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Geschichtenspiel Teil 45

@***a2 'Die machen was mit Ihnen' - 'Ja, meine Brüste fallen gleich raus' *haumichwech* wunderbar geschrieben! Lucky Leo!
Supercara in knappen Sätzen von der Inbox zum Kaufrausch ins Bett! *bravo*
****59 Frau
3.156 Beiträge
So, ihr Lieben, die neuen 8 um kurz vor 8. Let's fetz *liebguck*

Tulpe
Marienkäfer
Höllentrip
Frühjahr
engagieren
vernünftig
rauchen
glücklich
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Nun ist aber die Kreativität ausgebrochen, ja ist den schon Weihnachten?
*ggg*

@*******tee: Jetzt habe ich neulich erst den Film "Tanze Tango mit mir" im TV gesehen, da hat das Fernsehen endlich mal was anderes als Krimi abgeliefert und es war erstaunlich gut. Schön beschrieben, was Tanz mit Menschen Schönes und Positives machen kann ...

@*********rlan: Ich kenne Anton nicht, aber irgendwie sind sie alle gleich, schon wahr. Trotzdem rührend, ich hatte mal ein ähnliches Erlebnis als Fahrer im Zivildienst. So ein Mensch ist unendlich einsam, trotz Freundin.

@***a2: Yes. Ich mag Stakkato-Ein-Wort-Sätze. *ggg* Hoffentlich funkt nichts dazwischen. Es ist schwer in diesen hektischen Zeiten, die Welt nur mal für zwei Stunden vor der Tür zu lassen.

@****59: Danke für die neuen 8. Auf ein Neues!

*tipp*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Die Kunst der Tulpe
Vernünftig rauchen kann glücklich machen, nur wird es schnell zum Horrortrip, wenn sich in die Tulpe ein Marienkäfer eingeschlichen hat, der vorher auf einer Hanfplantage verweilte, für die die Betreiber im Frühjahr regelmäßig ein Agrarflugzeug für Pestizide engagieren.



****59 Frau
3.156 Beiträge
@*******tia *lol* Das ist wohl eine der kürzesten "Kurzgeschichten" ever *top2*
In meinem Kopf regt sich bisher leider noch gaaar nix, was meine Wörter anbetrifft *gruebel*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
@****59
Sagitta-Länge nannte man das hier mal, als ich noch ein Kurzgeschichten-Neuling war.
*ggg*
****59 Frau
3.156 Beiträge
Ja, das stimmt. Sagittalänge *g*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Die verlorene Generation“
Ich habe sie gesehen, mit ihnen gesprochen, mit ihnen geweint… mein Name tut rein gar nichts zur Sache, ebenso wenig mein Beruf oder wo ich wohne, wer ich bin…es ist egal.

Ich bin nur ein Mensch und was zählt ist das Herz. Ein Herz, welches Freude und Liebe schenken möchte und tagtäglich Leid erfährt.

Ich habe mit ihnen verzweifelt nach allen Seiten gesehen, einen winzigen Funken Normalität gesucht hinter dem Schreckenswall, bestehend aus blinder Angst und aggressiver Panik.

Wo ich sie gefunden habe… es spielt keine Rolle, es gibt sie überall… weltweit!
Wie das Land heißt…es ist egal…scheißegal, von mir aus könnt ihr es benennen wie ihr möchtet.

Takatuka-Land, Archipel New World, Bimshausen oder auch Absurdistan.
Ich habe ihn gesehen… den verlorenen Glanz in ihren Augen, genau wie die matten Perlen ihrer versteckten Tränen!

Es ist fast Frühjahr, zart taucht das erste Grün aus den kalten Hallen des Winters auf. Es gab schon einige recht warme Tage und selbst die Rosenstöcke im Garten haben bereits die ersten Blätter geboren, winzig klein leuchten sie in wunderschönen Rottönen. Eine Tulpe habe ich noch nicht erblickt, jedoch einige verirrte Marienkäfer. Selbige suchen die Wärme und, steht ein Fenster offen oder gar die Tür, flüchten sie gerne ins warme Hausinnere.

Flüchten oder auch entkommen… da bin ich wieder bei den Kindern. Junge Menschen vom Kindergartenalter über die Grundschule bis hin zu den weiterführenden Schulen. Wem gehören sie an? Wer begleitet sie? Wie wird die Geschichte sie später bezeichnen?

Mir drängt sich eine Bezeichnung auf „Die verlorene Generation“. Es sei denn, der die Welt beherrschende Irrsinn findet ein baldiges Ende. Allerdings schaut es im Moment nicht so aus und Kinder, welche einfach nur glücklich sein sollten und die Unbeschwertheit ihrer jungen Jahre genießen sollten, durchleben einen Höllentrip.

Ich denke an meine Kinder und an mein Enkelkind. Wie lange ich sie schon nicht mehr sah, wie lange es schon kein Gespräch mehr gab. Dass sie im Grunde nicht mehr viel von mir wissen und ich noch weniger von ihnen. Das Leben und unsere Gesellschaft entfremdet sich und besonders stark im letzten Jahr. Verschiedene Anschauungen, Spaltung und, ja, sogar Hass, trennen uns voneinander und viele sitzen auf einem kleinen Holzfloss, alleine ohne persönlichen Kontakt.

Weil das fast nicht mehr geht, quasi nicht mehr möglich ist, so sagt man es uns, und die Medien kochen es jeden Tag neu auf. Wie eine ausgelutschte Eintopfsuppe.

Social Distance und Digital Contact sind neben einigen anderen die neuen Zauberformeln.
Wo ist es geblieben, das erfrischende Lärmen und Lachen spielender Kinder auf den Straßen und Plätzen, in den Sportanlagen und auf den Spielplätzen, Orte, die verlassen vor sich hinwelken.

Manche engagieren sich, bemühen sich im Wirrwarr der täglichen News und Horrormeldungen einen klaren Kopf zu bewahren, vernünftig zu handeln. Doch geschürte Hysterie und das scheinbar angeborene Lemming-Verhalten dominieren.

Milliarden Menschen verstecken ihr Lachen, ihre Gefühle hinter uniform wirkenden Gesichtswindeln, erschrecken beim Näherkommen anderer Lebewesen, und gehen fluchtartig auf Abstand.

Die Kinder, die ich traf, erzählten mir, wie sehr sie ihren Kindergarten, ihre Schule vermissen, wie sehr ihnen ihre Freunde fehlen und wie einsam Kindergeburtstage in dieser seltsamen Zeit sein können.

Traurig lese ich Berichte über eine deutlich erhöhte Selbstmordquote, sogar schon bei Kindern, über ansteigende Arbeitslosigkeit, eine riesige Kurzarbeiterwelle und Zehntausende vernichtete Existenzen und Selbstständigkeiten.

Testen und Impfen ist das Hauptthema in den Resten der Minimal Kommunikation und prägt täglich die Titelseiten und Nachrichtenheadlines.

„Was für eine Scheißwelt, um darin aufzuwachsen,“ wie von selbst drängen sich diese wenigen Worte über meine Lippen, gekoppelt mit der Erinnerung an meine Kindheit und Jugend, die all diesen Nonsens nicht kannte.

„Hallo, eine rauchen?“

Fast überhöre ich die Frage, so schüchtern und leise klingt sie heran. Das zerknitterte Zigarettenpäckchen, das mir eine schwielige Männerhand unter die Nase hält, lässt mich erst die Nähe eines anderen Menschen bemerken.

Ich schaue auf, blicke in graue Augen und ein stofffreies, bärtiges Gesicht.

Ein Mann in meinem Alter mit einem verlegen-freundlichen Lächeln.

„Gerne,“ antworte ich und nehme das freundliche Angebot dankend an.

Einer wie ich, denke ich noch, oder zumindest mir ähnlich.

Noch lange sitzen wir auf der einsamen Parkbank, reden über uns, über unsere Kinder und über die Kinder der Welt. Die unglücklichen und gequälten Seelen die die Geschichtsschreibung vielleicht irgendwann wirklich einmal „Die verlorene Generation“ nennen wird!!!

Kamasutra 17.03.2021
*******iva Frau
1.028 Beiträge
*snief2* 🙏❤💋
****59 Frau
3.156 Beiträge
Das geht sehr zu Herzen. Vielen Dank @*********2016 *spitze*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Ja, sie ist schwer diese Zeit. Ja, die Regierung vermurkst es seit März 2020. Ja, viele Menschen haben Angst - aber die hatten sie schon immer. Heute Corona, gestern Flüchtlinge, vorgestern Bankenkrise, vorvorgestern die Russen ...

Schön geschrieben, @*********2016. Ich bin aber ein Mensch, der nicht von einer verlorenen Generation reden will. Ich will die Grautöne da draußen nicht noch dunkler und bedrohlicher malen.

Ich bin lieber der Typ, der mit einem Eimer Farbe rausgeht. Auch wenn das nicht immer einfach ist ...
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Geht mir ähnlich wie @*******tia. Ich mag unsere schwierige Situation nicht in Schwarz-Weiß sehen, weil sie das nämlich gar nicht ist. Es sei den, man stilisiert sich zum Opfer der Ereignisse.

Was ich damit sagen will?

Nun, ein jeder hat es für sich selbst in der Hand, was er aus seiner Situation macht. Durch welche Wahrnehmungsbrille er seine Welt betrachten mag oder eben nicht.

Meine Welt ist trotz Corona sehr bunt, war sie vorher schon, doch Corona hat dies noch bestärkt. Ich tue sehr viel für mich selbst, meine Familie u meine Freunde, und ich nutze die Freiheit der großen Einschränkungen sinnvoll aus. Ich habe in dieser schwierigen Zeit sogar eine Arbeit als Mediengestalter gefunden.

Klar gibt es auch finstere Tage, aber die guten Tage wiegen diese immer wieder auf.

Und so geht es auch meiner Familie u meinen Freunden. Und wir trösten uns einander, wenn es mal doof läuft.

Dein Text malt mir das alles einseitig zu schwarz und auch sehr einseitig. Sorry.

P. S. Und wer hier die Lemminge sind, liegt im Auge des jeweiligen Betrachters. Für mich sind das die verschwörunstheoretiker, nazis, impfgegner und deren Mitläufer, die "wir sind das Volk skandieren"und von Diktatur schreien.Und unser dt Geschichte mit Füßen treten.die haben in meinen Augen nichts verstanden.
red
*******tee Frau
7.203 Beiträge
Lieber @*********2016 deine Geschichte ist sehr schön geschrieben, ist authentisch, kommt von Herzen, das spürt man sehr deutlich beim lesen. *top*
*danke*
Zitat von *********ose_K:
Nun, ein jeder hat es für sich selbst in der Hand, was er aus seiner Situation macht. Durch welche Wahrnehmungsbrille er seine Welt betrachten mag oder eben nicht.
Da kann ich Dir nur beipflichten.
Man kann permanent auf einen dunklen Fleck starren und darüber weinen, wie dunkel er doch ist, man kann aber auch den Blickwinkel erweitern.

Zitat von *********2016:
Wo ist es geblieben, das erfrischende Lärmen und Lachen spielender Kinder auf den Straßen und Plätzen, in den Sportanlagen und auf den Spielplätzen, Orte, die verlassen vor sich hinwelken.
Bei mir toben und lachen sie von 08:00 bis 20:00 hinterm Haus, die Leute flanieren durch den Park, walken im Wald, allein, zu zweit, in Gruppen. Das Leben verlagert sich. Und wenn man es sehen will, sieht man es auch.
*******iva Frau
1.028 Beiträge
Haben es auch unsere Kinder "selbst in der Hand"? Wie egoistisch ist das denn?
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Die Eltern der Kinder schon. Die leben ihrem Nachwuchs etwas vor. Sind Vorbilder oder eben nicht. Und sie können ihren Kids dabei helfen, mit den derzeit schwierigen Bedingungen halbwegs klar zu kommen. Das erlebe ich jedenfalls so in meinem Umfeld. Wenn sie allerdings in der Opfer Rolle für die eigene politische Agitation hochstilisiert werden, haben sie keine Chance. Das stimmt.

Ach ich lasse das hier lieber. Ist sowieso sinnlos diese Diskussion. Eure Welt der Wahrnehmung ist nicht meine und meine ist nicht eure. Und ich sehe keinen Sinn darin sinnlos meine Energie in so einer Diskussion zu verschwenden.
Zitat von *******iva:
Haben es auch unsere Kinder "selbst in der Hand"? Wie egoistisch ist das denn?
Egoistisch ist, sie zu kleinen Soldaten zu erziehen, die nur mit dem Leitspruch der Eltern ins Leben ziehen und in ein Denk-Korsett gepresst werden.
Ein einseitiges Denk-Korsett, wie ihr, @*********2016 und @*******iva es immer wieder propagiert.

Sinnvolle Erziehung ist, ihnen beizubringen, mehrere Blickwinkel in Betracht zu ziehen, bei jedem das Für und Wider abzuwägen und mit diesem Wissen eine für sie vertretbare Konsequenz zu ziehen. Das geht schon bei Kleinkindern - schließlich sind sie keine hirnlosen Idioten.
Man muss nur genug Toleranz haben, um akzeptieren zu können, dass sie auch mal eine andere Entscheidung fällen als wir.

Das ist keine bloße Meinung von mir. Ich weiß, dass es geht, denn meine Tochter habe ich genau so erzogen.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Wenn es sprießt
Der Schlabbergugg zündete die bunten Flugkerzen an und stellte sie mit seinen Pranken behutsam inmitten die Kaskaden aus Schwarzen Nebelschwaden, die sich wie Schlangen vom Fuße des Schreins der Wiederkehrer zum Ufer des Klärisees wanden, um sich schließlich mit dessen Wassern zu waschen.
Die Lichter der Flugkerzen flackerten im Widerstand der Finsternis der sich dahinwindenden Schwaden und schrieben sich immer wieder Wörter der lauten und leisen sowie holperigen Herzschläge zu. Doch Schlabbergugg hatte nur Augen für die fliegenden Horden aus Mohdschegiebchen, die seinen Kopf umschwirrten und sich dabei gegenseitig mit ihren verrußten Pünktchens und erröteten Antons bewarfen und die Sternlein vom Himmel der Mitnacht lachten, damit diese ihnen auf dem Höllentrip der Verdammnis heimleuchten konnten. Er wedelte ihnen mit den Tulpen auf seinem Kopf entgegen und lud sie ein, sich auf seinem Haupt niederzulassen.

Das Frühjahr hatte sich längst mit Übellaunigkeit eingeläutet, und des Schlabberguggs Herz floss über vor dem Sehnen nach der Samigkeit zweier Seelen in seiner Brust.
Die eine machte ihn lose in Zeit und Raum und wünschte ihn stets und ständig in die Fürsorglichkeit der Arme seiner weißen Braut, damit er sich so klein, wie er sich wünschte mit ihrer Obhut bedecken konnte.
Die andere war ständig auf der Flucht vor der Stille, vor seiner Liebe nach sich selbst und wusste nicht so recht, ob sie genau dort sein wollte, wo er seine Schritte tat. Sie rauchte Schlabbergugg in ihrer Pfeife und ward glücklich, wenn er die Nebenschwaden am Klärisee schwarz färbte, um seine Wiederkehrer damit zu verwirren.

Die weiße Braut hatte Schlabbergugg nicht im Klärisee gebadet, sondern ihm vernünftig zugeflüstert, wie er des Pudels Kern ganz ohne Gewalt brechen und zum Erblühen bringen könne. Doch Schlabbergugg zweifelte an seiner Fähigkeit dazu und engagierte seine Bücherwürmer, alles im Lesegarten seiner Welt noch einmal zu durchforsten. Denn er hatte nicht bedacht, dass ein Baum der Liebe des Selbst auch Platz im Leben benötigt …

© CRK, G, 03/2020



Reizworte:


  • Tulpe
  • Marienkäfer
  • Höllentrip
  • Frühjahr
  • engagieren
  • vernünftig
  • rauchen
  • glücklich


****59 Frau
3.156 Beiträge
@*********ose_K
Abgefahrene Geschichte, die du aus den acht Wörtern gezaubert hast (im wahrsten Sinne des Wortes).

Denn er hatte nicht bedacht, dass ein Baum der Liebe des Selbst auch Platz im Leben benötigt

*bravo*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Zitat von *********ose_K:

Das Frühjahr hatte sich längst mit Übellaunigkeit eingeläutet, und des Schlabberguggs Herz floss über vor dem Sehnen nach der Samigkeit zweier Seelen in seiner Brust.

Hammer Geschichte, hammer Satz! *bravo*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
Und da wir es vorhin von Kindern hatten. Es gibt zwei Sachen zu bedenken:

Wir leben auf einer Kugel und wir sind in einer Pandemie. Je früher wir die Pandemie gestoppt bekommen, desto weniger Kinder werden darunter leiden, hier und in armen Gebieten des Planeten, die weniger von Allem haben. Es geht um alle Kinder.

Es ist eine Ausnahmesituation, eine Krise und die Kinder spüren das. Sie spüren, dass die Welt nicht normal ist und das macht ihnen Angst. Die Gesichter mit den Masken machen ihnen Angst. Die erbitterte Uneinigkeit der Erwachsenen macht ihnen Angst. Meinem Kind machen die Covidioten Angst, weil alles Irrationale ihn verunsichert. Es ist keine leichte Zeit für die Kinder, aber, auch wenns hart klingt, es gibt Schlimmeres. Wir haben 75 Jahre des nie gesehenen Wohlstands und nie erlebten Friedens hinter uns. Andere Gegenden nicht. Unsere Kinder müssen keine Angst um ihr Leben haben. Jetzt müssen sie ein besonderes Jahr in ihrem Leben ertragen, das voll Einschränkungen ist und seine Narben hinterlassen wird. Aber das ist Schicksal, auch wenn das hart klingt.

Stoppen wir die Pandemie spät oder lassen sie laufen, verbreitet sie sich über den ganzen Globus und erwischt die Schwachen. Nur dass es in der dritten Welt nicht nur die Alten betrifft und dass die nicht viele Beatmungsgeräte haben.

Wir müssen diese Pandemie als Herausforderung betrachten, die sich an die Zivilisation der Menschen richtet, die auf einem kleinen Planeten leben. Wir müssen das Problem global betrachten und nicht nur die Menschen in unserer Umgebung oder unserem Land sehen.
*******blau Mann
3.625 Beiträge
.
...und die Frauen spielten Baywatch...



Nun.
Ich wuchs auf zwischen Menschen, die ihre Leben in Flaschen lebten. Sie schwammen in ihnen.

Mein Großvater trug seine Flasche spazieren in seiner Sakkotasche. Standard.
Er trank seit und solang er sich seiner selbst erinnern konnte, was viel bedeutet, denn an sein Frühjahr erinnerte der alte Fuchs sich in seinem Winter weitaus besser, als an seinen Sommer und an seinen Herbst in Deutschland.

Mein Vater hatte sein viertes Bier bis zum Mittag getrunken, während er in der grauen Gießerei die schwarze Maschine bediente. Und was ihn anging, hatte er mit dem Trinken noch gar nicht begonnen. Was ihn anging, scheiterte Bier an der 10%-Hürde, um als ernsthafter Alkohol zu gelten.

Ich will nicht sagen, wir seien nie glücklich gewesen. Wir waren das schon. Ausgesprochen glücklich. Wir waren immer Viele zusammen in kleinen Wohnungen an den Abenden und das ist auch eine Form.
Das kleine Glück.

Dort, wo ich aufwuchs, in unserem Haus in unserer Siedlung, kannte ich kein einziges Kind, dessen Vater ich nicht schon hundsbetrunken gesehen hatte. Keines, dessen Vater ich nicht schon gesehen hatte, dass man ihn davonträgt oder festhält. Die Kinder waren geübt. Sie erkannten mit einem Blick, den sie warfen oder einem Wort, das sie hörten, ob der Vater noch diesseits oder jenseits des Ereignishorizonts war und waren entsprechend locker oder nervös. Und die Frauen spielten alle Baywatch.

Alle, die größer wie ich waren, tranken und rauchten und hatten Mentholbonbons in der Hosentasche. Standard. Warum?
Bruder, für die Freude, für die Freunde, für die Umarmung, für das Nichtalleinsein. Was weiß ich?
Für das kleine Glück. Für das kleine Aufbegehren der irrationalen Kleinen von unten gegen die vernünftigen Großen von oben.
Deswegen ist auch so oft eine Zigarette in der Hand, die den Kinderwagen führt. Was hast du gedacht? Das ist keine Entschuldigung, Bruder, das ist eine Einleitung.


Nun.
Das Finanzamt hat heute die Knarre gezogen. Wie im Film. Knarre raus und Bäm. Echt. Als ob!?
Bruder, die Finanzamtsfrau schreibt mir, sie wartet nicht mehr und ich muss blechen jetzt. Sie ist sehr engagiert gewesen in der Lösung meines "Problems", aber von mir kam ja nichts, entgegen meiner Zusage. Die Frau vom Finanzamt sollte mal meine Ex kennenlernen. Die sang mir dasselbe Lied. Und zwar alle Strophen plus Refrain: Sie engagiert/ich nicht/ich blechen.
Und ich soll der Steuer auch noch vierzig mal soviel blechen, wie ich eigentlich müsste. So siehts aus. Die Alte vom Finanzamt musste nämlich mich schätzen und überschätzte mich und da ist sie, was das angeht, die einzigste Frau in der Welt.

Ich hätte den Brief nicht öffnen sollen, genau wie die anderen toxischen Papiere hätte ich ihn in die Papiertonne nach unten stopfen sollen. Er kam mit Einschreiben vor ner Viertel Stunde und ich Arschloch hab noch unterschrieben, wegen der kleinen Postbotin und so.
Wir haben eine neue Postbotin, zuckersüßer Marienkäfer, und anstatt Nö zu sagen, wie gewohnt, und die Türe ohne Lächeln zu schließen, auch wie gewohnt, hab ich unterschrieben und völlig übertrieben beim Lächeln. Ich muss ausgesehen haben wie der scheiß Joker.

Und als ob das nicht genug wäre, als ob mein Leben eine Serie auf Netflix wäre und als ob Cronenberg diesen Höllentrip gedreht hätte mit Buscemi als mir, hab ich heute morgen in der Stadt mit dem Arsch auf nem Radweg geparkt, was niemand wissen konnte. Aber die eine Zettelhexe wusste es und ließ mir einen Strafzettel von 80 Euro raus. Danke, Zettelhexe! 80 Ocken, 80!
Ich hab keine 80 Euro für deinen gschissenen Radweg, Schätzchen, nimm deinen scheiß Zettel wieder mit und mach einen Plug daraus!

Aber mir wurscht jetzt. Scheiß auf alles! Ich wasch meinen Schwanz in der Spüle, zieh meine gute Jeans an, das gute Polo, mach mich schick, mach mich bettfett, hole mit dem Magneten Münzen aus der Ritze und durchsuche die Hosen und zwar alle.
Ich kontrolliere das Kommodendach und wenn genug Metall in meiner Hosentasche klimpert, geh ich aus dem Haus, pfeife, tanze, singe, fang an zu rennen und renn und renn bis ich vor Jürgens Kneipe stehe, frei atme und die Tür aufmache.
Ich begrüße Werauchimmerdaisch, lass mir einen Obstler und ein Pils in der Tulpe einschenken und trinke.
Ich trinke eins und ein weiteres und hab gerade erst angefangen. Ich schenk meine Probleme dem Wind und lass los. Ich lass mich volllaufen und alle Wolken abziehen. Für den Moment. Für den Abend.
Vergessen. Umarmen. Lachen.
Schunkeln. Trinken. Tanzen.
Vergessen. Umarmen. Lachen.
Schunkeln. Trinken. Schweigen.



Tulpe
Marienkäfer
Höllentrip
Frühjahr
engagieren
vernünftig
rauchen
glücklich

.
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Schöne Milieustudie, @*******blau.

Aber wie spielten die Frauen Baywatch? Zogen die die betrunkenen Männer wieder an Land?
Oder lagen die nur im Badeanzug auf Brettern?
*zwinker*
*******blau Mann
3.625 Beiträge
@*******tia
Dankesehr! Sie retteten die Ertrinkenden.
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