na da will ich mich mal um deine Wörter kümmern
Umgestaltung
Welcher Scherzbold hatte sich das ausgedacht? Als er die wissenschaftliche Lektüre über Toiletten auf dem kleinen Bücherregal in der Managertoilette entdeckte, da wo sonst eher leichte Literatur und Vergnügliches stand, war er ein wenig verwundert.
Richard Neudecker „Die Pracht der Latrine. Zum Wandel öffentlicher Bedürfnisanstalten in der kaiserzeitlichen Stadt“. Was machte das hier und warum hatte jemand einen Aufkleber mit „Benutzerhandbuch“ darauf angebracht? Warum stand an der Toilettentür „taris xylosphongio“, hing über der Toilettenbürste ein Schild mit „Xylospongium“ und hatte jemand den Bürstenkopf durch einen Schwamm ersetzt? All dies zeugte von einigen Veränderungen, die seit seinem letzten Besuch stattgefunden haben mussten.
Es war ihm schon komisch vorgekommen, dass statt der normalen Toiletten – Icons, jemand in altdeutscher Schreibschrift ein Schild mit „Zu den Aborten“ angebracht hatte. Das hatte er zu diesem Zeitpunkt aber noch als ungewöhnlichen Scherz abgetan. Das dies alles aber zwischen 7.00 und 8.00 Uhr stattgefunden haben musste war mehr als erstaunlich. Noch erstaunlicher war es, dass statt des Waschbeckens, dass sich noch beim Betreten der Toilette an seinem rechtmäßigen Platz, nebst kontaktloser Chrom-Armatur befunden hatte, nun eine Waschschüssel und ein Holz-Zuber mit einer Holzkelle standen. Wer konnte, in der Zeit, in der er seinen Darm erleichtert hatte, das Waschbecken abgeschraubt und die Wandanschlüsse verputz haben? Ihm schwindelte, das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Er halluzinierte.
Ab in sein Büro und erst einmal einen Schluck zur Beruhigung. Raaah, was war das? Sein grandiosen Eckbüro, mit der Nur-Glas-Front und dem Blick aus dem zweiundfünfzigsten Stock, war kaum wiederzuerkennen. Die beiden verbleibenden Wände waren rosarot gestrichen. Irgend ein Idiot hatte die Rückenlehne seines Chefsessels mit Zebrafell überzogen und seinen Schreibtisch durch ein Monster von einem Tisch aus Ebenholz ersetzt. Wilde Muster waren in die Platte geschnitzt und die Greifen, die die Platte hielten, hatten glitzernde Edelsteinaugen.
Durchatmen, gaaaaanz ruhig und tief atmen. Beruhige dich, dein Schrank mit der Bar ist immer noch an seinem gewohnten Platz, der Rest ist Wahnvorstellung. Er goss sich großzügig ein. Erst einmal einen Racke Rauchzart und eine Zigarette. Das erste Glas gleich hier im Stehen und mit einem weiteren auf zur Dachterrasse im vierundfünfzigsten.
Bei Dachterrasse fiel ihm ein, dass er heute bei der neuen Vorstandsvorsitzenden vorsprechen musste, einer Mafalda irgendwas. Komischer Name und komische Frau. Er hatte sie heute schon sehr früh, mit irgendeinem länglichen Gegenstand in der Hand, durch die Gänge wandeln sehen. Sie war aus Richtung der Dachterrasse gekommen und fiel ihm deshalb wieder ein.
Vielleicht war er auch ein wenig abgelenkt von ihrer Erscheinung gewesen. Schwarzes wallendes Haar, schwarzer, dreiviertellanger Mantel und wirklich sexy Beine in hohen Stiefeln. An ihr Gesicht konnte er sich nicht wirklich erinnern. Doch, es war bleich gewesen, mit rotem Lippenstift und funkelnden, grünen Augen. Diese Augen hatten ihm wirklich gefallen. Bei Augen war er sonst sehr kritisch aber ihre Katzenaugen waren irgendwie sehr ansprechend gewesen. Er lächelte bei diesem Gedanken. Er hatte gerne und lange in diese Augen geblickt.
Egal, jetzt erst einmal mit dem Whisky zu einer Beruhigungszigarette aufs Dach. Doch auch hier, statt der gewohnten Betonwüste - Dschungel. Ernsthaft ein Dschungel? Was war mit ihm los? Alles nur Einbildung. Genauso wie die Kobra im Gras vor ihm. Alles nicht real. Erst einmal einen Zug und einen tiefen Schluck.
Der plötzliche Schmerz überzeugte ihn vom Gegenteil. Die Kobra hatte ihn ins Bein gebissen. Jedenfalls ließen dieser unglaubliche, lodernd brennende Schmerz und zwei Löcher in seiner Anzughose keinen anderen Schluss zu. Er fixierte die Schlange, die sich aber nicht mehr für ihn zu interessieren schien. Interessanterweise hielt er noch immer das Whiskyglas in der Hand. Er stellte es vorsichtig auf einen Baumstumpf und zog die Hose hoch. Zwei blutende Löcher und ein höllischer Schmerz. Er brauchte Hilfe.
Doch als er zurück in das Gebäude wollte war die Glastür verschwunden. Hinter ihm war nur noch mehr Dschungel und ein tiefes Grollen. Nicht nur ein Grollen. Die Geräusche kamen aus mehr als einer Richtung und klangen nach ziemlich großen Tieren. Als der erste Jaguar in seinem Blickfeld auftauchte, begann er zu schwitzen. Die schwarzen Großkatzen kamen langsam näher und er hatte das Gefühl, dass sie genauso real wie die Kobra seien könnten.
Er begann in die gegenüberliegende Richtung zu hinken. Die Raubtiere folgten geduldig. Wussten sie doch, dass er mit dieser Verletzung nicht entkommen würde. Da eine Felswand. Er begann zu klettern, obwohl sein Bein ihn peinigte und immer wieder versagte. Zusätzlich begann sein Kopf mehr und mehr zu schmerzen. Felswand, Geländer, Felswand, Knurren, Schmerzen, der Blick aus dem 54sten Stockwerk, der Fall.
Mafalda lächelte und nippte am vor ihr abgestellten Whisky, als sie beobachtete wir Harry F. über die Brüstung und das Geländer kletterte. Es war offensichtlich nicht leicht, aber er wirkte gehetzt. Erst als er das Geländer überwunden hatte, wirkte er zufrieden und nur bei seinem Sturz hatte er ein wenig irritiert geblickt.
Nun ja, diese überarbeiteten Manager. Ihre Schwester Minerva würde das entspannter angehen. Jetzt erst einmal ein kleines Nickerchen auf ihrer schicken Bürocouch. Diese Führungszauber waren immer ein wenig anstrengend.
Umgestaltung
Welcher Scherzbold hatte sich das ausgedacht? Als er die wissenschaftliche Lektüre über Toiletten auf dem kleinen Bücherregal in der Managertoilette entdeckte, da wo sonst eher leichte Literatur und Vergnügliches stand, war er ein wenig verwundert.
Richard Neudecker „Die Pracht der Latrine. Zum Wandel öffentlicher Bedürfnisanstalten in der kaiserzeitlichen Stadt“. Was machte das hier und warum hatte jemand einen Aufkleber mit „Benutzerhandbuch“ darauf angebracht? Warum stand an der Toilettentür „taris xylosphongio“, hing über der Toilettenbürste ein Schild mit „Xylospongium“ und hatte jemand den Bürstenkopf durch einen Schwamm ersetzt? All dies zeugte von einigen Veränderungen, die seit seinem letzten Besuch stattgefunden haben mussten.
Es war ihm schon komisch vorgekommen, dass statt der normalen Toiletten – Icons, jemand in altdeutscher Schreibschrift ein Schild mit „Zu den Aborten“ angebracht hatte. Das hatte er zu diesem Zeitpunkt aber noch als ungewöhnlichen Scherz abgetan. Das dies alles aber zwischen 7.00 und 8.00 Uhr stattgefunden haben musste war mehr als erstaunlich. Noch erstaunlicher war es, dass statt des Waschbeckens, dass sich noch beim Betreten der Toilette an seinem rechtmäßigen Platz, nebst kontaktloser Chrom-Armatur befunden hatte, nun eine Waschschüssel und ein Holz-Zuber mit einer Holzkelle standen. Wer konnte, in der Zeit, in der er seinen Darm erleichtert hatte, das Waschbecken abgeschraubt und die Wandanschlüsse verputz haben? Ihm schwindelte, das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Er halluzinierte.
Ab in sein Büro und erst einmal einen Schluck zur Beruhigung. Raaah, was war das? Sein grandiosen Eckbüro, mit der Nur-Glas-Front und dem Blick aus dem zweiundfünfzigsten Stock, war kaum wiederzuerkennen. Die beiden verbleibenden Wände waren rosarot gestrichen. Irgend ein Idiot hatte die Rückenlehne seines Chefsessels mit Zebrafell überzogen und seinen Schreibtisch durch ein Monster von einem Tisch aus Ebenholz ersetzt. Wilde Muster waren in die Platte geschnitzt und die Greifen, die die Platte hielten, hatten glitzernde Edelsteinaugen.
Durchatmen, gaaaaanz ruhig und tief atmen. Beruhige dich, dein Schrank mit der Bar ist immer noch an seinem gewohnten Platz, der Rest ist Wahnvorstellung. Er goss sich großzügig ein. Erst einmal einen Racke Rauchzart und eine Zigarette. Das erste Glas gleich hier im Stehen und mit einem weiteren auf zur Dachterrasse im vierundfünfzigsten.
Bei Dachterrasse fiel ihm ein, dass er heute bei der neuen Vorstandsvorsitzenden vorsprechen musste, einer Mafalda irgendwas. Komischer Name und komische Frau. Er hatte sie heute schon sehr früh, mit irgendeinem länglichen Gegenstand in der Hand, durch die Gänge wandeln sehen. Sie war aus Richtung der Dachterrasse gekommen und fiel ihm deshalb wieder ein.
Vielleicht war er auch ein wenig abgelenkt von ihrer Erscheinung gewesen. Schwarzes wallendes Haar, schwarzer, dreiviertellanger Mantel und wirklich sexy Beine in hohen Stiefeln. An ihr Gesicht konnte er sich nicht wirklich erinnern. Doch, es war bleich gewesen, mit rotem Lippenstift und funkelnden, grünen Augen. Diese Augen hatten ihm wirklich gefallen. Bei Augen war er sonst sehr kritisch aber ihre Katzenaugen waren irgendwie sehr ansprechend gewesen. Er lächelte bei diesem Gedanken. Er hatte gerne und lange in diese Augen geblickt.
Egal, jetzt erst einmal mit dem Whisky zu einer Beruhigungszigarette aufs Dach. Doch auch hier, statt der gewohnten Betonwüste - Dschungel. Ernsthaft ein Dschungel? Was war mit ihm los? Alles nur Einbildung. Genauso wie die Kobra im Gras vor ihm. Alles nicht real. Erst einmal einen Zug und einen tiefen Schluck.
Der plötzliche Schmerz überzeugte ihn vom Gegenteil. Die Kobra hatte ihn ins Bein gebissen. Jedenfalls ließen dieser unglaubliche, lodernd brennende Schmerz und zwei Löcher in seiner Anzughose keinen anderen Schluss zu. Er fixierte die Schlange, die sich aber nicht mehr für ihn zu interessieren schien. Interessanterweise hielt er noch immer das Whiskyglas in der Hand. Er stellte es vorsichtig auf einen Baumstumpf und zog die Hose hoch. Zwei blutende Löcher und ein höllischer Schmerz. Er brauchte Hilfe.
Doch als er zurück in das Gebäude wollte war die Glastür verschwunden. Hinter ihm war nur noch mehr Dschungel und ein tiefes Grollen. Nicht nur ein Grollen. Die Geräusche kamen aus mehr als einer Richtung und klangen nach ziemlich großen Tieren. Als der erste Jaguar in seinem Blickfeld auftauchte, begann er zu schwitzen. Die schwarzen Großkatzen kamen langsam näher und er hatte das Gefühl, dass sie genauso real wie die Kobra seien könnten.
Er begann in die gegenüberliegende Richtung zu hinken. Die Raubtiere folgten geduldig. Wussten sie doch, dass er mit dieser Verletzung nicht entkommen würde. Da eine Felswand. Er begann zu klettern, obwohl sein Bein ihn peinigte und immer wieder versagte. Zusätzlich begann sein Kopf mehr und mehr zu schmerzen. Felswand, Geländer, Felswand, Knurren, Schmerzen, der Blick aus dem 54sten Stockwerk, der Fall.
Mafalda lächelte und nippte am vor ihr abgestellten Whisky, als sie beobachtete wir Harry F. über die Brüstung und das Geländer kletterte. Es war offensichtlich nicht leicht, aber er wirkte gehetzt. Erst als er das Geländer überwunden hatte, wirkte er zufrieden und nur bei seinem Sturz hatte er ein wenig irritiert geblickt.
Nun ja, diese überarbeiteten Manager. Ihre Schwester Minerva würde das entspannter angehen. Jetzt erst einmal ein kleines Nickerchen auf ihrer schicken Bürocouch. Diese Führungszauber waren immer ein wenig anstrengend.