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Geschichtenspiel Teil 45

*******blau Mann
3.625 Beiträge
( Aus einer, als zu dunkelblau verworfenen, Variante meiner vorletzten Geschichte hier und den letzten 16 Wörtern)

Leben aus Sicht einer Fahrradnabe

Herr Nebochant führt ein Leben aus Sicht einer Fahrradnabe.

Das ist die Sache. Mehr muss man dazu nicht sagen. Damit ist alles besprochen. Leben. Fahrradnabe. Tod.

Aber das hier ist noch nicht das letzte Kapitel, auch wenn es gleich kritisch wird. Im Moment nämlich ist Herr Nebochant dabei einen letzten, mutmaßlich folgeschweren Fehler zu begehen. Den zweiten des Tages. Eine ganz wilde Nummer! Er ist dabei wieder einmal nachzugeben und das Schwarze rosarot zu heißen.

Herr Nebochant steht an seinem Küchentisch, wie bei einem mitleidlosen Vorsprechen, und spielt mit seinem Leben. Genauer gesagt spielt er mit seiner Frau um den eigenen Abort aus seinem Leben und es sieht nicht gut aus. Gar nicht gut. Der erste Fehler war, überhaupt hier zu sein und zu "reden". Diese Art von Gesprächen führt man nicht am Küchentisch und schon gar nicht mit einer Ehefrau, die zum Abendbrot ein Steingesicht aufgetragen hat und in unangebracht kühler Aufregung Ultimaten stellt. Die Flitterwochen sind vorbei. Das schonmal klar.

„Woher soll ich wissen, was du wolltest, Schatz?“, fragte Theo Nebochant, nicht wirklich verdutzt, sich mit der einen Hand an der Rückenlehne seines Stuhls festhaltend und mit der anderen Hand, das Getränk reichend, von dem sie gesagt hatte, dass sie es wolle. Nahm er zumindest an, dass sie das gesagt hatte oder wollte. Theo Nebochant ist ein verwunschener Frosch, der bei einer Prinzessin gelandet ist, die, wie sich herausgestellt hat, komischerweise dann doch einige andere Träume hatte für ihr Leben.

Er hatte sie vergöttert früher. Auf der Zehnfingerskala hätte er beide Arme gegeben. Sie war die Schönste weit und breit. Jeder wusste das. Jeder wollte sie haben. Eine Droge mit dem Suchtpotenzial Gott anzufixen und ihr gänzlich verfallen zu machen, wie einen Junkie, der in Unterführungen um Kohle für Schore bettelt.

Sie war eine Trophäe und Theo Nebochant war ihr stolzer Besitzer geworden; mit dem Namen graviert. Damals, als der Rücken noch hielt, als er Geselle bei Auto Hahn war und sie im Rathaus arbeitete und alle Köpfe dort verdrehte. Jeder kannte die beiden. 'Das Paar'. Wie Stars erschienen sie auf Feiern und alle luden sie ein. Local Heroes im Zenith ihrer Apotheose. Damals, als Herr Nebochant noch Hans-Dampf-in-scheiß-allen-Gassen war und sie "die Eine", „die Schöne“, in deren Nähe jedes lebende Wesen sein wollte und die es galt zu gewinnen. Und das tat er, bravourös, vor aller Welt Augen. Und sie fing erleichtert den Platzhirsch ein - vor aller Welt Augen. Und sie führte ihn auf ihre immergrüne, saftige Weide und machte ihn zum glücklichsten Ochsen von allen - vor aller Welt Augen.

Nicht schnell. Das ging ganz langsam. Der Weg vom Wald auf die Weide ist weit und langwierig. Die Minutensoldaten sind klein, aber eben scheiß viele!

Während die Minutensoldaten vor seinen Augen auf und ab gingen und ab und an salutierten, geschah es im Hintergrund beiläufig. So wie ein Baum wächst.
Während des ewigen Wiederkäuens der Vergangenheit geschah es nebenher, ob daheim auf dem Sofa mit Gattin oder in den nicht enden wollenden Weißt-du-noch?-Gesprächen mit den Kumpels bei Bier und Erdnüssen. Es geschah und geschieht unbemerkt.

Das Einzige, das Theo bemerkt hat, ist das Grummeln, das dem Gefühl gleicht, dass du hast, wenn du weißt, dass du gleich kotzen musst. Wenn der Magen krampft und unmissverständlich spricht und du tust, wie wenn du die Sprache nicht verstehst. Wenn du weißt, dass es kommen wird, du aber versuchst dich selbst zu betrügen und dir einzureden, dass das Atmen frischer Luft irgendwas verändern würde.

Die Minutensoldaten hatten ihm zu verstehen gegeben, ja mit den eigenen Augen sehen lassen, dass ein Ochse ein Tier ist, das ein Joch trägt und Hörner auf dem Kopf, aber eben kein Geweih. Er hatte verstanden warum das so ist. Er hatte es mit eigenen Augen sehen müssen und sich damit erst abgefunden, als es sich herumgesprochen hatte und er die Hörner auf seinem Kopf auch in den Augen der Anderen sehen konnte.

Jetzt, mit mehr als drei Jahrzehnten auf dem kaputten Buckel und einem Bäuchlein, welches das Diminutiv nicht mehr rechtfertigt, steht Theo auf seiner kleinen Weide fast achtlos herum, während sie immer noch von allen umgarnt wird und ihr das offensichtlich gefällt. Sie wird mit Worten gegrüßt und mit Augen ausgezogen. Er wird gegrüßt, aber nicht mehr gesprochen. Das ist die Sache. Er wird gesehen von aller Welt, aber irgendwie auch nicht. Theo wird nicht mehr richtig wahrgenommen. Das ist der Dorn in ihm und er steckt schon ne Weile.
Übersehen - wie ein gelber Sack an der Haltestelle. Abgestellt von irgendwem, der seinen Plastikmüll auf elegante Weise loszuwerden gedenkt und hofft, dass irgendjemanderine sich schon darum kümmern würde.

Was uns zurück zum Anfang bringt, denn das ist haargenau das Thema des Küchentischtribunals zwischen Herrn Nebochant und Gattin. Das ist auch der Kern des folgenschweren Fehlers, den Herr Nebochant gleich mit einem Handstreich begehen wird.

Aus Sicht einer Fahrradnabe ist das Leben eine runde Sache.

(c) 2021 Leo Himmelsblau

.
****59 Frau
3.173 Beiträge
Welchen folgenschweren Fehler wird Theo wohl begehen? Ich bin gespannt, Leo. Klasse geschrieben *top2*
**st
Graushofmeister
Tja ja - die Haushofmeister kreisen um ihre Nabe, bis sie bemerken, dass die Speichen fehlen. Dann torkeln sie verzweifelt weiter, um wenigstens in einer nahen Umlaufbahn zu bleiben. Umsonst. Denn es zahlt sich sowieso nie aus.
*spitze*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Es zahlt sich nie aus. Aber das verstehen die nicht. Die Gravitation ist zu stark und hält sie in der Umlaufbahn.

Das war die Variante, die ich mich nicht getraut habe zu bringen.
Gebückt, doch nicht gebeugt
*********Joe62 Mann
184 Beiträge
Ihr Lieben,

nun will ich gerne der Aufforderung unserer Spiel-Meisterin Folge leisten und acht 'neue' Wörter zur Verfügung stellen.

Vorab aber noch eine klitzekleine Anmerkung. Neulich war mal ein Wort im Club der Acht, das ich nur unter viel Überwindung in einen Text einbinden konnte: Styropor. Ich fasse Styropor, nachdem ich mal viel davon verarbeiten musste, nicht mehr gerne an. Mir läuft es immer kalt den Rücken runter, wenn ich das machen muss. Und nun tauchte es als Textvorgabe auf. Das kostete mich viel mentale Kraft, weil es mich ständig an dieses eigenartige Gefühl beim Anfassen erinnerte. *wuerg2*
Um es mit der Wehleidigkeit eines kaum zu ertragenden Männerschnupfens zu sagen: das war gemein! *haumichwech*

ich will nicht gegen ein solches Wort protestieren. Ganz und garnicht. Hut ab. *hutab* Darin liegt der Reiz der Sache. Ich hoffe nun in meinem Sinne, dass ich mit den folgenden Acht dazu beitragen kann, dass Ihr Es-läuft-mir-kalt-den-Rücken-runter-frei kreativ werden könnt. *lol*

Voila:

Maiglöckchen
Hummelflug
gepfeffert
umgefallen
aufregend
starten
Zuckerdose
Etui

Viel Spaß,
Euer Uli
*********ested Mann
436 Beiträge
Dufte

Wissenschaft ist so abgefahren! Es gibt bestimmt einige Männer die bestätigen können, dass im Vaginalsekret Duftstoffe vorhanden sind. Manche werden mehr oder weniger davon angezogen, anscheinend sogar bereits vor der Befruchtung.

2013 haben Münchner Forscher, passenderweise vom Fraunhofer-Institut, nachweisen können, dass mehr als 20 Duftstoffe im Sekret enthalten sind. Einer davon entscheidet das Rennen der männlichen Armee. Maiglöckchenduft lässt bei manchen der kleinen Helden die Kalziumkonzentration ansteigen. Das verändert sowohl Schlagfrequenz, als auch Schwanzbewegung und die Auserwählten erhöhen auf dem Weg zum Ziel die Geschwindigkeit.

Meine Damen, das kennt ihr doch. Der richtige Duft, die richtige Motivation und schon finden die Jungs alles aufregend und legen an Geschwindigkeit zu. Vielleicht nur beim Flirten, aber auch später, wenn sie sich für eure Zuckerdose interessieren. Da starten sie die gewagtesten Aktionen nur, um ihren Stift ins Etui zu bekommen.

Macht ja auch Spaß und beide Seiten haben im Idealfall eine echte Win-Win-Situation. Doch das Leben ist eben kein Ponyhof. Leider hat man schon von Fällen gehört bei denen sich die Aussicht auf den Ritt einer heißen Biene, nur als träger Hummel Flug herausgestellt hat. Wir wissen Alle, das liegt gerne an beiden Seiten. Dieses prickelnde Spiel zwischen Mann und Frau kann wunderbar sein. Erotisch, motivierend, anregend, oder eben genau das Gegenteil.

Nehmen wir zum Beispiel wieder den Duft. Beim Richtigen sind wir hoch motiviert, beim Falschen haben wir schlagartig einen Termin beim Zahnarzt, weil der Backenzahn gerade wieder jede Interaktion unmöglich macht. Wer hat nicht schon von Situationen gehört, wo eben noch begeisterte Beteiligte, beider Seiten, in letzter Sekunde umgefallen sind und sich mit kalten Füssen aus dem Staub gemacht haben.

Manchmal wird eben aus einer brillanten Idee nur eine Idee, die sich in den Fluss der Alltagsgedanken einreiht und an Wichtigkeit verliert. Wie lange hält Motivation und vor allem aus welchen Gründen? Hat man wirklich noch Lust auf eine Affäre wenn der Lebenspartner einem gerade eine gepfefferte Standpauke gehalten hat? Nutzt sich sexuelle Begierde ab? Sind wir manchmal zu oberflächlich?

Lasst uns immer hoffen, dass es da mehr gibt. Etwas das uns tief berührt und motiviert. Vielleicht nur so zart wie der Maiglöckchenduft. Tief dringt er in uns und bringt eine Saite in uns zum Schwingen. Besser sind jedoch die kleinen, feinen Momente in dem sich der Nebel unserer Wahrnehmung hebt und wir all die glitzernden Tautropfen sehen die, im Strahlen unserer Partner, das ganze Spektrum der Regenbogenfarben offenbaren.
Me 2
*********ld63 Frau
8.584 Beiträge
Woooow, @*********ested! *top*

Inspirierend und leichtfüßig, dein Vortrag über die Rolle der Düfte bei Stift und Zuckerdose! *lol* *bravo*

Aber der letzte Absatz ist einfach Poesie pur - den mag ich gerne nochmal lesen:

Lasst uns immer hoffen, dass es da mehr gibt. Etwas das uns tief berührt und motiviert. Vielleicht nur so zart wie der Maiglöckchenduft. Tief dringt er in uns und bringt eine Saite in uns zum Schwingen. Besser sind jedoch die kleinen, feinen Momente in dem sich der Nebel unserer Wahrnehmung hebt und wir all die glitzernden Tautropfen sehen die, im Strahlen unserer Partner, das ganze Spektrum der Regenbogenfarben offenbaren.

*wow*
Dem ist nichts hinzuzufügen *anbet*


Die Zuckerdose und den Stift im Etui fand ich auch... interessant *smile*
Badewasser

Warm eingepackt war sie wieder in der Stadt unterwegs gewesen. Die Minustemperaturen konnten ihr so nichts anhaben. Die nötigen Besorgungen hatte sie alle erledigt. Die Reparatur ihrer Siebträgermaschine war zwar erfolgreich gewesen, die Rechnung jedoch gepfeffert. Sie war sauer auf den Händler, denn gefühlt hatte er sämtliche austauschbaren Teile getauscht. So war es nun einmal.

Zu Hause angekommen verräumte Sie die Einkäufe und stellte die Espressomaschine an ihren Platz. Den Stecker in die Steckdose, Wasser einfüllen und einschalten. Ein kleiner Espresso konnte nicht schaden. Wo war denn schon wieder die Zuckerdose? Ein Blick auf den Küchentisch verriet ihr den Standort. Einen halben Löffel dieses Süßungsmittels ließ sie in ihren Espresso rieseln. Klein, stark, wenig süß – so mochte sie dieses Energiegetränk. Während sie trank, ließ sie Wasser in die Badewanne laufen.

Dann kickte ihre Schuhe in die Ecke und entledigte sich ihrer Kleidung. Im Evaskleid lief sie durch die Wohnung und wartete darauf, dass die Wanne volllief. Ihr Blick fiel auf den Schmuckflakon mit dem Badeöl. Sie entstöpselte diesen. Schon stieg ihr der intensive Duft nach Maiglöckchen in die Nase. Betörend. Einfach nur betörend. Vorsichtig ließ sie ein wenig von dem teuren Öl in ihr Badewasser laufen. Dann war es soweit. Es war genug Wasser in der Wanne. Wohlig aufatmend ließ sie sich in das heiße Wasser gleiten. Der Duft und die Erschöpfung ließen sie schnell wegträumen. Geweckt wurde sie von einer Oper, dem Hummelflug von Rimski-Korsakow. Dieses Musikstück wurde in einer extremen Lautstärke gespielt, so dass sie völlig genervt aus der Wanne stieg. Ohne sich abzutrocknen lief sie nackt zur Lärmquelle.

Ihr Partner stand im Wohnzimmer an der Anlage und spielte aufgeregt daran herum. Entschuldigend zuckte er mit den Schultern. Er hatte den Lautstärkeregler auf die Schnelle nicht gefunden. Lange konnte sie diesem großen Jungen nicht böse sein. Sie grinste schief.

Er sah sie bewundernd an, kam ihr entgegen und küsste sie leidenschaftlich. Schließlich wusste er ganz genau, wie er sie am besten beruhigen und vor allem auf andere Gedanken bringen konnte. Flink flog seine Krawatte durchs Zimmer, das Hemd folgte. Schnell fischte er noch ein Etui aus seiner Hosentasche und schob es auf das Regal, bevor auch die Hose auf dem Kleiderstapel landete. In so einem Zustand wurde sich nicht lange mit einem Vorspiel aufgehalten. Er hob sie hoch, presste sie an die Wand. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und ließ sich auf seinem Zauberstab nieder. Mit Genuss bewegten sich beide im Gleichklang dem Höhepunkt entgegen. Doch dann passierte es. Er rutschte in einer kleinen Wasserpfütze aus, riss sie mit sich zu Boden. Sie rumpelte noch an ein Tischchen und schon war der darauf platzierte Kerzenständer umgefallen. Sie lachten beide über das Chaos. Dieser spontane Sex war immer wieder aufregend und machte das Miteinander spannend.

Die Unterbrechung nutzten sie dazu, um ins Schlafzimmer überzusiedeln und noch einmal zu starten. Dieses Mal langsam, genüsslich und mit viel Zeit für einander.
*********trone Frau
901 Beiträge
Es gibt zwei Dinge, die ich mir nie im Leben erträumt habe.

Erstens, dass ich es jemals in die dritte Runde des Aufnahmeverfahrens einer Schauspielschule schaffe.
Zweitens, dass ich mit drei Mitstreitern durch einen Klassenraum in gebückter Haltung renne und einen Hummelflug imitiere.

„Dort drüben wachsen wunderbare Maiglöckchen. Nehmen sie diesen Duft wahr. Fliegen sie, ja fliegen sie!“ mit einem väterlichen Lächeln auf den Lippen, dirigiert uns der tschechische Dozent für Clown- und Körpertheater zur Eingangstüre. Als er diese öffnet, wird uns allen klar, unsere „Wiese“ geht auch in den Fluren weiter.

Na, dass kann was werden.

Zum Glück ist diese kleine Runde bald vorbei. Die Muskeln in meinen Oberschenkel schmerzen und lange hätte ich diese Übung nicht mehr durchhalten können.

Wir gönnen uns eine halbe Stunde Pause in der Cafeteria, bevor wir in die nächste Übungsrunde starten.

„Haben sie einen grünen Tee und Honig?“, frage ich die ältere Dame hinter der Theke.

„Bienchen Bienchen gib mir Honig.“

Ich dreh mich um. Hinter mir steht unser Dozent für das „Hummel-Theater“. Ein Klassiker unter den Lachschlager der Clowns. Ich reagiere sofort und er bekommt von mir aus dem Mund einen imaginären Schwall Wasser entgegengepfeffert. Wir lachen herzlich. „Sie mögen Clownerie?“
„Ja sehr. Ich liebe Clowns, seit ich ein Kind bin. Ich war etwa neun Jahre alt, da holte mich ein Clown auf die Bühne. Es war für mich so aufregend, dass ich fast umgefallen bin vor dem Publikum.“ Lachend führen wir den Smalltalk an einem Stehtisch fort.
Aus einer alten Zuckerdose kramt mir der nette Clown – Lehrer zwischen Tütchen Zucker noch eine kleine Honigportion hervor.

„Wie lief es denn mit dem Vorsprechen bei Ihnen?“
„Bisher ganz gut. Aber beim Gesang werde ich wohl Abstriche machen. Täglich trainiere ich meine Stimme auf das Sprechen. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob meine Gesangsstimme den Ansprüchen genügt.“ Mit einem tiefen Seufzer rühre ich gedankenverloren meinen Tee um. Erst in zwei Monaten würde ich per Brief das Ergebnis meines finalen Vorsprechens erhalten.

„Seien sie unbesorgt.“ In aller Ruhe putzt er mit dem Saum seines Pullovers die Gläser seiner Nickelbrille und legt diese in sein Etui.

„Ich wünsche ihnen gutes Gelingen für ihren Gesang.“

Väterchen Clown lässt mich mit meinem Tee nun allein und unterm Gehen dreht er sich noch einmal um.

„Wir sehen uns im September, meine kleine Hummel.“ Flüstert er mir mit einem Augenzwinkern zu.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Schön! Eine positive Geschichte aus dem Alltag einer Kunstschaffenden ... *roseschenk*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Das große Weiß

Gott hat die Zuckerdose aufgemacht und alles verschüttet. Der Zucker ist ausgelaufen. Die ganze Welt ist weiß jetzt.

Mondlandschaft, aber in schön. Unwirtlich und unwirklich und gerade deswegen schön. Der Zucker ist ausgelaufen, en gros und in einem einzigen aufregenden Wusch. Es ist alles heraus und heruntergerieselt aus den blauen Himmeln und hat sich auf die Welt gelegt. Der Zucker hat sie zugedeckt, wie wenn er sie Schlafen legte und ist dann zerlaufen zu schwerem Fond. Die Welt sieht aus jetzt, wie wenn irre Malergötter auf Steroiden mit titanischen Spritzmaschinen rumgelaufen wären und auf Teufel komm raus alles verschwenderisch in Grund und Boden weißgepfeffert hätten.
Alles weißgetüncht. Wie eben entstanden. Unschuldig und rein und weich auch. Alle Kanten sind rund jetzt, alle Spitzen geschliffen. Wogengeglättet in diesem großen weißen Meer. Jeder Schritt berührt neuen virginalen Grund und verkündet das mit dem zufriedensten Geräusch von allen.

Die Zypressen an der Dreisam sehen aus wie schmucke Abiturientinnen in weißen Etuikleidern. Unendlich makellos.
Der Lorbeerbaum in meinem Garten aber konnte den Zuckerguss nicht tragen. Er hatte früh kapituliert und ist in der Nacht umgefallen. Er liegt jetzt da auf seiner Flanke, wie ein verletztes Tier am Straßenrand, einem übermächtigem Gegner erlegen. Andere Bäume gehen demütig und beugen sich dem Zucker und beten, die Tage des Schneepflugs mögen den Tagen des Hummelflugs weichen. Aber noch heißt es warten. Noch ist kein Starten der Triebe in Sicht. Noch ist an Leben nicht zu denken. Noch traut sich kein Schneeglöckchen an den Tag und Maiglöckchen sind Exoten aus einer ganz anderen Welt.


Maiglöckchen
Hummelflug
gepfeffert
umgefallen
aufregend
starten
Zuckerdose
Etui
**st
Nun ja, dein Schöner Beitrag kann ja schon als literarisches Maiglöckchen durchgehen! *schmetterling*
red
*******tee Frau
7.205 Beiträge
*wow* @*******blau sehr schön *love5*
*********ynter Frau
9.825 Beiträge
😍
Ein Hallo in die Runde,

es ist wieder so weit. Und mir wurde die Ehre erteilt euch die nächsten Wörter zu kredenzen. Hier sind sie:

aufwachen
Dornen
lügen
Ordensburg
vertreiben
toxisch
Faszination
Historie

Ich wünsche euch ein frohes „er“schaffen.

Herzlichst
die *hexe*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.082 Beiträge
@*******exe
Reine Verständnisfrage:
Mit Ordensburg ist eine der drei NS-Ordensburgen gemeint und es wäre O.K. diese im Spiel dann auch als NS-Ordensburgen zu bezeichnen?
@*********_Arte
Es darf m. E. jeder das darin sehen, was er möchte. Im Schreiben gibt es keine Grenzen...
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Naja, eine Ordensburg ist eine Ordensburg. Da gibt's nicht so viel Raum für Exegesen.

Aber warum auch nicht? Man kann auch Nazis in die Geschichte einbauen. Vielleicht ne Wolfenstein Story. Hätt ich Bock drauf.
*********ested Mann
436 Beiträge
Siehe Wiki
Als Ordensburgen bezeichnet man die meist im 13. und 14. Jahrhundert von Ritterorden erbauten Burgen.
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Im selben Artikel ist doch auch der link zu den NS Ordensburgen, oder nicht? Also was soll das jetzt?
Zeig mir einen, der nicht sofort an Nazis und die schwarze Sonne denken muss und ich zeig dir einen, der keine Geschichte kennt.
*********ested Mann
436 Beiträge
Wenn das deine Assoziationskette ist, bitte.
@*******blau In erster Linie waren Ordensburgen von Rittern und Klöstern (Johanniter, Templer und Kreuzfahrer). Erst im letzten Jahrhundert wurden diese von den Nazis zur Ausbildung von Führungspersonal "missbraucht".

Ich meine, jeder kann schreiben, was er möchte. Dennoch sollte auf Ethik geachtet werden. Ob es da etwas brauchbares aus dem NS-Regime beizusteuern gibt, wage ich zu bezweifeln.

Trotzdem.... Oder vielleicht gerade deswegen können wir uns ja überraschen lassen.
red
*******tee Frau
7.205 Beiträge
@*******blau verstehe nicht, wieso du dich aufregst? Ich finds gut, das More das gepostet hat, ich hätte auch selbst geschaut.
Da das Thema Nazis für mich nicht passend ist, für mich, wie jemand anders das sieht, ist seine Sache.
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Es gibt nicht wenige Begriffe und Symbole, die es vor den Nazis gab und die nach dem Mißbrauch durch die Nazis konnotiert sind. Bestes Beispiel die Swastika. Aber so zu tun wie wenn das nicht so wäre und auf individuelle Assoziationsketten abzulenken ist, gelinde gesagt, unerträglich für mich und, ganz ehrlich, auch etwas naiv, entschuldige bitte. Ich habe eine klare Einstellung zu diesen Dingen und ich hoffe ich konnte sie auch klar ausdrücken.

LG Leo
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