Begegnung - Ein Fragment
Ich treffe ihn mitten im Wald, zufällig. Schon wieder ein klassischer Eremit? Was soll ich mich da noch wundern? Nein, das lasse ich mal lieber. Die Frage ist wie schon so oft, lohnt es sich, ihn aus seiner Vereinzelung herauszuholen und ihm ein Bad im Fluss des Lebens anzuempfehlen?
Ängstlich schaut er mich an, fast spürbar sein flehender Blick. Erlösung? Wäre mir nicht zum Lachen, ich könnte den makabren Beigeschmack nicht überspielen. Aber so gehe ich auf ihn zu und spüre die Kälte und das Frieren in seinem Innern. Ich blicke ihn aufmunternd an, nehme seine Hand und weiß, dass er mir folgen wird. Lange gehen wir schweigend nebeneinander. Als die ersten Häuser rechts und links des Weges zu sehen sind, höre ich ein leises „Warum?“. „Warum?“ wiederhole ich, „weil, du es mir wert bist und weil ich den Glauben an das lohendende Miteinander noch nicht aufgegeben habe.“ Nach einigen Minuten stehen wir vor einem großen Haus. Ich habe die Schlüssel dabei und öffne die Tür. „Komm“, sage ich zu ihm, „trau dich“. „Warum“ sagte er erneut leise. „Komm einfach und stell keine Fragen. Dein Blick hat mir gesagt was ich jetzt für dich tun muss.“ In der großzügigen Wohnung angekommen, schaut er sich fragend um und murmelt dann etwas, das sich nach „Menschen bauen Paläste“ anhört.
Ich lasse warmes Wasser in der Wanne ein, drücke ihm einen Kuss auf seine kalte Wange. „Zieh dich erstmal aus, nimm ein Bad, und dann schauen wir weiter“. Langsam streift er die Schuhe von den Füssen.