Vollmond
Buddha
Ruine
Katze
glauben
lachen
verstehen
reden
Die Moral von der Geschicht'
Wir waren im Regenwald unterwegs. Am Vorabend hatte es heftig geregnet, und die Äste hingen, schwer und nass, tief in unseren Weg.
„Pass auf, dass du dir keine Blutegel einfängst“, sagte ich zu David, einem Schweizer, den ich in Kandy/Sri Lanka, am Tempel des Zahns kennengelernt hatte. Der „Tempel des Zahns“ ist eine Pilgerstätte für Buddhisten und Menschen aus aller Herren Welt. Laut Überlieferung wird dort der Zahn Buddha's aufbewahrt.
Vor dem Tempel sieht man bunt geschmückte Elefanten, die sich offensichtlich schon an den Trubel der vielen Menschen gewöhnt haben. Im Innern des Tempels erwartet den Besucher ein Spektakel an Trommlern, Musik, und der monotone Gesang der Mönche. Beeindruckenderes habe ich selten gesehen.
„Wieso soll ich auf Blutegel aufpassen? Ich pass' vielleicht auf Schlangen oder Skorpione auf, aber doch nicht auf Blutegel? Wie kommst du denn da drauf?“ David trug, im Gegensatz zu mir, Bermudas, T-shirt und Sandalen.
„Mohan, mein guesthouse-Wirt, hat mich aber davor gewarnt“ erwiderte ich und schaute auf meine langen Hosen, die ich in feste Stiefel gesteckt hatte, und mein langärmliges T-shirt trug auch nicht gerade zur Entlüftung an diesem heissfeuchten Tag bei. Aber Schutz vor Ungeziefer musste sein!
Wir redeten wenig auf unserem Weg und genossen die Umgebung: Die ungewohnten Geräusche der Tiere, die wir noch nie gesehen hatten. Die Luft, die wir so noch nie gerochen hatten. Und Bäume, die in den Himmel zu wachsen schienen. Ein wahrlich mystischer Ort.
Nach gut einer Stunde Fussmarsch erreichten wir die Ruine, welche wir besichtigen wollten.
Affen kletterten darauf herum und brachen in lautes Geschrei aus, als sie uns erblickten. Es schien, als hätten sie von der Ruine Besitz ergriffen und duldeten kein anderes Lebewesen dort.
Obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt Affen immer niedlich fand und am liebsten Einen zuhause gehabt hätte, haben mir diese Spezies dann doch Furcht eingeflösst. Fletschende, spitze Zähne und ihr Gebrüll und Gebahren ließen uns dann alsbald wieder den Heimweg antreten.
„Zum Glück hast du kein Proviant dabei. Sie hätten dich sonst noch angefallen“ lachte David, der sich einen Spaß aus der Situation machte. „Heute ist Vollmond. Vielleicht sind sie auch deswegen so aggressiv.“
„Apropos Proviant, David. Ich habe Hunger. Gehen wir in Kandy noch etwas essen? Ich glaube, an der Colombo Road gibt es einen Roti Shop“.
Gesagt, getan. Wir verspeisten beide drei Rotis, und ich nahm noch einen Rest für die streunenden Katzen mit, die sich an meinem guesthouse herum trieben. Eine passendere Bezeichnung wäre wohl `Skelette auf vier Pfoten`. Sie waren so rappeldürr, diese armseligen Tiere, dass es einem den Atem verschlug, und ich verstand nicht, wie diese Katzen eigentlich noch lebensfähig waren.
Ich fütterte also die Katzen ( es sei dahin gestellt, ob das Füttern wirklich sinnvoll ist), und ging danach unter die heiß ersehnte Dusche.
Zuerst bemerkte ich es nicht, aber dann sah ich das rosafarbene Wasser, welches in den Abfluss lief.
Voll Panik checkte ich meinen Körper und sah mit Entsetzen, dass sich einige schwarzer Blutegel an meiner Wade festgesaugt hatten.
Ich klaubte sie voller Ekel ab und spülte sie den Abfluss hinunter. Sicherlich war das nicht in buddhistischem Sinne, aber ich war heilfroh, dass ich die Viecher losgeworden war.
Und die Moral von der Geschicht': geh in einen nassen Regenwald nicht...
Wie es David erging, habe ich übrigens nie erfahren...
Juli 2021 (c)Devi59
Buddha
Ruine
Katze
glauben
lachen
verstehen
reden
Die Moral von der Geschicht'
Wir waren im Regenwald unterwegs. Am Vorabend hatte es heftig geregnet, und die Äste hingen, schwer und nass, tief in unseren Weg.
„Pass auf, dass du dir keine Blutegel einfängst“, sagte ich zu David, einem Schweizer, den ich in Kandy/Sri Lanka, am Tempel des Zahns kennengelernt hatte. Der „Tempel des Zahns“ ist eine Pilgerstätte für Buddhisten und Menschen aus aller Herren Welt. Laut Überlieferung wird dort der Zahn Buddha's aufbewahrt.
Vor dem Tempel sieht man bunt geschmückte Elefanten, die sich offensichtlich schon an den Trubel der vielen Menschen gewöhnt haben. Im Innern des Tempels erwartet den Besucher ein Spektakel an Trommlern, Musik, und der monotone Gesang der Mönche. Beeindruckenderes habe ich selten gesehen.
„Wieso soll ich auf Blutegel aufpassen? Ich pass' vielleicht auf Schlangen oder Skorpione auf, aber doch nicht auf Blutegel? Wie kommst du denn da drauf?“ David trug, im Gegensatz zu mir, Bermudas, T-shirt und Sandalen.
„Mohan, mein guesthouse-Wirt, hat mich aber davor gewarnt“ erwiderte ich und schaute auf meine langen Hosen, die ich in feste Stiefel gesteckt hatte, und mein langärmliges T-shirt trug auch nicht gerade zur Entlüftung an diesem heissfeuchten Tag bei. Aber Schutz vor Ungeziefer musste sein!
Wir redeten wenig auf unserem Weg und genossen die Umgebung: Die ungewohnten Geräusche der Tiere, die wir noch nie gesehen hatten. Die Luft, die wir so noch nie gerochen hatten. Und Bäume, die in den Himmel zu wachsen schienen. Ein wahrlich mystischer Ort.
Nach gut einer Stunde Fussmarsch erreichten wir die Ruine, welche wir besichtigen wollten.
Affen kletterten darauf herum und brachen in lautes Geschrei aus, als sie uns erblickten. Es schien, als hätten sie von der Ruine Besitz ergriffen und duldeten kein anderes Lebewesen dort.
Obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt Affen immer niedlich fand und am liebsten Einen zuhause gehabt hätte, haben mir diese Spezies dann doch Furcht eingeflösst. Fletschende, spitze Zähne und ihr Gebrüll und Gebahren ließen uns dann alsbald wieder den Heimweg antreten.
„Zum Glück hast du kein Proviant dabei. Sie hätten dich sonst noch angefallen“ lachte David, der sich einen Spaß aus der Situation machte. „Heute ist Vollmond. Vielleicht sind sie auch deswegen so aggressiv.“
„Apropos Proviant, David. Ich habe Hunger. Gehen wir in Kandy noch etwas essen? Ich glaube, an der Colombo Road gibt es einen Roti Shop“.
Gesagt, getan. Wir verspeisten beide drei Rotis, und ich nahm noch einen Rest für die streunenden Katzen mit, die sich an meinem guesthouse herum trieben. Eine passendere Bezeichnung wäre wohl `Skelette auf vier Pfoten`. Sie waren so rappeldürr, diese armseligen Tiere, dass es einem den Atem verschlug, und ich verstand nicht, wie diese Katzen eigentlich noch lebensfähig waren.
Ich fütterte also die Katzen ( es sei dahin gestellt, ob das Füttern wirklich sinnvoll ist), und ging danach unter die heiß ersehnte Dusche.
Zuerst bemerkte ich es nicht, aber dann sah ich das rosafarbene Wasser, welches in den Abfluss lief.
Voll Panik checkte ich meinen Körper und sah mit Entsetzen, dass sich einige schwarzer Blutegel an meiner Wade festgesaugt hatten.
Ich klaubte sie voller Ekel ab und spülte sie den Abfluss hinunter. Sicherlich war das nicht in buddhistischem Sinne, aber ich war heilfroh, dass ich die Viecher losgeworden war.
Und die Moral von der Geschicht': geh in einen nassen Regenwald nicht...
Wie es David erging, habe ich übrigens nie erfahren...
Juli 2021 (c)Devi59