"Neues aus Absurdistan"
Der Kontinent Absurdistan liegt unter einer dräuenden, unheilschwangeren Dunkelheit. Eine Dunkelheit die selbst bei Tage nicht vollkommen weicht, weil sie sich tief in den Herzen der gleichgeschalteten Völker eingenistet hat. Die mächtigen Gebirgsketten welche das gebeutelte Land umgeben wirken wie eherne Wachen die jedwedes Entkommen unmöglich erscheinen lassen. Die Pässe sind streng bewacht, die Abschottung gegenüber Andersdenkenden fast perfekt.Die Obrigkeit regiert mit drastischen Maßnahmen, sitzt wohlbehütet und bewacht von den besten Söldner Schwadronen in der festungsartig ausgebauten Hauptstadt. Gepanzerte Schergen patrouillieren durch die Straßen der Städte, überwachen Dorf und Siedlungsplätze und durchstreifen die Lande. In allen Provinzen herrscht eine bedrückende, gar beängstigende Normalität , welche auch die letzten Spuren des einstmals so lustigen und bunten Treibens mittlerweile fast gänzlich ausgelöscht hat. Fast alle verbergen ihre Gesichter hinter nichtssagenden Masken, sehen eine Gefahr in jedwedem welcher sich unvorsichtigerweise nähert.
Mancherorts hallen verzweifelte Schreie , durchbrechen schrill die erdrückende Seelenfinsternis, die vielerorts herzbeklemmende Einsamkeit. Anderenorts laufenverhuschte Gestalten über kleine Straßen und Wege, angstvoll um sich schauend und oft genug verfolgt, gejagt, kontrolliert von den Soldaten der Herrschenden. Grob zurechtgezimmerte Bretterwände lassen die dunklen Zwischenräume, die schweigenden Löcher in den Wänden verschwinden., verdecken gnädig die freien Mauerlücken wo einstmals Händler und Marketenderinnen ihre Waren feilboten. Das fahrende Volk ist verschwunden, Musikanten, Gaukler und Artisten, wie vom Erdboden verschluckt.
Ein Trupp Hilfssoldaten des hiesigen Statthalters ist auf abendlichem Streifgang, überzeugt von der eigenen Wichtigkeit, eilt schnellen Schrittes zum Marktplatz. Von dort wurde Widerstand gemeldet, ein unbekannter Mensch hat sich dort eingefunden. Der Fremde hält aufrührerische Reden. Mehrere Personen welche dreisterweise bunte Tücher schwenken , singen, tanzen und sich wohl üben in der verbotenen Kunst des kessen aufbegehren haben sich eingefunden.
Von allen Seiten kommen die herzoglichen Söldner herbei um dieser Scharlatane und Teufel habhaft zu werden.
Wilde Gesellen sind das, welche schnell und unverhofft auftauchen, das brave Volk mit wunderlichen Thesen verwirren und wie geschmolzener Schnee wieder verschwunden sind. Mit ihrem schandhaften Treiben jedwede Ordnung in Frage stellen.
Der gestrenge Reichskanzler gebietet den Wächtern der Macht mit aller Härte gegen dieses Gelumpe vorzugehen.
Jahrhunderte später werden die Menschen diese Form des punktuellen Widerstandes als Flashmob bezeichnen, heutzutage in den Schicksalen von Absurdistan ist es einfach nur den widerwärtigen Pöbel zu unterdrücken.
Jeder vernünftige Mensch sollte sein Herz erheben gegen jedwede Form der Knechtschaft!
Haltet eure Seelen fest, ihr Menschen von Absurdistan, bevor sie auf immer verloren sind!
Kamasutra 02.11.2020