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Geschichtenspiel Teil 45

Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Nicht von dieser Welt
Die Glasperlenspiele klimperten in den Baumkronen des Birkenwäldchens, an dessen Saum Riddikly, die weise Frau, entlangschritt und Wildkräuter sammelte, weil die Sonne ihren liebgewordenen Charleston gestochen hatte, und er neben seinen Schuhen im Schatten der Bäume stand und versuchte, seine Gefühlswallungen zu bändigen und sich dabei nicht zu übergeben.
Er blickte auf den Horizont des Weihers und beobachtete all die nackten Menschen, wie sie auf ihren Brettern, die ihre Welt bedeuteten, standen, und über die Wasseroberfläche paddelten, um ihre reinblütigen Hunde und auch Mischlingstiere zu bespaßen. Das machte ihn noch unsicherer auf seinen Beinen, und er kniete sich langsam nieder, um sich abermals auf die unebene, grasbewachsene Erde zu setzen.
Überall um ihn herum brummte und summte das Leben und die Sonnenstrahlten malten Prisma-Bilder in die ungezählten Lücken des Blätterdaches der Birken hinein, unter denen er sich von der Natur auszuruhen versuchte. Zuvor hatten die papiernen Kopierfischchen im flachen Uferwasser an den Schwielen seiner unerfahrenen Füße, was das nackte Erlebnis verschiedener Untergründe anging, geknabbert, und er hatte laut vor sich hingedacht: „Wow, in der Großstadt bezahlt man eine Stange Geld für so eine Wellnesssitzung, und hier gibt es das frei Haus und sogar ohne vorherige Bestellung und langwierigen Wartelisten?“

Die Kinder, die unter dem benachbarten Flickenteppich aus Sonnenschirmen herumtollten, knisterten mit den Bonbonpapieren in ihren schokoladenverschmierten Händen und beschmierten sich damit gegenseitig die Gesichter – wie Indianer auf dem Kriegspfad. Sie tobten zwischen Weiherufer und Liegewiese hin und her, bevor sie ins kühlende Nass rannten und sich gegenseitig mit einer Wasserschlacht bekriegten.
Ihr Gelächter schallte bis in das Birkenwäldchen hinein, aus dem Riddikly plötzlich auftauchte, um sich zu Charleston hinunter zu beugen und sein Gesicht in ihre sehnigen Hände zu nehmen und es sanft zu küssen. Ihr ganzer sonnengebräunter Körper war mit Wassertropfen benetzt, und sie umarmte ihren Liebsten, um ihn abzukühlen. Dabei ließ sie die Wasserpflanzen, die sie zwischen den Zähnen trug, ins Gras fallen und ahmten den Ruf einer weißen Schleiereule nach.

Charlestons Zeit schien stillzustehen, und sein Herz schlug schnell. Er roch Riddiklys Duft nach einem freien und wilden Leben, und ihm ward erneut schwindelig. Er legte seine trockenen Hände um Riddiklys kühlen Hüften, saugte mit seinen rauen Handinnenflächen die Feuchtigkeit ihrer Haut auf, zog sie sanft noch näher zu sich heran und erwiderte ihren Kuss.
Dabei vergaß er alles um sich herum, tauchte ein in ihre farbenfrohe Aura und hörte das lachende Timbre ihrer Stimme, das in den vergangenen Stunden so oft erklungen war …

Eine kräftige Hand rüttelte grob an Charlestons Schulter und eine Männerstimme sprach ihn an: „Alle seit Wörmsberg neu zugestiegenen Fahrgäste die Zugtickets bitte!“
Charleston gähnte herzhaft, und ihm fröstelte es etwas. Er zückte seine Rückfahrkarte und wünschte sich sofort an den Weiher zurück. Gerade als er dem Zugchef sein Ticket reichen wollte, erweckte ein honigsüßes Kinderlachen seine Aufmerksamkeit, und er erblickte plötzlich einen pinkfarbenen Buddha mit Elefantenkopf im Gang des vollbesetzten Waggonabteiles. Dieser stand hinter dem Zugchef. An seinem ausgestreckten Rüssel hing ein Eimerchen mit Leim, während er einen Pinsel im Rüsselende hielt. Charleston rieb sich seine erschöpften Augen, als der Elefantenrüssel plötzlich zu glühen begann und einen bläulichen Lichtstrahl auf ihn richtete, um ihn ins zu Riddikly ins Nirwana zu beamen.
„I hob di liab“, flüsterte er in das verdatterte Gesicht des Zugchefs, während über die Bordlautsprecher UKWs Musik geräuschvoll erklang und die Songzeile, „Ich bin ganz verschossen, in deine Sommersprossen“ losdudelte, bevor Charleston sich in seine Quäntchen auflöste und vor den Augen des Zugchefs auf nimmer Wiedersehen verschwand.

© CRK, 08/2020


• Bonbonpapier
• Glasperle
• Leim
• honigsüß
• beamen
• wünschen
• kleinlaut
• farbenfroh
*******ing Frau
452 Beiträge
Es ist mir eine besondere Freude und große Ehre, heute die acht Wörter für Eure nächsten wunderbaren Geschichten benennen zu dürfen.

Here we go *zwinker*

windelweich
Stoßgebet
auflegen
Petroleumlampe
einkaufen
zupfen
überreizt

Sommerabendgruß und viel Spaß beim Kreieren

wünscht Euch

Sky
**st
7? *gruebel*
*******ing Frau
452 Beiträge
... Upps!

Meiner Haarfarbe alle Ehre gemacht und 7 auf einen Streich war eins zu wenig.

Hier sind nun selbstverständlich die
ACHT Wörter:

Zehenspitzen
windelweich
Stoßgebet
auflegen
Petroleumlampe
einkaufen
zupfen
überreizt
Nummernschild
Ich möchte ja nicht pingelig sein, aber jetzt sind es 9... *zwinker*
**********Engel Frau
25.945 Beiträge
Gruppen-Mod 
*lol*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.080 Beiträge
1
2
3
4
5
6
7
8
ENDE *lol*
red
*******tee Frau
7.205 Beiträge
*haumichwech* *traenenlach*
Okay.... ich wage es auch mit neun Wörtern!

Immerhin bin ich der WAGNER! *gg*
*******ing Frau
452 Beiträge
Sag niemals nie *rotwerd*

Blonder ... ähhhh Blinder Wahnsinn.

Ein letztes Mal mein Versuch, Astrid Lindgrens Einfluss auf meine Zahlenkunst zu dementieren *zwinker*

Zehenspitzen
windelweich
Stoßgebet
auflegen
Petroleumlampe
einkaufen
zupfen
überreizt
Brave new World
_
Ich hab ja neuerdings diese Wechsel-Nummernschilder. Ist keine Paranoia, hat mir ein Freund empfohlen, auch so einer, der lieber unterm Radar fliegt.

Seit sie alles und jeden überwachen, ist es hilfreich, mal anders zu heißen. Und woanders zu wohnen. Handy-Nummern zu wechseln und – naja, auch mal ein alternatives Nummernschild zu haben.

Jetzt gibt es Apps, da überwachen sie jeden deiner Schritte. Da bist du transparent, für wen auch immer. Könnte von Vorteil sein, fortan digital auf Zehenspitzen zu gehen. Unsichtbar, oder mehrfach sichtbar, nicht eindeutig jedenfalls. Die Schafe sagen dazu: Aluhutträger-Verschwörungstheoretiker-Reichsbürger-Impfgegner, in einem Atemzug.

Ich sag: Die haben es jetzt überreizt. Die haben die Masse windelweich geklopft, denen das Denken ausgetrieben, hirnweich sozusagen. Alle Stoßgebete sind verhallt, sie etablieren die Überwachung. Nichts kehrt mehr zurück zur Normalität, und die Normalen machen alles nur noch schlimmer. Jüngst haben sie meinen bevorzugten Heilpraktiker mit Schimpf und Schande aus dem Ort gejagt, und an jedem, der nicht konform ist, wird herumgezupft, bis man was findet, mit dem man diesem Menschen an die Karre fahren kann.
Nachts brennt in meinem Zimmer eine Petroleumlampe, weil sie den Stromverbrauch messen, auswerten und mit den Suchanfragen im Internet abgleichen. Immerhin, ein Täuschungsmanöver, das mir einige Luft verschaffen wird.

Beim Einkaufen splitte ich: Die gesunde, frische Nahrung, die ich selbst zubereiten muss, unterfüttere ich mit denaturierten Industrie-Fertig-Produkten im gleichen Anteil (die ich später in eine Mülltonne werfe). Sie sollen nicht wissen, dass ich ihr System durchschaut habe und auf mich aufmerksam werden. Außerdem treibe ich weiter Sport und tue was für mein Immunsystem – ganz entgegen der vorherrschenden Meinung.

Auf Youtube wähle ich zwischendurch auch deutsche Schlager, Chris de Burgh, Elton John, Rhigeira und noch mehr so Latino-Mucke, Gipsy Kings beispielsweise. Und Andrea Berg. Sie sollen mich nicht als abtrünnig kategorisieren können, sondern als ‚normal verblödet‘ einstufen. Wenn ich einen Gegenjunk brauche, lege ich einfach eine alte CD auf, mit den verbotenen Liedern – das können sie (hoffentlich) nicht abhören.

Bin gespannt, wie lange es dauert, bis sie mich entdecken und zwangsimpfen. Oder gehirnwaschen. Oder arschficken. Irgendwas werden sie schon unternehmen, sobald sie mich haben. Aber bis dahin: Wechselnummernschilder *zwinker*
Zeit, den Riemen zu wechseln.

Es war um Mitternacht, als Michael im Begriff war, seine Lieblingsplatte aufzulegen. "Den Riemen wechseln, verdammt, ich wollte doch den ausgeleierten Riemen wechseln!" Unzählige Male hatte Michael es sich fest vorgenommen, dem Phonogerät einen neuen Antrieb zu verpassen. Ständig sprang dieser Gummi von den Reibrädern und ließ den Plattenteller geradewegs ins Leere drehen.

Das war ungefähr so, wie die leidige Geschichte mit Veronika. Siebenundzwanzig gezielte Hiebe und ein kurzes, belangloses Zupfen alleine reichten aus, um sie aus ihrer libidinösen Umlaufbahn zu katapultieren. In diesem Fall allerdings gestaltete sich ein Austausch etwas komplizierter. Das hatte Michael verinnerlicht und unterließ es deshalb tunlichst, die Überreizte von dieser exorbitalen Einsicht in Kenntnis zu setzen. Stattdessen überlegte er einen Moment lang daran, sie aufzufordern, sich erneut ins Spiel einzukaufen, ihr somit die Gelegenheit einzuräumen, sich das lang ersehnte Nummernschild mit der goldenen O-Prägung verdienen zu können.

Indes lag Veronika vom Kopf bis zu den Zehenspitzen zitternd auf dem handgeknüpften Isfahan und schnappte keuchend nach Luft. Das diffuse Licht der Petroleumlampe schmeichelte der Blässe ihres mit Striemen übersäten, windelweich geschlagenen Körpers. Der Lederriemen, mit dem Michael sie zuvor eingehend bearbeitet hatte, hatte den Anforderungen Genüge geleistet und jeglicher Belastung während der dreistündigen Session standgehalten.

Veronikas 'Erwachen' folgten unzählige Stoßgebete. Während sie sich langsam aufrichtete, wischte sie sich freudestrahlend die Tränen ihrer Glückseligkeit aus den Augen und begab sich demütig und dankbar zurück auf den freien Platz zwischen ihren mitfühlenden Kettenschwestern.


Tom (the Sun)
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Sommernacht
Schiwawau hatte Riddiklys Drops zwischen den Zähnen und kratzte sich nun mit seiner linken Zehenspitze das Innere seiner gespitzten Ohren. Einige Pusteln hatten sich dort hinein verirrt und juckten Schiwawaus Gemüt.
Normalerweise hätte er sich diese Ohren aus seinem Hundekopf herausgerissen, um sich flugs neue nachwachsen zu lassen. Sie hörten ihm sowieso viel zu genau hin. Doch er war abgelenkt. Denn er hatte den Drops noch nicht gelutscht.

Riddikly musste lächeln und zwirbelte ihr weißes Haupthaar. Sie zupfte sich ein einzelnes Haar aus ihrem Schopf, während sie auf einem der neun Schemel hockte, die im Kreis um Schiwawau herumstanden und legte dieses Haar ihrem Gottvater zu Füßen. Dann breitete sie ihre sonnengebräunten Arme aus und ließ ihrem Schweinkrams freien Lauf, in dem sie lauter Ferkel herbeizauberte, die sich das einzelne weiße Haar mit ihren Schnauzen schnappten und Schweine-Ping-Pong damit spielten.
Die Ferkel waren teils schwarz und teils weiß gefärbt, und manche von ihnen trugen eine schwarz-weiß gefleckte Haut. Sie quiekten sich allerlei Stoßgebete zu, bevor sie dazu übergingen, sich gegenseitig ihre Speckschwarten windelweichzuklopfen. Damit sie sich diese einander abziehen konnten, um einen Öl-Sud daraus zu sieden, den sie in Schiwawaus neun Petroleumlampen einfüllten, um ihn und sich selbst damit zu erleuchten.

Als die Ferkel völlig nackt gewesen waren und etwas unglücklich dreinblickten, weil ihnen die Lust am Spielen vergangen war, zupfte sich Riddikly in einem fort an der Nase, doch sie wollte und wollte nicht länger werden, und Schiwawaus Weisheit ließ auf sich warten. Seine gespitzten Ohren juckten ihm noch immer, während seine Zehen inzwischen vor Ohrenschmalz strotzten und damit Riddiklys Opfergabe einfetteten.
Schiwawau zwirbelten dieses einzelne Haar immer weiter in die Länge, bis er daraus eine Endlosgeschichte häkelte und sich und allen anderen diesen Poncho überwarf. So saßen sie schließlich allesamt im Kreis beim Öllampenschein und betrachtet den sommerlichen Sternenhimmel.

Als schließlich Riddiklys Augen kleiner wurden und ihr die Lider immer wieder zufielen, fing sie an, die Sternlein am Firmament zu zählen und ihnen kleine Nummernschilder um ihre gezackten Ränder zu hängen, bevor sie sich ihren Charleston herbeisehnte, um mit ihm gemeinsam unter dem freien Sommernachthimmel einzuschlafen.
Schiwawaus Ohren waren inzwischen überreizt und so spitz, dass er diese auf Riddiklys nackte Schultern legte. So streichelte er sie in den Schlaf und erhob sich schließlich, um den nächsten Tag aus dem Fundus seiner Göttergattin Parwa einzukaufen.

© CRK, Le, 08/2020

Reizworte:

• Zehenspitzen
• Windelweich
• Stoßgebet
• Auflegen
• Petroleumlampe
• Einkaufen
• Zupfen
• Überreizt
• Nummernschild
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
HEISSHUNGER
Sie stand auf den Zehenspitzen und versuchte ihre völlige Überreiztheit in den Griff zu bekommen. Sollte sie es mit einem Stossgebet versuchen?
Panisch faltete sie ihre Hände und schaute im Licht der Petroleumlampe in Richtung Haustür. Doch zu wem sollte sie beten, wen oder was konnte sie noch anflehen... Einige unzusammenhängende Laute murmelte sie mit windelweichen zitternden Knien. Immer wieder musste sie die Hände auseinander nehmen und an ihrer Hose herum zupfen. Gut, diese konnte sie schon lange nicht mehr richtig schliessen und sie hing deshalb auch etwas komisch an ihren breiten Hüften. Eine andere Grösse wollte sie partout nicht einkaufen, sie hörte noch Johns Kommentar, dass ihm nur Frauen mit maximal Grösse 36 gefallen.
Sie atmete schwer seufzend und ihr Blick hing immer wieder an der Uhr. Schon 50 Minuten waren jetzt vergangen seit sie den Telefonhörer freudig und in Erwartung ihrer Bestellung auflegen konnte.
Sie lief zum Fenster, als könnte sie etwas herbeischauen. Aber vergeblich. Nach weiteren 25 Minuten hatte sie sich endgültig nicht mehr im Griff, riss die Kühlschranktür auf und stürzte sich einen Becher ungeschlagene Sahne in den Rachen, danach ein kaltes Bier, zwei Wiener Würstchen und ein halbes Glas Himbeermarmelade. Dann gab es nur noch eines, Finger in den Hals und alles in die Toilette. Vor lauter Würgen und den Wassergeräuschen nahm sie nur sehr entfernt die Türglocke wahr. Bevor ihr Kreislauf schlapp machte, versuchte sie noch ein schwaches „Verpiss dich du Pizzaheini“ zu rufen. Doch dann schlug sie mit dem Kopf ans Waschbecken und alles um sie herum wurde schwarz.
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Die Schmugglerbucht 03“
Jan – Ole ist schon sehr früh auf den Beinen heute Morgen, unruhig und zerrissen war seine Nachtruhe. Der Schlaf floh ihn über weite Teile der letzten Nacht, zu viele Gedanken im Kopf. Ein Auf und Ab. Sein Nervensystem ist komplett sensibilisiert und total überreizt. Der seltsame Alte, zu schnell war er verschwunden, hat keine Frage mehr zugelassen und er, Jan – Ole blieb stehen wie ein namenloser Depp. Apropos, er weiß noch nicht einmal wie der Alte heißt oder sonst irgendwas.

Und nun ist er auf dem Weg zur langen Anna, dem ausgemachten Treffpunkt… ohne zu wissen mit wem er sich dort trifft, ohne Angabe einer Uhrzeit. Gelinde gesagt könnte das ganze Unternehmen auch gut in der Tonne enden. Allerdings sind Neugier und Wissensdurst recht kräftige Triebfedern.

Am Fuß der langen Anna, hat der Alte gesagt, das bedeutet Boot. Weil der Pilgerweg zur Langen Anna einzig und allein über das rote Hochplateau führt, und es keine Möglichkeit gibt diesen zu verlassen und herabzusteigen. Also muss Jan – Ole ein Boot mieten, da hat er gestern Abend gar nicht drüber nachgedacht. Ein kurzes, aber inniges Stoßgebet zwängt sich über seine Lippen, genährt von der vagen Hoffnung diese Hürde meistern zu können.

Glück im Unglück. Während er noch im Südhafen die Anlegeplätze entlang geht macht sich ein Fischer bereit auszulaufen um seine Reusen zu kontrollieren. Jan – Ole wendet sich an selbigen, eine kurze, nordisch typische Frage –Antwort Runde und die Passage ist gesichert. Der Fischer und der alte Seemann könnten glatt Brüder sein denkt Jan – Ole, aber wahrscheinlich ist es das raue Leben hier draußen welches die Züge der Menschen in ähnlicher Art und Weise verwittern lässt. Hurtig nähert sich der Fischkutter, umschippert die Preußenmauer, wie die 1,3 Kilometer lange Brandungs-Schutzmauer genannt wird. Dann legt der Fischer an und Jan – Ole klettert auf den innenliegenden Steig der Brandungsmauer. Lustig zupfen die anlaufenden Wellen am Fuße der langen Anna, umspülen den roten Buntsandstein. Langsam, fast wie auf Zehenspitzen nähert sich Jan – Ole Piepers dem bekannten Wahrzeichen der Insel. Von hier unten betrachtet wirkt es noch allgewaltiger und ehrfurchtgebietend. Ein leises Tuckern ertönt und ein kleines Boot schwenkt elegant um die Preußenmauer und nimmt Kurs auf das felsige Ufer. Schon von weitem erkennt Jan die Schiffermütze. Es ist der alte Seemann, gleich wird er anlegen, Jan – Ole ist mehr als gespannt.

Geradezu verwegen grinst der Alte ihn an als er recht behände den felsigen Grund betritt. Fast so als sei er selbst einer dieser geheimnisvollen Begleiter des Schwarzen. Keck sitzt die Schiffermütze auf dem struppigen Haar. Abenteuerlust scheint in seinen Augen aufzublitzen.

Der Historiker und Bibliothekar ist mehr als gespannt, ob er etwas über den geheimnisvollen Schwarzen und sein weiteres Schicksal erfährt und ob die Fotografie seines Großvaters irgendwie damit zusammenhängt.

„Moin,“ kurz und knapp der Gruß des alten Fahrensmanns. Minuten später sitzen die beiden, mit Blick aufs Meer, am Fuße der langen Anna und der alte Seemann beginnt mit fester Stimme zu erzählen.

Spät am Abend ist es schon. Ein Schiff, ein schneller Dreimaster flieht den Abend und jagt unter vollen Segeln ins Dunkel der Nacht. Gespenstisch leuchtet die weiße Gischt der Heck See, legt eine glitzernde Spur. Verfolgt wird das schmucke Schiff in dessen Top die verhasste schwarze Flagge weht, höchste Eile ist geboten. Ein Geschwader der königlichen Flotte ist ihm auf der Spur und wie an Land gilt es auch auf See. Viele Hunde sind des Hasen Tod.

Der Kapitän des Piraten ist ein wahrer Hüne, fast zwei Meter misst er in der Höhe, festes Fleisch umhüllt gewaltige Muskeln. Im Schein einer einsamen Petroleumlampe steht er auf der Back, sein Schiff und seine Männer fest im Griff. Die erste aufkommende Fregatte des Geschwaders hieb man windelweich doch dann drängt die Übermacht heran. Die heranprasselnden Salven fordern bösen Tribut unter der Piraten Mannschaft. Dem Schwarzen bleibt nur die Flucht und während die schwergetroffene königliche Fregatte ihre tiefen Wunden leckt, auf den Decks Tote und Verwundete zusammen getragen werden nimmt die wilde Jagd ihren Anfang.

Der fliehende Dreimaster nimmt Kurs auf eine Insel, welche als Schattenriss am immer dunkler werdenden Horizont auftaucht. Eine schroffe Felswand tut sich auf, eine rote Küste, weit höher als das Schiff, ein zerklüftetes Sandsteinmassiv. Dunkle Schatten zeichnen sich in der roten Front ab. Öffnungen, große und kleine, Tunnel in eine andere Welt. Vereinzelt heulen wieder Kanonenkugeln heran, die Verfolger holen unerbittlich auf.
Der Schwarze überlegt, er sucht das Unmögliche wahr zu machen.

Wieder fetzen Treffer durch das schwarze Segeltuch, reißen grausige Löcher und nur die Schmerzensschreie der Verletzten sind lauter als das wilde flattern zerrissener Leinwand.
Die Zeit wird knapp, riesengroß wächst die Felsküste vor dem fliehenden Segler auf.
Der Weg zum Ende der Welt, hinter den ewigen Nebelbänken schießt es dem Schwarzen durch den Kopf. Eine uralte Piraten und Seefahrerlegende.

Wer zum Ende der Welt will, muss unter dem Meer hindurch……

„Refft die Toppsegel, holt ran die Brassen, Ruder hart Steuerbord, Kurs halten!“
Wie Peitschenschläge kommen die Kommandos des Schwarzen.

Der Piratensegler geht in eine scharfe Wende, die Breitseite weist einen Moment auf die beiden vorderen Verfolgerschiffe.

„Feuer, volle Breitseite, zeig’s den Höllenhunden!“

Im Schwenk auf die größte Öffnung in der schroffen Felswand fegt die abgefeuerte Salve über die Decks der Königlichen. Für einen Moment kommen die Verfolger ins Stocken und das Schiff des Schwarzen schießt in die tunnelähnliche Öffnung hinein. Ein lautes Knacken, ein Schlag wettert durch den Rumpf… der Hauptmast bricht, die oberen Meter sind weg, abgebrochen wie trockenes Gezweig.

Und noch ein Schlag, nicht so hart aber viel wirkungsvoller.

Einer der königlichen Geschützführer beweist Nerven und ein scharfes Auge.
Die im letzten Moment abgefeuerte Kanonenkugel schmettert in das Ruderwerk am Heck. Mit letzter Not schafft es der Schwarze unterzuschlüpfen. Zahlreiche seiner Männer und Gefährten sind tot oder verwundet. Sein Schiff stark beschädigt.

Dann setzt der Segler auf Grund, ein Riff unter der Wasseroberfläche setzt der Flucht ein Ende. Das Schiff ist nicht mehr steuerbar und sitzt fest. Der Rumpf bricht auf und Wasser strömt ins Innere.

Der Großteil der noch verbliebenen Männer wird wohl diese riesige, sich tief in den Felsen ziehende Grotte nicht mehr verlassen, einigen wenigen und Mutigen gelingt eventuell die Flucht.

Jedenfalls, nach diesem Tag hört man nichts mehr vom Schwarzen, keinen Laut mehr. Totenstille!

Die königlichen Schiffe bleiben noch zwei Tage vor Ort, senden Boote aus und Truppen an Land. Keine Spur findet sich mehr und am dritten Tag ziehen sie ab.

Die Stimme des Alten verstummt, sein seelenvoller Blick hängt am Horizont oder gar dahinter. Sieht er etwa die ewigen Nebelbänke oder weilt gedanklich am Ende der Welt.
Jan – Ole ist tief bewegt, der Historiker in ihm schlägt Purzelbäume.

Noch eine Weile sitzen die beiden dort, still und ihren Gedanken nachhängend. Ein gewisser Echtheitsbeleg für Großvaters Foto scheint erbracht,

„Komm min Jung, ich bring dich zum Südhafen,“ mit diesen Worten erhebt sich der Alte dessen Name Jan – Ole immer noch nicht weiß.

Später am Tag steht Jan im Insel Supermarkt, inmitten von Touristen. Er muss noch einige Kleinigkeiten einkaufen, der Kühlschrank seines kleinen Bungalows ist fast leer. Beim Auflegen der Ware aufs Kassenband erinnert er sich an den Abschied von dem alten Seebären.

„Ich muss noch was tun, mach’s gut und gib auf dich acht, min Jung.“

Einige Tage bleiben Jan – Ole noch um weiter zu forschen, den alten Seemann vielleicht nochmal wiederzusehen oder einfach nur die Insel und ein paar freie Tage zu genießen.

Kamasutra 12.08.2020
**st
Aufbruch?!
Lange genug bin ich jetzt alleine.

Habe zwar zumeist die Freiheiten genossen, aber mich ab und an in selbstmitleidiger Einsamkeit gequält. Geilheit war nur machmal Thema, wenn die Blicke einer Frau allzu einladend waren und es durch meine mittlerweile recht dicke Ignoranzschicht geschafft haben. Dann war ich kurz virtuell entbrannt und hinterher froh zu wissen, das da unten noch alles intakt ist. Für den Fall der Fälle.
Für den aufgrund meiner Ignoranz zugegeben recht unwahrscheinlichen Fall, dass mir die Frau begegnet, die wirklich zu mir passt. Und die dann auch so deutliche Signale aussendet, dass selbst ich sie noch empfange und richtig deute.


Das größte Problem dabei wird sein, dass ich mir bei diesem Erkennen mittlerweile selbst nicht über den Weg traue. Da ist einerseits meine Begeisterungsfähigkeit, die mich früher allzuschnell entflammen ließ.

Da ist meine Unfähigkeit an der Oberfläche zu bleiben und deshalb gleich in die um ein vielfaches stärker verbindende Tiefe zu tauchen. Jene, die mir absolute Loyalität abverlangt. Und Aufmerksamkeit und Fähigkeiten zu verschenken, wenn es mir gutgeht und ich mich entfalten darf, die selbst die unpassendste Frau in der Rosarote-Brille-Zeit so überzeugt, dass sich die Unvereinbarkeit erst zu spät zeigt und sich die Verbindung dann nur noch mit eben tieferen Verletzungen trennen lässt.
Da ich das gar nicht mehr will, weil es mich Substanz und Jahre gekostet hat, in denen ich trotz Partnerschaft fast verhungerte, gehe ich Frau nunmehr seit Jahren aus dem Weg. In beiderlei Interesse.

Warum schreibe ich das?
Ein Grund ist, dass die Welt mir nun das Thema mit steigender Penetranz unter die Nase reibt.

Mittlerweile ist das alleinige Einkaufen, bei dem ich ungestraft und unbenörgelt zehn Minuten vor dem Käseregal stehen darf, weil ich mich nicht entscheiden kann, öde geworden. So öde, dass ich zuhause nicht mal mehr Appetit auf den ganzen Käse habe. Samt Freiheit.

Mittlerweile will machmal selbst die prallgefüllte Petroliumlampe mit vollaufgedrehtem Docht nur noch jämmerlich funzeln. Weil es immer schwieriger wird ein Streichholz und die passende weibliche Reibefläche in den Erinnerungen vom Tag zu finden. Geschweige denn in den älteren.

Mittlerweile fühle ich dadurch, wie das Altern deshalb rasant an Geschwindigkeit zulegt und eingefahrene Routinen in Geist und Gemüt immer öfter die Oberhand behalten. Da sich das auch in einem schleichenden Rückgang meiner Kreativität zeigt, schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken. Bevor die unverrichteter Dinge aufhören zu bimmeln, muss ich mich irgendwie aus der Stase befreien. Mich auf Zehenspitzen davonschleichen.

Und was das Schlimmste ist: Ich sehe, dass meine Kids sich diese bescheuerten Bechränkungen abgekuckt haben und manchen Schwachsinn wiederholen. Das ist ein Erbe, das ich garantiert nicht weitergeben will! Wenn ich das beobachte, könnte ich mich selbst windelweich klopfen. In den Arsch beißen scheitert näh!mlich an der mit dem Prozess verbundenen Unlust an Bewegung und damit nötigen Elastizität.

Dazu kommt, dass mich - ausgerechnet mich! - vermehrt Menschen um Rat in Beziehungsdingen fragen. Ich soll sogar beim Liebesbriefschreiben helfen. Der Bock als Gärtner.


Aber wie schon gesagt: Ich möchte keine der bisherigen Fehler wiederholen. Die Muster hinter mir lasssen und wirklich eine Platte auflegen, die mich und das Weib in und durch die Partnerschaft tanzen lassen. Eine Partnerin, die nicht sofort überreizt ist, wenn ich ihr mal im Überschwang auf die Zehen trete und sich freut, wenn ich neue Figuren ausprobiere und mit mir lacht, wenn wir uns dabei heillos verknoten.

Am Allerschönsten wäre es, wen wir gemeinsame künstlerische, soziale, politische und heilpraktische Interessen hätten und ein gemeinsames Projekt zu unserem Kind machten. Das Kind großziehen, ihm die Fusel vom Trulatz zupfen und sobald die Hosenbeine mehr Löcher, als nur für die Füße zum Durchstecken brauchen, ihnen den liebevollen Klaps auf den Po geben, der sie selbständig in die Welt entlässt.
Das klingt vermessen und erst mal unrealistisch, unerreichbar gar. Ich weiß. Gerade, wenn das Mädel mir auch noch gefallen soll. Das etzückelndste Lächeln der Welt haben, riechen und schmecken zum Niederknien und sich bewegen, dass Anmut ein zu schwaches Wort dafür ist und .....

Doch drunter will ich es nicht mehr!
Nur jemand zum Nachts nicht alleine sein und ab und an etwas sexuellen Druck ablassen, sich gegenseitig erbarmen, wie es in meiner Elterngeneration noch die Regel war, ist mir entschieden zu wenig.

So harre ich der Wunder, die da folgen.
Bewerbungsunterlagen können übrigens getrost zuhause bleiben. Denn eines bleibt wie gehabt: Die Intuition entscheidet.
Ich werde sowieso nicht drumherum kommen!
Egal, wieviel schlaue Worte ich davor absondere.

Nur Mut!
Bester Olove,

für diesen Text würde ich Dir gerne zwei Likes geben *top*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
@***ve
Toller Text und zum Trost sei gesagt, so geht es nicht nur Dir!
**st
Dank der Lobhuldelung und:
*kuss* Ich ahnte es!

@*********Stein
Wenn Du nun bei jedem Nümmerchen ein neues Schild brauchst, hätt ich einen neuen Nick für dich: Schildknappe! *bravo*

@**********heSun
Deine Rohligionszugeschlagferigkeit ist also Kettholisch. *gruebel*

@*********ose_K
So wie Du wollt ich auch für meine Geschichten Material an den Haaren herbeiziehen können und so fliegende Teppiche aus Endlosgeschichten knüpfen! *victory*

@*****e_M
Selbst beim kurz Würgen kommen bei dir tolle Geschichten raus! Restspeck! *anbet*

@*********2016
Mir Dir würd ich auch in die dunkelste Höhle segeln! *anbet*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
@***ve
Danke für diesen Text, diese Einblicke, mögen sie autobiographisch sein oder nicht, ist wurscht. Es sind schöne und berührende Einblicke in ein Seelenleben und haben mich schwer beeindruckt.

Leo
*******blau Mann
3.625 Beiträge
... und Gott sprach zu Kain...

.

Letzte Woche.
Gott so zu Kain, Du Arschloch! Und Kain so, DU Arschloch!

Heute Abend.
Killer Karl tötet Menschen für Kohle. Nicht, dass einer denkt, sein Name wäre Schall und Rauch oder Zufall oder hätt' etwas mit Tintenfüller zu tun. Hat er nicht. Ist er nicht. Das ist die Sache.

Schall und Rauch sind wesentliche Gesichtspunkte bei der Arbeit, der Killer Karl nachgeht. Es gilt diese Vorgänge zu berücksichtigen und weitestgehend zu minimieren. Aus diesem Grund setzt Killer Karl außerhalb des Trainings ausschließlich qualitativ hochwertige, raucharme Munition und Schalldämpfer ein. Tschechisch. Versteht sich.

Schall hallt dennoch - machen wir uns da nichts vor - aber gedämpft halt. Schall hallt laut und Blut ist rot und zwar roter und schneller als du Zivilist denkst. Also gesetzt den Fall, dass du jetzt Gewissen bekommst oder Muffensausen, weil du merkst, dass das hier nur genau ein Ende nimmt und genau dies dich ängstigt, bevor dein Herz dir weggaloppiert und dein Verstand von den Geräuschen windelweich gehauen wird, die möglicherweise zu hören sind - und sie sind häufig fürchterlich und nicht zu glauben laut - lass es sein. Lass es bleiben. Dann hör lieber auf zu lesen. Bevor du ein Stoßgebet nach dem anderen in den Himmel jagst, leg das Buch weg, klapp dein' Laptop ein, leg auf oder mach die Klappe einfach zu, aber lies ja nicht weiter. Tue's nicht. Und wenn du es tust, sag nicht, niemand hätte dir das gesagt. Der Kerl heißt Killer Karl und nicht Cavalier Clark Gable, also was schätzt du denn, was er gleich vorhat?

Killer Karl ist sehr penibel, was seine Arbeit angeht. Er plant bis ins Detail, durchdenkt die Tat und die Schwelle zu ihr und zupft das Gänseblümchen aus bis zum Schluß, nur um zu erkennen was zu was führen würde. Er geht kein unnötiges Risiko ein, überreizt sein Blatt nicht und legt größten Wert auf einen unauffälligen, aber erstklassigen Einkauf. Er tauscht Nummernschilder aus, bei allem geräuschlos, wie ein Ninja auf Zehenspitzen, bringt leere und volle Flaschen mit und wieder weg, leuchtet mit Petroleumlampen aus, anstatt elektrisches Licht zu benutzen und pipapo. Ganz im Gegensatz zu Karls Erzfeind Massenmörder M. M kauft gern bei Discountern und 1€-Läden ein, weil er - warum nicht? - auf nichtverfolgbare Ramschartikel setzt, die zur Ausführung des Werks beitragen oder darin eine Hauptrolle spielen. Kann man machen. Du kannst Menschen mit sogut wie allem töten, das ist nicht das Problem. M ist unfassbar kreativ. Muss man ihm lassen. Er hat den Eishammer erfunden. 7 kg zunächst gefrorenes Wasser, das, on-top, klebrige rote Flüsse zu einem flüssigen rosa See macht. Die Bauanleitung für die Silikonform gibt's als Film auf Youtube und die Form passt in jede Tiefkühltruhe.

Heute Abend. Optiker O, der seinen Feind F zwar kennt, aber weder weiß wie sehr er seinem Feind F ein Dorn im Auge war in den Jahren, noch, dass F, eigens für O an seinem Geburtstag, diese Überraschungsparty mit K als Alleinunterhalter organisiert hat, kommt heute, wie immer zwischen 19.50 und 19.55 nachhause. Er wird seine Tasche ablegen neben die Kommode auf der er eben seinen überschweren Schlüsselbund in das Schüsselchen fallen ließ, den langen Flur entlang gehen, einen flüchtigen Blick auf die cadrierten Fotos werfen und in der Küche seinem Schöpfer begegnen.

Zehenspitzen
•Windelweich*
•Stoßgebet*
•Auflegen*
•Petroleumlampe*
•Einkaufen*
•Zupfen*
•Überreizt
•Nummernschild*

(c) 2020 Leo Himmelsblau
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Der Regenbogen
Elfie steht am geöffneten Fenster ihrer kleinen aber gemütlich eingerichteten Wohnung der Seniorenresidenz „Waldesruh“. Nachdenklich und in sich gekehrt beobachtet sie, wie draussen Wind und Regen in ausgelassenem Spiel durch die grünen Blätter und Zweige ihres Waldes rauschen. Blitze erhellen die Szenerie, gewaltiges Donnergrollen ist zu hören. Die alte Petroleumlampe, die sie für ihren vor einem Jahr verstorbenen Mann in das Fenster gestellt hat, flackert im Sturm.

WAS IST NUR AUS DIESER WELT GEWORDEN?

Sie hat den Krieg erlebt und all die entbehrungsreichen Jahre, dennoch war sie die meiste Zeit ihres langen Lebens glücklich gewesen. Ihre Kindheit war wild und voll Abenteuer, für die sie als kleine Rebellin immer wieder einmal von ihrem Vater windelweich geprügelt wurde, aber sie wusste sich trotz aller Strenge dennoch immer geliebt von ihren Eltern. Waren doch die Streiche, die sie mit den Nachbarskindern ausheckte, nicht immer harmlos. Ein kleines Lächeln umspielt Ihre Lippen beim Gedanken daran, wie sie oft bei Regen und Gewitter auf Zehenspitzen an dem elterlichen Schlafzimmer vorbei in die Scheune geschlichen war, um bei den Tieren zu schlafen. Schafe, Ziegen, Katzen und Hühner waren ihre besten Freunde! Und heute? Ihr Herz krampft sich zusammen. Ja, sie hat 2 wundervolle Kinder, 4 Enkel und 5 Urenkel. Sie haben einen sehr engen Familienzusammenhalt. Es gab kein Fest, das sie nicht alle zusammen verbrachten, bis vor ein paar Monaten. Seitdem ist alles anders. Sie darf das Seniorenheim nicht mehr verlassen. Nicht einmal mehr zum Einkaufen. Ihre Familie „sieht“ sie nur noch via Skype. Ihr 90. Geburtstag war der traurigste Tag ihres Lebens. Natürlich gaben sich alle Mühe. Die Pfleger hatten eine „Party“ organisiert mit den Insassen des Heimes, jedoch die Stimmung war gedrückt. Man sah kein Lächeln, nur überall starre, mit Masken verdeckte Gesichter, kein Umarmen, kein Singen, kein Lachen, all das war verboten! Ihre Familie durfte sie kurz draußen am Zaun der Residenz sehen. Sie mit den Pflegerinnen auf der einen Seite, ihre komplette Familie auf der anderen Seite, auf Abstand, alle natürlich mit Maske. Sollte so der Rest ihres Lebens aussehen? Keiner hatte sie jemals gefragt, ob sie das möchte oder ob sie lieber in den Armen ihrer Lieben sterben wollte.

Sie sieht den kleinen Joshi vor sich, wie er verlegen an Seinem T-Shirt zupfte.

„Uroma, ich vermisse Deine Arme und Dein Vorlesen“ Tapfer schluckte er die Tränen runter „aber ich darf Dich nicht umarmen, sonst stirbst Du vielleicht und ich bin schuld!“
Was tut ihr nur den Kindern an? Völlig überreizt, bricht Elfie beim Gedanken an diese Szene in heiße Tränen aus.

Der erste Schultag Ihrer einzigen Urenkelin, sie hatte sich so sehr darauf gefreut, aber sie durfte nicht dabei sein. SOCIAL DISTANCING wäre dann auf dem Schulgelände nicht mehr möglich gewesen, erklärte man ihr. Am Nachmittag erhielt sie ein Foto von Lotti mit Schultüte per WhatsApp. Die kleine fröhliche Lotti mit dem entzückenden Lächeln, verdeckt von einer grotesken Maske, Alltagsmaske nennt man das heute. Alltag? Gott beschütze uns!

Am Abend haben sie dann telefoniert:

“Ja Uroma, es war ganz schön. Ich war halt traurig, dass Du und Oma nicht dabei konnten … es war auch so warm unter der Maske und ich habe kaum Luft bekommen … und spielen durften wir auch nicht miteinander!“

Felix umschrieb den ersten Schultag auf dem Gymnasium kurz: „Wir müssen den ganzen Tag Masken tragen und haben überhaupt keine Luft zum Lernen und schon gar nicht zum Toben in den Pausen. Ich will da nie wieder hin!“ Aus seiner Stimme klingt Wut und Enttäuschung.

Nach dem Auflegen des Hörers, reift in Elfie der Entschluss. Sie würde nach Berlin zur Demo für Frieden und Freiheit fahren! Heute früh hatte sie den Aufruf im Internet entdeckt! Und wenn es das letzte wäre, was sie tut! So ist das kein Leben mehr. JEDER EINZELNE ZÄHLT! Sie schickt ein Stoßgebet zum Himmel aus tiefstem Herzen, „lieber Gott, lass es viele sein, lass es mehr sein.“

In diesem Moment malt ein Regenbogen seine prächtigen Farben über den Wald und scheint ihr zuzulächeln.

WO RECHT ZU UNRECHT WIRD, WIRD WIDERSTAND ZUR PFLICHT!


Katzendiva 14.08.2020
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Danke @*******iva für diese leider nur allzu wahre Geschichte...
@*******iva ich liebe dich für dieses mitfühlend dargebrachte Zeitzeugnis. *zugabe*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
@*******iva

Wieder einmal eine Geschichte voller Herz und Seele, eine Geschichte die dich widerspiegelt so wie du bist. Eine Geschichte voller Gefühle und Menschlichkeit und eine Geschichte die mir wieder beweist warum ich dich liebe ❤❤❤❤❤

Eine Geschichte die ein einst freies Land beschreibt welches sich auf dem Weg in eine Diktatur befindet und mit immer neuen Regeln, Verordnungen und Zwangsmaßnahmen freie mündige Menschen ihrer Rechte beraubt. Einen Weg den ich weder unterschreiben noch mitgehen möchte und werde. Sachliche und verhältnismäßige sinnvolle Regelungen ja, getragen von einem breiten Fachleute Gremium .
In diesem Sinne Aufstehen für die Würde und Rechte der Menschen.
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