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Geschichtenspiel Teil 45

*******blau Mann
3.625 Beiträge
@*******tee
Weil das nur der halbe Eintrag war. Die umverfängliche Hälfte vorgezeigt, die hässliche Hälfte unter den Teppich gekehrt. Eigentlich ziemlich typisch für die BRD der Nachkriegszeit, aber wir haben 2021.
*********ested Mann
436 Beiträge
Da ich auch eine klare Einstellung zu den Dingen habe und diese einseitige Auslegeung als extrem kurzsichtig empfinde hier noch einmal ein Kommentar.
Deine einzige Rückfrage war zu NS-Ordensburgen. Und es soll auch Menschen geben die nicht nur in dieser Welt gefangen sind. Und wie du sehr wohl im Wiki Artikel festgestellt hast ist in diesem Artikel ein Link zu NS-Ordensburgen, da frage ich mich warum die Reduzierung auf nur diesen Aspekt? jeder hat die Möglichkeit beiden Richtungen zu folgen. Ich finde Assoziationsketten sind individuell und deswegen gleich beleidigend zu werden ist unmöglich. Zweimal beleidigend zu werden ist das Ende dieser Diskussion.
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Du hast recht. Das hast du richtig zusammengefasst. Ich habe die eine Hälfte nicht erwähnt, du die andere Hälfte.
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.063 Beiträge
Sorry, ich wollte kein Fass aufmachen. Primär verbinde ich, wie auch andere, den Begriff mit NS Ordensburgen und wollte halt wissen, ob "NS" bewusst unterschlagen wurde oder verwendet werden kann.
"Aufklärung" fand ja statt.
Gebückt, doch nicht gebeugt
*********Joe62 Mann
184 Beiträge
Wieder was gelernt
Man schrieb den ersten Freitag im neunten Monat des Jahres 1418. Die Papstwahl im schönen Konstanz war beendet, 8.000 Erdenkinder reiften in den Leibern der eilends herbeigeschafften Liebesdienerinnen des Klerus vor sich hin.

Blass hing in jener Nacht der Mond am Firmament. Er kämpfte bestimmt darum, nicht vom Himmel zu fallen. So jedenfalls schien es der überaus hübschen Magd Brunhilde. Sie hatte noch zu tun.
Am späten Nachmittag war zusammen mit einer wilden Horde Ritter Fips, der Schmächtige, auf der stolzen Ordensburg eingetroffen.
Sie kannte ihn schon von früheren Besuchen bei Ihrer Herrschaft. Ritter Fips litt neuerdings unter einer fürchterlichen Krankheit. Er schlotterte wie Espenlaub seit ihm im Kampf mit versprengten Muselmanen eine Kokosnuss an den blechernen Helm geschleudert worden war. Nun fielen ihm manches Mal Dinge aus der Hand, die er besser sicher verstaut hätte. So auch heute.

Ritter Fips war eh vom Pech verfolgt. Sein dürres, nach dem weiten Anmarsch stark verschmutztes Pferd Kunilla streifte beim Einritt in den Schlosshof den einzigen Weißdornbusch weit und breit. Die Dornen waren pünktlich zum Abendessen wieder herausgezupft. Es hatte allerdings dem hübschen Stallknecht Siegfried beinahe ein Auge gekostet, als Kunilla ausschlug. Brunhilde hatte sich sofort um den kräftigen jungen Mann gekümmert. Schließlich warf sie schon seit längerer Zeit heimliche Blicke auf seinen gestählten, sonnengebräunten Körper. Dieser Körper übte eine ungebrochene Faszination auf Brunhilde aus, so dass sie ihm nun rasch zu Hilfe zu eilte.

„Gar strammer Stallbursch, so erzählt mir von Eurem Befinden! Seid ihr schwer verwundet? So sagt! Sprecht aus, was Euch Schmerzen bereitet.“
„Habt Dank, sorgenvolles Frauenzimmer. Die linke Wange ist’s, die dieser ach so dürre Gaul mir einzutreten gedachte.“
„Ich hab’s gesehen, als ich in Vorbereitung auf das festliche Mahl den Beifuß in die Gänse stopfte. Die Historie Eures aufrichtigen Bemühens mit dem Klepper hätte nicht unglücklicher enden können.“
„Ach, sprecht nicht solche Mähr! Nun traf es sich, dass ich Eurer ansichtig wurde. Nichts Schöneres hätt’ mir nicht passieren können.“
Brunhilde legte Kräuter auf die Wunde und band ein mit Heilkräutersud getränktes Tuch um den Schopf des Stallburschen. Als sie fertig war wuschelte sie durch sein Haar und küsste Siegfried zärtlich auf den Mund. Das setzte sofort einen Heilungsprozess in Gang, der selbst bis hinab in die Lenden des Stallburschen wölbendes Zeugnis ablegte.

Doch nun beleuchtete der bleiche Mond den Weg durchs Gebüsch. Und warum musste sie sich durch die Finsternis zum Fuße der Burg an den stinkenden Bach quälen? Eben nur wegen Ritter Fips. Dieser zittrige, dürre Trottel hatte es nicht geschafft, sein von Dornen gestochenes Pferd zu bändigen. Ein Fläschchen entglitt seiner schlotternden Hand und segelte in hohem Bogen direkt in den Ziehbrunnen. Gerade als Brunhilde frisches Wasser für die Küche hochzog.
„Oh, holde Magd. So verzeiht mir mein Missgeschick. Aber der Inhalt des Fläschchens wäre durchaus geeignet, sämtliche Knechte und Mägde, Fahrensleute, Gaukler und Jongleure, Geschichtenerzähler, Händler, Schmiede und Steinmetze, Verkäufer heilender Sprüche oder gar klerikale Hirten ungläubiger Bauern auf dieser Burg mit einem Schlage zu vergiften. Ihr müsst den Brunnen abdecken und später das toxische Wasser dieses Brunnens austauschen.“

Zack! Damit leitete der unentwegt zitternde Ritter Fips Brunhildes Spätschicht ein. Denn, nachdem zwei rasch zur Hilfe eilende Zimmerleute den Brunnen sorgsam verschlossen hatten, musste nun Wasser vom nahen Bach geholt werden.
Schwere Tongefäße, leichte Därme oder Mägen, alles, was geeignet war, verlustfrei Wasser zu transportieren, schleppten die Mägde von der Furt des nicht besonders frisch riechenden Schwarzbachs hoch zur Burg. Der Bach floss wenige Kilometer oberhalb durch zwei Dörfer. Es hieß, die Bauersleute würden alles in das Gewässer kippen, was sich ihnen aus den Unterleibern drängte. Grund genug für Brunhilde, erst mal ohne einen Schluck Wasser auszukommen. Aber der Herrgott hatte ein Einsehen. Unterwegs säumten Apfelbäume den Pfad. Die reifen Früchte stillten den ersten Durst.
Die Köche und Mägde in der Küche arbeiteten auf Hochtouren. Ritter Roland hatte zum Fest geladen. Der Sieg über einen kleinen Haufen beinahe unbewaffneter Muselmanen in allerfernsten Ländern musste gefeiert werden. Und Ritter Fips, der arme Kerl, stand im Mittelpunkt des Geschehens. Schließlich war er der einzige Verletzte der Schlacht. Und damit gebührte ihm Ehre.

Brunhilde rannte nun bereits zum zehnten Mal zum Bach und holte Wasser, das dringend für den Hirsebrei und den Sud für die Suppen benötigt wurde. Am Bach traf sie auf Kassiopeia, die ebenfalls zu den neu ernannten Wasserträgerinnen aber auch zu den Kräuterfrauen gehörte.
„Wieso hatte der zittrige Ritter Fips dieses Fläschlein in der Hand?“, wollte Brunhilde von der in Tinkturen, Arzneien und Giften bewanderten Kassiopeia wissen.
„Das erste, was ich hörte, waren Lügen. Aber bald stellte sich heraus, dass der olle Fips unserem strammen Ritter Roland ein Geschenk überreichen wollte. Für dessen Gattin. Sozusagen.“, schloss sie geheimnistuerisch ab.
„Wozu das denn?“
„Oh, das ist dir wohl noch gar nicht zu deinen hübschen Öhrchen gekommen? Gisbertlinde verweigert sich dem Ritter seitdem er im fernen Muselmanien, oder wo auch immer er war, praktisch zur Abwechslung und Erbauung, eine dunkelhäutige Maid ausprobierte. Tja, und die hat sich so über unseren stolzen Roland hergemacht, dass der nun Ansprüche an sein holdes Weib stellt. Aber die will Gisbertlinde nicht erfüllen. Sie sagt, drei Söhne und acht Töchter wären genug. Sie sei schon ganz ausgeleiert. Und Schluss jetzt.“
„Aber was hat das mit dem toxischen Inhalt im Fläschchen zu tun?“
„Roland will eine Frau, mit der er sich vergnügen kann. Nun muss Gisbertlinde weg. Freiwillig räumt sie nicht die Burg. Also braucht es Gift. Fein säuberlich gewonnen vom prächtigen Eisenhut. Das vertreibt erst die vorgeschwindelten Kopfschmerzen der Rittersgattin. Und dann weicht auch gleich das Leben aus dem gebärfreudigen Leib.“

Aha. Klatsch und Tratsch am mondbeschienenen Schwarzbach-Ufer. Doch nun wusste Brunhilde Bescheid.
In der Nacht schlich sie sich zum Stallknecht Siegfried und ließ sich auf neun wunderbare Weisen begatten. Weiß der Teufel, woher der stattliche junge Mann diese wohltuenden Kenntnisse hatte. Aber immerhin war er zusammen mit den Rittern Roland und Fips in Muselmanien gewesen. Und da gab es schließlich diese schwarzen Frauen.
Brunhilde schlief ermattet in des Stallknechts starken Armen ein. Nicht ohne völlig aus dem Zusammenhang gerissen zu raunen: „Pass auf! Ich heirate Dich. Aber wenn du versuchst zu lügen und mich mit anderen Frauen zu betrügen, dann schneid’ ich Dir Dein Gemächt ab!“

„Aufwachen!“, brüllte die Mamsell in einem garstig schrillen Ton. Die Mägde öffneten die Augen. Auch Brunhilde reckte und streckte ihre Glieder. In der Morgendämmerung hatte sie sich schließlich noch etliche Male den außerordentlichen Liebeskünsten des Stallknechts hingegeben.
„Meinst Du das ernst mit dem Abschneiden?“, waren die letzten Worte des attraktiven Liebhabers bevor sie erneut einschliefen.
Und jetzt?
Jetzt war er weg.
Ganz weg.
Wahrscheinlich sogar schon weit weg.
Sehr weit weg.
Kassiopeia erklärte ihr wortreich, dass man einem Liebhaber besser nicht verraten sollte, dass man ihm das Gemächt abschnitte wenn er sich anderen Frauen hingebe. Und sowieso wäre das heutzutage bei den Mannsbildern gang und gäbe. Schließlich wären sogar die Päpste schon solche Hallodris. Man schaue nur nach Konstanz.
Oh Brunhilde, sagte die sich, nun haste wieder was gelernt.
@*********Joe62 Danke für diese amüsante Geschichte.
****59 Frau
3.164 Beiträge
Gisbertlinde *lol* ...
deine Namensgebungen finde ich klasse, Columbia Joe. Heitere Geschichte mit Schmunzeleffekt *top2*
*****e_M Frau
8.548 Beiträge
Dornenfelder - Ein Fragment
Und wieder wächst ein neues Dornenfeld. Habe ich noch gestern Abend gedacht, ich könnte künftig jegliches Hindernis umgehen, ihm ausweichen, oder es einfach durch Nichtbeachtung vertreiben, so gelingt mir das beim Aufwachen nicht. Mächtig baut es sich vor mir auf. Seine Größe lässt den Begriff „Ordensburg“ aufleuchten, den ich irgendwo gelesen habe. Gleichsam Faszination und Abschreckung sind für mich die Hindernisse im Leben. Ich könnte, nein ich will nicht ohne sie und ich müsste lügen, würde ich behaupten sie kämen überraschend. Sie werden von mir empfangen, oft mit weit geöffneten Armen. Und immer wieder versuche ich sie mit meiner Biographie zu erklären. Dabei beschönige ich alles Toxische in der Historie. Ja, ich rede es schön, ich will es so haben.

Gedankenversunken sehe ich meine blutüberströmten Beine an und entferne vorsichtig einige Stacheln…
*******tia Mann
5.166 Beiträge
Jetzt weiß ich gar nicht, was ich zur Ordensburg schreiben soll nach Eurem Disput hier. Ich dachte auch bei dem Begriff an die mittelalterlichen Burgen der verschiedenen Orden. Aber Nazi-Vergangenheit ist auch richtig. Ich glaube, ich delegiere die Frage mal an meinen Kneipen-Peter und seine Saufkumpanen. Die waren schon seit einem halben Jahr so still. Ich führe die Kneipeerlebnisse einfach weiter, auch wenn alle Kneipen dicht sind ... Dann kann ich wenigstens hier Corona ausblenden.
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Streissler wachte auf, da ihn die Dornen des ruthenischen Salzkrautes stachen. Ob der Gefangene weiter lügen würde, wenn er ihm...
Wahrscheinlich waren seine Tage ohnehin gezählt, seine Leute in der Ruine der Templer-Ordensburg, die er und der Kommissar nicht zu zweit vertreiben konnten, gäben ihm sicher die Kugel, auch wenn er nichts verraten hatte. Streissler räusperte sich und war wie immer gnadenlos ehrlich:
"Ich verstehe deine fast schon toxische Faszination für die Historie deiner Heimat, aber denskt du nicht auch, dass du besser fährst, wenn du singst?"
Der Blick des Gefangenen sagte, dass trotz Streisslers virtuoser Meisterschaft des Karpetischen das sprachliche Bild es nicht weit ins Gehirn geschafft hatte.
"Sie schneiden dich in kleine Stücken, wenn du zu ihnen zurückkommst."
Das begriff er, schwieg aber weiter trotzig.
"Wieviele seid ihr, wo steht der Granatwerfer, wo die MG, wieviel Munition habt ihr?"
Der Gefangene grinste nun, es sah böse aus.
"Wenn ihr sterbt, dann bin ich frei und sie lassen mich leben!" stieß er wutflüsternd hervor.
"Aber nicht, wenn sie denken, dass du sie unter der Folter verraten hast!"
Bei den letzten Worten hatte Streissler ein paar Zweige aus der Anemogeochorie gebrochen und schob sie dem Gefesselten in den Kragen dessen schmutzigen Hemdes. Mit der Nagaika massierte er sie ein.
Langsam packte ihn der kalte Zorn und er prügelte den Mann, der die halbe Kompanie auf dem Gewissen hatte, mit harten Schlägen. Jeder Schlag war ein Wort der Frage, die er fünfmal wiederholte.

Der Gefangene schwieg.

Streissler gab ihm den Rest, setzte ihm seine Mütze auf, band ihn an den Spaten des Schanzzeuges und bugsierte seinen Kopf in Richtung Brustwehr. Als das Geschoss mit dem ekligen Einschlagsgeräusch in die Stirn eindrang, zählte er: "Einundzwanzig, zwei..." bevor er den Abschussknall hörte. Der Schütze saß also nicht bei den anderen in der Ruine...
Me 2
*********ld63 Frau
8.573 Beiträge
Le commisaire est returné!! *love4* *bravo*
****59 Frau
3.164 Beiträge
Kamelienschenke: brutal gruselig *angsthab* . Da würde ich gerne weiter lesen *bravo*
**********henke Mann
9.666 Beiträge
In den Ferien *zwinker* schreib ich mehr - vielleicht, wie es der Kommissar und sein Assistent bis nach Karpetien an der Grenze zu ihrem Herkunftskontinent Auropa geschafft haben. Oder, wie Streissler so schnell karpetisch gelernt hat?
*********ested Mann
436 Beiträge
Erwachen

Langsam erhöhte das System die Lichtstärke und reduzierte das Rotieren des Körpers im Statis-Feld. In der Schlafkammer hatte es für lange Zeit nur das sanfte Leuchten der Felder gegeben. Realitätsblasen in nachtschwarzer Dunkelheit.

Alena erwachte von den leichten Stromimpulsen die ihre Muskulatur im Stasis-Schlaf in Form gehalten hatte. Das Aufwachen war nie leicht. Allein die Lider zu heben kostete sie alle, momentan verfügbare, Energie. Sie musste lange geschlafen haben. Noch nie hatte sie solche Probleme der Scheinwelt der Vital- und Schlaf-Kontrolle zu entfliehen und auch die Übelkeit war auf einem noch nie gekannten Niveau. Sie würgte, versuchte sich zu übergeben, aber da gab es nichts was sie hätte von sich geben können. Trotzdem half ihr dieses Aufbäumen in die bewusste Welt zu finden. Der Computer erkannt dies und reduzierte die Energiezufuhr des Feldes bis ihr nackter Körper die Pseudo-Metalloberfläche der Liege berührte.

Sie schrie, schlagartig war sie vollständig wach. Die Liege war kalt, fast schon eisig, dabei sollte sie angenehme 40 Grad haben. Doch statt wohlig warmer, entspannender Wärme empfing sie nur brennende Kälte die sich wie mit spitzen Dornen in ihre, vom Schlaf so sensitive, Haut bohrten. Jede neue Stelle, die in Berührung mit der Liege kam, erhöhte den Schmerzpegel.

Sie setzte sich auf und ihr schwindelte. Trotzdem versuchte sie sich so schnell wie möglich zu erheben. Sie schwang die Beine über den Rand der Liege und versuchte sich hinzustellen. Als sie den ebenso kalten Boden berührte versagten ihre Beine ihren Dienst und das Lichtsystem schaltete auf volle Lichtstärke. Sie schrie erneut, als das Licht ihre, nur an die Dunkelheit gewöhnte, Netzhaut traf.

Falsch, alles war falsch. So sollte es nicht sein. Sie presste die Hände auf ihre geschlossenen Lider, um sich wenigstens noch einen kurzen Moment der Anpassung zu geben. Ihr modifizierter Körper arbeitet bereits auf Hochtouren. Ihr Kreislauf passte sich an und es gelang ihr aufzustehen. Als sie die Hände senkte und mit tränenden Augen versuchte etwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen stockte sie. Während sich ihre Sicht langsam klärte, wurde sie ihrer kalten Füße gewahr. Normalerweise sollte der Boden, ebenso wie die Liege, eine angenehme Temperatur haben. Nie hatte sie es anders erlebt.

Je mehr sie erkennen konnte, umso deutlicher musste sie feststellen, dass wohl noch mehr nicht stimmte. In den Leuchtpaneels gab es dunkle Flecken und alle Teile außerhalb des Energiefeldes schienen von einer sichtbaren Staubschicht bedeckt zu sein. Wann hatte sie zuletzt Staub gesehen?

Doch dieser Frage würde sie sich später widmen. Der Universalcontainer zu ihrer Rechten reagierte auf ihren Netzhaut-Scan, deaktivierte sein Stasis-Feld und öffnete sich zischend. Wenigstens das, ihr Universalanzug mit dem Exoskelett schien in bester Ordnung. Alle Energieanzeigen leuchteten im vertrauten Rot. Als sie den Anzug anlegte, merkte sie den gewohnten, leichten Druck mit dem die Nanoelemente, sich an ihre Körperform anpassten und erkannten, dass sie Wärme und Nahrung benötigte. Die erste nicht intravenöse Versorgung seit dem Einschlafen, bestand aus einem Protein-Kohlehydrat-Liquid, dass ihr von der Versorgungseinheit serviert wurde. Immerhin die Synthese schien zu funktionieren.

Dann machte sie sich auf ihre Systemeinheit zu verlassen. Doch als ich dich Tür öffnete, umgab sie nur Dunkelheit. Soweit sie im Licht ihrer Kammer sehen konnte waren dort wo sonst all die anderen Einheiten hätten sein sollen nur zerstörte oder deaktivierte Module. Der Rest des Schlafdoms war unbeleuchtet. Sie war geschockt! Was war passiert?

Auch die Beleuchtung aktivierte sich nicht, sondern nur die Minimalbeleuchtung über die Fußboden-Lumizenz schien zu reagieren. Der riesige Dom des Schlafsaals blieb im Dunklen als sie an den langen Reihen lichtloser oder defekter Einheiten entlang schritt und die Lumineszenz erlosch wenige Sekunden nachdem sie die Bodenplatten betreten hatte. Nur die Helmleuchte ihres Anzugs strecke ihre Lichtfinger in die samtschwarze Dunkelheit.

Als sie den Aufzug erreichte und zurückblickte, sah sie nur das leuchtende Rechteck ihrer Kammer, dass auch verlöschen würde, wenn sie den Lift betrat. Im gesamten, Schlafdom, mit einem Radius von mehr als einem Kilometer, war dies die einzige Lichtquelle. Zumindest eines glaubte sie nun sicher zu wissen – sie war allein.

Dass der Lift funktionierte schien an Wunder zu grenzen, aber das ersparte ihr die einundzwanzig Stockwerke bis zum Hauptsaal über das Treppenhaus zurücklegen zu müssen.
Als der Lift hielt und sie wieder nur Schwärze vor sich sah, wusste sie, dass sie ein Problem hatte. Doch die Systeme versuchten zumindest auf sie zu reagieren. Die Tageslichtdecke brachte es immerhin bis zu einem Dämmerungs-Level der genügte das Chaos zu überblicken.

Vieles schien zerstört und es hatte gebrannt. Als sie durch den Saal schritt fühlte es sich irreal an. Sie versuchte die Schatten aus ihren Gedanken zu vertreiben, aber die düsteren Vorahnungen bewahrheiteten sich nur allzu bald. Sie fand die ersten Toten noch bevor sie 20 Meter zurückgelegt hatte. Es waren zwei der Oberen. Sie erkannt an den Kleidungsresten, dass es sich um einen Mann und eine Frau gehandelt haben musste. Voll Faszination näherte sie sich ihnen, als ihr Verstand begriff, was sie gerade sah. Zwei Skelette und Synthetikfasern, die schon halb zerfallen waren. Wie lange hatte sie geschlafen? Wie lange brauchten Körper und Fasern um in dieser Umgebung so zu zerfallen? Als sie die Frage an ihren Anzugassistenten richtete, konnte sie die Antwort nicht akzeptieren. Eine Zahl mit vier weiteren Stellen erschien in ihrem virtuellen Head-up-display. Das war unmöglich, unakzeptierbar!

In der langen Historie der Ordensburg hatte es noch keinen Fall gegeben, in der ein Statis-Schlaf mehr als fünf Jahrzehnte gedauert hatte. Selbst dann nur unter besonderen Umständen und Überwachung. Mehr als das fünfzigfache war einfach undenkbar. Doch warum sollte die künstliche Intelligenz ihres Anzugs sie belügen? Besonders da alles um sie herum genau diesen Eindruck von Alter machte. Sie schluckte, was war passiert und wann war heute?

Sie traute sich nicht die Abfrage zu formulieren. Sie hatte Angst vor der Antwort. Sie die Elitekämpferin die in unterschiedlichsten Schlachten unsägliche Dinge gesehen hatte, war nicht bereit sich der Wahrheit zu stellen. Sie versuchte den Gedanken zu verdrängen, es so lange herauszuzögern wie möglich, doch sie hatte die toxische Saat schon gesät. Sie blickte sich um. Leere, Stille und Zerfall. Sie fühlte sich auf einmal sehr einsam. Alle Stärke schien aus ihr zu weichen. Selbst die vom Exoskelett unterstützen Bewegungen schienen mühsam und sie gab nach, stellte die Frage, die sie hinausgezögert hatte und sank auf die Knie als sie die Antwort verarbeitet hatte.

Das erste Ergebnis hatte auf Hochrechnungen basiert, dieses Ergebnis wurde von einem hochpräzisen Quantencomputer geliefert. Sie schluchzte und heiße Tränen liefen über ihre Wangen. Die Hochrechnung hatte eine ganze Stelle unterschlagen. Es waren 14.765 Jahre vergangen! Als sie schluchzend und weinend auf dem Boden kniete, begann sich ein weiterer Gedanke in ihrem Kopf zu konkretisieren. Wer hatte sie geweckt?
Wow. Da ist bei Dornröschen aber gewaltig was schiefgelaufen ...
****59 Frau
3.164 Beiträge
Uiuiuiui!
Sciencefiction mit Kälteschauergarantie. Super, moreinterested! *top2*
Gebückt, doch nicht gebeugt
*********Joe62 Mann
184 Beiträge
Toll geschrieben. Sehr fantasievoll...
*********ested Mann
436 Beiträge
Also Achtung, wenn es kalt am Fuß wird. Dann ist vielleicht nicht nur die Fußbodenheizung ausgefallen.
***a2 Frau
1.137 Beiträge
Zitat von *********ested:
Wer hatte sie geweckt?

das will ich jetzt auch gern wissen
Mir ist gleich ganz kalt geworden - ohne so einen Dingsbums-Anzug.
Liest sich klasse und schreit direkt nach Fortsetzung. Schließlich wollen wir wissen, wer sie geweckt hat.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
*******blau Mann
3.625 Beiträge
interessant
*******blau Mann
3.625 Beiträge
das ist die erste von zwei unabhängigen Geschichten

Wolfenstein 3D - Walther sieht das anders

Für bestimmte Geschehnisse in der Nazizeit gibt es keine adäquaten Erklärungen. Die Wörter der menschlichen Sprache sind für Vorkommnisse dieser Art nicht geschaffen.
(Manfred Poisel)


Mein einziger Freund in dieser Welt ist die Waffe in meiner Hand. Ich nenne die Waffe Walther, weil dieser Name in das Metall gestanzt wurde. Carl Walther Waffenfabrik Ulm/Do. P38.

Ich liebe Walther und Walther liebt mich. Jeden Nazi, der uns in unserer kurzen Historie begegnet ist, seit Walther in meine Hand kam und ich meiner Gefangenschaft entsagte, hat er mit Grimm bestraft. Ich will nicht lügen. Sie schlafen nicht. Sie wachen nicht mehr auf, um mich dann weiter herrisch anzumaulen, diese degenerierten Brüllaffen. Sie sind alle tot jetzt. Mausetot.

Sie liegen in ihren braunen und schwarzen Uniformen, mit bizarr verdrehten Körpern, auf dem Boden inmitten ihres eigenen kleinen Roten Meers und ähneln so ihrer eigenen kleinen Flagge auf dem Armband.
Walther ist wütend und jähzornig. Wenn er sich aufregt, dann schimpft er fürchterlich und flucht laut und grausam; mein süßer kleiner Todbringer.

Ich bin in einer nebligen Nacht hergebracht worden. Ich bin in einer nebligen Nacht hergebracht und an einem sonnigen Samstag verhaftet worden. In einer nebligen Nacht vor fünf, sechs Monaten und ich hatte während der ganzen Fahrt auf dem Lkw die Hände geknebelt und einen stinkenden Sack auf dem Kopf. Ich vermute, eine Dornenkrone war nicht zur Hand und ich vermute, dass sie das Quälen besonders lieb haben. Sie haben eine Faszination für das Quälen und tun es mit Inbrunst, weil sie es einem Gott zuliebe tun, dem dies ein Anliegen ist.

Sie sagen, sie seien Herren, Nachfahren von edlen Rittern und sie seien oben und ich sei ganz unten. Ich sei unter ihnen. Ich sei unter Menschen und meine Schreibe sei entartet, sagen sie. Walther sieht das anders.
Sie sterben durch das Blei, das er spuckt nämlich genauso wie alle und ihr Blut schmeckt ganz einfach nach Blut und nicht toxisch. Ich hab's probiert. Es schmeckt nach Rost. Sie sind Menschen, nichts anderes. Keine Monster. Ich sehe in ihre Gesichter, wenn sie unter mir liegen und ich ihre Taschen und Tornister leere.
Also wer ist jetzt unter?

Die Wewelsburg ist keine Burg, sondern ein Schloß, dass sie Burg genannt haben. Die Nazis nennen sie Ordensburg. Sie beten hier ihre schwarze Sonne an. Das sagt viel über sie und ihren Gott.

Sie wollen hier ihre Herrenmenschen erziehen und den herrischsten von ihnen geben sie Ringe mit der schwarzen Sonne darauf, damit sie nie vergessen, wie hervorragend ihr Wesen ist, an dem die Welt genesen wird.

Sie wollen Herrenmenschen erziehen. Sie wollen Auslese betreiben und den deutschen Geist säubern; von was auch immer. Dabei ist es so, dass sie nur alles beschmutzen und kontaminieren, solang, solange es Menschen gibt, die sich erinnern. Auslese und Säuberung. Das sind nette Begriffe, nur ziemlich blutbesudelt jetzt.*
Aber das ist deutsch jetzt. Das ist der Deutschorden und der Mythus des 20. Jahrhunderts. Sie wollen hier Herrenmenschen erziehen und die sollen dann über all die minderwertigen Völker Europas herrschen, die sie töten, vertreiben oder für immer zu ihren Sklaven machen wollen. Walther sieht das anders.

• nach Henryk Bereska
@*******blau So grausam wie es war... Hoffen wir, dass das eine Vergangenheit bleibt und nie wieder aufblüht.
*********trone Frau
901 Beiträge
Irgendwo im Ostallgäu ...
„Da jetzt runter?!“
Stella schaut entsetzt hinab in das Gewölbe, welches gefühlt dreihundert Meter unter uns liegt. Es gibt hier keinen Aufzug. Nur eine abgetretene Steintreppe mit unzähligen Stufen, die in einen Kreuzgang führen.

Während unsere Kollegen, ohne mit der Wimper zu zucken, sich auf den Weg nach unten zur weiteren Besichtigung begeben, hadert meine liebe Kollegin.
„Was sollen wir denn hier oben? Hier ist ja nichts, oder willst du die ganze Zeit auf der Holzbank neben Gundel sitzen und die Gäste vertreiben?“ mit einer Kopfbewegung deute ich in Richtung Fenster. Dort sitzt die pensionierte Grundschullehrerin im Dirndl und spielt für die Touristen auf einer Zither „Patrona Bavariae“.

Den Betriebsausflug auf die Ordensburg „zur lieben Frau der hl. gesprochenen Kaiserin Kunigunde“ hat diesmal unser Koch, der Udo organisiert. Er ist bekannt für seine Faszination der mittelalterlichen Historie. Die freien Tage verbringt er meist mit seiner Familie im nahegelegenen Nachbarort, wo Bauer Antes auf einem seiner Felder ein komplettes mittelalterliches Dorf eingerichtet hat. So richtig mit Zelten, Heuballen und Feuerstelle. Sonntags beim Aufwachen höre ich aus der Ferne den schepprigen Dreiklang einer Fanfare der Eggertsrieder Rollenspiel Convention.

Ich bin einmal bei Sonnenuntergang mit Asta, meiner Schäferhündin dort spazieren gegangen. Udo´s Frau und die mittlere Tochter standen plötzlich in einer Art Fantasiegewand am Wegesrand. Zwischen Dornenbusch und Bushaltestelle lugten sie mich an. Ihre Gesichter waren komplett schwarz angemalt. Ich habe mich zu Tode erschreckt. „Ich bin ein Ork!“, schrie die Kleine.

So war es kein Wunder, dass Udo uns in die alten Gewölbe mit anschließender Brotzeit im Sängersaal, führte. Da wir mit einem Unimog hoch und auch wieder runter ins Tal gebracht werden, klang das nach einem bequemen Ausflug in die Berge. Nichtsdestotrotz lohnt es sich immer ein paar bequeme Sachen anzuziehen.

Daran hatte Stella wohl nicht gedacht und das war nun wohl ihr Hauptproblem. „Na, ich weiß nicht“, jammert sie, „Och Menno.“ Wir blicken beide hinab auf ihre Schuhe – schwarze High Heels.

Stella schlüpft aus ihren hochhackigen Schuhen. „Na gut.“ seufzt sie und drückt diese mir wie selbstverständlich in die Hand. Leichten Schrittes, geht sie geschwind die Treppen hinab. Ihre schwarzen Locken wippen bei jeder Stufe und ich eile ihr hinterher, mit ihrem toxischen Fußgeruch in meiner Nase.
Unten angekommen sehen wir niemanden mehr. Alle sind in einem der vielen Gänge weitergezogen. Aus der Ferne hören wir Stimmen. Es ist sehr beengt und genervt suchen wir beide unsere Kollegen in den Kreuzgängen. Vor irgendeiner Holztür bleibt Stella stehen und horcht.

Leise öffnet sie die Tür. An einem großen runden Tisch sitzen statt unserer Kollegen, einige Bewohner aus Oberegenhof und Unteregenhof. Der bucklige Hermann, der Öko-Klaus und seine Lydia, die eingebildete Diana aus dem Friseurladen mit ihrer besten Freundin Susi und sogar die drei Gebrüder Mayerhofer aus der Eishockeymannschaft. Ein Raunen geht durch die Menge und einige schauen verschämt in unsere Richtung. Auf dem runden Tisch liegen Sexspielzeuge und merkwürdige Sachen wie Lederpeitschen, Handschellen und Dinger die aussehen wie Miniatur Paddeln.

Ein großgewachsener Kerl im Anzug steht vor einer Leinwand und zeigt mit einem Stab auf eine Projektion. Dort sehen wir das Abbild einer Frau, die kopfüber gefesselt mit einem roten Ball im Mund an einem Holzgebälk baumelt. Ich möchte nicht lügen, aber es könnte sich hier um eine Art Seminar für BDSM Praktiken handeln.

„Da sind sie ja endlich! Hatten sie eine angenehme Anreise?“ Alle Augenpaare sind auf uns gerichtet.

„Schönen guten Tag, aber wir haben uns verlaufen. Eigentlich suchen wir unsere Kollegen aus dem Café Mozart. Entschuldigung“ lächelt Stella in die Runde. „Ach du Scheiße, lass uns abhauen.“, zischt sie mir ins Ohr. Ich winke schüchtern mit Stellas Schuhen in der Hand. Wir wirken wie zwei Tölpel, als wir uns beide gleichzeitig durch den hölzernen Türrahmen in Freiheit quetschen wollen. Das peitschende Klatschen des Zeigestabes auf dem Holztisch tönt durch das gesamte Gemäuer. Vor Schreck ziehen wir beide unsere Köpfe ein und erstarren.

„Hiergeblieben!“
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