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Geschichtenspiel Teil 45

*********trone Frau
901 Beiträge
Farbenland
Wir wohnten damals im Ockerbruch, ein kleiner Randbezirk des Dorfes Gelbingen und etwa drei Kilometer von der nächsten Kleinstadt Königsblau.
Unser kleines Haus war bunt und schillerte in vielen Farben. Meistens trug ich eine magentafarbene Jacke zu meiner mausgrauen Hose und das war schon ein Problem. Die meisten Kinder trugen entweder Gelb, Blau oder Rot. Sie wohnten in Drei- bis Vierzimmerwohnungen, stattlichen Bauernhöfen oder in ordentlichen Reihenhäusern. Alle diese Häuser waren auch in Gelb, Blau oder Rot gestrichen.

Da meine Mutter aus Orangenland stammt, sprachen wir eine andere Sprache. Die in unserem Dorf war weiß-blauisch und ich hatte Mühe da mitzukommen.

Meine Mutter arbeitete hart und verdiente unser Brot. Vater, der als Künstler leider nie wirklich liquide war, sorgte immer für uns und war immer da.

Auf dem Schulweg lief ich immer drei Meter hinter den Mädchen aus der Nachbarschaft. Ich werde nie diesen Blick auf die nagelneuen Schulranzen von Steffi, Katrin und Andrea vergessen. Alle in Gelb, das war die Farbe schlechthin. Meiner war leider ein bisschen hellblau, aber dafür mit viel marsgelben Sticker versehen. Trotzdem – es war nun mal eben kein richtiger Gelber.

Unser ganzes Farbenland war lange in Ost und West getrennt durch eine Mauer.

Eines Tages – ihr erinnert Euch – fiel diese Mauer.

Das war auch sehr spürbar in Südfarbland. Mit einem Schlag hatten wir sehr viele neue Dorfbewohner aus Ostfarbland und sie lebten alle in einem ehemaligen großen Gasthof unweit von Ockerbruch, dessen verblichener Außen Putz nur noch ein Sud aus Lavendel-Lila und Cyan-Blau bestand. Die Außenwände bröckelten und erinnerten an die alten blauen Zeiten.

Schnell fand ich unter den neuen Dorfbewohnern Freundinnen. Mit Kathleen verstand ich mich besonders gut. Sie erzählte mir viel aus ihrem alten Wohnort hinter der Grenze. Sie hatte dort nur eine blaue Uniform. Ansonsten trug sie, genauso wie ich, viele farbenfrohe Kleidung. Auch ihre Mutter hat viel Kleidung selbst genäht und sei froh, dass sie mich kennengelernt hat. Kathleen hatte schon ein bisschen Angst vor ihrer neuen Heimat, wo sich alle gelbe, rote oder blaue Kleidung leisten konnten.

Auch sie zog sich meistens bunte Hosen zu ihren hellrosa T-Shirts. Wir tauschten oft Klamotten aus und abends schnappten wir unsere Leinwand mit all den Malsachen und setzten uns an den Grünsee. Unserer Fantasie war keine Grenzen gesetzt. Wir nutzten nicht nur Pinsel und Farbe, sondern auch braune Blätter, froschgrüne Gräser oder alles was bunt und formbar war und auf unser eigenes Bild passte. Das schönste Bild nannten wir dann „Raub der Primärfarben“ und wir pinselten alles darauf, was wir an Farben mischen konnten. Mein Vater besprühte die Oberfläche sorgfältig mit einem Lack, sodass die Erinnerungen ewig leuchten. Noch heute hängt es bei mir im Wohnzimmer über mein aschgraues Sofa.

Irgendwann zog die Familie von Kathleen um. Sie hatten eine gelbe Wohnung am Stadtrand Königsblau bezogen. Bald hatte sie immer weniger Zeit zum Malen am Abend. Schließlich hatte sie keine Zeit mehr. Gelegentlich quatschten wir noch auf dem Schulhof. Ich traf sie aber nur noch in roter Kleidung an. Jeans, T-Shirt, Schuhe – alles hundertprozentig rot.
Eines Tages stieg sie aus dem Bus. Ihre Haare waren nun dauergewellt und sie sah hübsch aus. Als sie mich sah, drehte sie ihren Walkman auf Laut und wechselte die Straßenseite.


Ich war wirklich traurig, aber eine schöne farbenfrohe Erinnerung an damals habe ich mir bewahrt. Zumindest gab ich ihr für den Anfang hier in Westfarbenland ein Stück Heimat und vielleicht erinnert sie sich heute an mich.
Bildquelle: Pixabay
****59 Frau
3.156 Beiträge
So schööön @*********trone *wolke7*

*spitze*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Jetzt ist mir Blumfeld in den Sinn gekommen:

*******ush Frau
1.264 Beiträge
Herbstzeitlose
An und für sich verstehe ich ja nichts von Kunst. Also, Malerei. Als wir damals in der Schule wählen mussten, habe ich mich für Musik entschieden. Nicht eine Sekunde habe ich darüber nachgedacht, Kunsterziehung zu nehmen. Nicht mein Metier.

Im Studium - Anglistik auf Lehramt - lernte ich auf einer Party im Wohnheim Robert kennen, einen enthusiastischen, jungen Maler, und wie es dann so geht, wenn man noch unerfahren, ahnungslos und formbar ist: Ruckzuck stand ich im alten Ockerbruch, fror wie ein Schneider und ließ mich von Robert zeichnen.

Er mit seinem Skizzierblock in der Hand und eifriger Konzentration im Gesicht. Ich mit nichts an, vor den Bäumen hin und her tapsend, bis er mich anwies: "Stopp, jetzt bleib so!" Ein relativ warmer Herbsttag Anfang Oktober, herrlicher Sonnenschein, die Blätter an den Bäumen in den leuchtendsten Farben. Tolle Kulisse. Und mittendrin ich. Stillstehend. Zitternd. Verknallt.

Wir sind nicht lange zusammengeblieben, Robert und ich, uns verband nicht viel außer dieser ersten Verliebtheit. Es hat nur für dieses eine Bild gelangt, vor dem ich jetzt stehe. "Herbstzeitlose vor dem Raub der Unschuld", Öl auf Leinwand. Eine nackte Frau bei einem Spaziergang vor einer Herbstlandschaft. Ob es gut ist? Keine Ahnung. Wie gesagt, davon verstehe ich nichts. Aber irgendwer hier in der Galerie muss das wohl gedacht haben. Unten klebt ein roter Punkt, es ist bereits verkauft.

Ehrlich gesagt, kann ich es nicht nachvollziehen. Ich sehe wirbelnde, liquide Herbstfarben, ein Sud aus Laub und Holz und blasslila Blümchen, und davor eine menschliche Figur, sehr klein, nur wenige Pinselstriche. Zu erkennen bin ich nicht. Ist das Expressionismus? Impressionismus? Weiß der Geier, was für eine Einordnung die Kunstwelt in ihrer Fachsprache dafür vorsieht. Wenn es den Gemütszustand des Modells bezeichnet, das für dieses Bild nackt in der Landschaft herumturnen durfte, dann wäre wohl "Naiv" die passende Kategorie. Und was soll das überhaupt mit dem Raub der Unschuld? Als ob!

Wenn ich das Bild anschaue, jetzt, nach 35 Jahren, dann frage ich mich wirklich, wozu er mich als Modell gebraucht hat. Das habe ich damals schon nicht richtig verstanden. Naja. Er Kunst. Ich Musik. Das konnte ja nicht gutgehen.
*******nd29 Mann
734 Beiträge
Müsligedanken

Es ist noch Zeit bis zum Tatort und auch bis zum Erscheinen der neuen Wörter für unser Geschichtenspiel. An so einem lausigen Sonntag wie heute hätte ich mir noch ein paar Last-Minute-Geschichten gewünscht. Bei dieser Kühle hilft nur ein Sud mit getrockneten Blättern, wenn man sich nicht gleich mit liquiden Betäubungsmitteln zudröhnen will. Meine Geschichte, die schon früh in der Woche entstanden ist, behandelt den Ockerbruch als Brösel von Gestein und nicht als Ort, wie man das hätte auch interpretieren können. Unsere Sprache lässt uns ja oft gewisse Freiheiten, wie man ein Wort in einen entsprechenden Zusammenhang stellen kann. Hier wurde aus Ocker, das in einem Ockerbruch geschlagen wurde Ockerbruch. Mit dem Cashewkernbruch für mein Müsli funktioniert das nicht, da Cashewkerne nicht in einem Bruch gewonnen werden, sondern einfach nur zerbröselt. Die sind auch nicht zu verflüssigen oder formbar, um sie auf eine Leinwand zu bringen. Es wäre auch ein Raub an meinem Müsli, das mir sonst unvollkommen erschiene.
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Ich habe die Ehre!

Heute gibt es zu Tatort Lasagne und für Euch die neuen 8:

Ordner
Rotzlöffel
Vollprofi
Püppchen
stimmen (kann man groß oder klein geschrieben nehmen)
laufen
Turmzimmer
heizen

Viele, Irritationen, Inspirationen und Ideen wünsche ich Euch!
*zwinker*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
@*******nd29

Hauptsache, der Cashewkernbruch führt nicht zum Backenzahnbruch.

*zwinker*
******eld Mann
2.191 Beiträge
Der alte Ordner hebt missmutig den Blick.
Ein rothaariger Rotzlöffel hat seiner kleinen Schwester das Püppchen stibitzt.
Sie versucht es ihm wieder abzujagen. Laut hallen ihre schnellen Schritte durch den Rittersaal.
Und obwohl herumtoben hier verboten ist, lässt er sie laufen.
Ganz der Vollprofi, der er eben ist.
Da ertönen auch schon die Stimmen der Eltern.

Er hasst die Wochenendgäste. Die Familien mit ihren Kindern.
Die Busladungen von Asiaten mit ihren ewig grinsenden Gesichtern hinter den Fotoapparaten.
Oder die Schlaumeier, die meinen sie müssten vor ihm mit ihrem angelesenen Wissen prahlen.
Aber am schlimmsten sind die Schulklassen.

Heute Abend wird es wieder einmal eine dieser ganz besonderen Veranstaltungen auf dem Schloss geben. Bald würde sich der Vorhof mit Luxuskarossen füllen.
Gut situierte Männer in feinen, dunklen Anzügen werden die Stufen emporsteigen. Begleitet von schönen Frauen im gewagten Abendkleidern.
Bis dahin wird er seine burgunderfarbene Livree gegen ein schwarzes Lederkostüm getauscht haben.
Wie immer würde er total nassgeschwitzt sein, wenn er es Stunden später wieder ablegen würde.
Und wie jedes Mal wäre da dieser Ekel. Vor sich selbst und vor dem, was er in den Stunden zuvor getan hatte.
Aber er war Vollprofi.

16 Uhr. Zeit das Turmzimmer zu heizen.
*********trone Frau
901 Beiträge
„Das muss doch stimmen, verdammt.“ Stella atmet den Rauch ihrer Zigarette aus und starrt in ihr Smartphone. Ein weiteres Mal tippt sie die Adresse der Muffathalle ein. Es ist stockdunkel und im Schein einer Straßenlaterne glänzen ihre wuscheligen Haare. Wir haben uns in ganz „Britpop-Mäßig“ gestylt: ausgeleierte Jeans, verwaschenes T-Shirt und Lederjacke. Tapfer bei fünf Grad über null.
Um neunzehn Uhr ist Einlass und eine Stunde später beginnt das Konzert. Wir haben etwa noch zwanzig Minuten.

Nachdem Stella vor zwei Monaten mit einem englischen Gast im Turmzimmergeflirtet hat, trinkt sie Schwarztee mit Milch und ist ein Fan der Band „The Sniffs“ geworden, ohne je einen Song von denen gehört zu haben. Steve hat ihr eine Kassette der Band geschenkt. Ganz cool, wir haben seit zwanzig Jahren keinen Kassettenspieler mehr. Youtube gibt nur einen Song her. Es klingt gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie lässig. So anders halt.
Es reicht, um sich zwei Stunden mit dem Zug auf nach München zu machen. Das sind die goldenen Momente, wenn wir uns von den übrigen Dorfbewohnern abheben wollen und es irgendwie immer in die Hose geht.
Nun stehen wir hier, orientierungslos im Glockenbachviertel. Zwei betrunkene Transvestiten heizen mit einem E-Scooter an uns vorbei und fahren uns fast über den Haufen.
Genervt tippe ich ebenfalls den Namen der Konzerthalle in mein Smartphone ein. Die Koordinaten verraten mir, dass wir noch gute zwei Kilometer davon entfernt sind.
„Komm, wir laufen Richtung Isar. Dann schaffen wir es noch vor acht.“ Ich ziehe sie am Ärmel in Richtung Osten.
„Aber wieso?! Wir sind doch fast um die Ecke?“ Stella reißt sich los und marschiert weiter in Richtung Westen.
Manchmal ist Stella eben der Inbegriff einer dusseligen Kuh. Nur das „Else Tetzlaff“ wenigstens noch kochen konnte. Das Problem ist, dass Stella automatisch von sich auch auf mich schließt und mich für mindestens genauso blöd hält. Sie verlässt sich lieber auf die Aussagen eines „Vollprofi´s“, selbst wenn ich das Gleiche sage.

Vor Tür eines Lokals namens Ochsengarten steht ein stattlicher Mann in Lederoutfit. Stella geht auf den Ordner zur und blickt ihn flehentlich an.
„Na ihr Püppchen, wo solls denn hingehen?“ verzweifelt schildert sie ihm unsere Lage und im ruhigen Ton erklärt er uns geduldig den gleichen Weg, den ich Stella auch schon vorgeschlagen habe. Stella nickt eifrig. Ich rolle mit den Augen. „Else Tetzlaff“ halt.

Als wir etwa eine halbe Stunde später in einer Traube von Menschen vor der Konzerthalle stehen, rüttelt sie mich nervös am Oberarm.

„Jetzt guck mal!“

Joel Mc Dorman, der Frontmann der Band, lehnt sich lässig an einem Stehtisch und trinkt ein Pils aus der Flasche. Sie schiebt mich in seine Richtung und zischt mir zu, ich solle ihn bitten ein Foto von ihm und ihr machen. Lächelnd zücke ich mein Smartphone als ich vor ihm stehe. „May i take a photo of you with my friend Stella?“
„Nice Tits.“ Entgegnet er mir als er sich unterdessen eine Fluppe anzündet. Was für ein Rotzlöffel und dann ist er noch einen halben Kopf kleiner als ich.

Ohne eine Antwort abzuwarten, baut sich Stella neben ihn auf und strahlt wie Plutonium. Auch der Frontsänger nimmt Haltung an, neigt seinen Kopf seitlich weg von ihr und blickt betont gelangweilt drein. Sein schief geschnittenes Pony verdeckt sein rechtes Auge. Mit ihren Highheels überragt sie ihn deutlich um zwei Köpfe, drückt ihren Rücken durch und macht sich dadurch noch größer.

In dem Moment als, als Mc Dorman niesen muss und eine Ladung Pilsener aus seinen Nasenlöchern schießt, drücke ich auf den Auslöser.
„Fuck.“ Angewidert zieht er den Rotz hoch.
Macht nichts. Instagram hat bestimmt ein Plätzchen für dieses Foto, inklusive namentliche Erwähnung.
*******ush Frau
1.264 Beiträge
Draußen
"Ist das dein Ernst? Dieser Poser?"

"Ernst? Nein. Nur ein bisschen flirten. Vielleicht. Wenn überhaupt. Ich kann es doch einfach mal laufen lassen."

"Er ist ein Werbefutzi, Vollprofi im Rumlabern. Das ist der Inbegriff des Posertums!"

"Ich weiß."

"Ich war auch mal so einer."

"Ja. Aber du hast dich geändert!"

"Und wo hat es mich hingebracht?"

"Zu mir..."

"Ja, aber erst, als ich kein Poser mehr war. Vorher hat es mich an die Flasche gebracht. Ist in der Branche recht verbreitet. Viele Alkis."

"Vielleicht ist der ja gar kein Alki?"

"Nein, aber ein Poser ist er trotzdem. Und du willst jetzt ernsthaft mit so einem..."

"Nein, will ich nicht, und ernsthaft sowieso nicht. Ich denke, mehr als ein schriftlicher Austausch wird das nicht."

"Hast du Anhaltspunkte dafür, dass er trotz seines Berufes kein Poser ist?"

"Nein..."

"Werbefutzis, Börsianer und Handyverkäufer – alles Poser. Zu cool zum Scheißen."

Sie muss lachen. "Zumindest gibt er sich so."

"Poser! Willst du hinter die Fassade schauen?"

"Weiß ich nicht. Was, wenn da nur Hohlraum ist? Nicht mal ein Rotzlöffel?"

"Wieso Rotzlöffel?"

"Weil er schon ziemlich garstig rüberkommt. Im ersten Moment denke ich, hui, ein Netter, und dann schubst er mich weg, ich sei 'draußen'. Wenn er mich draußen halten will, warum schreibt er mich dann überhaupt an?"

"Weil er bisher nicht sonderlich viel Erfolg hat hier auf der Plattform. Wie die meisten Solomänner."

"Weiß nicht. Er schreibt gut, und du weißt, was das für eine Wirkung auf Frauen hat. Hast du ja am eigenen Leibe gespürt!"

"Dass ich nicht lache! Gerade mal fünf Frauen, die ich im Laufe von 11 Jahren näher kennengelernt habe..."

"Dabei lässt du diejenigen unter den Tisch fallen, denen du deine Gunst gar nicht erst geschenkt hast, weil sie deinen Ansprüchen nicht genügt haben."

"Na, die zählen ja auch nicht. Das waren Püppchen. Und ich wette, dem Poser geht es genauso. Du hast was, das er sucht."

"Ein Ansammlung penetrierbarer Löcher?"

"EQ. Und IQ. Und du schreibst gut."

"Das sieht er aber ganz anders..."

"Und warum lässt er dich dann nicht in Ruhe? Nee, nee, der weiß das schon ganz genau. Du bist spannend, während er mit seiner Form von Dirty Talk einfach Langeweile erzeugt. Da waren wir uns doch immer einig, dass diese Typen einfallslos sind... Er ist nur nicht Manns genug, sich das einzugestehen. Weißt doch, wie das bei Schreibern ist: Du sollst keine Götter haben neben mir!"

"So bin ich auch. Und du auch! Und trotzdem hat es zwischen uns funktioniert..."

"Weil wir beide für einander das non plus ultra waren. Du für mich, ich für dich. Sowas passiert nicht oft. Du kannst nicht davon ausgehen, dass du das so schnell wieder findest."

"Weiß ich doch alles! Und mit meinem derzeitigen Liebhaber zum Beispiel erwarte ich das gar nicht."

"Der derzeitige ist was ganz anderes. Der tut dir gut. Gibt dir Sicherheit, fordert nicht zuviel, ist einfach da und nett und poppt gut. Der Poser ist nicht gut für dich. Warum schreibt er dich an, nur um dir zu sagen, dass er dich draußen halten will? Das ist überflüssig und arschig. Nein, der will dich vorheizen und dann warmhalten, weil er denkt, während er gemütlich weitersucht, verfällst du ihm."

"Die Chancen dafür stehen nicht gut."

"Natürlich nicht. Er hat noch nicht geschnallt, dass er nichts Besseres finden wird..."

"Ich glaube, du bist da nicht ganz objektiv."

"Das bin ich nicht, das soll wohl stimmen. Ich habe dich geliebt. Für mich warst du das Beste, das mir je passiert ist. Das hab ich dir immer wieder gesagt." Das ist richtig, und geschrieben hat er es ihr auch. Er sieht sie aufrichtig an aus seinen braunen Knopfaugen. "Ich möchte dich einfach davor schützen, auf einen Poser reinzufallen, wie ich selbst vor langer Zeit einer war."

"Hältst du mich für unfähig, mich selbst vor solchen Typen zu schützen?"

"Ganz und gar nicht! Aber vielleicht brauchst du einen Moment, bevor du ihn richtig einsortierst, du investierst Gefühl, und zack! Schon tut er dir weh."

"Nein, da besteht keine Gefahr. So nah hab ich ihn gar nicht an mich herangelassen, bevor er mich zum ersten Mal weggestoßen hat. Das Gefühl, das du mir vermittelt hast, und das Gefühl, das er mir vermittelt, liegen an entgegengesetzten Enden des Spektrums, ganz weit außen."

"Draußen."

"Draußen. Genau. Er hat nur noch nicht gerafft, dass dabei er derjenige ist, der sich draußen befindet."

"Warum hast du ihn nicht auf Igno gesetzt?"

"War mir den Aufwand nicht wert. Er hat ja nichts Böses getan..."

"Was, wenn er dich wieder anschreibt?"

Sie zuckt mit den Schultern. "Kommt drauf an. Wenn jede Mail damit endet, dass er mir wieder eine verplättet, dann werde ich ihn doch noch auf Igno setzen."

"Was meinst du, was er von dir für eine Reaktion erwartet?"

"Sicherlich keine 1000-Wörter-Unterhaltung mit dir!"

"Das ist ziemlich viel Ehre für einen Poser..."

"Zuviel?"

"Ist ja dein Kopf, deine Art, Dinge zu verarbeiten. Er hat dir eine verplättet, also gibt es einen Schlag zu verdauen, auch wenn es kein schwerer war. Und das läuft bei dir nun mal durch die Tatstatur. Du musst nicht so tun, als hätte es dich nicht angefressen. Das ist deine Stärke, fand ich immer. Dass du zu der Tatsache stehst, dass du fühlen kannst, und dass du das auch rüberbringst. Wenn sich jemand arschig verhält und das als Humor verkaufen will, dann musst du nicht so tun, als ließe dich das kalt. Zeig ihm einfach den Stinkefinger!"

"Dafür brauche ich aber keine 1000 Wörter!"

"Nee, Stinkefinger ist nur ein Wort. Die anderen 999 brauchst du für dich, zum Gedanken sortieren und zum Überlegen, ob du versuchen willst, hinter die Fassade von dem Poser-Werbefutzi zu sehen."

"Meinst du, das ist es wert?"

"Woher soll ich das wissen! Immerhin hast du schon 999 Wörter investiert. Schau, was du dafür bekommst!"

"Na, da ich draußen bin, wohl zumindest ein Kännchen Kaffee."

Wieder dieser Blick aus den braunen Knopfaugen. Wie lebendig er sie immer ansieht! "Draußen ist gar nicht schlecht, Draußen ist gut. Besser als im Turmzimmer zu sitzen wie Rapunzel mit Kurzhaarfrisur. Genieße das Draußen, schau dich um… und leb endlich wieder!"

Gerne würde sie seinen Rat annehmen. Diesen Ordner schließen. Sie legt den kleinen Plüschhusky, den ihr ihr Liebster kurz vor dem Herzinfarkt geschenkt hat, zur Seite. Noch stellt der Husky immer genau die richtigen Fragen. Sie geht aber davon aus, dass er irgendwann damit aufhört und sie ihren Kopf wieder für sich alleine hat. Und dann wird sie ihre Variation des Draußen genießen.
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.574 Beiträge
Zitat von *******ush:
Noch stellt der Husky immer genau die richtigen Fragen.
Solche Freunde sind einfach unbezahlbar! *ja*
*******nd29 Mann
734 Beiträge
Ritter Ferdinand

Ferdinand Rotzlöffel, Vollprofi im Erstürmen von Turmzimmern, wurde bekannt durch eine Rapunzelgeschichte. In seinem Fall ging es nicht wirklich um das verbreitete Märchen, sondern um eine Begebenheit, die tatsächlich wahr sein könnte. Zwar bedarf es einer gewissen Fantasie, die einen umhüllt, wenn man eine behütete Kindheit hatte und sich noch daran erinnern kann. Das Ausmisten von Herrn Rotzlöffels Büro hatte zur Folge, dass unzählige Ordner in der Ecke herumlagen und der kleine Ferdinand daraus einen wackeligen Stapel zu einen Burgfried erklärte. Selbst mit einem Kochtopf als Ritterhelm und einer Vorhangstange als Schwert ausgerüstet, galt es nun ein Püppchen mit blonden Zöpfen aus dem obersten Ordner der Festung zu befreien. Dazu musste Ferdinand im Zickzack laufen, weil der böse Drache in Form eines Schreibtischstuhls ihn nicht zu fassen bekommen sollte. Lässt man sich von vorpubertären Vorstellungen ein wenig anheizen, dann wird die Geschichte schon stimmen.
**********Engel Frau
25.860 Beiträge
Gruppen-Mod 
N'abend! *smile*

Da mein für heute Auserwählter noch nicht gelesen hat, dass er auserwählt ist, übernehme ich heute die neuen acht Wörter:

• eiskalt
• Waldarbeiter
• Vergeltung
• verzückt
• schmutzig
• mächtig
• Turm
• Irrenhaus

Viel Spaß und eine willige Muse an Eurer Seite! *wink*
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
@*******ush: wow!!! *wow* So berührend!! Danke dir sehr!! *love3*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
@*********trone
Von "„The Sniffs“ gibt es tatsächlich nur ein Video auf Youtube, und das ist ... na ja ...
Oder sind die Smiths in Anspielung gemeint? *ggg*

@*******ush
Dialog mit Pointe. Zum Schluss ist ganz viel Einsamkeit.

@*******nd29
Ferdinand Rotzlöffel. Witzig. Auf Rotzlöffel kam ich, weil das Plakat meiner eigenen Band aus der Jugend an der Wand hängt. Und Ferdinand war meine erste veröffentlichte Geschichte überhaupt, ein Foto-Comic, damals in der Zeit der Goldgräberstimmung der Kreativen im Internet.
*********trone Frau
901 Beiträge
Zitat von *******tia:

Oder sind die Smiths in Anspielung gemeint? *ggg*


Nein die nicht. Es war eine Vorband von „Juliette and the Licks“
😉
*******nd29 Mann
734 Beiträge
Zitat von *******tia:
@*******nd29
Ferdinand Rotzlöffel. Witzig. Auf Rotzlöffel kam ich, weil das Plakat meiner eigenen Band aus der Jugend an der Wand hängt. Und Ferdinand war meine erste veröffentlichte Geschichte überhaupt, ein Foto-Comic, damals in der Zeit der Goldgräberstimmung der Kreativen im Internet.

Is' ja irre!
*******nd29 Mann
734 Beiträge
Befremdliche Träume

Längst ist Dunkelheit über der Klinik von Schneppendorf eingetreten und vom Turm strahlte das helle Licht der Scheinwerfer auf den Innenhof. Das alte Gebäude mit seinen mächtigen Sandsteinmauern wird seit jeher in der Umgebung nur als das Irrenhaus bezeichnet. In ihrem großzügigen Büro wälzte Erika einen Gedanken immer wieder hin und her. Wie zutreffend ist diese Bezeichnung wohl? Ihr erschien es als unfair, die Patienten, die durch ihre Lebenssituation in psychische Probleme geschlittert sind, als Irre zu bezeichnen. Auf eine eher neckische Art würde sie sich selbst als ein wenig gaga einstufen. Zumindest entgleisten ihr hin und wieder ihre Tagträume. In manchen Szenarien stellte sie sich verzückt vor, wie ein Patient mit Oberarmen wie ein Waldarbeiter sie eiskalt überwältigt und ihr schmutzige Sachen ins Ohr flüstert. Möglicherweise hatte sie selbst ein Paket an Ungereimtheiten in ihrer Seele zu verarbeiten. Ihr Job machte es notwendig, taff zu sein. Sie musste sich immer dazu zwingen eine professionelle Distanz zu den Insassen zu wahren. In besonderer Weise galt das für Männer, die eine Sehnsucht nach Zuneigung in sie projizierten. Sie musste hier immer Verständnis aufbringen und durfte doch keine Hoffnung in ihnen erwecken. Ihr war bewusst, dass manche ein gewisses Gewaltpotenzial besaßen, um Vergeltung an ihr zu üben für alle Abweisungen, die sie in ihrem Leben erfahren haben. War es nun ein Helfersyndrom oder ein gewisser Selbstzerstörungstrieb, ihnen das zumindest in der Vorstellung zu ermöglichen?

( eiskalt, Waldarbeiter, Vergeltung, verzückt, schmutzig, mächtig, Turm, Irrenhaus )
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Der Waldarbeiter
Die dünne Schneedecke knirschte rhythmisch unter seinen schweren Sicherheitsstiefeln. Der dichte, krautige Bart war überzogen mit Eiskristallen, wodurch die Haare im fahlen Mondlicht noch grauer wirkten. Seine Schritte waren weithin zu hören im viel zu lichten Wald, der nur noch aus nackten, toten Baumstämmen bestand. Wie eine gespenstische Ausstellung nicht abgeholter Maibäume wirkten die trostlosen Hügel, die einst ein fruchtbarer, grüner Wald waren.
Was saurer Regen, Kohlendioxid und Hitzesommer nicht zerstören konnten, erledigte zuletzt der Borkenkäfer.

Für einen Waldarbeiter wie Erwin erweckte der Anblick dieser zerstörten Landschaft Gefühle wie Verlust, Verzweiflung und den unbändigen Wunsch nach Vergeltung. In diesem Forst hatte er im Verlauf des letzten viertel Jahrhunderts sein einst zufriedenes Leben verbracht. Wütend stieß er dicke Dampfwolken in die eiskalte Nacht, während er zielstrebig seinem Ziel entgegen eilte.

• * *

Veronikas Füße waren eiskalt. Kaum noch spürte sie ihre Zehen, während sie, notdürftig eingehüllt in einer kratzigen Decke, auf einer alten Matratze kauerte. Alles war so schmutzig: Der alte Teller mit dem bayerischen Rautenmuster, auf dem ihr dieser Unbekannte das Essen brachte. Die Trinkflasche, die immer wieder mit Wasser aufgefüllt wurde. Der Topf in der Ecke, in den sie ihre Notdurft verrichten durfte, gerade nah genug, um ihn angebunden an eine rostige Kette zu erreichen. Der Fremde hatte versprochen, ihr nicht weh zu tun. Er wirkte nicht gewalttätig und aggressiv. Eher unendlich traurig und beinahe sanft. Trotzdem spürte Veronika eine unendlich große Angst. Sie hatte Angst um ihr Leben. Sie hatte aber auch Angst um diesen seltsamen Mann, der gerade schweigend eine Kettensäge aus dem für sie viel zu weit entfernten Schrank geholt und schweigend das Haus verlassen hatte. Er wirkte zornig. Nicht so wie der zufrieden strahlende Mann auf dem Bild an der Wand, der zusammen mit Frau und Kind glücklich wirkte.
Verrückt! Während ihre Klassenkameraden sich Sorgen um die aktuellen Abiturnoten machten, sorgte sie sich um ihr Leben und das Leben ihres Gefängniswärters.

• * *

Mit der Kettensäge in der Hand schritt Erwin auf den Turm zu. Der Turm war ein historisches Gebäude am Rande eines Industriegeländes, welches der Clan der „von Ebenheidts“ für ihre formellen Empfänge und ausschweifenden Partys nutzte. Auch heute standen wieder unzählige schicke, teure Sportwagen und dicke SUVs auf dem Parkplatz vor dem Turm. Auf vielen KFZ-Kennzeichen prangte das große E zur Gewissensberuhigung der Fahrzeughalter. Jeder Gast hier war irgendwie mächtig: Vorstandsvorsitzende, Bürgermeister, Landräte, Aktionärsvorstände, Finanzberater, Bordellbesitzer und Banker gaben sich die Klinke in die Hand. Das Unternehmen der von Ebenheidts war als Autozulieferer einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region.

Aus der Ferne betrachtete Erwin durch die riesigen Fenster dieses Irrenhaus des Geldadels. Verzückt tanzten sie zur Musik und beklatschten sich gegenseitig für das Glück, mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen zu sein. Diese Menschen waren in Erwins Augen Schuld am Sterben seines geliebten Waldes. Mit dem Wald starb sein Leben. Als zuständiger Revierförster des einstigen Naturparks konnte er damals ein traumhaft stilles Haus im Wald beziehen. Hier gründete er seine Familie, lebte lange Jahre glücklich mit Frau und Tochter. Der rapide sterbende Wald des einstigen Naturparks brachte sein Leben aus dem Gleichgewicht. Seine Frustration und die Geldsorgen durch stetig gekürzte Gehälter der zuständigen Forstbehörde vertrieben Frau und Kind, die sich lieber ein komfortables Leben in der Stadt suchten.

Scheinbar machte sich im Turm niemand Gedanken um die entführte Tochter. Veronika von Ebenheidts Verschwinden war in den letzten drei Tagen, seit er sie gefangen hielt, nicht in den Medien aufgetaucht.
Erwin hatte sich in seinem harten Schädel die schönsten Rachephantasien zusammengebraut. Mit der röhrenden Kettensäge wollte er die Veranstaltung im Turm stürmen. Er sah Frauen hysterisch schreiend zur Seite springen. Männer in Anzügen, die sich in Todesangst einnässten. Die wütende Kettensäge sollte Sektgläser von der langen Tafel räumen, teure Mahagonimöbel in Einzelteile zerlegen und die Musik der dekadenten Bossanova-Combo übertönen. Am Ende würde er auf dem Podest des Thronsaals stehen und seine Forderungen über die Menge brüllen …

Doch was sollte er eigentlich fordern? Es war zu spät. Der Wald würde nie wieder ein Wald sein. Alle diese macht- und geldgierigen Menschen hatten es über Jahrzehnte verstanden, dem Schutz von Natur und Umwelt keine Raum zu geben, um weiterhin ihren maßlosen Reichtum zu mehren. Was sollte er mit dem erpressten Geld anfangen? Sich bis ans Ende seiner wenigen verbleibenden Tage besaufen? Dekadente Feste mit irgendwelche Huren aus der Stadt in seinem heruntergekommenen Waldhaus feiern? Es hatte keinen Sinn und plötzlich tat ihm Veronika leid. Während sie in seiner unbeheizten Hütte beinahe erfror, feierten ihre Eltern ungestörte Partys mit den Arschlöchern der Region. Traurig schüttelte er den Kopf und trat den Rückweg an.

• * *

Veronika erwachte angstschweißgebadet aus einem traumlosen Schlaf. Das Türgeräusch weckte sie. Der Unbekannte betrat ihr Verlies und setzte sich schweigend vor ihr auf dem nackten Boden nieder. Forschend sahen sie sich an. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete er den Mund:
„Hätte es noch ein intaktes Tannenbäumchen gegeben, ich hätte es dir mitgebracht, um Weihnachten zu feiern.“
Verwirrt blickte sie ihn an. Er fuhr mit seiner rauen, trockenen Stimme fort:
„Kann es sein, dass deinen Eltern wenig an dir liegt?“
Veronika traten Tränen in die Augen. Auch Erwins Augen glitzerten verdächtig. Er löste ihre Ketten und ging in Erwartung ihrer Wut in Deckung. Doch statt zorniger Hiebe gab es von ihr nur eine Frage:
„Hast du irgendwas zu trinken hier? Und vielleicht einen Platz zum Aufwärmen?“

Sie saßen danach noch lange am offenen Kamin, den Erwin zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit angeheizt hatte. Genug Schadholz gab es rund um die Hütte, um bedenkenlos den Kamin damit zu befeuern. Im Keller hatte er noch eine alte Flasche Wein und einen edlen Weinbrand gefunden. Gemeinsam leerten sie Glas um Glas und erzählten sich ihre Lebensgeschichten, nachdem sich Erwin tränenreich und mehrfach bei Veronika entschuldigt hatte.
Sie ließ dafür der Enttäuschung und der Wut über das Verhalten ihrer Eltern freien Lauf. Materiell fehlte es ihr an nichts, Schule war dank einer Armee von Nachhilfelehrerinnen kein Problem und ihr Zimmer bot den Platz einer Vierzimmerwohnung von Durchschnittsverdienern. Es war ein goldener Käfig. Emotional verkümmerten die Familienmitglieder der von Ebenheidts zunehmend von Generation zu Generation. Zuletzt wurde sie jeden Freitag eingesperrt, während ihre Mitschüler für die Rettung des Planeten demonstrierten. Sie konnte entkommen, flüchtete in den Wald und traf zufällig auf Erwin. Der Rest ist Geschichte.

Irgendwann schlief Erwin in seinem abgewetzten Ohrensessel ein. Veronika leerte ihr letztes Glas, hob die Kettensäge an und prüfte grinsend das Gewicht des Geräts. Nicht zu schwer für ihren trainierten Tennisarm. Zufrieden trat sie den Heimweg an.

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Alle Namen sind frei erfunden und entsprechen keinerlei realen Personen.

Impotentes Koppireit.
Me 2
*********ld63 Frau
8.551 Beiträge
Deine Geschichte geht mir unter die Haut, @*******tia!

Toll geschrieben! *bravo*
*******tia Mann
5.162 Beiträge
Ich danke Dir, @*********ld63

*knicks*
****59 Frau
3.156 Beiträge
Kompliment @*******tia *hutab*
*********trone Frau
901 Beiträge
Die Schwarzwaldklinik
Frau Ingeborg Castaneda lädt ein zu einer Fantasiereise im oberen Stockwerk im „grünen Raum“, steht auf dem schwarzen Brett in der Eingangshalle. Vielleicht gar nicht so schlecht. Dann redet wenigstens nur Eine. Draußen ist es eiskalt und es peitscht der Platzregen gegen die Fenster. Die Wassergymnastik wurde auch noch abgesagt. Mein Kaffee ist leer und mein kleiner Schatz hat Spaß in seiner Kindergruppe.


Die Mutter-Kind-Kurklinik im Schwarzwald entpuppte sich in der letzten Woche als ein kleines Irrenhaus. Ich kam in Frieden, um mich zu entspannen. Tatsächlich gehen mir hier einige Frauen mächtig auf den Keks. Gehe ich essen, muss ich mir von der Einen was über Inhaltsstoffe der Büchsenerbsen anhören. Wasche ich meine Wäsche, bekomme ich einen Vortrag über die Vorzüge von Waschnüssen, gehe ich in die Sauna, erzählen mir zwei Frauen was über eitrigen Scheidenausfluss. Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt und ich bin mitten in der Gruppentherapie aufgestanden und gegangen, als mir die Öko-Uschi unterstellte schlechte Energien zu verbreiten. Dann fing sie auch noch an fürchterlich zu weinen.


Ich schau mal. Dieses eine Fantasie-Reise-Programm und dann habe ich meine Kur-Pflicht für heute erledigt.


Oben angekommen, luge ich heimlich durch den Türspalt. Die „Perücken-Lady“, hat sich wieder mitten im Raum mit all ihren Heilsteinen, Tee und Taschentüchern ausbreitet. Die Öko-Uschi liegt mit ihren selbstgestrickten Socken bereits mit geschlossenen Augen auf ihrer Matte und lauscht verzückt den Klängen einer Klangschale. Sonst wäre da nur noch die übergewichtige Kettenraucherin, deren Namen ich mir nie merken kann.


Ich will wieder gehen, bevor ich als Vergeltung mit einem lila Chakra-Angriff der Esoterik-Tanten rechnen muss.
Eine salbungsvolle Stimme haucht: „Willkommen! Nimm Dir eine Matte. Wir starten gleich.
Zu spät. Die Tür öffnet sich und alle Augen sind auf mich gerichtet.
Ich wähle den Platz nah am Fenster und schließe die Augen. Die sanften Klänge der Entspannungsmusik hüllen mich ein. Aus der Ferne höre ich Worte wie:
… Du steigst hinab aus einem Turm … zählst die Stufen … 33, 32, 31, … auf einem weichen Boden im Wald … gebettet auf Moos … Tautropfen benetzen Dein Gesicht … dort erwartet Dich …

…vermutlich ein Waldarbeiter mit nacktem Oberkörper. Er sieht mich liegen und wirft seine Motorkettensäge ins Gebüsch. Seine schmutzigen Hände wischt er an seiner grünen Arbeitshose ab und …

… Deine Hand gräbt sich tief in den feuchten Waldboden. Sonnenstrahlen kitzeln auf Deiner Haut. Du bist völlig entspannt.
*******nd29 Mann
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Kettensägenmassaker
@*******tia Wenn auch Terror keine Lösung ist, zeigt Deine Geschichte doch deutlich wie sehr die Wut über Ignoranz in einem bohren kann. Leider muss man sich immer wieder eingestehen, dass man in irgendeiner Weise zum System gehört und letztlich zumindest zu einem Teil auch Mittäter ist.

Auf alle Fälle: Eine super Geschichte!
*******ush Frau
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Affenzirkus
Was für ein Irrenhaus! Können Sie sich das vorstellen? Drei Hasen, zwei Hunde und mindestens acht Katzen hält meine Tante Olinde in ihrer 4-Zimmer-Wohnung, und dann steht da noch ein Turm von drei Aquarien.

Jetzt schaut sie gerade ganz verzückt ihrem Nachbarn zu, von Beruf Waldarbeiter, wie er sich bemüht, in einem Glaskasten, der Olinde künftig als Terrarium für ein Chamäleon dienen soll, ein paar schmutzige Äste und Pflanzen so zu platzieren, dass sich das Tier wohlfühlen kann. Aber ist das überhaupt möglich? Muss man so viele hilflose Kreaturen in einer Innenstadtwohnung im dritten Stock halten? Zumal, wenn man 84 ist und die Hunde nicht mehr regelmäßig selbst ausführen kann. Das macht meist die Tochter einer Nachbarin.

Ich mag Olinde wirklich, aber diese Besessenheit, alle möglichen Haustiere um sich herum zu versammeln, stößt mir mächtig auf. Ich habe schon öfters versucht, mit ihr darüber zu reden, aber das will sie nicht hören. Eiskalt ignoriert sie mich.

In allen anderen Lebensbereichen ist sie noch gut beieinander, deshalb kann ich ihr ihre Menagerie auch nicht einfach wegnehmen. Ich habe mal vorsichtig beim Tierschutz angefragt, aber dort hat man mir gesagt, solange die Tiere artgerecht gehalten würden, ginge das in Ordnung.

Und was soll ich sagen? Die Katzen haben ihr eigenes Zimmer, in das sich die Hunde nicht hinein trauen - sie fürchten sich vor der Katzenclique. Die Hunde hocken statt dessen, wenn sie nicht ausgeführt werden, vor dem Hasenstall, der ein anderes Zimmer fast komplett ausfüllt. Die Hunde betrachten das offenbar als ihr persönliches Unterhaltungsprogramm. Langweilig ist ihnen jedenfalls nicht, so lange die Hasenshow läuft.

Füttern scheint auch gut zu klappen - Olinde besorgt immer nur das beste Frischfutter, und ihr Tagesrhythmus richtet sich nach ihrem Streichelzoo. Sie lebt für die Tiere. Und ich frage mich: Was geht vor - das Wohl der Tiere oder das von Olinde, die vermutlich verkümmern würde, wenn sie sich nicht mehr um ihre Viecher kümmern dürfte?

Ich hoffe nur, dass nicht irgendwann mal militante Tierschützer mitbekommen, was bei Olinde abgeht, und versuchen, eine Art von fehlgeleiteter Vergeltung zu üben.

Nun muss ich aber erstmal wieder nach Hause. Eddi muss gefüttert werden, mein Schimpanse. Und die beiden Wasserbüffel - ich hoffe, die haben nicht wieder die Geranien angeknabbert. Zum Glück sind sie inzwischen groß genug, dass sie nicht mehr in Mattis Beuteschema passen. Also, die Büffel, nicht die Geranien. Für Geranien interessiert sich Matti nicht. Matti ist mein Glattstirnkaiman.

Sie sehen schon: Bei mir geht das alles wohlgeordnet zu. Nicht so ein Chaos wie bei Olinde!
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