Blicke treffen sich kurz, eher beiläufig und nun sitze ich zuhause und schreibe diese Geschichte.

Ob er obdachlos ist? Er wirkt nicht wie der typische Obdachlose oder Stadtstreicher. Oder fesselt ihn irgendeine mir unerklärliche Passion an diesen Platz. Eine Erinnerung vielleicht die ihn nicht loslässt. Ich hoffe das der Unbekannte ein zuhause hat und Menschen die ihn mögen.

Ich kenne ihn nicht, aber egal was und wer er ist, er nötigt mir einen gewissen Respekt ab.

Vielleicht ist er ein Renegat, ein Rebell mit Stolz und Ehre, oder ein Ausgestoßener dieser so hektischen und von Spaltung zerfressenen Gesellschaft, egal er hat sich auf jeden Fall seine Würde bewahrt.

Vielleicht werfe ich demnächst auch mal einen Euro in seinen Becher, oder auch zwei. Und vielleicht spreche ich ihn irgendwann an, wenn er sein Buch wieder dabeihat oder Musik hört und der Titel mir gefällt, oder einfach so…

Es war mir ein Bedürfnis diese Geschichte zu schreiben und ich kann noch nicht einmal erklären warum. Soll ich sie ausdrucken und dem Unbekannten schenken oder nerve ich ihn damit. Vielleicht freut er sich ja auch, ich weiß es nicht.

Kamasutra 04.08.2020
*******iva Frau
1.028 Beiträge
@*********2016 Du hast ihn wunderbar beschrieben, "unseren Obdachlosen", der uns schon zu manchem Gespräch inspiriert hat. Er ist irgendwie beeindruckend und das hast Du mit Deinen Worten überaus treffend ausgedrückt. Ich sah ihn vor mir sitzen. Ich bin stolz und glücklich, dass ich einen Mann wie Dich, mit einem solch großen Herzen in meinem Leben habe. Deine Geschichten, die Du so wie diese, ganz tief aus Deinem Herzen schreibst, sind für mich die aller schönsten...

Danke *herz*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Dankeschön mein Herz @*******iva *herz* *herz* *roseschenk*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Stille Prophezeiungen
Bonbonpapier•Glasperle•Leim•honigsüß•beamen•wünschen•kleinlaut•farbenfroh

Wie sie sich doch räkelt auf dem Kissen, honigsüß lächelnd. Ihre Verzückung ist nicht gespielt. Ich komme mir benutzt vor, vielleicht auch nur als Wegbereiter zur Entkernung der Eitelkeiten.
Stille Prophezeiungen verströmen eine Souveränität, ohne souverän zu sein.

Dieses souveräne Spiel entlud sich zunächst in einer Ouvertüre des Markanten. Sie war offensichtlich geübt in solchen Dingen. Die kunstvolle Inszenierung, so wie sie mit ihrem hautengen Abendkleid an der Eingangspforte zu diesem Abend stand, führte reflexartig zu meinem kurzen Blick, ob der Anzug und das weiße Hemd einem wohl allzu kritischen Blick standhalten würden. Ihr Lächeln hierauf mündete in einen Stoßseufzer und einem fester werdenden Schritt. Dieser Schritt begleitet mit einer Zielstrebigkeit, welche den aufmerkenden, ja anerkennenden Blicken der anderen Besucher der Hotelbar standhielt und sie direkt auf mich zusteuern ließ. Der bestimmende, wenngleich freundliche Ausdruck in ihrer Stimme, als sie darauf bestand, ihren Cocktail an der Bar selbst zu bezahlen. Und doch die subtile Schüchternheit, mit der sie mir hinter vorgehaltener Hand ihre Erleichterung offenbarte, diesen Abend wohl nicht der Ernüchterung zu begegnen wie bei ihren letzten Begegnungen.

Mein Blick in die gegenüberliegende Barvitrine eröffnete denselben Ausdruck wie sonst: Keine Lichterscheinung, kein Heiliger, kein Popstar saß da meinem Spiegelbild gegenüber. Lediglich das Lächeln, was mich jeden Tag bei der Morgentoilette erwartete. Allerdings bot mein entspanntes Lächeln wohl genügend Spiegelfläche für Erwartungen.
Angesichts ihres zarten Griffs an meinem Oberarm verlor ich zunehmend den fragenden Gedanken, weswegen sie dann gerade mir auf den Leim ging. Kleinlaut war sie geworden in diesem Moment, als ich ihr mit klärenden Gesten die Alternativen von Zurückweisung und Folgsamkeit offerierte. Ihr leichtes Nachdenken, als ich ihr verriet, dass ich sie nicht überreden würde.

Ihr Zögern beim Betreten des Hotelzimmers schien dann auch eher gespielt. Ich ließ ihr den Vortritt. War uns beiden doch von Anfang an klar, dass ich sie nicht über die Schwelle tragen würde. Wir kamen letztlich überein, dass ich sie in eine andere Welt beamen würde, ohne sie ihrer eigenen Welt berauben zu wollen. So war der Plan… ihr Plan.

Gleichsam fast eines Szenarios aus Hesses Glasperlenspiel. Eintauchen in die Widersprüchlichkeit von drei Welten, die doch gewollt synchron scheinen und doch um ihre Verschiedenheit ringen. Farbenfrohe Verkleidung des Dreigliedrigen, welches beinahe schon launenhaft Momente der Verschmelzung des ständig präsenten Ichs mit dem Du und dem Wir verheißen sollte.

Das Schweben in straffer Struktur zunächst. Alles scheinbar nur, sich gemeinsam einer übergreifenden Erfahrung zu einem großen Ganzen, einer allumfassenden Erzählung zu öffnen. Konsequenz des Findens einer gemeinsamen Sprache, welche uns bereits an der Hotelbar erfasste und uns scheinbar spielerisch in Zeitlosigkeit treiben ließ. Sprache des Enteilens und des doch nicht loslassen Wollens.

Schwingen aus Ketten und Federn. Wie Daidalos schmiedete ich ihren Harness und mein Versprechen, sie beim Schweben nicht in der Sonne verbrennen zu lassen. Daraufhin Ernte eines befreiten Lächelns. Dieses unterlegt mit dem Versprechen, die gleichsam vom Leben gezogenen Furchen in unseren Gesichtern nicht als Talkessel unerfüllter Sehnsucht und ihren Venushügel nicht als Anhöhe zu verstehen.
Wohin reisen wir nur, wenn das Ich dem Sein nicht mehr reicht? Die Regeln verschwimmen. Mein erstaunter Blick in der Nacht, als sie sich nach Erklimmen des Gipfels wünschte, das Zimmerlicht zu löschen und zu verweilen.
"Nur so", sagte sie, als sie meinem erstaunten Blick begegnete.
Tiefer werdende Atemzüge dann in Dunkelheit. Sesshaftigkeit in und mit unserem Innenleben in präsenter Ahnung des Anderen.

Wie Bonbonpapier glänzen unsere Körper im Licht des keimenden Morgens, welches durch die Vorhänge rieselt und sich im ganzen Zimmer ausbreitet.
Sie würde weiterreisen. Das wird mir beim Beobachten ihrer tiefen, gleichmäßigen Atemzüge klar. Auch wenn sie mir vor wenigen Minuten noch mit atemloser Stimme zuhauchte, dass um sie herum alles so war, wie sie es sich immer wünschen wollte. Aber die stillen Prophezeiungen tief in ihren geschlossenen Augen deuten mir an, dass sie bereits wieder auf Reisen war- irgendwo im Ich…

©Einar_VonPhylen 050820
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Nur ein Kollateralschaden?
Die ältere Dame steht still im Schatten der dicht belaubten Bäume. Es ist ein heißer Tag im August, die Kühle des Friedwald ist angenehm, dennoch klebt das farbenfrohe Sommerkleid an ihrem ausgemergelten Körper. Gram gebeugt steht Hanna da, der Schmerz hat tiefe Furchen in ihr einst leuchtendes Gesicht gegraben. Aus leeren Augen starrt sie auf das unscheinbare Loch im Waldboden. Ihre Hände umklammern einen Briefumschlag in ihrer Tasche, knisternd wie Bonbonpapier. „Warum nur?“ schießt es ihr schmerzhaft durch den Kopf. Die Trauer beamt ihre Gedanken zurück in eine Zeit, in der sie noch glücklich war.

Sie lernten sich erst spät im Leben kennen, die kräftige Erzieherin und der drahtige, verwegen aussehende Werkzeugmacher. Sie war ihm sofort erlegen. Er war der einzige Mann im vegetarischen Kochkurs der Volkshochschule, beide deutlich älter als alle anderen Teilnehmer. So blieb es nicht aus, dass man ins Gespräch kam. Die beiden verabredeten sich zum gemeinsamen Kochen und es folgten wunderschöne harmonische Abende mit langen tiefsinnigen Gesprächen, in denen man eine umfassende gegenseitige Verbundenheit, ja fast eine Seelenverwandtschaft erkannte. Sie wanderten stundenlang Hand in Hand durch die Natur, lachten und alberten wie die Kinder. Eines Tages saßen sie in „ihrem Wald“ auf einem umgestürzten Baum und schauten in den Himmel. Es war ganz still zwischen ihnen, als Hans kleinlaut und mit belegter Stimme sprach: „Hanna, ich fühle mich wie ein kleiner Junge und würde mir sehr gerne etwas wünschen…“ Zärtlich nahm er ihr Gesicht in seine Hände und fuhr fort: „ich würde Dich sehr gerne jetzt küssen“.

Hanna zitterte, Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie konnte sich nicht bewegen als wäre sie mit unsichtbarem Leim an dem mächtigen Baumstamm, auf dem sie saßen, festgeklebt. Diesen Moment des ersten Kusses, wird sie niemals vergessen. Noch heute spürt sie seine Lippen auf den ihren, sanft, honigsüß und zärtlich, fühlt sich geborgen in seinen kräftigen Armen.

Pläne für eine gemeinsame Zukunft wurden geschmiedet. Beide wussten, mit ihrer Arbeit sind sie nicht glücklich. Bis zur Rente waren es für beide noch ein paar Jahre, für sie sieben und für ihn fünf. Hanna erzählte Hans von ihrem Traum. Ein Selbstversorger Hof mit Gästezimmer. Ein paar Schafe und Ziegen, Hühner und einen großen Gemüsegarten. Ein alternatives Ferienangebot mit vegan-/vegetarischen Kochkursen, Meditations- und Entspannungsangeboten. Hans war sofort begeistert. Voll Einsatz und Engagement erstellten Sie gemeinsam einen Bussiness-Plan. Als er stand, machten sie sich auf die Suche nach einer geeigneten Location, die sie schon bald im Osten Deutschlands, in der Nähe eines kleinen Ortes aber doch abgeschieden, idyllisch an einem malerischen kleinen See gelegen, fanden. Die Verhandlungen mit der Bank waren hart aber das Feuer ihrer Begeisterung sprang auf den jungen Banker über und überzeugte diesen letztendlich. Hanna und Hans kündigten ihre Jobs, kratzten ihre letzten Ersparnisse zusammen und waren fortan nur noch für ihren Traum da. Die ersten Jahre waren hart. Hanna kümmerte sich um die Tiere, die Gäste, sie war der gute Geist aller. Hans versuchte, durch geschicktes Jonglieren, die Finanzen zu ordnen, was nun eigentlich gar nicht seinem handwerklichen Geschick entsprach, aber sie schafften es! Nach gerade mal 1 Jahr schrieb ihr Konzept „Urlaub im Einklang mit der Natur“ schwarze Zahlen. Sie hatten viele Stammgäste, und waren meist ein Jahr im Voraus ausgebucht. Gut, reich werden konnten sie damit nicht, dafür waren die Hypothekenkosten einfach zu hoch aber dank Selbstversorgung konnten sie davon mit Ihren Tieren leben. Mehr brauchten sie nicht. Sie waren glücklich mit dem, was sie hatten. Einen Platz in wundervoller Natur, ihre Tiere und ihre Gäste, die sie meist als Freunde verließen. Und ganz wichtig: Sie hatten sich und ihre Liebe!

Dann kam Corona …

Zunächst bekamen sie es in ihrer Idylle gar nicht so mit. Sie hörten im Radio zwar Meldungen, dass da wohl ein neuer Virus von China rübergeschwappt wäre, aber alles nicht so schlimm wurde es abgewiegelt, ähnlich einer Grippe. Sie hatten keine Angst vor Krankheiten, lebten sie doch seit Jahren gesund und waren nie krank! Einen Fernseher gab es bei Ihnen nicht und Radio und Internet benutzten sie selten. Plötzlich blieben die Gäste aus, stornierten ihre Buchungen. Dann kam der offizielle Brief. Sie mussten schließen. Lockdown. Hanna fing an zu recherchieren, stieß auf völlige widersprüchliche Meinungen, seltsame Maßnahmen, deren Wirksamkeit zunächst angezweifelt, dann doch durchgezogen wurde, völlig widersprüchlich und irrsinnig für ihren klaren Menschenverstand. Monatelang keine Einnahmen. Dann kam vom Staat eine kleine finanzielle Unterstützung, mit der sie sich erstmal über Wasser halten konnten, dennoch hing permanent die Insolvenz drohend wie ein Damoklesschwert über Ihnen. Wie lange würde der Lockdown dauern? Die Tiere mussten versorgt und gefüttert werden, die Bank wollte ihr Geld. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam die Aussicht auf Öffnung, jedoch nur mit einem Hygiene-Konzept. Hanna las kopfschüttelnd und unglücklich die Vorgaben. Sie ahnte, unter diesen Voraussetzungen würde niemand mehr auf ihrem Hof verbringen wollen. Menschen, die für ein Leben im Einklang mit der Natur stehen, würden ihren Urlaub kaum mit Desinfektionsmittel und Masken verbringen wollen. Die Gäste blieben aus. Alle ihre Hygiene-Konzepte wurden von den Gesundheitsämtern abgeschmettert. Das Schlimmste aber war, dass Hans immer stiller wurde. Sie spürte, dass er sich Sorgen machte. Immer, wenn sie ihn darauf ansprach, lachte er, nahm sie in den Arm und küsste sie. Vor einigen Tagen nun flatterte die Mitteilung ins Haus, dass sie nun die finanzielle Unterstützung zurückzahlen sollten! Für die Beiden bedeutete das das AUS! Von was sollten sie die Summe zurückzahlen? Sie hatten seit Monaten keine Gäste, keine Einnahmen!

Mit einer lässigen Handbewegung wischte Hans ein weiteres mal ihre Sorgen vom Tisch und meinte nur:

„Wir beide schaffen das schon! Gemeinsam sind wir stark!“

Am nächsten Morgen lag ihr geliebter Hans leblos neben ihr im Bett.

Hanna weinte und schrie, immer wieder fragte sie: „WARUM?“

Dr. Alexander Meinolt, Arzt und bester Freund Ihres Mannes, überreichte ihr einen Brief mit den Worten:

„Liebe Hanna, Hans war sehr krank. Er wollte nicht, dass Du es weißt, damit Du Dir keine Sorgen machst. Ich hatte ihn kurz vor dem Lockdown dazu überredet, sich einen Bypass legen zu lassen. Der OP-Termin stand schon fest, dann kam der Lockdown. Der Termin musste erst einmal verschoben werden. Nun wäre es wieder möglich gewesen. Ich habe Hans vor einigen Tagen deswegen kontaktiert. Am nächsten Tag kam er zu mir in die Praxis. Er gab mir diesen Brief, den ich Dir geben sollte, wenn ihm etwas zustößt. Ich versuchte, ihn von der Dringlichkeit der OP zu überzeugen, weil sich seine Werte drastisch verschlechtert hatten, aber er sagte nur: „Lass gut sein, alter Freund, jetzt ist nur noch Hanna wichtig! Versprich mir, ihr nichts von unserem heutigen Gespräch zu sagen!“ Es tut mir leid, Hanna, er hat Dich sehr geliebt!“

Nun steht sie hier. Die Wochen nach Hans Tod hat sie wie in Trance erlebt. Auf einmal stand dieser junge Mann im Anzug vor ihr und erzählte ihr etwas von einer hohen Lebensversicherung, die Hans wohl zur Absicherung des Hofes abgeschlossen hatte. Die Summe reichte, um die Schulden abzulösen und sie noch einige Monate über Wasser zu halten. Aber was sollte sie hier ohne ihn? Es war ihr gemeinsamer Traum, ohne ihn war das alles nichts mehr wert! Wieder knistert der Brief in ihrer Tasche als wolle er sich in Erinnerung rufen. Zögernd nimmt sie ihn aus der Tasche und öffnet ihn.

Geliebte Hanna,
bitte verzeih mir, aber das war der einzige Ausweg. Ich hätte es nicht ertragen, dass Du Deinen Lebenstraum verlierst. Ich liebe Dich für immer! Werde glücklich! Ich bin auf ewig an Deiner Seite!
In tiefer Liebe
Dein Hans


Wütend zerknüllt sie den Brief und wirft ihn in das Loch im Waldboden. Ihr Blick fällt auf die einfache Urne mit dem eingravierten Herz. Tränen steigen ihr in die Augen. Langsam senkt sie die Urne in das Grab am Fuß der mächtigen Lärche.

„Ach Hans, was ist Geld und Haus, was ist unser Traum ohne Dich? Ich hätte lieber in Armut und Entbehrung mit Dir gemeinsam gelebt als mit Haus und Hof ohne Dich!“

Sie nimmt eine kleine Glasperle in Form eines filigranen Herzens aus ihrer Tasche und legt sie vorsichtig mit ins Grab.

„Du hast mein Herz mit in Dein Grab genommen!“

Katzendiva, 08.08.2020
**st
Puh! Das trifft voll ins Herz... Respekt! *anbet*
Zitat von ***ve:
Puh! Das trifft voll ins Herz... Respekt!

Mich auch... hab einen Kloß im Hals...
@*******iva What a wonderful, strong story! Ich bin ganz durch den Wind. Das sollte der Landeshauptmann mal lesen!!! *gr2*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.063 Beiträge
*gruebel* @*********rlan
Der Zusammenhang Geschichte und "Landeshauptmann" ist für mich irgendwie nicht nachvollziehbar. Hat er seine Partnerin verloren?
Liebe @*******iva
selten habe ich eine "Geschichte" gelesen, die bei mir Gänsehaut und Beklemmung gleichermaßen ausgelöst hat, diese gehört dazu. Die Tragik einer Vita in relativ wenigen Worten bildhaft ergreifend dargestellt.
Als mehrfachem "Risikopatienten" geht mir diese Geschichte doppelt nahe!
Danke dafür!
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Ganz lieben Dank an Euch *hutab* für die tollen Rückmeldungen. Es war mir ein inneres Bedürfnis, diese Geschichte zu schreiben. Sie kommt ganz tief aus meinem Herzen ... *herz*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Eine berührende Geschichte, ganz tief aus deinem Herzen geschrieben ❤❤ ich danke dir für diese Geschichte die so viel Dinge enthält die wir schon oft besprochen haben. Du bist ein ganz besonderer Mensch und wieder einmal mehr weiß ich warum ich dich liebe.... weil du so bist wie du bist ❤❤
*******ing Frau
452 Beiträge
Warum nur liegen Tragik und wahre Liebe so nah beieinander?

Liebe Katzendiva,
Danke für dieses kleine Meisterwerk der Menschlickeit.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.